Staaten für seine Pflicht, auf der bevorstehenden zweiten Haager Friedenskonferenz für eine Fortbildung des Völker» rechts im Sinne des Friedens und der Humanität einzutre- ten. Dir Regierung habe deshalb die Einladung Russland um lebhafter Genugtuung angenommen. Das Programm scheine diejenigen Fragen zu enthalten, die in erster Linie einer praktischen Erledigung bedürften.
Was im besonderen die Wünsche Steads anbelangt, die dieser dem Reichskanzler gegenüber zum Portrage brachte, so soll sich der Reichskanzler dahin geäußert haben, daß es die deutsche Regierung mit der Haager Konferenz sehr ernst Pr nclime, daß aber gegen die Erweiterung des bereits sehr umfangreichen Konferenzprogramms voll verschiedenen Seiten erhebliche Bedenken her vorgehvben werden konnten, die zunächst einer sorgfältigen Prüfung bedürften. Stead dürfte von der Besprechung den Eindruck gewinnen, daß Deutschland keineswegs, wie von manchen Seiten behauptet wird, ein Gegner der friedlichen Bestrebungen sei, die in der Haager Konferenz ihre Verkörperung finden, und daß es sich an dieser wichtigen Arrbeit mit voller Hingabe zu beteiligen gedenke, wenngleich es praktische Bedenken gegen die Ueb erlast» ng des Kvnferenzprogramins hat, das schon jetzt eine Fülle nützlicher lösbarer Fragen anregt, die die Tätigkeit der Konferenz voll in Anspruch nehmen werden. - - Wenn man den Worten des Herrn Bülvw Glauben schenken soll, dann muß die deutsche Regierung als Vertreter andere Männer als das letztemal entsenden.
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Heer Ltöcker in Verlegenheit. Die Stöcker s ch e Zeitung „D a s Rei ch" ist in arger Geldbedrängnis. Herr Stöcker erläßt einen dringenden Aufruf an „treue Protestanten", in dem er es als nötig bezeichnet, daß evangel. Männer und Frauen in der Höhe von 30 000 Mk. für das Blatt eintreten, damit es bestimmt weiter erscheinen kann." Er erzählt bei dieser Gelegenheit: „Ein großgesinnter Patriot gab dazu 150000 Mk. als diese Summe nicht ausreichte, haben Freunde der Sache große Opfer gebracht, der eine 10 000 Mk., ein anderer 150 000 Mk., ein dritter 36 000 Mk. Ich habe vor vier Monaten zu einem Fonds von 60 000 Mk. aufgernfen, ohne den Zweck zu bezeichnen, der damit gemeint sei. Aber es handelte sich um die Erhaltung des Reich." Der damalige Aufruf habe nicht den genügenden Erfolg gehabt. Wenn das „Reich" eingche, so gehe damit die große Summe von 250 000 Mk. verloren.
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Die Ursache der Reden-Katastrophe, lieber die Enlstehungsursache der Explosion im Bildstockschacht der Redengrube ist nichts Bestimmtes zu erfahren. Die frühere Mitteilung, daß der letzte Sonntag von Einfluß gewesen sei, wird von fachmännischer Seite wiederholt bestätigt. So wird versichert, daß einer der verunglückten Vor fahr er bis Montag früh 4 Uhr auf einem Ball gewesen sei. Diese Vorfahrer, auch Wettermänner genannt, müssen um halb 4 Uhr einfahren und alle Arbeiten nach Anzeichen von Schlagwettern mit besonderen Apparaten kontrollieren. Mit dieser Kontrolle scheint es auf der Redengrube nicht zum besten bestellt zu sein. Von einem Fachmann aus der Bergarbeiter- schaft wird einem Berliner Blatte geschrieben: Bedenkt man nun den Umfang der Grubenbetriebe - die weiten unterirdischen Wege, die der Wettermann von halb 4 bis halb 6 Uhr zurücklegen muß — oft sind es insgesamt fünf bis sechs, ja bis zehn Kilometer Wege strecken (!) die durch Grundstrecken, Querschläge, Bremsberge, Teilstrecken, Leitstrecken, Streckstöße, Pfeiler- 1er usw. führen, so wird sich jeder Laie sagen müssen, daß die Vorfahrer nur in mangelhafter Weise befahren können. Warum stellt man denn gemäß den Wünschen der Arbeiterorganisationen keine Grubenkontrolleure an, die, gewählt von ihren Kameraden, mithelfen, für den Schutz des Lebens und der Gesundheit der Belegschaft Sorge zu tragen. Gerade im Saarrevier gehört das ganze Vorfahrersystem in der jetzigen Form noch zu dem alt e n s a ar a b is ch en Zo pf, und nicht immer werden die zuverlässigsten und tüchtigsten Bergleute an diese verantwortungsvollen Posten gestellt. Am Sonntag vor dem Unglück ruhte wie gewöhn
lich die Hauptarbeit, und immerhin möglich ist es, daß die Vorfahrer des Montagsmorgen gerade die Orte vernachlässigt haben zu befahren, in denen Wetrer standen. Unglaublich erscheint uns das Gerücht, welches behauptet, daß die Belegschaft angefahren sei, ehe die Vorführer „Alles in Ordnung" gemeldet hätten.
Auf jeden Fall zeigt es sich jetzt, welche große Verantwortung diejenigen Parteien trifft, die aus einem Bergarbeiterschutzgesetz der Regierung vor zwei Jahren ein Bergarbeitertrutzgesetz machten. Hier scheint in der Tat der wunde Punkt zu sein, bei dem die Untersuchung ein- znsetzen har, und der auch daS preußische Abgeordnetenhaus noch erheblich beschäftigen wird.
Im französischen Kabinett zeigen sich neue „Unstimmigkeiten". Im Verlauf der Mittwochssitzung der D e p u t i e r t e n k a m m e r, in der die neue Vorlage über die Anmeldung von Versammlungen behandelt und schließlich mit 550 gegen 5 Stimmen angenommen wurde, kam es zu Reibereien zwischen dem Kultusminister Briand und dem Ministerpräsidenten Elemente au, der, wie Briand sich nachher seinen Freunden gegenüber aussprach, „seinem Witz und seiner Ironie in der Kritik des Trenn- ungsgcsetzes auf meine Kosten freien Lauf ließ". Briand verließ den Saal mit der ernstlichen Absicht, zu demissionieren, und konnte nur durch dringendes Zureden seiner Ministerkollegen und Clemenceaus selbst zum Bleiben bewogen werden.
T-g.s-Ki-raertL
Berlin, 31. Jan. Dem Kaiser sind zu dem Grubenunglück auf Reden herzliche telegraphische Beileids- kundgebungen von dem Kaiser von Rußland, dem König von England und dem König von Italien zugegangen.
Berlin, ZI. Jan. Die Stadtverordnetenversammlung bewilligte für die Witwen und Waisen der verunglückten Bergleute auf Grube Reden 10 000 Mark. - Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Breslau bewilligte für denselben Zweck 5000 Mark.
St. Johann, 31. Jan. Prinz Friedrich Leopold war heute mittag 12 Uhr nochmals am Förderschachte in Reden. Dort ließ er sich die Rettungsmannschaften vorstellen und dekorierte mehrere, die in Trägerapparaten hervorragendes bei den Bergungsarbeiten geleistet hatten. Von Reden fuhr der Prinz nach St. Johann, wo er im Rheinischen Hof abstieg. Dort fand um 3 Uhr ein Mahl statt, an welchem außer dem Prinzen Minister Delbrück sowie die Spitzen der Behörden teilnahmen. 5 Uhr 22 reiste der Prinz über Frankfurt direkt nach Berlin zurück. — In der Grube befinden sich noch neun Tote, von welchen man indessen nicht weiß, ob sie geborgen werden können, da sie gänzlich verschüttet sind.
Wien, 1. Febr. Der Zirkus Wulff (auch in Württemberg bekannt), der z. Zt. im Reiterzirkus Vorstellungen gibt, ist bankerott geworden. Die zahlreichen Tiere, darunter 2 Elefanten, können nicht mehr gefüttert werden und brüllen in Hungerqualen. Dem Personal ist gestattet worden, am Sonntag eine Vorstellung zu geben, um Geld für den Lebensunterhalt zu erlangen.
London, 31. Jan. Lady Dorothy Cuthbert, Tochter des Earl of Stafford, wurde heute auf der Fasanenjagd auf Schloß Beaufront durch einen fehlgegangenen Schuß getöte t.
Madrid, 31. Jan. Meldungen aus Tanger zufolge nimmt die Unterwerfung der Führer des rebellischen Stammes Benim Suar zu. Raisuli, welcher ins Bergland entfloh, ließ bei dem Kriegsminister Geb bas anfragen, ob er, wenn er nach Tanger käme, Pardon fände.
Warschau, 1- Febr. Der Chef der Geheimpolizei ist bei einer Ausfahrt von Terroristen getötet worden. Sein Kutscher ist verwundet.
Newyork, 31. Jan. Tie Staatsbehörden erheben formelle Anklagen gegen den Theatertrust der 500 Theater führt.
In Nassau (Täubergrund) 'scheuten die Pferde öeT Tr. Bauer aus Weitersheim und gingen durch. Tr. Bauer wurde mit solcher Wucht aus dem Schlitten geschleudert, daß er schwere Verletzungen am Kopfe und einen Beinbruch erlitt.
Das „Morgenblalt" meldet aus Maxhürte bei Regensburg: Mittwoch Nachmittag barst das Oiewölbe des'Puddelofens, wobei drei Arbeiter verunglückten: einer ist bereits gestorben.
Aus München kommt folgende schlimme Kunde: Bei Ahorn im Walsertal (Vorarlberg) rissen 2 Lawinen 2 Häuser und 0 Stallungen in die Tiefe, 6 Personen sind tot, 4 gerettet, 5 werden vermißt, ebenso 40 Stück Vieh.
Einen internationalen Kaurivnsschwindler sucht der Staatsanwalt in München in der Person des Ear! Ott» Frahm, geb. 1881 in Weida (Sachsen-Weimar). Er steht auch im Verdacht, die Kontoristin Sophie Gr undo- rat aus Wien verbrecherisch beseitigt oder verkuppelt zu haben. Frahm arbeitet meist unter den Name» Walter Pülz, Rudolf Fellow, Halm, Hahn, Willersdorfer, Schneider.
In W ü st e g i e r S d v rf (Schlesien > verübte ein Trupp junger Vergleut e, die bei der Kaisergeburtstagsfeier aus einem Saal gewaltsam entfernt wurden, weil sie beim Kaiser hoch demonstrativ sitzen geblieben waren, schweren L a u dfr i e d e u s b r uch. Sie demolierten die Fenster des Gasthaches, warfen mit Steinen, Flaschen und Fässern gegen die Haustüre und mißhandelten mit Messern und Zaunlatten einen Kellner und einen Kutscher schwer. Die Gendarmerie nahm acht von den Uebeltäteru fest.
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Aus Girgenti (Italien) wird gemeldet: In einem Salzbergwerk in der Nähe der Gemeinde Cianciana erfolgte in der Nacht ein plötzlicher Einsturz, durch den drei Bergleute verschüttet wurden. Beamte und Karabinier: eilten herbei und schritten sofort zu dem schwierigen Rettnngs- werk. Ein Bergmann wurde als Leiche geborgen, ein zweiter so schwer verletzt äusgesunden, daß er heute gestorben ist: der dritte ist noch nicht geborgen.
Von den auf der Stuart Kohlengrube in Westvirginia verunglückten Bergleuten wurden bisher vier als Leichen heraufbefördert. Der Betriebsleiter glaubt, daß 60 bis 90 Bergleute, die sich zur Zeit der Explosion in der Grube befanden, sämtlich tot sind.
Wetteruacdrilhren.
Kempten, 31. Jan. Infolge der Schneeverwehungen wurde der Verkehr weiter eingestellt auf den Strecken Sonthofen-Oberstdorf, Röthenbach-Scheidegg und Türkheim-Wörishofen. Der Zugverkehr Lindau-München und umgekehrt wird teilweise über Hergatzmemmingen geleitet. Es wurde Militär requiriert. Viele Orte sind ganz eingeschneit. Der Schneesall hält noch an.
Karlsruhe, 31. Jan. Aus dem badischen Oberlande kommenden Meldungen über ungewöhnlich starke Schneefälle, besonders aus dem Schwarzwald. Die Züge erleiden zum Teil erhebliche Verspätungen. Einzelne blieben im Schnee stecken. Zwischen Titisee und Hintergarten entgleiste infolge des heftigen Schneewehens die Lokomotive eines Zuges. Auf Neueck bei Furtwangen hat der Schnee eine Tiefe von 2,5 Meter erreicht. Der Postverkehr stockt ebenfalls.
Baden-Baden, 30. Jan. Seit heute Mittag herrscht ununterbrochen ein sehr starkes Schneetreiben mit starkem Sturm. Die Kälte ist wieder im Zunehmen begriffen. Auf den Bergen hat sich bereits wieder eine hohe Schneedecke gebildet.
Dresden, 31. Jan. In Sachsen herrscht starkes Schneetreiben, weshalb auf den erzgebirgischen Nebenbahnen wiederum Züge stecken bleiben und starke Verspätungen haben. Die Hauptlinien sind offen.
Berlin, 31. Jan. Der gesamte Verkehr der elektrischen Straßenbahn ist seit heute Nacht infolge außer-
Aie Schönheit von Wernbrow.
Roma» von Bvgniinl von Czartvrski. 16
„Aber Sie kehre» wieder, nicht wahr? Leidenden gewährt inan, wie den Kindern, gewisse Vorrechte. Ich möchte die meinen vnsnütz-.w."
Bern Verlassen des Zimmers stieß Frau von Stablewski kick ttmrbwq, der ickivn einige Minuten cm der Tür gestanden hatte mW ichritt mit leichtem Gruße an ihm vorüber.
„Ten T> iifel auch: Tie machen es hier wie überall! Sie zaubern die selönen Frauen ans dem Erdboden!" sagte er näher- trerend. ..Wer ist denn diese wnndervvlle Person, Ehrenbreit? Ilnd wo kan: sie per?"
„Fangen Sie nur nicht Feuer, Hnrbing, das wäre hier anS- sichiSivS Miheres >o!ieitt?ie erfahren, nachdem ich mich ei» bißchen auSacrnht bade, und sollen auch, wenn es in Ihren Wim- tcben liegt, der wundervollen Person bald Vvcgestcllt werden.Ans spater also!"
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RTmttsier von Sebold war der erste, der nngesähr eine Wo.re nach len berichteten Ereignissen zur Ausführung seines EnckulnsseS schritt.
Leider gab es nur den einen Weg, wieder mit Steinert zu vertändeln, da seine Ettlchrnngen ihn gelehrt hatten, daß nur der Schönheit selbst herzlich wenig ansrnstellen war. Da konate «r unermüdlich von den Wundern der Kunst, von den Freude» und dein Glanze der buntesten und heitersten aller Welten, der TheMerwelt, zu ihr reden, sie hotte das an, wie sie eben alles aiu örte, was über ihren Horizont ging.
Eine vornehme Dame werden, ja, das sollte und wollte die Schönheit von Rembrvw, es eilte ihr aber nicht damit; und sie «mb sich augenscheinlich keine große Mühe, dem „Wie?" nachzn« sinn...
Ter Obergärtncr saß, daS KreiSblatt lesend, vor der Tür, als der Rittmeister die Gartenpsorte öffnete.
„Es ist heiß heute, Herr Steinerl, und Ihr Banmschatten zu verlockend, als daß mau vvrübergehen könnte."
„Sie sind sehr gütig, gnädiger Herr. Der Edelhof bietet ja weit inehr von dieser Art."
„Allerdings. Mein Kommen hat auch, wie Sie bereits erra- ten haben werden, einen anderen Zweck. Ich bin hier, um eine
ernsthafte, eine letzte Frage an Sie zu richten in der neulich zwischen uns zur Sprache gekommenen Angelegenheit. Haben Sie überlegt, Herr Steinert?"
„Vollkommen, gnädiger Herr. Diese Sache ist bei mir seit langem abgetan."
„Nun? Welche Antwort erhalte ich auf mein uneigennütziges Anerbieten, Ihrem Kinde den Weg in die Welt zu bahnen und zu einer glanzvollen Stellung darin verhelfen zu wollen?"
„Zunächst meinen Dank, gnädiger Herr. Ich bin Ihnen in der Tat außerordentlich verbunden für die Teilnahme am Geschick meiner Tochter! Trotzdem sehe ich mich leider gezwungen, Ihr so ehrenvolles Anerbielen abznlehuen. Ein anderer Weg, der nur eine sichere Gewähr für des Mädchens Glück bieiet, mußte dem von Ihnen vorgeichlagenen vorgezogen werden."
Der Oveogärtner bemühte sich augenscheinlich, sehr gewählt zu reden, doch sprach er in dem gewohnte», ehrerbietigen Ton. Sein viereckiges Antlitz mit den groben Zügen zeigte die devote und zugleich nnergrnndliche Miene, die eS stets unklar ließ, inwieweit der Mann die Wahrheit oder seine Ueberzeugung auS- sprach.
Sebold war in dieser Minute weit weniger Herr seiner Züge; dieietben drücktenAerger, Enttäuschung und zugleich eiue unruhige Spannung ans, die Steinert nicht entging. Er schien aber keineswegs gesonnen, etwas über den Weg verlauten zu lassen, den Liska zu gehen bestimmt war.
In: Kopfe des Rittmeisters kreuzten sich die verschiedensten Vermutungen. Lollle ihn: semand vom Edelhofe znvvrgekvm- mcn sein? Sollten Hnrbings Warnungen hier wirken? Oderein Antrag des alten Habicht? Um das i» Erfahrung zu bringen, durfte er seine Niederlage nicht als solche auffassen, nicht zugeben.
„Sie haben mich einigermaßen überrascht, das kann ich nicht leugnen," sagte er endlich, sich sammelnd. „Ich erwartete keine Zurückweisung. Und vielleicht wird Ihnen dieselbe einst leid Was auch anbctrifft, so kann es mir gleich sein, ans welchem Wege Ihre Tochter ihr Glück findet; ich werde mich desselben stets aufrichtig freuen, gleichviel, ans wessen Hand es ihr kommen mag! Vermutlich behält Rembrvw seine Schönheit nun auch noch länger, Herr Steinert? Das wäre etwas, das mich mit der Wendung der Dinge fast anssöhnen konnte."
„Darüber weiß ich Ihnen in der Tat nichts mitznteilen, gnä-
diger Herr. Bis jetzt entschieden wir uns über die Einzelheiten noch nicht Nur soviel steht fest: für meine Tochter ist in jeder Beziehung gesorgt."
„So nehmen Sie meinen vorläufigen Glückwunsch schon heute, und vergessen Sie nicht, daß ich als bewährter Freund des Gärt- nerhames auch ein gewisses Anrecht an Ihr Vertrauen habe; ein größeres als die anderen."
Der Obergärtner lächelte. „Sie sind sehr gütig, gnädiger Herr! Ich setzte niemals Zweifel in die Aufrichtigkeit Ihres Wohlwollens für inein Kind. Würde Ihnen ein Glas frischer Milch gefällig sein, da es so heiß ist?"
„Ich danke Ihnen für heute, lieber Herr Steinert. Man erwartet mich ans dem Edelhose um diese Stunde. Ich spreche aber bald wieder einmal vor."
Sebold verließ den kleinen Garten ziemlich eilig, da sei» scharfes Auge jenseits der Wiese die Helle Gestalt Liskas erspäht hatte und eine Begegnung mit ihr keineswegs i» seinen Wünschen lag.
Während Sebold den Weg zn»l Edelhose cinschlug, kam aus entgegengesetzter Richtung der Maler ans das Gärtnevhaus zu; er traf mit der Schönheit an der Gartentür zusammen.
„Guten Abend, Fräulein Steinert," sagte er freundlich; „wollen Sie n»ir für kurze Zeit Gastfreundschaft gewähren?"
Liska sah den Maler gern; sein bescheidenes Auftreten, der einfache, freimütige Verkehrston, den er ihr gegenüber stets an- schlng, heimelten sie an und nahmen ihr etwas von ihrer Scheu und Befangenheit.
„Es wird uns lieb sei», wenn Sie hier ausrnhen und ein Glas Milch nehmen wollen," war ihre lächelnde Entgegnung. „Vater ist auch noch daheim."
„Vortrefflich! Ich möchte ein Wort mit Herrn Steinert reden "
Während das Mädchen sich bescheiden entfernte, nahm der Obergürtner die Pfeife ans dem Munde und bewillkoinnmete den zweite» Gast dieses Nachmittags. Es war ihm nicht recht klar, was für ein Wort nun wieder dieser mit ihm zu reden haben könne.
Hnrbing hielt nicht hinter dem Berge. „ES ist eine Bitte. Herr Steinert; klein oder groß, je nachdem Sie die Sache auffassen " 1Z8.2S