Mlte. Ms die Unterschlagungen Nns Tageslicht kamen, Mlte sich Anger selbst der Staatsanwaltschaft. Der Angeklagte, der im Nebenberuf Artist ist, verwendete den größten Teil der unterschlagenen Gelder zur Anschaffung von artistischen Apparaten und Haushaltungsgegenstän- hen, auch verbrauchte er viel in Wirtschaften. Die Fir-- wa wird um etwa 18 000 Mark dauernd geschädigt sein. Aas Urteil gegen den Angeklagten lautete auf drei Jahre Gefängnis, zugleich wurden ihm die bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von fünf Jahren aberkannt.
Landau (Pfalz), 6. Sept. Die Strafkammer verurteilte vier Rhodter Winzer, namens Heintz, Retzer, Barth und Biehler wegen Weinfälschnng zu Gefängnis und Geldstrafen und zwar Heintz und Retzer zu je einem Monat Gefängnis und 500 Mark Geldstrafe, Barth zu einem Monat Gefängnis und 200 Mark Geldstrafe und Biehler zu 600 Mark Geldstrafe.
Berlin, 6. Sept. Der Abgeordnete Erzberger war feiner Zeit vom Schöffengericht wegen Beleidigung des früheren Gouverneurs v. Bennigsen, jetzigen Redakteurs der „Kölnischen Zeitung", zu einer Woche Gefängnis verurteilt worden, weil er in einer Wahlbroschüre Herrn v. Bennigsen vorgeworfen hatte, er habe seine amtliche Stellung mißbraucht, um sich zu bereichern. Erzberger hatte bald seinen Irrtum eingesehen und die Beleidigung zurückgenommen. Im heutigen Berufen gsverfahren vor der Strafkammer ist ein Vergleich zustande gekommen, in dem Erzberger noch einmal erklärt, daß er den Vorwurf nicht erheben wollte Und erheben konnte und ihn mit dem Ausdruck seines lebhaften Bedauerns zurücknehme. Er verpflichte sich ferner, diesen Vergleich auf seine Kosten zu veröffentlichen und sämtliche Gerichtskosten zu übernehmen. Hierauf wird die Klage zurückgezogen.
Berlin, 6. Sept. Am Montag den 9. September findet in Moabit vor dem Schöffengericht Berlin die seinerzeit vertagte Hauptverhandlung in dem bekannten politischen Tendenzprozeß gegen Oberst a. D. Gädtke statt.
Wien, 6. Sept. In dem Prozeß gegen die 17 ruthenifchen Studenten wegen ihrer Gewalttätigkeiten an der Universität in Lemberg trat der Staats- arcwalt von der Anklage des Verbrechens der schweren Körperverletzung gegen sämtliche Angeklagte, außer dem. flüchtigen Krals, zurück. Ferner ließ er wegen unzulänglicher Beweise die Anklage gegen 6 Beschuldigte fallen, die sofort freigelassen wurden.
Kunst und Wissenschaft.
Stuttgart, 6. Sept. Spielplan der K. Hoftheater. Sonntag 8. Sept.: Carmen 8. 0. (7 Uhr). Montag 9. Sept. 2.: Renaissance (71/3 Uhr). Dienstag 10. Sept. V. 3: Des Teufels Anteil (7i/z Uhr). 11. Sept. 0. 3: Salome (71/2 Uhr). Donnerstag 12. Sept. L. 4: Die Eondettieri (71/2 Uhr). 13. Sept. 3: Violetta (71/Z Uhr). 14. Sept. 6. 4: Ter Dieb (71/2 Uhr) Sonntag 15. Sept. 8. 10: Tannhäuser (6H2 Uhr). Montag 16. Sept. b.. 4: Traumulus (71/2 Uhr). Spielplan-Entwurf für die Zeit vom 17.—25. Sept. 1907: Dienstag 17. Sept.: Di,e lustige Witwe. Mittwoch 18. Sept.: Des Teufels Anteil. Donnerstag 19. Sept.: Der Dieb. Freitag 20. Sept.: Fidelis. Samstag 21. Sept.: Traumulus. Sonntag 2P Sept.: Der Widerspenstigen Zähmung. Mon- tsg^2^> Sept.: Die Condottieri.
Kpser des Irrwahns.
Kaum eine Verirrung der menschlichen Seele hat von jeher so wilde, so verschiedenartige und verderbliche Formen angenommen wie der religiöse Irrwahn. Fast scheint es, als seien seine Manifestationen so alt wie die Religion selbst, als habe immer schon jedes religiöse Gefühl den Keim zu einer exaltierten Aeußerung in sich getragen. Die Geschichte der Religionen im Altertum zeigt in unendlich vielen Variationen das merkwürdige Bedürfnis des Menschen nach Ideen und Vorgängen, die eine Steigerung seiner Psyche für ihn bedeuten — wenn diese Steigerung auch eine krankhafte ist. Alle Maßstäbe hören bei dem durch feine religiösen Wahnideen Fanatisierten, dessen höchste Sehnsucht meist das Opfer in irgend einer Form ist, von selbst auf; das krankhafte Bedürfnis wandelt sich zum Taumel, zur Raserei, zur Verzückung.
Die Opferung Isaaks, die schauervollen Mysterien der Astarte, die Opfer des Moloch und das wütende Flagellantentum im christlichen Mittelalter — alle diese Abirrungen der Psyche gehören in die Sphäre, von der dem Menschengeschlechts schon so viel Unheil gekommen ist. Es wäre ein trüber Wahn, wenn man glauben wollte, Religionsverirrungen dieser Art seien in unserem aufgeklärteren Zeitalter ausgeschlossen. Unsere Tage lehren, daß ein Rest von Blindheit des Geistes auch im erleuchtetsten Kulturleben bestehen bleibt, daß die Seele immer noch so ein wunderliches Ding ist wie zu der Zeit, da ihr Plato „zu Leibe" ging, und daß ein Narr heute noch zehn Weise zuschande machen kann. Man hat erst dieser Tage von jener wildwachsenden Bewegung verzückter Pietisten gelesen, die in Kassel und Großalmerode ihre verderblichen Kreise zieht, von Schwarmgeistern, deren religiöser Irrwahn die absonderlichsten Blüten zeigt, die in religiösem Taumel in Krämpfe und „selige Ohnmächten" fallen. Aber vor wenigen Tagen drang noch eine schrecklichere Kunde von religiöser Verblendung in die Welt, von einer Tat, deren Einzelheiten den Irrwahn in seiner fürchterlichsten Form zeigten: in einem russischen Dorfe brachte ein „Prophet" den zweijährigen Sohn eines Bauern mit dessen Genehmigung auf die grausigste Weise um, weil das Kindlein der „Antichrist" sei — und das ganze Dorf, 32 Bauern, stand im Bann des Wahnwitzigen.
Den Gipfel der religiösen Verrücktheit bezeichnet wohl die Geschichte der Gekreuzigten von Wildisbuch, wie sie Johannes Scherr nach dem Staatsarchiv von Zürich in seinem Buch „Größenwahn", vier Kapitel aus der Geschichte menschlicher Narrheit — jetzt in Max Hesses Volksbücherei neu herausgegeben — erzählt. Es war im Frühjahr des Jahres 1823, als sich diese ohne Beispiel dastehende Geschichte in dem stillen Dörfleiu Wischen Schaffhausen und Zürich zutrug. Einige Jahre
vorher hatte die internationale Abenteurerin Juliane von Krüdener, die sich schon am preußischen Hofe als „Erweckte" Mühe gegeben hatte, die.Königin Luise zu „bekehren", einen Kreis von Pietisten, namentlich Herrnhutern, zu bilden gewußt, dem sie als „Prophetin" Vorstand, und dessen Umfang sich ständig vergrößerte. Sie wollte, nachdem sie vergeblich auch den Zaren Alexander in die Erlösungsnetze zu ziehen versucht hatte, ihr frommes Handwerk statt von „oben" nun von „unten" anfangen, um „ihre Sendung zu erfüllen". So kam sie nach einem recht bewegten Weltleben als wahre Magdalenen-Büßerin auch nach Basel, der Stadt der Traktätchen und frommen Millionäre. Das große Missionswerk begann jetzt; trotz mehrfacher Ausweisungen durch die Polizei erweckte die Krüdener in der ganzen Schweiz überall gläubige Seelen und bildete in den größeren Städten ganze Gemeinden von Muckern und Bußbetern. Der Keim zu einer geistigen Verwirrnis großen Stils war gelegt und sollte seine Opfer fordern.
In Wildisbuch lebte der wohlhabende, aber wegen seines Geizes und seiner Gewalttätigkeiten gehaßte Bauer Johannes Peter mit einem Sohn und fünf Töchtern. Der Sohn glich dem Alten und war ein liederlicher, sittenloser Strick, bis er „in den Knäuel der Sektirerei verstrickt wurde", wo er der vollendetste Taugenichts wurde. Von den Töchtern ist nur zu sagen, daß sie mit Ausnahme der ältesten und der jüngsten stille, sanfte Geschöpfe waren, deren weiche Gemütsart aber ganz dazu angetan war, sie in der geistigen Verwirrung, die die jüngste, die nachmalige „Heilige", anrichten sollte, rettungslos mit anderen Opfern versinken zu lassen.
Diese jüngste Tochter, „das heilige Margretli", galt schon von frühester Jugend an in ihrer Familie als eine Auserwählte. Sie war den Ihrigen an Intelligenz weit voraus; schon als Sechsjährige versank sie aber in religiöse Stimmungen und hielt in der Familie häusliche Andachten ab! Bald sprach es sich herum, daß sie „englische Gesichte" habe, daß sie Kranke heilen könne usw., und da sie noch dazu in der Weihnachtszeit geboren worden war, dauerte es nicht lange, bis sie als eine Art neuer „Heilandin" dastand. Als Sechzehnjährige war die Idee, daß sie zur „Mehrung des Reiches Gottes und zur Vertreibung des Satans" berufen sei, zu einer fixen bei ihr geworden, und von da ab nahm ihr wahnwitziges Treiben seinen Anfang. „Sie fing an," erzählt Scherr, „Visionen zu haben und Kämpfe mit den höllischen Geistern zu bestehen, gab Weissagungen von sich und hielt fanatische Predigten." Allmählich fing ihre Familie an, sich zu bekehren. Bei allen kam es „zum Durchbruch". Bei verschlossenen Türen wurden Erbauungsstunden abgehalten, an denen bald eine Reihe ebenfalls „erweckter" Genossen aus den benachbarten Ortschaften teilnahm. Ein Kreis wahnwitziger Seelenfreunde war versammelt, der in Bußübungen unter dem Präsidium der Prophetin schwelgte. Die bäuerischen Schädel waren alle entzündet worden. In Nachbarorten trieben unterdessen zwei heilige Schuster ihr Wesen, von denen der eine ein bewußter Betrüger, der andere ein armer, geistig umnebelter Mensch war, der in dem Margretli die Heilandin erblickte. Diese verliebte sich regelrecht in ihn, und zwar einmal auf irdische, einmal auf himmlische Weise. Der himmlische Seelenbund sollte in einem gemeinsamen Aufstieg zum Himmel sein Ziel finden, fand es aber nicht, während der irdische leider ein sehr greifbares Resultat — ein Mägdelein — brachte, das allerdings in der Verborgenheit gehalten wurde.
In der nächsten Zeit brach der religiöse Wahnsinn bei der Margretli immer stärker hervor. Der Gedanke einer „Vollendung am Kreuz" setzte sich in ihr fest. Sie wollte sich mit ihren Hausgenossen „opfern", um gegen den Teufel zu streiten, damit dieser das Christentum nicht überwinde. Mit ihrem Vater ihren Schwestern, den Mägden und Knechten des Hauses, ihrer Busenfreundin Ursula, dem geliebten Schuster und einigen anderen „Erweckten" begann nun im Frühjahr 1823 allnächtlich im Peterschen Hause ein wütender Kampf mit dem Satan. Männer und Weiber warfen sich auf die Knie und die Angesichter, schrien und tobten und schlugen unter dem furiosen Antrieb der „Heiligen" mit allen möglichen Werkzeugen alle Möbel und schließlich die Wände des Hauses zusammen. In diesen sollte der leibhaftige Teufel stecken. Man holte immer neue Hämmer, Aexte und Beile herbei, die brünstigen Gebete und feuernden Anrufe taten das übrige. Dazwischen gab es Erscheinungen und Gesichte, einer der Wütenden mußte weinen vor Freude, weil er „unaussprechliche Klarheiten" sah. Und die Heilige schrie von neuem: „Kämpfet für Christus und laßt das Leben für ihn! Der letzte große Kampf mit dem Teufel naht heran!"
Und — er sollte auf die schrecklichste Weise nahen! Nachdem das halbe Haus von den Schlachten schon in Trümmer gefallen war — draußen stand eine Menge gaffenden Volkes, die sich über den greulichen Rumor verwunderte — fingen die gegenseitigen Marterungen an. Um den Zorn Gottes zu vertreiben, schlugen sich die Beteiligten solange, bis sie ächzend zusammenbrachen. Ein vorübergehendes Einschreiten des Oberamtmannes, der leider unterlassen hatte, das Haus zu bewachen, fand nur den Erfolg, daß die Schlachten um so wütender begannen. Eines Tages erklärte die Heilige feierlich: „Der Kampf kann so nicht bestanden werden! Blut muß fließen!" Und nun begann die grauenhafteste Tragödie. Auf Geheiß des fanatischen Weibes erhält zuerst der Bruder Kaspar wütende Hammerschläge, dann werfen sich alle auf die Schwester Elisabeth, die mit Stemmeisen, Hämmern und Holzstücken getötet wird. In das schreckliche Geschlage hinein kreischt die heilige Furie: „Gott stärke deinen Arm, Ursula!
Die Wahnsinnigen geben sich aber noch nicht zufrieden. Die Heilige schreit: „Es muß noch mehr Blut fließen — ich muß sterben! Ihr sollt mich kreuzigen!" Sie bringt sich den ersten Schlag bei, dann muß ihre Freundin Ursula ihr Wunden mit dem Schermesser beibringen. Das fanatische Opfer läßt sich nicht mehr aufhalten — sie befiehlt, sie auf Holzbalken zu legen, Nägel zu holen und sie zu kreuzigen. Eine furchtbare Blutarbeit beginnt, deren Einzelheiten so grauenhaft sind, daß sie hier übergangen werden mögen — genug, das wahnwitzige Weib brachte sich unter den qualvollsten Martern selbst „zum Opfer dar".
Die ganze Rotte ging nach vollbrachter Tat ruhig — zum Mittagessen hinunter. Das schauerliche Drama sank) natürlich seine gerichtliche Sühne, das Tribunal verfuhr aber mit bemerkenswerter Milde. Die elf Beteiligten erhielten Zuchthausstrafen, von denen die höchste sechzehn Jahre, die niedrigste sechs Monate umfaßte. Das Haus wurde bis auf den Grund abgetragen.
Damit hatte ein Kapitel aus der Geschichte des religiösen Irrwahns seinen Abschluß gefunden. Berl. Ztg.
Vermischtes.
Auf dem Marsch in de« Herbst. Die TageL- lange nimmt im September recht erheblich ab. Im August betrug die Abnahme der Tagesdauer 1 Stunde 50 Minute«, im September berägt sie 1 Stunde 56 Minuten, denn während die Sonne am 1. September 5 Uhr 10 Minuten auf- und 6 Uhr 49 Minuten untergeht, geht fle am 30. September erst 5 Uhr 59 Minuten auf und schon 5 Uhr 41 Minuten unter. Währte die Tageslänge am 1. September noch 13 Stunden 35 Min., so wärht sie am letzten Sept. nur noch 11 Stunden 3S Min. Am 24. September K Uhr morgens tritt unser Tagesgestirn aus dem Zeichen der Jung- frau in das der Wage. Es gelangt wieder zum Aequatar und macht zum zwettenmale im Jahre Tag und Nacht in ihrer Dauer gleich, mit anderen Worten, der Herbst nimmt in unseren Breiten seinen Anfang, der Sommer ist vorüber^
Teptemberarbeiteu im Blumengarten. Tat Blühen läßt in Ziergarten nun nach, umsomehr muß für reinliche Sauberkeit gesorgt werden. Alles Abgeblüte muß weggeschnitten, jedes welke Blatt vom Rasen und den We.e» entfernt werden. Das verursacht viel Arbeit, benimmt aber auch dem Garte» den herbstlichen Anblick, den er sonst dac- bieten würde. Blühende Astern auf Refervebeeten kommen uns noch immer gut zu statten, denn es gibt hier und ta auf den Blumenbeeten und Rabatten Lücken auszufülü«. Gegen Ende des Monats werden aber manche Beete auS- geblüht haben oder es werden von solche» schon Pflanzen zum Ueberwintern ins Haus genommen. Diese Beete erhalten dann schon, nachdem sie umgegraben worden sind und eine Düngung von Komposterde erhalten haben, eine Frühjahrsbepflanzung. Bet jetziger Bepflanzung von Mitte bis Ende September, erhält man einem viel reicheren Frühjahrs- flor, einen vollkommeneren und länger anhaltenderen, als wenn die Beete erst im Frühjahr und wenn dann auch noch so zeitig gepflanzt wird. Geeignete Frühltngsblüher sind Vergißmeinnicht, Silenen, Stiefmütterchen, Ballis (Gänseblümchen^ oder Maßliebchen), Aurikel, Prtmmel u. s. w. Tie einjährige Iberis läßt sich, wenn öie Pflanzen gut überwintern. auch zur Bepflanzung von Frühjahrsbeeten recht passend verwenden. Prachtbeete liefern auch Goldlack und Winterlevkoje, ersterer bedarf aber bei strengem Winter einer Bedeckung. Die Levkoje wird am besten in Töpfen überwintert, die Einpflanzung in Töpfe muß aber spätestens jetzt schon geschehen.
Ei« geprellter Räuber.
Um seinen ganzen 10 000 Rubel betragenden Raub geprellt wurde in Posen ein russischer Gauner. Diesem war es bei einem Einbruch in ein russisches, in unmittelbarer Nähe der preußischen Grenze belogenen Steueramt gelungen, den vorgenannten Betrag zu rauben und damit über die preußische Grenze zu entkommen. In Posen angelangt, versuchte er, sich Legitimationspapiere und eine Schiffskarte nach Amerika zu verschaffen. Der Flüchtling fand auch bald einen Agenten, der sich bereit erklärte, beides zu besorgen. Zu diesem Zwecke übergab er dem Unbekannten im hiesigen Cafee Tivoli den Betrag von 1000 Rubel; der Agent wies ihn an, bis zu seiner Rückkehr in dem Cafee zu wirrten, vergaß aber das Wiederkommen. Der Russe amüsierte sich inzwischen in dem Cafee mit einigen Damen der Posener Halbwelt. Nach Schluß des Geschäfts nahm ihn ein Kellner des Casees mit nach seiner Wohnung, wo das Zechgelage fortgesetzt wurde. Als hier dem Gast sein Geheimnis entschlüpfte, bewogen der Kellner und dessen Ehefrau den Mann, ihnen den noch übrigen Teil des Raubes zur Verwahrung zu geben, indem sie ihm vorspiegelten, das russische Geld in einem Bankgeschäft gegen deutsches umwechseln zu wollen. Der Russe wurde zwar einige Tage von seinen Wirtsleuten auf das beste verpflegt, indessen wurde ihm das Geld nicht pusgehändigt. Schließlich gelangte das Treiben in der Kellnerwohnung zur Kenntnis der Kriminalpolizei, die nach Feststellung des Sachverhalts zur Verhaftung des Russen und des Kellnerehepaares schritt. Trotz eifriger Nachforschungen konnte bisher der Verbleib des Geldes nicht ermittelt werden. Ebenso konnte man auch des Agenten mit den 1000 Rubeln nicht habhaft werden. Gegen den Kellner und dessen Ehefrau sollte nun vor der Strafkammer wegen Unterschlagung verhandelt werden, indessen mußte bie Verhandlung vertagt werden, weil es eine ails Zeugin geladene Kellnerin für geraten hielt, zu verduften. Der Russe wird bis zur Aburteilung der beiden Angeklagten hier in Schutzhaft gehalten und soll dann nach Rußland ausgeliefert werden.
Wahres Geschichtchen. Bei einer Felddienstübung wird einem Unterarzt der Befehl gegeben, den Sanitätsbericht zu verfassen. Als er sich ratlos an einen oberen Sanitätsoffizier wendet, wie er diesen zu machen hätte, bekommt er zur Antwort: „Am einfachsten fangen Sie so an: „In der ersten halben Stunde des Gefechtes wurde ich erschossen."
Handel und Volkswirtschaft.
Reutlingen, 6. Sept. Die Metalltuchfabrik van Wandcl und Comp, in der Karlsstraße ging durch Kauf um den Preis oau 230000 M. in den Besttz von Privaiter Wilhelm Bauer (früher Ta- petenlaaer) über.
Rotsee OA. Wangen i. A., 7. Sept. Die in weiteren Kreisen bekannte Wirtschaft des MathäuS Lieb ging durch Kauf samt Oeko- »omie (88 Morgen), lebender und toier Fahrnis auf Restaura: eur Klarmaim Kißlegg um die Summe von 50 000 M. üver.
Stuttgart, 7. Sept. Karioffelgreßwaikt auf dem LeonbardtS- piatz: Zufuhr 800 Ztr. Preis 2 che. bo P>a - 4 M. per Zer. — Krautmaikl auf dem Marktplatz. Zufuhr 70 Stück, Preis ul) Lp M. per 1 eO Stück.
Eßlingen, 8 . Sepe. Die erste Zufuhr von Mostobü, je L Wagen aus oer Schweiz, und aus Baden, steht beule am Gmerbahu» Hof MM Lerkauf. Der Preis beträgt 8 M!. pe: Zw (Schw RunLjch.)