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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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Amtsblatt für die Stadt lvildbad.
verkündigungsblatt
d« Rgl. Korstämter Vildbad, Meistern, Lnzklösterie rc. mit
amtlicher ^remdenliste.
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Ter Reichstagsabgeordnete S chr aber schreibt zu den Stichwahlen, bezw. über das OKsicht des neuen Reichstags:
Die Beschaffenheit des neuen Reichstages läßt sich ziemlich sicher übersehen. Unvermindert bleibt der Besitzstand des Zentrums; es kann nur wenige Mandate in der Stichwahl verlieren. Die konservativen Parteien und die N a t i o n a l l i b e r a l e n iver- den von dem Verluste der Sozialdemokratie den größeren, die drei Parteien der Linken den kleineren Teil gewinnen; die Sozialdemokratie kann bis zur .Hälfte ihres Besitzes verlieren. Die Widerstandskraft der Linken im ganzen gegen etwaige reaktionäre Pläne und gegen weitere indirekte Belastung des Volkes durch Zölle, Steuern und dergleichen ist geringer geworden.
Welche Stellung der Reichskanzler einuehmen wird, ist noch unsicher. Nach seinen Kundgebungen scheint er an seiner bisherigen Politik nichts ändern und die Mehrheit, welche ihm Konservative, Nationallibsrale und Freisinnige bieten können, nur dazu benutzen zu wollen, gewisse Forderungen, für welche etwa das Zentrum nicht zu haben sein sollte, insbesondere Bewilligungen für Heer, Flotte und Kolonien, durchzusetzen.
Der Liberalismus muß in dieser Lage der Tinge besonders auf der Hut sein und scharf betonen, daß er weder seinen alten, stets vertretenen Grundsätzen untreu werden, noch in ihrer Verteidigung irgendwie lässig werden will. Er darf sich nicht darüber tauschen, daß gerade jetzt die Hauplgesahr von der rechten Seite droht.
In eimn wichtigen Beziehung ist noch völlige Ungewißheit. Wie werden sich Reichskanzler und Zentrum zu einander stellen?
Tie eigentlisije Bedeutung der Auslösung und der Wahlbewrgnng sollte doch sein, Macht und Einfluß 1)es Zerrtrums zu beruhen! Gerade diesen Zweck und die Art, wie Ternburg sich in dessen Dienst stellte, ist es gewesen, was den Beifall des Volkes zuerst Hervorruf. Es scheint beinahe, daß der Reichskanzler diesen Zweck bereits durch die Verminderung der sozialdemokratischen Mandate für erreicht hält. Die Macht des Zentrums ist dadurch zwar geringer geworden und der Reichskanzler und Ministerpräsident Fürst Bülow steht im jetzt stärker gegenüber. Aber wird er diese Stärke zu dem benutzen, was bei der Iteichstagsauflösnng erwartet wurde? Wird er Deutschland erlösen wollen von dein schwer empfundenen Druck einer nichtbloH vom Z entr n m geübten heimli ch e n Neb enreg ier nn g, deren Wirkung auch ihm nicht fremd geblieben ist? Wird er sich damit begnügen, das Zentrum aus der Kolonialpolitik auszuschalten?
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Nichts könnte mehr enttäuschen, als wenn sich zeigte, daß der Reichskanzler sich mit seiner Besserung der Kolo- nialpolitik begnügen, sonst aber alles beim alten lassen will. Die Kolonien haben wohl an manchen Orten eine große Rolle in der Wahlbewegung gespielt, aber es war doch hauptsächlich die Entrüstung über das Verhalten des Zentrums und dessen tapfere Zurückweisung ourch Herrn Ternburg, was begeisternd aus die Wähler wirkte. Man wird sich freuen, wenn er die Kolonialverwaltung gründlich verbessert und die Kolonien allmählich zum wirtwirtschaftlichen Gedeihen bringt, aber die Interessen an ihnen sind doch nicht allgemein genug, und oie Fortschritte können nur langsame sein, so daß sehr bald die großen all gernei nen Fragen der inneren Politik wieder die Hauptsache bilden werden. Dann ist aber die Auseinandersetzung mit dem Zentrum und dem rückschrittlichen Gange unserer Kulturfragen unvermeidlich. Uni so mehr, als es gerade neben den Vertretern der großen Handels- und industriellen Interessen die Männer der Wissenschaft gewesen sind, welche dem Reichskanzler wesentliche Unterstützung bei der Wahl geleistet haben und noch leisten werden. Sie erwarten mit Recht eine freiere Politik als die bisherige.
Und will der Reichskanzler alles beim alten lassen, so wird auch das Zentrum bald genug seine frühere Macht wiedergewinnen. Dazu hat es Mittel und Freunde genug, wenn ihm auch die doch nur iu Einzelfällen gewährte Unterstützung der Sozialdemokratie fehlt.
Dem Liberalismus aber bleibt zurzeit nichts übrig, als damit zu rechnen, daß die Wahlen die rechte Seite verstärkt haben und die Stichwahlen sie noch weiter verstärken werden. Er muß sich hüten, selbst dazu beizuSragen, und dafür sorgen, daß niemand liberale Stimmen erhält, von dem zu befürchten ist, saß er zur Gefährdung der liberalen Errungenschaften beitragen wird.
Tie Stichtvahlparolen. Das Stuttgarter Zen- trumsblatt teilt die Kölner S tich w a h l pbe d i n gnn- ge n des Z e n t r n in s mit und fügt hinzu: „In einer Sitzung des Parreivorstandes der würitembergischen Zentrums- partci, welche mit Vertretern der in Betrackst kommenden Stichwahlbezirke am 29. Januar zu Stuttgart stattfand, wurde beschlossen, sich dieser Parole anzuschließen. Auf Grund dieses Beschlusses werden sämtlichen in Stichwahl stehenden Kandidaten des 3., 4., 7., 12. und 1.4. Reichs- wgswahlkreises (Heilbronu, Böblingen, Calw, Crailsheim und Ulm) diese Fragen vorgelegt werden. Je nach der Stellungnahme der Kandidaten wird die Zentrumspartci die Entscheidung treffen.
Weitere Stichwahlparolen. Aus München wird gemeldet: Die Zentrumsorgane agitieren fortgesetzt energisch gegen eine Unterstützung der Liberalen gegen die Sozialdemokraten in den beiden Münchener Wahlkreisen und arbeiten dabei auch mit der angeblichen Absicht der Liberalen und Konservativen, das Reichstagswahlrecht zu ändern. - - Nach einer Meldung des Berl. Lok.-Anz. aus Jena beschloß der dortige Freisinnige Verein, in der Stichwahl für den sozialdemokratischen Kandidaten gegen den Nationalliberalen einzutreten. — Im preußischen Abgeordnetenhause haben der Deutschen Zeitung zufolge, Verhandlungen zwischen Nationalliberalen und Zentrum über die Stichwahlen stattgefunden.
* * ch
Vergebung von Staatslieferungen an Handwerker und Handwerkervereinigungen. Im
Reichstage äußerte sich der Direktor der Kolonialabteilung, Ternburg, zu der Frage, ob nach Auslösung des Vertrages mit der Firma Tippelskirch durch kleine heimische Handwerker und Gewerbetreibende sowie Hand- wcrkervereinigungen und ähnliche Korporationen mit Aufträgen seitens des Kolonialamtes bedacht werden möchten, daß im Kolonialamtc nicht Personal genug vorhanden sei, um mit vielen verschiedenen Lieferanten Verträge abzuschließen. Im Interesse der Handwerker wäre es zu wünschen, daß nunmehr genügend Organe hierzu angestellt würden. Einen interessanten Versuch nach dieser Richtung hat jetzt die österreichische Armceverwaltung unternommen. Sie vergibt für das laufende Jahr den vierten Teil ihres Bedarfs an Lederwaren und Arbeiten an Kleingewerbetreibende des Schuhmacher- und Sattlerhandwerkes. Um diesen die Anfertigung zu erleichtern oder erst zu ermöglichen, werden ihnen die erforderlichen Muster, Zeichnungen usw. zugestellr und selbst die nötige mündliche Anleitung gegeben. Ans der anderen Seite wird den Handwerkern der Abschluß eines schriftlichen Vertrages wie die Stellung einer Kaution erlassen. Auf die Kleingewerbetreibenden Oesterreichs entfallen hiebei etwa 50 000 Paar Stiefel im Werte von etwa 500 000 Mark und Sattlerarbeiten im Werte von etwa 200 000 Mark. Man rechnet, daß dabei auf jeden Schuhmacher vielleicht sieben Paar Stiefel, auf den einzelnen Sattler Lieferungen im Werte von etwa 500 Mark kommen dürften.
Fürst Bülow und die Ariedensbestrebnugeu.
Von der Unterredung des Reichskanzlers nrit Herrn Stead aus London erfährt die „Köln. Ztg.": Fürst Bülow erklärte, Deutschland erachte es gleich den übrigen
Kie SchöttherL von Wemörow.
Roman von Bogumil von CzartorSki. 15
Eine Stunde später unternahm der junge Laudmann noch e« Zweites.
„Ich mnß mich überwinden,* sagte er sich, dem Gärtner- Hause zuschreitend, „und noch einmal ein Wort, ein letztes Wort mit Steiuert reden. Mein Gewissen sagt mir, daß ich es Liska schuldig bin ; ihr und jener guten Frau dort oben, die ihr Kind so früh verlassen mußte."
Der Obergärtner war zu Hanse. Er rauchte, über den Gar- teuzaun lehnend, ans einer schönen, nagelneuen Meerschaum- pfeife den besten Tabak; beides Gaben des aufmerksamen Ba- xpuS Ruck. Während der dreißig Minuten dieses beschaulichen Ubcudvergnügcns war Steinert gewöhnlich bei leidlichem Humor. Gnädig nickte er auch heute dem sich Nähernden zu: „Gu- trn Abend! Woher des Weges?"
„Bvm Edelhöfe. Ich hatte etwas zu reden mit dem Grafen."
„Es redet sich gut mit ihm, nicht wahr? Wir könnten keine« besseren Herr» haben! Mir und meinem Hause ist er sozusagen ein Freund." Der Obergärtner liebkoste mit selbstgefälligem Lächeln seine Pfeife, während er hinzusetzte: „Und die anderen Kavaliere, seine Gäste, sind kaum weniger zuvorkommend."
„Allerdings, Herr Steinert. Indessen ich sehe das Verhältnis zwischen Schluß und Dorf nicht mit Ihren Angen an. Mir gefällt die Freundschaft nicht. Und das ist es, worüber ich Ihnen gern ein Wort sagen mochte."
Des Obergärtners Gesicht veränderte sich zusehends; eS nahm wieder den gewöhnlichen ansgeblnsenen Ausdruck an. Die gnädige Minute war vorüber. „Sparen Sie sich lieber das Wort!" sagte er grob. „Ich gebe keinen Pfifferling dafür."
„Ich kümmere mich nicht um die Meinung der Leute von Nembrow und Umgegend."
„Ich eben so wenig, Herr Steinert. ES ist lediglich LiSka, über die ich mit Ihnen sprechen möchte. Ihr droht Gefahr durcki die Beziehungen zum Edelhofe."
„Halten Sie den Mund, Ludwig, da- ist das beste! Meine Tochter geht Sie so wenig an, als ob Sie diese niemals ge- Kumt hätten. Und für gute Ratschläge bin ich eben so wenig zu Hanse .. ein für allemal!"
Mit Mühe kämpfte Fabian gegen den in ihm anfsteigen- den Zorn.
„Ich kann Sie nicht zwingen, höflich mit mir unizngehen und mich anzuhören," erwiderte er mit erhobenerStimme, „ebensowenig Gewalt habe» Sie indessen über mich und mein Tun. Sie können mich nicht abhalten, auch in Zukunft über Liska zu wachen! Mein Arm ist stark genug, sie vom Abgründe zurückzureißen, wen» der eigene Vater es unterläßt! Ich werde tun, waS ich für meine Pflicht halte. Mag danach kommen, waS da will!" Damit wandte er sich kurz grüßend ab, um einer neuen Entgegnung des Mannes zuvorzukommen, den er von Grund seines Herzens verachtete, aber schonen wollte und mußte, weil er LiSkaS Vater war.
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Ehrenbreit war verdrießlich, unzufrieden mit der ganzen Welt und sich selbst. Das Gespräch mit dem jungen Ludwig, dem er seine Achtung nicht versagen konnte, hatte ihm die eigene Tor- heit und Schwäche klar zum Bewußtsein gebracht.
Was wollte er mit einem Mädchen von der Herkunft, von der mangelhaften Bildung der Gärtnerstvchter? Wohin war es mit ihm gekommen, daß es diesem Mädchen gelang, derart seine Gedanken, seinen Willen zu beeinflussen?
Unmutig griff er nach einigen noch unausgeschnittenen Druck- hesten, welche die letzte Post gebracht hatte „Ich will mich er- mannen! Ich Will die Torheit abznschüttel» versuchen!" sagte er sich, und merkte erst nachträglich, daß er laut gedacht hatte. Ganz unerwartet fand sein lobenswerter Entschluß sogleich die gebührende Anerkennung.
„DaS ist brav von Ihnen!" sagte von der Tür her eine frische, etwas tiefe Frauenstimme Hastig wandte er sich um und sah sich einer hohen, kräftig-schlanken Frauengestalt in dunklem Reitkleide gegenüber.
„Guten Tag, Graf Ehrenbreit! Ich stelle mich Ihnen als Nachbarin vor; ich bin Bianka Stablewski. Sie werden sich hoffentlich nicht darüber aufhalten, daß ich Ihnen den ersten Be-
„Sicherlich nicht, gnädige Frau. Sie wißen, daß ich leidend bin und Ihr Besuch deshalb eine Art Samariterwerk ist," er- widerte der Graf artig. „Ich entbehrte in meiner Einsamkeit schon längst den Umgang mit geistvollen Frauen." Damit sprach er keineswegs die Wahrheit. Zur Zeit entbehrte er nichts. Und e»
würde ihm weit lieber gewesen sei», wenn diese Frau nicht gekommen wäre, um ihn in seiner jetzigen Verfassung auszuspio- niereli und nach befriedigter Neugier Episteln über den armen Ehrenbreit nach allen Windrichtungen hin loszulaffen. Daß dergleichen geschehen würde, dessen glaubce er gewiß sein zu dürfen.
Ungeniert zog sich die Stablewski einen Stuhl neben das Ruhebett des Grafen „Legen Sie sich sogleich nieder, wenn Sie wünschen, daß ich »och eine Viertelstunde bleibe," sagte sie. Er gehorchte. Wenn die Frau denn einmal hier war. so mochte sie ihn ein wenig zerstreuen und aus andere Gedanke» bringen.
„Erzählen Sie mir einiges von der Welt, ans der ich mich freiwillig verbannte."
„Das kann ich leider nicht, lieber Graf. Ich komme nicht aus jener Welt, sondern aus einer eiusamen Sommerrast in den schweizer Bergen. Mein einziger Umgang war die Natur."
Er schaute sie ungläubig an. „Eine junge, schöne Frau . . und menschenscheu?" 138,20
„Das bin ich keineswegs, aber die meisten Menschen langweilen mich »ud ich halte sie allgemein für schlecht. Schon seit sieben Jahren, das heißt, seit der Trennung von meinem Gatten, habe ich mir das Leben danach eingerichtet. Mein Mann und ich, paßten nicht zu einander Ich bestand auf Trennung und er ging daraus ein. Jahre hindurch verkehrten wir nur ganz vorübergehend, wie Bekannte, miteinander.. Eines Tages erreichte mich die Mitteilung, daß mein Gatte aus der Jagd verunglückt sei. Sofort eilte ich zu ihm, kam noch zurecht, ihn lebend und bei Bewußtsein zu treffen, vermochte aber leider, trotzdem aller aufgeboten wurde, nicht das entfliehende Leben festziihalten. Und er lebte doch so gern! In seinen letzten Augenblicken sagte er mir: „Du bist ein braves Weib, Biauka. Wir hätten znsam- menbleibcu sollen!" Diese Erinnerung ist mir lieb, aber ich weiß, daß mein Manu, wenn er Genesung gefunden hätte, doch wieder die alten Wege gegangen wäre. Niemand kann aus seiner Haut fahren Auch ich kan» es nicht. Und deshalb bleibe ich allein. Warum ich Jbuen, dem Bekannten einer Stunde, das alles erzählt habe? Möge es Ihnen vorläufig noch unerklärt bleiben. Vielleicht geschah eS, weil ich gute Nachbarschaft mit Rembrow halten und deshalb von dem Grafen Ehrenbreit gut gekannt und richtig beurteilt werden möchte. So. Nun verlasse ich Sie, und die unterbrochene Lektüre kann wieder zu ihrem Recht gelangen."