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mit Erzähler vom Schwarzwald.

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krlrlon Nr. 4l.

Amtsblatt für die Stadt lvildbad.

verkündigungsblatt

der Ugl. Forstämter wildbad, Meistern, Lnzklöstsrl« rc.

mit

amtlicher Fremdenliste.

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Arforur in Kgyptk»

Nach einer Meldung ans Loudo n macht in seinem Jahresbericht über die Verwaltung in Egypten Earl os Cromer ausführliche Vorschläge für die Ä bänd e r u u g der Kapitulationen. Er bespricht im einzelnen die gegen sie gerichteten Einwände und gibt einen sorgfältig ausgearbeiteten Entwurf zur Einführung eines ans Eu­ropäern zusammengesetzten gesetzgebenden Rates. Dieser Rat soll mit einer gewissen beschränkten gesetzgeben­den Befugnis bezüglich der Angehörigen der Vertrags- Mächte ausgestattet werden. Die Gesetze, welche die Zu­stimmung der Mehrheit dieses Rates gefunden haben, be­dürfen noch der Bestätigung der egyptischen und der engli­schen Regierung. Gemischte Gerichtshöfe sollen eingesetzt werden, um über die Ausführung dieser Gesetze zu wachen; in gewissen Streitfällen soll an das Haa­ger Schiedsgericht appelliert werden können. Die bisherigen gemischten Gerichte sollen sortbestehen für alle Zeit. Andererseits sollen die Konsulargerichts- höfe ab geschafft werden, sobald der aus Europäern gebildete gesetzgebende Rat eine gesetzliche Einrichtung ge­worden ist. Es sei daher eine der ersten Pflichten der egyptischen Regierung, ein Gesetz vvrzulegen, das verschie­dene von Eromer angeführte Bürgschaften für die Wahrung .der .Stellung der Angehörigen der Vertrags­mächte enthält. Nach dem Vorschläge Cromers soll der Rat aus 36 Mitgliedern bestehen und zwar aus den europäi­schen Beiräten in den Departements für Finanzen, Justiz, Inneres und öffentliche Arbeiten, ferner aus dem einen europäischen .Richter bei dein Eingeborenen-Appellgericht, saus 6 Richtern der gemischten Gerichtshöfe, auf fünf von der egyptischen Regierung zu ernennenden nichtbeamteten Mitgliedern und aus 20 gewählten Mitgliedern. Die letz­teren sollen gewählt werden durch einen Wahlmänn e r- körper, der aus den führenden Mitgliedern der fremden Kolonien besteht, wobei Deutschland, England, Frankreich Griechenland, Italien und Oesterreich-Ungarn je lOO Wahlmänner, die übrigen Nationalitäten je 10 bis 25

haben sollen. In dem Rate selbst aber, pn es Unter den Gewählten oder unter den ernannten Mitgliedern, ten die Engländer gerne diese Vorrechte der anderen

soll keine Nation durch mehr als 4 Angehörige vertreten sein. Cromer sagt zum Schluß, diese Vorschläge würden als Grundlage einer weiteren Erörterung vorgebracht. Ob­wohl die britische Regierung meine, das Regime der Ka­pitulation habe sich überlebt, und seine Abänderung sei höchst wünschenwert, so habe sie sich doch gegenwärtig nicht zur Unterstützung irgend eines besonderes den Mächten zu unterbreitenden Planes engagiert.

Bei der Gelegenheit dieser Mitteilung erinnert die Kl. Pr. daran, daß Egypten zwar nominell noch ein V a- sallenstaat der Türkei ist, daß aber weder diese noch der Statthalter (Kedive), dessen Würde nach dem Rechte der Erstgeburt erblich ist, auf die eigentliche Verwaltung Egyptens einen entscheidenden Einfluß haben, obwohl noch jährlich 750 000 türkische Pfund Tribut von Egypten an die Türkei bezahlt werden und die Münzen den Na­menszug des Sultans tragen. Auch das Recht des Ke­dive, 18 000 Mann Soldaten zu halten und die Offiziere bis zum Oberstenrang selbst zu ernennen, ändert nichts an der Tatsache, daß seit der Okkupation von 1882 die Englände r die eigentlichen Herren Egyptens sind und es für absehbare Zeit auch bleiben werden. Ter Suezkanal ist für England als die kürzeste Verbindung nach Asien zu wichtig, als daß es gutwillig Egypten so bald räumen würde. Als Beweis dafür, wie eifersüchtig England seine Vorherrschaft über Egypten und den Suez­kanal zu wahren bemüht ist, kann der Lärm angeführt werden, den die Engländer anschlugen, als die Türkei strittige Gebietsteile auf der an den Suezkanal grenzen­den Halbinsel Sinai in Besitz zu nehmen suchte. Auch die von Lord Cromer jetzt vorgeschlagenen Reformen haben keinen anderen Zweck als die Vorherrschaft Englands zu stärken.

Die oben erwähnten Kapitulat io neu sind alte Verträge, die von der Türkei schon vor langer Zeit mit den Mächten abgeschlossen wurden und diesen gewisse Ha n d el s v o r r e ch t e .und die Ko nsu l a r g er i ch t s- barkeit für Streitigkeiten ihrer Staatsangehörigen Un­ter sich zugestanden, Die gemeinsamen Gerichts­höfe dagegen bestehen erst seit 30 Jahren. Nun möch-

taa-

ren, oie nicht ihrer Kontrolle unterstehen, beseitigen und dafür die oben näher geschilderten Beiräte entrichten, die keine wirkliche Selbstverwaltung verbürgen, den bis­herigen direkten Einfluß, der anderen Mächte in Egypten aber zu Gunsten Englands ansschalten sollen. Einen Grund für seine Vorschläge kann allerdings Lord Cromer anfüh- rcn, der unter Umständen bestechen könnte. . Als kürzlich drei russische Revolutionäre, unter der Beschuldigung ver­haftet wurden, daß sie ein in einem egyptischen Hafen liegendes russisches Schiff hätten in di'e Luft sprengen; wollen, mußte sie Lord Cromer auf Grund der bestehenden Kapitulationen an Rußland ausliefern, während sie in einem anderen Lande jedenfalls als politische Verbrecher behandelt und .vor her Auslieferung bewahrt geblieben wären. Aber ein solcher Einzelfall' kann die anderen Mächte noch nicht bestimmen, die Vorsicht gegenüber den englischen Vorschlägen außer Acht zu lassen.

Streiflichter über verschied. Staats-Kredite

Bon Zeit zu Zeit ist es ..." -essant, nach dem Baro­meterstand unseres Staats'.!.. zu ßchen, ähnlich wie der Doktor nach dem Pulss- g seines Patienten.

Ein kritisches Auge wird daraus nicht allein das wirtschaftliche Wohlergehen, sondern auch die Wertschätz­ung des internationalen Kapitals erkennen.

Ich wähle zum Vergleich die Staatspapiere von Deutschland, England, Frankreich, Italien, Oesterreich und Rußland nach den offiziellen Kursblättern von London und Berlin unterm D3. März l. I.

Es notierten an diesem Tage:

3<V<, Reichsanleihe sin London- 8Z3z

2'/,°/» enZ. Consals sin London)^/i«

3»/» sranz. Rente (in London) 95

4 o.P iml. Rente (in London 102

4 «ch österr. Rente sin Berlin) 98

4och Russen pon 1880 (in Berlin 75

Daraus geht Hervor:

1. daß Hie 3prozentige französische Rente etwa I 1 Prozent höher steht als unsere 3 prozentige Reichsanleihe:

2. daß selbst die 21/2 prozentigen englischen Cvnsols

Die Nachtigall, sie war entfernt,

Der Frühling lockt sie wieder:

Was neues hat sie nicht gelernt,

Singt alte liebe Lieder. Goethe.

We»s der ArLMrrg kommt.

Noniru von Margarete Böhme.

(Nachdruck »erboten.)

' (Fortsetzung).

Die Herren gründeten der Witwe ihres verstorbenen Kollegen dann eine kleine Damenpension. Durch Zu­weisung von Pensionären, Rat und Beistand unterstützte Mn sie andauernd nach Kräften, aber bei alledem wurde es der kleinen Frau sauer genug, ihre Existenz zu be­haupten. Sie war so unpraktisch und unerfahren und so hilflos allen Anforderungen und Widerwärtigkeiten des täglichen Lebens gegenüber, so wenig gestählt znm harten, austrenzenden Daseinskampf! Mit Ach und Krach brachte skr ihre" Kinder groß.

' ' Als Liselotte anS der Schule kaut, wurde Frau Meu­ter freilich sehr entlastet. Das ungewöhnlich kluge und für ihr Alter merkwürdig verständige Kind hatte von klein an »ine große Anstelligkeit und Geschicklichkeit in häuslichen Beschäftigungen gezeigt und der Mutter schon manche Ar­beit abgenommen. Die kleine Liselotte hatte klare Au­gen, Sie sah die müden Züge der vergötterten Mutter, und wie mühsam die körperlich nicht sehr feste izrau unter dem Druck der Sorge ums tägliche Brot atmete, und die Beobachtung weckte schon früh in ihrem kleinen Köpfchen die Vorstellung, daß alles anders werden müsse, wenn sie erst groß sei. Zn einem Alter, wo andere Kinder noch sorglos und fröhlich von Puppen, Spielzeug und den tau­send Blüten des Lebens Mai träumen, lag Liselotte des NachtS oft stundenlang wach und zerbrach sich den Kopf mit Plänen und Erwägungen, was zu tun sei, um der Mutter ihre Sorgen zu erleichtern und der immerwäh­renden Würgerei zwischen Tür und Angel ein Ende zu machen. Sie fand auch bald einen Ausweg: Das Geschäft Mußte vergrößert werden, um mehr Geld zu verdienen, Hamit Viktor ein Ttndium ermöglicht und ettvns sür die «lten Tage der Mütter erübrigt werden konnte. Das alles Lind schon fest bei ihr, ehe-sie noch die Schicke verließ, und Ne Vorsehung ^arbeitete ihr bei der Ausführung in z Mäne zusehends, in die Hände­

Gerade an Liselottes sechzehnten! Geburtstage traf die Nachricht von dem Ableben des Grafen Schirmeck- Rosenbusch auf Burg Schirmeck ein. Der Testaments­vollstrecker teilte Frau Doktor Menger mit, daß der letzte Wille des Verstorbenen zwar seine Schwester, die verwitwete Frau Regina von Gurbar zur Uuiversalerbin seines Nach­lasses, speziell der Burg Schirmeck, eingesetzt hatte, sie, Frau Hildegard Menger, geborene Gräfin Schirmeck, je­doch das gesetzliche Pflichtteil aus der Masse in bar zu beanspruchen habe.

Dasgesetzliche Pflichtteil" erwies sich zwar als sehr schmal, immerhin gab es Liselotte die Möglichkeit an die Hand, ihre Pläne zu realisieren. Frau Hildegard bil­ligte widerspruchslos alles, was ihre Tochter vorschlug. Liselotte hatte der Mutter nach ihrer Einsegnung lang­sam ünd Unauffällig, und ohne daß, diese groß darum ge­wahr wurde, ein Haushaltuugsgeschäft nach dem anderen entwunden und sich selber aufgebürdet; Frau Doktor Men­ger war eigentlich mehr dem Namen nach die Inhaberin ihrer Pension, die wirkliche Leitung lag schon zu jener Zeit ganz in den Händen des jugendlichen Mädchens.

Mit einem für ihre Jugend-bewundernswerten Mut und ebenso ungewöhnlicher Energie ging .Liselotte dann ans Werk. Zuerst mietete sie eine große Doppelbeletage in der Wilhelmstraße, stattete die einzelnen Zimmer modern aus und taufte das bisher unter der bescheidenen Firma Heim für Damen der gebildeten Stände von Frau Dok­tor Menger" fungierende GeschäftPension Berolina", Inhaberin Hildegard Menger". Alsdann machte sie mit der Umsicht und der Routine eines alten Geschäftsmannes für ihr neues Unternehmen Propaganda. Ein paar tau­fend Mark des Schirmeckschen Erbteils gingen für An­noncen drauf. Ein rundes Jahr wurde in allen bedeuten­den Zeitungen und Rcisebüchern des Zn- und Auslands die mit allem Komfort der Neuzeit ausgestatteteBerolina" den durchreisenden Herrschaften zu längerem oder kürze­ren! Aufenthalt bei zivilen Preisen und aufmerksamer Be­dienung angelegentlichst empfohlen, und da die cinkehren- den Gäste sich wirklich tadellos in der Pension aufgehoben fühlten, waren die Zimmer derLnvlina " durchschnittlich immer besetzt.

Die alten Freunde der Frau Doktor, die, mehr aus Gewohnheit als einer dringenden Notwendigkeit entspre­chend/noch bin und wieder nach dem Rechten sahen, schüt­telten anfangs bedenklich den Kopf und meinten, es sei doch entschieden riskant, das kleine Vermögen in ein sol­ches Unternehmen zu stecken, das zu seines lukrativen Ent-

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faltung entschieden einer männlichen Kraft bedürfe; aber trotz aller Skeptik, mit der man die neu erstandeneBero­lina" betrachtete, war unter den Herren wohl keiner, de» den naiven Unternehmungsgeist der kleinen Liselotte nicht bewunderte und ihr aufrichtig Erfolg wünschte.

Und wirklich und wahrhaftig: die Sache ging. AuH ihren sorgfältig geführten Büchern konnte Liselotte es den ungläubigen Seelen schwarz auf weiß beweisen, daß sie Monat für Monat einen recht erheblichen Ueberschuß er­zielte. L>ie und die Mutter Hütten bequem davon leben können, wenn Viktor nicht so große Anforderungen an die Kasse des kleinen Hausmüttcrchens derBerolina" gestellt hätte.

Viktor hatte bis zu feinem siebenten Jahre die eng­lische Krankheit gehabt und war infolgedessen körperlich und geistig etwas zurückgeblieben. Die Mutter hatte den schwächlichen Knaben, dessen Leben immer am Fädchen hing, maßlos verwöhnt, ihm immer den Willen getan, und so, ohne es zu wollen, sich und Liselotte einen Tyrannen erzogen, der ihnen beiden mit seinen Launen, Ansprüchen und seiner Herrschsucht das Leben weidlich sauer machte. Seit drei Zähren besuchte er die technische Hochschule in Charlottenburg; in pnch zwei Jahren wollte er sein Bau­führerexamen machen.

Frau Hildegard.beteiligte sich gar nicht mehr an dev Führung des Haushaltes. Zu den letzten Zähren wav sie immer leidend. Seitdem Arbeit und Sorgen ihre Ge­danken nicht Mehr ausschließlich beherrschten, gab sie sich schwermütigen Reflexionen und Träumereien hin.

Was ihr während ihrer glücklichen Ehejahre und in den Zähren ,des Daseinskampfes ferngeblieben war, da» stellte sich nun ein: Leidenschaftliches, schmerzhaftes Heim­weh, eine unbezwingbare Sehnsucht, die väterliche Burg wiederz'usehen, die Mülle, an der sich Erinnerungen aus ihrer Kindheit knüpften, wieder aufzusuchen. Das Himm- tertauchen in diese Erinnerungen bereitete ihr eine schmerz­hafte Lust; Längst Vergessenes wurde lebendig, die Ge-- gentvart versank, und über alle Interessen der Gegenwart empor wuchs die Trauer um die verlvrene Heimat ihrer Kindheit. Liselotte gab sich alle erdenkliche Mühe, sie von solchen Gedanken abzubringen. Da Burg Schirmeck für Frau Hildegard Menger doch verschlossen blieb, salz sie auch aus einer sommerlichen Rheinreise für die Mutter kein Heil erblühen. Außerdem hatte sie selber keine Zeit, die Mutter zu begleiten, und Viktor schien ihr zum Be­gleiter de» leidenden Frau nicht geeignet.

(Kortsetz«kg folgt )