Jahren die Realschule beherbergt, eine Feuerst, raust zum Ausbruch gekommen, durch welche der mächtige Gebäudekomplex mit seinen interessanten romanischen Partien zum größten Teil zerstört wurde. Bon dem Büchermaterial kom-ttc die Hauptsache gerettet werden. Dagegen sind die gesamten Einrichtungen zu Grunde gegangen. Die Ursache des Feuers ist nach den Mutmaßungen auf einen Kamindefekt zurückzuführen.
In B o n n wurde ein Student bei der Ausgabe von falschen! Geld ertappt. Eine Haussuchung förderte beträchtliche Mengen falscher Geldstücke zu Tage, außerdem sinnreich konstruierte Formen, die eine täuschend ähnliche und nur schwer erkennbare Nachahmung aller Geldstücke ermöglicht. Ter Falschmünzer muß zahlreiche Mit schuldige haben, da eine Anzahl oberrheinischer Orte mit falschem Geld geradezu überschwemmt sind.
In Werl in Westfalen explodierte in einer Größt- brennerei ein Maisbottich bei Versuchen mit einem neuen Brennapparat. Zwei Arbeiter sind tot, mehrere leicht verletzt. Ein Ingenieur ist schwer verletzt.
Mittwoch Vormittag brach in dem Schnellzug B c r l in-M ünch e n-M a i la n d zwischen Teudering und Haar im Durchgangswagen 4./2. Klasse Berlin-Mailand ein Brand aus, der durch den heftigen Luftzug be günstigt, erschreckende Ausdehnung annahm. Die gcäng- stigten Passagiere zogen die Notbremse, worauf der schnell zug in Haar auhielt. Das Feuer konnte erst, nach längerer Zeit gelöscht werden, nachdem der Personenivagen aus dem Zuge gestellt und unter den Wasserkranrn gebracht worden war. Die Reisenden wurden umparkiert; der Schnellzug erlitt Vsstündige Verspätung. Die Ursache des Brandes ist wohl Entzündung von Putzwolle am Heizrohr.
Aus Innsbruck wird geschrieben: In Lains bei Imst schnitt eine irrsinnige Bäuerin während der Abwesenheit der Hausleute zwei Kindern ihres Schwagers die Hälse durch. Sie gab an, auf Geheiß Gottes gehandelt zu haben. Sie wurde in die Irrenanstalt HaK gebracht.
WLrrrcMLerg-
Zur Thronrede wird uns aus Stuttgart geschrieben: Die Rede ist in ihrem positiven Inhalt äußerst dürftig. Wer sie mit kritischen Augen liest, gewinnt den Eindruck, daß sie nur über die gänzlich unaufschieblichen und längst angekündigten Entwürfe mit Bestimmtheit sich ausdrückt, während überall da, wo man etwas Positives erwartet hätte, namentlich bei der Schaffung der Vermögenssteuer und bei der Erwähnung der Schulnovelle, Wendungen gebraucht sind, die vielleicht am kürzesten mit den Worten charakterisiert werden: „Herr! dunkel ist der der Rede Sinn!" Die Thronrede ist im wesentlichen auf den Ton kühler Geschäftömäßigkeit gestimmt; wo sie aber diesen Ton überschreitet, bietet sie statt der sicheren Ankündigung von Taten nur Phrasen. Es ist echt Weiz- säckersche Arbeit, die hier geleistet ist. Der mit allen Wassern gewaschene Diplomat ist aus jedem Buchstaben erkenntlich. Ja keine bestimmt formulierten Sätze, die zu etwas verpflichten würden! Was über die Weiterbildung unseres direkten Steucrwesens gesagt ist, kann niemand^- befriedigen, und was die Rede über die weitere Entwicklung des Volksschulwesens enthält, das wird in wenigen Tagen schon den Anlaß zu lebhaften Auseinandersetzungen mit der Regierung geben. Man wird doch nicht glauben, daß die Kammer mit solchen leeren und nichtssagenden Sätzen sich vielleicht auf Jahre hinaus vertrösten lassen wird? Wenn Herr v. Weizsäcker es nicht für gut befunden hat, in der dem König unterbreiteten, an die Landstände gerichteten Thronrede deutlicher zu werden, so gibt es parlamentarische Mittel, ihn zum Sprechen zu bewegen. Das wird bei der Adreß- debatte der nächsten Tage stark zum Ausdruck kommen. Mit besonders großem Vertrauen blickt man nicht auf eine Politik, die sich mit dem Schleier des Geheimnisses zu umgeben fortgesetzt bemüht ist. Vertrauen des Volkes zur Regierung kann nur aufkommen, wo auch ein Vertrauen der Regierung zum Volke besteht. Herr von Weizsäcker wird sich das bei der ferneren Führung der Regierungsgeschäfte wohl überlegen müssen. Bei dieser
s Situation ist nicht in Aussicht zu nehmen, daß die Mr- ! Handlungen der kommenden Wochen das Gepräge besonderer schwäbischer Gemütlichkeit auswejsen werden.
Auch die sozialdemokratische« Abgeordnete»
haben den Eid in die Hand des Königs abgelegt, zrim erstenmal. Das „feudale Beiwerk", von dem der Abg. Blurp- hardc vor sechs Jahren noch sprach, scheine setzt einen An- stoß nicht mehr zu bilden. Wir deuten diese Erscheinung in günstigem Sinn, sie ist ein Beweis, daß die vernünftige revisionistische Richtung, die in der sozialdemokvatischw; Fraktion besonders stark ist, gleich am ersten Tag HD neuen Landtags mir einem vernünftigen Schritt ihre Tätigkeit einzuleiten bestrebt war.
Vom Landtag. Tie Kammer der Abgeordneten hat in ihrer l. Sitzung sämtliche Abgeordnete für legitimiert erklärt, mit Ausnahme der Abgeordneten von Oberndorf und Münsingen, deren Legitiumnon nur vorläufig anerkannt wird. Im Einlauf befinde! sich ein Entwurf der Bauordnung und verschiedene Zeutrumsanträgk. — Morgen Wahl des Vizepräsidenten und Wahl der Missionen.
Eine Fülle gesetzgeberischer Arbeit wird dem neuen Landtag zur Erledigung überwiesen. Das -nächste und dringendste ist der Hauptfinanzetat und das Finanzgesetz für l 907/08. In besonderer Vorlage wird devt Landtag vorgelegt die Neuordnung der Woh-- nungsgelder und eine Novelle zum- B r amtengv- setz. Beide Vorlagen sind seitens der Regierung bereits fertiggestellt. Eine Steuercrhöhung wird durch die auf den verschiedensten Erbieten vermehrten Ausgaben nicht erforderlich. Das Kammergut liefert höhere Erträge, inst) die in voller Wirksamkeit stehende Einkommensteuer her in ihrem Erträgnis die Erwartungen weit übertrofscn. Eine Vorlage betr. Schaffung einer progressiven Vermögenssteuer wird allerdings noch nicht so bald zu erwarten sein. Die Thronrede kündigt sie vorsichtigerweise für dis Zeit an, wenn „die Wirkungen der Einkommensteuer Mch genauer zu überblicken sein werden." Weitere gesetzgeW rische Aufgaben sind ein Etatsgesetz und -ein Gesetz detz:. Schaffung eines unabhängigen Rechnungshofes. In AM- sicht stehen ferner eine Reihe von Gisenbahnbaukr»- ditge setzen mit Millionenforderungen, die unsere Staatsschuld enorm vermehren, aber nicht umgangen werden können. Es lvird in der Thronrede erinnert an dm Umbau des Hauptbahnhoss Stuttgart. Wir können HM zufügen, daß die endgiltige Entscheidung der RegieruM und der Krone auf das Schillerstraßenprojekt gefallen M Eine Anzahl von Gesetzentwürfen zur Ausgestaltung kM, bürgerlichen Rechtspflege ist ebenfalls in Aussicht gestellt, Tie Schulnovelle im Sinne einer „den Anforderungen der Zeit entsprechenden weiteren Enrwicklung dss MolM- schulwesens" kehrt wieder. Die Thronrede sagt, diese Aufgabe stehe auf dem Gebiete des Unterrichts im Vordergrund. Fertiggestellt ist der Entwurf einer Bauordnung,; - unmittelbar vor der Vollendung steht der Entwurf ein« Wegordnung, dessen Einbringung aber nickst so bald zcr erwarten ist. Zu den vollendeten Entwürfen gehört derjenige betreffend Schaffung einer LandwirffchaftskarM- mer. Die Diäten der Abgeordneten sollen in einem besonderen Gesetz neu geregelt werden. Das sind für die A Jahre der gegenwärtigen Legislaturperiode Ausgaben von hoher Wichtigkeit und iveittragendcr Bcdttitung, an deren! glücklicher Lösung das Land interessiert ist. So rufen wir denn unseren Landboten bei dein Eintritt in ihre Tätigkeit die Worte Uhlands zu:
Schaffet fort am guten Werke Bit Besonnenheit und Stärke!
Laßt Euch nicht das Lob betören!
Laßt Euch nicht den Tadel stören! -
Was Ihr Treues uns erwiesen.
Sei von uns mit Dank gepriesen!
Was Ihr ferner werdet bauen.
Sei erwartet mit Vertrauen!
Vom Landtag. Dem Schw. M. zufolge ist nu»-- mehr der Abg. Schultheiß Beißwanger (Schorndorf der Fraktion des Bauernbunds beigetreten. Ebenso W der Abg. OBM. Dr. Mülberger der Fraktion der Deuv- scheu Partei beigetreten. Die Fraktionen des Landtags
Berlin, 8. Febr. Die Blätter berichteten dieser 'Tage, daß der ultramontane Bayrische Kurier vertrauliche Briefe veröffentlicht habe, die während der Wahlkampagne zwischen dem Reichskanzler und dem Vorsitzenden des Deulschen Flortenvereins, General Keim, gewechselt worden sind und die nur durch Einbruch oder Diebstahl zur Kenntnis des offiziellen bayrischen Zcntrnmsorgans gekommen sein können. Die Voss. Ztg. teilt hiezu mit, daß die Staatsanwaltschaft das Verfahren wegen schweren Diebstahls eingeleicet hat.
Berlin, 8. Febr. Aus Lübeck wird der Voss. Ztg. berichtet: Von dem hiesigen Zentralkomitee der vereinigten bürgerlichen Parteien wurde auf Grund des Berichts einer Unrersuchungskommission endgültig beschlossen, gegen die Wahl des sozialdenwkratischen Kandidaten Schwartz beim Reichstag Einspruch einzulegen. Man hat so viele Fülle von Wahlfälschungen und einige grobe Verstöße gegen die Wahlordnung selbst ermittelt, daß begründete Hoffnung aus Ungültigkeitserklärung der Wahl vorhanden ist. Schwartz wurde mit mir 276 Stimmen Mehrheit gewählt.
Berlin, 8. Febr. Der Tanger Korrespondent des „Temps", welcher jede Woche wenigstens einmal einen deutschen Geschäftskniff enthüllt, weiß jetzt von einem be dentsamen Grundankauf in der Umgebung Tan gers für deutsche Rechnung zu berichten. Diese Erwerbung soll dadurch an Wert erheblich gewinnen, daß der Maghzen die Führung von Straßen gerade durch dieses Gebiet zugesicheri habe; überhaupt besitze, so meint der Korrespondent, Deutschland mehr als je zuvor das Vertrauen des Maghzen und des Sultans.
Wiesbaden, 7. Febr. Unsere Stadt hat nun dock) einen Sozialdemokraten in den Reichstag geschickt, trotz der Drohung des Herrn Intendanten v. Hülsen, er werde in diesem Falle keine Festspiele mehr in Wiesbaden veranstalten. Wird nun Herr v. Hülsen seine Drohung wahr machen? Jedenfalls darf man gespannt sein, ob der Kaiser zur Eröffnung des neuen Kurhauses erscheinen wird.
Schwerin, 8. Febr. Der Herzog Adolf Friedrich, Major im 2. Gardedragoncrregiment, wird anfangs Mai eine Durchquerung Afrikas beginnen. Die Kosten der Expedition trägt zum Teil die Reichskassc.
Schwetzingen, 7. Febr. Der hiesige Bürgcrausschuß genehmigte gestern einen Vertrag mit der Fabrik glasemaillierter Gefäße The Pfaudler Company inRo- chcster (U. S. A.), wonach dieser zur Errichtung einer Fabrik in Schwetzingen 40000 Quadratmeter Gelände unter besonderen Erleichterungen abgetreten werden. Der durch ihre Beihilfe der Gemeinde erwachsende Aufwand beträgt 40 000 Mk.
Budwcis, 7. Febr. Bischof Ri ha ist heute ge storben.
London, 7. Febr. Der frühere Minister Lord Gosch ar ist gestorben.
Madrid, 8. Febr. Gewaltige Schneefällc haben Verkehrsstörungen Und zahlreiche Unglück sfälle zur Folge. _
Zum Morde in Baden-Baden berichtet die „Badische Presse": Die Voruntersuchung gegen den Rechtsanwalt Han, der beschuldigt ist, seine Schwiegermutter Frau Molitor in Baden-Baden getötet zu haben, ist nunmehr abgeschlossen. Er leugnet die Tat in entschiedener Weise, verweigert aber auch die Aussagen über den Zweck seiner verschiedenen Maßnahmen vor dem Verbrechen. Der Staatsanwalt hat Anklage erhoben wegen Verbrechen des Mordes mit Ueberlegung. Die Verteidigung wird jedenfalls versuchen, mildernde Umstände dadurch herbeizu- sühren, daß mau die Tat als im Affekt begangen hinstellt. Hau soll sich bei Begehung der Tat und überhaupt seit längerer Zeit im Zustand nervöser Erregung befunden haben. Eine Untersuchung des Mörders auf seinen Geisteszustand scheint deshalb nicht ausgeschlossen.
Durch böswillige Täter sind dem Fischzüchter Wittum in Pforzheim 40000 Stück junge Forellen in seiner Brutanstalt an der Enz durch Ablenkung des Wasserzuflusses getötet worden. Der Schaden beträgt mehrere Hundert Mark.
In Wimpfen a. B. ist Donnerstag früh gegen 5 Uhr in dem altehrwürdigen Klostergebäude, das seit
Ais Schönheit von Weurdrow.
Nvman von Bognmil von Czartorski. 27
Die Perle dieser Geschichten, das Drama von Sielanka, daS tu einem sch: interessanten Dvppclselbstinorde eiucS Vornehmen LicbeSpärchens gipfelte, ging leider fast spnrlvS an Sebalds Ohr vorüber, so ausmerkjam er zu lauschen schien. Seine Gedanken beschäftig!«!! sich unaufhörlich mit der erstaunlichen Entdeckung dieses Nachmittags und waren lediglich darauf gerichtet, einen Weg z» der s,eheiiiiuisvvllen dritten Person zu finden. Er uinßre sie von Angesicht zu Angesicht sehen, um ihre Identität mit Liska Steinert feststellen zu können.
War eS überhaupt denkbar, daß hier noch eia Zweifel obwaltete? Lag die Vermutung nicht ganz nahe, Ruck habe, vielleicht sogar in Uebereiustimiunng mit dem Vater des Mädchens, seinen mit wer weiß welchem Preise erkansten Schatz hier in diesem sicheren, stillen, kleinen Versteck verborgen?
Zu welchem Zweck und auf wie lauge, waren nicht zu beantwortende Fragen; ebenso diejenige, was für dieZukuust über die Schönheit von Rembrow beschlossen worden. Aber das tat hier gar nichts zur Sache Sebold hatte sie gefunden! Er hatte sie ohne Zweifel gefunden und wollte das Seinige dazu tun, dem alten Habicht seinen Spaß zu verderben.
Aus den Reden der alten Haushälterin und ihres liebenswürdigen Sohnes schien hervorziigehen, daß das Mädchen keinesfalls gutwillig in das Gefängnis gegangen und noch heute durchaus nicht gewillt war, sreiwilbg darin ausznhallen.
Wohlan! Sie sollen befreit werden! Ter Retter war da! „ES müßte wunderlich zngehen, wenn dieser Retter sich nicht ihren Dank zu erwerben vermöchte," niviiolvgisierte Sebvld, „und ich denke, die kleine Dienerin wird mir dazu verhelfen. Die gute Madame Plappertasche steht allzusehr unter dem Pantoffel ihres Sohnes, als daß sie sich zu meinem Zweck verwenden ließe, und er selbst.. alle guten Geister mögen mich bewahren! Wenn mich übrigens mein Vorgefühl nicht trügt, so wird man mir ein Nachtlager in Sielanka nnbieten, uni, im Anschluß daran findet sich wvh! heutenoch Gelegenheit, einige Schritte vorwärts zu kommen . .
, „In der Tat, Herr Förster, -eine tragische, eine überaus ergrevcnd.' Geschichte! Beide waren sogleich tot, sagen Sie? Ein veschickter Roman: .reiberkönntt. ans diesem Sujet etwas ma
chen! Aber schauen Sie, da liegt Sielanka schon wieder vor uns! Was für ein vortrefflicher Geielischaftcr Sie sind. Ich verdanke Ihnen wirklich einen außerordentlich genußreichen Nachmittag."
Als die beiden Männer in dak Wohnzimmer der Haushälterin traten, bemerkte diese sofort, daß ihr Sohn um einige Nuancen weniger unzugänglich und abweisend anssah, und wagte es daraufhin, den Rittmeister zu dem ansprechend arrangierten Imbiß einznladen, welchen sie in der Zwischenzeit hergerich- iet hatte.
Einige Zeit danach, nachdem der vornehme Gast durch die liebenswürdige und verständnisvolle Anerkennung aller Vorzüge des kleinen Mahls aufs neue ihr Herz gewonnen, wagte sie noch mehr: sie gab der Vermutung Ansdruck, Herr von Sebold werde eS vorziehen, in ihrem Hanse zu nächtigen, statt bei sinkender Nacht den Rückweg anzulrcten.
Herr Nikolaus schwieg dazu. Aber das war schon ein Sieg für Frau Zacher.
„Und Du, lieber Nikolaus, übernachtest Du gleichfalls einmal hier, oder ist eS DeineAbsicht, »och diesen Avend nach Naschkvw zurnckzukehren?" fragte sie, ihren ungeschlachten Sprößling mir mütterlich liebevolle» Angen anblickend.
Herr Nikolaus ließ dreiviertel einer kalten Kotelette in seinem großen Munde verschwinden. „Das wird sich finden," antwortete er dann, geräuschvoll kauend.
„Zur Zeit bin ich hier ES verschlägt mir nichts, einmal mit- ten in der Nacht hrimzugehen, wie Du weißt. Im andern Falle finde ich schon hier, was ich brauche."
Die gute Fran Zacher hatte bereits lange vordem ein Gastzimmer Herrichten lassen, und forderte nun den Rittmeister, der augenscheinlich sehr müde war, auf, sich zur Ruhe zu begeben.
Kaschinka mag Sie znrechtweiseil, gnädiger Herr, und Ihnen später noch bringen, wonach Sie Verlangen tragen," sagte sie in ihrer sreundlicheii Art. „Kaschinka, mein Kind, hier ist der Armleuchter. Möchten Sie recht sanft unter unserem Dache ruhen, gnädiger Herr!"
„Besten Dank! Wie könnte eS anders sein nach einem so schönen, friedvollen Tage? Gute Nacht, Herr Förster, gute Nacht, Frau Zacher."
„Ich wünsche Ihnen, wohl zu ruhen!" sagte auch der angenehme Herr Nikolaus mit dem wohlwollenden Zusätze: „Wenn Miuko einmal aufbellen sollte »'ährend derNachr. so lasse» Sie
sich nicht dadurch erschrecken. Es ist so seine Art. auf daS geringste Geräusch im Hanse oder in der Nähe desselben zu antworten."
„Schon recht, mein Freund, damit schüchterst Du mich nicht ein," dachte Sebold, die Treppe langsam ersteigend, ans der ihm Kaschinka mit steif emporgehobenen Armleuchter voranschritt.
DaS für ihn hergerichtetc Zimmer war, obschon einfach, sehr freundlich: ein kleines Kaminseuer brannte im Ofen und warf seine unruhigen Streiflichter ans die Vase, die FranZacher selbst mit Herbstblumen gefüllt und in die Mitte des runden Tische» gestellt hatte.
Nachdem Kaschinka den Leuchter ans der Hand gesetzt, machte sie Miene, sich zu entfernen.
Das lag jedoch keineswegs in den Wünschen des Rittmeisters. „Warten Sie eininal einen Augenblick, liebes Kind," sagte er in seinem gütigsten Tone und schlug langsam eine große Brieftasche auseinander. „Ich hätte Lust, Ihre kleinen Dienste für mich schon heute zu belohnen, da ich morgen sehr früh das Hans Verlasse und Sie vielleicht gar nichr zu Gesicht bekomme. Wie märe es mit diesem kleinen Andenken schöne Kaschinka?"
DaS Mädchen zuckte zusammen, als sei ihm von unsichtbarer Hand ein Schlag in den Rücken versetzt worden. Der Anblick der glänzenden Goldmünze im Verein mit dem „schöne Kaschinka" raubten ihr bald die Besinnnnng. Ihre ohnedies großen Augen erweiterten sich »och um ein Beträchtliches, während ihre Hände mit einer Geschwindigkeit und Energie, die einer besseren Sache würdig gewesen wären, ans der saubersten aller Weißen Schürzen eine regelrechte Wurst zu drehen bestrebt waren.
Der Rittmeister bemerkte die Wirkung seiner Taktik mit innerer Geiingtunng.
„Lassen Sie Ihre unselige Schürze in Frieden, Kaschinka, und versuchen Sie, etwas weniger blöde zu sein Ich meine eS gut mit Ihnen." Er lächelte und hob ein zweites Goldstück zwischen den Fingern empor.
„Hier istNnmmer zwei, Kleine ? Blitzt eS nicht prächtig ? Aber Schön-Kaschinka muß mir dafür einen kleinen Dienst leisten."
In demselben Moment erklang unten im Hanse eine schrille kleine Glocke migenichemlich von ungeduldiger Hand bewegt, und Kaschinka klappte in ihr altes Ich zusammen. „Das sein er! Das sei» sich der Herr Förster! Ich muß fort!" sagte sie mit allen Anzeichen eines heftige» Erschreckens. 138.20