Dankbarkeit verlangten, so würde man das verstehen. Wer Bebel war in dieser Beziehung einerseits sehr > nachsichtig, andererseits sehr pessimistisch. Die Frei- ' sinnigen hätten ihre Leute nicht in der Hand, selbst wenn sie eine Parole für die Sozialdemokratie aus­geben wollten. Bebel hält die Stich wahl aussich- ten für seine Partei nicht ungünstig. Er sagt: Wären die Wahlen erst in anderthalb Jahren ge­wesen, so hätte wahrscheinlich auch das Zentrum gegen uns gestimmt. Das hat Bülow mit seiner Auflösung gegen das Zentrum verhindert. Jetzt wird das Zen­trum Gewehr bei Fuß stehen. Allerdings ist morgen Graf Ballestrem zum Kaiser befohlen. Nur aus dem Grunde, daß er auf seine Partei wirken soll, bei den Stichwahlen gegen uns zu stimmen. Zum Schluß er­klärte sich Bebel dahin, daß das Aufslackern des Frei­sinns wahrscheinlich nicht von langer Dauer sein würde. Ein wirklich demokratischer Freisinn sei /ihm gar nicht unlieb. Aber die freisinnige Volkspartei hätte keine guten Führer. Vielleicht gelingt es Naumann, der bürgerlichen Linken zu einer größeren Be­deutung zu verhelfen. Jedenfalls werden wir unsere Truppen drillen, daß wir schon bei etwaigen Nachwahlen wieder Siege erfechten.

Einer der Führer der Revisionisten, Eduard Bernstein, erklärte mir, daß die Partei aus der Niederlage die nötigen Lehren ziehen müsse. Zunächst müßte sie ihre Agitationsmittel mehr entwickeln. Denn die bürgerlichen Parteien hätten agitieren gelernt. Sie hätten zum Teil geradezu eine amerikanische Wahl­mache entfaltet. Er persönlich sei durchaus anständig behandelt worden. Aber dieLechz. Volksztg." hätte man ihm gft aufs Butterbrot geschmiert. Ihre Taktik müsse die Partei entschieden ändern.

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Generaldirektor Ballin zum Reichstagswahl­recht. Herr Ballin hielt jüngst eine Kaisergeburtstags­rede in der er u. a. ausführte, daß Handel, Gewerbe und Industrie uicht dem Prozentsatz der in ihnen beschäftigten Personen entsprechend im Reichstag vertreten sei. Handel und Industrie leiden darunter, daß ihre Vertreter in den Bevölkerungszentren d>es Landes wohnen mußten, lind in diesen Bevölkerungszentrcn erdrücken die Massen die andere Wählerschaft. Die von diesen in den Reichstag entsandten Abgeordneten, die meist Literaten, Rechtsan­wälte, Redakteure usw. seien, nur zum verschwindenden Teil auch Arbeiter fand Handwerker, seien nicht die berufe­nen und sachverständigen Vertreter für Handel und In­dustrie. Gewiß bilden Wohl und Wehe der Arbeiter ei­nen hochwichtigen Teil des Gebietes, auf dem wir tätig sind, aber doch nur einen Teil.Ohne Profit raucht kein Schornstein", habe selbst Herr Bebel einmal geäußert, und die Unternehmer und Arbeiter Bebels seien ja die, oie dafür zu sorgen haben, daß die Schornsteine rauchen kön­nen. Es sei deshalb kein unbescheidenes Verlangen, daß die Unternehmer auch ein Wort mitzureden haben, wenn die Reichsgesetzgebung unsere Landesinteressen und unsere Berussinteressen regelt. Nicht aber durch Aenderung -es Wahlrechtes, wie manche meinen, soll eine Ver­änderung Her Zusammensetzung des Reichstages stattfin­den, sondern durch eine Ergänzung in der Form b c- rufs ständiger Angliederung von Vertretern -er großen Erwerbsgebiete, also der Industrie und des Han­dels in allen ihren Verzweigungen. Diesen Gedanken habe ja Fürst Bismarck wiederholt ausgesprochen, und in man­chen Staaten werden aus freier Wahl hervorgegangenen Abgeordneten Vertreter der großen Berussstände in den Kammern zugesellt. Eine derartige Ergänzung sei auch im Interesse Deutschlands zu wünschen. Dazu bemerkt die Fr. Zt.: Eine berufsständische Augliederung ist sehr wohl eine Aenderung des Wahlrechts und zwar in der Richtung einer Durchbrechung des gleichen Wahlrechts.

Es ist ausgeschlossen, daß eine solche nur für Handel und Industrie geschaffen werden könnte, die anderen Berufe würden sofort die gleichen Ansprüche erheben, und so würde ein vollständiges Wahlrechts-Durcheinander entstehen. Hier heißt es: prineipiis obsta.

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Die Parole des Zentrums in Baden. Das

Zentrum proklamiert für seine Anhängerstrengste Wahlenthaltung" bei den Stichwahlen zwischen Block und Sozialdemokratie in den Wahlkreisen Pforz­heim und Karlsruhe. Wird diese Parole wirklich be­folgt, worüber man trotz der bündigen Form nach frühe­ren Erfahrungen in ähnlichen Fällen jedoch vorerst skeptisch denken muß, so wäre in Karlsruhe ein Sieg des Blockkan­didaten nicht unmöglich. Die Konservativen haben bekannt­lich bedingungslose Unterstützung jedes Kandidaten gegen die Sozialdemokratie empfohlen. Nach den Ziffern der Hauptwahl würde demnach unter Hinzurechnung der für den konservativen Zählkandidaten abgegebenen 2666 Stim­men der freisinnige Blockkandidat Weil! insgesamt 14147 Stimmen zur Verfügung haben, gegen 14 430 des sozial­demokratischen Kandidaten Geck. Nun haben allerdings in Karlsruhe bei der Hauptwahl schon über 91 Proz. aller Wähler abgestimmt. Große Reserven sind also nicht mehr vorhanden. Immerhin sollte die Aufbringung einiger hundert Stimmen mehr für Weil! nicht unmöglich sein. Im Wahlkreise Pforzheim sind die Aussichten für einen endgültigen Sieg des Sozialdemokraten wesentlich günstiger. Dort hat der sozialdemokratische Kandi­dat Eichhornim ersten Wahlgang 15 891 Stimmen be­kommen, der nationalliberale Blockkandidat Wittum 12,388 bei einer Wahlbeteiligung von über 90 Proz. Der Blockkandidat müßte daher aus eigener Kraft, da andere Stimmen außer denen des Zentrums nicht abgegeben wur­den, noch einen Unterschied von 3503 Stimmen ausglei- chen. Das ist so gut wie ausgeschlossen.

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Weitere Stichwahlparolcn. Nach dem Berliner Tageblatt verzichtet der Vorstand der Freisinnigen Volkspartei auf die Ausgabe einer Stichwahlpa­role, indem er die Entscheidung, wie in früheren Jah­ren, den Wählern überläßt. In Sachsen werden die Freisinnigen bei den Stichwahlen in Dresden, Dö­beln und Anuaberg für die Nationalliberalen stim­men. Aus Breslau meldet man dem Lok.-Anz.: Das

Wahlkomitee der Zentrumspartei beschloß, überall die bürgerlichen Parteien gegen die Sozialdemo­kraten zu unterstützen. In Stettin treten Kon­servative und Zentrum für den Liberalen ein. In Erfurt stimmen Konservative, Bündler, Reforrnpar- tei f ü r den Nationalliberalen: im Wahlkreis Elmshorn die Nationalliberalen geschlossen für den Freisinnigen ge­gen v. Elm (Soz.) Der Nat.-Ztg. zufolge wurde vom Aktionsausschuß der Sozialdemokratie beschlossen, daß v. Voll mar versuchen soll, ein Bündnis mit dem Zentrum zu stände zu bringen; nach Bayern und besonders nach Sachsen sollen alle Agitationskräfte ent­sandt werden. 75 von 92 Stichwahlen erscheinen für die Sozialdemokratie sogut wie verloren.

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Die Flottenstiftung der Schuljugend wird nun nach des Kaisers eigenem Willen ihre Verwendung finden. Eine Kabinetsordre vom 27. lautet:Ich will die anläßlich unserer Silberhochzeit von Schülern und Schülerinnen höherer Schulen für Marinezwecke gesam­melten Geldmitteln im Betrage von 100 000 Mark mit der bei dem Reichsmarineamt zu verwaltenden Stiftung für Schiffsjungen meiner Marine vereinigen. Davon sol­len die Zinsen zur Unterstützung und Förderung der Berufsfreudigkeit und des gesunden Sportssinnes verwen­det werden. Ich bin überzeugt, daß ich mit solcher in erster Linie der Marinejugend und unbemittelten Schich­ten des Volkes zu Gute kommenden Stiftung die Hebung des so wichtigen Unteroffizierersatzes der Marine bewir­ken werde und im Sinne der freundlichen Spender der Geldmittel handle, (gez.): Wilhelm."

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Aus dem politischen Märchenbuch. Von einer Persönlichkeit, die angeblich mit Berliner Regierungs­kreisen wiederholt politische Dienste geleistet hat, will der Berliner Korrespondent derKölnischen Volkszeitung" erfahren haben, daß der Plan bestehe, eine gefügige Re­gierungsmehrheit dadurch zu schaffen, daß man die we­gen der Zunahme der Bevölkerung eigentlich mehr zu wählenden Reichstagsabgeordneten durch die Einzellandtage wählen lasse. Man suche nach Mitteln und Wegen, wie dies ohne Aenderung des be­stehenden Reichstagswahlrechts geschehen könne.Ich teile Ihnen die Nachricht mit," so schreibt der Korrespondent des Blattes,wie ich sie erfahre, ohne in der Lage zu sein, zu beurteilen, inwieweit die Ausführung eines sol­chen Planes, wenn er tatsächlich besteht, in der gegen­wärtigen politischen Lage möglich sein würde. Diese Neuigkeit, die wohl irgendwo als Wunsch der Vater des Gedankens ist, wird binnen kurzem von der dazu berufenen Presse dementiert werden. Die Regierung selbst denkt in diesem Augenblick wohl kaum an solche undurchführ­baren Pläne. Nachschrift: die Dementierung durch die

Nordd. Allg. ist bereits erfolgt.

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Em neues gewerkschaftliches Programm wol­len die H i r s ch - D u n k e r s ch e n G e w e r k v e r e i n e auf- stellen. Der Zentralrat veröffentlicht eine Vorlage für den zu Pfingsten dieses Jahres in Be rlin tagenden all- > gemeinen Verbandstag. Danach sollen die deutschen Ge­werkvereine erstreben:

1. Fortschreitende Verbesserung der Arbeitsverhältnisse, insbesondere des Lohnes und 'der Arbeitszeit durch Ver­einbarung zwischen beiden Produktionsfaktoren, Ab­schließung von Tarifverträgen, erforderlichenfalls aber durch das gesetzlich zulässige Mittel der Arbeitsein­stellung.

2. Wirksamen Schutz für Leben, Gesundheit und Sittlich­keit für alle Arbeiter und Arbeiterinnen, sowie für die im Handelsgewerbe Angestellten.

3. Angemessene Vertretung der im Arbeitsverhältnis ste­henden Personen gegenüber den Unternehmern und dem Staate.

4. Einführung neuer und Weiterausbau von Unterstütz­ungseinrichtungen für die Mitglieder, möglichst durch genossenschaftliche Selbsthilfe, gefördert durch staatlichen Schutz und Anerkennung.

5. Erstrebung immer größeren Einflusses auf alle öffent­lichen Angelegenheiten des Staates und der Gemeinden.

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Wörmann und der Simplizisfimus. Die Mo­nopolstellung der Wörmannlinie im Verkehr mit unseren südafrikanischen Kolonien und die Verträge auf Grund deren i4ie ganze Linie den Truppen- und Frach­tenverkehr für das Reich nach dem Aufstandsgebiet über­nahm, sind vielfach Gegenstand öffentlicher Besprechung gewesen. Ein ganz klares Bild haben weder die von der Wörmannlinie inspirierten Pressemeldungen, noch die Er­klärungen der Regierung im Reichstag ergeben. Nunmehr bietet sich Gelegenheit, gerichtlich festzustellen, ob die am Verhalten der Wörmannlinie geübte Kritik berechtigt gewesen ist. Wörmann hat nämlich beim Schöffengericht in Hamburg gegen den Simplizissimuszeichner Gulb- ranson resp. die Redaktion des Simplizisfimus Klage, erhoben wegen verleumderischer Beleidig­ung. Die inkriminierte Zeichnung, die als Titelbild der Nr. 39 erschienen war, zeigt eine Frau mit Kind, die hoffnungslos in den Hamburger Hafen Hinausblicken. Die Unterschrift lautet:Wir können Vattern nich begraben. Wörmann gibt die Leiche nich raus, bis das Lagergeld be­zahlt is." Die Wörmannlinie teilte demSimplizissi- mus" mit, daß sie in Bild und Text eine schwere Beleidig­ung sehe; sie habe sich ausdrücklich erboten, Leichen deut­scher Soldaten von Südwestafrika unentgeltlich nach Deutschland zurückzubefördern; die Linie verlangte daher vomSimplizisfimus" eine Richtigstellung und entspre­chende Entschuldigung. DerSimplizisfimus" hat die Ab­gabe einer solchen Erklärung verweigert; das BUd habe nur in satirischer Weise die Tatsache behauptet, daß Wör­mann es verstanden habe, das Unglück Deutschlands in Südwestasrika in weitgehendstem Maße geschäftlich aus­zunutzen; die Lösung der Verträge mit der Wörmannlinie die Dernburg sofort bei seinem Amtsantritt bewirkt habe, und der Beifall, den dieses Vorgehen im Reichstag gefun­den, zeige deutlich, daß man allgemein das Verhalten der Linie mißbilligt habe. Die Redaktion desSimplizissi- mus" sehe der angedrohten Klage mit Freude entgegen.

da diese Gelegenheit geben werde, die Kolonialverhältnifje vor Gericht zu beleihten. Wenn diese Gelegenheit von den beteiligten Parteien und der Regierung ausgiebig bs- nutzt wird, so wird der Prozeß zweifelsohne ein lebhaftes politisches Interesse beanspruchen können.

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Sie fitzen auf ihrer Bärenhaut und trinke« immer noch eins. Die Biergewinnung in Deutsch­land hat nach einer Reichsstatistik des Jahres 1906 im Rechnungsjahr 1905 eine nicht unerhebliche Steigerung erfahren. Im Brausteuergebiet betrug die Gesamterzeug- ung an Bier 46 260 000 Hektoliter. Der Zuwachs gegen

1904 beträgt 2,07 Millionen Hektoliter. Die bisher größte Erzeugung von 1901 ist damit noch um 1,22 Mill. Hektol. übertroffen. An der Mehrerzeugung sind alle Direktivbezirke des Brausteuergebiets außer Meck­lenburg und Anhalt beteiligt. Sie entfällt ganz auf das untergärige (stärkere) Bier, während die Erzeugung ober­gärigen (leichteren) Bieres nicht unerheblich zurückgegan­gen ist. Es wird dies teils auf den Rückgang der klei­neren Brauereien, teils auf die stetig zunehmende Ver­breitung der alkoholfreien Getränke, die besonders dem Verbrauch obergärigen Bieres Abbruch tun soll, teils aus den stetig wachsenden Betrieb untergärigen Flaschen­bieres zurückgeführt. Auch in den nicht zum Brausteuer­gebiet gehörigen Bundesstaaten hat die Biererzeugung zugenommen. Es werden erzeugt in Bayern 17,84 (1904: 17,78), Württemberg 3,97 (1904: 3,70), in Baden 3,13 (1904: 3,05), in Elsaß-Lothringen 1,33 (1904: 1,28). Millionen Hektoliter. Der Bierverbrauch ist nach der Berechnung unter Berücksichtigung der Ein- und Aus­fuhr pro Kopf der mittleren Bevölkerung von 1904 aus

1905 gestiegen: im Brausteuergebiet von 97,9 auf 100,7 Liter, in Württemberg von 163,1 Liter auf 172,8 Liter, in Baden von 136,2 auf 136,8 Liter, in Elsaß- Lothringen von 91,0 auf 93,6 Liter, im Zollgebiet von 117 auf 119,4 Liter; zurückgegaugen ist er in Bayern von 236,8 auf 234,9 Liter, Als Ursachen der Zunahme der Bierproduktion werden die zufriedenstellende Geschäfts­lage der Industrie und die damit zusammenhängende an­dauernde Beschäftigung und höhere Entlohnung der Ar­beiterschaft, sowie günstige Witterungsverhältnisse be­zeichnet.

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Das Ergebnis der französischen Bischofskon­ferenz ist nun bekannt. Es ist eine Erklärung, de­ren Wortlaut in der Konferenz festgestellt und die inzwi- schon vom Papst genehmigt worden ist. In der vomFi­garo" veröffentlichten Erklärung heißt es u. a.:Wir halten unerschütterlich den allgemeinen Einspruch gegen das Trennungsgesetz und die anderen ent­sprechenden Bestimmungen aufrecht. Oiemeinsam mit dem hl. Vater verlangen wir für die Kirche Frankreichs die Achtung ihrer Hierarchie, die Unverletzlichkeit ihrer Güter und ihrer Freiheit. Die Kirchengüter, deren wir in unwürdiger Weise beraubt worden sind, werden unauf­hörlich von ihren rechtmäßigen Besitzern beansprucht wer­den. Im gegenwärtigen Kampfe wollen wir alles auf- bicten, um bis zum letzten Augenblick die Ausübung des öffentlichen Kultus unserer Kirche zu ermöglichen und die geweihten Orte gegen jede Profanation zu verteidigen. Ausschließlich zu diesem Behufe werden wir uns beeilen, einen Versuch zu machen, einen öffentlichen Gottesdienst zu organisieren, wenn die Unklarheit gewisser Bestimm­ungen beseitigt wird. Ein zwischen dem Präfekten und' Bürgermeister einerseits und dem Bischof und Pfarrer an­dererseits abgeschlossener Vertrag wird entsprechend dem Wortlaut des Gesetzes den Geistlichen den Nutzgenuß der gottesdienstlichen Gebäude sichern können. Bezüglich die­ses Vertrages legt das Gesetz den Zivilparteien nur die Bedingung auf, daß der Nutzgenuß unentgeltlich sei. Wir erklären, daß der Nutzgenußvertrag entweder überall angewendet werden wird, oder daß wir ihn nirgends annehmen." Der Erklärung ist das Schema eines solchen zwischen Geistlichen und Bürgermeistern abzuschließenden

Vertrags beigegeben.

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Chamberlain bankerott. Ein tragisches Geschick hat Joe Chamberlain, den ehemaligen Kolonialsekre­tär, ereilt. Wie derMilitärisch-Politischen Korrespon­denz" aus London geschrieben wird, hat Chamberlain, der seit einiger Zeit völliger Erblindung entgegensieht, und infolge von Nervenlähmung am Gebrauch! seiner Glieder be­hindert ist, unlängst den letzten Re st seines einst über ze hn Millionen Mark betragenden Vermögensin mißglückten Spekulationen in Randmineu-Aktien verlo­ren. Seine gänzlich erfolglose Propaganda für den Ge­danken einer britisch-kolonialen Zollunion hatte bereits enorme Mittel verschlungen und seine Kapitalkraft erheb­lich geschwächt. Heute kann Chamberlain als körperlich, geistig und wirtschaftlich gebrochener Mann angesehen wer­den, der sich nie wieder erholen dürfte.

Tages-KSrsniK

Frankfurt, 29. Jan. Der Kolonialdirektor Dern­burg wird auf Einladung der Frankfurter Handelskam­mer und der hiesigen Abteilung der Deutschen Kolonial­gesellschaft nächsten Sonntag hier in öffentlicher Ver­sammlung einen Vortrag über Kolonialpolitik halten.

Grotz-Karbe«, 29. Jan. Der Assistent und Weichen­steller, die in der Zeit des Eisenbahnunfalls im Dienst waren, wurden heute Abend dem Amtsgericht in Vilbel vorgeführt.

Wien, 29. Jan. Der Wahlaufruf der Deut­schen Bolkspartei fordert zur Bildung einer gro­ßen deutschen Partei behufs Zusammenschluß aller Deut­schen Oesterreichs auf nationaler Grundlage auf. Der frei-alldeutsche Wahlaufruf sagt, es müsse eine große deutsch-radikale Partei im neuen Hause geben. Das Wahlmanifest der Parteivertretung der deutschen So­zialdemokraten sagt, das aus dem Neichsrat ver­triebene Wahlprivileg niste noch in den Landtagen und Gemeinden. Die Vertretung des Proletariats im künf­tigen Reichsrat müsse würdig und stark sein.

Belgrad, 29. Jan. Die Explosion im Krön-! Prinzenpalais hat hier viel Staub aufgewirbelt. Ver-