Aufmerksamkeit widmet, erfreute am Weihnachtsabend seine Leser mit der folgenden Notiz:
Weihnachtsfpenden des Kronprinzen. In einfachem Mil täemantel mit hochgeschlagenem Kragen machte cheute uns.r Kronprinz mit sein m Adjutanten vom Potsdamer Palais aus einen Spaziergang durch die Nachbarresidenz. Als er in die Brandenbur- gerstraßc einbog, griff er in die wohlgefülltcn Taschen seines Mantels und warf ein Silüerstück nach dem anderen unter die Menge. Jung und alt bückte sich, um ein Weihnachtsandenken an den Thronfolger zu erhalten. Der Kronprinz amüsierte sich darüber und setzte den harmlosen Scherz fort, bis das letzte blanke Markstück aus den Taschen gewandert war. Unter lautem Jubel und Hurrarufen begleitete eine große Kinderschar den schmucken Kaisersohn in sein Heim zurück.
Obwohl man sich heutzutage übertriebenen Jllusio nen nicht hingeben darf, scheint es doch zum mindesten unglaublich, daß erwachsene und einigermaßen deukfähige Personen an dieser Belustigung teilgenommen und sich im winterlichen Straßenschmutz um die prinzlichen Silberstücke gebalgt chaben sollten. Tie ganze, von patriotischer Empfindung triefende Notiz verdiente höchstens ein Achselzucken, wenn solche Geschichten dem Auslande nicht Ursache und Gelegenheit böten, sich über das deutsche Publikum in allen Tonarten lustig zu machen. Das Ausland meint schließlich, es gebe bei uns heute nur noch Lakaienseelen und das ganze deutsche Volk liege vor einem Prinzen auf dem Bauch.
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Eine praktische Lösung der ArbeUslosen- Versicheruag. Der Gemetnderat der Stadt Straßburg i E. nchm den soMdem-ckralischen Antrag aus Einführung einer A r be t ls! o sen- V ersieherun g nachdem Genier System nach Befürwortung oer Vorlage durch Bürgermeister Dr. Schwanker wir 27 geg-n 2 Stimmen an. Für den Antrag stimmten die Sozialdemokraten, Demokraten und Klerikalen. Nach dem angenommenen Entwurf bewilligt die Stadl Straßburg zunächst versuchsweise für die Dauer eines Jahres eine Summe von höchstens 5000 Mk., um die Versicherung gegen Arbeitslosigkeit zu begünstigen. Die Verwendung dieser Summe erfolgt in der Weise daß jedem, der bei Eintritt der Arbeitslosigkeit 1 Jahr in Straßburg ununterbrochen ansässig gewesen ist und einer Arbeitslosen Unterstützungskasse eines Vernssvereins von Arbeitern und Angestellten angchört, ein Zuschuß zu de n Ume>.stützungsbetrage gezahlt wird, welchen er von dieser Kaste eihält. Der Zuschuß tritt nur ein als Unterstützung im Falle unfreiwilliger Arbeitslosigkeit. Ist die Arbeitslosigkeit eine Folge von Streiks und Aussperrungen oder von Krankheit, Unsoll oder Invalidität, so tritt die Gewährung des städtischen Zuschusses nicht ein Dar gleiche gilt, wenn für den ursprünglich uitteistützi-ngLberechtigten Arbeitslosen voch- Lrüglick de: Fall des Streiks oder der Aussperrung etntntt. Der Zuschuß beträgt 50 Prozent des Unterstützungssatzes, welchen der bettcffende Arbeitslose jeweils von semem Verein bezieht. Der Hockstbrlrag des stä'iischcn Zuschusses ist jedoch I Mark pro Unterftützungsiag. Sobald nch ergibt, daß die Gewährung von 50 Prozent des Gesamt« jahresbelrag des städtischen, Zuschusses von 5000 Mk. übe:« schritten werden würde, tritt eine verhältnismäßige Kürzung des Zuschusses ein. De: Zuschuß hört auf, wenn dem Arbeuslvsen passende Arbeit lm Beius nachgewieien wird. Ledig: Arbeiter haben auswärts Arbeit anzunehmen, wenn mch! bebildere Vsrhältwsse dageg-m sprechen. Diese Ord- «Mg tritt am 1. Januar 19u7 tn Kraft. In Deutschland ist Straßburg die erste Stadt, die einen Versuch mit dem System der Genter Arbeitslosen Versicherung macht.
ist aus London zmückgekehrt, nachdem der „V.-ss. Z-g/ zufolge über alle wesentlichen Wünsche der deutschen Reichsre- gierrrng md-.zug auf gemeinsame Maßregeln süc den Gren; - schütz bei Eingeborenen-Ausständen ein Einverständnis mit dem Londoner auswärtigen Amt erzielt worden ist
Breslau, 30. Dez. In Oberschlesien sind itt diesem Jahr fünfzehn deutsche Rittergüter mit 25 000 Morgen in polnischen Besitz übergegangen: 27 Rittergüter mit 50 000 Morgen bewahrte d r Domä- nenfiskns durch Ankauf vor der Polonisiernng.
Tvktv, 39. Dez. Das Parlament wurde vom Kaiser mit einer Thronrede eröffnet, in der aut die zunehmenden herzlichen Beziehungen zwilchen ran Großmächten, sowie aus die Notmendiakeic der L a n d e s v e r r e i d eg unq htrwies. Beide Häuser des Parlaments nahmen ette Ant
wort aus die Thronrede an und vertagten stch dann bis
T ges-KßrsuiL
Berlin, 29. Dez. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht eine Bekanntmachung des Ministeriums des Innern, wonach die Eröffnung des auf den 8 Januar etnberusenen Landtages Mittags 12 Uhr im weißen Saale dss königlichen Schlosses erfolgt. Zuvor wird der übliche Gottesdienst startsinven.
Berlin. 30 Dez. Gouver-euer von Lind equi st
japanischen Packetdampfers „Awamura" befanden, konnten,
' ^"ich an Land
so wird aus London gemeldet, glücklr bracht werden.
ge-
Dswegtes KeVe».
Nomon von Max von Weißenthurn. 43
„Neimen Sie nur also den Preis, damit ich erwägen kann, vb ich gesonnen bin, ihn zu bezahlen und sagen Sie mir über« hauvi, was es ist, was Sie verkaufen wollen."
Emil Siernan war auf diese Rahe nicht gefaßt gewesen, sie reizre ihn. und von dem Gedanken beseelt, daß seine Mittei« lungen niederschmetternd wirken mußte», sprach er in sieghaft« spöttischem Tone: „Ich habe Briese und Schriftstücke Ihrer Frau Mutter in Händen, über deren Wert ich mir vollkommen klar bin. Dieselben tragen teilweise wohl die Unterschrift der Frau Gräfin, einige von ihnen aber auch jene Ihres Herrn Ba« rers, des Grasen Hugo von Anlenhof Riedenfürst, und diese Schriftstücke sind," er ließ eine Kunstpause eintreten und fügte daun etwas leiser, aber sehr vernehmlich hinzu: „gefälscht."
Walter von Anlenhof hatte die Lippen fest aiifeinanderge« preßt, er sprach nicht ein Wort, aber wer ihn anblick te, konnte nicht gut im Zweifel sein, wie sehr er unter der ausgesprochene» Bebaiiptliug leide. „Und wie kommen diese Schriftstücke in Ihren Besitz? Ist es die Geldgier allein, welche Sie veranlaßt, dieselbe» nutzbringend verwerten zu wollen ? Welche Bürgschaft habe ich, daß nicht Sie Ihrerseits jene Schriftstücke fälschten, um am solche Weise von mir Geld zu erpressen?"
Sternau schwieg ein paar Augenblicke, dann sprach er mit einem tiefe» Atemzug: „Ich kann mich, im Grunde genommen, nick t ivimder», daß der Herr Graf diese Fragen an mich stellen. Niemand eiitänßert sich gerne eines Geldbetrages, ohne die Ueberzeugung zu haben, daß für die Opfer, weiche er bringt, .auch zwingende Beweggründe vorhanden sind. Uebrigens jetzt, wo wir uns Aug'inAng' gegenüberstehe», wüßte ich nicht, weshalb ick: nicht offen Farbe bekennen und Ihnen, Herr KEaf, un- «»iwnnden de» ganzen Sachverhalt Mitteilen sollte. Ich werde deinüht sein, mich so kurz als nur irgend möglich zu fassen.
„Um Ihnen verständlich zu werden, muß ich vor allem bemerken, daß der Name, welchen ich hier führe, Marti» Berg, ein an- gciwmmener ist, daß ich eigentlich Emil Sternau heiße und der Sohn des Mannes bin, in dessen Hanse Ihre Frau Mutter einige Jahre der Mädchcnzeik verbracht hat. Wer Gelegenheit hatte, Umschau zu halten in der Welt, der dürfte eS wohl nicht
rnm 21 Januar l907. Zu diesem Zz-tpunkc soll dann das endgülttg ftstgesleilte Budget dein Repräsentantenhaus vorgelegt weren.
Wie aus Konstanz gemeldet wird, ist der Unte r- See zugefroren, was seit vielen Jahren nicht mehr vorgekommen ist.
Bei einem in der Nacht auf den Sonntag in einem Geschäftshaus in Göttingen äusgeb ochencn Großf m r wurden 1 Feuerwehrmann und 2 Bewohner des Hauses schwer verletzt. 3 Familien konnten nur mit knapper Not das nakte Leben retten. Mehrere Nachbargcbäude wurden beschädigt.
Durch ein Großfener in der Möbelfabrik von Funk und Münzberger in T e P litz-S ch ö n a u wurde der größte Teil der Vorräte vernichtet.
Im Schnee umgekommen ist der zehnjährige Sohn des Einwohners Beck von Schild eck (Röhn). Seine Eltern sandten ihn am 24. ds. nachmittags nach Geroda zum Einkauf von Waren; unterwegs geriet er in einen Schneesturm und muß in einer Schneewehe (die dort 6 bis 8 Meter hoch liegen) umgekommen sein. Die ganze Gegend wurde schon abgesncht, ohne eine Spur von ihm zu finden.
Im Verlauf von einer lmlben Stunde wurde das Kaufhaus KohnnndOunay in Brüssel durch Großfeuer völlig zerstört. Die Nachbarhäuser brannten zwar, konnten aber gerettet werden.
Auf dem Bahnhofe Maro me bei Rouen stießen zwei Güterzüge zusammen. Ein Schaffner wurde getötet, zwei andere Bahnbedienstete wurden schwer verwundet.
Nach nunmehriger Feststellung sind bei dem Eisenbahnunglück unweit Elliot in Schottland 22 Personen ums Leben gekommen.
In Schottland sind noch überall die Züge eingeschneit. Von einigen Zügen hat man keine Kunde. Zwei Expreßzüge, die Donnerstag Abend von London nach Edinburg abfuhren, sind noch immer bei Hawick eingeschneit. Die Passagiere wurden nach großen Entbehrungen befreit.
In Manresa bei Barcelona wurde ein Hans durch einen Felssturz zertrümmert. Drei Personen wurden getötet, drei andere wurden lebensgefährlich verletzt.
Aus Newyork wird gemeldet: Im North River rammte bei Nebel ein Leichterschiff daS Aährboot „Patterson". Letzteres sank. Es hatte 50 Passagiere an Bord und es fanden verzweifelte Szenen statt, doch wurden alle gerettet. Es sind jedoch 50 Fuhrwerke gesunken.
In der Nähe der Station Terracotte der Baltimore-Ohio Bahn sind ein Personen- und ein Güter- zng zusammengestoßen. Getötet wurden mehr als 15 Personen, über 100 verletzt.
Alle Personen, die sich an Bord des gestrandeten
Zur WiLHstagsWahl
Offiziöse Stimmen. Die Norddeutsche Allgemein? Zeitung konstatiert mit besonderer Befriedigung, daß aus einer Anzahl von Wahlkreisen Nachrichten über ein cemein«
befremdlich finden, daß die Dame, welche z» einer Zeit, da sie noch nicht hochgeboren und vornehm war, im Hanse meines Vaters Obdach und Hilfe fand, dies nur mit Undank lohnte. Er hielt eine Sekunde lang iune und fuhr dann fort: „Würde es beim Undank allein gebliebe» sei», so hätten wir »ns sagen müssen, es sei dies so der Welt Lauf, aber Ihre Frau Mutter hat sich nicht damit genügen lassen; sie hat die ihr zu teil gewordenen Wohltaten damit gelohnt, daß sie meinen Vater pekuniär zu Grunde richtete. Ihre Verschwendungssucht kannte keine Grenzen und da ihr Gemahl dieselben nicht hinreichend befriedigen konnte, oder wollte, entlehnte sie namhafte Geld- betrüge bei meinem Vater, welche sie ihm nie mehr znrück- stellte. Als dieser schließlich sah, daß er nicht zu seinem Gelde komme» könne, machte er Ihrer Frau Mutter Vorstellungen, bat und beschwor er sie, sich doch ihrem Gemahl auznvertrcme» und die Folge davon war. daß sie ihm von da au immer Wechsel brachte, die mit dem Namen des Grafen von Anlenhof gezeichnet waren. Durch einen Zufall kam mein Vater darauf, daß diese Wechsel gefälscht seien. Er hatte einen derselben fortgegeben, derbem Grafe» Anlenhof präsentiert worden; welcher ihn zwar sofort bezahlte, aber dessen Unrichtigkeit erkennend, der Sache nachging und meinen Vater selbst aufsuchte, wo es dann zu heftigen Anseiiiandersetznngen zwischen den beiden Männer» kam. Ich war damals noch ein unmündiger Knabe und im Nebenraume Zuhörer jener Anseiuaiidersetzniigeii, ich weiß auch, daß die Verzweiflung des Grafen meinem Vater so sehr zu Herzen ging, daß er ihm für den Moment, die bedeutende Anzahl der in seinen Hände» befindlichen Wechsel gar nicht nannte, sondern sich vvriiahm, später, wenn die erste Aufregung des Grafen sich gelegt, ihm die weiteren Mitteilungen zu machen. Ans den tragischen Tod des Grafen Aulenhof konnte er nicht gefaßt sein, als er aber vn» dencic-lln-n nOnis Nn tUuni.-c,
sein, als er aber von demselben Kenntnis erhielt, da schwieg er erst recht, denn er hatte dem Grafen, als dieser ihm eine be- trächtliche Summe für einige Wechsel anszahlte, geschworen, die Sache geheim zu halten und keiner Menschenseele gegenüber von derselben Erwähnung getan Hat mein Vater in dem Gedanken gelebt, später, wenn Sie. Herr Graf, erwachsen seien, mit jenen Papiere» au Sie heranzntreten, oder glaubte er sich Verpflichtet, für immer zu schweigen, das iveiß ich nicht, so viel aber weiß ich, daß kein Glück a» dem Geld zu hasten schien, welches aus Ihrem elterlichen Hause kam, daß es den Ruin der
sarreS Vorgehen der KonservatrosnundLkberalen zu verzeichnen sei. „Nur kenne gesähcktchen Sondeikandida- turen!" so kling: die Mahnung des offiziellen RegterungS- o-gans und es wiegt sich in den Glauben, als ob die Zweck-näßigkeits trage, die zur Stellung -ur Freisinnigen Parteien bei der Konialdebatte führte, genügen würde, unüberbrückbare G-gensätze zwischen der Konsenralioen und der liberalen Weltanschauung auszugleichen. Bei uns in Württemberg hat die Volksvartet durch thre Antwort an die deutsche Partei, in der sie ein Zusammengehen mit dem Bauernbund und des Konservulioen abgelehnt hat, den freisinnigen Wählern einen Wegweiser für den Wahlkamps ausgestellt.
In derselben Nummer der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung erläßt der preußische Minister v. Bethmann- Holl weg rine Verfügung, worin es heißt: es ist eine unerläßliche Pflicht aller patriotisch Gesinnten und muß somit in erster Linie auch von den wahlberechtigten Beamten aus das Bestimmteste erwartet werden, daß sie von ihren: Wahlrecht Gebrauch machen. In Preußen sind also, nach der Ansicht des Ministers, alle Beamten „patriotisch" gesinnt- Man kann dem Herrn Minister seine Auffassung belassen. Jedenfalls aber werden auch di« Beamten, denen infolge der Teuerung der Lebensmittel aller „Patriotismus" davongeflogen ist von der freundlichen Einladung, ihr Wahlrecht auszuüben fleißigen Gebrauch machen. Sie werden aber keinen wählen, dessen Partei an der Teuerungspolftik des Reiches mikge- wirkt Hai. Und wenn Herr v Buhmann Hollweg nach dieser Richtung eine Enttäuschung erlebt, so mag er sich bei seinem ehemaligen Kollegen Podbiclski dafür bedanken.
Die Wahltaktik des Zentrums. Aus zuverlässiger Quelle wird dem Berliner Tageblatt über die Wahltaktik des Zentrums folgendes gemeldet: Das Zentrum rechnet offenbar mit einer gewissen Verringerung seiner Mandate und geht darauf aus, sowohl die Rechte lvie die äußerste Linke auf Kosten des bürgerlichen Liberalismus zu stärken. Man will den Nationalliberalen Abbruch tun, wo man kann, gleichgültig, ob das zu Gunsten eines Konservativen oder eines Sozialdemokraten geschieht. Dasselbe Schicksal will das Zentrum dem Freisinn bereiten, den es zu „z e r- reiben" gedenkt. Auch den Polen will das Zentrum gegen liberale Kandidaten seine Unterstützung leihen. — Das Berliner Tageblatt bemerkt hiezu: „Man muß gestehen, die Taktik des Zentrums ist außerordentlich geschickt. Sie zu durchkreuzen wird eine Hauptaufgabe der Liberalen, wie der Regierung sein. Gelingt es dem Zentrum, mit seiner Taktik die erhofften Erfolge zu erringen, so bleibt die Regierung nach wie vor die Hörige des Ultramontanismus. Die Interessen der Regierung sind mit denen der Liberalen in diesem Wahlkampf unauflöslich verknüpft."
Der badische Block ist, nachdem sich die Nationalliberalen für ein Zusammengehen mit der Volkspartei und den Freisinnigen ausgesprochen haben, perfekt geworden. Diese politische Konstellation war für Baden aus inneren Notwendigkeiten klar vorgezeichnet, lange ehe in Berlin die Parole gegen das Zentrum ausgegeben wurde. Der badische Block, .ist außerdem in viel weiterem Sinne politisch antiklerikal, als es die Berliner Tagesparole vielleicht wünscht. Die Parteien, die — wenn auch bisher mit recht verschiedener Energie — den Kampf gegen geistige Bevormundung und politische Unfreiheit führen, werden ans dem Boden dieser Jdeen- gemeinschaft sich zweifellos auch weiter verständigen können, nicht nur in der negativen Abwehr, sondern auch! zur schwierigeren Arbeit für positive Aufgaben auf kulturellem Gebiet. Erfreulicherweise hat der linksnationalliberale Kandidat für Mannheim, Schulrat Sicking er, das Frankfurter Mindestprogramm anerkannt. Auch der Abgeordnete Wittum hat nunmehr die von den Blockparteien ihm angetragene Kandidatur angenommen. Man wird der Erwartung Ausdruck geben dürfen, daß das nunmehr getroffene Abkommen denselben Erfolg wie bei den vorjährigen Landtagswahlen erreichen wird.
3. Reichstagswahlkreis (Heilbronn). Die Kandidatur Naumann ist durch die zögernde Haltung der Deutschen Partei gescheitert, nachdem die Volkspar-
Meinen nicht bimnnzuhatteii vermochte. Können Sie es von mir unbegreiflich finden, wenn ich unumwunden gestehe, daß in, tiefen Groll gegen Ihre Mutter nähre, welche den Nnin meiner Eltern denn doch in erster Linie verschuldet hat?"
Er hielt iune, Walter von Anlenhof war während der Aufklärungen, die ihm zu teil geworden und die ihn, nach alt' dem, was er von dem Vorleben seiner Mutter kannte, kaum überraschten, ansgestanden und ging mit großen Schritten im Gemache ans und nieder. Er litt furchtbar, litt, wenn auch -nicht in seiner Liebe zu der Frau, welche ihn: das Leben geschenkt, so doch in seinem Selbstgefühl, in seinem Stolz. Es war ihm qualvoll, sich in Verhandlungen mit dem Manne einlassen zu müsse», den, wie er sehr wohl begriff, nicht die Liebe z» den tote» Eltern, nicht der Groll, weil diese durch das Verschulden der Gräfin Anlenhof zu Grunde gerichtet worden waren, sondern nur Habsucht und Geldgier dazu veranlaßten, Plötzlich gewissermaßen als Rächer der Dahingejchiedenen vor den Lebende» zu trete».
Es bereitete ihm grenzenlose Qual, die Namen Aulenhof und Lichtenfels einem Manne gegenübr.r Preisgegebe» zu wissen, der von niederer Herkunft war-, nicht weil ihm die Nhnenreihe mangelte, sondern, weil ihn, der Seelenadel fehlte. Er rang nach Worte», er grübelte über einen Answeg nach und fand ihn nicht. Er wußte, daß seine Unterredung mit Sternau nichts als eine (Heidsrage sei, daß nur diese allem zu Grunde liegt, aber es war ihm schwer, diesen Ausweg zu finden, denn von den, Moment an, in welchem er Geld bot, gestand er wortlos dem Manne ein, daß er an die Schuld der eigenen Mutter glaube und das wurde ihm unermeßlich hart.
Sternau war z» sehr Menschenkenner, um die Seelenqnal nicht in seinen Zügen zu lesen, aber, was kümmerte ihn dieselbe, sein ganzes Verlangen Ivar nach Geld-nnd um dieses zu erlangen, dünkte ihm kein Mittel zu schlecht.
„Herr Graf," sprach er »ach kurzer Pause, „Sie scheinen durch alles, was ich Ihnen gesagt, noch nicht überzeugt, ziehen Sie es vor, daß ich in dem Fürsten Lichtenfels einen Käufer für o:e Dokumente suche, von deren Wert und Bedeutung ich mehr als überzeugt bin?"
Eine peinliche Paust entstand.
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