nige sind kaum aus dem Notverband und schon be­ginnt eine neue Sportfexerei: das Kaiserrennen im Tau­nus. Dieses hat schon bei den Vorübungen soviele Opfer gefordert, daß es des Unheils genug ist, wenn beim Rennen selbst nichts mehr passiert. Ebenso bedenklich, wie die mit einem Automobilrennen auf offenen Straßen verbundenen Gefahren für den Körper, ist auch die Be­einträchtigung des Erwerbslebens und Verkehrs durch die umfassenden Absperrungen, wie sie im Taunus vor­genommen worden sind. Sie hinderten während der Ueb- ungszeit den Landmann, seinen Acker zu bestellen und an den Renntagen selbst ist jeder Wagenverkehr unmög­lich gemacht und der Fußverkehr hat über schmale Brück- chen zu erfolgen. Dazu kommt noch die Belästigung durch den Staub und die Gefahr durch entgleisende Wa­gen. Die Herkomerfahrt war Wohl die letzte ihres Zei­chens und für das Taunusrennen gibt es wenigstens kei­nen Wanderpreis. So bestünde kein Hindernis, es nun genug sein zu lassen des grausamen Spiels und auf die Abhaltung automobilistischer Konnkurrenzen auföffent­lichen Straßen zu verzichten. Man wende nicht ein, die deutsche Industrie gehe zugrunde, wenn sie nicht bei der wilden verwegenen Jagd mitmache. Unter vier Augen räumen die Industriellen gerne ein, daß sie nur um der lieben Konkurrenz willen die riesigen Kosten tragen und daß sie gut und gerne auf andere Weise die Leistungsfähigkeit ihres Fabrikats zeigen wollen. Ver­nünftige Automobilisten fügen hinzu, daß die Erprob­ung im Rennen nicht viel besage, daß dabei das Glück wahllos seine Gaben verstreue und daß eine gute Marke sich im Gebrauch durchsetze auch ohne Rennerfolge. Diese Fachleute haben gewiß recht. Aber wenn sie nicht recht hätten! Wo in der Welt steht es geschrieben, daß man dem Reklamebedürfnis einer bestimmten Branche wichtige allgemeine Interessen opfern darf!

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Kasernenwurst. Die Geheimnisse des Wurstkes­sels sind unergründlich ! Das zeigt wieder einmal ein Prozeß, der zur Zeit vor der Schweriner Strafkammer verhandelt wird. Es handelt sich um riesenhafte Unter­schleife in der mecklenburgischen Irrenanstalt Sachsen­berg. In dem Prozeß sagte ein Zeuge aus, daß der Hos- metzgermeister Wilck-Berlin durchweg schlechte Wurst­

waren geliefert habe, auch für die Kranken der 1. Klasse. In der Wurst für die 3. Klasse sei viel Mehl und wenig Leber gewesen.Die Wurst war hart krümelig

und schmeckte gar nicht nach Leberwurst, sie sah auch kaum so aus. Ich habe in der Kolonie bei den arbeitenden Kranken oft zu Mittag gegessen. Die Leberwurst für die 1. Klasse war längere Zeit so schlecht, daß ich sie nicht anrührte". Wilck erklärte dann auf Befragen des Vor­sitzenden, die Kaser nenwurst sei noch schlechter gewesen. Diese Aeußerung scheint eine gründliche Prüfung der Verhältnisse dringend erforderlich zu ma­chen. Wenn wirklich für die Kasernen eine so schlechte Wurst geliefert worden ist, so läßt sich die Vermutung nicht abweisen, daß auch die sonstigen Materiallieferungen für das Militär Nicht von einwandsfreier Qualität ge- wefen siud und in diesem Falle würde dargetan sein, daß die Lieserungskontrolle eine unzureichende war. Es ist ganz selbstverständlich, daß für gute Verpflegung des Heeres alle irgend möglichen Vorsichtsmaßregeln zu tref­fen sind; die verlangte körperliche Arbeit bedingt auch eine dementsprechend kräftige Ernährung, und man darf denen, welche ihre Dienstpflicht ableisten, nicht Nahrungsmittel geben, welche wenig Nährkraft haben. Die erwähnte ge­richtliche Episode sollte demnach, so sagt die Fr. Zt. mit Recht, Anlaß zu Nachforschungen geben, wie es mih der Qualität der Lieferungen bestellt ist, und eventuell falls sich daran Mißstände Herausstellen, eine gründliche Re- wedur zur Folge haben.

Tages-ßhronik.

Berlin, 11. Juni. Graf Zeppelin soll, wie die Tgl. Rdsch. belichtet, b absichtigen, mit seinem Luftschiff vom Bodensee bis zur Nordsee bei Emden zu fahren oder nach Wilhelmshaven. Gras Zeppelin gedenke jedoch nur, wenn besondere Umstände ihn dazu nötigen, bet Wilhelmshaven zu landen; wenn möglich, will er sogleich dieselbe Strecke wieder zurücksahren. Die deutschen Flotten- unv Militärbehörden, die diesen Versuchen die weitgehendste Unterstützung zuteil werden lassen, sind von dem Vorhaben bereits verständigt und treffen Vorbereitungen zu einer etwaigen Bergung des Luflscküffs.

Berlin, 12 . Juni. Hiesigen Blättern zufolge nennt man ,m Kultusministerium als den voraussichtlichen Nachfolger des Herrn v. Studt den UnterstaatSsekretär Sy- dow vom Retchspostamt. Es ist unseres Wissens schon mit mehr als einem über die Nachfolge Studts verhandelt worden. Man muß abwarten, wer schließlich herauskommen wird. Unterstaatsstkretär Sydow ist Jurist, war Richter, u. a. auch in Berlin, und ist seit 20 Jahren in die Post- verwallung übergegangen. Politisch ist er nie hervorge- treten.

Berlin, 12. Juni. DieNordd. Mg. Ztg." erklärt bie Behauptung derKöln. Volksztg." für unrichtig, daß bas Reich demnächst wieder mit einer Anleihe von 200Mll. Mk. an den Geldmarkt herantreten müsse, um seine dringendsten Bedürfmsse zu decken.

Berlin, 12. Juni. Der Lokalanzeiger meldet aus Rotterdam: Sofort nach der Eröffnung der Friedens­konferenz werden die holländischen Vertreter die Oeffentlichkeit der Plenarsitzungen beantragen. Die Annahme dieses Antrags kann nur einstimmig erfolgen, weil ablehnende Staaten von der Konferenz zurücktreten würden.

Berlin, 13. Juni. Wie das Tageblatt ^ aus Frankfurt a. M. meldet, sind am Ziel der Her­komerfahrt bei Klosterthron sämtliche De kora - tionen gestohlen worden.

Hamburg, 12. Juni. Der erste internationale Fleischerkongreß faßte den Beschluß, alljährlich in verschiedenen Ländern einm internationalen Fletscherkongreß abzuhalten. Die Leitung der Geschäfte bleibt in den Händen des deutschen Verbandes. Es gelangte eine Resolution zur Annahme, wovon die Kosten der Fleischbeschau, da diese lediglich im Interesse der Konsumenten erfolgt, aus öffent­lichen Mitteln bestritten werden sollen.

Kattowitz, 13. Juni. Der Kassierer der Ortrowiec- i zer Hüttenwerke wurde bei Ludwikow (Rußland) überfallen ? und einer Summe von 15 000 Rubel, die zur Löhnung bestimmt waren, beraubt. In Strachczowietz überfielen Räuber ein Bauernhaus, raubten Vieh, Geld und Wert­sachen und warfen den Besitzer und die Frau in einen Brunnen, wo sie ertranken.

Rom, 13. Juni. Der Senat hat eine Vorlage an­genommen, durch die der 4. Juli ds. Js. als der 100. Geburtstag Garibaldis zum nationalen Feiertag erklärt wird.

Goteubnrg, 13. Juni. DemAftenbladet- zufolge ist in der Nähe des Stennng-Sundes der Pächter Larson, seine Frau, seine Tochter und deren Kind in der Wohnung ermordet aufgefunde«. Ein Knecht des Nachbarhofes ist der Tat verdächtig.

Paris, 12. Juni. Wie dasEcho de Paris" be­hauptet, habe General Bailloud, Kommandeur des 6. Armeekorps in Montpellier, an den Kriegsminister einen vertraulichen Bericht gesandt, der ihn davon verständigt, daß er (der General) des Gehorsams seiner Truppen im Falle eines Zusammenstoßes mit den Winzern keineswegs sicher sei. Wie mehrere nationalistische Blätter melden, haben die Soldaten des 2. Genteregiments in Montpellier sich am Sonntag geweigert, die feldmäßige Ausrüstung anzulegen, da sie ohnedies entschlossen seien, nicht gegen die Winzer zu marschieren. Zwei Unteroffiziere seien dabet mißhandelt und ein Offizier bedroht worden. Das Regiment 100 in Narbonne wurde nach Gap verlegt.

London, 13. Juni. Das Oberhaus hat in zweiter Lesung den Regierungsentwurf angenommen, wel­cher die Wahl von Frauen zu Mitgliedern von Graf­schaftsräten und sonstigen Lvkalbehörden gestattet. Es ist aber zweifelhaft, ob dieser Entwurf noch in dieser Session erledigt wird.

Priersbnrg, 12. Juni. Fünf mit Revolvern be- ! waffnete Räuber sühnen heute Vormittag einen Ueberfall s auf eine Bankfiliale im Petersburger Stadtteil aus i und raubten 1000 Rubel. Bei ihrer Verfolgung erschossen § sie einen Revierausseher, einen Vorübergehenden und ver­wundeten einen Schutzmann, sowie vier andere Personen. E'ner der Räuber erschoß sich, als er sah, daß es ihm un­möglich war zu entkommen.

Charbiu. 12. Juni. Eine aus Kaukasiern und Tschungusen bestehende Bande beschoß gestern das Arrest­lokal des alten Stationsgebäudes in Bogranilschnaja. Der Pvlizeimeister wurde bet der Verteidigung seiner Wohnung getötet, ebenso 2 Grenzsoldaten. Ein Grenzsoldat wurde verwundet.

Sydney, 12. Juni. Die von der Korebucht in Neu- kaledonien abgegangene, aus Stettin stammende Bark Albania* ist am 17. Mai in der Südsee gesunken. .Die Besatzung ist in Tonga gelandet.

Ein unliebsames Vorkommnis spielte sich am Sonn­tag in Neustädtlein a. F. bei Bayreuth ab. Der Veteranen- und Kriegerverein veranstaltete an diesem Tage seine Fahnenweihe. Er muß es nun mit dem (Prot.) Herrn Pfarrer verdoben hüben, denn dieser verweigerte ganz entschieden seine Mitwirkung an dem Weiheakt. Es wurde darauf der Pfarrer von Limmersdorf ersucht, der sich auch bereit erklärte, die kirchliche Weihe der Fahne vorzunehmen. Nun verbot der Pfarrer von Neustäüt- lein, daß bei der Feier die Glocken geläutet wurden. Die Gemeindeangehörigen waren aber anderer Ansicht. Sie erklärten, die Glocken seien Eigentum der Kirchengemeinde, nicht des Pfarrers, und sie wurden eben geläutet. Hie­rauf spannte der Pfarrer ein Glockenseil quer vor den im Kirchenschiffe gelegenen Läuteranm und erklärte, jedem Versuche einzudringen,. Gewalt entgegenzusetzen. Ein Bursche, der den Versuch machte, zum Läuteraum zu ge­langen, erhielt von dem tapferen Pfarrherrn eine ge­waltige Ohrfeige. Schon schien es, als ob es zum Hand­gemenge kommen sollte, als sich besonnene Männer ins Mittel legten, und weiteres verhüteten. Mit derweihe­vollen" Stimmung war es aber natürlich vorbei. Der Vorfall erregt allgemeines Aufsehens

Während eines heftigen mit wolkenbruchartigem Re­gen verbundenen Gewitters schlug der Blitz zweimal im Stadtgebiet München ein. Ein Anwesen im Stadt­teile Giesing brannte vollständig nieder, bei einem anderen wurde der Dachstuhl zerstört.

Eine Anzahl auf dem Ostheimer Basaltwerk (Kur- Hessen), beschäftigte italienische Arbeiter wollte sich am Sonntag nach Melsungen begeben und sie bestiegen einen zur Station Malsfeld führenden Rollwagen der Klein­bahn. Bei hem dichten Nebel sahen sie nicht, daß von unten eins Lokomotive entgegenkam, und der Wagen fuhr ruhig ,daraus. Von den Insassen wurde einer getötet, je drei wurden schwer und leicht verletzt.

In Duisburg wurden 2 Mädchen Wohlhab an­der Eltern verhaftet, die in der Umgegend zahlreiche Opferdieb stähle ausgeführt hatten. Man fand in ihrem Besitz 14 Stück Nachschlüssel.

Da » Kaiserpreisrennen im Haunus.

Homburg, 13. Juni. Der Kaiser ist gestern Abend hier eingetroffen. Die Stadt ist reich geschmückt. In der Louisenstraße, wo sich das Bureau des Kais. Automo­bilklubs befindet, wogten die Autonrobile und Rennwagen auf und nieder, um sich dis Bescheinigung über ihr vor­schriftsmäßiges Gewicht, sowie über die ordnungsmäßige Beschaffenheit ihrer Maschinen vom Automobilklub aus­stellen zu lassen. Die elektrische Straßenbahn nach der Saalburg, welche Mühe hat, die Straßen zu passieren, ist andauernd überfüllt. Die Streckenkommission in ih­ren gelben Automobilen sind eifrig bei der Arbeit, um auf der Rennstrecke die letzten Vorbereitungen zu treffen. Für den Sicherheitsdienst auf der Rennstrecke ist eine Anzahl Feldwebel und Unteroffiziere, die mit dem Brustschild der Feldgendarmerie ausgestattet sind, hier eingetroffen. Der Zuzug von Fremden aller Nationen besonders derjeni­gen, welche an dem Rennen beteiligt sind, ist enorm. Die Hotels sind überfüllt.

Kronberg, 12. Juni. Heute Nachmittag verun­glückte auf der Rennstrecke unweit des SchlossesFried­richshof" ein pfälzischer Tourenwagen Nr. 1580 dadurch, daß er in den Straßengraben geriet und am Kilometer­stein 1,8 total zerschellte. Der Chauffeur brach den

Oberarm. Die Insassen trugen innere Verletzungen da­von. Die Namen derselben konnten nicht festgestellt wer­den, da die Verunglückten sich weigerten, sie zu nennen.

Arbeiterbewegung

Plauen i. Bogt l-, 12. Juni. Der Vogtl. Anz. meldet aus Triebes: Die Arbeiter der hiesigen Jute­spinnerei sind zum größten Teil in den Ausstand getre­ten. Von 1600 Arbeitern gehen nur etwa 400 ihrer Be­schäftigung nach. Es wird eine allgemeine Lohnerhöh­ung verlangt.

Aus Württemberg.

Dienstuachrichteu. Ernannt: Den Bovisten Siegrist bei der Staatsanwaltschaft Ravensburg zum Kanzlisten bei dem Land­gericht Tübingen.

In den Ruhestand versetzt: Den Professor Oberreutter an der Wilhelms-Realschule in Stuttgart seinem Ansuchen gemäß und ihm aus diesem Anlaß das Ritterkreuz erster Klasse des Friedrichs­ordens verliehen. _

Vom Landtag. Eine Eingabe der Rektoren der Gymnasialen- und realistischen Vollanstalten des Landes ist bet der Zweiten Kammer etngegangen. Es werden hierin Bedenken erhoben gegen die in der Form einer Erhöhung des Wohnungsgeldes durchzuführenden Gehaltaufbessesserung, weil dadurch ein großer Teil der Lehrer an den Landlatein- und Realschulen Direktoren an den Vollanstalten, die Semi. narlehrer u. a. von der Gehaltsaufbesserung ausgeschlossen würde». Diese Behandlung der Sache erscheine als unge­recht und steigere das ohnehin bestehende Mißverhältnis zwischen den Bezügen der betreffenden Lehrer und denen der entsprechenden Beamtenklassen. Die Eingabe ist der Finanzkommisston überwiesen worden.

Stuttgart, 12. Juni. Zum Direktor der chirurgi­schen Abteilung des Kätharinenhospitals an Stelle des verst. Ob.Med.Rats Dr. v. Burckhardt wurde, wie der Schw. M. hört, in der heutigen Sitzung der Ortsarmen­behörde Prof. Dr. Steinthal, Vorstand der chirurg. Abteilung der Diakonissenanstalt, gewählt.

Stuttgart, 12. Juni. Ans dem 7. Verbandstag des Verbands deutscher Berufsfenerwehren, der vom 13.16. Juni hier stattfindet, werden beinahe sämt­liche deutschen Berufsfeuerwehren vertreten sein. Außer­dem werden Gäste aus Oesterreich und Dänemark, sowie ! Vertreter einer größeren Anzahl deutscher und österreichi­scher Stadtverwaltungen an dem Kongreß teilnehmen.

! Die Stadt Wien wird durch Magistratsrat Dr. Schwarz ! Vertreten sein. Dje Zahl der Kongreßteilnehmer beträgt ? 93. Vertreten sind 38 deutsche Berufsfenerwehren, fer- « ner der deutsche ReichsfeUerwchrverband, der deutsche Lan­desfeuerwehrverband, .der sächsische Landesfenerwehrver- band, sowie der österreichische, böhmische und dänische Jeuerwehrverband.

Der 66jährige Bauer Jakob Ernst in Bietigheim stürzte bei der Ausbesserung seines Scheunendaches infolge Umkippens der Diele, auf welcher er stand, kopfüber auf das darunter befindliche Dach, so daß er schwerverletzt alsbal­dige ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußte.

Der Taglöhner Friedrich Stumpp in Huzen- bach OA. Freudenstadt stieg auf einen Fußschemel mit einem offenen Messer. Dieser kippte plötzlich um Und Stumpf stürzte mit dem linken Auge in das Messer. Der Unglückliche wurde schwer verletzt in die Klinik in Tüb­ingen verbracht.

Der verheiratete Maschinist Josef Löw in Mecken­beuren wollte an der Riemenscheibe der Haupttrans­missionswelle einen nicht aufgelegten Riemen beiseite schie­ben, er wurde hierbei von einem daneben laufenden Rie­men erfaßt und erlitt neben einer Reihe von Berletzun- ungen auch einen doppelten Bruch des rechten Armes.

KerichtslaaL.

! München, 12. Juni. Im Massenwucherprozeß stellte der SwatZanwalt Anträge auf Gefängnisstrafen von 6 Monaten bis zu 4 Jahren, auf Geldstrafen von 3000 9000 Mark und bei sämtlichen Angeklagten auf mehrjährige Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte. Der Angeklagte v. Müsset wurde auf Antrag des Staatsanwalts wegen Fluchtverdachts sofort in Haft genommen.

Neustadt a. H., 12. Junt. In Winz in gen wurde der Wemhändler Erle w e t n verhaftet, der die ! gerichtlich angelegten Siegel an beschlagnahmten Weinfässern ! gelöst und den Inhalt verwendet hatte, z Frankfurt, 10. Juni. Oberkriegsgericht. Das z Oberkriegsgericht verhandelte heute unter dem Vorsitz des Obersten von Warlenburg gegen den Oberleutnant Zipper vom Mainzer Pionier-Bataillon wegen vorschriftswidriger Behandlung und Beleidigung von Untergebenen. Die Oeffentlichkeit wurde jedoch, wie es üblich ist, wenn ein Offizier vor den Schranken des Gerichts steht, wegen Ge­fährdung militärdienstlicher Interessen während der ganzen Dauer der Verhandlung ausgeschlossen, und nur die Ver­kündigung des Urteils mit den Gründen war öffentlich. Der Angeklagte war vom Gouvernementsgericht in Mainz zu 8 Tagen Stubenarrest verurteilt worden und hatte da- H gegen Berufung eingelegt; das Gleiche war von Seiten des Gerichtsherrn geschehen, dem die Strafe zu niedrig schien. Oberleutnant Zipper ist Bataillonsadjutant und in dieser Eigenschaft untersteht ihm die Musikkapelle des Pio­nier-Bataillons. Es scheint aber, als ob die Hoboisten es dem Oberleutnant nicht recht gemacht haben, und so ließ er nach den Mainzer Zeitungsberichten die Kapelle bei bitterer Kälte im Kasernenhofe antreten und spielen. Ein Sergeant, der sich krank melden wollte, mußte ebenfalls mitspielen und kam dann ins Lazarett. Das Oberkriegsgericht hob nach Vernehmung von 15 Zeugen das erste Urteil insofern auf, als es den Angeklagten nur der vorschriftswidrigen Behandlung von Untergebenen, neben­her auch der Anmaßung einer Diestgewalt schuldig fand. Die Strafe dafür wurde ebenfalls auf 8 Tage Stuben­arrest bemessen.

Ktmkel und Aolksrvirtschatt

Stuttgart, 12. Juni. Der Kur», zu welchem dar neueste würtl. Siaaisanlchen von I4,viv,0oo Mk von dem bekann­ten Bar klonsonium übernommen vu:de, ist ISO Pr,,ent