ebenso Kaiser Wilhelm den Sultan danach besuchen weide (?)
Berlin, 19. Juni. Der Lokalanz. meldet, daß die Anlage einer Antomobilrennbahn gesichert sei. Neben der Lüneburger Heide kämen auch noch andere Gegenden, wie die Eisel in Betracht. Man hoffe, daß die in der Nähe der künftigen Rennbahn liegenden Städte zur Bestreitung der Kosten beitragen werden.
Bruasbüttelkoog, 18. Juni. Bet der heutigen Regatta des Norddeutschen Regattavereins auf der Unrerelde kegle in der ^.-Klasse die Jacht „Meteor", die etwa um 3'/< Uhr vor der „Hamburg" (Deutscher Verein Seefahrt Hamburg) durchs Ziel ging.
Aachen, 18. Juni. Bei der heutigen Landtagsersatzwahl für den verstorbenen Prinzen Arnberg im Wahlkreis SchleidernMalmedy-Morttjote wurde der Zentrumsparlet, Hauvtlehccr Kesternich, einstimmig mit 26 k Stimmen gewählt.
Dresden, 18. Juni. Der Schriftsteller- und Jour n alr stentag wurde heute geschlossen. Als Vorort wurde Berlin wiedergewählt. Heute wurde noch eine energische Resolution gegen den Waschzettelunsug gefaßt.
Karlsruhe, 19. Juni. Hier fand dieser Tage der 4. Verbandstag der Konsumvereine in Bayern, Württemberg, Baden und angrenzenden Bundesstaaten statt. Dem von Verbandsdirektor Feierabend-München erstatteten Geschäftsbericht für 1906—07 ist zu entnehmen: ^Dem Verband gehören 16 Vereine mit 30 909 (-j- 1370) Mitglieder an. Von den Mitgliedern gehören 49 Proz. dem Stande der Arbeiter, Handwerker und Kaufleute an. Der Gesamtumsatz betrug 9194 525 Mark, gegen das Vorjahr mehr 655 611 Mark. Pro Kopf betrug der Umsatz 294,4 Mark gegen 309,6 Mark im Vorjahr. Ein Reingewinn von 752 386 Mark konnte erzielt werden, von dem die Mitglieder 725 876 Mark erhielten. Die Dividenden betrugen 3—10 Prozent. Der nächste Verbandstag wird in Frankfurt a. M. abgehalten.
Brüssel, 19. Juni. In der gestrigen Sitzun g der Deput i ertenk ammer richtete der Sozialist Vander- velve, indem er einen Antrag zur Geschäftsordnung ein- brackte, Angriffe gegen den Kaiser von Rußland wegen der Auslösung der Duma. Er beschuldigt den Kaiser, daß er dem russischen Volk ein Wahlsystem aufzwlnge, welches den Willen des russischen Volkes fälsche. Der Präsident machte den Redner darauf aufmerksam, daß das kein Antrag zur Geschäftsordnung sei. Fiuanzmtnister Ltebaert legte im Nomen der Negnrung Verwahrung ein gegen eine Einmischung in Angelegenheiten, die Belgien nichts angtngen.
Kiew, 18. Juni. Im Lager von Syeetz und in dem Sappeur-Lager von Banyewka meuterten gestern die Truppen, wurden aber durch geeignete Maßnahmen zum Gehorsam gebracht. In Banyewka siel ein Offizier bei Erfüllung seiner Pflicht.
Geheimer Oberpostrat Münch vom Reichspostamt, der mit Staatssekretär Krätke und Geh. Oberpostrat Kob- relt in München weilte, ist dort von einem Radfahrer angesahren worden und hat einen Beinbruch erlitten. Er ist nach der chirurgischen Klinik gebracht worden.
Irr Hayna bei Kandel (Pfalz ermordete der Landwirt Weigel, der seit drei Wochen Witwer ist, seine Geliebte, die Dienstmagd Horn,., indem er ihr den Hals durchschnitt. Weigel räumte di< Dat ein.
Donnerstag mittag entgleiste der vorletzte Wagen des Eilzügs 81 bei ider Ausfahrt desselben aus dem Bahnhof Bebra ünd stürzte um. 7 Reisende wurden verletzt. Der Betrieb ist nicht gestört.
Ein Berlin er Bankbeamter, dessen 17jährige Tochter 'und dessen 13jähriger Sohn unternahmen eine Ver- gnügungssegelsahrt bei Potsdam Dabei kenterte das Boot. Alle drei stürzten in die Fluten und ertranken.
Aus Bern wird gemeldet: Sonntag stürzte sich bei Rigi Klösterli der 38jährige Kaufmann Greene aus London, der seit einigen Tagen in einem Luzerner Hotel gewohnt, in selbstmörderischer Absicht von einer 200 Meter hohen Felswand. Er ist tot. — Montag Nachmittag stürzte beim Blumenpflücken der 22jährige, in Mür- ren in Arbeit gestandene Anstreicher, Otto Jensen, ein Däne, von der 700 Meter hohen Mürrenflnh ab.
Nach einem Telegramm des Lok.-Anz. aus Kopenhagen warf ein Unbekannter, der in einem Schnellzug Platz genommen hatte, in ein Abteil, in dem sich sechs Schweden befanden, eine Bombe, die sofort explodierte und furchtbare Verwüstungen anrichtete. Die sechs schwedischen Reisenden erlitten sämtlich schwere Verwundungen. Der Täter selbst wurde durch die Explosion in Stücke gerissen. Die Nachforschungen über die Persönlichkeit des Attentäters und über das Motiv zu dem Anschlag waren bisher erfolglos.
ArSeitcröeweMkg
Augsburg, 18. Juni. Die Motorfahrradfabrik Heinleu. Weiß dntließ ihre sämtlichen Arbeiter, da die vom Deutschen Metallarbeiterverband über diese Firma verhängte Sperre auf Verlangen nicht aufgehoben wurde.
Mannheim, 18. Juni. Das Gewerkschaftskartell hat den Boykott im Metzgergewerbe aufgehoben, obwohl das Landgericht die Schadenersatzklage der boykottierten Metzgermeister durch Urteil zurückgewiesen hat. Das Kartell erachte, so bemerkt die „Volksstimme", die Lektion, welche die organisierte Arbeiterschaft den nicht bewilligenden Metzgermeistern durch den Boykott habe zuteil werden lassen, vorläufig für ausreichend.
Leipzig, 18. Juni. Die Schneidergehilfen haben den kündigungslosen Arbeitsvertrag der Innung für unannehmbar erklärt, sodaß neue Konflikte zwischen den Arbeitgebern und Arbeitnehmern bevorstehen.
Württ. Landtag
Stuttgart, 18. Juni.
Präsident v. Payer eröffnet die Sitzung um 3 einviertel Uhr. Der Einlauf enthält N. a. einen 7. Nachtrag i zum Etat, eine Eingabe der Handelskammer Stuttgart, ? betr. Beibehaltung der Landeskarten und eine Eingabe des württ. Gewerbevereine-Verbandes gegen die Erhöhung des Postportos.
Am Regierungstisch: Ministerpräsident v. Weizsäcker und Gras Linden.
Zur Beratung steht: Der Etat des Departements der ausw. Angelegenheiten, Politische Abteilung.
Nach den Ausführungen des Berichterst. Kraut (BK.) betragen die hierfür im Etat vorgesehenen Ausgaben für jedes der beiden Etatsjahre Mk. 196 623.
Bei Kap. 17 (Gesandtschaftsposten für München ünd Berlin erklärt Hildenbrand (Soz.): Er halte diese Gesandtschaftsposten für überflüssig. Seine Fraktion stehe hierin noch ans demselben Standpunkt, wie früher. I — Nach kurzen Bemerkungen der Berichterst. und des I Ministerpräsidenten werden die beiden Gesandtschaftsposten genehmigt. Dagegen stimmt die sozialdemokr. Fraktion, sowie einige Mitglieder der Volkspartei.
Der Rest des Etats gelangt sodann ebenfalls vollends zur Annahme.
Alsdann wurde mit der Beratung des Kultetats
begonnen. Am Ministertisch: Kültminister v. Fleischhauer.
Berichterst. v. Gauß (Vp.) leitet sein Referat mit kurzen Bemerkungen zu Tit. 1 Gehalt des Staatsministers Mk. 18 000 ein. Der Tit. wird genehmigt und ebenso die 13 anderen Tit. des Kap. 45. — Nach Erledigung einiger weiterer Kap. betont der Berichterstatter v. Gauß bei Kap. 49 (Besoldungen derjenigen evang. Kirchendiener, für welche das Dienstaltersvorrückungssystem Anwendung findet), daß über die Rechtsverhältnisse zwischen Staat ünd Kirche hinsichtlich des Kirchenguts bald Klarheit geschaffen werde durch Vorlage der von der Regierung gewünschten Denkschrift.
Kültminister v. Fleischhauer teilt mit, daß diese Denkschrift in Arbeit sei. Es sei für ihre Ausarbeitung ein jüngerer Historiker .gewonnen worden. Der Zeitpunkt der Fertigstellung der Denkschrift lasse sich heute noch nicht angeben.
Dr. Hieber (DP.): Der wissenschaftliche Ertrag der Arbeit werde vielleicht größer sein als der praktische
Are Komödiantin.
Roman von Oswald Benkendorf. 1
(Nachdruck nicht gestattet.)
„Der Kindler ist also wieder aus Berlin heimgekommen, Herr Oberst?" fragte Gräfin Bentheim, den Blick von der Stickerei erhebend,die ihre schmalen,weißen Hände hielten, „er hatte ja sechs Wochen Urlaub genommen, um seine Angelegenheiten zu ordnen."
Ihr Gegenüber, Oberst von Perle, ein rüstiger Fünfziger Von stattlichem Kvrpernmfang und blühender Gesichtsfarbe, strich ln sichtlicher Verlegenheit seinen roten Schnurrbart und erwiderte mit einem Seitenblick ans die junge Dame, welche unweit Von ihm, am hohen Bogenfenster saß: „Wohl wahr, auch wir waren überrascht, obgleich an die wnnderlichenEinsälle desHaupt- maniis Kindler bereits gewöhnt. UebrigenS gab er mir keine Erklärung seines Verhaltens, wenn man eine hingeworfene Be- merkimg nicht als solche gelten lassen will, er meinte nämlich, daß er gefürchtet babe, einen dummen Streich zu machen, deshalb habe er die Residenz so schnell verlassen."
„Hm, das klingt rätselhaft, noch dazu ans seinem Munde. Hat er Ihnen nicht erzählt, ob sein Oheim, der alte Geldwechsler, sich noch einmal beschwatzen ließ, ihm ans der Not zu helfen und das überschuldete Besitztum vor dem gerichtlichen Verkaufe zu bewahren?"
„Weder mir noch den ihm näherstehenden Kameraden hat er Mitteilungen über den Stand seiner Angelegenheiten gemacht, dvcb will es mir scheinen, daß er Hoffnung hat, er Wäre wohl sonst nicht so guter Dinge und heiter gewesen."
„Nun, ich will es wnnschen," meinte Gräfin Sidonie mit einem leichten Seufzer, „schon Ernsts verstorbener Mutter wegen, die meine Freundin war und wahrlich ein besseres Los verdient hatte, als die Gattin des „tollen Kindler" zu werden, der sie um ihres Reichtums willen geheiratet. Später, nachdem er das Geld in unsinniger Mene vergeudet, hat er die arme Dulderin vernachlässigt, ja gemißhandelt, bis der Tod sie von ihm befreite."
Der Oberst nickte. „Ich habe ihn noch in seiner Glanzperiode gekannt, er war ein schöner Mann. Ei gewiß. Auch besaß er bestechende Eigenschaften, war witzig, geistreich, ein Meister in allen ritterlichen Künsten, nur das Herz mangelte und das rechte Ehrgefühl, ohne welches man sich den echten Edelmann nicht denken kann."
Ernst hat viel von seinem Vater geerbt, sowohl dessen Schönheit, als auch den Hang zur Verschwendung. Hoffen wir, daß mindestens ein Teil der Herzenseigenschaften seiner sanften Mutter auf ihn gekommen ist. Und nun, Oberst, wie wär's, wollen wir unsere Partie machen? Mein Bruder Erich läßt ja heute ans sich warten, ich dachte, der Bittsteller, welcher ihn so dringend zu sprechen begehrte, würde uns Erichs Gesellschaft nicht so lange entziehen. Inzwischen können Sie mir Revanche geben."
„Ich stehe zu Befehl, gnädige Gräfin."
„Franziska, mein Kind, willst Du mir wohl das Spiel her- überreichen?" wandte sich die Gräfin an daS junge Mädchen, das sich schnell erhob, aus einem Eckschranke ein Schachbrett nahm, dessen zierliche Elfenbeinfignren Knnstwert besaßen, und alles mit anmntender Geräuschlosigkeit ans dem Tische, vor dem die beiden Partner saßen, anfstellte.
Der alte Herr blickte mit vergnügter Miene zn der schlanken Mädchengestalt ans, über deren mildes Antlitz ein sanfter Ernst ausgegossen war, dann sagte er, lächelnd ans das Spiel weisend: „Das da ist nichts für die Jugend, Fräulein Franziska, verlangt viel Ueberlegung und Geduld!"
„O, ich habe Geduld," war diemitwohllautenderStimme gegebene Erwiderung, und dann zog sich Franziska wieder in ihre Fensternische zurück, um die Woll- und Seidensträhnen, welcher sie zu ihrer Arbeit benötigte, in Ordnung zu bringen, eine Beschäftigung, welche sie völlig in Anspruch zu nehmen schien, denn nur ein einziges Mal wendete sie das liebliche, blonde Köpfchen dem Fenster zu, das die Aussicht in den im reichen Blumenflor prangenden Schloßgarten bot.
Franziska war eine entfernte Verwandte der Gräfin Bentheim, und zwar entstammte sie einer verarmten Seitenlinie des altberühmten Geschlechts. Früh für den klösterlichen Beruf bestimmt, war dem Schicksal der Waise eine andere Wendung gegeben worden durch die Erklärung der Gräfin Sidonie für die Zukunft des Mädchens sorgen zu wollen, das sie vorläufig als Gesellschafterin in ihrem Haushalt anfnnhin.
Man betrachtete dies als ein Glück für die mittellose Waise und Franziska war vielleicht die einzige, welche es nicht dafür ansah.
Sie halte sich schon so in den Gedanken hineingelebt, der Welt und ihrem trügerischen Schimmer zu entsagen, noch ehe derselbe ihr Auge und Herz verblendet, daß sie nur widerwillig
Erfolg. Nach einer kurzen Bemerkung des Berichtest, tritt der
Abg. Heymann (Soz.) dgsür ein, daß die Frage der Ausscheidung des Kirchenguts bald in ihrer ganzen prinzipiellen Tragweite an der Hand der Regierungsdenkschrift aufgerollt werden möchte. Die sozialdemokr. Fraktion werde entsprechend ihrer bisherigen Haltung das vorliegende Kapitel und die folgenden ablehnen, weil sie den Konfessionen die volle Unabhängigkeit vom Staat gewährleisten wolle.
Rembold-Gmünd äußert sich ebenfalls zn dem vorliegenden Kapitel, bleibt aber auf der Journalistengalerie völlig ünverständlich.
Der Titel wird sodann gegen die Stimmen der Sozialdemokraten und einiger Volksparteiler genehmigt; ebenso der Rest des Kapitels.
In rascher Folge werden alsdann eine Reihe weiterer Titel und zwar zunächst das Kap. 50 erledigt.
Bei Tit. 2 dieses Kap. wird von dem Berichterst. angeregt die 4 Stellen der selbständigen Ortsschulinspektoren in Bälde zn legalisieren. Diese Stellen seien gesetzwidrig.
Löchner (Bp.): Er versage es sich, die Volksschnl- frage hier aufznrollen, weil er hoffe, daß in Bälde ein neues Schulgesetz vorgelegt werde.
Minister v. Fleischhauer: Ein neues Schulgesetz werde zu gegebener Zeit vorgelegt werden. .
Dr. Hieber (DP.): Hoffentlich, sei diese „gegebene Zeit" eine kurze Zeit (Beifall.)
Unter Kap. 51 kommt der Berichterstatter v. Gauß auf die Seminarien zu sprechen. Auf Anregung des Präsidenten unterbleibt jedoch eine Einbeziehung dieser Frage in die Debatte, da der Bericht der Finanzkommission über die Denkschrift der Regierung, die Seminarien betr. noch nicht vorliegt..
Zu Kapitel 61 (Universität) führt Berichterst. von Gauß aus, daß im Etat hier wesentliche Mehrausgaben vorgesehen sind. Der Stolz und der Lebensnerv der Universitäten sei die strikte Durchführung der Lehrfreiheit. Er wolle hier auch der Schaffung eines Lehrstuhls für die Homöopathie einige Worte widmen. In der Finanzkommission sei sodann geklagt worden über die schlechte Verbindung Tübingens mit der Landeshauptstadt, ebenso über die übermäßigen Ferien.
Dr. Baüer (Vp.) betont, daß in Tübingen den Hant- Nnd Geschlechtskrankheiten mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden müsse. Weiterhin sollten Vorlesungen über soziale Medizin und Schnlgesnndheitspflege eingerichtet werden. In der Stellung der Assistenzärzte sollte eine rechtliche Verbesserung eintreten.
Vizepräsident v. Kiene befürwortet ebenfalls eine bessere Fürsorge für Hautkranke.
Kültminister v. Fleischhauer: Die Berufung vpn Lehrkräften dürfe nur mit Rücksicht auf die wissenschaftliche Befähigung erfolgen. Diese müsse auch ausschlaggebend sein, wenn es sich um die Berufung von Württembergern handele.
Nach kurzer Weiterberatung werden die Tit. 1—5 genehmigt. Zü Tit. 6 (Universitätsinstitute) stellt Berichterstatter v. GaNß den Antrag: Die Eingabe des Vereins württ. Zahnärzte betr. Errichtung eines zahnärztlichen Instituts an der Universität Tübingen der Regierung zur Erwägung zu übergeben. — Dieser Antrag wird angenommen, und ebenso einige weitere Kapitel.
Für die Kap. 64—69 ist Schmid-Besigheim Berichterstatter. Kap. 64 enthält den Aufwand für die landwirtschaftliche Hochschule in Hohenheim, 177 010 Mk. für 1907 und 169160 Mk. für 1908.
Pergler v. Per gl er (BK.) begründet einen Antrag, wonach ein Maschineningenieur als Dozent für landwirtschaftliche Maschinenkunde an der Technischen Hochschule in Stuttgart und zugleich an der Hochschule in Hohenheim angeestllt werden soll.
Kültminister v. Fleischhauer: Ihm scheine ein Bedürfnis für die Anstellung eines solchen Dozenten nicht vorzuliegen; er befinde sich damit im Einklang mit Direktor Strebel.
H au ßmann-Gerabronn (Vp.) beantragt den Antrag Perglas der Regierung zur Erwägung zu übergeben.
sich entschloß, vor dem Antritte ihres Noviziats einen längeren Besuch bei der Tante auf Schloß Wilmenau abzustatten.
Was sie schließlich dort bestimmte, dem Kloster zu entsagen und in den Familienkreis als Glied sich einzufügen, ward nicht bekannt, nur behaupteten einige geschwätzige Zungen, daß die Aussicht, einst Herrin aus Wilmenau zu werden, durch eine Heirat mit Kurt Bentheim, dem einzigen Sohne der Gräfin St- douie, den Ausschlag für ihre Entscheidung gegeben habe.
Im Charakter des jungen Mädchen» lag es aber durchaus nicht, derartige Spekulationen zu machen und wenn in ihrem Herzen eine Neigung für den liebenswerten und geistig begabten Vetter keimte, so hatte sicher die Erwägung, daß Kart voraussichtlich der Erbe des Onkels und Herr der Herrschaft Wilmenau werden würde, nichts damit gemein.
Auch lag es ja immer noch im Bereiche der Möglichkeit, daß Graf Erich Wilmenau, im rüstige» ManneSalter stehend, zu einer zweiten Heirat sich entschlösse, obschon er nach seiner ersten unglücklichen Ehe gelobt hatte, sich nicht wieder zu vermählen.
Seine Schwester Sidonie, dem Bruder innig zugetan, würde dies sogar gewünscht habe», wußte sie eS doch aus eigener Erfahrung, wie traurig solche Herzenstänschimgen das Leben gestaltenkönnen. Seit Jahren Witive, hatte sie endlich den Bitten des Bruders Gehör gegeben, sein Heim, dem die Herrin mangelte, durch ihre Gegenwart anmutig zu beleben.
Sie verließ Bentheim, das einsame Bergschloß, nahe der rauhen Gebirgskette in der Grafschaft Glotz gelegen, und kehrte, eine ernste, gereifte Frau, nach Wilmenau zurück, in das Vaterhaus, wo sie als junges heiteres Mädchen unvergeßlich schöne Stunden verlebt hatte.
Als dann noch die liebliche Franziska von Lauen auf Wilme- nau eingezogen, gestaltete sich das Zusammenleben der Schloß- bewohner immer heiterer, der gesellige Kreis erweiterte sich und selten verging ein Tag, wo nicht Gäste im Schlosse vorsprachen, zu denen besonders die Offiziere der nahen Garnisonstadt Spangenberg zählten. 139,20
Das fast patriarchalisch zu nennende Stilleben der alternden Geschwister wurde dadurch nicht gestört, da die Besuche der Nachbarn an dem Hansbranche nichts änderte», sie wurden freundlich ausgenommen und beivirtet, das gastliche Hans war ihnen stets geöffnet, obwohl weder Gras Erich noch dessen Schwester glänzende Feste und geräuschvolle Lustbarkeiten liebten.