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mit Erzähler vom Schwarzwald.

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Amtsblatt für die Stadt Mildbad.

verkündizungsblatt

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W. 83

Mittwoch, den Ist. April

1907.

Sie Mrger AriLLensßsnferer-z rmd die Aörästvvg.

Airs der russischen Veröffentlichung weiß man jetzt, wer den russischen Vorschlag, die Abrüstungsfrage aus die Tagesordnung der bevorstehenden Haager Friedenskon­ferenz Zu setzen, unterstützt: Spanien, das eine rein eng- liche Politik macht, und Amerika, dessen Regierung der herrschenden Bolksstimmung nachgegeben hat. Italien be­findet sich nicht unter den Unterzeichnern des Vorschlags. Vielleicht war Italien ursprünglich geneigt und wohl auch gewillt, sich anzuschließen. Wer es abgehalten hat, darüber kann wohl kein Zweifel bestehen.

Aus den reichhaltigen Erörterungen, die in der letzten Zeit in der Presse gepflogen worden sind, kann man den Gesamteindruck gewinnen, daß die Welt, mit geringen Aus- Mhmen erleichtert aufatmen würde, wenn es gelänge, den Richtungen oder wenigstens ihrer ständigen Vermehrung Einhalt zu tun. Nach einer Berechnung des französischen Deputierten Oberst Messimy, des Berichterstatters des Kriegsbudgets, sind in den ersten sechs Jahren des laufen­den Jahrhunderts die Militärausgabcn der europäischen .Kontinentalstaaten allein um 1250 Millionen gestiegen. Wenn das so sortgehen sollte, meint er in derRevue bleue", dann wird Europa, das gegenwärtig für die Vorbereit­ung des Kriegs jährlich rund sieben Milliarden ausgibt, vor dem Jahre 1920 zehn und im Jahr 1940 gar zwan­zig Milliarden ausgeben müssen.Es gibt", fügt er bei, kein Land in der Welt, in dem esnich tan Mit­teln für die dringendsten produktiven und fruchtbaren Aufgaben mangelt: hier für die Al­tersversorgung der armen arbeitenden Bevölkerung, dort für die Fruchtbarmachung des Bodens, für den Unterricht, die Industrie, den Verkehr; es gibt kein Volk, das nicht aus wohlstandfördernd« Arbeiten und auf Ausgaben zur Erleichterung des menschlichen Elends verzichten muß, und fast kein Volk, das sich nicht gezwungen glaubt, immer neue Millionen in den Schlund der Militärausgaben zu wer­fen!" Eine ähnliche Sprache führt der Abgeordnete und frühere Minister Dubief imSiecle". Er seufzt:Möch­ten doch die übermäßigen Kriegsausgaben endlich einmal heruntergesetzt werden!"

In Bezug auf die Erfüllung dieses Wunsches sind die beiden französischen Abgeordneten freilich skep­tisch. Die Abrüstung stand bekanntlich schon auf dem von Rußland für die erste Konferenz vorgeschlagenen Programm; indessen änderte Rußland dann seinen Vor­

schlag dahin ab, bloß eine Beschränkung, einen E i ri­tz alt im Fortschritt der Rüstungen und Militärausgaben irr Aussicht zu nehmen. Demgemäß verfaßte Rußland den Entwürf einer Konvention, in der die sechsundzwanzig Konferenzstaaten sich verpflichteten, drei oder fünf Jahre lang die Friedensstärke ihrer Truppen nicht zu vermehren und während derselben Zeit die Ausgaben für Heer und Marine auf der gleichen Höhe zu halten. Aber auch in dieser Beschränkung stieß der Vorschlag auf große Schwie­rigkeiten. Namentlich die deutschen Delegierten wiesen auf die zahlreichen wichtigen Fragen hin, die an den Fricdens- stand sich knüpfen: die Dauer des Militärdienstes, ocr Charakter der Reserven und des Landsturms, der Stand des öffentlichen Unterrichts, der Ausbau des Eisenbahn­netzes, die geographische Lage des Landes und seiner Fest­ungen usw. In allen diesen Dingen herrsche große Ver­schiedenheit unter den einzelnen Mächten. Rußland wollte eine Ausnahme für die Kolonialtruppen machen; diese soll­ten, ohne Rücksicht auf das Abkommen, vermehrt werden dürfen. Hier bilden sie einen Teil des ständigen Heeres, dort sind ein Heer für sich oder eine Mischung aus beiden. Rußland wollte seine Truppen in Zentral- und Ostasien o!:> Kolonialtruppen angesehen wissen, womit die anderen Mächte nicht einverstanden waren. Die Schwie­rigkeiten waren so groß, daß man ans ein Abkommen verzichtete und bloß die platonische Resolution faßte:Die Konferenz ist der Ansicht ,daß die Verminderung der Mi­litärlasten, die so schwer auf die Welt drücken, im Interesse des materiellen und moralischen Gedeihens der Mensch­heit höchst wünschenswert ist."

So endete die Abrüstung auf der ersten Konferenz. Für die zweite Konferenz hat Rußland die Abrüstung nicht wieder vorgeschlagen. Dafür ist sie von England ausgenommen worden. Wird sie jetzt ein besseres Schicksal haben, als vor acht Jahren? England hat, !nm mit gutem Beispiel voranzugehen, einige Beschränkungen seiner Wehr­macht vorgenommen, aber allgemein ist man der Meinung, daß diese Beschränkungen .entweder nur scheinbar sind, oder bei weitem nicht genügen; England, bei seiner alles überragenden Seemacht, müßte viel wirksamere Beschränk­ungen vornehmen, wenn die übrigen Völker ernstlich an seine Abrüstungsliebe glauben sollen!

W »Echan.

Der Liberalismus uud die Beamte«. Zn aie-

sem sehr zeitgemäßen The,na hat sich auf dem Delegierte,i.- tag deS Wahlvcreins der Liberalen Reichstagsabgeordne­ter Dr. Potthof-Berlin folgendermaßen geäußert: Wir müssen Leitsätze einer liberalen Beamtenpolitik aufstel« Len, denn auf dem Gebiete der Beamtenpolitik hat d-etz Liberalismus manches versäumt. Bisher waren die poli­tischen Kämpfe nur Interessenkämpfe, und Dr. Barth ist deswegen durchgefallen, weil er eben kein Iuteressen- vertreter war, sondern Politiker. Der Großbetrieb ver­wischt heute immer mehr die Unterschiede zwischen Staats­und Privatbcamten, zwischen diesen zwei Millionen Er­werbstätigen, die Professor Schmoller nicht gerade ganz' richtig denKern des neu sich bildenden Mittelstandes" nannte. Der Liberalismus hat ein besonderes Interesse an dieser Schicht, die eine Bildungsschicht ist. Der Libe­rismus ist aber stets der Vorkliniker der Bildung ge­wesen, daher gehören ihm Lehrer und Beamte an. Bei den letzten Wahlen haben sich die Beamten sehr geregt.. Sie erhoffen viel von dem neuen Reichstag, denn ihre Lage ist wirtschaftlich bedenklich. Die allgemeine glän­zende Konjunktur hat für sie keine Vorteile gehabt. Die Angestellten können sich nicht durch Streiks helfen. Die Verhältnisse der Beamten sind ungünstiger als die m-c qualifizierten Arbeiter, das Ergebnis der Privatbeamten- Enquete, das den Durchschnittsgehalt auf 2100 Mark fest- setzt, ist unrichtig. Die Wünsche der Beamtcngrnppen sind im wesentlichen dieselben. Auch das Aiffangsgehalt muß auskömmlich sein. Hungerlöhne sollte der Staat nicht ge­ben, sonst kann es einmal kommen, daß das Gericht ei­nen Lohnvertrag für ungültig erklärt, weil er unsittlich ist. Der Redner legte dann weitere Beamtenwnnsche auK dauernde Anstellung, auf Unmiderruflichkeit oer Zulagen, auf Besserung der Pensionsverhältnisse vor. Geld ist dazu freilich nötig, und neue Steuerpläne werden kommen. Eine gesunde Steuerpolitik und Wohnungsreform verhindern, daß die Lebenshaltung weiter steigt. Ferner muß die Koalitionsfreiheit gefordert'werden. Es kom­men jetzt noch sonderbare Dinge por. Der Landwirt­schaftsminister hat gegen ein Blatt der Förster einen be­merkenswerten Erlaß gerichtet. Hätte ein Arbeiter solche Worte gebraucht, wie dort, er hätte eine Freiheitsstrafe! bekommen. Und Unser Polizeiminister, der ja einst als? liberal verschrien wurde, verbot den Beamten, Petitionen

Die Versprochene Gans.

Zum Lehrer segt der klaane Franz! En Äruß, unn ich soll sage,

Sie kreechte nächstens ääch eGans!" ÄrZ daht dem sehr behage.

Jedoch die GanS kam als noch net, DeS war dem Lehrer bitter.

Er stellt deshalb den Franz zur Redd, Der segt:Sie frißt ja widder!"

Kl. Pr.

I§NM der Arühking kommt.

»«« Marx «rer« BLKme.

Nachdruck »erdsten.

MM-HiMK).

Er hatte sich, eben nicht aus die Aodenlose Knickrig­keit feiner Schwester gefaßt gemacht. . Ihm lumpige hundert Mark zu verweigern, das sei schon mehr eine Ge­meinheit . . . Ribbeck hörte die Wagen seines jungen Freundes verständnisinnig an. Dann schlug er ihm herzhaft auf di« Schulter.Na, Meng er! Kind Gottes! Pur keine Grillen fangen! Wozu hat man denn seine Freunde? Warum sagen Sie mir nicht gleich, daß Sie m Verlegenheit sind? Hundert Meter sind doch nicht alle Welt. Ich bin augenblicklich zwar selbst stark engagiert, ober soviel habe ich doch noch über für einen guten Freund. Vierzehn Tage vier Wochen na, Sie werden ja wissen, wenn Sie wieder blechen können." Viktor war sehr gerührt von der Großherzigkeit seines Freundes; er akzeptierte Unkend. In vierzehn Tagen spätestens würde er seine Schuld abtragen können.

Ribbeck war ein tüchtiger Kopf. Cr hatte sein Staats­examen gemacht und immer große Stellungen an kaiser­lichen und Privatwerften sowie an industriellen Etablisse­ments bekleidet. Aber diese Art der Beschäftigung unb das auf ein hohes Fixum beschränkte Gehalt befriedig­ten jund genügten ihm wicht. Er träumte von unbeschränk­te» MögliAkeiten hes Gelderwerbes, es dünkte ihm-

richt und widersinnig, seine Kraft fremden Kapitalisten zw verkaufen, anstatt sie in den Dienst des eigenen In­teresses zu stellen. Er hatte eine neue, eigenartige, ma­schinelle Anlage für Lichtbäder erfunden, die ihm paten­tiert worden war, und von der er große Dinge erhoffte. Ein Geldmann, der das nötige Kapital zur praktischen Verwertung des Patentes hergab, fand sich auch bald; Ribbeck mietete entsprechende Räumlichkeiten im Zentrum des Verkehrs Und begann mit dem Aufbau seiner Anlage. Nun war sie ungefähr fertig und daS geliehene Kapital war verbraucht. Bis das Etablissement eröffnet werden konnte, mußten immerhin noch einige tausend Mark auf- gcwendet werden, Und Ribbecks Kapitalist iveigerte sich, mehr herzugeben. Der Mann berief sich darauf, daß. die vorgestreckte Summe schon die für die Gesamtanlage veran- anschlagte Summe um mehrere tausend Mark überschritten, und obgleich Ribbeck neben seinen vielen anderen mehr oder minder lobenswerten Eigenschaften über ein gerade­zu gottloses Mundwerk verfügte, mit dem er das Blaue vom H-immel schwatzte, gelang es ihm nicht, dem an­scheinend bedenklich gewordenen Geldmenschen eine bessere Ueberzengnng beizubringen.

4tt.cn war guter Rat teuer. Auf eine Annonce in ei­nem vielgelesenen Tageblatt meldeten sich zwar eine Menge Darleiher, aber keiner hatte den Mut, in das noch auf dem Halm stehende und überdies schon stark belastete Un­ternehmen Kapital hineinzustecken. Nur ein obskurer Ge­schäftsmann aus dem Osten verhielt sich nicht ganz ableh­nend. Gegen eine genügende Bürgschaft, zehn Prozent Zinsen und entsprechendes Damno war derselbe geneigt, das Geld zu geben. !

Aufengs hatte Ribbeck es für eine Kleinigkeit gehal­ten, einen Bürgen für die Bagatelle von ein paar tau­send Mark aufzutreiben, aber er sah sich bald in seinen Erwartungen getäuscht. Die Herren seiner Bekanntschaft die genügend Fond besaßen, um als Bürgen in Betracht zu kommen, lehnten das ehrenvolle Ansinnen, mit ihrem Namen.für die Redlichkeit des Herrn Ingenieur Ribbeck einzutreten, mit höflicher Bestimmtheit ab. Die Sache be­gann allmählich schwül zu werden.

Da kam dem ingeniösen Erfinder ein erleuchtender Gedanke. Bikttp Menqer war sein Mann. Der gute j

IUnge würde eine Ehre darin suchen, ihm diese kleine Gefälligkeit zu erweisen. - Zwar machte der Darleiher in der Michaeliskirchstraße ein etwas sauersüßes Gesicht, als er das Alter des in Aussicht genommenen Bürgen und das nähere Drum und Dran erfuhr. Dennoch wies ec den Vorschlag nicht ganz von der Hand.

Innerhalb weniger Stunden war er genau infor-, iert. Mutter des jungen Meuger,- der im November; mündig geworden Inhaberin der PensionBerolina"^ Inventarwert der Pension: zehn- bis zwölftausend Mark; schuldenfrei.

Der brave Geldmann - er führte den unschuldigeil Namen Matthias Schäflein besann sich nicht langc^ Die Auskunft genügte. Schon daß die Mutter Witwe war; mit Frauen wußte er umzuspringen.

Viktor tvar zwar ein wenig erstaunt, als er die ihm zugedachte Ehre erfuhr, hegte aber keinen Augenblick Be­denken, Ribbecks Wunsch zu erfüllen. Durch das Darlehen der hundert Mark hatte Ribbeck ihn übrigens zu tief ver­pflichtet, als daß er überhaupt die Verweigerung einer Gegengefälligkeit in Betracht ziehen mochte.

Noch am selben Tage erhielt Ribbeck von Matthias Schäflein viertausend Mark gegen ein Akzept von viertau­sendachthundert auf drei Monate; Viktor Unterzeichnete als Bürge.

Nachdem der Akt vollzogen war, lud Ribbeck, der be­greiflicherweise in rosiger Laune war, seinen jungen Freund' zu einer Bierreise ein, die gegen zwei Uhr morgens in einem Nachtkafe der Friedrichsstadt endete.

Am Abend desselben Tages empfing Liselotte wiedctz den Besuch ihres Freundes Fendell. Er pflegte meistens abends zu kommen, da sich nach dem Nachtessen am ehe­sten Gelegenheit zu einem ungestörten Plauderstündchen, mit Liselotte bot. Seit seinem letzten Besuch waren ge­rade vierzehn Tage verflossen, und als sie wieder dem knisternden Kaminfeuer gegenübersaßen, kam Fendell ohne welche Einleitung auf den hauptsächlichsten Inhalt jenes letzten Plauderstunde zurück; ob Liselotte ihre Antwort mittlerweile überlegt habe.

G^tschMl, MM. .