tzerrde Beurteilung des Arbeitsverhältnisses von seiten der Arbeitgeber ist in merklicher Zunahme begriffen, sodaß die Gewerbeaufsichtsbeamten bei Revisionen mehr als früher mit Arbeitern Fühlung nehmen oder sich mit ihnen über die für die Auffichtstätigkeit wissenswerte Punkte näher besprechen konnten, ohne befürchten zu müssen, daß denselben daraus Nachteile entstehen. Oesters wurden auch Arbeiterausschüsse oder die gerade anwesenden Mitglieder solcher in mündlicher Aussprache in verschiedenen Angelegenheiten, u. a. auch über Arbeiterbeschwerden herangezogen. So suchte der Gewerbeinspektor in strittigen Fällen, in denen die gesetzlichen Bestimmungen eine sichere Handhabe für eine erfolgreiche Erledigung nicht zu bieten schienen, durch gemeinschaftliche Verhandlungen mit Arbeitgebern und Arbeitnehmern Anliegen der letzteren Berücksichtigung zu verschaffen oder vorhandene Mißhelligkeiten zu beseitigen. Es ist anzuerkennen, daß von seiten der gewerkschaftlichen Organisationen die erbetenen Auskünfte stets bereitwilligst und rückhaltlos gegeben wurden. Der Beamte des dritten Bezirks hat zu keinerlei Klagen Anlaß. Er stellt nur einen lebhaften Verkehr zwischen ihm und den Arbeitern fest. Der Beamte des vierten Bezirks hat bei dem Verkehr mit den Arbeitern bei den Revisionen den Eindruck gewonnen, daß die Arbeiterschaft dem Beamten mit Vertrauen gegenübersteht. Allerdings zeigen einzelne Arbeiter bei Fragen im Betrieb selbst oft große Zurückhaltung, die teilweise soweit geht, daß wider besseres Wissen unrichtige Angaben gemacht werden. Die Assistentinnen haben in mehreren Fällen beobachtet, daß Furcht vor den Vorgesetzten, selbst wenn diese nicht in Hörweite waren, die Arbeiterinnen an einer freien Aussprache der Betriebsverhältnisse hinderte und sie sogar zu wissentlich falschen Angaben veranlaßte. Jugendliche Arbeiter. Im Betriebsjahr wurden in 3890 Fabrikbetrieben und diesen gleichgestellten Anlagen 21 390 jugendliche Arbeiter, darunter 20 222 von 14—16 Jahren und 1168 unter 14 Jahren beschäftigt. Von der gesamten Arbeiterzahl machten die jugendlichen Arbeiter überhaupt 10,2 (9,8) Prozent aus; nach Geschlechtern getrennt betragen Hie männlichen 8,3 Proz. aller männlichen und die weiblichen 15,4 Proz. aller weiblichen Arbeiter. Ein besonderes Bedürfnis nach jugendlichen Arbeitskräften ist im Berichtsjahr nicht hervorgetreten. Angebote von solchen wurden jedoch sämtliche ausgenommen. Die Verfehlungen gegen die Vorschriften der Gewerbeordnung "betreffend die Arbeitsbücher sind im ersten Bezirk immer noch sehr zahlreich, da den Büchern von seiten der weniger gebildeten Arbeitgeber und der Arbeiter keine große Bedeutung beigemessen wird. Im zweiten Bezirk sind verschiedene Zuwiderhandlungen betreffs der Beschäftigung schulpflichtiger Kinder und jugendlicher Arbeiter sestgestellt wurden. In zwei Fällen wurde erhoben, daß schulpflichtige Kinder, in Fabriken mit Billigung der Ortspolizeibehörden mehrere Stunden lang beschäftigt werden. In beiden Fällen wurden den Kindern sogar Arbeitskarten ausgestellt. Im dritten Bezirk mußte die Beschäftigung von Kindern in Fabriken und diesen gleichgestellten Anlagen wiederholt beanstandet werden. So wurde in einer Baumwollspinnerei ein noch nicht 13 Jahre altes Kind täglich 10 Stunden beschäftigt!! Ein weiterer Betrieb zählte unter 44 Arbeitern 24 jugendliche Arbeiter, unter letzteren auch zwei noch nicht 13 Jahre alte Kinder. Die jugendlichen Arbeiter und die Kinder wurden täglich 11 Stunden ohne Vefperpausen beschäftigt. In Bezug auf die Beschäftigungsweise der jugendlichen Arbeiter und Lehrlinge ist in verschiedenen Betrieben der wohltätige Einfluß der Handwerkskammer und ihrer Organe wahrzunehmen. In sittlicher Beziehung besteht die allgemeine Gefahr des Zusammenlebens jugendlicher Leute mit Personen von oft zweifelhafter sittlicher Beschaffenheit. Die Assistentinnen wandten ihr Hauptaugenmerk wieder der hausindustriellen Kinderarbeit zu. Sie revidierten 550 hausindustrielle Betriebe, in denen 938 Kinder gewerblich tätig waren. Für 208 Kinder mußte das Arbeiten ganz untersagt werden, weil sie das gesetzliche Alter noch nicht erreicht hatten. Der Bericht hebt u. a. hervor : Der Einblick in das Elend dieser Bevölkerungskreise, die zuweilen infolge der Not stumpf- und gefühllos geworden find, wirkt ergreifend und läßt die sozialen Gegensätze in so grellem Lichte erscheinen, daß es den Beamtinnen insbesondere beim Anblick der blaß und kränklich aussehenden Kinder oft schwer fiel, sich die für die Ausübung des Dienstes erforderliche Sachlichkeit zu bewahren. Ueberraus lehrreich bei der Beaufsichtigung der hausindustriellen Kinderbeschäftigung war für die Assistentinnen der unmittelbare Verkehr mit der Arbeiterbevölkerung, da sie dadurch Gelegenheit hatten, das Leben der Fabrik- und Heimarbeiterinnen mit allen seinen physischen und psychischen Erscheinungen aus eigener Anschauung kennen zu lernen. — Weitere Berichte folgen.
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TienstuachriArt. Ernannt: Auf die katholische im Va- tronat der Krone befindliche Rtabtpkrrei Lauchhelm, Dekanats Ell- wangen, den Pfarrer Mettmann in HAtlingen, Dekrnats Hofen
Die volkswirtschaftliche Kommission verteilte eine Reihe von Referaten. Es wurden aufgestellt als Berichterstatter für das Bahnprojckt Böblingen-Weil i. Sch. Dr. Nübling .(BK.), Balingen-Schömberg Hildenbrand (Soz.), Ehingen-Laupheim Dr. Mülberger (D. P.), Maul- bronn-Sternenfels Betz (Vp.), Jsny-Seltrnanns Andre (Ztr.), Weikersheim-Röttingen Fischer (Soz.), Buchau- Riedlingen, Rembold Gmünd (Ztr.); zweite Raten für B-ahnbäu Körner (B. K-); Fortsetzungen von zweiten Gleisen Sturz (Vp.); zweite Gleise für Tübingen-Jjm- sendingen und für Böblingen-Eutingen Sturz (Vp.); Gmünd-Aalen Und Ulm Schelklingen Vogt (BK); Bahnhoferweiterungen von Tübingen und Feuerbach Hildenbrand (Soz.); Plochungcn und Ulm Krug (Ztr.); Biberach lind 18 andere Stationen Andre (Ztr.); Pforzheim und Dill-Weißenstein Hildenbrand (Soz.), ebenso 'vom West- bahnhof-Stuttgart; Fellbach, Reutlingen, Tübingen, Häff- ner (D. P.); Schwenningen und Balingen Dr. Bauer (Vp.); Bahnsteigsperre Körner (BK.), Wegübergänge Dr. Mülbergsr (D. P.); Maßnahmen zur Betriebssicherheit Dr. Mülberger (D. P.); Erstellung von Wohnungsgebäuden
für Stuttgart Dr. Bauer (Vp.); für Untertürkheim, Heil- bronn, Plochingen Und anderw. Andre (Ztr.); Betriebs- ? material Betz (Vp.); Bodenseedampfboote Fischer (Soz.); Erstellung von Postgebäuden Liesching (Vp.); Referent für Deckungsmittel Rembold-Gmünd (Ztr.).
Die Arberterverhältniffe in Württemberg.
Dem Jahresbericht der Gewerbeauffichtsbeamten im Königreich Württemberg für das Jahr 1906 entnehmen wir folgende allgemein interessierenden Daten. Wir haben in Württemberg im ganzen 9369 Fabriken oder fabrikähnliche Betriebe (im Jahre 1905 waren es 9116), in welchen 207 722 Personen beschäftigt wurden, gegen 195 230 im Jahre 1905. Davon waren 137 211 männliche erwachsene Arbeiter; Arbeiterinnen von 16—21 Jahren 18 552 (17977), über 21 Jahre alt waren 30569 (27 774), zusammen 49 121 (47 251). Im Alter von 14—16 Jahren waren beschäftigt männliche Personen 12 688 (10070), weibliche 8554 (7746), zusammen 20 222 (18216), Kinder unter 14 Jahren fanden sich 1168 (943) vor, nämlich 714 Knaben (534) Und 454 (409) Mädchen. Der Beschäftigungsart nach verteilen sich die Zahlen etwa folgendermaßen: Am meisten Personal braucht die Industrie der Maschinen, Instrumente und Apparate; hier sind im ganzen 45 268 Arbeiter beschäftigt, nämlich 38 423 erwachsene männliche Arbeiter, 2501 weibliche Personen über 16 Jahren, 555 Mädchen zwischen 14 und 16 Jahren und 3504 Burschen von 14—16 Jahren. Unter 14 Jahren sind im ganzen 205 beschäftigt, 21 Mädchen Und 184 Knaben. Die Zahl der Fabriken beträgt 972, worunter 111 mit Arbeiterinnen, über 16 Jahren Und 622, die auch jugendliche Arbeiter beschäftigen. In der Textilindustrie sind in 453 Betrieben 32 375 Personen beschäftigt; in der Metallverarbeitung 25 239. 15 136 Personen arbeiten in der In
dustrie der Holz- und Schnitzstoffe; 13 264 finden beim Bekleidungs- und Reinigungsgewerbe ihre Nahrung. JU Spinnereien arbeiten 11975 Leute, 9314 sind in der Nahrungsmittelbranche untergebracht und 9257 in der Papierindustrie. JU Buchdruckereien und Schriftgießereien arbeiten 5510 Personen und 7036 in der Industrie der Steine Und Erden. Auch die Ziegeleien beschäftigen eing rößeres Personal, nämlich 5282 Köpfe. Dann gehen aber die Zahlen rasch herunter. So sind zum Beispiel in Walz- Und Hammerwerken nur 22 Arbeiter beschäftigt und in der Industrie der forstwirtschaftlichen Nebenprodukte, Leuchtstoffe, Seifen, Fette, Oele, und Firnisse finden gar nur 16 erwachsene männliche Arbeiter ihr Brot.
Bvm Arbeitsmarkt. Im Monat April gestaltete sich die Lage des Arbeitsmarktes in Württemberg nach den Berichten der Städtischen Arbeitsämter folgendermaßen: IN Heilbronn kamen auf 555 männliche und 75 weibliche offene Stellen 254 männliche Und 18 weibliche Arbeitssuchende. Die Zahl der besetzten Stellen betrug bei den männlichen 151 bei den weiblichen 10. Auf 100 offene Stellen kamen Arbeitssuchende 43,2 gegen 57,5 im Vorjahr. — In Reutlingen waren es zusammen 229 offene Stellen, auf die 120 männl. und 54 weibliche Arbeitssuchende kamen. Besetzt wurden 37 Stellen für männliche und 30 Stellen für weibliche Arbeitssuchende. Auf ! 100 offene Stelle kamen 75,9 Arbeitssuchende, gegen 65,8 > im Vorjahr. — In Ulm betrug die Zahl der offenen Stel- ; len zusammen 1806. Arbeitssuchende waren es 865 männ- ! liche Und 300 weibliche. Besetzte Stellen: 452 männliche Und 114 weibliche. Auf 100 offene Stellen kamen Arbeitssuchende in diesem Jahr 64,5, gegen 65,5 im Vorjahr. — In Ludwigs bürg kamen auf 100 offene Stelle 97,2 Arbeitssuchende gegen 79,4 im Vorjahr; in Eßlingen auf 100 offene Stellen 105,3 Arbeitssuchende (80,0). In Tübingen 58,6 (44,3), Göppingen (92,1 (112,3), Hei denheim 48,6 (61,9), Gmünd 75,7 (57,4), R a- vensbUrg 112,0 (117,9). — Von Heilbronn heißt es sodann: Steigerung von Angebot und Nachfrage, besonders bei Fabrik- Und ungelernten Arbeitern. Mangel an landwirtschaftlichen Arbeitern Und neuerdings auch an BaUschlossern und Schneidern.
Stuttgart, 16. Mai. In den letzten Wschcn erregte da» Interesse der Passanten in der Eberhardstraße die Ateder- aufdeckung eurer steinernen schmalen Brücke über den früheren Wallgraben gegenüber der Färberstr. Die Brücke war nur 3 m breit und besah, soweit sichtbar, 2 Bögen von 7 m Spannweite; sie war massiv in Sandstein ausgesührt und ist bei der Zustbültunq des Wallgrabens einfach mir zugefüllt worden. Das Brückchen ist dasselbe, von welchem Hartmanns Chronik »cm Stuttgart aus dem Jahre 1599 berichtet: „Die neue steinerne Brücke über den Stadtgraben, gegen Mittag, über die man von den Gaisgafsen in die Eßlingervorstadt hinausgeht, wird erbaut, mehreren Teils der Ursach, damit bei regierender Vestillenzseuch die in selber volkreicher Gegend sterbenden Personen nicht den strengen Wandel gegen dem Eßlingertor herftrr, sonder« gleich von jmer Gasse den stracken und nächsten W'g nach dem Lazarukirchhof möchten getragen wersen".
Stuttgart, 16. Mai. Der engere LandesaUsschuß der Deutschen Partei hat sich in seiner letzten Sitzung wieder konstituiert und zu seinem Ersten Vorsitzenden den Reichs- ustrd Landtagsabg. Prof. Dr. Hieb er, zum ersten stellv. Vorsitzenden Landtagsabg. Fabr. Kübel, gUm zweiten stellv. Vorsitzenden Apotheker Reih len, zum Rechner Komm.-Rat. Chevalier gewählt.
Tuttlingen, 17. Mai. Mit den Grabarbeiten zum Ban des neuen Bezirkskrankenhauses ist jetzt begonnen worden. Der Bau kommt in eine schöne, freundliche Und sonnige Lage im Osten der Stadt zu stehen, Unweit davon befinden sich die prä-ütigen Waldungen des Leutenbergs. Die Gesamtkosten des Baues belaufen sich mit b en Kosten der Einrichtung aus gegen 400000 Mk.
Die ledige Marie Aichholz von Stuttgart war in ihrer Scheuer mit dem Zerkleinern von Weinbergpfahlstnm- pen beschäftigt. Hiebet flog ihr ei» Holzstück derart ins rechte Auge, daß es auslief und die Aichholz, welche schon zuvor auf dem linken Auge erblindet war, nunmehr oas A gc-w licht ganz verloren hat.
Aus Gei slingen wird geschrieben: Im Dienst Wurde am Donnerstag c. ittag der Lokomotivführer Sorg k vom Tode ereilt. Er führte eine Schiebmaschine und sollte k den Um 11 Uhr 51 von hier abgehenden Güterzng die
Steige hinauf begleiten. Während der Fahrt beugte er er sich aus seinem Stand Und wurde dabei an einer Kurve von einer entgegenkommenden Schiebmaschine, die mit einer zweiten von Amstetten leer nach Geislingen zurückfuhr, ersaßt. Der Kopf wurde ihm zerdrückt, so daß der Tod auf der Stelle eintrat. Die Leiche wurde ins hiesige Bezirkskrankenhaus überführt. Der 33jährige Verunglückte war verwitwet, kinderlos und hatte eine Braut; die Hochzeit sollte demnächst stattfinden.
Bei Kreßbronn sank bei Föhnsturm ein mit Kies beladenes Se gelschiff, so daß nur die Mastspitze aus dem Wasser emporragte. An dieser hielten sich der Schiffsbesitzer ftnd seine drei Gehilfen die ganze Nacht über Wasser,, bis sie am andern Morgen von anderen Schiffsleuten gesehen und gerettet werden konnten. — Der See steigt täglich 6 bis 8 Zentimeter.
Kerichtsjaac»
Die B-elt, i« der man Sekt trinkt.
Eine wüste Szene, die sich in der Silvesternacht in dem Englischen Buffet Unter den Linden zugetragen hatte, beschäftigte in einer längeren Sitzung das Schöffengericht Berlin-Mitte. Wegen Körperverletzung mittels gefährlichen Werkzeuges mußte sich der Fabrikbesitzer Rudolf Herschel vor dem Strafrichter verantworten. ES war am Neujahrsmorgen dieses Jahres in der fünften Stunde, als sich sin dem im ersten Stockwerk gelegenen Grill Room des Englischen Büffetts eine kleine Gesellschaft zusammengefunden hatte, die vollständig unter dem Banne der Sektgeister stand. Die Stimmung wurde jedoch plötzlich durch einen unangenehmen Zwischenfall äußerst jäh unterbrochen. An einem der Tische saß eine aus Angehörigen der besseren Stände bestehende Gesellschaft, unter der sich auch der Professor Neumann aus Hhar- lottenburg befand. Am Nebentische saß, der Graf Doh- na-Motwitz mit einer jungen Dame. Als Professor ! Neumann gerade ein gefülltes Sektglas in der Hand hielt,
! rief er im Scherz der Dame ein „Prosit Neujahr" zu.
! Das wurde von dem Herrn Grasen gewaltig übelgenvm- l men, denn er ries Herrn N. zU, der „Judenjunge soll das l Maul halten." Professor N. trat auf diese Beleidigung ! sofort an den Tisch des Grafen Dohna heran und ersuchte ihn in höflichem Tone, zu reduzieren, da die Beleidigung anscheinend infolge der verschiedenen Quantitäten Sekt und Liköre ihm nur entschlüpft sei. Gras D. weigerte sich mit einer neuen Beleidigung, worauf ihm Prof. Neumann eine schallende Ohrfeige applizierte. Zu weiteren Tätlichkeiten kam es nicht, da verschiedene Bekannte des Professors ihn zurückhielten. Inzwischen erschien der Angeklagte Herschel auf der Bildfläche, der mit dem Grasen Dohna bisher an einem Tische gesessen hatte. Nachdem ihm Dieser den Sachverhalt mitgeteilt hatte, ergriff Herschel eine halbvolle Sektflasche und ließ den Inhalt auf den Fußboden auslaufen. Mit der geleerten Flasche in der Hand stellte -er sich dann in drohender Haltung auf und rief den Freunden des Prof. Neumann zu: „Kommt nur . heran, wenn Ihr was wollt." Diese provozierende Auf- k forderung wurde gar nicht beachtet. Während sich die mit Herrn Prof. N. bekannten Herren bemühten, diesen zu j beruhigen, trat der Angeklagte plötzlich von hinten auf r die Gruppe zu und ließ, ehe es jemand verhindern konnte, die schwere Sektflasche zweimal auf den Kopf des Prof. Nenmann niedersausen, sodaß dieser blutüberströmt in die Knie sank. Die Schläge waren so wuchtig geführt, daß der Geschlagene sich sofort in die Klinik des Geh. Rat Bergmann begeben mußte. Hier stellten sich glücklicherweise die Verletzungen nur als Quetschwunden heraus, immerhin Mußte Prof. Neumann längere Zeit das Zimmer hüten. Der Staatsanwalt beantragte eine Gefängnisstrafe von drei Monaten. Das Schöffengericht erkannte auf die höchste zulässige Geldstrafe von Mk. 1000.
Ketteres.
— Ein Praktischer. A.: „Weshalb nimmst du dir nur immer dieses langweilige Fräulein Krause zu Tisch, da sind doch viel nettere Mädels, mit denen man sich ein Wort unterhalten kann!" — B.: „Für mich ist. die KraUse gerade die netteste, weil sie wenig spricht^ da kann man doch essen!"
— Gute Antwort. Einem Schweizer Rekruten, der in Fraueiffeld garnffoniert, ging wie die „N. B. L." schreibt das Geld zur Neige; er schrieb deshalb an seinen Vater und bemerkte zum Schluß:
„Verkauf .das Kalb,
Verkauf die Kuh Und schick das Geld Nach Frauenfeld zu!"
Darauf ging ihm vom Vater eine Antwort zu, deren Schluß lautete:
„Die Kuh bleibt hier.
Ich schick kein Geld;
Das Kalb ist schon JU Frauenfeld."
Kaudet und MMswtrtfchatt
Stuttgart, 16. Mai. Die Maul- und Klauenseuche ist im hiesigen Schlachthof festgestellt worden. Er wird hierüber berichtet: Viehhändler Reick von tvach hat in der Nacht vom 13/ 1 « dS. einen Rindviehtranspoct von 40 Stück von Memiugen in den hiesigen Schlachthof eingefühlt. Der ganze Transport wurde bei seiner Ankunft in Stuttgart In einen Abssudenrngsstall eingestellt. Bei der tierärztlichen Untersuchung wurde bei einem zweijährige» Bullen Erscheinungen wahrgenommen, welche auf eine überstsndene, noch nicht billig geheilte Maul- und Klauenseuche hinwiesen. Es hat deshalb der Gtadtdirektionsbezirk Stuttgart als verseucht zu getreu.
S»lz, 16. Mai. In dem Bezirksort Trtchtingeu isr die Maul- und Klauenseuche aufs Neue auSgebrochcn. Der Schaden welcher durch die Verscklevpung und nachfolgende Sperre allenthalben entsteht, ist kein geringer. Viele Landwirte können ihren Verpflichtungen nicht Nachkommen, weil sie im Biehverkauf gehemmt sind.
Horb a. Neckar, 18. Mai. Besttzwechsel. Adolf «Winzer Bankier hier, verkaufte heute, das demselben in der Konkursmasse zugefollsne, Müller Stcinlische Mahl« und SSgmühle und Elektrizitätswerks-Anwesen, an Josef Schneider Obere Kunstmühle und Elektrizitätswerk um die Snmme von 88«Ost Mk. Die Uebecnahme «folgt am 1. Juni ds. Js.
Savkgau, 16. Mai. Das 130 württ. i 'gen umfassende Hofgut de» unlängst verstorbenen Damasiu» Ketec von Pfungen ging heute samt Fahrnis zum Preis von «OOgo Mk. in den Besitz de» Güterhäudler Herbst von deiligenberg über, der einen Teil de« Guter« zu veräußern gedenkt, falls er »«n Seite« der Kreisregierung die Genehmigung dazu erhält.