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ttlekon Nr 41.

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Erzähler vom Schwarzwald.

Amtsblatt für die Stadt Mldbad.

O«r kündigungsblatt

der Ugt. Aarßämter Wildbad, Meistern, Lnzklösterie »c.

mit

amtlicher ^remdenliste.

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Montag, de» V. September

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Marokkos heiliger Krieg.

Die Phantasie ist eine trügerische Person. Sie be­mächtigt sich der Wünsche und Hoffnungen, putzt beide hübsch auf, gibt ihnen die Farben der Wahrscheinlichkeit und stellt sie dann als vollendete Tatsachen vor das suchende Auge. Die französische Presse konnte sich nicht genug tun in den letzten Tagen in Lobgesängen aus den Gegensultan Mulay Hasid, der anders wie sein schwächlicher Bru­der die Berechtigung der Europäer, in seinem Lande nach Belieben zu schalten, vollauf anerkenne und sich gleich­sam als williger Knecht in den Dienst der französischen Okkupationstruppen zu stellen gedenke. Nun fällt der Schleier, der das dunstige Gemälde verhüllte und es zeigt sich, daß Mulay Hasid gar nicht daran denkt, in Gegensatz zu dem Volksempsinden seiner S-tammesgenossen zu treten. Er müßte auch ein schlechter Rechner sein, wenn er geglaubt hätte, feste Stützen für seinen Thron­anspruch dadurch zu finden, daß er den Weg zur Herr­schaft durch ausländische Bajonette offen legen ließ. Ein solches Regiment könnte ihm nach aller bisherigen welt­geschichtlichen Erfahrung wohl den Titel eines Scheinfür­sten bringen, der als unwesentliches Ornament am Zwing­turm der fremden Oberhoheit keine besonders imponie­rende Rolle spielte. Damit wäre seinen fanatisierten Landsleuten wenig gedient. Und ihm selbst nicht. Denn die marokkanischen Nomaden sind keine Inder, deren Pas­sivität den Engländern die fortgesetzte Ausnützung ermög­lichte, indem man ihnen einige bunt aufgeputzte Schat­tenfürsten ließ und die wirkliche Gewalt an die briti­schen Residenten band. Die aus arabischen und herberi­schen Elementen gemischten Stämme haben ein starkes , Selbstbewußtscin schon in friedlichen Zeiten und gehorchen K Lern Sultan nur in beschränkter Weise, eine von Europa

geleitete Puppe würden sie einfach verlachen. Mu- Hasid, der in der Stunde der Gefahr auf dem Plane, erschien, entwickelt sich denn auch ganz anders, wie man in Paris und in vielleicht noch einigen anderen Calsnots- sitzen der Mächte von Algeciras gehofft hatte. In seiner. Proklamation sagt er, der Einbruch der Feinde sei ledig­lich der Schwäche und Ohnmacht des bisherigen Sultans zu danken. Törichter Weise habe man die Besetzung von Udschda geschehen lassen. Nunmehr, da die Franken sich des Hafens von Casablanca bemächtigt und die Ein­wohner vertrieben hätten, sei es dringende Zeit, die In­teressen des Landes ernsthaft zu verteidigen.. Denn der Feind habe weitere Pläne, wolle Fez und Marrakesch

nehmen, Marokko aus der Liste der selbständigeil Staa­ten streichen. Das werde Gott nicht zulassen und mit Allahs Beistand wolle er, Mulay Hasid, des Volkes Er­wählter, die Feinde ins Meer zurücktreiben.

Diese Erklärung platzt wie eine Bombe in die immer noch fortgesetzten tiefsinnigen Erörterungen hinein, die er­gründen wollen, ob mit dem jetzigen Feldzug der Fran­zosen und dem ziemlich ungerechtfertigten Bombardement von Casablanca der Sinn der Akte von Algeciras verletzt worden ist oder nicht. Der so plötzlich auf der Bild­fläche erschienene Gegensultan verkünden kur­zerhand den heiligen Krieg. In islamitischen Län­dern hat das noch immer gezogen und es wird in Marokko am allerwenigsten seine Wirkung versagen. Jemehr der bisherige Sultan Abdul Asis sich den Fremden nähern oder ihren Forderungen entsprechen wird, um so schneller werden die noch Getreuen von ihm abfallen und sich dem kraftvolleren Mulay Hasid zuwenden, in dem sie den Ret­ter des Landes sehen werden. Das französische Expe­ditionskorps bei Casablanca kann nichts ausrichten, es muß sich mühsam der Umklammerung durch die tapferen Schwärme der Gegner erwehren. Spanientut nur not­gedrungen mit und möchte sich am liebsten aus der Affäre ziehen. In den auswärtigen Aemtern der Konferenz- Mächte aber herrscht Verlegenheit. Me wegen der bedauer­lichen, a ber immerhin nicht ganz unerklärlichen Tötung ei­nes anmaßenden und ungeschickten französischen Arztes inszenierte Okkupation von Udschda schlug das erste Loch in die so mühsam und unter nicht unbeträchtlichen Nach­giebigkeiten zu Stande gekommene Urkunde. Wenn die Franzosen jetzt in schwierigem offenem Kriege das Land erobern sollten oder müßten, was soll nachher geschehen? Die etwas übereilige und nicht zweifellos gerechtfertigte Zerstörung von Casablanca gab bereits die Einleitung zu einer solchen Entwicklung der Dinge, deren Ausgang bei der Eigenart und der unbestreitbaren Widerstandskraft der marokkanischen Bevölkerung außerdem nicht voraus zu sa­gen ist Will man etwa Frankreich, nachdem es unter! ungeheuren Opfern wirklich allen Widerstand besiegt hätte, mit dem ramponierten Papier von Algeciras als Beloh­nung nach Hause schicken? Es vielleicht gar noch als Bürgen für die Entschädigungsansprüche der übrigen Natio­nen in Anspruch nehmen? Denn Marokko selbst hat so­viel Schulden, daß sie jetzt bereits nicht mehr durch die bis aus den letzten Heller ausgedehnte Verpfändung der! Einnahmen gedeckt werden können.

Das marokkanische Abenteuer, in das die deutsche

auswärtige Politik mit dem Kaiserbesuch in Tanger in so prononcierter Weise eingriff, wird auf die Dauer im­mer verworrener. Die Schüsse, mit denen Mulay Ha- fid die fremden Eroberer ins Meer treiben will, werden uns zwar nicht direkt erreichen. Wer trotzdem können auch wir in Deutschland sehr leicht einige Beulen davon tragen. Und es bleibt fraglich, ob es zweckmäßig und notwendig war, uns solchen Eventualitäten auszusetzen.,

* * * *

Es liegen eine Reche Meldungen vor: so erfährt der PariserTemps", daß Deutschlands Antwort auf das vom Cambon in Berlin überreichte! Memorandum wesentlich folgendes enthält: In dev Erwartung, daß Ereignisse, wie das Bombardement von Casablanca sich nicht wiederholen und daß Frankreich Und Spanien nach Ivie vor bestrebt sein werden, ihr Verhalten den Beschlüssen von Algeciras anzupassen, erklärt Deutsch­land, daß es die Polizeiorganisation, wie sie Frankreich und Spanien, der Lage Rechnung tragend, ins Werk setzten, nicht stören will. Die Köln. Ztg. meldet aus Berlin: Die französische Regierung hat den Mächten, di« die Akte von Algeciras unterzeichnet haben, eine Denk­schrift überreicht, worin der Vorschlag entwik- kelt wird, als einstweilige Maßregel die Poliz ei inMa - rokko nicht, wie, vorgesehen, durch Marokkaner unters französischer und spanischer Kontrolle, sondern durchlveg aus Franzosen und Spaniern zu bilden. Diese Organisation soll in Kraft bleiben, bis die weitere Ent­wicklung es gestattet, die Polizei entsprechend den Bestim­mungen der Akte von Algeciras zu bilden. Aus.Tan­ger wird berichtet, daß auf Anregung des diplomatischen Korps der Kriegsminister Gebbas mit den Notabeln über Maßnah mengegen diezuUnruhcnaufhetze ir­den Agitatoren beriet und die Einsetzung eines Ge­richtshofes vorschlug, der in abgekürztem Verfahren ab­urteilen soll. Die Vertreter der Mächte billigten diesen Vorschlag, zuerst mit Ausnahme des Vertreters Spaniens, der einwandte, daß ein derartiger Gerichtshof möglicher­weise mit der auf Grund der Algecirasakte eingesetzten Polizei zusammenstoßen könne. Wie jedoch die Agencs Havas meldet, hat Spanien nachträglich dem Vorschlag doch zugestimmt. Nach einer Meldung der Petite Re- publique haben die Franzosen Mazagan bom­bardiert. Nach der Morning Post ist Mazagan von einer französischen Landabteilung besetzt worden. .. Zur Ver­stärkung der Garnison sind Truppen von Casablanca nach Mazagan abgegangen.

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Die Rane Dame.

Kriminal-Roman von Aug uste Groner.

) - , (Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

Aber darin befindet sich nichts als ein feines Battist- taschentuch, eine Bonbonniere und ein zierlicher Opern­gucker, der in einem Futterale steckt. . : !

Müller hält danach Umschau nach dem zweiten Hand­schuh, aber er findet ihn nicht. . '

Etwas anderes aber findet er. ^ - - -

Eine Hütnadel mit einem großen Kopf Won Brillan­tenimitation. ' '

Sie liegt dicht hinter dem Dolch auf dem Kamin. -

Der Detektiv hat der Waffe bis jetzt wenig AUfnwrk- samkeit geschenkt.

Sie ist ihm auch jetzt noch nicht interessant. Weit mehr als sie beschäftigt ihn der scheinbar belanglose und doch vielleicht sehr wichtige Umstand, daß diese Hütnadel sich, im Erkerzimmer befindet, da doch der Hut im Schlaf­zimmer abgelegt worden ist.

Aber es kann sein, daß die Nadel gerade so, wie der Dolch, aüf der Erde gelegen ist, und daß der, welcher diesen aufhob, auch jene aufgehoben und auf den Kamin gelegt hat. Zuviel Wichtigkeit darf man derlei nicht bei­messen, immerhin aber wird es gut sein, nachzufragem, wo sich Hut und Nadel bei Auffindung der Leiche befun­den haben.

Viel auffallender ist das Fehlen der Umhülle, welche die Lehmann ohne Zweifel bei sich gehabt hat. Der Ver­bleib dieser beiden Stücke muß jedenfalls festgestellt wer­den. Vielleicht befindet sich eines bei dom anderen.

Dies zu eruieren, das kommt indessen später daran, i Vorerst Muß man nach Wichtigerem suchen.

Müller geht zür Körredortür des Erkerzimmers, schließt sie pon innen ab und begibt sich dann zu dem Schreibtisch.

Ehe er irgend etwas daselbst 'berührt, läßt er sein«! Augen über das Kunterbunt hinwaildern.

Auch er wundert sich über den unbenutzten Abreiß­kalenders der seiner Besitzerin ja immer vor Augen gewe­sen Har ptch somit pW Mgessen wyrM seit! WlMj

und auch er wunderte sich über den dürren Veilchens) rau in dem Bastschiffchen.

Müller hat nach der Betrachtung von all den Nich­tigkeiten, welche Elise Lehmann da sinnlos zusammenge­tragen und sinnlos aufgehäuft hat, genau denselben Ein­druck erhalten, welcher auch Thorn geworden war, denkt ebenso wie dieser, daß die Verstorbene gar wenig Sin- nigkeit besessen haben mußte.

Er läßt sich vor dem Schreibtisch nieder.

Seine Hand faßt den Schlüssel an, der an einest: der Laden steckt, aber er dreht ihn nicht um.

Seine Augen haben noch einmal das Kalenderchen gestreift, und jetzt greift seine linke Hand danach.

Zum letztenmal", steht dicht unter dem Datum. Es ist ganz klein und nur mit Bleistift geschrieben.

Den scharfen, gllezeit forschenden Augen des Detek­tivs ist es jetzt trotzdem nicht entgangen. Und nun weih er, daß für Elise Lehmann dieser 5. Mai ein Gedenktag geworden ist, daß sie den Kalender, der da so augenfällig ausgestellt ist, jmit Absicht nicht mehr benützt hat.

Es hat ihr an Sinnigkeit also doch nicht gefehlt!" muß Müller ,denken, während er den Kalender wieder an seinen Ort stellt und dann denkt er:Was mag denn an diesem 5. Mai zum letzten Mal gewesen sein? Wer das wüßte, der hätte vielleicht einen Anhaltspunkt. Ob dieser Veilchenstrauß damit in Verbindung steht. Im Grunde ist er ja auch ein Zeichen von Sentimentalität.,

Und er ist so angebracht, daß er sich dem Kalender- chcn zuneigt.Na damit darf ich mich nicht üuf- halten."

Müller zieht die Lade auf.

Es ist diejenige, welche die Zitatenabschrift enthält, bei deren Durchsicht Müller ebenfalls genau dasselbe denkt, was Thorn gedacht hat. Und weiter sucht er in den Laden, in den Fächern, aber er findet nichts, was ihn auf eine Spur bringen kann.

Da steht er auf und geht in das Schlafzimmer. Des­sen eine lange Wand nimmt ein vielteiliger Garderobe­schrank ein.

Dieser interessiert Müller jetzt am meisten. Er öff­nete eine seiner Türm. Die nun sichtbarm Fächer ent­halten nicht gar viel, aber luxuriöse'Wäsche, von welcher W MM SUtzMsgelft, ,, ... : -.... I. ^ ,W..^1

den.

Müller langt in eines der Fächer.

Er hält einen ziemlich großen Lackkasten in den Hän-

Er ist versperrt.

Müller stellt ihn auf den Schreibtisch hinaus. Dann nimmt er die Börse, die man der Leiche abgenommen hat aus der Lade, kstnd aus dieser Börse, die zwei Schlüs- selchen, die er schon früher darin gewahrt hat. Eines dieser Schlusselchen sperrt die Kasette.

Aber diese enthält nicht, was der Detektiv sich er­hofft hat Briefe sondern Spitzen, einen Seiden- schal und einige Schmuckgegenstände.

Er verschließt die Kasette Und stellt sie wieder an den Ort, an welchem er sie gesunden.

Bei jdieser Gelegenheit schiebt er eine, Partie Wäsche zur Seite, denn es war ihm, als läge etwas anderes darun­ter.

Na, vielleicht jetzt," sagte Müller und unterzog auch diese Kasette der von der anderen durchgemachten Proze­dur.

Und jetzt war er befriedigt.

Ein Päckchen Briefe lag vor ihm.

Er setzte sich nieder und begann zu lesen.

Es waren, wie leicht zu vermuten gewesen, Liebes- epistel.

Ihr Schreiber gehörte offenbar nicht zu den geist­reichen, vielleicht zu den gemütvollen, jedenfalls aber zu den leidenschaftlichen Menschen.

Die Schrift war rund und flüchtig, wie es oft die Schriften Handelsbeflissener sind.

Der Mann war ein glücklich Liebender gewesen.

Etliche Bemerkungen in den Briefen bewiesen dies. Sie waren alle in diesem Jahr und in den letzten Mona­ten des vergangenen Jahres geschrieben worden.

Zwei davon trugm die Ortsangabe Berlin, einer die­jenige Dresdens, vier im ganzen waren es sieben Briefe trugen keine Ortsangabe und waren mit Bleistift ge­schrieben. Zu keinem von ihnen war ein Kuvert vor­handen,

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