Aus SiM und Umgebung.
* Witdbad, 4. Febr. Aus ZlnregUug des Gewerbe- Vereins hielt am gestrigen Sonntag Herr Reallehrer Tambach aus Stuttgart im „Graf Eberhard" einen äußerst interessanten Vortrag über Württemberg, seine Entstehung und sozialpolitischen Beziehungen vor 100 Jahren bis zum heutigen Tage. Herr Flaschnermeister Güthler begrüßte die Anwesenden und dankte für ihr Erscheinen. Herr Tambach führte dann u. a. aus, daß Württemberg im Jahre 1803 noch Kurfürstentum war, später von Napoleon im Jahre 1805/06 zum Königreich erhoben wurde, damals sei es noch ganz verzwickt, also kein Ganzes wie heute gewesen. Erst nachdem l6 deutsche Fürsten mit Napoleon den Rheinbund geschlossen hätten (1808) habe es durch den Krieg mit Oesterreich 1809/t 0 auch Zulage an Land u. Leuten erhalten. Der damalige Kreistag in lllm zählte 97 Abgeordnete, die in 5 Bänken eingeteilt waren. Unsere Vorfahren seien stolz gewesen auf ihr Land, nicht aber auf ihre Regierung, die sie als eigensinnig bezeichnten, ihr Hauptstolz sei ihre Verfassung, die bloß Württemberg u. England hatte. Die Ein- künfte waren zweierlei, 1. für den Hofhalt und 2. für den Staatshaushalt, welche von den Domänen bestritten wurden. Brauchte ersterer viel für sich, so blieb für den Staatshaushalt nichts mehr übrig, weshalb auch keine Straßen u. s. w gebaut werden konnten. Die Verfassung zählte 14 Stände. Trotzdem diese Vertretung unter König Wilhelm 26 Jahre lang nicht einberufen wurde, nahm doch die Regierung ohne besondere Hindernisse ihren ruhigen Fortgang. In diesen 26 Jahren sind manche Mitglieder gestorben u. die anderen suchten womöglich ihre Verwandten in den jetzt genannten engeren Landtag hineinzubringen, um ihre Gehälter zu verbessern. Unter diesen Umständen entspann sich ein Kamps zwischen Landesfürst und Volk. Die Gegend von Spaichingen Oberndorf. Rottenburg, die früher zu Oesterreich gehörte, wurde nach der Reichsverfassung Württemberg beigezählt, wodurch aus Alt-Württemberg das heutige Neu-Württem- berg entstand, dasselbe würde an Land um das doppelte vergrößert und zählte 62000 Einwohner. Die Gesetze zu dieser Zeit waren besonders streng. Die Bevölkerung wurde in 4 Klassen eingeteilt, von denen jede besondere Kleidung und Titulation hatte. In Kl. 1 waren die Adeligen, Kl. 2 u. 3 Forstmeister. Geistliche usw.. Kl 4 die gemeinen Leut'-. Unter diesen Klassen hatten besonders die 3., also bei uns jetzt der Mittelstand viel zu leiden; dazu kam noch die Leibeigenschaft, die besonders auf die Einwohner drückend wirkte, so konnte es Vorkommen, daß ein Fürst iein,n Leibeigener von seinem Geschäft weg auf das Schloß holen ließ. Später kam auch noch der Zehnte. Auch das Handwerk hätte um diese Zeit viel auszuhalten gehabt Es habe z. B. nicht jedr selbstständig arbeiten dürfen, auch hätte nichts von Auswär s bezogen oder geliefert werden dürfen. Was noch an Wertbarem dagewesen sei habe Napoleon aus seinen Heereszügen durch Deutschland mitgenommen, so daß die meisten Leute dem Ruin nahe waren. 1874 kam dann der Zunftszwang, um das Haudwerk zu befreien, auch bildete sich ein Landls-
kollegium. Im Jahre 1709 wollte schon Herzog Karl eine Zentralstelle errichten, welche aber bis zum Jahre 1806 aufgehoben wurde. 1807 kam dann das Oberpolizeidedachement welches den Zweck verfolgte, viel Geld in die Kasse zu schaffen. 1817 wurde eine Zentralstelle, 1818 eine Industrieschule, für Landwirtschaft, Gewerke und Handel errichtet, um in kräftigem Anlauf bei der Regierung Wünsche geltend zu machen, wurde aber bis 1824 aufgehoben. Im Verlauf der Zeit bildete sich ein Vaterländischer Verein heimischer Pro» druckte und ein Wohltätigkeitsverein. Trotzdem wollte es eben mit dem Handwerk nicht vorwärts gehen. Auch hatte der Landtag bewilligt, daß die in Stuttgart bestehende Real- und Gewerbeschule getrennt werde. Durch Einführung der Dampfmaschine kam der Zollverein in Wegfall u. es wurden Handelsverträge abgeschlossen u. ein E.senbahngesetz geschaffen. In der politischen Spannung von 1846/47 trat wieder eine Trennung ein. 1848 mußte der Ausschuß der Kleingewerbeleute zweimal tagen; derselbe gründete Kreditgeselisckaslcn, einige Jahre später Gewerbevereine (Einzelvereine). Die Ausstellungen, besonders dis Wandergewerbe-Ausstellung in Eßlingen trugen viel zur Förderung dieses Zweckes bei. Erst im Jabre 1861 wurde die Gewerbefreiheit angenommen und wurde 1868 Gesetz. Fenier lobte Redner das gesegnete Wirken der Kreditgesellschaften und empfahl die Emkaufsge, nossenschaften, er betonte noch, daß die Verkaufsgenossenschaften schwerlich durchzuführen seien. Den Einblick in die Weltlage erblicke der Handwerker bloß durch Zusammenschluß und gemeinsames Arbeiten. Redner betonte noch die Nützlichkeit der Sterbekasse, des Leichenkassenvereins und später noch die Krankenkasse, damit um das Ganze ein Ring gebildet werden soll; auch beglückwünschte er noch den erst aus der Asche entstandenen Gewerbeverein Wildbad und forderte auf mit ihm einzustimmen in ein Hoch auf das Vaterland. Flaschnermstr. Güthler forderte die Anwesenden auf zur Anerkennung gegen Herrn Dambach, sich von den Sitzen zu erheben.
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2 mal 2 macht 5. Diese Behauptung stellte der Landwirt und Viehzüchter Pfiffig abends am Stammtisch bei jeder sich bietenden Gelegenheit immer wieder auf, trotzdem er sich der Gefahr aussetzte, für vollständig übergeschnappt gehalten zu werden „Bei mir macht jetzt 2 mal 2 5, d. h.: 2 mal 2 ist soviel wie 5, und wer's nicht glaubt, versteht eben von der Viehzucht nichts " So ungefähr drückte sich Pfiffig aus und wenn er dann von allen Seiten gedrängt wurde zu erklären, was diese verrückte Behauptung noch ganz besonders mit der Viehzucht zu tun hätte, dann nahm er meistens einen langen Zug aus deiner Pfe fe und achte vor sich hin; die Erklärung aber blieb er jedesmal schuldig. Da Pfiffig sonst ein kreuzbraver Kerl und netter Gesellschafter war, so ließ man sich seine Rechenkünstler-Darbietungen gefallen, umsomehr als er auch ganz gehörig grob
werden konnte, wenn man ihm zu scharf entgegentrat. Aber eines Abends gab er doch Aufklärung „Huber", rief er seinem am Stammtisch sitzenden Hausnachbarn zu, „Huber, wenn du Lust hast, kannst du jetzt sehen, daß 2 mal 2 ganz gewiß so viel ist wie 5. Komm mit!" Huber, der auf die Lösung des Rätsels gespannt war wie ein neuer Regenschirm, ging natürlich ohne Weiteres mit. Es ging nach Pfiffig's Schweinestall. „Wie gefallen dir die beiden Viecher ?" fragte Pfiffig hier den Gast, indem er aus zwei fette Schweine deutete. „Kolossale Viecher!" rief >uber, „was wiegen sie?" — „625 Pfund zusammen", antwortete Pfiffig, „und da ich jährlich 2 mal 2 Schweine mäste, so mackts jährlich 1250 Pfund. Und was wiegen deine 4 Schweine? — „Zusammen höchstens 1000 Pfund", antwortete Huber. „Siehst du! ich bekomme also 250 Pfund mehr, das ist ein ganzes Schwein mehr heraus, bei mir sind also 2 mal 2 Schweine soviel wie deine 5 Schweine." Huber ging ein Licht aus. „Wieso erreichst du das?" rief er. „Ja womit fütterst du denn? — „Ich verfüttere das schlechteste Abfallfutter", erklärte Pfiffig, „aber ich würze das Futter und zwar mit der bekannten Fulterwürze „Bauernsreude" von Th. Lauser in Regsnsburg." — „lind die tut solche Wunder. Wer mit „Bauernsreude" mästet, bekommt immer aus 2 mal 3 Schweinen dem Gewichte nach 5 Schweine. Mach's also nach?" — Und Huber machte es nach und auch bei ihm war von da an 2 mal 2 soviel wie S.
Standesbrrch-Chronik der Stadt Wildbad
vom lg Febr. l 907 bis 2 t. Febr. 1907 .
Aufgebote.
19. Febr. Keitel, Karl David, Kgl. Betriebsinspektor in
Aalen und Maier, Marie Elisabeths Hedwig, hier,
20. Febr. Heybach, Otto Friedrich, Schullehrer in Röm-
linsdorf und Pfau, Julie Wilhelmine hier,
21. Febr. Vohl, Gottlob, Schmied in Bernhausen und
Bäder, Rosine in Bernhausen,
Gestorbene.
19. Febr. Funk, Julius August, Sohn des Kaufmanns Julius Eugen Friedrich Funk hier, 1 Jahr alt.
Druck und Verlag der Bernd. Hofmon stcken Buchdruckers iu Wildbad Veranrwortl. Redakteur: E. Reinhardt, daselkt:.
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