MürLt. Landtag.
Stuttgart, 12. Juni.
Präsident v. Payer eröffnet die 38. Sitzung um 91/4 Uhr. Der Tisch des Präsidenten, der heute seinen 60. Geburtstag feiert, ist mit großen Blumensträußen und Rosenguirlanden geschmückt. Rechts und links vom Prä- sidentenstuhl sind Blattpflanzen aufgestellt. Der Präsident wird von den Abgeordneten und den Vertretern der Regierung beglückwünscht.
Am Regierungstifch: Ministerpräsident v. Weizsäcker, Staatsrat v. Balz, Präsident v. Fuchs, Direktor v. Leo.
Auf der Tagesordnung steht die Beratung der Vorlage des
Stuttgarter Bahnhofumbaus.
Eine allgemeine Beratung wird nicht gewünscht.
Vizepräsident Dr. v. Kiene (Ztr.) weist als Berichterstatter darauf hin, daß es sich hier um die weit- tragendste Eisenbahnvorlage und um eine Modernisierung handle. Zunächst müsse die Hauptfrage des Bahnhofumbaues von Stuttgart erörtert werden. Dieser erfordere nebst Nordbahnhof rund 51 Millionen, während die weiteren Erweiterungsbauten den Aufwand von 43 Millionen notwendig machen. Die Kommission habe die Vorlage in 4 Tagen durchberaten und trete mit fast einstimmig gefaßten Beschlüssen vor das Haus. Unbestreitbar ist das Bedürfnis eines Bahnhofumbaues. Auf 6 Geleisen kann man nicht über 300 Züge bewältigen, wenn der Verkehr sicher sein soll. Mehr Auge- lassen sich kaum einschalten und doch steige der Verkehr immer mehr. Die Züge müssen zu häufig vor den Toren Stuttgarts warten. Das Herumführen von Postwagen auf den Perrons läßt sich nicht mehr aufrechterhalten. Auch der Güterbahnhof ist den Verkehrsanforderungen nicht mehr gewachsen; die Güterschuppen sind unzureichend. Die Bedürfnisfrage dürfte von dem hohen Hause ebenso einstimmig bejaht werden wie von der Kommission. Nun könnte man die Frage stellen, ob nicht auf einem anderen Wege, als auf dem von der Regierung vorgeschlagenen, die erforderliche Abhilfe möglich ist. Diese Frage wurde von der Kommission (um den Umbau ganz zu vermeiden oder unter großer Kostenersparnis wenigstens erheblich einzuschränken) einstimmig verneint. Der örtliche Personenverkehr überwiegt den Durchgangsverkehr um 90 Proz. Auch die Großindustrie bevorzugt die Großstadt. Den Hauptverkehr von Stuttgart wegzuverlegen, würde den gesamten Eisenbahnverkehr des ganzen Landes ungünstig beeinflussen. Der Hauptbahnhof würde dann auch nicht entlastet werden und feine Erweiterung nicht entbehrlich sein. Eine Entlastung tritt auch nicht durch Umgehungsbahnen ein. Die Verlegung des Hauptbahnhofs nach Cannstatt würde finanziell und betriebstechnisch eine Verschlechterung sein. Der Industrie im Neckartal ist durch einen lebhaften Vorortsverkehr gedient. Die Erstellung eines Zentralbahnhofs in Cannstatt hat die Kommission mit 13, bei 2 Stimmenthaltungen abgelehnt. Das durchschlaggebende Moment für die Annahme des Schillerstraßenprojekts gegenüber dem der Schloßstraße sei die finanzielle Seite. Für das elftere sprach die Möglichkeit, das frei werdende Gelände um 21 Millionen zu verkaufen, wofür ein Kaufvertrag schon abgeschlossen sei. Dieses Projekt bedeute Ersparnisse von 13 Millionen. (Aus dem verkauften Areal wird dem Staqt eine erhebliche Summe zufließen). Die Leistungsfähigkeit des Schillerstraßenprojekts kann erheblich gesteigert werden. Die bei den verschiedenen Eingaben hervorgehobenen Mängel und Bedenken feien entweder nicht vorhanden oder wenigstens in dem behaupteten Umfange nicht. Eine Hinausrückung des Bahnhofes um 330 Meter ist angesichts der Straßenbahn für die Bewohner Stuttgarts ohne erhebliche Bedeutung. Auch dem Bahnpostverkehr wird
kein Abbruch getan. Leider schneiden beide Projekte die Anlagen an. Würde das neue Theater in den oberen Anlagen erstellt werden, so wäre dies aber noch eine größere Verschlimmerung. Die Landesinteressen über- wiegen die Verschiebung von Privatwerten. Die älteren und bewährten Unternehmungen werden nicht lahm gelegt; sie werden mit den neuen ein gutes Auskommen finden. Ob eine Beitragsleistung Stuttgarts mit 1,6 Millionen Mark gegenüber den geschaffenen Vorteilen eine genügende ist, soll dahingestellt bleiben. Der Bau von Nebenbahnen darf infolge des Umbaues nicht gestört werden. Eine andere Lösung der Frage ist nicht gefunden worden. Redner bittet um Zustimmung, die das Landesinteresse erfordere. Es beantragt die Kommission: Dem Umbau und der Erweiterung des Hauptbahnhofs und der Erweiterung des Nordbahnhofs zuzustimmen, sowie eine Resolution, dem Schillerstraßen - Projekt zuzustimmen und diesbezügliche Eingaben für erledigt zu erklären. Weiter wird beantragt, die Ministerien des Auswärtigen und der Finanzen mit der Veräußerung des freiwerdenden dem Staat gehörigen Geländes zu beauftragen.
Mitberichterstatter Kraut (BK.): Bedauerlich fei, daß bei den Erweiterungsbauten des Bahnhofs die Anlagen so stark angeschnitten werden müssen. Wenn man gegen das Schillerstraßenprojekt zunächst erhebliche Bedenken gehabt habe, so sei daran zum guten Teil die Regierüng schuldig, welche vor zwei Jahren das Schloßstraßenprojekt in so glänzenden Farben geschildert habe.
Ministerpräsident Dr. v. Weizsäcker: Er hoffe, daß eine möglichst große Mehrheit für die Pläne der Regierung zustande komme. Die Sorgen, welche die Stuttgarter Bahnhoffrage mit sich bringe, werde man erst dann völlig los sein, wenn das ganze Werk fix und fertig da stehe, denn es besteht die Möglichkeit, daß die Zentralstelle unseres Eisenbahnsystems ins Stocken geraten könnte, womit eine Hemmung des ganzen würt- tentbergischen Eisenbahnwesens verbunden wäre. Die technischen Schwierigkeiten des Stuttgarter Bahnhofumbaus, seien die größten, die Ider deutschen Jngenieurkunst gestellt werden können. Der jetzt vorliegende Entwurf sei das Ergebnis einer einstimmigen Beschlußfassung der Generaldirektion. Beim Schillerstraßenprojekt fei für die; Regierung das finanzielle Moment zunächst entscheidend gewesen. Zu den außerordentlichen Vorzügen des Schillerstraßenprojekts gehöre die Möglichkeit, an einem Tag vom alten in den neuen Bahnhof umzuziehen und rasch , zu bauen. Der Bau von Nebenbahnen solle während s der nächsten 12 Jahre nicht eingestellt werden. Es liege im öffentlichen Interesse, wenn der Betrieb im ganzen erweitert und modernisiert werde. (Beifall).
v. Gauß (Vp.): Das Interesse der Stadt Stuttgart stehe hier durchaus nicht im Widerspruch zu dem Landesinteresse. Seine persönliche Meinung decke sich mit derjenigen der Stuttgarter bürgerlichen Kollegien in dieser Frage. Die Staatsbahurente beruhe wesentlich auf dem Stuttgarter Verkehr. Stuttgart zahle über 1 Drittel der direkten Staatssteuern und leiste stets mehr als es empfange. Redner bespricht sodann die einzelnen Projekte. Das, was jetzt gemacht werden solle, werde nach menschlicher Voraussicht für die Zukunft genügen. Den Betrag von 1600 000 Mark, der von Stuttgart bewilligt worden fei, sei seinerzeit von der Regierung als wünschenswert bezeichnet worden. Als die Regierung ihre Schwenkung zugunsten des Schillerstraßenprojekts vollzogen habe, seien die bürgerlichen Kollegien nicht mehr gefragt worden, wohl in der Annahme, daß die Antwort der Kollegien ein Nein fein würde. Auf die Sinneswandlung der Regierung wolle er sich im einzelnen nicht einlassen. Die jetzige Lage des Stuttgarter Bahnhofes sei geradezu ideal. Die 4 Minuten, die der Bahnhof
Ihr müßt es genau wissen und tief empfinden, daß ihr jeden Tag eures Lebens dem wähle anderer widmen müßt, indem ihr alles für sie tut was ihr könnt.
Indem ihr handelt, ab nicht schwätzt.
John Ruskin.
Wenn der Krühling kommt.
Roman von Margarete Böbm«.
Nachdruck verboten.
(Fortsetzung).
Ihre Einsamkeit war ihr nie so sehr bewußt, als in dem Gewühl der großen Stadt, unter den Tausenden fremden Gesichtern, die in den Straßen an ihr vorüberfluteten.
Entsetzlich verloren und verlassen kam sie sich in Berlin -vor. Sie hatte auch niemand, dem sie sich anschließen tonnte. Bon den alten Freunden ihrer Mutter lebten : ur wenige mehr, und diese wohnten weit von Berlin in .entfernten Vororten. Mädchenfreundschaften anzuknüpfen, hatte sie früher nie Zeit gefunden; so stand sie allein im Leben, freundlos und verlassen.
Auf Schirmeck hatte sie das kaum empfunden. Ihre selbstgeschaffenen Pflichten füllten den größten Teil des Tages aus, und ihre Liebe zur Natur und der ihr schon als Kind innewohnende Hang zur Einsamkeit, dem sie in früheren Jahren nie nachgeben konnte, halfen ihr erfolgreich über sporadische Wehmutsanwandlungen hinweg.
Aber im Grunde war es doch traurig, so mutterseelenallein in der Welt zu stehen! — Sie hatte in ihrent Zimmer zu Mittag gespeist, dann ein Buch genommen, um zu lesen, aber die Lektüre war nicht fesselnd geug, um den Strom ihrer wehmütigen Gedanken zu überbrücken. Unwillkürlich ließ sie das Buch sinken und faltete ihre Hände im Schoß. Ja, es war traurig,. Ein Jahr wie das andere und immer allein, — und das Leben noch so lang bis zur natürlichen Grenze. . . Ja, wenn sie gewollt, — wenn sie zugegriffen hätte, — als das Glück damals vor ihr stand und um sie warb. . .
Sie sprang empor, reckte sich und lief mit eiligen Schritten hin und her wie auf der Flucht vor etwas Un
bekanntem, Furchtbarem, dem sie entrinnen mußte. Nach einer Weile ließ sie sich atemlos auf ihrem vorhin verlassenen Platz nieder.
Zu dem halboffenen Fenster herein strich weiche Lenzluft, und der Himmel hatte die zartblaue, silberdurch- aderte Farbe Heller Vorsrühlingstage.
Da klopfte es. Liselotte schrak zusammen. . . „Herein!" . . . Der Gnom brachte eine Karte.
„Besuch für mich?" Sie schüttelte den Kopf und las am Fenster den Namen: „Charitas von Lubingen..."
„Ich lasse bitten —"
Seit Charitas sich zum zweitenmal mit Kohen vereinigte, hatte Liselotte nicht viel Teilnahme mehr für sie übrig gehabt, trotzdem freute sie sich auf ihren Besuch und die Aussicht, mit ihr zu plaudern.
Charitas brachte eine Wolke von frischem Beilchen- duft mit ins Zimmer; einen in Seidenpapier gehüllten schweren Strauß der blauen Frülingsblumen legte sie aus den Tisch.
„Die ersten Frühlingsboten als Willkommensgruß in der alten Heimat, liebe Frau Fendell," rief sie. „Wissen Sie auch, daß mir die Anrede ordentlich schwer von der Zunge kommt? Ich meine immer, ich müßte Sie noch Fräulein Liselotte rufen, Sie haben sich so gar nicht verändert —"
„Nennen Sie mich immerhin Frau Liselotte," sagte diese lachend; „ifhi bin sehr erfreut über Ihren lieben Besuch, Frau von Lubingen. Sie wohnen hier in Berlin — ?"
„Ja —." Charitas blickte sich um, und eine merkbare Betroffenheit markierte sich in ihren Zügen. Liselotte erriet ihre Empfindungen und suchte sie abzulenken. „Sie wußten, daß ich hier bin, Frau von Lubingen?"
„Sie waren heute morgen gesehen, und ich dachte mir, daß Sie nirgends anders als in ihrer alten Herberge wohnten. Da ließ es mir keine Ruhe, ich mußte Sie aufsuchen. Warum ließen Sie so endlos lange nichts von sich hören? Ich hatte Ihnen zuletzt geschrieben —"
„Zwischen Ihrem letzten Briefe und heute liegt eine große Summe von Ereignissen," sagte Liselotte ausweichend.
„Ja, Sie haben inzwischen viel durchgemacht, Sie Aermste! Zuerst den Bruder verloren und dann das
weiter hinausgeschoben werden solle, seien für eine langgebaute Stadt wie Stuttgart sehr wesentlich. Stuttgart habe auch ein Interesse daran, das ideelle Moment zu betonen, daß seine charakteristischen Eigenschaften bewahrt bleiben. Eine solche Eigentümlichkeit sei es seither gewesen, daß, wenn man den Bahnhof verlassen habe, man alsbald auf dem Schloßplatz gestanden sei. Er könne nicht zugeben, daß in dem Freiwerden des Bahnhofplatzes eine Erleichterung der Stadtverwaltung liege. Wenn die Sache überstürzt werde, so bestehe die Gefahr einer wirtschaftlichen Krisis, eines Krachs. Die Schiller- straßeninteressenten möchten gewinnen, die Schloßstraßeninteressenten würden um Bezahltes gebracht und wehren sich mit Recht dagegen. Die Verschlechterung der Verkehrsverhältnisse auf dem Bahnhofvorplatz wolle er auch erwähnen. Durch die häßlichen Dämme, welche durch das Schillerstraßenprojekt erstellt werden mikssen, werde das Stadtbild geradezu verhunzt. Auch die Anschneidung der Anlagen sei qualitativ beim Schillerstraßenprojekt schlechter. Eine Einführung der linksufrigen Nek- karbahn in den Stuttgarter Bahnhof wäre beim Schillerstraßenprojekt für alle Zukunft unmöglich. Der einzige Vorteil des letzteren Projekts wäre die Platzgewinnung, die aber zweifelhaften Wert habe und kein Bedürfnis sei. Die Darstellung, als ob Stuttgart durch den Bahnhofumbau Wohltaten empfange, möge man doch fallen lassen, die Aufwendungen seien vielmehr im Interesse des ganzen Landes notwendig. Die Beitragsfrage sei erledigt. — Hier wird abgebrochen und die Beratung auf Donnerstag vormittag vertagt.
Rundschau.
Nahezu eine Milliarde Mark indirekte Steuern hat das deutsche Volk aufzubringen. Genau gesagt: 932 Millionen 50 000 Mark. Diese Summe verteilt sich auf Zölle und indirekte Verbrauchssteuern. Die Agrarier sagen zwar:'„Den Zoll bezahlt das Ausland", aber in Wirklichkeit wird jede Ware um die Höhe des Zolls verteuert. Jeder Kurszettel über den Getreidepreis an einem deutschen Handelsplatz und über denjenigen an einem außerdeutschen zollfreien Handelsplatz bestätigt das. Es kann sein, daß die Summe von 933 Millionen Mark in zwei, spätestens in drei Jahren auf 1 Milliarde angewachsen ist. Also 1 Milliarde Mark würde alsdann das deutsche Volk an indirekten Steuern alljährlich aufbringen müssen. Essen, Trinken, Kleider, Schuhe und alles was sonst noch im Katechismus als irdisches Gut aufgeführt wird, muß der Deutsche verzollen und Versteuern. Die notwendigsten Lebensmittel, Brot, Fleisch und Salz, die notwendigsten Gebrauchsartikel — sie alle werden verteuert, weil sie versteuert werden. Die Salzsteuer hat allein 55 Millionen Mark eingebracht. Dabei ist Salz das unentbehrlichste Berzehrmittel auch in der Küche des ärmsten Mannes. Und ähnlich wie beim Salzkonsum liegen die Dinge bei anderen wichtigen Nahrungsmitteln. Es zeigt sich hier vielfach, daß durch indirekte Steuern auf unentbehrliche Verzehr- und Gebrauchsartikel der Minderbemittelte im Verhältnis zum Einkommen um ein vielfaches stärker belastet wird als der Mann, der im Uebersluß lebt. Die indirekte Steuer ist in dieser Beziehung das vollendete Widerspiel gegen die direkte Steuer, die, nach Prozenten des Einkommens erhoben, mit steigendem Einkommen steigt, mit sinkendem Einkommen sinkt. Darum sind wirklich volksfreundliche Politiker immer dagegen gewesen, daß das Deutsche Reich als solches seine.ganze Finanzwirtschaft auf indirekte Steuern stützt und daß dies ungerechte System immer weiter ausgebaut wird.
* * -i-
Der Sausewahn grassiert. Die Wunden, welche die Herkomerfahrt geschlagen — es sind leider nicht we-
schreckliche Ende Ihres Gatten — ich las davon in den Zeitungen —, ich kann mir denken, wie furchtbar Sie das erschütterte —." Charitas Augen wanderten von einem Gegenstand im Zimmer zum anderen. Es war alles so unheimlich unverändert, jedes Möbel auf seinem alten Platz, jedes Nippes an seiner Stelle, — alles wie damals. Und aus dem Nebel des Vergessens schälte sich das Bild eines dämmerigen Mürztags, als sie dort am Schreibtisch
gesessen — und dann — und dann-Nein, sie wollte
nicht daran denken, aber während sie weiterplauderte, löste sich allmählich die Maske der äußeren, glatten, lächelnden Ruhe von ihrem Antlitz; es sah plötzlich älter aus, aber nicht unschöner Unter dem Schatten des Leids, der darüber lagerte.
Liselotte beobachtete und verstand sie. Vielleicht war sie die einzige, die wußte, daß das .Innenleben dieser Frau tiefere Gründe barg, als die Oberflächlichkeit ihres Wesens ahnen ließ.
„Also Sie beabsichtigen, nur wenige Tage noch hier zu bleiben? Vielleicht gelingt es mir, Sie umzustimmen. Wenn Sie nichts Besonderes Vorhaben, gestatte ich mir, Ihre Zeit hier für mich und mein Haus in Beschlag zu nehmen. Morgen habe ich meinen Jour, da können wir leider nichts vornehmen, — natürlich rechne ich bestimmt auf Ihr Kommen..."
„Ich bin,in meinem Burgfrieden ganz menschenfremd geworden — und eigentlich total verbauert. . Liselotte lachte. . . „Ein Beispiel: Heute morgen halst mir die überzeugende Beredtsamkeit eines Geschäftsfrau« leins doch gegen meine bessere Einsicht eine monströse Bluse auf, ein Ungeheuer von Ladenhüter, — glauben Sie ich hätte den Mut und die intellektuelle Kraft gehabk, mich zu widersetzen? Um Ruhe zu haben, bezahle ich und nehme das Scheusal an mich ... Ich bin tatsächlich verschüchtert wie eine waschechte Landpomeranze..."
„Sie dürfen sich aber nicht so abschließen, Liebe. Das können Sie machen, wenn Sie alt und weiß sind. Noch gehören Sie der Welt an, — unserer Welt, in der man sich nicht langweilt. Also Sie kommen. Abgemacht."
Liselotte sagte zu. Charitas verweilte noch eine halbe Stunde und empfahl sich dann mit dem Versprechen, Liselotte am anderen Morgen zu einem gemeinsamen Sp^ ziergang abzuholen.
(Fortsetzung folgt.)