rruMer

WMller Anzeiger Isgeölstt

mit Erzähler vom Ächwarzwald.

krichri»«

«I »II«! vtkllKtz«. j?v«noe»en 1

I» AerSttsi mertrljSW. W4.2H

4» N.

bei »N«> »Sr«. uxS Köln» tm W»- ». 8»H> h«r»«»*rrkebr «rrlelj. R-t. ««»«dsw clerrckdeii IS. I. dleru »«reN-eK Z- N,.

keleton k!r. 4l.

Amtsblatt für die Stadt Vildbad.

verkündigungsblatt

der Ra!. Forstämter Vüdbad, Meistern, Lnzklösterl« x

mit

amtlicher Lremdenliste.

^ - ^

e Z«»«r,te n«r » N».

> H««Sr<i,r IS PI» «II« U«l»»

»»««igr S»rmsnckr«ik.

kekkme« IS ffl». «» »«Wreit«.

ö«i MeSrrd»!»»««» e*t»»r. »,da«. -kd»»n«me«tr »»ch llrdrrnnkun«

ciI«si,mm.-lSr«,rr: L-»«rr«A er MisösL.

M «>

JapaA und Amenks

(Die dkeittralisierung der Philippinen.)

Die Bereinigten Staaten von Nordamerika, die sich so viele Mühe gaben, den russisch-japanischen Krieg Ktrch den Friedensschluss zu Portsmouth zu einem erträg­lichen Ende zu führen, könnten jetzt selbst einen Vermittler brauchen, der ihre Differenzen mit Japan aus der Welt P schaffen, imstande märe. Das Reich des Mikado ist von einer Entwicklungsfähigkeit, die es mit allen seinen Nachbarn im Laufe der Zeit zu Reibungen führen muß, Mch wenn die Grenzer: durch mächtige Ozeane gebildet werden, wie das zwischen Japan sind Amerika der Fall ist. Die Kriege mit China u. Rußland haben den Japa­nern die Suprematie über ihre westlichen Nachbarn ge­bracht. England wird sein Bündnis mit Japan zunächst vor einem Zusammenstoß bewahren, dagegen ist ein solcher mit den Vereinigten Staaten recht wohl möglich. Das japanische Ausdehnungsbestreben sieht in der verhältnis­mäßig weiten Entfernung der amerikanischen Küste vom eigenen Jnselreich kein Hindernis für eine friedliche Durch­dringung der amerikanischen Besitzungen im Stillen Oze­an. Da aber die Philippinen und der Sandwi ch- Archipel nur Ine beschränkte Aufnahmefähigkeit bie­ten, erstreckt sich die japanische Auswanderung bereits auf den amerikanischen Kontinent. Der östlichste Staat der Vereinigten Staaten, Kalifornien, hat sich deshalb bereits genötigt gesehen, Spezialgesetze gegen die japanischen Einwanderer zu erlassen.

Die Bereinigten Staaten haben bereits einen starken Einschlag einer fremden Rasse im Laude; die Niggerfrage stellt so schwer zu lösende Ausgaben, daß man nicht eine weitere fremde Rasse, die gelbe, zu einer gleichen Macht im Lande werden lassen möchte. Eine vollständige Und harmonische Verschmelzung der farbigen Ras­sen mit der weißen Bevölkerung ist so gut wie ansge- sch lassen und wäre auch den weißen Amerikanern gar nicht erwünscht. Diese sind schon sehr wenig erbaut davon, daß sie den im Lande geborenen Schwarzen Wohl oder übel ihr Bürger-^ und damit das Wahlrecht lassen müssen. Die­jenige:: Farbigen aller Rassen, also auch die Japaner, die erst neu Anziehen, sind dagegen von der Erwerbung des amerikanischen Bürgerrechts ausgeschlossen, und da­rauf stützt sich auch das vom Staat Kalifornien erlassene Nefetz, wonach nur u m er i k a n is ch e Bürger Grund ün d Boden erwerben d ü r f e n. Es soll dadurch die dauernde Seßhaftmachung der Japaner in Kalifor­nien verhindert werden. Doch all das haben die Japa­ner, die ja gar nicht Amerikaner werden, sondern Japa­ner bleiben wollen, gar nicht so hart empfunden; dagegen haben sie gegen die Ausschließung ihrer Kinder aus d en S chul e n d er W c en an der nordamerikani-

Ako tag, den 18. März

IW?

scheu Westküste lebhaften Protest erhoben und es auf diplo­matischem Wege auch durchgesetzt, daß diese Maßregel auf­gehoben ivUrde. Es ist das recht bezeichnend für oie Ja­paner. Die Ausnahmegesetze gegen ihre eigene Person nehmen sie hin, aber die Beschränkung der Schul­bildung für ihre Kinder sahen sie als ein V er br e ch en am japanischen Volke an, gegen das sie bis zum äußm-sten anzukämpfen entschlossen waren. Ein Volk, das solche Grundsätze hat, ist ein Kulturvolk und hat si­cher mehr Anspruch auf diesen Ehrentitel als jene konser­vativ-klerikalen Bevölkerungskreise im Deutschen Reich, die sich bei jeder Gelegenheit gegen eine Erweiterung des Bolksschnlunterrichts zur Wehr setzen.

Eine unmittelbare Gefahr sehen die Amerikaner in den Japanern für die Philippinen und Sandwich-Inseln. Die Philippinen bilden bekanntlich die natürliche Fort­setzung der japanischen Inselkette mit der von China an Japan abgetretenen Insel Formosa als Bindeglied. Wenn es also zu einem Konflikte zwischen Amerika und Japan kommen sollte, würden die Philippinen für die Japaner wohl eine ebenso leichte Beute werden, wie sie es für die Amerikaner im Kriege mit Spanien sicwefen sind, aber auch die näher der amerikanischen als der japanischen Küste gelegener: Sandwich-Inseln sind für die Amerikaner im Kriegsfall mit Japan sehr gefährdet, solange der Panama- kanal den Amerikanern noch nicht ermöglicht, ihre Flotte ans dem Atlantischen Ozean rasch nach dem Stillen -Ozean zu werfen. Deshalb trägt man sich -angeblich in maßge­benden Kreisen Amerikas mit dem Gedanken, die Philip­pinen zu einem neutralen Staalcngebilde zu machen. Da­durch würde ein eventuelles Streitobjekt zwischen Japan und Amerika beseitigt, ohne daß sich die Vereinigten Staa­ten an ihrer Ehre etloas vergeben würden; recht unsicher ist "es jgsber, ob damit auch ein dauernder Friede zwischen den beiden Staaten gewährleistet würde.

MMrdschMi.

Ein Krnnzose in der deutschen Kotonial- geseüschaft Der. französische Deputierte Hubert hat am Freitag Abend in der deutschen Kolonialgesellschast in Berlin den bereits angekündigten Vortrag über Fran- zösisch-Westafrika gehalten. Er führte nach einigen ein­leitenden Worten des Präsidenten der Kolonialgesellschaft, Herzog Johann Albrccht von Mecklenburg, aus, daß man gewiß ein sehr guter Deutscher und auch ein sehr guter Franzose sein und doch beklagen könne, daß die Fügung der Umstände die Beziehungen zwischen den beiden so großen Völkern getrübt habe. Jedenfalls könne man sich aus dem kolonialen Gebier begegnen und frei und offen sich über das gewaltige Werk unterhalten, an .das sich die weiße Rasse in Afrika gewagt habe. Der Grund­

satz Frankreichs sei, in der Kolonie Eisenbahnen bis- an den Niger zu führen und die Schienenwege unter­einander zu verbinden. Die heute schon bestehenden Schie­nenwege rentierten sich vollauf. Sie hätten ein neues Leben geschaffen und den Handel ganz ungeheuer» gesteigert. Zum Schluß entwarf der Redner ein Z u- kunftsbild von Französisch-Westafrika, da er die Be­siegelung des segensreichen Bündnisses zweier Rassen nannte und das zur Wirklichkeit geworden sei durch das Werk menschlicher Brüderlichkeit, wie es in der Kolonial­betätigung sein solle. Nach Beendigung der Rede Hu­berts dankte ihm Herzog Johann Albrecht und sprach den Wunsch aus, daß der Vortrag dazu dienen möge, die beiden Völker einander näher zu bringen.

Berlin, 15. März. Der Zusammentritt des Bör- senausschusses zu den Vorarbeiten für den von der Regierung angekündigte Börsenreform steht nach dem Berl. Lok.-Anz. unmittelbar bevor.

Darmstadt, 15. März. Die Regierüngen von La ern, Sachsen, Sachsen-Weimar, Oldenburg und Sachftn- Koburg-Gotha beschlossen gemeinschaftliches Vorgehen in der Stenographiefrage.

Mannheim, 15. März. Der an: hiesigen Amts­gericht angestellt gewesene Jüstizaktiar Frank wurde ine- gen Mitarbeiterschaft an sozialdemo­kratischen Zeitungen aus dem Staatsdienst ent­lassen.

Konstanz, 15. März. Im Monat Februar sind al­lein über Konstanz insgesamt nicht weniger als 8800 ita­lienische Arbeiter ins Innere Deutschlands befördert wor­den, darunter .8710 nach Köln, 2670 nach Mannheim, 1040 nach Straßburg und 490 nach Metz.

München, 15. März. Das 15. deutsche Bun- desschießen, das voriges Jahr hier stattfand, hat bei 1047 000 Mark Ausgaben nur 82141 Mark Defizit gebracht. !

London, 15. März, DerStandard" meldet auH Nairobit (Britisch-^Dstafrika): Infolge des Fehlens von polizeilichem Schutz sind in letzter Zeit weiße Frauen häu­fig Beschimpfungen durch Eingeborene ausgesetzt, di^ in vielen Fällen unbestraft blieben. Die allgemeine Ent­rüstung über diesen Stand der Dinge kam heute zum Aus­bruch in einer Szene, die sich vor dem Gerichtsgebäude ab­spielte. Kapitän Grog an, Vorsitzender des Kolonisten-. Verbandes peitschte dort öffentlich in Gegenwart der gan­zen weißen Bevölkerung drei Neger aus.

Newhork, 14. März. Einer Meldung aus Manuag» (Nicaragua) zufolge, hat der Präsident von Nicaragua auH Sanchez (Honduras) gestern telegraphiert, daß der Feind

Die SchörrßeiL von Wemdrow.

Nomau von Bogumil von Czartorski. 61

Lesen Sie!" sagte der Baron und reichte Ehrenbreit den Brief.Was Sebold schreibt, kommt mir allerdings sehr un­erwartet, aber es ist nicht diskret, daß ich es einem von Ihnen vorzuenthalteu brauchte."

Sie laien schweigend, einer nach dem andere».

Gräfin Gerstmann bat recht!" sagte daun der Graf mit sehr erheiterter Miene.Bisweilen muß ein Weib kommen, das heißt eins, das das Herz ans dem rechten Fleck hat, »in uns Herren der Schöpfung eine Sache in der richtigen Beleuchtung zu zeigen. Und e» spricht für Sebold, daß er den weiblichen Einfluß ans sich wirken ließ und sich bezwang."

Hnrbiug und der Doktor pflichteten lebhaft bei.Meiner Ansicht nach kann Ihre Antwort nur in einen: Sinne lauten," bemerkte ersterer.

Und in welchem?"

Ich würde Sie beleidigen, bester Baron, und Ihre seelische Größe, Ihren Edelsinn!" erwiderte Baron Ruck beinahe hef­tig. Sein dunkles Antlitz erhielt durch die znsammengezugene», schwarzen Brauen einen düsteren und drohenden Ausdruck.Mir paßt es gar nicht, daß die einfache, glatie Angelegenheit zwi­lchen mir und Sebold, die jetzt schon erledigt sein könnte, mm den Charakter eines albernen, sentimentalen Romankapitels an­genommen hat!"

Berstellen Sie sich nicht, Ruck," ries Ehrenbreit.Hier ist ein Stück Papier und ein Briesmnschlag. Sebold muß seine Antwort habe». Und Ivetten wir ? Ich weiß genau, wie sie lau­ten wird."

In Rucks Zügen wetterleuchtete cs heftig. Hastig warf er ein paar Zeilen ans das ihm hingereichte Blatt und übergab es dem Grafen.

Dieser las laut:Kommen Sie sogleich nach Ehrenbreit, dort wollen wir die Streitaxt begraben. Die Gräfin soll recht behal­ten und sich ihres Sieges freuen. Ruck."

Bravo!" sagte der alte Doktor.Sie haben mir heute zu «wer der schönsteu Erfahrungen meines Lebens verholfen,Herr Baron. Von heute an werde ich die Ärvßweltmenschei: sicher­lich nicht mehr verurteilen." l . Auch Hurbing verlieh seiner Freude Ausdruck.

Eilfertig sandte man den Boten ab und begab sich auf den Heimweg. Bald nach ihnen langte auch Sebold in Ehrenbreit an. Die Erregung verlieh seinem Gesicht erhöhte Farbe, und in seinen Augen lag ein heiterer Glanz, sodaß er jugendlicher und liebe»kwürdiger als sonst erschien.

Baron Ruck empfing ihn allein in: Innern des Hausflurs und streckte ihn: die Hand entgegen, er wollte seine Sache nicht halb tun.

Sebold ergriff die ihm dargebotene Rechte seines Gegners mit Hast.Bevor Sie nur irgend ein gutes Wort sagen, lassen Sie mich Ihnen ein Geständnis ablegen, Baron," sagte er mit gedämpfter Stimme.Ich bin von Herzen froh, daß sich die Komtesse in unseren Handel eimnischte. Mein Haß, mein Rache dürft freuten mich zuletzt gar nicht mehr und ich suhlte mich kreuz- elend!"

Dann sind Sie besser als ich, Sebold! Mir war die sen- tiiuentale Wendung unserer Sache im ersten Moment garnicht sympathisch; ich schämte mich sogar, daß ich dennoch nachgab. Jetzt ist das anders. Ich weiß, wir haben beide Gewinn von diesem Liege über uns selbst."

Und Sie vergeben mir auch die häßliche Geschichte mit Stt- lanka, in der ich mich wirklich wie ein ungeschickter Bühnen- Jntrigant benahm."

Davon reden wir gar nicht mehr, Rittmeister; Sie haben in nervöser Ueberreiznng Menschen »nd Dinge in falschem Lichte gesehen, darüber sind sich Ihre Freunde einig. Heute würden Sie anders handeln."

Wahrhaftig. Baron, das würde ich! Sie haben ganz recht, ich war krank, bin cS zum Teil noch."

Wohl! So lassen Sie uns in der nächsten Zukunft an Ih­rer völligen Wiedcrgenesimg arbeite». Muß nicht an die Koyi- tesse eine Botschaft gesandt werden?"

Sie weiß bereits von ihrem Siege; denn sie wartete im Kruge, bis ich die Antn tt in den Händen Güte.

Sehe» Sie, Herr von Sebold, ich kenne den Baron!" rief sie beglückt, alS ich ihr daS Blättchen zu lesen gab.Nunkann ich gehen, meine Mission ist erfüllt. Ich werde aber, dessen kön­nen Sie und Baron Ruck gewiß sei», diesen Tag mein Leben lang als einen Festtag feiern."

Da» gute Kind! Frau von Stablew ki spielte wohl in der ganzen Angelegenheit eine ganz schweigsame Rolle?"

Allerdings. Es schien mir, als obste nur gezwungenerma­ßen assistierte, ihrem Charakter ist wohl, objchon auch sie im­pulsiv sein kann, ein solcher Gefühlsüberschwang wie ihn die Kom­tesse nach ihrer Meinung hier bekundete, ganz fremd. Und sie zweifelte auch stark am Erfolge. Als dieser dann da war, zeigte auch sie große Freude und bat mich, Ihnen mitzitteileu, daß st­alle Ehrenbreiter morgen zun: Diner in Ulmenau erwarte."

Ganz gut. Mit diesem Diner lenken wir dam: wieder ge­mütlich ins Alltagsleben ein. Und nun konnncn Sie, unsere Freunde werden sonst ungeduldig."

Bianka StablewSki plünderte ihr Treibhaus wie nie zuvor, um das Eßzimmer zum Empfang der Gäste aus Ehrenbreit in einen wahrhaftigen Garten mnzuwandeln, und Heloise, die sich glücklich und leicht wie ein Vogel fühlte, half ihr dabei.

Wir müssen lichte Kleider anlegen und Blume» ins Haar stecke», Bianka," sagte sic.Bedenke doch mir, was verhütet wor­den ist! Wie wissen ja garnicht, welche Folgen der Zweikampf für beide haben konnte, jedenfalls aber ftiern wir, da beide sichere und geübte Schützen sein sollen, die Erhaltung eines Menschen- lebcns!"

Ich habe die Schere derParze ansznhalten versucht," äußerte sie dann, ihre Ergriffenheit hinter einem scherzenden Tone ver­bergend, als sie kurz vor dem Diner einige Minuten mit Baron Ruck im Wohnzimmer BiankaS allein war.

Selttam! Ich hatte so sehr das Gesühl, daß der gestrige Tag mein letzter sein würde !"cutgegncte der Baron.Wir Men­schen irren uns eben doch bisweilen in unseren Ahnungen."

Ob sich aber die Parze in der Tat zufrieden geben und ihre Schere nicht dennoch gebrauchen wird?"

Nein, nein, Baron! Sie dürfen mich nicht ängstigen! Sie müssen mir versprechen, künftig für sich und andere vorsichtig zu sein!"

Ich glaube gar, Sie hätten mich in der Tat betrauert, eS märe Ihnen wahrhaftig leid gewesen um den alten Burschen?" sagte er freudig, aber gleichzeitig ein wenig zweifelnd.Kann daS sein?"

Sicherlich wäre es so gewesen. Aber denken wir nicht mehr an die gransame Möglichkeit, da der Himmel Sie gnädig de- schirmte." 138,2«