Lloyd"Ziethen" ein F e st IN a h l zu 73 Gedecken statt, an dem auch Legationsrat Prinz zu Stolberg von der deutschen Botschast in London teilnahrn. Ter Vizepräsi­dent des Aufsichtsrats desNordd. Lloyd", Konsul A ch e- ris, brachte einen Trinkspruch auf König Eduard und Kaiser Wilhelm ans. Direktor Hclmolt vom Nordd. Lloyd toastete auf den Mavor von Dover, dieser antwor­tete mit einem Toast auf den Nordd. Lloyd. Chefredak­teur Spender von derWestminster Gazette" sagte in einer Ansprache, die Presse habe leider viel Mißver­ständnis erzeugt, sie müsse aber diese Mißverständnisse beseitigen. Tr. Grnnwald (Boss. Ztgst betonte die Gemeiuschafllichkeit der Aufgaben der englischen und der deutschen Presse und sprach die Hoffnung aus, daß der stetig wachsende Einfluß der Presse im Sinne des Friedens des Glückes und der Wohlfahrt der Nationen angewendct werde. Mr. Sydney Law (Standard), bezeichnte die Entgegensendung einiger Mitglieder des deutschen Komi­tees nach Dover als Liebenswürdigkeit nicht nur gegen­über der englischen Presse ,sondern allen Engländern, die Deutschland achten und lieben. Brandes (Londoner Vertreter desBerl. Tagcbl.") überbrachte die Grüße des Lordmayors von London. Mr.' Elart Horpe (Dai­ly Telegraph"), gedachte der Mißverständnisse zwischen Engländern und Deutschen und führte aus, je mehr die Völker sich'kennen lernen, umso schneller werden Mißver­ständnisse verschwinden, klm 1l ilhr abends fuhr der DampferZiethen" mit 52 Passagieren nach Bremerha­ven ab.

Washington, 26. Mai. Staatssekretär Root hat den Gouverneur von Kalifornien ersucht, den Japanern den erforderlichen Schutz zu Teil werden zu lassen und die Verpflichtungen einzuhaltcn, die der japanisch-amerikanische ^ Vertrag dem Staate auferlege.

New N»rk, 25. Mar In Guatemala wurden neunzehn Personen, darunter Mexikaner, Spanier, Belgier und Italiener, zum Tode verurtetlt, weil sie an dem neu- lichen Mmenatrentat gegen den Präirdenten beteiligt sein sollen. Das diplomatische Korps beschloß zunächst einzeln zu protestieren, falls dies fruchtlos bleibt, soll eine Kollekuo- not- erlaßen werden. Mexiko vat haloamilich erklären laßen, die Hinrichtung dürfe nicht stattfinden.

New-Uork, 27. Mai Aus Guatemala wird gemeldet: Präsident Cabrera empfing gestern eine Ab­ordnung von Frauen, die um Begnadigung der wegen des Mort versuche gegen den Präsidenten kriegsgerichtlich H Verurterlien bweu. Der Präsident erwiderte ihnen, die § Nachnchr, daß 19 Angeklagte zum Tode verurteilt worden j seieu, sei falsch, das Kriegsgericht habe überhaupt noch kein Urteil gefällt.

Sydney, 25. Mai. Die schon seit längerer Zeit unterbrochene amerikanisch australische Da.npserünie zwischen San Francisco und Sydney hat ihre Fahrten end- glllta eingestellt. Japan betreibt angeblich Sen Ankauf der Dampfer. _

In Pfarcdorse Ehingen (Mittelfranken) ist ein nahe, zu vollendeter Neubau tn dem Augenblick eingestürzt. I als «ine Chaise vorüberfuhr. Diese wurde zertrümmert und z die Insassen, der Schweinehardler Roth von Waßertübingen H und der Bierbrauer Steinäcker von Ehingen, erstsrer sehr schwer, letzterer schwer verletzt. Das Pferd dagegen erlitt nicht die geringste Verletzung.

Eine erschütternde Szene spülte sich bei der Beerdigung der Veteranen Harnpp in Pforren bei Kaufbeurcn ab. Als die Ehrensalven über dem Grabe ertönten, brach die Gatin des Verstorbenen plötzlich vom Schlage getroffen zu­sammen und war nach kurzer Zeit eins Leiche.

Berunglückt sind im Tonbergwerk Schipp ach bei Aschafstmburg durch Loslösen eines Tonstückes vier Ar­beiter. Ter Arbeiter Karl Welzbach blieb tot am Plage, während die anderen Quetschungen erlitten.

Das Taunusrennen wirft seine Schatten voraus. Bereits

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Annemarie

Die Geschichte einer Dorf-Freundschaft.

Anna war des reichsten Bauern Tochter, aber die Häßlichste im Ort.

Marie war des ärmsten Bauern Tochter, aber die Schönste im Ort.

Anna und Marie waren Freundinnen, das findet sich zwischen den Aermsten und Reichsten, zwischen den Schön­sten und Häßlichsten sonst nicht gar so oft. Anna und Marie indes waren so gute Freundinnen, daß wenn sie zusammen Sonntags den Kirchweg hinaufgingen, die Leute sagten: Da kommtAnnemarie".

Und alle vergaßen dabei, daß Anna ein echtgefärbtes Wollgewand trug und Marie ein gedrucktes Baumwoll- kleidchen, daß Anna an Gesicht und Gestalt unscheinbar dürftig und Marie das blühende Leben war.

Ja,Annemarie" gehörte wahrhaftig in Eins zu­sammen, war ein Sinn und eine Seele, atmete miteinander, dachte und lebte ineinander.

Da kam die Liebe zu den Beiden. Die Liebe macht ven Freundschaften, selbst wenn sie mit Blut verschrieben wären, oftmals ein rasches Ende. Besonders, wenn die Liebe aus etwas verfällt, das man nicht teilen kann.

Anna und Marie verliebten sich miteinander in einen Burschen des Dorfes. Das war so allmählich gekommen; zuerst war's ein Wohlgefallen an der jungen Geradheit des Kecksten und Stärksten unter allen Mannsleuten. Anna und Marie freuten und erlustierten sich zusammen daran, wenn sie Franz irgendwo entdeckten und es dauerte nicht lange, daß ihnen zusammen auch der süße Schreck ins Blut fuhr, wenn sie ihm begegneten. Dann drückten sie sich noch enger aneinander und spürten, wie die eine heiße Welle durch ihre Glieder rann.

Und beglückt merkten sie, daß er immer öfter gerade den Weg herkam, den sie hingingen und gerade an der Ecke stand, um die sie einbogen. Dann wurde, wenn man gerade den Mut fand, wohl auch ein Plauderviertelstünd­chen aufgeschlagen, das jedesmal ein paar Minuten dazu bekam, bis es am Ende eine Plauderstunde wurde. Und waren sie wo aus dem Tanz, war auch er da und tanzte mit fast keiner anderen, als mit Anna und Marie. Einmal mit der einen, das anderemal mit der anderen, als obs verabredete Sache wäre.

Auf der Neujahrsmufik passierte es zum erstenmal,

sind mehrere Unglück-EMe, die sich bei den Pr bcsahrtsn er­eigneten, gemeldet. Jetzt wird aus Idstein berichtet, daß tn der Nähe der Tenne der österreichische Mercedes-Renn­wagen Nr 9b verunglückt ist. Der bekannte Fahrer Braun nahm die Kurve beim Haus zu scharf und der Wagen fuhr gegen einen Kaum. Braun hat schwere, aber nicht lebensgefährliche Verletzungen erlitten, sein Begleiter kam mit dem Schrccken davon. Der Wagen wurde schwer beschädigt.

Tie U eb er s ch we m mun g en in Rudolfguad (Ungarn) nehmen immer größeren Umfang an. Tie Ver­suche die Schiffe zu versenken scheiterten, diese wurden von der Strömung fortgerissen. 260 Häuser sind einge­stürzt. Tie Bevölkerung flüchtet auf den Schutzdamm.

Aus Washington wird gemeldet: Durch einen Tornado, der im Norden von Texas wütete, wurden t 1 Personen gelötet und 60 verletzt.

Arbeiter bervegANg

Stuttgart, 25. Mai. Tie Verhandlungen zwi­schen den Ausständigen im Malergewerbe und den Arbeit­gebern sind gescheitert. Der Ausstand dauert somit wei­ter. Eine Versammlung der Gehilfen beschloß, die Streik­unterstützung zu erhöhen.

Heilbronn, 25. Mai. Ter Streik bei der Firma Krämer u. Flammer, Seifenfabrik hier, ist nach Un­terhandlungen der Firma mit der Organisation beige­legt worden.

Hamburg, 25. Mai. Unter den Schauerleu­ten beginnt wieder eine Bewegung einzusetzen. Die Ham- burg-Südamerikanische Dampf-Schiffahrtsgesellschaft und die Woermaunlinie haben Entlassungen vorgenom­men, weil die Schauerleute sich weigern, auf einen Jahres- koutrakt einzugehen.

Kus WiüMkMvkrg.

Dienstuachrichien. Uebertraqen: Die erledigte Schul­stelle in Aidlingen, Bezirk Böblingen, dem dortigen Schullehrer Bauer, die Schnlstclle in Hausen o. L, Bez Heidenheim, dem Unterlehrer Gustav Roschmann in Sontheim a. Br, desselben Bez., die 2. Sebul- stelle in Bonfeld, Bez. Herlbronn. dem Schullehrer Betz in Wmdt- schenbach, Bez Baumerlendach (O-h rinnen) die 2 Schulstelle tn Röicnberg, Bez. Horb, dem llnterleluer Hermann Wille tn M-tugen, Bez. Renninpen (Leonberg), die Sch'Melle in Ruppertshofen, Bez. Mcbetdach (Gaildori) dem Sämlledier Werner in Schwaikheim, Bez. r j Waiblingen, die 2 Schulstelle in Dornstelicn, Bez Pfalzgiafenveiier, I i dem do Ilgen drille Schullehrer Ammer, die 3 Schulstelle dem > I Schullehrer Haua in Unurlengenbaidt, Bez Calw die Gchuijülle in i Rielheim, Bez. Ohnastetten (Urach), dem SchulumtSoelweser Friedrich r Rupp in Burghoiz, Bez. Groß'eindach (Welzheim).

Aus Ser FinanzkoritmWon. Am Sams­tag wurden die Beratungen fortgesetzt. Es ge­langten hier die Anträge des Berichterstatters Dr. v. Kiene zur Annahme und zwar 1) Der Ziffer 1 des Artikels 1 (Umbau und Erweiterung des Hauptbahnhofs « Stuttgart und Erweiterung des Nordbahnhofs Stuttgart) ! I zuzustimmen einstimmig, 2) der vorgeschlagenen Aus- ! i führung des Schillerstraßenentwurfs zuzustimmen und hie- i durch die hiezu sowie für die Ausführung des Schloß­straßenentwurfs eingekommenen Eingaben als erledigt zu erklären mit 12 gegen 2 Stimmen, 3) die Erwartung auszusprechen, daß die Stadtgemeinde Stuttgart für die Ausführung der zugleich wesentlich in ihrem Interesse ge­legenen Bauten Ziffer 1, 4 und 7 (Bahnhofumbau Stutt­gart, Bahuhofumbau Cannstatt, Verbindungsbahn von Un- tertürkheim nach Wangen und Erstellung eines Güterbahn­hofes Gaisburg) zur Leistung eines angemessenen Betrags veranlaßt wird; sowie daß die Stadtgemeinde das in ihrem Besitz befindliche und zu diesen Bauten erforderliche Ge­lände um einen mäßigen Preis abgeben wird mit 8 gegen 5 Stimmen bei 1 Stimmenthaltung, 4) ferner die Erwartung auszusprechen, daß über die Dauer der Ans-

daß er die Ordnung fast vergessen hätte und Marie zwei- i mal nacheinander zum Tanz forderte. Die wies ihn bann » unvermerkt zurück. Inwendig aber geschah ihr etwas dabei, > was sich schon langher heimlich in ihr eingeschlichen lzatte; die Angst griff nach ihr, daß sie sich darüber freuen könnte und doch faß die Freude darin. Wie Anna an ihr vor­beitanzte, von Franz in kräftigem Bogen herumgeschwun­gen, kam's ihr: Er denkt an dich. Sie sah Anna an und fand, daß ihck Gesicht doch recht armselig und zerdrückt sei und wenn die Augen nicht so glänzten, wäre gar nichts daran. Marie erfchrack noch mehr über ihre Ge­danken. Sie wurde einsilbig und gegen Franz ärgerlich. Sie sei müde, und Anna solle mit Franz nur recht lustig weitertanzen. Und Anna tanzte, tanzte und konnte kein Ende machen.

Auf dem Heimweg durfte Franz nicht mit. Die bei­den Mädchen gingen schweigend neben einander her, es war, als trügen sie zusammen eine schwere Last, die, je weiter man geht, desto schwerer wird. Aus einmal, bei der Gutenachthand, fiel Annas Kopf in einem bitteres Weinkrampf an Mariens Brust und in heftigen Umarm­ungen klammerte sie sich an ihr fest. Marie wußte sich nicht zu helfen, es war ihr selber so elend. Mit ein paar > verweinten Küssen schob sie Anna zur Tür hinein und « ging bekümmert vollends nach Hause.

Die Arbeit am anderen Tag war für Marie ein langer, langer Weg, auf dem man nur schrittweise vorwärts kommt. Am Abend ging sie hinüber; heute wollte sie das sagen, was gestern nicht aus dem beschwerten Herzen herauskam: Sei still, Pr gehört dir, ganz dir allein, ich habe keinen Teil an ihm!" So stand ihr Entschluß, den hatte sie sich in der Nacht abgerungen und jetzt war er ihr etwas be­sonders Wohltuendes und Heiliges geworden, sie war aus ihrer Pein hinweggeschoben und für ein auserlesenes Dasein geweiht. So, wie sie es aus ihren Gebetbüchern manchmal sich dunkel schon herausgeträumt hatte.

Anna war nicht in ihrer Kammer. Marie ging hin­ein, um sie zu erwarten. Auf dem Fenstersims lag ein altes, vergriffenes, vergilbtes Buch: Ein Wunderbuch, mit seltsamen Geheimnissen und Kuren darin. I

Im Dorf galten diese Bücher noch viel, der Hang nach Seltsamkeiten und Zaubereien lebte in den Köpfen, am abenteuerlichsten in dem Mariens.

Aufgeschlagen war das Kapitel:Wonnher die Gabe der Schönheyth zu erlangen sey und ganz Jnsbesunder,

führung der nach Art. 1 vorgesehenen Bauten die Fort­setzung des Baues von Nebenbahnen im Lande keinen Stillstand und keine Einschränkung erleidet mit 12 gegen 1 Stimme bei 1 Stimmenthaltung. Die nächste Sitzung wird Dienstag vormittag stattfinden, und vor­aussichtlich wird da die Kominissionsberatnng dieses Ge­setzes beendigt werden.

Verband der Schrernermeister. Zur Gründung eines Verbands württ. Schreiiierineister fand am Sonn­tag im Konzertsaal der Liederhalle in Stuttgart eine Versammlung statt, die überaus zahlreich aus allen Teilen des Landes besucht war. Die Verhandlungen wurden durch Begrüßungsansprachen des Vorsitzenden, Schreiner- meister Üebel Biberach, sowie des Vertreters der K. Zentralstelle für Gewerbe und .Handel, Prof. Dr. Z wie­sele und des Vertreters der Stadt Stuttgart, Gcmcinderat Rothenhöf er eingeleitct, worauf der Vorsitzende sich tu kurzen Darlegungen über den Zweck des Verbandes ausbreitete. Es folgte sodann ein Vortrag von Hand- werkskammersekretür A r c y t a g--Reutlingen über den Nutzen der Organisation. Ter Redner erläuterte in län­geren mit Beifall aufgenommenen Ausführungen den Zweck und die Bedeutung des organisatorischen Zusammenschlus­ses der Handwerker. Berbandsrevisor Schumacher sprach über den Wert der Einkaufsgenossenschaften. Als­dann wurde die Statutcuberatuug vorgeuommeu. Nach den grundlegenden Bestimmungen des Statutenentwurfs bezweckt der Verband die Wahrung des Berufsinteresses durch Vertretung der Standesiuteresseu der Oeffentlichkeit, dem Staat, den Gemeinden, den Handwerkskammern und sonstigen Körperschaften gegenüber, ferner durch Bekämpf­ung des unlauteren Wettbewerbs und Regelung der Preise für einheitliche Arbeitsleistungen innerhalb bestimmter Be­zirke, durch gemeinsames Vorgehen bei Submissionen, durkh Unterstützung der Fachpresse, durch Pflege des Ge­nossenschaftswesens, durch 'Auskuuftserteiluug, durch För­derung eines geordneten Verhältnisses zwischen Meister und Gesellen etc. 'An die geschäftlichen Verhandlungen schloß sich ein gemeinsames Mittagsmahl. Der Gründ- ungsversammlung wohnte auch Reichstagsabg. Wie­land-Göppingen bei, der von dem Vorsitzenden beson­ders herzlich begrüßt wurde.

Stuttgart» 25. Mai. Der außerordemllch; baye- j rische Gesandre und Beov3r:äch!rg!e, Münster in i Württemberg, Baden und H.ffen, Frechere Kurt von der j Psorvien, ist heute früh 7 Uhr ur,ermattet nach eintägiger r Krankheit im Liber von 60 Jahren gestorben. Der Verstorbene, der seit 12 Jahren die Vertretung Bayerns in den süsdemtchen Staaten lührte, ist ein Sohr des ehemAigen bayerischen Ministers Ludwig von der Pfordttm, der in den 50er 'and 60er Jahren des vorigen Jahrhundcrts in Bayern Ministerpräsident war.

! Stuitgavt 25 Mat. Aulüßllch dcS utteinanonalen « Sozialistenkongreffes findet hier am 21. August die zwecke « internationale Konferenz der Handtungsgehi sen statt. Lus der Tagesordnung siehe ein Referat üoerSozialreform oder Selbstlülft".

Ehlisgcr«, 25. Mai. Das vom Kommerzienrat Oskar Merkel gestiftete öftentliche Schwimmbao iür die Stadt Eßlingen wurde heute i« Anwesenheit von Vertretern der Regierung und der städr. Behörden feleibch eingewnhr. In einer Anzahl Reden wurde der hochherzigen Stifters gedacht. Der König lüß ihm einen Ocden überreichen und die Stadt Eßlingen ernannte Merkel zam Egreu'oürgsc. Das Bad ist eine rnustergiltige Einrichtung, die aus stävt. Mitteln noch lange nicht hätte geschaffen werden können.

Reutlingen, 25. Mai Die ständische Tariskommisfion der deutschen Eifenbahnverwaltungen wüd am 19. bis 21. Juni hier tagcn. Für die Sitzungen wurden von der Slavr- verwaltnng der große Rathaussaal zur Verfügung gesteur-

! wie Man seynenr Nebenmensch von der selbsteigenen Schön- » heyth durch ein gefahrvoll groß Opffer könne ein Theyl > widdersahren lassen."

Das war aufgeschlagen .... Anna hatte «r eben gelesen und an ... . sie gedacht. Die Buchstaben brann­ten und flackerten vor Mariens Augen und die verschro­bene alte Schreibweise faßte sie mit verwunderlichemZwang unentrinnbar an.Sie konnte Anna von ihrer Schön­heit mitteilen! Dann würde Franz . . . ." Ihre Ge­danken wuchsen und ihr selber wurde so groß und warm und stark und glücklich, wie sie's noch nie auch nur ge­ahnt .hatte.

Das gefahrvoll groß Opfer aber verlangte, daß der, welcher von seiner Schönheit dem anderen geben wolle, um den ersten Vollmond im Jahre drei Nächte hinter einander mit einem linnen Hemd angetan in ein fließend Wasser steige und jedesmal drei Vaterunser und drei Ave bete, bevor er wieder anssteigt. Das linnen Hemd muß er dann dem andern zuin Anziehen geben, ohne ein Wort zu sagen. ... -- ..

Das Kapitel endet:Geschieht es aber, daß sich der- selbige in dem eisigkalten Wasser eine hitzige Krankheyth in den Leib zieht, oder auch den Tod, dann ist der Ab­gang und die Würkung der hinweggebenen Schönheyth noch viel größer. Am grössesten aber, auf daß alle Schön­heyth hinübergeht, würket der Tod."

. ... In Marie schloß sich ein stiller, tiefer Feiertag auf. Heimlich schlich sie hinaus, niemand wußte, daß sie in der Kammer war.

. . . . In der übernächsten Nacht stand die volle Mondscheibe über der in Eis und Schnee geschlagenen Erde.

. .^. Als sie schon wieder abnahm, lag Marie in ihrem armen Stübchen unter hochgeschichteten Kissen. Ein schlim­mes Fieber schüttelte das letzte Leben in ihrem glühenden Leibe.

Darum standen der reichste Bauer neben dem ärm­sten des Dorfes und die reichste Bäuerin neben der ärm­sten. Der Pfarrer betete.

Vor dem Bett kniete Anna, als wäre auch sie vom Fieber gepackt, das Gesicht in ein rauhlinnenes Hemd gedrückt, das Vermächtnis Mariens. Stumm, mit heißer Hand hatte es ihr Marie aus ihrem letzten lichten Augen­blick entgegengestreckt. Hans Heinrich.,