zu. verfassen. Im Herbst werden wir das Vereinsrecht zn erörtern haben. Dann werden die schönen liberalen Phrasen des Reichskanzlers ihre Feuerprobe bestehen müssen. Und wenn der nationale Block dabei in die Brüche gehr, sei's drum! Die Koalitionsfrage ist der Kern der sozialpolitischen Sorgen der Angestellten. Wir wollen ein gutes Koalitionsrecht für die Beamten machen, gleichgültig mit welchen Parteien. Für die Gsi ei ch b er e ch ti g U n g de r F rauen müssen wir auch eintreten. Der Redner legte dann dem Delegicrtentag folgende Resolution vor: „Der Delegiertentag ist der lleberzeugnng, daß das Staatsinteresse eine ener g is ch e F ürs o r g e für die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse aller geistigen Arbeiter, d. h. der öffentlichen Beamten und Privatangestellten erfordert. Eine wichtige Aufgabe vor allem des Liberalismus ist es, die Bestrebungen der Beamten und Angestellten ans Hebung ihrer Lage durch Organisation zu unterstützen und ihnen die Koalitionsfreiheit zu sichern. Der Delegiertentag ersucht den Vorstand, Leitsätze für eine liberale Beamten- und Angestelltenpolitik auszuarbeiten und bei der 'nächsten Tagung vorzulegen."
Wegen -ei' neuert Reichssteuern wird setzt der Beruhigungsapparat in Bewegung gesetzt. So liest man in einer offiziösen Verlautbarung,
daß bisher überhaupt noch nicht einmal Erwägungen angcstellt worden sind, ob und in welchem Umfang neue Steuervorlagen nötig erscheinen. Es hat das darin seine Ursache, daß die Vorarbeiten für die Gehaltsaufbesserungen der unteren u. mittleren Reichsbeamten noch nicht abgeschlossen sind. Diese Gehaltsaufbesserungen werden zum Winter durch eine besondere Jahresvorlage dem Reichstage unterbreitet werden; ihre Wirkungen werden aber erst im nächsten Etatsjahr in die Erscheinung treten, da für das laufende Rechnungsjahr Deckungsmittel nicht vorhanden, sind. Selbst, wenn man die Grenze der aufzubessernden Gehaltsklassen über die unteren Stufen hinaus ziemlich eng ziehen würde, muß schon mit einer Mehrbelastung des Reiches wm 25 bis 30 Millionen gerechnet werden, und für diesen Betrag wären naturgemäß neue T eckungsmittel zu schaffen. Ob man dazu auf die. Tabaksteuer zurückgreifen wird, die in dem früher geplanten Umfang einen Ertrag von 28 Millionen bringen sollte, erscheint schon aus dem Grunde zweifelhaft, weil nach der Ablehnung im vorigen Jahre jetzt keine größeren Aussichten für eine Annahme im Reichstage vorhanden sind. ^
Der langen Rede kurzer Sinn ist der: neue Steuern kommen nicht; aber sic sind unvermeidlich. Der Tabak wird nicht höher besteuert; aber es ist mögli ch, daß er höher besteuert wird. Das ist echt offiziöser Echter- nacher Springprozessionsstil! Jedenfalls tut der deutsche Steuerzahler gut, zu singen: Nur nit brumma! 's wird schon kümma!
* * *
Die neue Kultur. Kirche — Wissenschaft - Kultur ist ein Thema, das in den letzten Jahren mit besonderem Eifer besprochen wurde und das unter anderem auch auf katholischer Seite zur Herausgabe einer eigenen Sammlung von Schriften unter dem Titel „Kultur und Katholizismus" geführt hat. Da ist es von Interesse zu hören, wie ein moderner katholischer Schriftsteller reformkatholischer Richtung, Dr. Prevot, in einem Aufsatz: „Volksbildung und Kulturfortschritt" im „ Zwanzigsten Jahrhundert", München 1907, Nr. 12 über diese Frage urteilt. Er konstatiert, daß die Kirche nach der Christianisierung Europas „Jahrhunderte hindurch die Hochburg von Kunst und Wissenschaft geblieben ist."
„Einer Wissenschaft freilich, die auf kirchliche Kreise beschränkt, kirchlichen Interessen dienstbar ist und mit dem Ueberhandnehmen des Verweltlichungsgedankens abseits gerät vom Wege des gei- stigen und sittlichen Fortschrittes. Wer da nicht Unter das Joch einer r rsch a f t den Nacken beugt, die nicht von dieser Welt sein sollte und leider mehr und mehr von dieser Welt wird, den verzehren die Flammen des Scheiterhaufens, und die unselige Entwickelung schreitet immer weiter auf dieser falschen Bahn, die die jesuitisch geleitete Kirche und die menschliche Kultur gls unversöhnliche Gegensätze durch einen Abgrund getrennt, einander gegenüberstehen."
Heber den heutigen Gegensatz von Kirche und Kultirr urteilt Provot:
„Heute darf die Menschheit auf eine Kultur pochen, die sie. sich unabhängig von der Kirche geschaffen hat und schaffen mußte, weil die von starrem Formet geiste mehr und mehr beherrschte offizielle Kirche die Konsequenzen des geistigen Fortschrittes nicht rechtzeitig zog. Und für heute jedenfalls ist es auf breiter Basis wahr: die von der offiziellen Kirche sanktionierte und zugelassene Kultur, von den höchsten Stufen der Wissenschaft bis herunter zur breiten Volksbildungsarbeit, ist keine Kultur um der Menschheit, auch keine um der Religion, sondern nur zu. oft eine S ch eink ul tur um der kir ch - liehen Machtstellung willen. Wahrhaftig, die meisten Anhänger scheint im offiziellen kirchlichere Lager der Grundsatz zu vereinen: zu wahrhaft blindem Gehorsam eignen sich am besten wirklich Blinde! Die gebildeten Katholiken freilich leiden unter der U n- würdigkeit eines solchen Axioms, ihnen gilt Religiosität als Ausfluß sittlich gereifter Persönlichkeit, und laut fordern sie den Anschluß an das zu Unrecht verschrieene menschliche Geistesleben; ja, selbst die Massen sind hier und dort -im Begriff, der geistigen Knebelung sich zu entwinden. Zu dieser von vereinzelten Kulturpionieren von jeher angebahnten Entwickelung ward an dem Tage die Weiche gestellt, da die weltliche Macht, der seine Ziele sich endlich bewußt gewordene Staat, das von der Kirche vernachlässigte kulturelle Erbe an trat."
Ein staatsgsfährlicher Kindergarten. In
Charlottenburg ist der „Freie Kindergarten" und der an ihn angeschlossene „K i nderhort" dnrch Ver- '
fügung der Regierung zu Potsdam verboten und der Leiterin, Frau Toni S u ß m a u n, die K onzession ent zogen worden, weil die Einrichtung „sozialdemokratischen Bestrebungen" diente. Tie städtische Schuldcputa- tion hatte den „Freien Kindergarten" genehmigt, das Regiment Studt aber hat mit scharfem Blick seine Staatsge- sährlichkeit erkannt und ihn verboten. Die Begründer des Kindergartens, die übrigens verschiedenen politischen Richtungen angehörten, veranstalteten auch Elternabende mit so „landesverräterischen" Thematen wie diesen: „Schlagt eure Kinder nicht!", „Ansteckende Kinderkrankheiten", sie gaben Merkblätter heraus mit den „staatszerrüttenden" lleberschriften „Gebt euren Kindern keinen Alkohol!", „Warum lügt dein Kind?" Die Leute glaubten den ärmeren Eltern Charlottenburgs etwas Gutes zu erweisen, ihre Gedanken waren - - wenigstens bei dieser Gründung — frei von Mord, Marxismus und Revolution. Die weisen Herren, die das schildbürgerliche Verbot des „Freien Kindergartens" angcstiftet haben, können sich als Staatsretter patentieren lassen. Die „Berliner Morgenpost" aber schreibt der Aera Studt ins Stammbuch: „Diese Bevormundungspolitik, dieses Eingreifen det Behörden in alle und jede Arbeit anderer erzeugt jene erbitterte Stimmung weiter Bolkskreise gegen unser Regiment und jene Abneigung des Auslandes gegen Preußen, von dem Kaufleute, Industrielle und Reisende ein Lied zu singen wissen. Diese preußische Reglementierungssucht und Umsturzwitterei hat aber das Gute, daß sie sich, wie im Charlottenburger Kindergartensall, schließlich selbst überschlägt und zur Lächerlichkeit ausartet. Und da gilt dann das alte j Wort: Die Lächerlichkeit tötet!" ß
* * * ^
L
Die Fürstentvanderung beginnt. Ter König - von Italien machte den Anfang, er ist gestern zu ei- ^ nem Besuch des Königs von Griechenland in s
Athen eingetrofsen, wo ihm nach Zeitungsdepeschen die Menge einen enthusiastischen Empfang bereitete. Gleichzeitig ist der König von England mit dem jungen Spanierkönig Alfons, der jüngst halbtot gesagt wurde, in Cartagena zusammengetroffen. So wäre die „Saison" glücklich eröffnet.
4: * H
Eine Kundgebung -es Sultans von Marokko.
In der Hauptmoschee zu Fez hat der Sultan folgende Kundgebung verlesen lassen: „Ihr habt Kenntnis erhalten von der Ermordung eines französischen Arztes durch den Pöbel von Marakesch, sowie auch von der Ermordung von Franzosen in Tekna und Tanger. Ihr wißt auch, das; ein Franzose in Fez verwundet wurde. Wir teilen Euch mit, daß die französische Regierung sehr aufgebracht ist und daß ihre Erregung ihren Höhepunkt erreicht hat. Daher hat sie auch einen Teil ihrer Truppen zusammengezogen und hat die Stadt Udschda besetzen lassen. Die französische Regierung ist hierbei in ihrem Rechte. Wir hatten Euch zu wiederholten Malen nachdrücklichst auf die Folgen aufmerksam gemacht, die das Verhalten der Bevölkerung haben könnte, und Ihr habt unseren Ermahnungen nicht Rechnung getragen. Die gegenwärtigen Ereignisse sind durch Eure Schuld entstanden. Jetzt wollen wir uns bemühen, diese Angelegenheit zu regeln und dafür, wenn es nötig ist, Gut und Blut opfern, um zwischen der französischen Regierung und uns gute Beziehungen wiederherzustellen und der Besetzung Üdschdas ein Ende zu machen. Wir teilen Euch dieses mit, damit Ihr Euch von allen Unruhen fernhaltet."
Hagss-ZHroM
Berlin, 8. April. Der Ausschuß des Deutschen Handelstags trat heute zu Beratungen über mehrere wichtige Fragen, wie Börsengesetz, Fleischteuerung usw. zusammen. Morgen und übermorgen wird sich die Plenarversammlung des Handelstags mit den gleichen Beratungsgegenständen befassen.
Karlsruhe, 8. April. Bis jetzt sind von den Resultaten der 28 Wahlen zur Landwirtschaftskammer 23 bekannt. Es wurden dabei gewählt 16 Vertreter des Bauernvereins und 7 Vertreter des Landwirtschaftlichen Vereins. Der Apparat des Zentrums, das bekanntlich in der Kammer die Landwirtschaftskammer ablehnte, hat auch bei diesen Wahlen seine Schuldigkeit getan.
Pforzheim, 6. April. Großmutter, Mutter und Tochter feierten hier gemeinsam Hochzeit. Der 78jährige Privatmann Gottlieb Pfromm er erneuerte mit seiner Frau Charlotte, geb. Spengler, einer 74jährigen, das Ehebündnis, das sie vor 50 Jahren geschlossen, deren Tochter Charlotte, geb. Pfrommer, mit ihrem Gatten, Email- leur Heinrich Dieterle, feierte zugleich ihre silberne Hochzeit, und die Tochter der silbernen Jubilare ging mit dem Kaufmann Eugen Schöpf gleichzeitig die Ehe ein.
Konstanz, 8. April. Die ausübenden Aerzte des Seekreises haben eine Erhöhung der Taxen für ärztliche Bemühungen beschlossen und dies mit der Steigerung der Lebensbedürfnisse und dem größeren Aufwand an Mühe und Arbeit bei einzelnen Verrichtungen begründet.
München, 8. April. Der katholische Pfarrer GraN- dinger in Nordhalm hat sich nach dem klerikalen „Bamberger Volksblatt" als Kandidat der Liberalen im Wahlkreis Naila aufstellen lassen.
Paris, 8. April. Der Voff. Ztg. wird gemeldet: Nach der Angabe nationalistischer Blätter beabsichtigt die Regierung, eine Anzahl durch die Montagnini- Papiere bloßgestellter Politiker im Parlament und in der Presse wegen Verschwörung und Anschlag gegen die Sicherheit des Staates vor den Staatsgerichtshof zu stellen.
Lorr-on, 8. April. Ans Devonport wird gemeldet, daß das englische Schlachtschiff „Trafalgar" bei Devilspoint Stonehouse auf einen Felsen rannte. Schleppdampfer sind zur Hilfeleistung abgegangen und haben das Schiff losgebracht. Dieses wird im Dock ausgebessert.
Kopenhagen, 8. April. Ein deutscher Luftballon landete Sonntag Morgen 8 Uhr in der Nähe von Odense. Die Insassen des Ballons, der Samstag Nacht um 1 Uhr in Berlin aufgestiegen war, ein Offizier und zwei Zivilpersonen, sind wohlbehalten. Der
Ballon wurde bereits gestern Nachmittag mit der Bahn nach Berlin zurückgesandt.
Petersburg, 8. April. Wie die „Nowoje Wremja" meldet, befindet sich die Universität Kiew völlig m der Gewalt der Revolutionäre. Die Universität ist, so schreibt das Blatt, in einen von der Regierung unterhaltenen politischen Klub verwandelt worden. — Die Studenten der Moskauer Universität bestehen auf ihrem Ultimatum, das weiteres Recht auf politische Versammlungen fordert. Diese Universität wird voraussichtlich vor Mai nicht wieder eröffnet werden.
Lodz, 9. April. Gestern Nachmittag wurden 2 Arbeiter der Fabbrik Posnansky in der Fabrik durch Revolverschüsse schwer verwundet. Die Täter entkamen. — In der Mizkewitsch-Straße kam es am Nachmittag wieder zu einem Zusammenstoß zwischen Nationalisten und Angehörigen der extremen Parteien. 1 Person wurde getötet und 2 wurden verwundet.
Ncwyork, 8. April. Der Fr. Zt. wird gekabelt: Das neue deutsch-amerikanische Ha nde'ls Provisorium ist abgeschlossen.
In Kass el haben sich wieder einige weitere Erkrankungen an Genickstarre ereignet.
Am Samstag Abend ist in Hirsch b erg i- Schlesien min auch die Schwiegertochter des ermordeten Gutsbesitzers Klein in Schmiedeberg, Frau Gutsbesitzer Klein Unter dem Verdacht der Mittäterschaft an dem Morde verhaftet worden. Ihr Bruder, der 20jährige Landwirt Fritz Bergmann, der sich gleichfalls in Untersuchungshaft befindet, soll den Mord verübt haben. Er behauptet zwar, in der Mordnacht, der Nacht zum Gründonnerstag, in Breslau gewesen zu sein; doch ist es ihm bisher nicht gelungen, einen Alibibeweis für diese Nacht zu erbringen. In der Mordnacht befand sich außer dem Ermordeten nur noch dessen Schwiegertochter in seinem .Hause. Diese hat sich von vornherein dadurch verdächtig gemacht, daß sie erklärte, in der Mordnacht nichts gehört zu haben. Dabei war der Mord aus der Treppe geschehen, eine Lampe und eine Fensterscheibe war zerschlagen worden, ein Hund befand sich bei dem Ermordeten, kurzum, es muß ein großes Geräusch gewesen sein.
In Bürgstaaken (Lübeck) fiel der Knabe des Schiffers Luethje in einen Teich. Die Mutter sprang nach, Um das Kind zu retten. Beide ertrtranken.
IN Warschau saßen im Kaffeehause auf der Mv- stowa-Straße unter anderen Gästen einige in Zivil gekleidete Geheimpolizisten. Plötzlich drangen ins Lokal zwei junge Leute mit dem Ruf „dieHände ho ch" ein. Die Geheimagenten griffen zn ihren Revolvern und traktierten die Eindringlichen mit einem Kugelregen, von welchem der eine, wie ein Sieb durchschossen, der andere bewußtlos schwer verwundet hinfiel. Die herbeigerufene Rettungsgesellschast fand außer den Schwerverwundeteu eine vierzigjährige F r a u, die mit ihrem Kinde ins Kaffeehaus als Gast gerade hineinkam, t o t auf dem Boden, während die herbeigerufene Polizei konstatierte, daß die vermeintlichen Banditen auch geheime Polizei- agenten, Johann Sarap, 18 Jahre und Wladimir Gri- gorjew, 21 Jahre alt, waren, die aus Mutwillen sich einen Spaß machen wollten, der für die so schlimme Folgen gehabt hat.
Aus Charbin wird gemeldet: Während eines heftigen Unwetters, das in der vergangenen Nacht herrschte, brach zum drittenmal in dieser Woche in der ch in es isch en Vorstadt Fudigtan Feuer aus, das den gesamten Geschüftsteil in einer Ausdehnung von zwei Quadratkilometern zerstö rte. Tausende von chinesischen Familien sind obdachlos .
Krvi-LtMj>WeMng
Stuttgart, 8. April. M alerstreik. Bon den Arbeitgebern im hiesigen Malergewerbe haben einzelne den streikenden Gehilfen gegenüber Zugeständnisse gemacht, sodaß in verschiedenen Betrieben die Arbeit Wieoer ausgenommen wurde.
Stuttgart, 9. April. Der Maler aus stand dauert fort. 400 Ausständige sind abgereist und auswärts in Arbeit getreten. Im Ausstünd befinden sich noch 230 Gehilfen. Ein Teil der Meister hat die Forderungen der Gehilfen bewilligt. — Die bangewerklicheu Hilfsarbeiter sind in eine Lohnbewegung eingetreten.
M.-Gladbach, 8. April. Die Arbeitgebber des Maurer- und Zimmererverbandes kündigten sämtlichen organisierten Arbeitern, weil diese dem neuen Lohntaris nicht Austimmten.
Magdeburg, 8. April, Ter Arbeitgeberverband der Magdeburger Holzbearbeitungsbranche beschloß, jeden Arbeiter, der am 1. Mai feiert, bis zum Schluß der Woche auszu sperren.
Berlin, 8. April. Dje Dachdeckermeisterhatten den streikenden Gehilfen dasUltimat u m gestellt, am Dienstag die Arbeit unter den alten Bedingungen wieder aufzunehmen, andernfalls sie am Donnerstag ausgesperrt würden. Die organisierten Gehilfen haben nun heute beschlossen, am Dienstag die Arbeit nicht wieder aufzunehmen, sondern den Streik sortzu setzen, sodaß also am Donnerstag die allgemeine Aussperrung erfolgen 'wird. Davon werden ungefähr 909 Gehilfen betroffen.
Reichenberg, 8. April. Die Tuchindustriel- len Nordböhmens, welche kürzlich sämtliche Weber aussperrten, haben heute auch die Anssperrung aller übrigen Arbeiterkategorien durchgeführt. Die Zahl der Ausgesperrten erhöht sich dadurch um 5090.
Paris, 8. April. Der Ausschuß des Arbeiter-Verbandes der Nahrungsmittelbranche hat aus Besorgnis, daß die Telephonverwaltung bei Zustellung des Streikbesehls Schwierigkeiten machen könnte, den Beschluß gefaßt, unverzüglich sämtlichen Verbandsgrnppen die Weisung zugehen zu lassen, daß sie Donnerstag den 11 Aprildie Arbeit einzustellen haben. An diesem Tage werden überall Meetings abgehalten werden, um über das Verhalten schlüssig zu werden. An dem Ge- samtausstand werden sich die Bäcker, Fleischer, Müller, Kellner, Köche usw. beteiligen. Die Arbeitgeber verhalten