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mit Erzähler vom töchwarzwald.

Amtsblatt für die Atadt M!dbad.

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Ter Landtagswahlkampf in Bayern hat be­gonnen And er hat nicht zu Gunsten des Zentrums einge­setzt. Die liberale Pfarrerskandidatur Gr an ding er ist dem Zentrum eine bittere Pille und der Streit der in der Kandidatenfrage im Bamberger Bezirk Zwischen den Zentrumsgrößeu Schädler und Heim ausgebro­chen ist und immer weitere Kreise zieht, macht die Stim­mung für das Zentrum auch nicht besser. Tie vereinig­ten Liberalen und Demokraten sind besonders in München eifrig an der Arbeit. Unter ihrem Programm hat sich auch unser Parteifreund Dr. Quidde (im 5. Münchener Bezirkt in den Wahlkampf begeben. Tie Kampfrichtung der vereinigten Liberalen und Demokraten in München ist nun in einem Aufruf angezeigt, der seinen wesentlichen Inhalt in folgenden Schluß zusainmenfaßt:Das Zen­trum wird vorn -Hasse gegen die großen Gemeinwesen geleitet, weil es seinen Einfluß dort immer mehr schwin­den sieht. Die Sozialdemokratie kann mit ihrem Partei- und Klasseninteresse, mit ihrer zersetzenden Ar­beit für denZukunftsstaat" nimmermehr das Gedeihen der Städte fördern., Die Blüte der Städte bedeutet aber nicht allein den Vorteil, den Stolz feiner Bürger, son­dern einen sehr großen und wesentlichen Teil des wirt­schaftlichen Lebens und der Kultur des Volkes. Im Li­beralismus liegt die Zukunft der Städte wie des Staa­tes. To wühle jeder gute Münchner, jeder gute Bürger liberal!"

Tsg-tS-ßhrsrrM

Berlin. 25 Mai. Der Magistrat bifchloß, bei den Stadtverordnete« die Bewilligung von 40 000 Mk zu beantragen und zum festlichen Empfang des Lord- niayors von London und der 53 Londoner Herren, die vom 1620. Juni als Gäste der S-adt Berlin hier weilen werden. Vorgesehen ist u. a. ein Empfang im Rathaus und ein Sommeriest im Zovlocsiscken Garten.

Berlin, 25. Mai. Das durch die englische Presse verbreitete Gerücht, Laß die deutschen Behörden ein deutsch- russisches Komplott gegen das Lüuu desdeu! schen Kaisers entdeckt hatten und die gestrigen Verhaftungen von russischen Anarchisten aus diese EntBckusg zurückzusühren seien, emvehrt jeder Begründung. Die von einer hiesigen

Lokalkorrespondenz danach formubertc Ncchricht ist dement­sprechend auch gegenstandslos

Berlin, 25 Mai. Die in Rostock versammele KonierenzvonVerrrelern deutscher Elbufer- staaten mit Hinzuziehung Kap uns hat, wie der Hanno­versche Courier erfährt, einen teitweisen Sieg des Preußischen Standpunkts gebrach-. Soweit aus der bisherigen Stellung­nahme der Regierungsdelegierirn zu emnchmcn ist, verharren nur Sachsen und Mecklenburg bedingungslos aut dem Prinzip der Freiheit der Flnßschiffahrt.

Bert»,. 26 Mai. Generalmajor v. hu, Kom­mandeur der l. Gardekaoalleric-Brigade, wurde zum Kommandanten von Berlin ernannt

Berlin, 27. Mai. Ter Verbandstag der Hirsch- Dunckerscheu Gewerkvereine hat die Anstellung eines be­soldeten Vorsitzenden zwecks Ausdehnung der Agitation beschlossen und dazu Heu Landtagsabgeordneten Gold­schmidt gewählt. Das Gehalt wurde auf 3000 Mk. festgesetzt.

Dresden, 26. Mai. Beim gestrigen Königsge- burtstags-Festmahl hielt Staatsminister Graf Hvheuthal die Festrede. Er erklärte, er sei fest entschlossen, ehrlich zu versuchen, ein auf etwas breiterer Grundlage ruhen­des Landtagswahlrecht durchzusetzeu. Er vertraue dabei auf ^sie Hilfe des Königs.

Freiburg (Brersgau), 25. Mai. Ter ehemalige badache Minister Freiherr v o n R r, g g e n b ach ist hier g c st o r - den. Er ist 32 Iahe alt geworden.

Knelsruhe, 25. Mai. General von Bock, der Kommandeur des 14 (badischen) Armeekorps wird in einiger Zeit als Nachfolger des Generalobersten v. Lmdcqmst die dritte Armeeinspcktwn inHaunover übernehmen. Kreise, d,e lg wissen können, nehmen an, daß an von Bocks Stelle tu Karlsruhe dann der jetzige Chei des Militärkabmelts, Genera! Grat Hülsen-Häseler trete«, Generalleutnant Mackensen aus Danzig Chef des MckitärkabinerL in Berlin werden toll.

Karlsruhe, 27. Mai. Die hiesige freiwillige Feuer­wehr beging gestern unter Teilnahme vieler Korps aus dem ganzen Lande das 60jährige Stiftungsfest. Dem Fest­akt auf dcur Marktplatze um l2 Uhr mittags wohnte auch u. a. das Großherzogs- und das Erbgroßhcrzogspaar au. Der Großherzog brachte selbst ein Hoch auf Karlsruhe aus.

Pforzheim, 27. Mai. Der Jahresbericht der hiesi­gen Handelskammer- für 1006 läßt erkennen, daß die hie­sige weltumspannende Bijouterie-Industrie den Uebergang

Wer in sich recht ernstlich hinabsteigt, wird sich immer nur als Hälfte finden ; er fasse nachher ein Mädchen oder eine Well, um sich ;um ganzen zn konstituiren, das ist einerlei.

Goethe.

Werru ker Arüßkiirg ßsWMt.

Rinnan vcn Margarete Böhme.

iNachdcuä oerboleü.)

(Fortsetzung).

Einmal, als er etwas besser schien, brachte Liselotte das Gespräch auf Auguste, aber eine heftige Handbeweg­ung des Kranken schnitt ihr das Wort ab. In seinen Zügen prägte sich ein so heftiger Widerwille ans, daß sie erschrocken innehielt.

Stopf ihr die Hände voll Hundertmarkscheine Und bringe sie auf den Schub. Sie soll mich in Frieden lassen, ich will nichts mehr wissen."

Liselotte begriff. Das Leben, das er seit Monaten Tag und Nacht in vollen Zügen genoß, war ihm zum Ekel geworden; Ivas er früher heißhungrig ersehnte, er­schien ihm jetzt verabscheuenswert, ein armer Gimpel, der sich auf der Leimrute derGenüsse" zu Tode zappelte.

Nach vierzehn Tagen trat eine auffallende Besser­ung in Viktors Befinden ein. Eines Nachmittags ver­langte er aufznstehen. Kaum in den Kleidern, wurde er aber ohnmächtig und mußte schleunigst ins Bett zurückge­bracht werden.

In der folgenden Nacht wurde Liselotte von seinem Anruf geweckt.

Mit dem rücksichtslosen Egoismus verwöhnter Kranker verlangte er öfters, wenn er nicht schlafen konnte, daß sie sich zu ihm setzte und ihm vvrlas oder mit ihm plau­derte.

Tu kannst ein bißchen bei mir bleiben, Li, ja ?"

Fa, gern," sagte Li und hüllte sich fröstelnd in den weiten Schlafrock. Es war eine kühle Herbstnacht. Der Regen klatschte in Sturzwellen gegen die Scheiben.

^Züud' das Gas an. Ist es nicht eigentümlich, ich meine -die ganze Nacht, die Mutter mäste Sei uns im Zimmer."

Liselotte schrak zusammen. Eine Ahnung, daß die Mutter i hm in der Tat nicht mehr fern war, zog schauernd über ihren Rücken. Seine Stimme klang merkwürdig hell und durchdringend.

Fühlst dcn dich kränker, Bicky . . . Soll ich zum Arzt schicken?"

Gott bewahre; mir fehlt gar nichts. Setz' dich! So. Ihr dachtet wohl, ich würde sterben? Ja? Der alte Quacksalber auch? Nouseus, Li. Ich will lebeu. Hörst du: Ich will. Der Wille ist unter allen Umständen der maßgebende Faktor. Sterben ist fad, und Leben ist schön. Mir grault's vor dem Tod. . . . Dir auch? . . ."

Mir? Nein." Sie schlang die Hände um die Knie und blickte trübe ins Leere.Schlimmer als Sterben ist das Sich-selber-übe-rlebeu, Vicky." i

Was ist das?"

Wenn alles in einem tot und leer ist, wenn das Beste im Menschen, die Hoffnung auf Glück und auf eine Zukunft und an einen Frühling, der Glaube au alles Schöne, Gute, Liebe in einem gestorben sind und man selber äußerlich gesund und wvhlerhalteu, innerlich eine Leiche, einhergeht ..." >

dich, das ist Unsinn," sagte der .Kranke mit eigen­sinnig verzogenem Mund.Leben ist Leben. Nichts ist j unerträglicher als der Gedanke, daß man eines schönen Tages in einein Kasten verschlossen wird und nun daliegt und fault, während über einem das schöne, rosige Leben Fortgang nimmt. Ich gebe zu, daß einem zuweilen der Spaß ani Leben verdorben wird. Mir wär's auch schon manchmal mies zumute. Früher, als ich kein Geld hatte und mit geballten Fäusten zuschauen mußte, wenn andere sich amüsierten. Und nachher Hab' ich's wohl ein bissel toll getrieben, man soll 'e so gierig draufGs happen, man soll sich Zeit lassen mW zwischenein mal pausieren. Ich Hab' vor der Hand GKs satt. . . Karten und Sekt und Weiber und was der »Men "Page, die man für sein gu­tes Geld haben kann, mehr sino. Wenn ich gesund bin, will ich mal rasten. UG um Frühjahr gel' ich irgend wohin Miss Laub und lege , ch unter die Bäume und starre

in die, neuen Zollvcrhälrnilse ohne besondere Störungen

und Nachteile vollzogen hat. Auch im laufenden Jahre gehen, wie noch bemerkt sei, die Geschäfte hier gut und die raisonmorte" ist weniger fühlbar als je. '

Müutck^- 25. Mm. Herr v. Vollmar ist aus dem Süden u-ieeer hierher »urückgekchrr uns hat eine Wahl- verlammlimg abgehalten. Er sagte n. a.:Jetzt ist Zen- lrum Trumps und ursi-re Beamicnregierung tut nichts was rem Zentrum mißfällt Geschieht nun aber etwas gegen las Volk, so stellt sich das Zentrum als die Volks- partei Hw und spielt so ein Doppelspiel. Es gilt also die Mccht des Zentrums za brechen, eine Aufgabe die zu er­füllen die Sorialoemokratie seit der Zur ihres Bestehens rmwer bemüh! mar. (?)

Wien, 25. Mai. Ein ergreifendes Bild bot sich bei der Firmung von Kindern, die in voriger Woche im «tesansdom vollzogen wurde. Unter den weißgekleide­ten Mädchen befand sich auch die 14jährige Marianne Dollock aus Eßlingen. Dem armen Kinde fehlen seit seiner Geburt beide Arme und das linke Bein. Das rechte Bein und der Fuß sind ganz normal gebildet. Das Kmd hat durch Uebung die Fähigkeit erlangt, mit den Zehen dieses Fußes zu schreiben und zu zeichnen.

Budapest, 26. Mai. Bei der Ortschaft Rudolfguad (Komitat Joromtab), durchbrach die Hochflut der Donau dre Dämme uud überschwemmte große Flächen Die zu­meist von Deutschen bewohnte Ortschaft Rudvlfguad ist ui höchstem Grade gefährdet. Tie Bevölkerung flüchtet.

Paris, 26. Mai. Der hiesigeReport Herald" mel­det aju-, Teheran, daß irreguläre Reiterei aus Befehl des Lchahs eine Versammlung in Täbris angegriffen habe' 200 Personen seien getötet oder verwundet worden, da­runter 6 Mitglieder der Nationalversammlung. In The- ran habe die Nachricht von diesem Ucberfall außerordent­liche Erregung hervorgerufen. Eine große Menschen­menge habe sich vor dem Palast der Nationalversamm­lung cuigefunden und die .Hinrichtung des Führers der irregulären Reiterei Rahim Khans, verlangt. Tie Na­tionalversammlung habe eine Abordnung zu dem Schah entsandt, vier erklärt habe, daß er nicht das geringste von der Absicht der irregulären Reiterei gewußt habe, ^re Erklärung habe lebhafte Entrüstung verursacht und mau befürchtet ernste Unruhen.

Dover, 23. Mai. Aus Anlaß des Antritts der Deutschlandsreise englischer Journalisten fand heute Abend an Bord des Dampfers desNordd.

morgens bis abends in die Wipfel und die Luft, ja, das tu ich. Ich will leben; ich will nicht faulen." '

Wenn man so denkt-. Ich denke mir den Tod

als Versöhner, als Erlöser, Friedensspender. Ich denke mir diesen langen, tiefen Schlaf so köstlich und dahinter das traumhafte Fata Morgana eines zweiten, schönerer, Lebens. . ."

Du glaubst wohl an das Himmelreich uud den lieben Gott uud seine schönen, weißen Enqelein mit den F-eder- flügeln"

Wer weiß," sagte Liselotte schwerinütig.Wer wollte sich anmaßen, gerade hinsichtlich jener geheimnis­vollen Dinge von Glauben 'und Nichtglauben zu reden! Wie der Blindgeborene keine Vorstellung von den verschiedenen unsichtbaren Dingen hat, so fehlt uns M-enschcn der Sinn zur Lösung jenes unbegreiflichen Rätsels jenseits des Grabes. In einer vollkommenen Welt werden wir viel­leicht vollkommenere Sinne haben und dann erfassen Und begreifen, was uns jetzt unerklärlich erscheint."'

In unserer aufgeklärten Zeit noch im .christlichen Glauben' zu simpeln, . . . schäm' dich, Li, . . . hast du nie gelesen, was Nietzsche darüber schreibt?"

Nein! Nietzsche hat mit all seiner revolutionären Weisheit, die so viel Unheil in unreifen Köpfen anstiftet, auch nicht die verriegelte Tür des Grabgeheimnisses spren­gen können. Seine Aussprüche haben auch nur den Werk von Ausichteu. Und daß sein ruheloser, suchender, kombi­nierender, neue Pfade erspähender Geist sich schließlich in das düstere Labyrinth des Wahnsinns verlor, das be­weist erst gar die Unzulänglichkeit seiner eigenen Dogmen."

Ganz egal. Trotzdem ist Nietzsche der Apostel ei­nes neuen Evangeliums für die neue Zeit. Nietzsche be­zeichnet den Atheismus als die schönste Blüte einer zur lmchsnm «tust vorgedcungenen ethischen Weltanschauung, das Christentum ist sowohl als Dogma wie als Moral ein überwundener Standpunkt. Wer heute noch von ei­nein Wiedersehen nach dem Grabe und einem Jnseits fa­selt, bewiüst eben, daß er zurückgeblieben ist, daß die mo­derne Znl über ihn wegging und ihn in seiner Sim­pelei zurückließ. . ."

(Fortsetzung folgt.) . . ;