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mit Erzähler vom Schwarzwald.

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Amtsblatt für die Stadt Wildbad.

verkündigungsblatt

der Agl. Forstämter Wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. mit

amtlicher Fremdenliste.

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Per MeichztagswaHlüampf

Hat im Zeichen des zu Ende gehenden Aufstandes in Südwestafrika eine Wendung erfahren. Es ist schon da­rauf hingewirsen worden, daß der Antrag der Frei­sinnigen im Lichte der neuen Verhältnisse doppelt wert­voll erscheint, da er die Auflösung des Reichstags, die jetzt als unnötig erscheint, verhindert hätte. Die Re­gierung kann sich wenigstens darauf berufen, daß sie diesen Antrag unterstützte. Das entbindet sie aber nicht von dem Vorwurf, daß sie über die Verhältnisse in Snd- westafrika sehr schlecht unterrichtet gewesen sein muß. Die Parteien, die die Regierung unterstützten, konnten ja nicht wissen, daß der Aufstand drüben in nächster Zeit seinem Ende entgegen gehe. Die Auflösung des Reichs­tages war also, das haben wir schon dem ersten Tele­gramm angehängt, völlständig unnötig. Und das hat zur Konsequenz, daß der Regierung ihre zugkräftige Wahl­parolefür unsere Brüder in Südwest" entwunden ist. Diese Auffassung spiegelt sich auch deutlich in der nicht­offiziösen Presse. Das Berliner Tagblatt kritisiert die offiziösen Bemerkungen, mit denen die Telegramme aus Südwest umkleidet wurden und sagt dann:

Die Regierung mußte bei der Beratung des Nach­tragskredits im Reichstage bereits etwas davon läu­ten gehört haben, daß eine günstige Wendung in Süd­westafrika bevorstehe. Denn von heute auf morgen haben die Bondelszwarts ihren Unterwerfungsentschluß nicht gefaßt, und es ist völlig ausgeschlossen, daß das Oberkommando in Südwestafrika nicht schon seit län- , gerer Zeit über die Stimmungen und Absichten der i Bondels unterrichtet war. Das Zentrum wird mit Recht sagen, daß die Regierung, wenn sie über die Lage der Dinge orientiert war, sich die Auflösung des , Reichstages hätte sparen können und sparen müssen, i In der Tat lag für die Regierung, wenn sie die , Sachlage kannte, keine Veranlassung vor, ans dem Zentrumsantrag einen ousns belli zu machen. Die . Parteien, die gegen den Zentrumsantrag stimmten, ta­ten das in dem guten Glauben, daß an eine fried­liche Beilegung des Feldzuges vorderhand nicht zu denken sei; nach Pflicht und Gewissen erklärten sie sich deshalb gegen den Antrag, der nach ihrer Ueberzeug- Ung unsere militärischen Operationen im Schutzgebiete lahmlegen mußte.

Dann macht das Tagblatt eine Andeutung, daß die Herren in der Wilhelmsstraße nicht vor den Wählern, sondern auch noch vor einer anderen Stelle sich recht- fertigen wollten und wird dann deutlicher, indem es schreibt: der Ausfall der Wahlen ist für das Regime Bülow jetzt unter allen Umständen eine Lebens­frage geworden. An eine zweite Reichstagsauflösung

Mervegles KeVen.

Nomau vvu Max von Weißeuthurn. 39

Er wußte den Name», unter welchem daS einstige Pflege­kind seiner Eltern jetzt zu suchen sei. Eleonore Tronve, der Name war der Oberin unbewußt entschlüpft, schlaue Ohren hatten ihn linfgefangen, ein scharfes Gedächtnis sich denselben eingeprägt.

Sie scheinen in mir einen Feind zu mutmaßen, während ich in bester Absicht gekommen war," bemerkte Emil Sternau in gekränktem Ton.Ich ziehe mich zurück und überlaste es Ihrem Ermessen, zu überlegen, ob Sie meinem guten Willen entspre­chende Würdigung widerfahren ließen.

Sollten Sie, hochwürdige Mutter, bei Zeit und Gelegenheit einsehen lernen, daß Sie da Mißtrauen bekundeten, wo man Ihnen, von bester Absicht beseelt, entgegenkam, so trifft mich eine Botschaft jedenfalls im AsylhanseZum Auge Gottes" Simmeringerstraße huudertundzwöls. Für heute habe ich die Ehre, mich Ihnen zu empfehlen, schmerzt es mich, die lieber- zeugung mit mir nehmen zu müssen, daß man unduldsamem Miß­trauen, nicht nur in der Welt, sondern auch in jenen heiligen Mauern begegnet, die nur deni Frieden gewidmet sein sollten."

Ehe Mutter Elvira sich von ihrer Ueberraschung wegen die­ser ebenso unerwarteten, wie seltsamen Zurechtweisung erholen konnte, hatte Emil Sternau das Sprechzimmer und unmittel- bar darauf auch das Kloster verlassen. Die Oberin aber blieb in äußerst unbehaglicher Stimmung zurück. Hatte sie ein Un­recht begangen? War sie wirklich sehr schroff gewesen? Hatte sie sich die Gelegenheit entgehen lassen, die Herkunft ihres Lieb­lings zu ergründen und diesem dadurch vielleicht die Möglich­keit entzogen, in gesicherte, angenehme Verhältnisse zu kommen, oder gehörte daS Kind, wie er es fast angedeutet hatte, jenem Manne an, der so wenig Vertrauenerweckendes an sich besaß? War sie selbst eS, sie, die stets bestrebt gewesen, den Pfad der Pflicht zu wandeln, welche nun Vater und Kind von einander trennte ? War es denkbar, daß Lenore, ihres Herzens Liebling, i» dem sie so gerne stets eine kleine Prinzessin gesehen hätte, von niederer Herkunft sei, berufen, schließlich wieder in den Schlamm hiuabzusinke», auS dem sie emporgestiegen? Solche und ähnliche Gedanken waren es, die Mutter Elvira bekümmer- ten und ihre Sorge würde wesentlich gestiegen sein, wenn sie nicht mir im Geiste, sondern auch in Wirklichkeit dem Manne

Samstap, de» L t. KezemSer

fej, tveim anders, sie für einen der Regierung ungünstigen j Warst aussatt in Aussicht genommen war, jetzt unter keinen Umständen mehr zu denken. Ganz im Sinne un­serer Ausführungen, daß nun der Weg frei ist für den Kampf gegen die Reaktion schreibt die Berliner Volks­zeitung :

Fällt nunmehr nach Lage der Sache der Krieg in Südwestafrika im Wahlkampfe so gut wie fort, sind die Flugblätter, die diesen Krieg noch in den Vordergrund des Wahlkampfes rücken zu dürfen mein­ten, über Nacht mit einem Schlage veraltet, so kann der Kampf um so sicherer, bestimmter und ent­schiedener gerichtet werden gegen die Reaktions- Parteien, die dem Volke das Leben erschwe­ren und verteuern, die immer neue Stenern ans­denken immer höhere Zollsätze herbeiführen, immer neue reaktionäre. Maßnahmen treffen! In dieser Bezieh­ung sind die Ultramontanen den übrigen reaktionä­ren Parteien durchaus ebenbürtig.

Und in diesem Sinne wird das Zentrum von der neuen Sachlage am wenigsten profitieren. Denn mit dem Fallen der südwestafrikanischen Wahlparole fällt auch das oppositionelle Mäntelchen dem Zentrum von den Schultern und es steht wieder ganz in seiner reak­tionären Nacktheit da.

Tagks-Kdr-nik

Berlin, 28. Dez. Wie die Nordd. Allg. Ztg. mel- meldet wird das zwischen Deutschland und Spanien ver­einbarte Meistbegünstignngsabkommen, das mit diesem Jahre zu Ende gehen sollte bis zum 30. Juni 1907 verlängert. Dies entspricht einem Wunsch der spani­schen Regierung, die erklärt hat, die im Oktober geschei­terten Verhandlungen über den Tarifvertrag wieder anf- nehmen zu wollen.

Berlin, 28. Dez. Aus Ha lle a. S. meldet der Lokal-Anzeiger: Dem Vernehmen nach steht eine Aen- derung des jetzt geführten Jnsanteriegewehr- modells bevor. Die Kgl. Gewehrfabrik zu Erfurt hat bereits Ueberstundenarbeit angeordnet.

Würzburg, 27. Dez. Für die nächste nnterfrm^- kische Schwurgerichtssession ist zum ersten Male aus der Arbeiterklasse ein Geschworener gewählt wor­den, nämlich der Buchdrnckmaschinen-Monteur Joseph G a reis von hier.

Neustadt a. d. H., 27. Dez. Eine gestern hier ab­gehaltene Versammlung von Straußwirten, Wmzern und Vertretern von Winzergerwfsenschasten der Pfalz beschloß, einen Protest an den bayerischen Landtag zu richren gegen die Entscheidung des OberlandeSgerichles in München, wonach Straußwirtschaften nur in denjenigen Gemarkungen

hätte folgen können, welcher eben die stillen Klostermauern ver­lassen.

Mit raschen, elastischen Schritten trat er in das dem Klo­ster beinahe gegenüber gelegene Pvstbnreau und ging auf einen der Diener zu, welcher lässig i» einer Ecke stand und beschäfti­gungslos vor sich hinstarrte.

Guter Freund! Ans ein Wort," sprach er, mit jenem Tone der Herablassung, bei welchem untergeordnete Leute schon im­mer das Klappern des Geldes in der Tasche höre», welches sie sich verdiene» können. Er schritt dem Ausgange zu, der Mann folgte ihm und als sie draußen ans. der Straße standen, bemerkte Emil Sternau in ruhigem, geschäftsmäßigen Ton:Mein Lie­ber, Sie können mir einen Dienst erweisen und sich zehn Gul­den verdienen Ich bin erst kürzlich aus Amerika gekommen, will mich dauernd in Europa niederlassen, muß morgen in ein Sanatorium, in dem ich acht oder zehn Tage zu bleiben habe und soll der Tochter meines Kompagnons drüben in Amerika, die in Europa weilt, einen größeren Geldbetrag schicken. Das Mädchen ist vomKlvster ans untergebracht, ich war eben bei der Oberin, mir die Adresse zu holen und wie ich auf die Straße trete und den Zettel in die Brieftasche stecken will, fliegt das Blättchen zu Boden, die Räder eines vorüberfahrenden Wagens drüber hin und fort ist eS. Die Sprechstunde aber ist um. Ins Kloster zurückkehren, daS geht nicht, morgen herausfahren, daS geht auch nicht, da ich ins Sanatorium mich. Die Oberin aber hat mir gesagt, daß sie heute noch dem Mädchen schreiben werde. Ihr Name ist Eleonore Tronve. Seien Sie so gefällig, wenn im Laufe des heutigen oder morgigen Tages die Briefe ans dem Kasten gehoben werden, der sich beim Kloster befindet, trach­ten Sie die Adressen durchzulesen und wenn ein Schreiben an EleonoreTrouve dabei ist, schicken Sie mir die genaue Adresse, damit ich dem Mädchen daS Geld senden könne. Da haben Sie fünf Gulden, den Rest bekommen Sie, sobald sich die Adresse in meinen Händen befindet. Sie müssen selbst einsehen, daß eS ein leicht verdientes Geld ist."

Mit freudestrahlendem Gesicht griff der Mann nach dem ihm gebotenen Fünfer. DaS war allerdings ein um so leichter ver- diente- Geld, als das Sortieren der Briefe ohnehin zu seinen Obliegenheiten gehörte; er versprach auch, daß der Herr bereits am folgenden Tage im Besitze der gewünschten Adresse sein solle.

Bon der Aufgabe, welche er sich gestellt, vollkommen befrie-

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zugeiaffen werben sollen, tn denen der zum Ausschank kom­

mende Wein gewachsen ist. Der Vertreter der Winzcrge- nossenschaft Mußbach erklärte: Wir p-tilionicren bis zu den Stufen des Thrones, und wenn mau den Wünschen der Winzer nicht entspricht, so wird man die Winzer ani Haardt- gebtrpe ins sozialdemokratische Lager treiben.

Metz, 27. Dez. Der Kaiser hat dar Haus, in dem Kaiser Wilhelm I die Nacht vor der Schlacht bci Grave- lotte verbrachte, für 20,000 M. angekauft. DaS H ms lügt am äußersten Ende d,s Dorfs Rezonvtlle an der Straße nach Vionville. Der Eigentümer, ein Herr Baron, darf daS Haus bis an sein Lebensende bewohnen.

Wie», 27. Dez. Die Blätter berichten, daß Leo­pold Wölfling, der ehemalige Erzherzog Leopold, der in Zug am Zugersee lebt, sich von seiner Gattin, geb. Adamovitsch, scheiden lassen will. Die Ursachen der Abneigung Wölflings, der sich mit Astronomie und Mathematik befaßt, gegen die Gattin, sind lediglich in dem unüberbrückbaren geistigen Gegensatz zu erblicken, der zwischen Wölfling und seiner Frau liegt. Seine Frau, der er mit Mühe die Kunst des Schreibens beigebracht, hat sich ganz der Lebensweise der sogenannten Natur­menschen angeschlossen, die im Kanton Tessin als Vege­tarier in Lehmhütten Hausen; sie wollte auch ihrem Man» diese Lebensweise aufzwingen. Von der schweizerischen Depeschenagentur wird die Meldung von einer Scheid­ung dementiert. Man glaube, die Differenzen seien nur: vorübergehender Natur.

Wie», 27. Dez. Nach Gmundener Meldungen seien selbst ans nationalliberalen Kreisen Hannovers Kundgeb­ungen nach Gmunden gelangt, welche besagen, daß der Herzog von Cmmberland mit seinem letzten Pen- zinger Schreiben das Menschenmögliche getan habe. Es sei Sache einer staatsmännischen Politik, nunmehr sei­nen! jüngsten Sohne den Weg zum braun schwei­zer Thron zu ebnen.

Budapest, 27. Dez. Tie Polizei hat hier zwei Personen verhaftet, einen früheren Buchhalter der Va­terländischen Bank, Franz Vorbricks, und den Redak­teur eines volkswirtschaftlichen Winkelblattes, namens Eugen Döbrösi. Bei einer Haussuchung wurden beim ersteren 100 025 Kronen in bar und Effekten, bei letzte­rem 39600 Kronen in Bar vorgefunden, die ans dem Betrug zum Schaden der In ne rstäd tis ch en Spar­kasse Akt.-Ges. herrühren. Die Polizei fahndet noch ans andere Mithelfer.

London, 27. Dez. DieTimes" meldet aus L a n- ger vom 26. ds. Mts.: Kriegsminister Gabbes mar­schiert morgen mit dem Gros des Heeres, etwa 3000 Mann, nach einein Punkte drei Meilen östlich von Tan­ger an der Grenze des Gebietes der Andscheras. Ep wird dort den Häuptlingen aus den Dörfern ein Schrei-

digt, unbekümmert darum, daß er zur Lüge seine Zuflucht ge­nommen, denn er mutmaßte nur, daß Mutter Elvira dem jungen Mädchen schreiben werde, kehrte Emil Sternau zur Stadt zurück.

Die Morgenpost des folgenden Tages brachte ihm denn auch einen Zettel, ans welchem mit ungelenker Hand die Worte: Eleonore Tronve, Schloß Jolowitz bei Eger in Böhmen" zu lesen standen. Die Adresse des Postdieners, welcher um die ihn» zugesagten weiteren fünf Gulden bat, war beigefügt. Sternau beeilte sich, seinem Versprechen nachzukoinmen, fühlte er sich doch hochbefriedigt von dein Resultat seiner klugen Kombination. Er sah einen Weg mehr, welcher sich ihm auftat und der ihm Bor- teil bringen konnte.

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Emil Sternau sagte sich, daß noch mehrere Tage vor ihm lagen, welche er zu seinem Vorteil ansnntzen konnte, bevor durch die Zusammenkünfte mit Walter von Anlenhvf und durch etwaige Vereinbarungen mit der Fürstin Lichtenfels jene Bezugsquellen flüssig wurden, die ihm Wohlstand und Behagen für alle künfti­gen Zeiten sichern sollten. Weshalb nicht als kluger Stratege ;eden Weg ansnützen, der sich ihm bot, und l, achten, in Eleo­nore Tronve eine Verbündete zu werben, indem er sich als ihre» Vater ausgab und an das Pflichtgefühl des Mädchens appel­lierte, welches zweifelsohne, dank der Erziehung, die ihr zu teil geworden, ein sehr ausgeprägtes sein mußte. Gelang es ihm. eine Verbündete in ihm zu finden, die seine Partei nahm, so dünkte ihm der Sieg ans allen Linien ein weitaus gesicherter, und nun, um zu diesem Siege zu gelangen, kam eS auf eine Ge- wiffenlosigkeit mehr oder weniger nicht an.

Als er damals als junger Mensch von zwanzig Jahren daS Elternhaus verlassen und die Papiere niit sich genommen, welche ihn in Zukunftsmusik versetzt, wertvolles Kapital dünkten, hatte er sich kaum die Zeit genommen, dieselben sorgfältig zu sichten, war er auch später im Drange des täglichen Lebens lange nicht dazu gekommen. Als es dann doch endlich einmal geschehen, da fand er unter diese» Schriften, wahrscheinlich durch einen Zn- fall dazwischengeraten, einen Tauf- und einen Totenschein auf den Namen Marie Sternau; ohne sich genau Rechenschaft da- rüber abzulcgen, inwiefern dies möglich wäre, sagte er sich gleich, daß diese Papiere zweifelsohne GedurtS- und Totenscheine einer Schwester, die er gehabt, seien, ihm Nutzen bringen konnten und vernichtete sie deshalb nicht. 131,20.