dfuische Volk, die andere Hälfte töten. (Lebhafter Beifall. Ironische Rufe.) Weiterberatung morgen 11 Uhr. Schluß «1/4 Uhr.

Berlin, 2. März. Im Reichstag spricht heute zunächst Schädler (Ztr.) zur Debatte, der ausgeführt, daß das Zentrum dem Reichskanzler für die Auflösung des Reichstags nur dankbar sein könne. Wäre am 13. Dezember über die Fortführung der Eisenbahn von Ku- bub nach Keentmanshop abgestimmt worden, so hätte das Zentrum mit Ja gestimmt, so aber sei der Mann mit der großen Mappe gekommen und habe den Reichstag aufgelöst. Schließlich erinnerte der Redner den Kolonialdirektor an Bismarck, der einmal ge­sagt habe, daß es nicht der Würde eines Beamten ent­spreche, in den Wahlkamps ernzügreifen. Es wäre interes­sant zu erfahren, wo die Gelder hingekommen sind, die beim Reichskanzler im Wahlkampf zusammenflossen.

A«s Mürtte«»erg.

Die»ft»«chrichte«. Befördert: De« Professor Dr. Häri» g M der eoar-elifch-theologischen Fakultät der Unlversittät «nf die erste Friihpredigerstelle i» Tübingen und den Professor Dr. Schlutter an derselbe« Fakultät ans tie zweite Fkth»redigersteUc.

Uebrrliugen: Dem Professor Dr. Wurster. Vurstuad der Bredigersinrinars zu Kriedberg in Hessen, die an der evangelisch-theo logischen Fakultät der Aniversiiirt erledigte ordentliche Professur für praktische Theologie und Ethik i» Merbind«ng mit der Leitung der edaogelischen Predigerinstituts und mit der Stelle eine« dritte« Früh- vredigers, die stelle der Maschineviuspektor- «« Jigenienrlatoratortu« der Technischen Hochschule in Stuttgart dem Ingenieur R. Stückle in Berg _

Boin Landtag. Die Finanzkommission der Abgeordnetenkammer hat in ihrer Freitag-Sitzung die Rech­nungsergebnisse von 1903 zu einem großen Teil geprüft. Lei Kapitel 98107 (Departement der Finanzen) wurden die fortwährend sich mehrenden Ausgaben für Schreibereien und Portis bemängelt. Von dem Vertreter der Regierung, Geh. Rat v. Balz wurden sodann Aufschlüsse über die zur Gewinnung von Steinkohlen unternommenen Bohrversuche gegeben. Es waren 200000 Mk. hiefür vorgesehen; die Bohrversnche seien noch nicht abgeschlossen. Im Oktober 1905 habe eine. Frankfurter Firma, im Auftrag der Staats­regierung eine Bohrung bis zur Tiefe von 210 Meter ausgesührt, von 78 Meter ab immer im Porphyr. In dieser Tiefe brach der Meisel ab und konnte nicht mehr herausgeschafft werden. Die Frankfurter Firma ist übri­gens im Konkurs. Wenn die Bohrpreise sich etwas ver­ringern werden, was wohl nach Beendigung der aufge­regten Bohrtätigkeit in Preußen zu erwarten sei, sollen neue Bohrversuche erfolgen. Beim Etat der Posten bean­standete Berichterstatter Liesching die großen Erspar­nisse, die sowohl bei den Beamten mit festen Ge­halten durch Nichtbesetznng vonStellen als bei dem nicht etatsmäßig verwendeten Personal durch größere Ausnützung Äer Beamten gemacht worden seien.

UlM, 1. März. Die hiesige Handelskammer sprach sich in ihrer gestrigen Sitzung für Errichtung einer Han­delshochschule in Württemberg und dafür aus, daß das Konkursgericht den Mitgliedern des Gläubiger- ausschusses jemals Aufklärung über ihre Rechte und Pflich­ten zuteil werden lasse und sie insbesondere aus die Pflicht der allmonatlichen Revision der Konkurskaffe Hinweise. Die Kammer beschloß ferner eine Eingabe um Beschleunig­ung des Baues einer zweiten Donaubrücke zwischen Ulm und Neu-Ulm zu unterstützen.

UlM, 1. März. Der Verband der württ. Malermei­ster Hält Samstag und Sonntag seinen 2. Verbandstag Her ab. _

Ein frecher Raubanfall wurde in der Nacht vom 27. auf 28. v. Mts. im oberen Afternhaldeweg in Stutt­gart verübt. Der 17 Jahre alte Julius Mitschele von Gechingen, die 19 Jahre alten Aug. Ekkardt von Feuer­bach und Paul Wieland von Sontheim OA. Heilbronn ha­ben den 40 Jahre alten Taglöhner Michael Nopper von Ip­tingen Amts Donaueschingen, bei dem sie eine größere Geldsumme vermuteten, unter dem Vorgeben, sie wüßten in einem Heuschuppen eine günstige Gelegenheit zum Ueber- nachten in einen abgelegenen Weinbergweg gelockt, haben ihn dort gemeinsam angegriffen, mißhandelt, seiner ge­ringen Barschaft vons 5 Mk. beraubt und sich in den Hasen­bergwald geflüchtet. Die Gutedel wurden an verschiedenen Orten aufgespürt und dingfest gemacht.

In Höfen erlitt beim Entladen eines mit Lang­holzstämmen beladenen Eisenbahnwagens der verheiratete Platzarbeiter Adam Kern durch einige vom Waggon he­rabfallende Stämme einen Schädelbasisbruch, was den so­fortigen Tod zur Folge hatte.

Das Pferd des Bauern Baßmann von Oberrinnbach der in die Molkerei Creglingen Milch führen wollte, schlug plötzlich nach rückwärts aus und traf den aus dem Schlitten sitzenden Bauern so unglücklich, daß ihm der Un­terleib aufgeschlitzt wurde. Der Bedauernswerte liegt sehr schwer krank darnieder.

Zu Gmünd brachte der im Sergeantenrang steheiche Lataillonsschreiber sich in selbstmörderischer Absicht uns dem Geschäftszimmer des Bataillons eine Anzahl Stiche mit dem Taschenmesser in die .Herzgegend bei. Schwer verletzt wurde er ins Lazarett verbracht.

In Wiblingen bei Ulm kamen an Königs Ge­burtstag Ulanen der 2. und 5. Eskadron in Streit, der in Tätlichkeiten ausartete. Es wurde mit Prügeln und Latten zugeschlagen. Drei Mann mußten bewußtlos ins Lazarett getragen werden. Sie waren am Kopfe schwer verletzt, andere trugen leichtere Verwundungen davon.

Aus Langenburg wird berichtet: Schon seit eis­iger Zeit wurde die Wahrnehmung gemacht, daß Briefe und Pakete, die in einem Ort unseres Oberamtsbezirks ausgegeben wurden oder einliefen, geöffnet und insbe­sondere darin befindliches Geld herausgenommen worden ui, ohne daß man bisher auf die Spur des Täters kam. Letzter Tage wurde nun die beeidigte Tochter des betreffen­den Postagenten als verdächtig durch den Landjäger auf das Amtsgericht Langenburg eingeliefert, wo sie ein teil- weises Geständnis abgelegt hat. Doch sind viele Fälle noch nicht aufgeklärt. Der Vater wird allgemein bedauert, da er sein Amt über 25 Jahre zur vollen Zufriedenheit verwaltet und allgemein beliebt ist.

In der Schchrer des Landwirts Bauer in Widdern

halfen einige Schulbuben dem Knecht Heu und Stroh vom Gebälk herabwerfen. Hiebei stürzte der 10jährige Sohn des Friedrich Nagel ab und erlitt eine Gehirnerschütterung undi nnere Verletzungen, so daß an seinem Aufkommen ge- zweifelt wird.

Oerichtslaal.

Ltuttgart, 1. März. Vom Reichsgericht ist die Revision des Redakteurs an derS chwäb. Tag­wacht", Karl Sauerbeck in Stuttgart, der im Oktober v. I. von der Strafkammer hier wegen Beleidigung des Pfarrers Döser in Hohenrechberg, OA. Gmünd, Pt einer Woche Gefängnis verurteilt worden war, verworfen worden. Inzwischen war gegen Pfarrer Döser Anzeige wegen Meineids, den er als Zeuge in der Strafsache ge­gen Sauerbeck angeblich begangen, haben soll, bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart erstattet worden. Döser ist aber, nachdem Voruntersuchung gegen ihn geführt worden war, durch Beschluß der- Strafkammer außer Verfolgung gesetzt worden, da sich die Anzeige als unbegründet er­wiesen hat. St.-A.

Dessau, 28. Febr. Vor dem hiesigen Schwurgericht begann heute früh unter gewaltigem Ändrange des Pu­blikums ein Prozeß, der ein blutiges Nachspiel zu dem Wahlkamps im Kreise Anhalt 1 (Dessau) bildet. Der Fall ist bereits von dem Anhaltischen Staatsminister v. Dall­witz im anhaltischen Landtage alsFrucht sozialdemo­kratischer Verhetzung" hingestellt worden; auch im Reichs­tag hat Reichskanzler Fürst Bülow in seiner Erwider­ung auf die Bebelsche Etatsrede diesen Fall mit unter denjenigen aufgeführt, bei denen er die Erwartung aus­sprach, daß die deutschen Behörden mit der größten Strenge gegen sie Vorgehen werden. Es handelt sich um eine Aus­schreitung am 28. Januar d. I. in dem Dorfe Klein- Möhlau, bei der der Schlosser Paul Dänisch von einem seiner Arbeitskollegen, dem Arbeiter Alois Gal- biersch erstochen wurde. Die Verhandlung ging am selben Tage noch spät Abends zu Ende. Der Angeklagte Galbiersch wurde zum To de verurteilt.

Breslau, 28. Febr. Ein Urteil, das zum Himmel schreit! Das Breslauer Kriegsgericht verurteilte den Gefreiten Kühnel von der Schutztruppe in Südwestafrika wegen tätlichen Angriffs auf einen Vor­gesetzten zu zehn Jahren Gefängnis. Kühnel hat in angetrunkenem Zustand einem Unteroffizier, der ihm befahl, zum Proviantempfang zu kommen, den Ge­horsam verweigert und ihn ins Gesicht geschlagen.

Straßburg, 1. März. Das Schwurgericht des Ober­elsaß in Colmar beschäftigte sich gestern und heute mit zwei Burschen aus Dambach in der Nähe der Hohkönigs- bNrg, Joses und Eugen Wittersheim, welche des M 0 r- des bezw. der Beihilfe -dazu beschuldigt, sind. Am 19. No­vember v. I. wurde in einem steilen Hohlweg der romanti­schen Gebirgsgegend von Dambach der dortige staatliche Förster Stirn mit durchschnittenem Halse anfgefunden. Der Ermordete, ein großer, starker Mann, lag ans dem Gesicht, die Flinte unter sich, mit zwei Schüssen geladen, beide Hähne gespannt, in einer Stellung, welche darauf hin- zudeuten schien, daß er im letzten Moment von seiner Waffe Gebrauch zu machen suchte. Ueber die Tat herrschte län­gere Zeit Undurchdringliches Dunkel. Mehrere Wilderer, man schätzt die Zahl der Wilderer gerichtlich auf 40, saßen in Untersuchungshaft, bis sich der Verdacht gegen die Gebrüder Wittersheim, zwei Burschen im Alter von 16 und 23 Jahren richtete. Der ältere war erst im ver­gangenen Sommer aus China zurückgekehrt, wo er zwei Jahre als Soldat diente. In der Wohnung des seit Ok­tober verheirateten Josef Wittersheim wurden im Ver­steck eine Bluse, sowie Säcke mit Blufflecken entdeckt. Die Fundgegenstände wurden in das chemische Laboratorium nach Frankfurt am Main gesandt, wo der als Zeuge im heutigen Prozeß erschienene Vertreter Dr. Hans Sachs die Flecken als von Menschenblut herrührend eruierte. Ehe die Untersuchung der aufgefundenen Kleidungsstücke abge­schlossen war, fand am Schauplatz der Tat im Hohlen- Mühlenweg die Vorführung der beiden Angeklagten statt. Unter der Wucht der Verdachtsmomente brach Josef Wit­tersheim, der mit Mühe dem Lynchsystem entging, zusam­men. Er legte dem ihn abführenden Gendarmen ein Ge­ständnis seiner Täterschaft ab. Hierauf gestand auch der jüngere Bruder die Tat ein. Der jüngere Wittersheim soll sich aber an der Ermordung nicht beteiligt haben, son­dern nur Zuschauer gespielt haben. Es wurde in der Ver­handlung nachgewiesen, daß Joses Wittersheim des öfte­ren äußerte, wenn er beim Wildern den Förster allein an- treffe, schieße er ihm eine Kugel durch den Kopf oder haue ihm den Hals ab. Das Gericht verneinte bezüglich des Jo­sef Wittersheim die Schuldfrage auf Mord, bejahte aber die Frage auf Totschlag unter erschwerenden Umstän­den, worauf das Gericht den Josef Wittersheim zu le­benslänglichem Zuchthaus verurteilte. Bezüglich des jugendlichen Eugen Wittersheim verneinten die Ge­schworenen die Schuldfrage, worauf Freisprechung erfolgte.

KrrkK ««d MUenkH«rst Stuttgart, 1 . März. Spielplan der königl. Hos- theater. Jnterimstheater: Sonntag 3. März: Nachmit­tags Wohltätigkeitsvorstellung für die Kleinkinderfürsorge. Abends: Der Troubadur. (Leonore: Forti; Hieser; Mül­ler; Neudörffer.) Montag 4 . März: Goldfische. Diens­tag 5. März: Zu ermäßigten Preisen: Das Nachtlager in Granada. Mittwoch 6. März: Carmen. (Bolz; Neu­dörffer; Micaele: Forti). Donnerstag 7. März: Götz von Berlichingen. Freitag 8. März: Zum 1. Male wiv- derholt: Der Zauberbecher. Hierauf: Der Barbier von Bagdad. Samstag 9. März: Husarenfieber. Sonntag 10. März: Salome. Montag 11. März: Judith.

Jermffchttt.

Gi« Paletot für S Pfennig.

In einem Lübecker Warenhause hatte der Dekorateur an einem Paletot bei der Befestigung des Preises statt des ^-Zeichens ein ^-Zeichen angebracht. Ein junger Mann bemerkte dies, er holte sich einen Schutzmann und

ging dann mit diesem in den Laden und verlangte d«t Paletot zu 9 Wg. Es wurde ihm nun bedeutet, daß hi« doch nur ein Versehen vorliege, und für 9 Pfg. doch kein Paletot M liefern sei. Der Käufer bestand auf'seiner För­derung und erhielt den Paletot.

Wie die Wiever ihre tote» Künstler ehre».

Aus Wien wird unterm 1. März geschrieben: Un­ter ungeheuerem Andrang des Publikums fand heute Nach­mittag das Leichenbegängnis Lewinskys statt. Im Trauerhause sprachen am Sarge Direktor Schlen- ther, Oberregisseur Sonnenthal, ferner namens des Vereins Ankunft Dr. Franzl, und namens der Petoe- figesellschaft Ladislaus Neugebauer. In den Straßen, durch welche sich der Leichenzug mit den Trauergästen, in nahezu 100 Wagen, vorbei am Burgtheater in die evangelische Kirche bewegte, bildete eine vieltausendköpfige Menge Spalier. In der Kirche nahm Pfarrer Witz-Oberlin die Einsegnung vor, worauf der Wiener Männerge­sangverein und ein Quartett der Hosoper Trauerchoräle sangen. Hier hatten sich zahlreiche Kunstfreunde, Schau­spieler und Schriftsteller versammelt. Die Beisetzung er­folgte Auf dem evangelischen Friedhof in Simmering.

,,W«»« einer eine Reife 1»t".

Zh»8 Brüssel wird geschrieben: Ein Deutscher, der von Brüssel nach Ostende reisen wollte, verlangte an einem Schalter des dortigen Nordbahnhofs ein Billett er­ster Klasse, als eine elegant und fein aussehende Dawe ihn bat, für sie ebenfalls ein Billett zu lösen, da noch mehrere Personen vor ihr an der Reihe seien und die Ab­fahrt des Zuges bevorstehe. Der Deutsche erfüllte die Bitte der Dame Und die beiden Reisenden begaben sich zum Zuge und bestiegen das gleiche Coupee. Bald entspann sich ein Gespräch. Erst nach der Station Alost erbot sich die Dame, die Auslage für ihr Billett wieder zu erstatten, aber nicht in Bar, sondern durchLiebenswürdigkeit" Und Unter der Bedingung, noch 20 Francs extra zu erhalten. Der Deutsche lehnte den freundlichen Vorschlag ab, aber seine Gefährtin ließ nicht locker und setzte ihre Forderung auf 10 Francs herunter. Der Reisende, der sich der Zu­dringlichen entledigen wollte, beging die Unvorsichtigkeit zu antworten, daß er nur einen Hunderffrancsschein, aber kein kleineres Geld in der Tasche habe und zeigte den ! Schein. In diesem Augenblick erhob sich die Person und zog die Notleine. Der Zug hielt sofort. Ein Bahnbe­amter erschien Und die Dame erklärte ihm, daß der Her» versucht habe, sie zu vergewaltigen, zuerst habe er ihr natürlich vergeblich ein Hundertfrancs-Billett of­feriert, das er dann wieder in die Rocktasche gesteckt habe. Man solle sich davon überzeugen. Trotz seiner energischen Proteste wurde der Deutsche überwacht, bis der Zug in Grand-Saint-Pierre hielt. Der Stationsvorsteher wurde von der Sache Unterrichtet. Er ließ den Herrn unbehelligt weiter reisen, nachdem sich dieser genügend ansgewiese» und seine Aussage über die Angelegenheit abgegeben hatte. Dagegen wurde die Dame aufgefordert, auszusteigen und sich zu legitimieren. Es war nicht leicht, ihre Personalien festzustellen. Sie bewohnt mit zwei Männern ein möb­liertes Zimmer in einem Hans in Gent. Alle drei wur­den verhaftet.

A»s drk ,J»ge»h°.

In einer thüringischen Dorfschule instruiert der Lehrer die neu ingetretenen A-B-C-Schützen, wie sie sich während des Unterrichts zu verhalten hätten. Er sagt ihnen, sie sollten gerade sitzen, die Hände hübsch auf das Pult legen und sich ja nicht mit den Ellenbogen auf­stützen usw. Alle folgen seinem Geheiß, nur ein kleiner Schelm guckt, die Ellenbogen auf dem Tisch, den Lehrer seelenvergnügt an. Letzterer fragt ihn, warum er sich nicht ebenso hinsetze wie die andern, und schiebt ihm die Arme zurück. Der Kleine aber, der noch Europas übertünchte Höflichkeit nicht kannte, stützt sich flugs wie­der auf und sagt treuherzig zu dem verblüfft dreinschauen­den Schulmonarchen:Herr Lehrer, 's zieht och so." (Es geht auch so.)

* * *

Wahres Geschichtchen.

Die Rekruteneinstellung und -Einkleidung war be­endigt.

Der fesche Kommis S. verleugnete auch im Drillich- anzuge die Würde seines bisherigen Standes nicht: Stolz und allein, gesondert von der Herde, schreitet er mit sei­ner Schüssel zur Küche. Da erblickt ihn ein schnauzbärti­ger Sergeant:

Wo willst du hin?"

Ich, Herr Sergeant? (erstauntes Gesicht ob des noch ungewohntendu"). Ich will zum Speisen".

Was willst du?"

Speisen, Herr Sergeant!"

So merke dir ein für allemal: Offiziere speise«, Unteroffiziere essen, du aber, du frißt! Verstanden?" * *

Kleines Gespräch.

Junger Gatte: Wir werden gewiß nicht so dumm sein, uns so viel Kinder anzuschaffen!

Onkel: Abwarten, Emil! Der Weg zur Hebamme ist mit guten Vorsätzen gepflastert!

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Modernes Inserat.

Katholischer Pfarrer aus sehr erträglichem Post-e« Altbayerns sucht Köchin. Witwe eines radikalen Sozial­demokraten in erster Linie bevorzugt. Offerten unter Schwarzrot" an die Exp. d.B. K."

Echter Schmerz. Bei dem Leichenbegängnis des vor wenigen Tagen zur Ruhe bestatteten Berliner Ban­kiers Bleichroeder zeichnete sich unter den Leidtragende» durch seine tiefe Trauer besonders ein schlichter Mann ans dem Volk ans. Als der Rabbiner die Grabrede been­det hatte Und die sterblichen Ueberreste der Erde übergeben waren, da war es mit seiner Selbstbeherrschung ganz M Ende. Schluchzend brach er zusammen, so daß alle An­wesenden zu Hilfe sprangen und ihn fragten:Aber, lieber Mann, um Gottes willen, weshalb weinen Sie denn s» entsetzlich? Sie sind doch mit dem Verstorbenen gar nicht einmal verwandt?"Na, darum weine ick ja eben," versetzte der Unglückliche mit halberstickter Stimme. Max.