kräste zu kommandiercu. Biel sei von dein deutschen Kai­ser geschrieben und gesprochen worden, als einem Bedro- her des europäischen Friedens, jedoch der Redner glaube: unberechtigter Weise. Fast 20 Fahre sei er ans dem Thron, ohne an irgend einem 'Blutvergießen Schuld zu haben. Nach seine? Rede verlaß Andrew Carnegie ein längeres Schreiben Roosevelts, in dem der Präsident die Frage des allgemeinen Lchiedsgerichtsvertrags als die w i ch tigst e F ra g e für die zweite Haager Frie - d e n skonferenz bezeichnet und der Hoffnung Ausdruck gibt, daß die Nationen einen derartigen Vertrag anneh­men werden. Tie Frage der Eins chränk n n g der R n st- u n g e n, heißt es in Roosevelts Schreiben weiter, sei nicht eine der wichtigsten. Die eigenartige Stellung der Ver­einigten Staaten mit ihrer kleinen Armee und Marine be­richtigt Amerika nicht in dieser Frage anderen Nationen

könne zur Förderung des internationalen Friedens getan werden, falls mit B e r n u n s t und S e l bstb es chr ä n k - nng vorgegangen werde.

' Der Staatssekretär Root führt dann aus: Die ame­rikanische Regierung sei der Ansicht, daß die zwei Beschlüsse der ersten Haager Konferenz bezüglich der Marine- und Militärrüst ringen auch ans der zweiten Konferenz weiter beraten werden sollten, und daß der Versuch ge­macht werden sollte, eine Vereinbarung zu treffen, der- zufolge die. u n geheuren Ausgaben für kriege- r i f ch e Zwecke reduziert werden.

* * V

Gegen die Duma wendet sich nun der russische Staatsrechtslehrer von Martens, der bekanntlich mit den Vorarbeiten zur 2. Friedenskonferenz betrautest. Er veröffentlicht, nach einer Privatdepesche der Voss. Ztg. aus London, in derTimes" einen langen Aufsatz, worin er die zweite Reich sduma als gänzlich un­fähig bezeichnet, für das Wohl des russischen Volkes zu arbeiten. Eine Auflösung der Duma sei durchaus unvermeidlich und nur noch eine Frage der Zeit. Der einzige Ausweg aus den Wirren fei die Einschränkung des Wahlrechts.

Hagrs-Kdrsnrä

Berlin, Io. April. In der ersten Sitzung des neuen Zentralvorstands der nationalliberalen Partei wurden durch Zuruf die bisherigen Vorsitzenden Basser - mann, Dr. Friedberg und Dr. Geiger-Erlangen wiedergewählt, ebenso die bisherigen Mitglieder des ge- fchästsfnhrenden Ausschusses, darunter der Abg. Dr. Hiebe r.

Berlin, 15. April. Tie Abgg. Graf Oriola, Prinz Carolat hsund P a asche beantragen zum Etat des Reichsschatzamts eine Resolution, welche die Beihilfen für Kriegsteilnehmer erhöhen soll, und ver­langen zum Zweck der Aufbringung der Mittel und der Auffüllung des Fnvalidenfonds die Einführung einer W e h r steue r.

Berlin, 16. April. Tie Budgetkommission des Reichstags verwilligte das Gehalt des Staat s- fekretär des Reichs kolonialamts.

Berlin, 16. April. Die gestrige Vorstellung des jungen Fritz" von Ferdinand Bonn, die vov einem geladenen Publikum stattfand, verfiel der poli­zeilichen Auflösung.

Berlin, 16. April. Ter sozialdemokratische P a r r ei v o r st a n d empfiehlt überall da, wo die Är- bcirsruhe am 1. Mai zu einer Aussperrung ssührt, von einer Arbeitsrnhe abzufehen und abends zu Versammlungen zusammenzutreten.

Bückeburg, 16. April. Fürst Georg vonSchaum- burg-LiPpe und seine Gemahlin Maria Anna feiern heute das Fest ihrer silbernen Hochzeit. Der Kaiser nimmt an den Feierlichkeiten teil.

Cuxhaven, 15. April. Der am letzten VllMstag mit dem DampferGertrud Wörmann" aus Südwestafrika eingetroffene Truppentransport besteht aus 34 Offizieren und 631 Mann, darunter 91 von Typhus Genesene und 16 Verwundete.

Hamburg, 15. April. Das hiesige Generalkonsulat von Nicaragua teilt folgendes mit: Amapala kapi­tulierte bedingungslos. Dem früheren Präsidenten von Honduras, Bonilla, wurde die Abreise ins Aus­land zugestanden. Die Regierung von Salvador sen­det Vertreter nach Amapala zum Abschluß des Friedens.

Lübeck, 15. April. Die Bürgerschaft nahm den An­trag auf Errichtung eines Krematoriums an.

Köln, 13. April. DieKöln. Volksztg." meldet, daß die im Herbst notwendig werdende abermalige Sanierung der Reichs-Finanzen, wie ziemlich allgemein angenommen werde, den jetzigen Leiter des Schatzamtes Frhr. v. Stengel nicht mehr auf seinem Posten finden werde. Als Nachfolger soll ein als An­wärter auf höhere Posten viel genannter Parlamentarier der nationalen Mehrheit (gemeint ist Dr. Paasche) in Aus­sicht genommen sein.

Tokaj (Ungarn), 15. April. Der Theißfluß ist im Steigen. Mehrere der umliegenden Ortschaften sind über­flutet. Die Orte Tisza-Dada, Tisza-Lök und Rakamaz sind gefährdet. Die Einwohner konnten sich auf die To­kajer Anhöhen flüchten. Klein-Tokaj und die tieserliegen- den Tokajer Weinberge sind unter Wasser.

London, 15. April. (Unterhaus). Der Staats­sekretär für Indien, Morley, teilt unter lautem Beifall des Hanfes mit, daß Lord Kitcheners Kommando als Ober­befehlshaber in Indien, um 2 Jahre verlängert werden würde. Unterstaatssekretär im Kolonialamt, Churchill, erklärt, die Bestimmungen betreffend die Einführung der Selbstverwaltung in der Oranjekolonie würden im Laufe der nächsten Woche erlassen werden,. Er hoffe, daß das Parlament im Herbst in Bloemfontein zusammentreten werde.

London, 15. April. Die Kolonialkonferenz wurde heute Vormittag 11 Uhr eröffnet. Premierminister Sir Henry Campbell-Bannerman, der in der Er­öffnungssitzung den Vorsitz führte, begrüßte die auswärti­

gen Vertreter und gab der .Hoffnung Ausdruck, daß die Be­ratungen zu nützlichen Ergebnissen führen würden. Nach Erwiderung seitens der kolonialen Vertreter beriet die Versammlung die Geschäftsordnung.

Lodz, 15. April. An verschiedenen Stellen der Stadt fanden Ueberfälle auf Arbeiter statt, bei denen zwei schwer, einer tötlich verwundet wurden und ein vierter ge­tötet worden ist. Vormittags wurde ein Händler, als er aus seiner Bude heransging, von 2 ihm auslauernden Personen überfallen und vor den Augen des Volkes ge­tötet. Die Mörder entkamen.

Petersburg, 15. April. DieNowoje Wremja" schreibt: Engli sch e Expeditionen bereisen Sibir i n zum Ankauf von Gold- und Kupfermine n. Große An­käufe sind bereits abgeschlossen worden. Es soll englische Verwaltung eingeführt und Russen sollen nur als Arbei­ter verwendet werden. Die Ankäufe vermittelt ein Mos­kauer 'technisches Kontor. Das Blatt nennt diesen Vor­gang eine Eroberung Sibiriens durch die Engländer.

Petersburg, 14. April. Das Ministerium des In­nern arbeitet eilig ein neues W ah l g esetz p r o j e kt. aus, dem P r o P o r ti on s w ah l en zu Grunde liegen. Der Gehilfe des Ministers des Innern Kroyshano w s- k i leitet diese Vorarbeiten: er ist eifrig nrit dem Studium der einschlägigensLiteratur des Auslands beschäftigt. Gleich­zeitig wird eifrig an einer weitgehenden Reorganisa - tion der Polizei gearbeitet.

Rio de Janeiro, 15. April. Nach einer Kabel­meldung der Fr. Ztg. kündigt Brasilien den Schisfahrts­vertrag mit Frankreich vom 8. Januar 1826.

Mexiko, 16. April. Zwei Ortschaften sind am 14. durch Erdbeben zerstört worden. Soviel bekannt sind 11 Personen tot, 27 verletzt. (Die Seismographen der physikalischen Institute in Potsdam, Göttingen, Jena und Hamburg hatten ein starkes Erdbeben angezeigt. Red.)

Tanger, 15. April. Aus Fez wird gemeldet, daß El Ghazi, Pascha von Tanger, an Stelle Abdelsälams zum Pascha von Marakesch ernannt worden ist. Die Mahalla in Stärke von 400 Mann ist von Fez nach Tanger aufgebrochen, um El Ghazi abzuholcn und nach Marakesch zu geleiten. _

In Heidelberg ertrank der Schiffer Roth von dort beim Kahnfahren. Seine Begleiter, die den Tov Roths durch Schaukeln des Bootes mit verursacht hatten, wurden verhaftet.

DiePfalz. Presse" meldet aus Speyer: Bei einem Spaziergang entwichen 13 Zöglinge der dortigen staatlichen Zwangserziehungsanstalt, ddur 3 sind bisher ergriffen worden.

In Homberg Rhld. erstach der Arbeiter Mel­bers seinen Schwiegersohn. Der Mörder ist verhaftet.

Auf der Straßenbahnstrecke Bochum-Herne wur­den Sonntag Abend die beiden letzten nach Herne fahren­den Straßenbahnwagen von Raufbolden überfallen und mit Ziegelsteinen demoliert. Ein Kontrolleur wurde durch Messerstiche und ein Schaffner durch Steinwürfe schwer verwundet. Die Fahrgäste blieben unverletzt.

Die Genick starre nimmt im Ruhrgebiet einen b e- dr ohlichen Charakter an. In CarnaP mußte die Schließung der Schn len angeordnet werden.

Ein umfangreicher Waldbrand ist in der Nähe von Potsdam ausgebrochen. Durch den Brand soll ein dem Prinzen Friedrich Leopold von Preußen gehöriges Jagd­haus vernichtet worden sein. Die Entstehungsnrsache ist bisher unbekannt.

Die 23jährige Arbeiterin Gertrud Zimmer mann in Berlin versuchte ihren Bräutigam, den Bäcker Hein­rich Böhlow, zu erschießen. Sie brachte ihm im Ge­sicht eine Schutzverletzung bei und richtete dann die Waffe gegen sich selbst, schoß aber daneben. Hierauf trank sie eine Halbe Flasche. Lysol und stürzte sich außerdem noch aus dem Fenster des vierten Stocks hinab. Sie hat dabei das Genick gebrochen und ist bald darauf gestorben. Die Verletzung des Bräutigams dagegen ist ungefährlich.

Bei der St. Paul-Landungsbrücke in Hamburg wurde eine Zollbarkasse von einem anderen Fahrzeug an­gerannt. Die Besatzung drei Mann, ist ertrunken.

In St. Pauli bei Hamburg sind 25 Personen nach Genuß von vergiftetem Ochsenfleisch erkrankt. Unter­suchung ist eingeleitet.

Nach einer Meldung aus' Port Said wütet dort ein Sandsturm. Die Schiffahrt auf dem Snezkanak ist behindert. Ein Dampfer ist gestrandet.

KröciLerScwegANg

Hamburg, 15. April. In einem Brief, den Ge­neraldirektor Ballin im Namen des Hasenbetriebsver­eins an den Reichstagsabgeordneten Dr. Heckscher als Vermittler zwischen beiden Parteien gerichtet hat, erklärt sich der Hasenbetriebsverein zu weiteren Verhandlungen unter der Voraussetzung bereit, daß die gesäurten Hafen­arbeiter nicht nur die Schauerleute von einer Teilnahme von Her diesjährigen Maifeier ab sehen.

Bremen, 15. April. Da der Schmiedestreik bei­gelegt ist, traten heute auf A.-G. Weser sämtliche aus­gesperrten Arbeiter, desgleichen auf allen Werften des Unterwesergebiets wieder an.

Km. WKritESsZZ-

Tienstnachrichten. Befördert: Ten tit. Oberforstrat Haag d:r Fsrsldirrküon zum OLeissrsUat.

Le setzt: Nus dar Kameralauit Enden heim den Kciweralver- walter Schür in Güijltnxrn und aus das Komeratnnu Äalen den ttameealoerwalter Schlienz in Not am See je «ui Ansuchen.

Uetzertragen: Die Stelle euer Buchhalters bei dem Hütten­werk Wasseralfingen dem Finanzvrakäken- Richter daselbst unter Verleihung des Titels FinamsetretSr

E»i lassen: Den Ftnanzkekretä: Schleie! bei dem Sekr tsrtat des Saue tolle,nirns Abteilung für brr,de Stellern, den StcnionsSer- wslter Stz-S in Wcnerstetren je «ui Ansuchen. t

Württemberg und die Schifsahrtsabgab^..,

DerFrankfurter Zeitung" wird aus Stuttgart geschrieben:Die Frage der Schiffahrtsabgaben l ' rd hier viel erörtert. Es ist Unverkennbar, daß sich in oe Auf­fassung der Industriellen und Kommerziellen ein Um- schwun g vorbereitet. Tie Schaffung einer schiffbaren Neckarstrecke bis in das Innere des Landes ist ein Lebens­

interesse der württ. Industrie. Aber bis vor kurzem sah es um die Verwirklichung dieses Anliegens nicht sehr glän­zend aus. Baden will zwar die Ausführung der Schiff­fahrtsstraße auf seinem Gebiet nicht hindern, verlangt aber, daß Württemberg die Kosten der Verbesserung des Neckarlaufes, der ja, soweit die Strecke Mannheim-Heil-- bronn in Betracht kommt, zu etwa 9 Zehnteln auf badischem Gebiet liegt, ganz allein trägt. Außerdem beansprucht es aber die hierbei gewonnenen Wasserkräfte für sich. En­ter diesen Umständen wollte das Projekt nicht recht vor­wärts rücken, und bei der Zusammensetzung des Land­tags waren die Aussichten, den erforderlichen Kredit be­willigt zu erhalten, keine besonders günstigen. In den Krei­sen der Schiffahrtsfreunde glaubt man nun mit der Re­gierung, daß beim Zustandekommen der von Preußen vor­geschlagenen Schiffahrtsgemeinschaft das Ziel in greifbare Nähe gerückt ist. Es soll hier im wesentlichen nur der Ge­dankengang wiedergegeben werden, der hierbei maßgebend ist. Ohne Schiffahrtsabgaben wäre der Ban des Kanals für Württemberg überhaupt unmöglich. Würde etwa der kanalisierte Neckar alsnatürliche Wasserstraße" angese­hen werden, und demnach abgabenfrei bleiben müssen, so wäre der Plan völlig aussichtslos. Wie verlautet, hat Preußen vorgeschlagen, die Verzinsung und Tilgring der Hälfte der Baukosten auf die Gemeinschaft zu übernehmen. Die Kosten sind für einen Schiffahrtsweg mit 2 Meter Fahrtiefe ans 25 Mill., bei einer Vertiefung um 20 Zenti­meter, so daß er auch für 1000- bis 1200-Tonncnschiffe fahrbar würde, auf 28 Mill. berechnet. Davon würden also nur noch 14 Millionen von Württemberg zu ver­zinsen und tilgen sein. Für diese Summe wird die Zu­stimmung des Landtags, so nimmt man Un, dh-ne Schwierig­keit zu erlangen sein. Hinznkommt, daß Preußen daraus verzichtet, seine bisher gemachten Aufwendungen, die für den Rhein bisher etwa 53 Mill. betragen, in die Gemein­schaft hineinzurechnen, so daß tatsächlich nur die neuer­wachsenden Ausgabenher Gemeinschaft zur Last fallen. Die Tarifsätze sollen so niedrig sein, daß die württ. Industrie trotz der größeren Entfernung noch immer wesentlich billi­ger wegkäme, als wenn sie die hoher: Gebühren ans der kurzen Neckarstreckc zahlen müßte. Sämtliche Tarife sol­len vertragsmäßig gebunden und nur mit Zustimmung aller Glieder der Gemeinschaft abgcändert werden können. Dadurch, daß sämtliche Einnahmen der Gemeinschaft, die sich durch Steigerung des Verkehrs auf der verbesserten Rheinstraße sehr günstig stellen werden, lediglich für Ver­besserung der Schiffahrtswege verwendet Werder: dürfen, werde diesen Gebühren der fiskalische und prohibitive Cha­rakter genommen,' während andererseits die Verbesserung der Rheinstraße, zu der sich Preußen verpflichtet, und auf die sonst wohl noch lange gewartet werden müßte, dem bisher so stiefmütterlich bedachten südwestdeutschen Verkehr einen lebhaften Aufschwung geben würde. Es sei als» nicht etwa bloß partiknlaristischer Eigennutz Württembergs, wenn es sich der Gemeinschaft anschließen würde, son­dern der ganze Süden habe davon Vorteil. Namentlich habe auch Baden keinen Grund, mit dieser Entwicklung, die auch dem Oberrhein erhebliche Vorteile bieten werde, unzufrieden zu sein. Da Preußen auf dem Standpunkt, daß eins Anhörung der Reichsverfassurig gar nicht nötig sei, nicht mehr beharre und auch sonst weit entgegengekommen sei, bestehe kein Grund mehr, auf der früheren unbedingt ablehnenden Haltung zu bestehen. Vorläufig hat sich, noch keine Körperschaft öffentlich zu der Angelegenheit ausge­sprochen. Am wichtigsten wird es ja sein, wie sich auf Grund der neuen Situation der Landtag stellen wird. Man wird darüber wohl schon in einigen Wochen Näheres hören, wenn nicht schon vorher im Reichstag eine Klärung der Sache eintritt."

Das WirtschaftskSNzessiorrsweserr. Das Mini­sterium des JUrrern veröffentlicht einen Erlaß an die Kreisregierungen und die königlichen Oberämter, betref­fend die Wirtschaften. Hiernach sollen im nichtamtlichen Teil des Ministerialamtsblatts demnächst die Ergebnisse zur Veröffentlichung kommen, über die angestellten Er­hebungen über den derzeitigen Stand des Wirtschaftswesens. Irr den letzten 20 Jahren seien nennenswerte Erfolge hinsichtlich der Ein­schränkung der Wirtschaften auf das Maß des Bedürf­nisses, nicht erzielt worden. Die Unerhebliche Abnahme der Wirtschaften irn Verhältnis zur Bevölkerungszahl fällt im wesentlichen in das Gebiet der großen Städte, wäh­rend namentlich die Bezirke und Gemeinden mit mehr! ländlichen Verhältnissen dieselbe 'ungünstige Zahl von Wirtschaften anfweisen, wie im Jahre 1885. Es wurde denn auch seitens der Oberämter in ihrer überwiegenden Mehrzahl festgestellt, daß in ihren Bezirken und in einem großen Teil ihrer Gemeinden die Zahl der Wirtschaften das Bedürfnis übersteige. Das Ministerium erläßt nun­mehr eine ins einzelne gehende Verfügung über die Be­handlung von Gesuchen zur Uebernahme oder Eröffnung von Wirtschaften. Es wird hiebei besonders darauf hin­gewiesen, daß bei der Prüfung der Bedürfnisfrage Unter dem Bedürfnis nicht das Bedürfnis des Konzessionsbewe»- bers oder anderer an der Erteilung einer Konzession per­sönlich beteiligter Personen, sondern das öffentliche Be­dürfnis des Publikums nach dem zu genehmigenden Wirt­schaftsbetrieb zu verstehen ist. In der Genehmigung von Wirtschaften in der Nähe von Bahnhöfen und Eisenbahn­haltestellen sind dieGenehmigungsbehörden nach dem minist. Erlaß ebenfalls zu weit gegangen, die Bestrebungen auf Er­richtung neuer Wirtschaften mit Rücksicht auf die Arbeiter von in der Nähe gelegener Fabrikanwesen seien vom ge­werbepolizeilichen Standpunkt aus, ebenfalls nicht zu un­terstützen. Vielmehr liege hier die Errichtung von Aa- brikkantinerr, die vorn Arbeitgeber und im besonderen ge- sozialen Interesse der Arbeiter und im besonderen ge­werbepolizeilichen Interesse. Im allgemeinen habe das Ministerium die Wahrnehmung gemacht, daß die Geneh-

mgsbehörden ab und zu sich von der bloßen häufigen Wiederholung eines Gesuchs um Konzessionierung beein­flussen ließen und ohne ersichtlichen Grund von eignen frü­heren auf zutreffende Erwägungsgründe gestützte Entscheid­ungen bei vollständiger Gleichheit der maßgebenden tatsäch­lichen Verhältnisse abgewichen sind. Schließlich werden die Genehmignngsbehörden hinsichtlich der Behandlung ding­licher Wirtschaftsrechte angewiesen, die Ausübung derscl-