immer verjüngender Anharich macht die Safte steigen, wie der junge Mürz.

Amrd-ckan.

Die Thronrede im preußischen Landtag. Der

preußische Landtag ist heute mittag 12 Uhr eröffnet wors den. Die vom Ministerpräsidenten Bülow ver­lesene Thronrede bezeichnet die Finanzlage als fort­gesetzt günstig. Der Ueberschnß 1905 war größer als im Vorjahr. Für das laufende Rechnungsjahr wäre ein noch günstigerer Abschluß zu erwarten, wenn nicht der größte Teil der Mehreinnahmen im Verkehrsinteresse zur schleu­nigen Verstärkung der Eisenbahnbetriebsmittcl verwendet werden müßte. Der Staatshaushalt 1907 balanziert in Einnahme und Ausgabe. Entsprechend den gesteigerten Einnahmen sind für die meisten Zweige der Verwaltung, für die gering besoldeten Beamten erhöhte außerordentliche Unterstützung, für die staatlich beschäftigten Arbeiter eine Verbesserung der Wohnungsverhältnisse vorgesehen. Die Thronrede kündigt eine Vorlage an betreffend die Auf­besserung der Bezüge der pensionierten Be­amten u'nd Hinterbliebenen von Beamten, be­treffend den Ausbau des Eisenbahnnetzes, sowie hetr.f end Aender. ng des Berggesetz s, wodurch insbeson­dere die Gewinnung von Steinkohle und Salz fortan dem Staate Vorbehalten wird, und fährt dann fort: Die ge­genwärtige LageindenöstlichenProvinzen zeigt deutlicher, denn je, daß Preußens geschichtliche Aufgabe, die Verstärkung des Deutschtums in diesen Landesteilen, zu ihrer Lösung die ernstesten Anstrengungen erfordert. Die Regierung hält eine kraftvolle, beherrliche Durchführ­ung der zur Verfüllung dieser Aufgabe eingeleiteten staat­lichen Maßnahmen für unbedingt notwendig. Nach An­kündigung einer entsprechenden Vorlage schließt die Thron­rede nnt dem Ausdruck des Vertrauens der Regierung, daß ihre auf Festigung und Entwicklung der Verhältnisse gerichteten Bestrebungen beim Landtage wie bisher eine hingebende und tatkräftige llnterstützung finden werden. Der S eni o r e n kon v e nt des Abgeordnetenhauses sprach sich dahin aus, daß die erste Lesung des Etats am Freitag beginnen solle, und möglichst Lamstag be­endet werde. Dann solle eine Vertagung bis nach den Reichstagswahlen oder den Stichwahlen eintreten.

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Dernburg über die Kolonien. In einer auf Veranlassung einer freien Bereinigung von Gelehrten und Künstlern am Dienstag Abend in der Hochschule für Musik in Berlin abgehaltenen Versammlung hielt Kolonial­direktor Dernburg einen Vortrag über die kolonialen Fragen, in dem er darauf hinwies, daß die Frage der deutschen Kolonien, ihre Behandlung und ihre Zukunft ganz unabhängig von dcr^Stellung sei, in welcher der Beurteilende sowohl in politischer wie sozialer Hinsicht sich befinde. Für uns dränge sich die Frage in den Vordergrund, ob wir uns gewachsen fühlten, das einmal begonnene Werk fortzuführen. Im letzten Jahrhundert sei Deutschland an die Spitze der Nationen in Bezug auf angewandte Wissenschaft und Technik getreten, wel­ches die Mittel zur Erschließung fremder Weltteile seien. Kolonisation heiße die Nutzbarmachung des Bodens und vor allem der Menschen zu Gunsten der Wirtschaft der kolonisierenden Nationen, welche dadurch zur Hergabe ihrer höheren Kultur verpflichtet würden. Durch die Kolonisation werde das Bild eines Landes verändert, sowohl in der Tier- als in der Pflanzenwelt. Der Ein­geborene sei aber der wichtigste Gegenstand der Kolo­nisation. Die manuelle Leistung des Eingeborenen bilde das wichtigste Aktivum. Unmöglich durchzuführen sei das Verlangen gewisser deutscher Kolonisatoren, inner­halb von 30 Jahren oder einer ähnlichen Zeit, alle Eingeborenen auf eine dem Europäer gleiche Stufe zu bringen. Hier helfe nur langsames und verständiges Arbeiten besonders befähigter Lute. Früher habe man mit Zerstörungsmitteln kolonisiert, heute kolonisiere inan mit Erhaltungsmitteln, und dazu gehöre ebenso der Mis­sionar, wie der Arzt, die Eisenbahn wie die Maschine. Erfreulich sei das Wirken der Missionare und der Äerzte, welch' letztere glänzende Erfolge gegen Malaria und Schlafkrankheit aufzuweisen hätten. Das wichtigste Mit­tel sei die Eisenbahn, denn sie mache den Eingeborenen konsumfähig. Nur ein minimaler Prozentsatz der ge­wonnenen Güter können jetzt den Weg zur Küste finden, der Rest aber müsse verderben. Dies ändere alles die Eisenbahn. Der Redner führt'hierfür eine Anzahl Bei­spiele aus Uganda an. In den 22 Jahren seines Ko­lonialbesitzes habe das deutsche Reich 700 Millionen für die Kolonien ausgegeben, worunter sich aber viele Mil­lionen für werbende Zwecke befinden. In dieser Zeit habe sich das Nationalvermögen um mindestens 30 000 Millionen vermehrt. Die Kolonien hätten demnach ca. 2 Prozent dieses Vermögens verschlungen. Besondere Vorteile der kolonialen Politik habe der Industriearbei­ter, denn der Handel Deutschlands in seinen Kolonien habe sich günstig entwickelt. Für etwa 50 Millionen deutscher Jndustrieprodukte gingen jährlich nach unse­ren Schutzgebieten. Ter Redner geht dann auf nähere Besprechung der südwestafrikanischen Verhältnisse ein und stellt fest, daß die Viehzucht besonders gute Aussicht auf Erfolg habe. Auch Tabak gedeihe und Mais, Bohnen, Weizen, Gerbstoffe, Baumwolle und Wein könnten in großen Mengen gepflarrzt werden. Durch die Tätigkeit von Bohrtechnikern sei erwiesen, daß das Wasser in Süd­westafrika gut und in reichlichen Mengen vorhanden sei. Kupfer werde erfolgreich gewonnen; auch Spuren von Diamant, Gold usw. seien entdeckt worden. Er selbst halte Südwestafrika für den sichersten Besitz unter un­seren sämtlichen Kolonien in materieller und klimatischer Hinsicht. Der Farmer Schlettwein aus Südwestafrika habe durch eine Anzahl Rechnungen bewiesen, daß die Wirtschaft dort sehr vielversprechend sei. Schon vor 2 Jahren habe man die Ausstandsverluste der verhältnis­mäßig wenigen Ansiedler auf ca. 20 Millionen beziffert. Wenn bisher hauptsächlich die Industriearbeiter einen Nutzen von den Kolonien gehabt hätten, so sei sicher, daß die Zukunft auch der Landbevölkerung einen solchen bringen werde. Besonders der Zersplitterung unseres einheimischen Grundbesitzes tverde durch die Auswander­

ung von zweiten Söhnen gutgestellter Landwirte ent- I gegengearbeitet. In Südwestafrika sei eine Strecke, die ß li/smal so groß sei als das deutsche Reich, besiedlungs­fähig, in Ostafrika eine solche von der Größe ganz Preu­ßens. Der Nutzen für die Kaufleute und für die Schiff­fahrt, für die Entwicklung unserer Wissenschaften, der theoretischen sowohl wie der angewandten, sei außer­ordentlich. Der Redner schloß mit der Bitte an die An­wesenden, als Lehrer und Führer unserer Heranwachsen­den Jugend das Interesse für die Kolonialpolitik wecken zu helfen.

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Die Norddeutsche Allgemeine im Wahlkamps.

Die konservative Kreuzzeitung hatte über den Silvesterbrief BulowS folgendes geschrieben:

Die Aufnahme zeigt, daß Fürst Bül o w auch heute noch kein guter Wahlstral ege rst Das Zentrum, das er bekämpfen will, fühlt sich durch ftine Worte ge- schmeicheli; die Freisinnigen, die er gewinnen will, fühlen sich beleidigt; dieNationalliberalen, die er als ulte treue Freunde beöandelr, fetzen ihre par­teieg o isris L en W ahlp r aki iken scni, und die Konservativen, tue ihre Bedeuiung atS polürfche Par'ei nicht in materiellen Bestrebungen aufgrhen lassen, (?) sind gekränkt, weil sie sich al» gesüttlgte Agrarier hingft'telll sehen/

Diese, an und für sich richtige Beurteilung der- low'schen Auslassungen erfährt durch da- offiziöse Blatt folgende Widerlegung:

Eine derartige Empfindsamkeit scheint un« zu be­weisen, wie wahr das Wort von der deutschen Eigenart und dem deutschen Schicksal in dem Eylvesterbrtef ist, daß wir unsere Stellung lieber nach allgemeinen G fühlen und Begriffen, als nach nationalen GenchlSpunkten und r alen Interessen nehmen. Hoffentlich wird das gesunde und unabhängige, vor allem auf das oberste Reichbinterrsse blickende Urteil, an das der Reichskanzler appellier«, durch solche Schwätzen des Frakttons- und Parreigeistes sich nicht bei-ren lassen."

Außerdem ist die Nordoeutsche Allgemeine gegenwärtig und zwar mir größerem Erfolg als in der obigen Wider­legung bestrebt, in ErzbergerS Broschüre über die Kolonial- Vorgänge verschiedene Richtigstellungen vorzunehmen. Sie tut dies in spaltenlangen, mir vielen Zahlen auSstaffierirn Artikeln.

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Zur Fleischteuerung. Zum Beginn des neuen Jahres sind, ganz im Gegensatz zum Vorjahre, die Vieh­preise hinaufgegangen, nachdem sie bei Kälbern schon im Dezember erheblich gestiegen. Nun stehen die Preise für sämtliche Sorten Rindvieh und Schafe über denen des Vorjahres und höher als zu Anfang der Jahre 1904 und 1903. Auch die Schweinepreise sind, obwohl niedriger als im Vorjahre, doch ganz erheblich höher als in den beiden vorhergegangenen Jahren. An der Hand der Statistik kann nachgewie­sen werden, daß in einer ganzen Reihe von Städten der Preis für Ochsen und Bullen ganz erheblich gestiegen ist. Die Preisbewegung bei Färsen Und Kühen lief derjenigen von Ochsen und Bullen parallel. Bei Käl­bern erfuhr, wie schon betont, der Preis im Dezember eine überaus kräftige Steigerung, wie einige Stichproben beweisen: in Chemnitz zum Beispiel ging der Kälber - preis von 49 bis 51 auf 60 Mark, in Leipzig von 56 auf 64, in Mannheim von 58 auf 65 Mark im Laufe des Dezembers hinauf. Bei einem Vergleich der Preis­bewegung bei Kälbern und Schweinen bemerkt man die auffallende Tatsache, daß der Kälbcrpreis jetzt weit mehr mit den Preisen früherer Jahre differiert als der Schweinepreis: gegen jedes der drei letztvergangenen Jahre hat der Kälberpreis einen bedeuten ^grö­ßeren Vors prungals der Schweinepreis. Bei Hammeln steht der Preis infolge des Rückganges, den der Dezember gebracht hat, vereinzelt unter dem des Jahres 1906. Höher als zu Anfang 1906 steht der Hammelpreis gegenwärtig nur in Köln. Die Tendenz, die beim Hammelpreis erst imbestimmt zum Ausdruck kommt, ist bei Schweinen deutlich zu erkennen: die Höhe des vorjährigen Preisniveaus ist v erl as s e n, ohne daß aber der relativ niedrige Stand der früheren Jahre wieder erreicht wäre. Ge­genüber 1904 ist der Borsprung sogar noch sehr erheblich.

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Vom nächsten Friedenskongreß, lieber die Aufgaben des nächsten Friedenskongresses im Haag sprach sich einem Mitarbeiter desMatin" gegenüber der be­kannte englische Publizist und eifrige Förderer der Frie­denssache, William Stead aus, der eben eine Reise um die Erde antritt. Stead sagte in der Hauptsache fol­gendes:

England werde auf der Haager Konferenz zwei be­stimmte Vorschläge machen, die von C ampb e ll-B a n- nermann und Sir Grey genau erwogen seien, der eine bestänU darin, daß alle Staaten ihrem Bud­get eine Summe hinzufügen sollten, die zur Unter­stützung der Friedensidee, besonders zur Förder- . ung gegenseitiger Massenbesuche von Behörden, Korporationen und sonst am öffentlichen Wirken beteiligter Persönlichkeiten dienen würde. Der zweite, weitaus wichtiger, aber wohl auch weitaus hoffnungslo­sere Vorschlag geht auf eine Erweiterung des'^Artikels 8 der Haager Beschlüsse. Im Falle eines Konfliktes zwi­schen zwei Mächten soll eine dritte nicht nur berechtigt sein, ihre Vermittlung anzubieten,. sondern es soll von vornherein durch gemeinsames Abkommen festgesetzt wer­den, daß die Feindseligkeiten nicht eher be­ginnen dürfen, als bis von zwei befremdeten Mäch­ten alle Versuche gemacht sind, den Streitfall fried­lich zu erledigen. Für diese Versuche soll ein Zeit­raum von vierzehn bis zwanzig Tag ° bestimmt sein.

DemMatin" erscheinen diese Gedanken mit Recht sehr schön, er ist aber vorsichtig genug, seine Zweifel auszudrücken, ob diese schönen Gedanken sich auch verwirk­lichen lassen.

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! Der deutsche Arbeiter in englischer Be- I leuchtnng. TieDaily Mail" weist in einem Artikel

über die deutschen Wahlen nach, daß der Gang der' Ereignisse in Deutschland die Theorie der Sozialdemokratie hoffnungslos Lügen ge­straft habe und daß von ihrer Voraussetzung, daß die Armen immer ärmer werden müssen, gerade das Ge­genteil eingetrofsen sei. Das bitter deutschfeindliche Blatt stellt dann dem modernen Deutschland folgendes Zeugnis aus:Nie lebten die Deutschen unter so gün­stigen Umständen wie heute; nie hat es weniger Arbeits­lose gegeben, nie waren die Löhne so hoch; nie hat hat man einen so überzeugenden Beweis eines zuneh­mende» Wohlstandes aller Klassen gehabt. Deputatio­nen britischer Arbeiter haben ihr Erstau­nen über die deutsche Prosperität ausg er­drückt. Die Birminghamer Messingarbeiter erklärten, die deutschen Arbeiter scheinen schon alles zu haben, und wir können nicht begreifen, warum sie agitieren", und die GainsboroUgher Deputation stellte fest, die Ar­beiter in England hätten keine Vorstellung von dem Komfort, dessen sich ihre deutschen Kameraden er­freuten."

Dazu bemerken die M. N. N., an die obige Kor- * respondenz gerichtet ist:die Deutschen Sozialreformer werden sich durch solche Anerkennung der allgemeinen Verbesserung der Lebensverhältnisse des Arbeiters nicht abhalten lassen, für eine gesunde Sozialpolitik roeiterhin tatkräftig einzutreten. Immerhin ist aber gerade in diesen Tagen die englische Kritik doppelt wertvoll, da die Sozialdemokraten wieder mit ihren alten, gottlob längst erledigten Hungerphantasien auf die Wähler einzuwirken suchen Und dabei England als das gelobte Land des Industriearbeiters bezeichnen."

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Das parlameutarische Frankreich. In Frank­reich hat am Dienstag die ordentliche Parlamemssttzung wieder ihren Ansang genommen. Sowohl der Senat ul« die Deputierkenkammer haben eine EiöffnungSneung abge- haiten uno sich dann aus Donnerstag vertagt. Im Mtnisterrat legte der Minister des Aeußern, Ptchou, den Stand der Marokkoangrlegrnhril dar. Er tett'e ein Tele­gramm des Gesandten Regnaulr des Inhalts mit, daß Raisult aus Zinal zu den Wadras entflogen sei und dieser Stamm mir dem KrtegSminister Gedbas über die Be­dingungen der llebergabe dieses Abenteurer« verhandle. Zwei Spanier, die von Rcnsull gefangen genommen und mit fortgcsühn worden waren, entflohen wieder und kehrten nach Tanger zurück. KrtegSminister Picquart berichtete über seine Reise nach Tunis Knltusminifler Briand gab bekannt, daß die bisher dcn Bischöfen und Seminaren zur Verfügung gestellten Gebäude im allgemeinen kür UntcrrrchtSjwecke oder für Schaffung von Muleen bestimm! wurden Nächsten Donnerstag wird der Mtnisterrat die Organisatton der drahtlosen Telegraphie und den Gesetzentwurf betr. Abschaff­ung der Kriegsgerichte beraten.

Tckges-KHrsilik

Berlin, 9. Jan. Wie das B. T. aus New York meldet, bringt die dortige ZeitungSun" einen auf­sehenerregenden Leitartikel, worin ein deutsch-ame­rikanisches Bündnis gegenüber einer anglo-japa- nischen Allianz empfohlen wird. Der Artikel verweist auf die durch den deutschen Kaiser gepflegten guten Beziehungen zu der Union und sagt, es dürfe nicht geduldet werden, daß das Sternenbanner vom Ozean vertrieben wird. Bei der gegenwärtigen englischen Re­gierung seien allerdings keine Befürchtungen zu hegen, daß ein anglo-japanisches Bündnis zustande komme.

Breslau, 8. Jan. Zur Feier des Btschossjubt- äums des Fürstbischofs Dr. Kopp ist eine große Anzahl von Ehrengästen eingetrofsen. Als Vertreter des Kaisers ist der Kultusminister Studt anwesend, als Vertreter der österreichischen Regierung dor Landcsprcistdent Heinold. Ferner erschienen der Kardinal Erzbischof von Köln, Fischer, der Bffchof von Trier, Korum, die Bischöfe von Culm und Paterborn, der Weihbtschof und Kapituiaroikar von Änesen und Polen, LikowSki, der apostolische Vikar von Sachsen, Bischof Schäfer, der Kapituiaroikar von Fulda, der Bischof von Hilderheim, der Armeebtschof Vollmar und der Bischof von Fulda.

Krefeld, 8. Jan. Der hiesige jungliberale Verein hatte jüngst Herrn Dernburg ein Begrüßungstele­gramm gesandt. Darauf ist vom Kolonialdirektor fol­gende, an den Vorsitzenden des Vereins gerichtete Ant­wort eingclaufen:Die Götter brauchen manchen guten Mann zu ihrem Dienst auf dieser weiten Erde, sie ha­ben noch auf dich gezählt. (Goethe.) Mögen die Herren daraus entnehmen, daß politische Arbeit wichtiger ist, als ein Ergebenheitstelegramm.

Karlsruhe, 8. Jan. Um 101/2 Uhr abends traf von Hamburg der Rechtsanwalt Hau in Begleitung zweier badischer Schutzleute und eines Kommissars hier ein. Ge­senkten Hauptes schritt die lange hagere Gestalt, den Blick zu Boden gerichtet, von seinen Begleitern geführt,, zur Droschke, die ihn dem Amtsgefängnis zuführte.

Aus dem Tchwarzwald, 6. Jan. In dem reichen und umlagefceien Städtchen Löffingen besteit eine Ge­nossenschaf!. die den Zweck hat, das dm Bürger» von der Gemeindeverwaltung in großen Mengen um­sonst gelieferte Holz gut und teuer nach auswärts abzu> setzen. Die billig mworbene Ware geht meist in die Schweiz und nach dem Elsaß Beim Jahreswechsel wird der Erlös an ungefähr 150 Interessenten verteilt. Heuer betrug er 22 000 Mark. Manche Familie genießt dadurch eine jähr­liche Nebeneinnahme von 300 Mark

Petersburg, 9. Jan. Heute Vormittag 9 Uhr wurde der Generalleutnant Pal 0 w im Hofe des Obcr- tribnnals des Militärs, wo sich seine Dienstwohnung be­findet durch drei Revolverschüsse ermordet. Der Tä­ter flüchtete und tötete bezw. verwundete noch 2 Sch»T leute und einen Knaben, ehe er festgenommen werden konnte.

Warschau. 8 Jan. In der Jerusalemer Allee habe» Unbekannte 2 Detektive erschossen. Eine htnzukommendr Patrouille gab auf die Täter mehrere Schüße ab, durch ein Paffam schwer verwundet wurde.