der Rest des Kapitels. Die nächste Sitzung wird auf morgen nachm. 3 Uhr anberaumt. mit der Tagesordnung: Rest des Etats. Schluß 10 Uhr.

Etuttgurt, 23. Juli. Die ? rste Kammer hat in ihrer hruugen Sitzung die Beratung der Kap des Depar­tements des Auswärtigen, welche die polttffche Abteilung beireffcn vo-.l-anommen, Es kam hierbei »u keinerlei Erör­terung. Alsdann begann die Beratung des Kultusetats, wobei ebenfalls eine größere Anzahl von Kapttel ohne wisemliche Debatte zur Annahme gelangte. Bei Kap. 45 befürwortet Fihr v. Gattzberg die Übernahme der Bau­kosten der Pfarrhäuser auf den Staat. Der Kulrmtnister erklärte, dtese Frage berühre auch das Finanzministerium und ,r körne deshalb heule keine bestimmte Stellung zu der Frage einnehmeu. Prof, v Nümelin fühlte sich ver­anlaßt denn Kap Universitäten verschiedene m der Abg.- Kanrmer gefallene Aeußnungen aufzugretfe». Hinsichtlich der Berufung von Lehrkräften erklärte hierauf der Minister, daß hier in erster Lir.te die wissenschaftliche Tüchtigkeit und dann erst die Landsmannschaft tomme. Nach Erledigung eimger weiteren Kapitel wurde abgebrochen und die Weiter- beratm g auf Dienstag vorm, vertagt.

NuuvschttÄ.

Die Lage ,u Korea hat sick anscheinend gebes- seri; General Hasegawa zog ivfoigedeffen die Maschi­nengewehre von dem Platze vor dem Palaste zurück. <Äne schwache Abteilung japanischer Soldaten bewachen zwei Regrerungsarsenale und har Befehl erhalten, dieselben in dre Lust zu sprenge», falls es hier nicht mehr möglich sein sollte, sie zu Hallen. Agitatoren halten häufig Ansprachen an dte koreanischen Truppen, die über Mmmion für 90000 Schoß verfügen, während Hasagawa nur 3300 Mann bei sich put und nicht stark genug war, dte Auslieferung der Munluon zu erzwingen. Der japanffche Oberbefehls Haber ist r.vch nicht im stände die Sicherheit tn den Straßen auf­recht zu erhalten. Jto ist mit der Verhängung des Stand- rechis ntchi emoerstanden. Er schlägt dagegen eme möglichst weit gehende Besetzung des Landes als Stcherhettsmaßregel vor. Der erste Erlaß des Kaisers ordnet die Bestraf­ung der Haager Deputation an. Der Marquis wird um DtenStag eine Audienz bei dem Kaiser haben so­bald uststeht. weichen Anteil Japan an der Leitung der koreanische» Angelegenheiten haben soll.

Hages-KhroniL.

Berlin, 22. Juli. Der Lok -Anz. meldet aus Ham­burg: Ja Kuxhaven hat eine Hamburgische Ge­sellschaft ein Terrain von 350,000 Quadratmeter an gekauft. Sie soll don Anlagen errichten, um dte Kraft von EbbeundFlut für elektrische Beleuchtung der Nachbarorte und für den Betrieb einer gro. ßen Fabrikanlage auszunützen. Es soll eine Eisfa­brik errichtet werden, die täglich 40,000 Kilogramm Eis liefert, das namentlich für den großen Ftschmarkl in Betracht kommt

Berit», 22. Juli. Aus Breslau wird dem Lok.-Anz. telegraphiert: Bei Renovterungsarbeiten an der katholischen Kirche t» Dittmannsdorf wurde in einem unterirdischen Gewölbe ein Massengrab mit 8 Särgen aufzedeckt, die aus den Jahren 1638,40 stammen und das Wuppen des Hauses HohenjollermStqaiaringen tragen.

Köln, 22p Juli. Der Rheinisch-westfälische Ar­beitgeberverband für das Maler- und An­streichergewerbe beschloß auf seinem heute hier ab­gehaltenen Verbandstag die Erhöhung der Beiträge von 50 Pfg. auf 1 Mark für 1000 Mk. gezahlter Löhne und wählte Wemmer aus Barmen als besoldeten Geschäfts­führer. Ferner beschloß die Versammlung, für die Gründ­ung eines allgemeinen deutschen Arbeitgeberverbandes ein­zutreten, über die im September auf dem deutschen Ma- lertage in Hannover verhandelt werden soll. Es wurde mitgeteilt, daß mit Süddeutschland Verhandlungen ange- knüpst seien, und daß Nord und Süd Zusammengehen würden.

Aus Bade«, Sl. Juli. Ja dem Dorfe Sandhau­fen (3700 Emm.) streikt der gesamte Gemeinderat. Er hm seit drei Wvchen seine AmiStmigkeir eingestellt, weil <r angeblich von dem durch seinen Prozeß über dte Gren­zen des Amtsbezirkes hinaus bekannten Bürgermeister Ham­brecht öffentlich gröblich beleidigt worden sein soll. Die jechs Gemeinderäts verweigern die Aufnahme ihrer Amts- cnbeit so lange, dis hicrwegen das von ihnen nachgcsachts dirnstpolizelltche Verfahren gegen den Bürgermeister eröffnet ist. Auch ein großer Teil des Vürg-rausschuffes soll die zuständige Behörde, das Bezirksamt in Heidelberg, auf Grund dcr Gemeindeordnung um eine Vernehmung ersucht haben, um über eine Reihe von Beschwerden gegen die Amtsführ­ung des Bürgermeisters durch einen V-rwaltungsbeamten verhört werden zu können

München, 22 Juli. Der Kultusminister wies die Dekanatsniederlegung Pros. Merkels zurück.

Malluitz, 22. Juli. Gestern früh ist hier der Durch­schlag des Tauerntunnels erfolgt.

Haag, 22. Juli. Königin Wilhelmine hat eine silberne Medaille prägen laßen, die für die Delegierten der Haager Friedenskonferenz bestimmt ist. Sie wünscht auf diese Weise ihr großes Interesse an den Arbeiten der Konferenz zu bekunden. Dte Medaille wurde heute Abend schon von den ersten Delegierten, die bei oem von der Königin in Amsterdam veranstalteten Galadiner beiwohnten, getragen.

Rom, 22. Juli. Heute morgen wurde in der Basi­lika San Giooant del Latcrano das von dem Bildhauer Tadoltrii angefertigte Grabdenkmal, das die Leiche Leos XIII. aufnehmen soll, tn Gegenwart von acht Kardi­nalen ausgestellt und dem Erzprtrster des Lateran feierlich übergeben.

Söul, 23. Jnli. Im Verlaufe der Straßenhändel zwischen Koreanern und Japanern wurde zufällig auch ein Deutscher Namens Brintemann verwundet.

Am 20. Juli wurde einem Bankgeschäft in Mün­chen der Betrag von 15000 Mark in Wertp apieren, bestehend aus 7 Stück 4proz. unverlosbaren Pfandbriefen derBayerischen Vereinsbank" zu je 2000 Mark der Serie

27 lüt. Nr. 42 202 bis 42 208 und ein solcher zu 1000 Mark Serie 27 Int. L. Nr. 111046, unter An­wendung gefälschter Korrespondenz abgeschwindelt.

In Halle a. S. wurde im Pistolenduell zwi­schen zwei Studierenden der Medizin der Student Walter Lipsky aus Dessau durch einen Brustschuß tödlich ver­wundet und starb jnoch vor der Ausnahme in die Klinik.

Im fürstlich heherzollernscher Hüttenwerk Lauckertol wurde in der vergangenen Nackt Watzmerster Nöthendühler von einem w ei ß gl ütr end e n, 3 <-m starken, durch die Walze ziehenden Eiten stabs am ObeNchenk.l erfaß: und diesir vollständrg durckidohrt, Der Unglückttchs ist unter furchtbaren Sck>ne>zen kurz omauf gestorben. Er hinterläßl eine rohlreich-- Familre

Der Fabrikbesitzer Otto Wütsing, Inhaber der Fir­menGnbener Hutindustrie Otto Wilfing" undWollspin­nerei Neurode" in Landsberg (Warthe), hat sich er­schossen. Wülfing befand sich in Zahlungsschwierigkei­ten. Die Verbindlichkeiten betragen über eine Million.

Nach den bis 22. Juli eingetroffenen Nachrichten sind bei dem diesjährigen Hochwasser in Schlesien 19 Personen ertrunken.

DerM tisch ul dtge des Junuleodefrandankea Lütte, Schauspieler Fritz Hörschel, hak sich der Berliner Kr'mirwlpolizet gestellt.

Der bei der Explosion im Laboratorium de« Walz­werkes Vogt:r. Co. in Niederdruck verdtzle Chemiker Stoll ist nun ebenfalls seinen Beisetzungen erlegen.

Ein Herr und eine Dame, die zu den Kurgästen von Jgls gehörten, stürzten vomHabicht" ab und wurden lebensgefährlich verletzt. Ein«elhetren fehlen.

Frau Wölfel wurde in Lausanne verhaftet nach einem telegraphischen Erpressungsversuch an Bürkl.

New York hat sn den letzten Tagen unter enormer Hitze zu leiden gehabt. Viele Fabriken schlossen, ebenso wie mehrere Geschäftshäuser. Die Stadt allein hatte seit Mittwoch mehr als 30 Todesfälle durch Hitzschlag zu ver­zeichnen. Die Folge der ungewöhnlichen Hitze ist eine vollständige Auswanderung nach den Seebadeorten. Die Wohltätigkeitsvereine ließe» in den ärmeren Distrikten Eis verteilen.

Aus San Franzisco wird gemeldet: Nach hier eingetroffenen Nachrichten sind der PassagierdampferC o- lumbia" und der DampferSan Pedr o" bei Shelter Cowe an der kalifornischen Küste zu s ammenge st oßen. DieColumbia" sank und lOOPersonenertranken. Der Zusammenstoß erfolgte nachts bei dichtem Nebel.San Pedro", der mit Holz beladen war, spaltete dieColum­bia" dte innerhalb emer Viertelstunde sank. Nach den letzten Nachrichten sind bei dem Untergang des Paffaaier- dampierSColumbia" infolge Kollision mit dem Dampfer Zan Pedro" bei Sbeller-Cove 150 Personen er» lrunken und 80 gereirel wurde». Einer der Gerer- teien gibr an, duß zu »en Ertrunkenen olle Frauen gehören, die sich an Boro derColumbia" befunden hätten.

Am 20. ds. fand in dem Kohlenbergwerk Toyooka in der Provinz Bungo (Japan) eine Explosion statt. Dem amtlichen Bericht zufolge befanden sich 471 Berg­leute daselbst und man befürchtet, daß die meisten von ihnen umgekommen sind.

Irc-eiterörwegtMzj

Salzburg, 22z. Juli. Tie Situation bei dem Tauerntnnnel ist sehr kritisch. Die Arbeiter be­waffneten sich. 100 Mann sind nach Mallnitz, wo gestern früh der Durchschlag des Tuuuels erfolgt ist, ge­gangen, um dort ebenfalls einen Streik zu inszenieren. Die Streikenden drangen in das Maschinenhans ein und stellten die Maschinen ab. Ein zweites Kaiser-Jäger-Ba- taillon steht marschbereit in der Kaserne. Das Stations­gebäude in An lauft hal wurde bombardiert.

Hochdorf (Kamon Luzern), 23 Juli In Gefolge des vor einiger Zen hier proklamierten Metallarbeiter- streiks brach heute der Generalstreik aus. Da Aus­schreitungen von Snetturden oorgekommen sind, io bot die Negierung 1 Bataillon Infanterie und 1 Schwadion Dra­goner auf.

KuMärrtkMöerq.

Die Finanzkonrrnifsion der Kammer der A b- geordneten hat den Antrag genehmigt, in betreff der nenexigierten Gehaltserhöhungen und Gehalte auszuspre­chen daß die im Etat für 1907 und 08 neu vorkommenden Besoldnngsznlagen und neuen Gehalte nur unter der Be­dingung verwilligt werden, daß dieselben bei jeder künfti­gen Etatsverabschiednng, sei es durch Unterlassung der Exigenz, sei es durch Ablehnung derselben von Seiten der Stände, wieder zurückgezogen werden können, daß aber in einen: solchen Falle dem bereits in der: erhöhten oder jetzt erstmals verwilligten Gehalt eingesetzten Diener die Zulage, bezw. der neue Gehalt nicht entzogen wer­den dürfe, solange er auf der Stelle und in der Klasse bleibe, in der er den erhöhten, bezw. jetzt erstmals bewillig­ten Gehalt empfangen habe, ferner daß die in dem Etat für 1907 und 08 erstmals erscheinenden Gehaltserhöhun­gen in betreff der Pensionsberechtigung, Wartegelder usw. ganz gleich mit dem ursprünglichen Gehalte behandelt wer­den sollen. Tie Fruchtpreise, die Zivilliste, Apanagen, Wittume, und Apanagenschlösser, sowie die Staatsschuld wurden genehmigt. Bei den Zinsen aus Schatzanweisun­gen wurden für das Jahr 1907 statt 104 410 Mk. als Be­darf eingestellt 197 687 Mk., sonach ein Mehr von Mk. 93 277 Mk. Die Kap. Renten und Zinse, Entschädig­ungen, Pensionen und Wartegelder wurden genehmigt ebenso das Kapitel Unterstützungen, wobei eine Eingabe der invalidierten Landjäger und Stationskommandan­ten um nachträgliche Einrechnung der Präsenzzulage zum Jnvalidengehalt als durch die Beschlüsse der Kammer zur Beamtenvorlage erledigt erklärt wurde. Bei den Prä- parandenanstalten und Unterstützungen von Privatschul­amtszöglingen wurde gegenüber dem ursprünglichen Etats­entwurf ein Mehr von 20 300 Mk. für 1907 und 33700 Mk. für 1908 genehmigt

Ttntlgart, 22. Juli. Das württembergische Mini­sterium des Innern macht daruuf aufmerksam, daß für das Abgeben von WarnungSzeichen bei Kraftfahr­

zeugen die Huppen als allein zulässiges Instrument be- fftmmt und Hvppm mit verschiedenen aufeinanderfolgenden Tönen von dem allgemeinen Gebrauch ausgeschlossen und

Reutlingen, 23. Juli. Gestern vormittag starb nach längerem Leiden Oberbürgermeister a. D. Julius v. Benz im Alter von 76 Jahren. Ueber 30 Jahre hat v. Benz die Stelle des Stadtvorstandes bekleidet.

In L i e b e l s b er g OA. Calw ist die Hirschwirtschaft gänzlich n i e d e r g e b r a n n t. Es wird Brandstiftung als sicher angenommen.

Der Praktikant emes Zahnarztes, w.sicher in Herren, berg seinem Chef Instrumente und Vorräte stahl, daß er selbst ein Atelier hätte etnnchien können wurde ve haftet.

In Oberndorf OA. Herrenberg ist i« der Scheune des Schultheißen Jrkob Landenderger alt Feuer uusqe. brocheu, daS sich auch auf aas Wohngebäude ausdehnte und das gcmze Anwesen tn Asche ttgie. Ein Sohn Landen, beiger», der eingfftanden ha:, das Feuer gelegt zu haben, wurde verhaftet.

Im Smttonsgeväiioe der Nebmvahn Neuffe u wurde der Fahrkartenschalter erbrochen und naben Fahrkarten auch die Kasse gestohlen. Bluftparen zeigen, daß der Dieb sich sehr verletzt hat.

Jetzt hat man einen der Betrüger, die in tl lm und in Neu-Ulm Versuche gemacht haben, bei Geschäftsleute.!: Dollarnoten der Confederated Stares of Amerika, die längst wertlos sind, in Zahlung za: geben, dingfest gemacht. ES ist der 35 Jahre alte Taglöhner Joseph Kiefer von Dorndorf OA. Laupheim. In welchem Um­fange die Spekulation auf die Unkenntnis der Geschäftswelt gemacht wurde und ob noch anderweitige Gründe im^Piel sind, wird die Untersuchung ergeben.

Das Automobil des Großfürsten Kyrill von Ruß­land, in dem sich der Großfürst und die Großfürstin be­fanden, fuhr Montag mittag in raschem Tempo ans der Landstraße Blauselden-Brettheim. Kurz vor Brettheim scheuten vor dem daherfahrenden Kraftwagen die Pferde eines Biersuhrwerks der Krautschen Brauerei iu Ried- bach. Es erfolgte ein Zusammenstoß, wobei der Bier­wagen umgeworfen wurde und sein Führer unter die Fäs­ser und unter den Wagen zu liegen kan:. Der Mann trug ziemlich schwere Verletzungen davon. Die Automobtli'«- sassen sind nicht verletzt worden.

In Watdlann oei Eratlruerw ist das Wohnhaus u,ö die Scheuer des Rechenmacheis Fr:ich vollständig nieder- gebrannt. Das Feuer st r-r der Wettstätte ausgeb.ochen, und zwar, wie man vermuttt, infolge nnes Benzmmolors.

Mordprozeh Ha«.

Karlsruhe, 22. Juli. Heute vormittag hatte der Vorsitzende des Gerichts mit den: Angeklagten eine Unter­redung unter vier Augen, das Resultat ist nicht bekannt. Die Verhandlung wird um halb 12 Uhr vormittags er­öffnet mit der Mitteilung, daß der Diener Wieland aus Kiel eingetroffen sei. Sodann ergibt sich ein Zwischenfall wegen der Presse, weil in einem Borbericht in derBad. Presse" gesagt war, Hau habe die Tat zugestanden. Der Journalist Schweder bestätigt, daß der Bericht von ihn: sei. Er habe den Borbericht auf Grund von Nachrichten, die lange vorher über die Angelegenheit unwidersprochen, durch die Presse gegangen seien, angefertigt. Er habe aber, so fährt der Zeuge fort, da gegen uns Journalisten der 8 17 des Preßgesetzes vielfach mit großer Strenge an­gewendet wird, gegen den Herrn Staatsanwalt wegen Verletzung des ß 17 des Preßgesetzes Strafanzeige e rstattet, da er sich meiner Meinung nach durch Mitteilungen einzelner Teile der Anklageschrift an die Presse der Verletzung dieses Paragraphen schuldig gemacht hat. (Heiterkeit im Zuschauerraum). Staats­anwalt: Herr Schweder, haben Sie für Ihren Vorbericht von der Familie Hau Bezahlung erhalten? Zeuge: Ich kenne die Familie Hau nicht. Ich erhalte von den von mir bedienten Zeitungen Honorar, von einer Partei lasse ich mich nicht bezahlen.

Der Verteidiger teilt dann mit, daß eine große An­zahl anonymer Briefe an das Gericht, an den Vorsitzen­den und an die Geschworenen eingegangen seien. Es sei ja bekannt, daß bei allen Prozessen, an denen die große Oeffentlichkeit Anteil nehme, stets anonyme Briefe an die Prozeßbeteiligten eingehen. Er sei daher der Ansicht, daß auf die Verlesung der Briefe verzichtet werden könne.

Auf Antrag des Verteidigers wird aus den Akten fest­gestellt, daß nach der Geburt des Kindes ein ehelicher Verkehr zwischen dem Angeklagten und seiner Ehefrau nicht mehr stattgefunden habe, weil Frau Hau ein Frauen­leiden gehabt habe. Verteidiger: Ich beantrage, noch einmal den Versuch zu machen, den Zeugen Lenk zu einer Aussage zu veranlassen.

Erklärungdes An geklagten.

Ich fühle mich genötigt, gegen einen Passus der An­klageschrift Protest zu erheben. Es heißt in der Anklage­schrift :Es ist eine Gewissenslosigkeit, daß der Angeschul­digte, der an einer häßlichen Geschlechtskrankheit gelitten, seine Frau infiziert hat." Diese Bemerkung entspricht nicht ^der Wahrheit. Bert.: Ich beantrage festzustellen, daß Frau Hau im Februar d. I. von ihrem Zeugnis- vevweigerungsrecht Gebrauch machte. Ms Frau Hau 4 Wochen später sich in einem Krankenhaus zu München befand, wurde Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Klein durch Vermittlung der Münchener Polizei aufgefordert, über das Leiden der Frau Auskunft zu geben. Geh. Rat Klein hat jedoch, mit Rücksicht auf Z 300 des Str.-Ges.-B. die Aus­kunft abgelehnt.

Der Verteidiger stellt danach aus den Akten fest, daß die ermordete Frau Molitor ein Vermögen von rurll» 947 000 Mark hinterlassen habe. Es wird alsdann ein Brief der Frau Hau an ihre Schwester Luise verlesen, den erstere geschrieben hatte, als sie vom Angeklagten ent­führt war. Frau Hau, damals noch nicht verheiratet, schreibt ihrer Schwester, daß die Angaben Haus, er er­halte eine Erbschaft von 2i/z Millionen Flunkerei seien. Ihre Geldmittel seien erschöpft. Sie bitte um ein Dar­lehen, ersuche aber, der Mutter nichts davon zu sagen.

Es werden sodann die gefälschten Telegramme tvegen des Scheckbriefs verlesen und festgestellt, daß er sich von