Jaure» über das Schiedsgericht. Der Präsident der französischen Republik hat bekanntlich dem Be- »rLbnis der Opfer der Katastrophe in Toulon beigewohnt. Aus diesem Anlaß richtet Jaures in der „Humanste" «n Herrn Fallier es eine bemerkenswerte Ansprache, in der er den Präsidenten zunächst gegen die Kritik einer gewissen Presse verteidigt; dann fährt er fort:
Die wahre Rolle des Präsidenten der Republik besteht nicht darin, zu dem leeren Pompe eines Schauspiels bei
llitragen. Er wird viel besser Frankreich und den Men- sthen dienen, wenn er seine moralische Autorität als erster
republikanischer Würdenträger dazu verwendet, in Europa die Politik des Friedens, des Schiedsgerichts, der vereinbarten Abrüstung zu unterstützen. Die todbringenden Kräfte, die die Nationen gegen die Fremden «ufhäufen, kehren sich manchmal gegen die Bürger selbst. Oder noch besser ausgedrückt: die Katastrophe der „Jena" ist nur das Wahrzeichen des ständigen Attentats des Friedens in Waffen. Dieser verwundet und schwächt unablässig die Völker. Er vernichtet ihren Reichtum und ihre Kraft. Jenes Pulver, das explodiert und diejenigen tötet, die es verteidigen sollte, ist das Bild des ungeheuerlichen Militarismus, der Krankheit, Tod und Ruinen unter den Rationen verbreitet, deren Hort er sein will. Wann werden denn die Nationen sich dieser chronischen Geißel entledigen, die mörderischer ist, als die durch den Zufall herbeigeführten Explosionen? Die Hohlheit und der Blödsinn der meisten Konflikte tritt unaufhörlich zu Tage. Frankreich und Deutschland waren auf dem Punkt sich zu schlagen, um sich einige Brocken des Handels und »er Geschäfte in Marokko streitig zu machen, und als wir erklärten, daß das Interesse Frankreichs nicht darin be- iphe, sich in Marokko der Himmel weiß welche Vorherrschaft zu sichern, als wir nachwiesen, daß Frankreich be- stmders aus der durch ein internationales Einvernehmen und eine internationale Kontrolle gesicherten Ordnung Nutzen ziehen würden, klagte man uns an, die nationalen Interessen zu vernachlässigen und zu verraten. Seit einem Jahre indessen, seitdem in Marokko die Politik des Herrn Delcassö aus dem Wege geräumt wurde, ist die Ziffer des deutschen Handels die gleiche geblieben, während die des französischen merklich gestiegen ist. Und um dieses wohltätige internationale Regime auszuscheiden, wollten „Patrioten" den Krieg entfesseln. Mit etwas gesundem Menschenverstände und Bescheidenheit würden sich alle diese Fragen ohne Gewalttätigkeit lösen lassen, und die schauderhafte Herrschaft des Friedens in Waffen, die weder die Sicherheit des Friedens gibt, noch die wilde Größe des Krieges besitzt, könnte zu Ende gehen. Wenn Herr Fallieres vor den kläglichen Ruinen der „Jena", die durch das Pulver vernichtet worden ist, das eine deutsche oder englische Flotte besiegen sollte, den Entschluß faßt, im Namen Frankreichs alle guten europäischen Willensbezeugungen, die noch etwas tastend auf den Frieden abzielen, zu unterstützen, wird seine Reise nicht unnütz sein. Sonst aber wäre sie nur eine Parade u lu Felix Faure.
H«§es-K-rs«rL
Berlin, 16. März. Zu der Diebstahls-Affäre im Präsidialgebäude des. Deutschen Flottenvereins erfährt die „Freis. Ztg.", daß es sich nicht lediglich um Abschrist- nahme von Briefen handeln soll. Gegen den der Tat dringend verdächtigen Registrator Oskar Janke sei Haftbefehl erlassen, weil er dringend verdächtig sei, sich einen Teil der Briefe im Original mittels Erbrechens eines Behältnisses angeeignet zu haben.
Berlin, 16. März. Der Hilfsverein der deutschen Juden empfing das nachstehende Telegramm: Jelissa- wetgrad, 16. März. Beim Pogrom hier wurde ein Mann getötet. Er hinterläßt eine ganz mittellose Familie von 3 Personen. Die Zahl der Verwundeten beträgt 30. Eine erhebliche Masse Häuser wurde geplündert. In mehr als 300 Läden und Häusern wurden die Fenster eingeschlagen. Durch energisches Eingreifen wurde der Plünderung und dem Blutvergießen Einhalt getan. Jetzt alles ruhig, obgleich Erregung noch droht.
Berlin, 16. März. Wie der Lokal-Anzeiger Mitteilen kann, ist zum deutschen Sachverständigen auf der
Di- Schönheit von Werrrvrorv.
Roman von Bognmil von CzartorSki. 64
„Sagte Fabian Ludwig niemals etwas dergleichen?* *
„Niemals zu mir. Euer Gnaden. Er ermahnte mich nur immer aufs neue zum Gehorsam. Er sah mich sehr ruhig gehen und hätte e» wohl auch sehr ruhig mitangesehen, wenn ich als Dame heimgekehrt und zu Ihnen aus den Edelhof gekommen wäre!* Sie mußte selbst nicht, wie bitter ihre Worte klangen.
Ebrenbreit bemerkte eS wohl. „Ludwig handelte so, weil es sein höchster Wunsch war, Sie glücklich zu sehen, Liska," sagte er. „Seine Liebe ist die echteste, denn sie fordert nichts für sich selbst. Ludwig hat dabei sorgsam sein Auge über Ihnen gehalten, solange er konnte, und war kühn genug, sogar mich zu- rechtzuweisen, als er glaubte, ich sei gesonnen, seiner wilden Drossel ein Leid anzutnn. Und Sie wissen nicht, wie Ihr Freund gelitten hat in den Tagen Jbrer schweren Krankheit. Baron von Ruck kann davon besser erzähle»; denn mich hielt man ja fern. Ich will auch nichts mehr von Fabian Ludwig sagen, obschon ich glaube, Sie haben ihm gegenüber viel gut zu machen."
„Was mich anbetrifft, Liska, ich bin und bleibe von gan- zem Herzen Ihr Freund, dessen inniger Wunsches ist, Sie glücklich zu sehen und zu Ihrem Glücke, so viel in seiner Macht steht, selbst beizutragen! Werde» Sie daran glauben?"
„Ich werde es! Ich danke Ihnen tausendmal für all'Ihre Güte, Herr Graf!" erwiderte die Gärtnerstochter mit einem lieblichen, aber zerstreuten Lächeln, das Ehrenbreit bewies, daß ihre Gedanken sich momentan weniger mit dem Freunde als mit dem Geliebten beschäftigten.
„Ich glaube, hier ist mein Werk getan," sagte er sich und stand auf, um zu gehen. Jetzt gilt es noch einen letzten Sturm am Steinert, und dann hat Ludwig leichtes Spiel. . Leben Sie wohl, Liska!"
Diese Worte brachten das Mädchen erst wieder zum Bewußtsein der Gegenwart, und'.der sprechende Ausdruck von Dankbarkeit und liebevoller Verehrung trat wieder in die dunklen Auge». „Sie sind unbeschreiblich gütig, Herr Graf! Diese Stunde hat mir so viel S> gen gebracht, und ich habe nicht-, gar nichts dafür zu geben!" rief sie beinahe leidenschaftlich.
Er wandte ihr sei» blasses Gesicht noch einmal freundlich zu. „Versuchen Sie, sehr schnell wieder die Schönheit von Rembrvw
Friedenskonferenz im Haag der Oberqnarliermeu ster im Generalstab der Armee, Generalmajor v. Gün- dell, bestimmt worden.
Berlin, 17. März. Tie freisinnige Linke beantragt im Reichstage die Ausdehnung der Reichskranken-, Unfall- ünd Jnvaliditätsgcfetzgebung auf Privatbeamte.
Berlin, 18. März. Der Lokalanzeiger meldet: Durch kaiserlichenErlaß vom 16. März wird der Kriegs- zu stand in Südwestafrika mit dem 31. März aufgehoben.
Speyer, 16. März. Der Kassier M üller von der hiesigen Gewerbebank ist flüchtig gegangen, nachdem er eine halbe Million Mark unterschlagene Gelder verspekuliert hatte. Ein Mitspekulant, ein Frankfurter Bankier, ist ebenfalls flüchtig.
München, 16. März. Die Schwere der Indizien gegen Niederhofer wegen Ermordung der Bertha Franke nimmt M. Nach der Wochenschrift „Kritik" besteht ein dritter Mordverdacht, nämlich an der Bertha Lang in der Krämerstraße.
Petersburg, 17. März. Der Einsturz der Decke im Duma-Saale wird von der Opposition in starkem Maße für ihre Zwecke ausgenutzt. Besonders wird es dem Kaiser verübelt, daß er der Duma anläßlich des Ereignisses, bei dem nur durch einen Zufall größeres Unheil verhütet wurde, kein Zeichen der Teilnahme zugehen ließ. Sogar in die Provinz werden Abordnungen zu agitatorischen Zwecken entsandt. Sie haben offenbar die Aufgabe, der günstigen Aufnahme der Regierungserklärung entgegenzuwirken.
San Salvador, 17. März. Nach hier eingegangenen Meldungen schlug der Kriegsminister von Honduras, General Barahona, nach dreitägigem Kampfe 3000 Revolutionäre, die von General Gutienez, befehligt wurden, bei Maleras. General Gutinez fiel im Kampfe, der sich über eine Front von acht Meilen erstreckte.
In Lengenfeld bei Plauen i. V. siird 12 Wohnhäuser mit Nebengebäuden abgebrannt. 22 Familien find obdachlos.
Der Herbergwirt Körper ich in Trier wurde von Handwerksburschen, denen er Getränke verweigerte, er- sto ch en.
Aus Warnemünde wird gemeldet: Ein Boot mit vier Fischern, ist auf See von einer Windrose erfaßt und zum K ent ern gebracht worden. Alle vier Fischer sind ertrunken.
Von der englischen Nordwestküste werden starke Stürme und Wolkenbrüche gemeldet. Neben großen Verheerungen sind auch Menschenleben zu beklagen. Bei Lizzard ist ein Dampfer mit 400 Personen auf Grunö geraten. Die Passagiere sind außer Gefahr.
Die Gruberrkalast, ophe Kleir-R»sfcSu.
Nach Mitteilung der Direktion der Grube Klein- rosseln ereignete sich das Schlagwetter Unglück, bei dem 68 Bergleute den Tod fanden, Freitag abend zwischen 10 und 11 Uhr. Die verunglückten Bergleute waren bereits um 5 Uhr nachmittags eingefahren. Es ist noch nicht festgestellt worden, ob eine Explosion schlagender Wetter oder eine Kohlenstaubexplosion vorliegt. Am Ausgang des Schachtes merkte man nicht das geringste von dem Vorgang in der Tiefe. Erst als zum ersten Male die Förderschalc mit einer Anzahl Geretteter heraufkam, wurde bekannt, was sich unten ereignet hatte. Im ganzen waren 240—245 Mann eingefahren und zwar im sogennannten „Vuillenia"-Schacht, der 417 Meter tief ist. Sofort eilte der Direktor mit einer Anzahl Beamten herbei und fuhr in den Schacht ein, ebenso eine Anzahl Rettungsmannschaften mit Dräger-Rettungs-Äpparaten. Auf der Sohle des Schachtes fand man zuerst einen W e t- tersteiger besinnungslos vor. W.nige Minuten, nachdem er zu Tage gebracht war, starb er an den Folgen der giftigen Nachschwaden. Die ganze Nacht wurde das Rettungswerk betrieben. Bis Samstag mittag 12 Uhr waren 67 Tote, 12 schwer und 1 leicht Verletzter geborgen. Vermißt wurden um diese Zeit 40 Mann, die zweifellos tot sind und unter dem Geröll begraben liegen. Bon den Schwerverletzten sind im Laufe des Morgens 2 ge-
zu werden, LiSka, und ganz der sorglose, kleine Singvogel früherer Tage. DaS ist das wertvollste Geschenk, daS Sie mir mit auf den Weg gebe» können."
„Auf den Weg, Euer Gnaden? Sie wollen uns verlassen?"
„Ich denke, eS wird sein müssen, liebes Kind. Aber noch nicht
heute und morgen." Er lächelte ihr zu und ging.
* *
„Ich dachte nicht, daß ich eS so gut ertragen würde," sagte sich Franz Josef auf dem Heimwege. Bedeutet die Stille in mir den Anfang eines völligen LoSlösens von allen irdischen Beziehungen, oder den Anfang eines neuen Lebens?
Der Obergärtner hielt nicht so hartnäckig an seinem Lieblingsplane fest, wie Ehrenbreit und Ruck gefürchtet hatten. Vermutlich hatte er alle Chancen erwogen und war zu dem Einsehen gelangt, daß es am geratesten sei, gute Miene zum bösen Spiele zu machen und sich diese gute Miene so glänzend wie nur irgend möglich bezahlen zu lassen. Diesem Kalkül gemäß hörte er denn ohne viel Einwendungen zu machen die Auseinander- setzungen der Herren an und verpflichtete sich danach, seiner Tochter fernerhin hinsichtlich der Gestaltung ihrer Zukunft vollkom- men freie Hand zu lassen. „Schließlich kann ev mir ja auch wirklich gleichgültig sein, was aus Liska wird," sagte er in seiner rohen Manier, die jetzt freier als sonst zum Durchbruch kam, „so lvie sie jetzt aussieht, wäre ja doch kein Glück mehr mit ihrem Gesicht zu machen. Ich könnte sie also von nun an tun lassen, was ihr gefiele, und würde es auch, wenn ich genug Geld erhielte, um fortzugehen und zu leben nach meinem Gefallen. Ich hänge durchaus nicht an Rembrow, und es behagt mir schon lange nicht mehr, meinen Rücken zu beugen, uin jedes Grashalms willen. Wenn ich also ein freier Mann würde . . ."
„Schon gut, Steinert. Wir verstehen uns," sagte der Graf. „Sie sollen frei sein, sotten gehen können, wohin Sie wollen, und leben, wie es Ihnen beliebt. Mir würde es passen, wenn wir unsern Vertrag gleich zu Papier brächten. Kommen Sie in einer halben Stunde zu mir nach Ehrenbreit!"
Der Obergärtner stellte sich pünktlich ein, und als er nach einiger Zeit den Edelhof wieder verließ, so geschah es hocherhobenen Hauptes, mit einer Miene, welche deutlich sagte: „Nun bin ich ein gemachter Mann! Ein freier Mann, der vor keinem Grafen der Welt mehr zu katzebnckeln braucht!" Genauso unternehmend und selbstgefällig schleuderte er durch die Gärten
storbcn, von den übrigen dürfte nur einer mit dem Leben davonkommen. Hilfsmannschaften der preußischen Gruben vermochten niemand mehr zu retten. Unter den Toten befanden sich 2 Steiger. Von den toten Bergleuten war über die Hälfte verheiratet. In Mitleidenschaft gezogen sind vornehmlich die umliegenden lothringischen Bergmannsdörfer, aber auch ans dem benachbarten preußischen Gebiet stammen eine ganze Anzahl der Um- gekommenen.
Der Korrespondent der Fr. Ztg. gibt von der Unglücksstätte folgende Schilderung: Auf der schlammigen 5 Kilometer langen Chaussee, die von Forbach nach Klein- Rosseln führt, strebten am Samstag viele Menschen der Unglücksstätte zu. Auf Krankenwagen wurden leichter Verletzte von barmherzigen Schwestern begleitet, nach Forbach gebracht. Klein- und Groß-Rosseln liegen, von der Rossel getrennt, in einer Talmulde, elfteres hat 5000, letz- terrres 3200 Einwohner, größtenteils Bergleute. Die Explosion ereignete sich im südlichen Emde der Grube aus drei Sohlen in 347, 382 und 418 Meter Tiefe. Die Ursache der Explosion wird vielleicht unaufgeklärt bleiben, da der Mund derer, die Zeuge waren, verstummte. Die Gesamtbelegschaft der de Wendel'schen Gruben zählt zirka 4000 Mann. Schlagwetterexplosionen gehörten hier bi§- her zu den größten Seltenheiten. In den letzten 10 Jahren ereigneten sich nur 2 Explosionen, die 3 Bergleuten das Leben kosteten. Als das Reedener Unglück bekannt wurde konnte man allgemein die Rosselner Bergleute sagen hören, daß eine solche Katastrophe in ihrer Grube gar nicht Vorkommen könnte. Umso größer ist jetzt der Schrecken über das furchtbare Ereignis unter der Belegschaft. Die Explosion muß sehr stark gewesen sein. Die Ausfahrt sämtlicher im südlichen Felde beschäftigten Leute ging, soweit sie nicht verletzt oder tot waren, rasch von statten. Die meisten meldeten sich sofort freiwillig zur Rückfahrt, um die verunglückten Kameraden zu bergen. Auch von anderen Schichten eilten dazu Bergleute herbei. Obersteiger Vollmer fuhr als Erster mit ein und leitete die Rettungsarbeiten. Eine halbe Stunde später fuhren auch de« Direktor Simon und die Ingenieure und sonstige Beamte ein. Bei guter LuWihrung waren die Nachschwaden bald beseitigt, und weil keine weiteren Explosionen nachfolgten, konnte auch die Bergung rasch von statten gehen. Bis 7 Uhr früh waren schon 50 Tote und 12 schwer Verletzte geborgen, um 12 Uhr mittags weitere 17 Tote. Die Mehrzahl der Leichen ist bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Nur wenige lassen erkennen, daß sie an Nachschwaden erstickt sind. Vermißt werden noch 6 Mann, die als verloren gelten. Zu ihrer Bergung fuhren mittags Rettungsmannschaften mit Sauerstoffaparaten ausgerüstet, ein. Die Unglücksstrecke ist an verschiedenen Stellen zusammengebrochen. Nachmittags 3 Uhr wnrden die Kadaver der getöteten Pferde heraufbefAdert. Das Grubenterrain ist von einem Kordon Gendarmen streng abgcsperrt.
Der Kaiser und die Kaiserin haben an den Statthalter von Elsaß-Lothringen aus Anlaß des Grubenunglücks depeschiert und diesen zur Berichterstattung aufgefordert. Bischof Benzler sandte ebenfalls eine Beileidsdepesche und 1000 Mark.
Di« Katastrophe in Luiseulal.
ZV dem Uiiglück im 'Mathilde n i chacht des königlichen Steinkohlenbergwerks in Luisenthal wird noch gemeldet: Am Unglücksmorgen war die Förderschale schon zweimal glücklich in den 300 Meter tiefen Schacht gefahren. Erst zum dritten Mal riß das Drahtseil. Von den 22 Verunglückten wurden bis Samstag Nacht 12 Uhv 12 schrecklich verstümmelte Leichen geborgen. Die Oberfläche des 20 Meter tiefen Sumpfes, in dem die Förderschale liegt, bietet durch das Umherschwimmen von. Eingeweiden und Gliedmaßen einen schauerlichen Anblick.
Ar-eiLer-ervezuug
Mannheim, 16. März. In der Maschinenfabrik von Heinrich Lanz sind Differenzen ausgebrochen. Es handelt sich um Lohnforderungen der Montagearbeiters im Lokomobilbau. Die Firma hatte bereits in Verhandlungen mit dem Arbeiterausschuß eine Verständigung erzielt, als der Deutsche Metallarbeiterverband neue Betz-
und durch den Park, während er zu sich selbst sagte: „Wer wird diese nun in Ordnung halten und dafür stehen, daß jede, auch die kleinste Pflanze ihr Recht erhält? Wer wird seinen Kopf anstrengen, um der Zeit ein Schnippchen zu schlagen und dem Verfall von Ehrenbreit entgegenzuarbeiten? Herr Steinert tut eS nicht. Er nicht, soviel steht fest!"
Und als er durch daS Dorf schleuderte und die Grüße der Bauern zurückgab, hielt er die Hand in der Tasche, sie umschloß das Papier, das ihn von der Sklaverei losgekauft. Und sein hoffärtigcr Sinn sagte: „Guten Abend. Guten Abend, Ihr Leute von Rembrvw! Es wird nicht mehr oft geschehen, daß Herr Steinert, der leben kann, wo er will, und in feinerer Gesellschaft Verkehren als bisher, seinen Hut vor Euch zieht! Vielleicht, daß er nach langer, langer Zeit einmal in elegantem Reisewagen dieses kleine Dorf um seiner „Sehenswürdigkeiten" willen wieder aussncht. Aber dann werdet Ihr ihn schwerlich erkennen, und er wird das auch keineswegs wünschen.
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Baron von Ruck hatte »ach der geschäftlichen Auseinandersetzung, die er tags darauf noch allein mildem Obergärt!,er gehabt, Fabian Ludwig einen Besuch abgestattet.
„Graf Ehrenbreit sendet Ihnen durch mich eine Botschaft," sagte er zu dem jungen Landinanu, „er hat für Sie getan. Main seinen Kräften stand, und wnnscht min, daß Sie ohne Verzug vorwärts gehen auf dem Wege den er ebnete "
„Sie dürfen jetzt ohne alle Besorgnis das GärtnerhanS anf- snchrn und Liska von dem Obergärtner begehren; ohne alle Besorgnis, wie ich sage; denn dieser Antrag ist nur noch eine leere Form. Steinerl weiß, daß Sie der Gälte seiner Tochter werden sollen, und hat sich dazu verpflichtet, seine Einwilligung zu erteilen. Spreche» Sie daun anch gleich mit Liska ein entscheidendes Wort. Die Wahrheit zn sage», Ludwig, wir gedenken alle nichtmehr lange in Ehrenbreit zn bleiben und sähen gern vorher unseren Liebling Ivohlgcbvrgen unter Ihrem Schuhe."
Der junge Lcindmann war während der kleinen Rede deS Barons sehr erregt geworden. „Ich danke Ihnen von Herzen, Herr Baron! Ihne» und dem so gütigen Herrn Grafen!" sagte er hastig atmend, „aber meiner Empfindung nach darf ich dennoch, anch wenn Sie mir bei Steinert das Wort geredet und er seine Bereitwilligkeit erklärt, unter keinen Umständen uni Liska freien." 138.30