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WüvsÄer ünMgbi Isgeblstt

mit Erzähler vom Schwarzwald.

Amtsblatt für die Stadt Wildbad.

Verkündigungsblatt

der Xgl. Korstämter wildbad, Meistern, Enzklösterle rc.

mit

amtlicher Fremdenliste.

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VonurrSOtt', den 29 August

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Aundschan.

De«Rittern vom Hemmschuh" führt dteB. Volksztg." in Anbetracht der Wahlrechtsbewegung folgendes zu Gemüt: Ueber Fragen der Taktik ist beinahe so schwer zu streiten, wie über Fragen des Geschmacks, denn sie sind sehr häufig Temperamentsfragen. Wer dazu neigt, gemäch­lich am Ofen zu sitzen und die wacklige Postkutsche abzu- marten, dem wird man nickt beibringen können, daß er mit einem frühen Dauermarsch schneller und sicherer sns Ziel gelangen würde. Aber ist die Behauptung nicht eini­germaßen sonderbar, daß man möglichst wenig fordern müsse, um viel zu erhalten, und könnte man sich bei so viel Be­scheidenheit darüber wundern, wenn der Liberalismus auch se>nerhin keine seiner berechtigen Forderungen durchsetzen sollte? Bedeutet es nicht geradezu ein politisches Harrktrt, wenn man der Regierung begütigend zuruft:Habt nur vor uns keine An st! Wir werden euch mit Forderungen nicht lästig fallen!" Und glaubt man, das Publikum für den Liberalismus zu gewinnen, wenn man, statt nach den wilden Gänsen zu Pferd" zu jagen, sich mit dem gemüt­lichen Einfang?« der zahmen Hofgänse begnügt?

Der Liberalismus in Deutschland sollte von den anderen Parteien lernen, und besonders von Agrariern, die nicht air Genügsamkeit zu kranken pflegen. Wenn einmal ein Liberaler der schläfrigen Gangart müde ist und ein frischeres Tempo anschlägt, ertönt gleich der Jammerruf, nach >em Hemmschuh, uns die Karre soll wieder sttllstehen. Wir wollen nicht untersuchen, wieviel persönliche Eifersüchteleien

wi viel offiziöse Einflüsterungen dabei mit im Spiele find wir nehmen an, daß nur ein allzu ruhiges Tempe­rament sine Politik.r leitet, die man, zum Unterschied von den .Ridern vom Bundschuh", als die Ritter vom Hemmschuh bezeichnen könnre. Man hat die Freisinnigen lange Zeit hindurch in MeWawnstrümpfler" und dis Wusftrstiefler" einteilen wollen zwei Bezeichnungen, die heute noch wersigtr als früher das Richtige tristen. De» Wadeiistruwpf uriö der Wasserstiefel sind jetzt abgenutzte Requisiten. Aber man hüte sich, wenn man nicht gänrltch auf Popularität verzichten will, vor dem Schlafrock und den Pantrfflo!

* * *

Der Kaiser nud die Presse. Ueber eine Zu­rücksetzung der deutschen Presse beim Empfang des Königs von England in Kassel hatte eine Reihe von Zeitungen Klage geführt. Jetzt stellt sich heraus, daß nicht, wie man angenommen hatte, eine Ungeschicklichkeit des Ober­

hofmarschallamtes vorlag, sondern daß man sich aus eine direkte Anordnung des Kaisers berief, wonach alle Pressevertreter bis aus vier englische Journalisten von den Begrüßungsfeierlrchkeiten aus dem Bahnhofe auszu­schließen seien. Ein Mitarbeiter derBraunschw. Landesztg." schickte seinem Blatte die folgende Darstellung: Auch ich war beim Polizeipräsidenten Freiherrn v. Dalwigk in Kastei und erhielt auf meine Bitte um Erleichterungen für die Bericht­erstattung wörtlich den Bescheid:Seine Majestät der Kaiser haben sich ausdrücklich, mit Ausnahme von vier englischen Journalisten, die Anwesenheit und Nähe jeglicher Pressever­treter verbeten! - Da hilft nur eines: weg bleiben!

Boin Katholikentag. In der zweiten öffentlichen Versammlung wurde das in lateinischem Text abgefaßte Telegramm des Papstes bekannt gegeben, das in deutscher Uebersetzung wie folgt lautet: Se. Heiligkeit ist nicht nur hoch erfreut, daß so viele und so bedeutende Männer aus ganz Deutschland in Würzburg zur Beratung über katholische Angelegenheiten zusammengekommen sind, sondern er schätzt auch sehr hoch die Gesinnungen der Ergebenheit und des Gehorsams. Er spendet da­rum Allen, die an der 54. Generalversammlung teilneh­men, aus vollem Herzen seinen apostolischen Segen und fleht zu Gott, dem Urquell alles Wissens, daß er mit seinem Lichte Euch Alle erfüllen und das von Euch glück­lich begonnene Werk in glücklichem Fortgange und mit reicher Frucht zu Ende führe zum Wohle der Religion und zum Besten Eures Vaterlandes, gezeichnet: Merry del Val. Auch vom Prinzregenten von Bayern kam ein Danktelegramm, in welchem für die Huldigung der beste Dank und viele Glückwünsche ausgesprochen werden. Es wurde sodann der letztjährige Beschluß, den Katholiken­tag 1908 in Düsseldorf zu halten, bestätigt; für 1909 wurde vom Zentralkomitee Münster vorgeschlagen. Wei­ter wurden Anträge auf Förderung von Anstalten und Vereinen beraten. Missionsbischof Henninghaus von Süd- schantung schilderte die Verhältnisse in China, wo eine große Reformbewegung im Fluß sei, durch die China in die Reihe der Weltmächte eintrete. Die katholische Kirche dürfe bei dieser Entwicklung nicht ausgeschaltet wer­den. Ein Antrag auf Förderung verschiedener Missions­anstalten wurde angenommen. Im Fortgang der Ver­sammlung hielt Brathels - Elberfeld einen Vortrag über die Notlage der Katholiken im Jnlande, Prof. S p"a hn - Straßburg sprach über den Katholizismus auf den .Hoch­

schulen und Rektor Brunek-Bochum über den Katholi­zismus an den Volksschulen. Hierauf wurde ein Dan k- telegramm des Kaisers auf das an ihn gerichtete Huldigungstelegramm verlesen.

* * »

Durch die Luft zum Nordpol. Was den Nord polfahrer Andre und seinen mutigen Begleitern das Leben gekostet hat nämlich mittelst eines Ballons den Nordpol zu erreichen versucht jetzt auch der kühne Forscher Welt­mann. Freilich: um die großen Neuerungen der letzten Jahre gerade aus der Luftschiffahrt ist Wellmann seinem unglücklichen Vorgänger voraus und sein Glaube, daß er den Nordpol erreichen werde, ist unerschütterlich. Gegenwärtig werden in Virgo-Hafen die letzten Vorbereitungen zum Auf­stieg getrosten. Von dort telegraphierte Wellmann dem PariserMatin":Das LuftschiffAmerika" ist seit mehreren Tagen zur Abfahrt bereit. Der Motor und die Schrauben waren sehr gründlichen Versuchen unterworfen worden und lieferten bessere Ergebnisse als man zu envarten hoffte. Ich glaube, daß dieAmerika" dank der Erfahrung und Geschicklichkeit der französischen Arbeiter eines der voll­kommensten Luftschiffe ff't. Der Ballon hält das Gas in bewundernswerter Weise. Die Besatzung wird folgende sein: Wellmann, Hersey, Vaniman und Riesenberg. Wir warten jetzt auf günstiges Wetter, um die Kompasse zu regeln. Wir werden alsdann Probeauffahrten mit dem Bal­lon machen und sofort nach dem Pol abfahren, wenn die Proben gut aussallen. Wir hoffen, daß die Abfahrt in wenigen Tagen stattfinden kann."

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Zusammenkunft sozialdemokratischer Jour ualiste«. lieber ett-e Zusammenkunft sozicüdemokcalffcher Journalisten, die währeno des international.-n Soziabstm- korgr ff s in Stuttgart stutrscmv, bringt dieSchwab. Tagw." e-nen Bericht der Wiener Arbeiterzeitung. Hiernach hat Genosse Pcus bet d-n Verhandlungen auf die Noiwerwrg- kcit eines internationalen Nachrichkenbureaus hmgewiesen uno dabei die Frage aufgeworfen, ob es nicht möglich wäre, bei einem selchen Bureau die Ejpcrarttosprache zu benützen. Von einem östtrr. Delegierten wurde vorgeschlageu rn Lov ou eine Z rurale der sozralist scheu Pr. ffe zu schaffen und Her auch die Berichterstattung emzurichren. Weiterhin werde an^er-gsi cs sollte wenigstens in jeder Nation ein Zeilvn., 2 - bureau geschaffen werden und d:cse Bureaus sollten dirn ihre Nachrichten austauscken. Sodann wurde befürwortet cs möchte den einzelnen sozialistischen Blättern aufgerragen

Vre Maus Pame.

Kriminal-Roman von Auguste Groner.

IS) (Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

Hatte Elise Lehmann vielleicht ihre Liebesbriefe mit diesen fremden Einfällen gespickt, und ihnen dadurch ei­nen gewissen Glanz gegeben? Hatte sie damit erreicht, für belesen, für gebildet, gehalten zu werden? Du lieber Gott, die Unbeholfene, kindische Schrift und die vielen Fehler, welche die Abschreiberin gemacht, bewiesen es doch, daß sie zum mindesten sprachlich nicht gebildet war.

Belustigt und geärgert zugleich legte der Maler diese Papiere wieder dorthin, woher er sie genommen hatte, und suchte dann irr den anderen Laden weiter nach einem etwa da vorhandenen Abschiedsschreiberr der Selbstmör­derin.

Aber er fand nichts derlei.

Tin paar spärliche Einkaufsrrotizerr und ein nicht ab­gesandtes, auch stilistisch sehr mangelhaftes Briefchen an eine Schneiderin, das war alles, was die Unglückliche au­ßer jenen Zitaten an Schriftlichem hinterlassen hatte.

Daß wirklich Elise Lehmann dies alles geschrieben, bewies die Unterfertigung in dem Briefchen an eine Schnei­derin. Darin hatte die nun Tote sich unterschrieben, und dieser Brief wies dieselbe Schrift auf wie die anderer: hier vorhandenen schriftlichen Aufzeichnungen.

Elise hatte also auch hier keine Zeile für ihren Bräuti­gam hinterlassen. Wohl aber hatte sie seine Briefe sorg­sam aufgehoben. Sie befanden sich in einer eigens für sie bestimmten Lade.

Es war ein ziemlich ansehnliches Bündel.

Thorn erkannte nur aus der Schrift auf ihren Ku­verts, daß es die Briefe seines Vetters seien. Sie zu lesen, siel ihm nicht ein. Aber er steckte sie zu sich. Es brauchte sie auch kein anderer mehr zu lesen. Er wollte sie Edmund ausliefern. Er fand auch die größere Geld­summe, welche -die Lehmann noch besessen. Auch jene ließ er an Ort und Stelle.

Schon ganz zu Beginn seines Suchens war ihm ein Kuvert in die Hand gekommen, das etliche, in besonders zierlichem Format gehaltene Photographien enthielt. Aber er hatte die Bilder nicht angesehen, denn er bildete sich

ein, jetzt und jetzt müsse er ein Abschiedsschreiben finden, welcher Gedanke ihm für alles andere das Interesse nahm.

Jetzt aber öffnete ersdas Kuvert und zog die Photo­graphien heraus.

Und dann nun dann fuhr er empor und tat einen leisen Pfiff.

Das war so seine Gewohnheit, wenn er von irgend etwas überrascht wurde.

Walter Thorn hatte demnach soeben eine Überrasch­ung erlebt?

Ja. Und sie mußte groß gewesen sein, denn er wurde aufgeregt darüber, so aufgeregt, daß es ihn nicht mehr am Schreibtisch litt.

Es schoß ihm das Blut zu Kops, und während er ein paarmal hastig durch das Zimmer giug, stieß er da und dort an ein Möbel an, so wenig achtete er auf seine Um­gebung, so weit fort war seine Seele.

Er bedurfte einer geraumen Zeit, um sich zu sam­meln, Um mit seinen Gedanken in dieses Zimmer zurück­zukehren.

Und als sie da angelangt waren schauten Thorns Angen forschend in dem Gemache umher, das ihn früher nur sehr mäßig interessiert hatte.

Und auch das Schlafzimmer betrat er, und auch dieses durchwanderten seine Augen, und dabei war in seinem Gesicht ein ganz merkwürdig gespannter Zug. Rasch tritt er danach an den Kamin und klingelte. Aber dann setzte er sich, wenigstens scheinbar, ganz ruhig in den Erker und wartete aus die Zofe.

Sie trat, sehr bald, nachdem er ihr geläutet hatte, in das Zimmer.

Bitte, kommen Sie doch Uäher", sagte er, als sie an der Tür stehen blieb, und dann:Warum sind Sie denn gelaufen? Sie atmen ja ganz schwer."

Dies war wirklich der Fall.

Ich wollte den gnädigen Herrn nicht warten las­sen", antwortete sie ein wenig mühsam, indessen sie sich auf den Sessel niederließ, auf den er zeigte.

Er batte ihn, ehe er sich selber setzte, vielleicht ohne besondere Absicht ins volle Licht geschoben.

Nun, sie saß, war ihr Gesicht dennoch beschattet. Sie hatte, wahrscheinlich auch ohne sich viel dabei zu denken, den Sessel beim Niedersetzen also wieder zurückgeschoben.

Thorn achtete nicht darauf/ Er bemerkte nur, daß ihr das transparente Rot, das saust durch den seidenen Vorhang fiel, ausnehmend gut stand.

Sie schaute ihn ruhig an.

Was wünschen der gnädige Herr?"

Auch ihre Stimme klang ruhig.

Auskünfte möchte ich von Ihnen."

Bitte!"

Waren Sie auch die Vertraute Ihres Fräuleins?"

Nein!"

Wie lange standen Sie in diesem Dienst?"

Nicht einmal einen Monat lang."

Und Ihre Vorgängerin haben Sie diese ge­kannt? Wissen Sie wenigstens, wie diese heißt?"

Nein! Als mich das Fräulein anfnahm, hatte sie kein anderes Mädchen mehr. Das Fräulein engagierte mich auf ihrer Durchreise in Linz."

Ach so. Und Sie haben auch keine Vermutung, wovon Ihr Fräulein lebte ehe nun sie des Ba­rons Braut war?"

Nein! Ich war, wie schon gesagt, nicht die Vertraute meiner Herrin. Wie denn auch? Um das zu werden, muß man doch viel länger im Dienste einer Dame stehen."

Einer Dame! Hat Ihnen Fräulein Lehmann im­mer den Eindruck einer Dame gemacht?"

Sie war sehr elegant."

War sie aber auch vornehm?"

Die Zofe zuckte die Achseln.

Es entstand eins kurze Pause, während welcher Thorn und mit ihm auch das Mädchen sich erhob.

Und nun kam eine seltsame Frage.

Denken Sie nach, liebes Fräulein", fragte der Ma­ler seltsam dringlich,denken Sie nach, ob Fräulein Leh­mann nicht irgendeinmal irgend eine Bemerkung machte, welche darauf schließen läßt, daß das Fräulein vor einiger Zeit in Berlin war?"

Die Zofe dachte ziemlich lang nach, dann verneinte sie auch diese Frage.

Sie war dabei ins volle Licht vorgetreten, und da fiel es ihm wieder auf, wie elend sie aussah, wie trüb ihre Augen blickten und wie gelblichblaß ihr Gesicht war.

NT EV (Fortsetzung'folgt.) ^ ^ ^