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Erzähler vom Schwarzwald.

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celrlon Nr 41.

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Amtsblatt für die Stadt Mldbad.

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Hamstaa den Mai

1907.

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rln »ie Adresse >er Schweinezüchter. An die

Schweincmäster nird Schweinezüchter richtet sich ein auch in der offiziösen Presse veröffentlichter Ausruf. Den Schweinezüchtern wird darin vorgestellt, daß sie sich durch die herrschenden niedrigen Schweinepreise nicht zn einer Einstellung oder Einschränkung der Schweinehaltung ver­anlaßt sehen sollten. Einmal seien die Schweine­fleischpreise wicht annähernd so gefunken wie die Schweinepreise, und infolgedessen sei die Zunahme des Schweinefleischkonsums erheblich geringer gewesen, als sie bei niedrigeren Preisen gewesen sein würde. Sobald die Fleiß:-Preise daher den Schweinepreisen gefolgt sein würden, >mirde sich mich der Schweinefleischkonsum ent­sprechend steigern. Außerdem hätten infolge der hohen Schweinepreise der letzten Jahre auch eine ganze Reihe von Nichtlandwirten Schweinemast getrieben, die jetzt, da die erhofften Gewinne anssallen, die Mast wieder ein­stellen würde». Ferner brächten die Monate April bis Juni stets die niedrigsten Schweinepreise des Jahres, und im Juli bereits fingen die Schweinepreise fast regelmäßig wieder an zu steigen. Endlich wird schon jetzt ein allgemeines Anziehen der S chtv e i n e p r e i s e in absehbarer Zeit vorhergesagt. Ans diesen Gründen sei eine Perrittgerung der Schweinezucht nicht anzuratcn. Biel mehr handle es sich nur darum, über die jetzige Zeit des Futtermangels hinweg zu kommen.

* * *

Mn Dreibundsredncr. In der italienischen Kam­mer har der Minister ses Auswärtigen Tittoni eine große Rede gehalten, in der er folgende Grundsätze entwickelte: Unerschütterliche Treue znm Dreibund, aufrichtige Freund­schaft für England und für Frankreich, herzliche Bezieh­ungen zu allen anderen Mächten. An diesen Grundsätzen, sagte Tittoni, hätten die Begegnungen von Rapallo, Gae- ta und Achen nichts geändert. In Bezug auf das Verhält­nis Italiens zu Oesterreich-Ungarn war der Minister in der angenehmen Lage zu erklären, daß die beiderseitigen Beziehungenimmer inniger und herzlicher geworden und jetzt wirklich ausgezeichnete sind." So sprach der Mini­ster nach allen Mchtungen beruhigend und beschwichti­gend. Zuletzt behandelte er noch die Abrüstungsfrage, und zwar bestätigte er, daß Deutschland und Oesterreich-Un­garn sich »rn der Beratung dieser Frage nicht beteiligen wollen, während Italien darart teilnimmt. Der Mini­

ster sieht in diesem verschiedenen Verhalten der Dreibnnds- mächte nichts Bedenkliches und er verwahrt sich dagegen, daß man ^daraus ungünstige Schlüsse auf den Bestand des Dreibunds ziel)«. Der Minister machte zwar auch feine Vorhalte in Bezug auf die Möglichkeit, eine prak­tische Einschränkung der Rüstungen zu erzielen, aber er will sich der Beratung dieses Problems, das eine wichtige Aufgabe der Zukunft bilde, nicht entziehen. Italien teilt also die Anschauung der anderen Dreibnndmächte, ist aber eigener Meinung inbezug auf die Methode der Be­handlung, offenbar mit Rücksicht auf England, dem es gerne einen Gefallen erweisen möchte. Der österreichische Minister des Auswärtigen, Freiherr von Aehrenthal ch-at Tittoni zu seiner Rede beglückwünscht.

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Kriegsmrnister Haldane über Indien und Deutschland. Kriegsminister Ha ldane sprach in Lon­don in einer liberalen Versammlung und führte dabei etwa folgendes aus: Die Regierung stelle nicht in Abrede, daß die Lage in Indien ihr große Sorge bereite. Die liberale Regierung und wie er hoffe und glaube, auch jede andere Regierung an ihrer Stelle, sei in diesen Ta­gen bestrebt, gleiches Recht für alle in Indien aufrecht zu erhalten. Sie könne dies aber nur verwirklichen durch Aufrechterhaltnng der Ordnung und der Gesetze. Sollte die Notwendigkeit eintreteu, ivas er aber nicht glaube, so würde sich zeigen, daß der Arm der Krone in Indien noch ebenso stark, wenn nicht stärker sei, als vor 50 Jahren. Bezüglich der Verhältnisse aus dem Kontinent stellte er mit Befriedigung fest, daß di? freundschaftlichen Bezieh­ungen zwischen Großbritannien und Frankreich, sowie zwischen Großbritannien Und Rußland im Wachsen begriffen sei. Er vertraue daraus, daß auch die Zeit kommen werde, wo eine Besserung der Beziehungen zwischen G r o ßb r i ta n n ien ü n d D e n t s ch l a n d eben­so deutlich in die Erscheinung treten werde. Er glaube, daß diese Beziehungen ebenso gut feien, denn es bestände kein lßegensatz zwischen beiden Ländern außer dem recht­mäßigen Gegensatz der Handelskonkurrenz. Es gebe eine Klasse von Journalisten, die es für angezeigt halte, jeden kleinen Zwischenfall aufznbauschen, der sich ereignete. Es gebe viele nervöse Leute in Großbritannien und Deutsch- ! land, welche glaubten, daß die beiden Völker übereinander i hersallen wollten. Dieselben Journalisten, welche heute das Land gegen Deutschland aufhetzten, hätten seinerzeit ! Großbritannien zur Hetze gegen Frankreeich während der

Dreyfußaffäre getrieben. Er sei überzeugt, daß die Po­litik der besseren Verständigung fortschreiten werde auf der soliden Grundlage des Verständnisses der wahren Natur der gegenseitigen Verhältnisse.

U«ßk»-Eyr»»lk

Vra«asch»erg, 16. Mai. Der Regentschaft srat hat nunmehr der LandeSz'g. zufolge den Landlag zur Vornahme der Wahl eine» Regenten auf Montag, den 27. Mar, ein­berufen.

Köln, l6. Mat. Nachdem in den Verschiedensten Städten des Niederrheins die L an dwir t e die Schwetne- schlachtung selbst tn die Hand nehmen und das Fletsch direkt ans Publikum absetzen, soll nunmehr seitens der Landwirte mit der Errichtung von Genossenschafts- schlächtereten großen Stils vorgegangen werden. In einzelnen Ruhrstädten richteten die Roßschlächtereien auch Schweineschlachtung ein, infolgedessen die Schwetnemetz- ger die Preise um 20 Pfennig per Pfund er­mäßigten. Auch in mehreren oberrheinischen Orten ist die Errichtung von Genoffenschastsschlächtereien geplant.

Wiesbaden, 18. Mat. Den Glanzpunkt der Wies­badener Kaisertage bildeten die Festspiele. Diese wurden gestern mit einer Aufführung von WebersOberon * beendet. In den Hoflogen waren, unter Fanfaren und von Hochrufen des Publikums begrüßt, der Kaiser nnd die Kaiserin, Prinz August Wilhelm, Prinzessin Viktoria Lutse von Preußen nnd Prinzessin Alexandra Viktoria von Glücksburg erschienen. Mt den Damen und Herren des Gefolges nahm auch der türkische Botschafter in der Hofloge Platz. In den Pausen hielte» die Majestäten Cercle in der Galerie des Foyers ab.

München, 16. Mai. Die englischen Journalisten werden hier die Residenz besichtigen, wobei der Prinzregent persönlich die Herren empfangen wird.

Wien, 16. Mat. Bürgermeister Lueger erklärte, daß die Wahlen betreffs der christlich-sozialen Partei seine Erwartungen übertroffen haben. Auf die Frage, wer von den Chnstlich-Sozialen ins Ministerium eivtreten werde, er­widerte der Bürgermeister: Ich nicht. Ich bin sehr gerne Bürgermeister. Hier bin ich Herr. Solange ich etwas zn reden habe, bleibt die Partei unabhängig. Sowie einer ins Ministerium eimritt, ist die Partei nicht mehr unab­hängig. Allerdings kann einmal die Kombination eivtreten, wo die Partei den einen oder anderen ins Ministerium ent­sendet, aber vorläufig kan» davon nicht gesprochen werde».

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Die Güte der HerzenS nimmt einen «eiteren R«um ein als der Gerechtigkeik geräumiges Feld

Goethe.

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Koma« von Mnrgsrere Nöbme.

Nach>ru«k »erl>o!etz.

(Kortßtz-mzA.

Josef, ich bitte dich, sei nicht böse", bat Liselotte erstickt,bleib drüben. Glaube mir,, es ist für uns beide das beste."

So! Warum?"

Weil ich dich nicht betrunken sehen kann. Weil mir graut. . . Ich weiß nicht, was es. . . In dem Zu­stande, in dem du nun beinahe Nacht für Nacht heimkehrst, bereitet deine Nähe mir Qual --"

Sie streckte abwehrend die Hände von sich, als er kaut lachend aus sie zuschritt.

Wie, wo, was! Woher willst du wissen, daß ich be­trunken bin? Was für lächerliche, hochbeinige Phrasen - - . Meine Nähe bereitet dir Quäl? . . . Sieh, sich. . ." Er warf den Rock ach und lief, die Hände in den Hosentaschen, mit raschen Schritten auf und ab. Der Teufel weiß, Mas du für eine Frau bist. Ich bin ein guter Kerl, ein kindguter Mensch, mich kann jemand »Ml den Finger wickeln. Ich bin viel zu gut für dich, ... ich hätte dir längst die Zähne zeigen müssen. Ja, wie du dich ausführst? Wenn ich verliedere und ver­lumpe und schließlich noch nach anderen Frauenzimmer» laufe, bist du «klein schuld. Jawohl, du mit deinen hoch­mütigen Faxen und deinen überspannten Schrullen. . . Was dir im Genick steckt, weiß ich lange. Jetzt, wo du wieder ans Schirmeck sitzest, tut es dir leid, daß du dich an den armen bürgerlichen Teufel verschachert hast. Hättest nun wohl einen anderen Schnitt mackM können, Zum PeistM den Herrn Baron von drüben --dhtn ejnerkri.

Aber das sag' ich dir, Frau, ... so wie bisher geht's nicht weiter. Jetzt reden wir deutsch miteinander, bisher war unser Zusammenleben aus Moll gestimmt, jetzt wird's Dur? verDmden?"

Liselotte saß auf dem Rand ihres Bettes. Eine un- bestiinmte Angst hielt sie ab, sich niederzulegen.

Ja, ja. Ich bin gewiß am meisten schuld", sagte sie leise, kläglich,ich will mich auch bemühen, dir in allem zu lieb zu fein. Ach Gott, ich leide ja am meisten unter- diesen unerträglichen Verhältnissen. Nur ein klein bißchen mußt du meiner Eigenart Rechnung tragen. Es ist gewiß nichts dabei, daß du abends sortgehfl und mal

ein Glas über den Durst trinkst-. Aber ich habe

nun einmal diesen Ekel vor dem Alkoholdunst, ... sei doch barmherzig. Sieh mal, als wir Uns verlobten, wolltest du nrich mcht küssen, weil du Wein mit den Herren ge­trunken hattest, . . . und nun"

Und nun bist du meine Frau, und zwischen Eheleuten hören die Fiseinatenten auf. Komm! Tu Abbitte! Dann soll es für diesmal noch so hingehen . . .Nun. .

Sie schrie unwillkürlich laut aus und machte eine Be­wegung nach rückwärts, als er sie umfaßte.

Rühr' mich nicht an! Heute nicht . . ."

Ekelt dich vor mich, gelt? Nun, wir wollen dir den Ekel schon austrsiben und dir das Fieber verschreiben, Kleine..."

Sie stemmte sich aus, suchte ihn abznschütteln, sich seinem brutalen Griff zu entwinden.

Ein verzwsiflungsvoller Aufschrei ging durch ihr In­neres. Lieber tot als seine höhnische Liebkosung dulden. Mit einer geschmeidigen Biegung glitt sie von ihm ab, ergriff das gefüllte Wasserglas auf dem Nachttisch, warf ihm den Inhalt in die Augen und schleuderte das Glas zu Boden.

Mit einem Fluch wich er zurück schüttelte sich V, Z Wasser aus dem Gesicht und stieß mit oem Fuß nach Lise­lotte, daß sie rückwärts taumelte. Weib, Mgäre! Geh' zum Teufel. Aber von mm an ro.rst mich kennen lscnen..."

Draußen stand der alte MH- - s auf halber T- we !ürü> umklammerte zitt'nd das »der. Der Lorm

hatte thn geweckt; bebend vor Aufregung und Entsetzen horchte er nach oben. So etwas in Schirmeck!

Ob er der gnädigen Frau zu Hilfe kommen sollte

. Aber es tat wohl nicht gut, sich ungerufen dal hineinzumischen, und nun wurde es auch still, . . . gany still. . . . Eine Weile lauschte er; als sich nichts regte, atmete er erleichtert auf und schlich nach unten. ...

Kaum ein Viertelstündchen weiter verloren sich Fen- dells unruhige Atemzüge in ein tiefes, regelmäßiges Schnarchen.

Liselotte saß in sich zusammengesunken wieder auß dein Bettrand. Durch eine Spalte des Vorhangs fiel der weiße, kühle Glanz des Mondes und übte seine alte, mag­netische Wirkung auf die von innerem Kälteschauer durch­rieselte junge Frau. Wie sie vor dem Fenster stand, packte sie eine ivilde Sehnsucht nach dem Frieden der Mondnacht. Das Fenster cuifreißen und hinabspringen, da wo dev Fels am steilsten Und der Tod am sichersten ist. Nach dem Vorgang dieser Nacht war ein weiteres Zusammenleben nicht mehr anszndenken In eine offizielle Trennung würde er auch schwerlich einwilligcn. Gerade jetzt ein Ehe­skandal, wo er das Reichsragsmandat so gut wie in der Tasche hatte, - davon würde er nichts wissen wollen. Und gewaltsame Befreiung? Einfach durchbrennen?

Schirmen wie eine Flüchtige verlassen, nein. Was tag noch an dem armseligen bissel Leben. . .

Nichts wie fort. Nichts wie den tiefen, stillen, kal­ten Frieden unten in der Kellergruft. Und dazu be­durfte es nicht einmal eines so tragischen und romanhaften Mschlusses wie den Salto mortale in die Tiefe.

Vielleicht war es nur eine Fügung der Vorsehung gewesen, daß sie am Nachmittag beim Aufräumen eines Schubfaches an die fast vergebene Erbschaft des alten Sa- rotti geriet. D r Totenkopf en miniature und das Fläsch­chen mit dem prachtvollen Gift, das Ideal seiner Forsch­ungen.

Sie mußte lächeln. . . . Und ohne Besinnen schlich sie sich ins Ankleidrzimmv: schloß die Kommode ans und kehrte mit dem Fläschchen zurück.

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