Budapest, 16. Mat. Der preußische Gch. Rsgier- ungsrat Friedrich Rintelen ist auf der Rückreise ans Catania nach Karlsruhe, in Fiume bei der Einfahrt des Dampfers in Folge Herrschlages plötzlich gestorben.

Budapest, 16. Mai. 300V organisierte Sortaldrmo- kraicn veranstalteten abends vor der Redaktion ihres Partei­organs eine Kundgebung anläßlich des Wahlsieges der Sozialdemokraten in Oesterreich. Mehrere Reoner forderte« nunmehr such das allg ern ein e Wa hl- rechl für Ungarn, denn was der Kaiser den Oester- reicher« gegeben, könne der König dem ungarischen Volk nicht verweigern. Am Schlüße der Kundgebung kam es zu Drmvnstraüouen, welchen das Einschreiten der Polizei em Ende mach'«.

Rom. 16. Mai. Wie die Blätter melden, hat der König das kntlafsvngsgesuch des Schatzmin-sters Majorans angenommen und Carcano zum Schatzminister ernannt.

Petersburg. 16. Mai. Die Kommission der Duma, die o u der Prüfung des Gesetztenlwurfs über vre Gewissens- sreih-ic betraut ist, verwarf ernen Antrag der Linken, welcher sich für die Trennung von Staat und Kirche ausiprrcht, rnvem sie dre Beratung derselben als außerhalb der Gren­zen »irrer Zuständigkeit liegend bezeichnte. Die Kommission beschloß, nur die von ber Regierung etngebrachle Vorlage zu p üten.

Warschau, 16. Mai. Auf der Lokalbahnstation Ka­rman eck, wo sich ein Vetennär-Jostimi befindet, gaben Terroristen gegen die Passagiere eines Zuges Revolver- schüfft ab. Etwa 10 Personen, darunter mehrere Smden- ren, wurden schwer verwunde! Es heißt, daß durch die Tar die Schließung des Instituts erreicht werden sollen.

Am Hauptbahnhof Ingolstadt stieß am Donners­tag Mittag eine Lokomotive mit dem von München kom­menden, in den Bahnhof einfahrenden Personenzug 211 zusammen. Durch den Zusammenstoß wurden drei Per­sonen, ein Heizer nnd zwei Damen aus München schwer verletzt; zehn Personen wurden leicht verletzt. Der Be­trieb ist nicht gestört.

Ans der Landstraße zwischen Wollmesheim und Mörzheim bei Landau (Pfalz.) wurde ein Bauers­mann aus Heuchelheim von einem Handwerksburschen ermordet Und seines Geldes beraubt.

Der Bergmann Schwarz in Hesseler bei Gel- senkirchen durchschnitt seiner Frau 'den Hals. Diese ist schwer verletzt.

In Herdorf wurden auf GrubeZufällig Glück" zwei Bergleute durch abstürzendes Geschirr getötet.

Sehr schwere Gewitter gingen im Kreise Sagau nieder. In Podrosche wurde die evangelische Kirche, ein altes historisches Gebäude, vom Blitz getroffen und voll­ständig eingeäschert. In Koth aüwurde ein Mann vom Blitz erschlagen. Dem Bierverleger Jenke wur­den zwei Pferde, die in einer SckMne, eingestellt waren, vom Blitzschlag gelötet, sein Kutscher wurde gelähmt. Auch sonst wurden durch Gewitter vielfach Schäden angerichtet.

Aus Schwiebus (Reg.-Bez. Frankfurt a. O. wird geschrieben: Vor 12 Jahren wurde der hier wohnhafte Arbeiter Schulz wegen Mordverdachts verhaftet. Er wurde beschuldigt, seinen eigenen Schwager er­mordet und beraubt zu haben. Wegen mangelnder Be­weise mußte er wieder auf freien Fuß gesetzt werden. Mitt­woch morgen wurde die Frau des Schulz erdrosselt aufgefunden und darauf Schulz verhaftet. Er behauptet, es seien nachts zwei fremde Männer in das Schlafzimmer eingedrungcn und hätten seine Frau beraubt nnd erdrosselt.

Der kleine PersonendampferMoeve" ist vor Hel­goland auf Fels geraten und gesunken. Der Ste­ward und drei Passagiere sind ertrunken.

Bei Doltenstein in der fränkischen Schweiz wur­den im Felde arbeitende, unter einer Buche Schutz suchende vier Männer und eine Frau vom Blitz erschlagen. Eine sechste Person, ein Mädchen, wurde betäubt, konnte sich aber später in das Städtchen schleppen.

Aus Innsbruck wird geschrieben: Ein Bataillon Kaiserjäger mit Separatzüg ist von hier nach Saalfel- den abgegangen, wo Hochwasser eingetreten ist- Mehrere Orte der dortigen Gegend stehen Unter Wasser. Brücken Und Straßen sind weggerissen. Es sind Lmte ertrun­ken. Nächst Schluderns wurde ein Bursche, der vor vier Tagen unter eine Lawine geriet, noch lebend, aber völ­lig erschöpft aufgefunden.

Der Voss. Ztg. wird aus Sofia von einer epide­mischen Krankheit gemeldet, die zahlreiche Opfer er­fordere. Tausend Personen seien erkrankt.

KröeiteröewegAKß

Kirchheim u. T, 16. Mai. Der seit 1. Mai an­dauernde Zimmerer srrelk ist gestern auf Grund stau- gehabier von den Arbeitern beantragter Verhandlungen der Vertreter der Arbeitgeber- und Arbeiteroerbände unicr dem Borfitz des Vorstandes des Gewerbegerichts beenoigt w-rden. Es bleibt nunmehr bei der von den Zimmermeistsrn schon vor dem Streit bewilligten Lohnerhöhung; die von den Zimmergesellen verlangte Lohnerhöhung tritt für Heuer nicht ein. Im übrigen sind die Verhältnisse bis zum 1. April 1910 ourch Vertrag geregelt worden.

Slraßdurg, 16. Mai. Die Straßburger Male r- tnnung sperrte heute die organtsrerten Ge­hilfen aus, nachdem diese die Vorschläge der Innung dilatorisch zu behandeln versucht hatten, um in einem wirt­schaftlich günstigen Moment ihre Forderungen diktieren zu lönnen.

Montreal (Canada), l6. Mai. Der Streik de" Schauerleule und Hafenarbeiter nimmt einen größeren Umfang an. Die Lage ist ernst.

Johannesburg, 16. Mat. Ausständige Minerrar- beiter bewarfen Arbeuswillige mit Steinen und griffen deren Wohnungen an. Auf einer Mine wurden die Angreifer ver­folgt, wobei ein Schuß abgegeben wurde. Die Minegcsell- fchaft erklärt, daß ein allgemeiner Aus st and drohe.

Wnrtt Landtag

Stuttgart, 16. Mai. Kammer der feordnelen. Präsident v. Payer eröffnet die Sitzung um 91/4 Uhr. Am Regierungstisch: Minister Dr. v. Pischek. Die Be­ratung des

Etats des Innern

wird bei Kap. 30 (öffentliche Gesundheitspflege) fortge­setzt. Hiefür sind für jedes der beiden Etatsjahre 109 695 Mark eingestellt.

Ber.-Erst. Rembold-Aalen betont die Notwendig­keit des Baues weiterer Krankenhäuser in den Oberamts­städten. Gegenwärtig seien 10 Bezirkskraukeuhäuser im Bau.

Dr. Bauer (Vp.): Der Säuglingssürsorge sollte erhöhte Aufmerksamkeit zugewendet werden. In der Leichenschau und der Todesursachenstatistik seien Mängel vorhanden, die beseitigt werden sollten. Bezüglich des Hebammenwesens empfehle sich die Abhaltung von Repe­titionskursen neben der periodischen Unterweisung durch die Oberamtsärzte. Für die Hebammen sei sodann eine Altersfürsorge notwendig. Eine intensive Geburtshilfe sei schon im Hinblick darauf notwendig, daß das Kinder­gebären eine der allerproduktivsten Tätigkeit sei. (Große Heiterkeit).

Ber.-Erst. Rembold-Aalen: Die Wartegelder seien in vielen Gemeinden zu niedrig und dies sei wohl auch mit der Grund, daß die Hebammen nicht überall auf der Höhe stehen. Gegen die Eingabe, welche der Verein Frauenbildung-Frauenstudium bezüglich der Errichtung einer Hebammenschule an der Landesuniversität an den Landtag gerichtet habe, habe er Bedenken. Er bezweifle vor allem, ob -es richtig sei, scharf zu unterscheiden zwi­schen gebildeten Frauen und solchen, die diesen Anspruch nicht erheben. (Sehr richtig!) Eine .Hebamme, die an einer solchen Hochschule ausgebildet, müßte selbstverständ­lich ebenfalls für alle Kreise zur Verfügung stehen. Er richte an den Minister die Anfrage, warum die früher an der Landesuniversität bestandene Hochschule wieder aufgehoben worden sei. Im übrigen behalte er sich vor, folgenden Antrag zu stellen: Die Regierung zu ersuchen, geeignete Anordnungen zu treffen, welche die Ausnahme in den Unterricht in der Landeshebammenschule für Frauen aus allen Ständen, welche sich zur Aufnahme auf eigene Kosten melden, wesentlich erleichtern.

Minister v. Pischek: Für statistische Zwecke sei allerdings die Leichenschau in ihrem jetzigen Stadium nicht genügend ausgebaut. Dazu wäre es notwendig, daß die Leichenschau von den Aerzten besorgt werde. Wer wolle dann aber die Kosten bezahlen? Bei der großen Zahl von Hebammen, die man im Lande habe, sei eine sichere Garantie für ein entsprechendes Auskommen nicht gegeben. Die Unterscheidung in der Ausbildung der Schülerinnen, wie sie in der Eingabe des Vereins Frauen­bildung-Frauenstudium gemacht werde, halte er nicht für richtig. Dengebildeten" Schülerinnen schade es gar nichts, wenn sie mit ländlichen Schülerinnen in Berührung kommen. (Sehr richtig!) Von der Errichtung einer be­sonderen Hebammenschule im Anschluß an die Landesuni­versität könne keine Rede sein. Diese Schule für Heb­ammen sei in Tübingen aus guten Gründen i. I. 1845 aufgehoben worden. Repetitionskurse für die Hebammen seien erwünscht, können aber erst nach vollständigem Aus­bau der Landeshebammenschule eingerichtet werden. Das gegenwärtige Gebäude der Landeshebammenschule sei der Stadt Stuttgart zum Kauf angeboten worden, ohne daß bisher eine Einigung erzielt worden wäre, da der ge­forderte Preis von 670 000 Mark der Stadt Stuttgart zu hoch erscheine.

Dr. Bauer (Vp.): Auch er sei nicht für eine be­sondere Hebammenschule in Tübingen. Aber es wäre viel­leicht die Errichtung eines Provisoriums angezeigt, so­lange man in Stuttgart keinen Neubau habe.

Ber.-Erst. Re mb old beantragt, die Eingabe des Vereins Frauenbildung-Frauenstudium zurückzustellen bis zum Knltetat.

Dr. Wolfs äußert hinsichtlich des Unterschieds zwi­schen gebildeten und nichtgebildeten Frauen, wie er in der Eingabe zum Ausdruck komme, Bedenken. Die Ein­gabe, der er an und für sich sympathisch gegenüberstehe, zeuge von einer Ueberhebung der formalen Bildung.

Liesching (Vp.): Es sei nicht einzusehen, warum die einzige in Württemberg bestehende Anstalt für Wissen­schaft!. Geburtskunde, dem Hebammenberuf gänzlich ver­schlossen bleiben solle. Die Erörterung über gebildete und ungebildete Frauen gehöre gar nicht hierher. Hier handle es sich um eine wichtige Frage, die nicht mit ein paar Schlagworten abgetan werden dürfe.

Minister v. Pischek: Liesching lasse sich hier vor­wiegend von Tübinger Interessen bestimmen. Den ge­bildeten Ständen solle der Zugang zur Landeshebammen- schule keineswegs erschwert werden. Nach kurzer Wei­terberatung wird sodann Tit. 1 genehmigt.

Tit. 2 handelt von Beiträgen zum Bau von Bezirks­krankenhäusern und wird ohne wesentliche Erörterung genehmigt.

Bei Tit. 3 wünscht Vogt (BK.), es uröchte die für die Laienfleischbeschauer bestände Nachprüfung fallen ge­lassen werden.

Minister v. Pischek: Die Nachprüfung der Laien- sleischbeschauer beruhe nicht auf landesrechtlichen, sondern auf reichsrechtlichen Vorschriften.

Das Kap. wird sodann ohne Debatte vollends erledigt.

Kap. 31 (Kosten des Veterinärweseus, 400 000 Mk.) wird ebenfalls genehmigt. In Kap. 32 werden für or­thopädische Heilzwecke 7500 Mark in jedem der beiden Etatsjahre verlangt.

Ber.-Erst. Rembold teilt mit, daß in der Kom­mission die Errichtung einer staatlichen orthopädischen An­stalt angeregt worden sei. Die Kommission habe der An­regung jedoch nicht zugestimmt.

Hauser (Ztr.) regt eine Erhöhung der Exigenz an und Andre (Z.) befürwortet die Einführung einer staat­lichen Aufsicht im mediko-mechanischen Institut in Stuttgart.

Minister v. Pischek: Die Klagen über das mediko- mechanische Institut in Stuttgart seien vielfach unbegrün­det. Das Institut sei gut geleitet. Zur Errichtung einer besonderen orthopädischen Anstalt in Tübingen bestehe kein Bedürfnis. Es folgen noch kurze Bemerkungen des Ber.-Erst. und des Abg. Andre, worauf das Kapitel angenommen wird.

Beim Kap. 36 (Landeshebammenschule) bringt nun Rembold-Aalen den angeküudigten Antrag ein.

Liesching (Vp.) beantragt, die Petition des Ver­eins Frauenbildung-Frauenstudium der Regierung zur Erwägung zu überweisen.

Sodann wird abgebrochen und die Weiterberatung auf Freitag vorm, -vertagt. Auf der Tagesordnung der morgigen Sitzung steht zunächst: Erste und zweite Be­ratung des Gesetzes betr. Gewährung von Notstandsdar­lehen an die Weingärtner, 2) dringlicher Antrag des Abg. Herbster, 3) Fortsetzung L>er heutigen Beratung. An die Sitzung der Abgeordnetenkammer schließt sich hierauf eine gemeinschaftliche Sitzung der Stände, wobei an Stelle des durch die Wahl in den Landtag aus dem Staatsgerichts­hof ausgeschiedenen Oberbürgermeister v. Gauß Ober­bürgermeister Dr. Hartensteiu-Ludwigsburg in diese Kör­perschaft gewählt wird.

Stuttgart, 16. Mai. Die Erste Kammer hielt heute wieder unter dem Vorsitz des Präsidenten Grafen Rechberg-Rothenlöwen eine Sitzung nachm, von 4 Uhr ab. Im Einlauf war u. a. eine Petition des Landesver­bandes der Wirte um Abschaffung des Umgelds. Der Bericht der Finanzkommission über die Nachweisung der Rechnungsergebnisse der Etatsjahre 1903 und 1904 wurde ohne Erinnerung entgegengenommen. Es wurde beschlos­sen, den Nachweis der richtigen, der Verabschiedung an­gemessenen Verwendung der verwilligten Steuern prs 190304 für erbracht zu erklären. In Anwesenheit des Justizministers wurde sodann der Gesetzentwurf betreffend die Vertretung der Ortsvorsteher und Ratsschreiber in den Geschäften des Grundbuchwesens und der freiwilligen Gerichtsbarkeit erledigt. Der Antrag des Berichterstatters Frhr. v. Seckendorfs auf Eintritt in die Beratung wurde ohne Debatte genehmigt. Ebenso fanden die drei Artikel des Entwurfs mit einer unwesentlichen Aenderung de­battelose Annahme. Ueber den Gesetzentwurf betreffend die Ergänzung des Polizeistrafrechts berichtete Präsident v. Länderer. Auch hier wurde in die Einzelberatung ein­getreten und in Art. 1 die Aenderung beschlossen, daß die Strafe für Aufnahme eines Kindes gegen Entgelt in Kost und Pflege nicht in Ansatz kommen soll, wenn die Erlaubnis unverzüglich nach Aufnahme des Kindes nach- gefucht worden ist. Der Entwurf sah vor, daß die Strafe schon dann eintrete, wenn die Erlaubnis nicht vor der Aufnahme nachgesucht wurde.

Stuttgart, 17. Mai. Die Kammer hat in 1. und 2. Lesung den Gesetzentwurf betreffs Gewährung von Notstandsdarlehsn an Gemeinden (infolge der schlechten Weinernte) bis zum Betrag von 320 000 M. einstimmig angenommen. Bei dem Brandfall in Hohenstadt (Antrag Herbster-Zentrum) haben die Er­hebungen ergeben, daß für eine staatliche Aktion kein genügender Grund vorliegt. Die nächste Sitzung findet am Dienstag statt.

Arwerömufstchr in Württemvrrg.

II.

Ein besonderes Kapitel beschäftigt sich in den Be­richten der württ. Gewerbeaufsichtsbeamten mit deren Stellung zu den Arbeitgebern. Darüber wird uns aus dem ersten Bezirk berichtet, daß dieses Verhältnis im allgemeinen angenehm war, daß sich die Arbeitgeber aber bei der Besprechung von Arbeitsmethoden wie immer eine gewisse Zurückhaltung auferlegten. Bei Revisionen in Motorbetrieben, Bäckereien, Steinbruch- und Stein - hauereibetrieben, Gast- und Schankwirtschaften wurde den revidierenden Beamten vereinzelt von Arbeitgebern und Arbeitnehmern ein passiver Widerstand entgegengesetzt, der die Revision erschwerte und verzögerte. Auch im zwei­ten Bezirk blieben diese gegenseitigen Beziehungen im großen Ganzen ungetrübt. Das Berichtjahr lieferte wie­der eine ganze Reihe von Belegen dafür, daß das gegen­seitige in langjährigem Verkehr gewonnene Vertrauen sich noch mehr befestigt hat; hiezu trug auf der einen Seite bei, daß von den Beamten stets nach 'Möglichkeit betätigte gütliche Einwirkung und schonende Vorgehen bei Mißständen oder notwendigen Verbesserungen im Betrieb, ans der anderen Seite der von den Arbeitgebern bewie­sene gute Wille, welcher Zwangsmittel auch bei einschnei­denden, mit nicht geringen Kosten verbundenen Aender- ungeu entbehrlich machte. Ferner eine bei verschiedenen Arbeitgebern auch sonst wahrgenommene menschenfreund­liche Fürsorge für ihre Arbeiter und soziales Verständnis für deren -Bestrebungen zur Hebung ihrer materiellen, geistigen und sittlichen Lage. Doch mangelte es auch nicht an Schwierigkeiten. Im dritten Bezirk waren die per­sönlichen Beziehungen zwischen den Aufsichtsbeamten und Industriellen durchaus zufriedenstellend,, wenn sie auch in sachlicher Hinsicht manches zu wünschen übrig ließen. Auch im vierten Bezirk wurde nur in wenigen Fällen ein gänzlich ablehnendes Verhalten gegen die Forderungen des Arbeiterschutzes beobachtet. Ferner leisteten die kleinen Unternehmer, die sich mit den durch den Arbeiterschutz be­dingten Beschränkungen in der Betriebsführung immer noch nicht genügend abgefunden haben, den Revisionen mitunter passiven Widerstand, indem sie den revidieren­den Beamten zu injurieren versuchten. Die Assistentin­nen berichten, daß ihnen die Arbeitgeber fast durchweg mit freundlichem Vertrauen entgegengekommen. Fälle, in denen Betriebsinhaber sich durch das Erscheinen der Be­amtinnen unangenehm berührt zeigten, kamen nur da vor, wo Gesetzesübertretungen Vorlagen. Ueber die Stellung der Gewerbeaufsichtsbeamten zu den Arbeitern wird u- a. ausgeführt, daß in dem befriedigenden gegenseitigen Ver­hältnis im Berichtsjahr eine Aenderung nicht eingetreten ist. Der Beamte des ersten Bezirks gibt der Ueberzeug- ung Ausdruck, daß das Vertrauen der Arbeiter zu den Beamten der Gewerbeinspektion im Wachsen begriffen ist. Er hält es auch für besser, wenn eine Verständigung zwi­schen Arbeiter und Arbeitgeber durch Vermittlung des Ge- wer: , rspektors oder der Vertrauensmänner gesucht wird, als wenn crstere durch mehr oder weniger scharfe Artikel­in ihrer Parteipresse ihren Wünschen Nachdruck zu geben suchen. Der Beamte des zweiten Bezirks betont: Eine dem Bedürfnis der Gegenwart rückhaltlos Rechnung tra-