Ulm, 25. Mai. Der hiesige Schularzt hat bei seinen Untersuchungen auch den Alkoholgenuß der Schulkinder festgestellt. Das Ergebnis war, daß die Kinder an den hiesigen Volks- und Mittelschulendem Alkoholgenuß in einer geradezu exorbitanten Weise huldigen". 93,7 pCt. der Kinder haben schon Bier ge­trunken, 39 pCt. Wein, 41,1 pCt. Schnaps, 87,3 pCt. Most. Täglich Bier trinken 18,4, täglich Most 19 pCt., täglich Milch nur 22,6 pCt. Dabei stehen die siebenjährigen Kinder in dem gewohnheitsmäßigen Alkoholgenuß den älteren 1011jährigen in keiner Weise nach, sondern übertreffen ffe noch ganz bedeutend.

In der Nacht vom Donnerstag auf Freitag wurde in Cannstatt in die Wohnung eines Geschäftsmannes, so­lange dieser sich ans einer Hochzeit befand eingebrochen und 270 Mk. entwendet.' Drei mehrfach Vorbestrafte wur­den als Täter festgenommen.

Durch einen eigenartigen Unfall erlitt in Oberhaug- stett,. Calw, ein Dienstknecht eine schwere körperliche Beschädigung. Der Verunglückte sollte einem störrischen Ochsen beim Beschlagen den Fuß aufheben; der Ochse drückte den Pfosten des Vordaches der Schmiede um. Das Dach fiel herunter und begrub den Knecht unter seinen Trümmern. Er liegt jetzt schwer verletzt im Krankenhaus.

KerichtMal.

Stuttgart, 25. Mai. (Oberkriegsgericht). Der Trompeter-Unteroffizier Baumann vom Art.-Reg- Nr- 13 äußerte während der Musikprobe zu dem die Probe leitenden Sergeanten, der ihn getadelt und als Kerl ti­tuliert hatte:Ich bin kein Kerl, das können Sie zu Ihrem Bruder sagen". Auch ging er, nachdem er ver­geblich um die Erlaubnis, austreten zu dürfen, nachge­sucht hatte, mit den Worten:So dann gehe ich so, ich will doch sehen, ob ich nicht austreten darf" zur Türe hin­aus. Er wurde deshalb vom Kriegsgericht Ulm zu 7 Wochen Gefängnis verurteilt. Auf die von Baumann ge­gen das Urteil eingelegte Berufung verwandelte das Ober­kriegsgericht die Strafe in 4 Wochen Mittelarrest. Und was erhält der Sergeant?

Ei« katholisches Buch über die Ehe.

Ein interessanter Prozeß ist dieser Tage vor der Zi­vilkammer des Landgerichts in Neu bürg a. D. zu Ende geführt worden. Im bekannten katholischen Ver­lag Ludwig Auer in Donauwörth erschien ein Buch Die Ehe", Aufklärungen und Ratschläge für Erwach-

und Eheleute. Der Zweck des

tionskantate (Nr. 80). Der gewaltige Chor, die ver­stärkte Hofkapelle, die mit Prof. Lang besetzte Orgel und die Solisten Frau von Kraus-Osborne, die Herren Felix Genius und Dr. Felix von Kraus und Frau Bopp-Glaser, alles vereinigt sich unter dem Dirigentenstab Meister Pohlig's um mit der Wiedergabe der Bach'schen Bear­beitung des LutherliedesEin feste Burg ist unser Gott" eine grandiose Wirkung zu erzielen. Professor Wendling, der hochbegabte Konzertmeister unserer Hof­kapelle hatte such das Violinkonzert v-ckur op 77 von Brahms ausgesucht, um eine Probe seines hohen künst­lerischen Könnens zu geben. Es war eine glückliche Idee Pohlig's, in den Mittelpunkt des Abend eine sinfo­nische Dichtung von Franz Liszt, Präludien, einzufügen. Bei der Widergabe dieses geistreichen Orchesterstücks merkte man dem Dirigenten, einem Schüler des Komponisten, die echte Begeisterung für seinen großen Meister an. Den Be­schluß des Abends machte der erst >nach seinem Tode voll gewürdigte große Sinfoniker Anton Bruckner, dessen Neunte Sinfonie und Te Deurn kolossale Anforderungen an den großen musikalischen Apparat stellen. Mich hier bewies Pohlig seine Meisterschaft in der Führung des Orchesters sowohl wie großer Chormassen. Die Aufführung der Sin­fonie wie auch des Bruckner'schen Chorwerks hinterließ einen tiefen Eindruck auf die zahlreiche Zuhörerschaft, die am Schluß des Abends Hofkapellmeister Pohlig nicht en­denwollende, stürmische Ovationen darbrachte.

Hun» u»ü Kvenevi Paris, 25. Mai. Im PalatS de Glace wurde heute ein e internationale Karikatur: st en-Aus st ellunö er­öffnet. Die Beteiligung des Auslandes ist schwach, doch sind die Mitarbeiter der deutschen Witzblätter, wieSimpl«sfimus,, Jugend",Fiegende Blatte." gut vertreten.

AusDas rote Lachen".

Aus dem achtzehnten Fragment.

Heute morgen, als ich in der Zeitung das endlose Ver­zeichnis der Gefallenen durchlas, fiel mir ein bekannter Name auf: der Bräutigam meiner Schwester, der zugleich mit meinem Bruder als Offizier eingezogen worden war, z hatte den Tod auf dem Schlachtfelde gefunden. Und eine « Stunde später übergab mir der Briefträger einen Brief,' z der an meinen Bruder adressiert war, und auf dem Ku­vert erkannte ich die Handschrift des Gefallenen: der Tote schrieb an den Toten! Aber das ist noch nicht so grau­sam wie jener andere Fall, in dem ein Toter an einen

sene, besonders für Braut- uno Vtzewuie. -uer Zwea oes z Hebenden schrieb: man hat mir eine Mutter gezeigt, die Buches, das mit Approbation des Bischofs von Augsburg H ^inen aainen Mo - -- - -

erschienen war, war im Vorwort dahin angegeben, aus katholischen Familien die Schundliteratur der sogenannten populär-medizinischen Aufklärungsbücher fernzuhalten und ein Ehebuch zu bieten, das wohl ebenfalls alles Wissens­werte über das Wesen der Ehe darstelle, ohne jedoch mit der katholischen Moral in Widerspruch zu geraten (?).

einen ganzen Monat hindurch Briefe von ihrem Sohne er­hielt, nachdem sie in der Zeitung die Nachricht von seinem schrecklichen Ende gelesen hatte: er war von einer Granate zerrissen worden. Er war ein sehr liebevoller Sohn ge­wesen, Und jeder seiner Briefe war voll zärtlicher Worte, - voll ermutigender Tröstungen, voll jugendlicher, naiver Hoffnung auf irgend ein unbekanntes Glück. Nun war er

Der Verfasser war der katholische Pfarrer Lenthe. Das ^ ^ - und jeden Tag schrieb er mit unheimlicher Punkt anonym erschienene Buch Hatte riesigen Erfolg, ^zn z lichkeit immer nur vom Leben, daß die Mutter schließlich

zwei Jahren wurden mehr als 40 000 Exemplare abge setzt. Der Verleger Auer faßte aber bald den Gedanken, den Verfasser abzuschütteln. Er ließ ihn wissen, nach­dem das Geschäft gemacht war, daß es zurVermeidung eines die katholische Sache schädigenden öffentlichen Skan­dals" absolut notwendig sei, daß der Autor von seinem Buche zurücktrete. Als Abfindungssumme bot er ihn: ein Drittel des bisher ihm für jede Auflage gezahl­ten Honorars an. Als der Verfasser sich weigerte, erhöhte !Auer die Summe. Da ihm Pfarrer Lenthe auch diesmal sehr energisch schrieb, holte Auer zu folgendem Schreiben aus:Ihr Brief gehört zu den schmerzlichsten Dingen in meinem erfahrungsreichen Leben. Ter Standpunkt, auf welchem Sie sich stellen, und der Ton, den Sie dabei Anschlägen, erschüttert meine Hoffnung auf eine von mir so sehnlichst gewünschte, friedliche, sachförderliche Lösung unserer Angelegenheit, welche Lösung mir von Ihren kirchlichen Obern so nachdrücklich anempfoh­len wurde. Es handelt sich in beregter Frage nicht um eine bloße Geschäftsangelegenheit, sondern Sie zwin- .gen mich, cs nochmals zu sagen, Um die Verhütung eines öffentlichen Skandals. Was wäre das für ein köstlicher Stoff für die zahlreichen Feinde unserer heiligen Kirche, ihrer Lehre und des Klerus, wenn die Belehrungen über die heilige Ehe mit dem Lebensbild eines Priesters illustriert werden könnten, welches so kräftigen, reichlichen Stoff zu Hohn und Spott und be­rechtigtem Tadel bieten würde. Selbstverständlich müßte auch meine Anstalt ihren Teil an den beregten Verfolg­ungen tragen. . ." Der Brief schließt:Mit herzlichen Wünschen und Gebeten (?) Ihr ergebener Ludwig Auer, Direktor des Kassianeums." Infolge der gehei­men Angriffe von allen Seiten gab endlich der Verfasser nach und akzeptierte das Anerbieten Auers. Nach einigen Monaten erklärte jedoch Pfarrer Lenthe seinen Aus­tritt aus der katholischen Kirche und ging nun gerichtlich gegen Auer vor. Die geistlichen Behörden hat­ten Versuche gemacht den Abtrünnigen zur Verantwortung zu ziehen, auf die dieser jedoch nicht reagierte. Pfarrer Leuthe wurde sodann exkommuniziert. Das Ehe­buch wurde von der Kirche aber nicht verboten, wie es sonst bei den Büchern der Apostaten der Fall ist, sondern sogar flott weiterv «'kaust. Die Ansprüche des Pfarrers Leuche wurden vom Gericht abgewiesen; er hat sofort Be­rufung eingelegt.

Stuttgarter Mustkfest.

Stuttgart, 26. Mai.

Unter zahlreicher Beteiligung weiter Kreise unserer Residenzstadt wurde am Samstag das Achte Große Mu­sikfest mit Händels tongewaltigem OratoriumDer Mes­sias" eröffnet. Die unter Leitung Professor S. de Lange's stattgefundene Aufführung fand eine geradezu begeisterte Aufnahme. Die Solisten des Abends Frau von Kraus- Osborne, Herr Felix Senius, Dr. Felix von Kraus und Frau Meta Geyer-Dierichs boten prachtvolle Leistungen.

Den zweiten Abend, dem auch das Königspaar an­wohnte, eröffnete Johann Sebastian Bach's Reforma-

aufhörte, an seinen Tod zu glauben; und als dann ein Tag, und noch ein zweiter und dritter verging, ohne daß ein Brief von ihm kam, als das endlose Schweigen des Todes eintrat nahm sie den großen, alten Revolver des Sohnes von der Wand, hielt ihn mit beiden Händen gegen die Brust und jagte sich eine Kugel durch den Leib. Sie ist, glaub' ich, am Leben geblieben Bestimmtes kann ich nicht sagen.

Lange betrachtete ich das Kuvert und dachte: er hat es in der Hand gehalten, er hat cs irgendwo gekauft, hat seinem Burschen Geld gegeben und ihn in irgend einen La­den geschickt, hat es sorgfältig geschlossen und dann vielleicht selbst in Heu Briefkasten gesteckt. Der komplizierte Appa­rat, den man die Post nennt, ward in Bewegung gesetzt, und an Wäldern, Fluren und Städten vorüber flog der Brief immer weiter, von Hand zu Hand wandernd, jedoch dabei unverwandt seinem Ziele znstrebend. Der ihn ge­schrieben hatte, zog eines Morgens zum letzten Male seine Stiefel an Und der Brief flog weiter; er wurde getötet und sein Brief flog weiter; er wurde in eine Grube geworfen, wurde mit Leichen und Erde bedeckt und der Brief flog immer noch vorüber an Wäldern, Fluren und Städten, als ein greifbares, lebendiges Gespenst in einem grauen, überstempelten Kuvert. Und nun halte ich ihn in der Hand.

KeLMijHtes.

Hanswurste.

Man begegnet im Leben allerhand Hanswursten: Menschen, die lächerlich wirken; manchmal weil sie es wollen, manchmal auch obgleich sie es nicht wollen.

Die ersteren, Pie Spaßmacher ans Grundsatz, kön­nen oft recht «angenehm sein. Sie finden das Vergnügliche Komische im Leben heraus und machen andere darauf auf­merksam. Das ist ein Verdienst, Denn man soll das Spaßhafte, das im Leben ist, herausfinden und fühlen kön­nen, allein oder mit Hilfe anderer.

Spaßhaft ist es ja, wenn Dinge und Menschen, die absolut nicht zusammenpassen, durch Zufall oder durch Absicht zusammengebracht werden. Wie es uns komisch vorkommt, wenn .ein sehr Großer mit einem winzig Klei­nen, ein Dicker mit einem auffallend Mageren, ein Ele­ganter mit .einem Zerlumpten auf der Straße daher­kommt, so gibt es noch unzählige Zusammenstellungen. Wer mit .einem scharfen Auge solche unpassende Zusam­menstellungen findet .und mit einem treffenden Wort auf sie aufmerksam macht, hat immer Lacher für sich. Der Witzige muß aber auch Geschmack genug haben, seinen Witz schweigen zu lassen in solchen Fällen, wo ihm zwar etwas Komisches einfällt, wo cs aber nicht hübsch wäre, den Witz laut werden zu lassen. Wir wollen uns aber hier nicht mit jenen fröhlichen Spaßmachern beschäftigen, die absichtlich ihre Mitmenschen erheitern. Es gibt auch Hanswurste ohne Absicht. Ein solcher wird niemand sein wollen. Aber viele sind's doch, ohne es zu wissen. Und davor muß gewarnt werden.

Lächerlich sind alle Menschen, die etwas stark über­treiben es sei Trauer oder Freude, Arbeit oder Ge­

nuß, namentlich aber Aeußerlichkeiten. In jedem Men­schenherzen schlummern ja zahllose Triebe. Und sobald einer dieser Triebe über das richtige Maß hinauswächst, gewinnt er eine Gewalt über den Menschen, welche den­selben je nach Umständen als abgeschmackt, gemein, wi­derwärtig, lasterhaft, verbrecherisch, im besten Falle als lächerlich erscheinen läßt.

Die Lächerlichkeit, von der hier allein die Rede sein soll, ist eine Strafe, welche die vernünftige Mehrheit über jene Menschen verhängt, die sie nicht härter bestrafen will. Nun muß man freilich sagen, daß die Mehrheit nicht immer vernünftig und einsichtsvoll ist. Man hat. man­chen verlacht, wo das Lachen gar nicht am Platze war. Christoph Columbus ward verlacht, als er seinen Plan zür Entdeckung neuer Seewege und Länder vorlegtc. Und vor ihm und nach ihm ward Mancher große Entdecker, Künstler, Erfinder, Feldherr und Staatsmann am An­fang seiner Laufbahn verlacht, um späterhin die Welt zur Bewunderung zu zwingen. Große Taten und Gedan­ken, wenn sie völlig überraschend, unvorbereitet vor dev öffentlichen Meinung auftreten, haben immer einen gro­ßen Teil der öffentlichen Meinung gegen sich. Tie Menge ärgert sich, daß plötzlich einer um so viel gescheiter sein will, als sie, und verlacht ihn.

Oft ist aber auch dieses Lächeln gerechtfertigt. Ge­rechtfertigt ist es immer dann, wenn die Eigenheit, über welche gelacht wird, kein großer Gedanke oder Wille, son­dern bloß irgend eine Absonderlichkeit ist, die überhaupt nicht imstande ist, der Menschheit Gutes und Bedeuten­des zu bringen. Solche kleine und oft ziemlich harmlose Entartungen menschlicher Triebe sind's, welche die mit ihnen Behafteten zu Hanswursten der menschlichen .Ge­sellschaft machen. Das sind die Gecken und Hasenfüße, die Steckenpferdreiter und Sammelnarren, die Pedanten und Wortklauber, die Wichtigtuer, Kleinigkeitskrämer und Topfgucker, die Wohldiener und Speichellecker, die Philister und die Protzen. Eine Gesellschaft, würdig, um in Lied und Bild zur Erheiterung zu dienen.

Die Lage der Frau in China.

Der Mandarin Li-Tschau veröffentlicht in der Revue" einen Artikel, der eine anschauliche Schilder­ung der Lage der chinesischen Frau enthält:Die Lage der chinesischen Frau ist wirklich mitleiderregend. Die Leiden, Entbehrungen, die Verachtung und Mißhand­lung, kurz alles Elend und alle Not des Lebens stellen sich schon an ihrer Wiege ein und begleiten sie mitleids­los bis zum Grabe. Die Geburt eines Mädchens wird ganz allgemein, besonders aber bei den Armen als ein Unglück angesehen, als eine Schande und Erniedrigung der Familie. Die Tochter wird betrachtet und mißhandelt als ein Wesen niedriger Art.

Das junge Mädchen lebt im Hause eingeschlossen, von früh bis abend nur mit den Sorgen für den Haushalt beschäftigt und von aller Welt wie eine Dienerin behan­delt. All ihr Unterricht besteht darin, daß man sie lehrt, mit der Nadel umzugehen. Bis in die Gegenwart hinein gab es für sie weder Schule noch Erziehung. Erst seit einige Jahren hat man in mehreren Provinzen Anstalten errichtet, in denen die Frauen eine mehr oder weniger gute Erziehung finden. Bei ihrer Heirat hat die Frau selbst nicht mitzureden; sie gilt als ein Handelsgege n- st an d, eine Ware, die man möglichst vorteilhaft los­schlägt. Wohl müht man sich, ihr den Tag ihrer Hoch­zeit zu verschönern, aber die junge Braut ist meistens nur das prächtig geschmückte Opfer für eine ihr Unglück bringende Feier. Dann findet sie sich schwach und ohne Lebenserfahrung mitten in unbekannte Verhältnisse und unter unbekannte Menschen versetzt, von Entbehrungen und Verachtung umgeben und der Gnade des Mannes ausgeliefert, der mehr ihr Käufer als ihr Gatte ist. In ihrer neuen Familie schuldet sie allen den strengsten Ge­horsam, besonders dem Schwiegervater und der Schwie­germutter, denn jeder Ungehorsam bedeutet einen sofor­tigen Scheidungsgrund. Es gibt sogar Leute, die der festen Ansicht sind, daß die Frau keine Seele hat. Auch in Europa haben ja das Gleiche einige Schriftsteller des Mittelalters gesagt, und das später als die Chinesen. Die Vielweiberei, die in China gestattet ist, vermehrt noch das Unglück und die jammervolle Lage der verheira­teten Frau. Wenn sie nicht mehr jung ist oder dein Herrn der Familie keinen männlichen Nachkommen schenkt, so nimmt er eine zweite Frau. Dann herrscht ein fort­währender Kriegszustand im Hause. Unterdrückter Haß, Eifersüchteleien, Klagen und oft selbst Schlachten kommen vor. Dieser fortwährende Zustand der Erniedrigung und des Unglücks, dem die Frauen anheimgegeben sind, treibt sie oft zu Handlungen der äußersten Verzweiflung. Die Zahl der Frauen, die sich erhängen oder auf andere Art selbst ermorden, ist sehr beträchtlich.

Unter den Frauen hat sich eine Sekte derEnthalt­samen" gebildet, die besonders im nördlichen China weite Ausbreitung gefunden hat. Die Mitglieder dieser Schwe­sternschaft legen das Gelübde ab, niemals Fleisch, oder Fisch, überhaupt nichts, was gelebt hat, zu essen; selbst keine Eier. Sie nähren sich nur von Gemüsen. Durch diese Kasteiungen glauben sie, daß sie sich das Heil der Scelenwanderung erringen können und daß ihre Seele, wenn sie ihr Gelübde treu und unverbrüchlich er­füllt haben, in dem Körper eines Mannes wie­dergeboren werde. Diese Hoffnung, einstmals das Glück einer männlichen Wiedergeburt genießen zu dürfen, läßt sie alle täglichen Martern ertragen und hält sie aufrecht und zuversichtlich unter all den Leiden und Mühen, die die Männer sie erdulden lassen.

Kettne"

Diehohe" Frau. In einer Kinderbewahr­anstalt Mecklenburgs wird der Besuch einer Fürstin an­gekündigt. Die Leiterin erzählt den Kindern viel von der hohen Frau." Eine der Kleinen wird ganz neugierig und fragt:Js sei woll so hoch as de Aben?" (Ofen.).

Mildernder Umstand.Wie, dieses Unmo­ralische Stück hast du dir angesehen!"Ja, ich habe aber ganz hinten gesessen, wo mich kein Mensch sehen konnte."