der nicht entbehren zu können glaubten, erscheinen die Schutzbestünmnngen als .Härte und die Kinder mußten dann teilweise selbst darunter leiden. Am krassesten aber trat die AnSnützung der Kinder zu gewerblichen Arbei­ten auf dem Lande in den Banernfamilieen, und zwar häufig in den besser situierten zu Tage. Gerade diesen gegenüber hatte die Aussicht den schwersten Stand. Im übrigen versuchte man soweit als möglich durch freund­liche Belehrung aus die Beobachtung des Gesetzes hin­zuwirken.

Dem Bericht sind umfangreiche statistische Nachweise über die Tätigkeit der Inspektion, der Gewerbegerichte und Arbeitsämter sowie über die vorgekommenen Lohn­kämpfe beigegeben.

6. Gts ve korknes Waudat

Ter Liberalismus hat wieder einmal einen Verlust erlitten. Tas ist das Ergebnis der Reichstagsnachwahl in dem westfälischen Wahlkreis Alt en a-I scrlv h n, der bisher von dem verstorbenen Abgeordneten Lenz mann, einem der tüchtigsten Mitglieder der freisinnigen Volks- Partei vertreten wurde. Tie freisinnigen und nationalli­beralen Wähler werden für die Stichwahl vor das Dilem­ma schwarz oder rot gestellt werden und nach Lage der Dinge scheint es leider so, daß sich die Mehrzahl von ih­nen für den Zentrumsmann entscheiden wird, womit des­sen Sieg gesichert wäre.

Die Wahlbeteiligung betrug über 80 Prozent und war diesmal noch etwas stärker als im Jahre 1903. Die Stimmenverschiebung ist nicht wesentlich, aber immerhin bemerkenswert. Tie Nationalliberalen hatten sich näm­lich diesmal geschmeichelt, den Freisinnigen das Man­dat abnehmen zu können. Gerade sie haben aber den stärk­sten Stimmenverlust mit 900 Stimmen zu verzeichnen, trotzdem sie in der Wahl ihres Kandidaten recht geschickt waren. Dieser Rückgang gibt zu denken, wahrscheinlich haben sich die Lehnt- und Steuersünden der Partei jetzt schon gerächt. Tie Freisinnigen haben ihre Stimmen­zahl behauptet, die Sozialdemokraten gewannen 100, die Stöckerschen Christlich-Sozialen 200 Stimmen. Ten Hauptgewinn hat das Zentrum mit 1100 Stimmen zu ver­zeichnen, dank seiner rührigen Organisation und Agita­tion. Das hat die Partei in einem nur zu einem Vier­tel katholischen Wahlkreis erreicht.

Ter Wahlkreis Altena-Iserlohn hätte für den Li­beralismus gerettet werden können, wenn die Freisinni­gen und Nationalliberalen sich auf eine gemeinsame Kan­didatur geeinigt hätten. Natürlich hätte das ein wirklich liberaler Mann sein müssen. Ist es nicht betrübend, wenn in einem Wahlkreis, in dem 72 Prozent der abgegebenen Stimmen auf Kandidaten der Linken fallen, ein Zenrrums- mann gewählt wird. Tenn der Sieg des Ultramontanen ist wahrscheinlich, wenn man berücksichtigt, daß ihm die chrichlich-sozialen Stimmen ohne weiteres, die national­liberalen zum größten Teil zufallen.

Neugierig darf man auf die Stichwahlparole der frei­sinnigen Volkspartei fein. In den Kreisen der Partei­leitung in Berlin hat man bekanntlich sehr zu Unrecht die Darmstädter Wahlparole scharf verurteilt. Man wird also für Iserlohn entweder Wahlenthaltung oder Eintre­ten für den Zentrumsabgeordneten proklamieren. Bei­des ist natürlich vom konsequent liberalen Standpunkt aus verwerflich, aber' von Herrn Müller-Sagan und seinen Leuten ist kaum etwas anderes zu erwarten. Und so wird wohl die Zentrumsfraktion Anfangs Juli einen neuen Zuwachs zu verzeichnen haben.

Hugrv-gmom«.

Berlin, 29. Junt. DerReichs an z ei g e r" ver­öffentlicht eine Bekanntmachung des Reichskanzlers, wonach zur Erleichterung des Uebergangs für alle im Monat Juli cingelieferten Postkarten, Drucksache^, Geschästs- papiere und Warenproben, sowie für zvsrmmeugepackte Drucksachen, Geschäftspapiere, Warenproben im Orts- und Nachbarortsverkehr, die von den Absendern irrtümlich nach den alten Toxsätzen frankiert sind, lediglich der fehlende einfache Porlobetrag zu erheben ist.

Berlin, 29. Junt. Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung meldet: Eine Provtnzzeitung wiederholt die Be­hauptung, daß Erbprin z H oh en!o h e- La n g enburg außer fernem Gehalt als Kolonialdirektor 44 000 M, näm­lich 24 000 M. als Zulage, 20 000 M. als Mietsentschädig­ung aus dem kaiserlichen Dispositionsfonds erhalten habe. Wir stellen nochmals fest, daß au diesen Angaben kein wahres Wort ist. Dem Erbprinzen Hohenlohe werden ledig­lich Bezüge in Höhe des etatsmäßigen Dtcnstetnkommens als Kolonialdirektor bezahlt und bet dem betr. Titel des Etats der Kolonial-Abtettung verrechnet.

Berti», 29. Junt. Die Verlängerung des Hand elsprovtsortums mit Spanten ist Tatsache geworden, ohn- daß Bundesrat und Reichstag ihre Stimme dazu abgegeben haben. Wir das Berl. Tagblatt hört, wird ihre Genehmigung auch nachrräglich nicht einge­holt werden, sondern die Verlängerung wird ihnen nur zur Kenntnisnahme mttgeteilt werden.

Berlin, 29. Juni. Der frühere Chefredakteur der

s Die Kriminalpolizei verhaftete den 22jährigcn Holzar- Z beiter Vollmer, der in Pforzheim den Ueberfall auf f die Frau Heinz verübte.

? Letzte Nacht stieß in Ziegel Hausen bei Heidelberg ! das Automobil eines dortigen Fabrikanten mit einem ^ ohne Licht fahrenden Fuhrwerk der Schwetzingcr Schwancnbrauerei zusammen. Der vordere Teil des Kraft­wagens wurde zertrümmert und die Insasse'! wurden her- ausgefchleudert. Der protestantische Onsgeistliche siel die Straßenböschung hinab und erlitte einige beträchtliche Ver­letzungen. Der Bierkutscher machte lich im Galopp davon, wurde aber cingeholt und obwohl er mit der Peitsche um sich hieb, n it Hilfe des PolizeidienerS gestellt.

Die Mitteilung über den 11 n glucks f all im städti­schen Freibad in Mannheim ist dahin zu ergänzen daß zwei Kinder, ein Knabe von 13 und ein Knabe von sieben Jahren vermißt werden, also wahrscheinlich ertrunken sind. Die Untersuchung des Steges ergab, daß der ge­brochene Tragbalken durchlöchert und morsch war. Der Not­steg befand sich ebcr.stlls iu schlechtem Zustande und war nicht benutzbar, sodaß die noch in der Anstalt verbliebenen Badegäste über einen Kahn ans Land gehen mußten. Die für die Badeanstalten zuständige städtische Baubehörde er­fährt bei den Einwohnern die schärfste Kritik.

Dem Leutnant v. Beaulieu aus Liegnitz vom 7. Grenadierregiment wurde beim Einreiten in oie Kaserne in Halle a. S. infolge Scheuwerdeus seines Pferdes am niedrigen Torbogen der Schädel zerschmettert, v. Beanlien war sofort tot.

Wegen Unterschlagung amtlicher Gelder wurde der Standesbeamte Stadtsekretäc Hübner tu Essen verhaftet.

Aus Berlin wird vom 30. Juni gemesoer: Zu ei­ner schweren Katastrophe hat das gestrige Unwetter auf dem Truppenübungsplatz in Töberitz geführt. Das Früh­gewitter überraschte das 1. Gardefeldartillerie­regiment aus Berlin, das in Töberitz übte, mitten in den Exerzitien. Ein Blitzstrahl fuhr in Den Bor- derwagen eines Geschützes von der 6. Batterie, das mit sechs Pferden bespannt war. Tie erschreckten Tiere gingen durch und rasten auf den großen Snnrpf im Uebungsplatz zu. Sie gerieten in den Morast, in dem sich nun ein Knäuel von Tieren und Menschen bildete. Die sechs Pferde lagen fast übereinander. Man horte die Schreie der Artilleristen, die sich nicht mehr durch Ab­springen hatten retten können. Es wurde sofort Hilfe ge­bracht, aber ehe sich das Gewirr löste, hatte einer der Soldaten namens HoffadcnTod gefunden. Ein anderer war am Rücken schwer verletzt. Tre übrigen sind nur leicht getroffen.

Ter Personenzug 962 entgleiste infolge Schie- . nenbruchs zwischen Reißig mW Kotzenarr. 9 Personen wurden leicht verletzt, darunter 5 Passagiere nno 4 Be­amte.

Aut einer Automobilfahrl tödlich verunglückt ist derOstsee-Zeitung" zufolge gestern Abend der'Maschinen- fabrikant R. Kayser. Bei Gülzow, im Kreise Kamin, (Pommern) geriet der Wägen in einen Chauffeegraben und Überschlag sich. Kapser war sofort tot. Seine Frau erlitt Verletzungen im Gesicht. Seine Tochter blieb unverletzt.

Ter Schnellzug Köln-Metz-Straßburg mußte bei St. Johann die Fahrt unterbrechen, weil ein Teil des Tunnels zwischen Metlach und Mertzing eingestürzt ist.

In Grtndelrvaid ist gestern beim Pflücken von Alpen­blumen in der Stcglauenen ein Reverend aus England a b- ge stürzt. Er wurde abends schweroerletzr ins Hotel ge­bracht. Zu gleicher Zeit und ebenfalls beim Blumenpflücken ist eine Miß Webb aus England in den Felsköpfen der Ortsweide Bußalp abgestürzt. Sie erlitt innere Verletzungen, die jedoch nicht lebensgefährlich sind.

Der speziell für die Flottenmanöver in Dienst gestellte PanzerkreuzerEssex" ist in Devonport eingelroffen. Wie es heißt, hat sich leim Abfeuern eines blinden Schuff s aus einem sechszölligen Geschütz eine Explosion ereignet, wo­bei ein Matrose ums Leben kam, während 1 Offizier und 3 Matrsen verletzt wurden.

Zur Lage in Außtand.

Das degradierte Garderegiment.

Durch kaiserlichen Tagesbefehl vom 28. Junt ist das erste Bataillon des Preobraschenski'schen Leib-G arde- R egimentsinetnbesonderes Infanterie- Bataillon umgewandelt und sind ihm die der Garde zustehenden Rechte entzogen worden.

Die Herabsetzung der Militärdienst zeit.

Die Gesetzsammlung veröffentlicht ein im Mai vom Kaiser bestätigtes Gesetz, nach welchem die aktive Dienst­zeit für die Infanterie und die Fußartillerte auf 3 Jahre und für alle andere Waffengattungen auf 4 Jahre festgesetzt wird. Der Dienst in der Reserve schwankt zwischen 7 und 16 Jahren. Der aktive Dienst in der Marine beträgt 5 Jahre und in der Reserve ebenfalls 5 Jahre. Für Personen, die einen bestimmten Bildungs­grad Nachweisen, werden Vergünstigungen zugelassen.

Rücktransport der Mandschurei-Armee.

Nach einer Meldung aus Chardin vom 27. Juni ist die letzte Staffel der Mandschureiarmee nach Rußland abgegangcn. Die in der Mand-

o->- . - nunmehr nach Rußland abgegangcn. Tie m

Kreuzzeilunz", Professor Kropats check, ist tn der ver- r schurei zurückgebliebene sehr kleine Zahl der Truppen wird gangenen Nacht gestorben. ? M j, nächsten Jahre allmählich zurückbesördert.

London, 29. Junt. Die deutschen Journali­sten kehren heute heim. Die Ueberzeugung, daß dieses Meeting gute Folgen haben wird, festigte sich, wie derFr.

Ztg." berichtet wird, immer mehr in den letzten Tagen.

Kein Mißton wuroe htneingetragen. Dos letzte Wort: ^.u revoir in dewwsu^I wurde herzlich ausgenommen. Die deutschen Journalisten können mit dem Erfolg ihrer frei­willigen diplomatischen Mission sehr zufrieden sein.

Rom, 29. Juni. Nach einer längeren Rede des Ministerpräsidenten Giolitti, die mit einem Appell an die patriotische Einmütigkeit des Hauses schloß, nahm die Kammer die Konversion der italienischen Rente mit 294 gegen 11 Stimmen an. Der Senat genehmigte gleichfalls die Vorlage mit 74 gegen 3 Stimmen.

Madrid, 29. Juni. Zum Minister des Auswärtigen wird Perez-Kaballero ernannt werden, anstelle des rerstorbenen Herzogs von Almodovar.

Kus ZSürtternSerg.

Dieustnachrichte». Ernannt: Der titulierte Ministerialrat Schmidt im Ministerium des Innern zum Vortragenden Rat in die­sem Mil-isteuum. der Oberamtmann Rau in Tcttnang zum Regie­rungsrat im Ministerium des Innern-

Verliehen: Dem Oberamlmann Dr. Abele im MIni'eiinm des Jnnein den Titel und Rang eines Regierungsrats.

In den Ruhestand versetzt: Der Oberamlsarzt Medizinai- rat Majer in Heilbronn und ihm das Ritterlreuz der KronordenS verliehen. _

Zum Wechsel im Ministerium schreibt ein Ko resp. Bureau: In politischen Kreisen geht das Gerücht, welches seinen Weg auch schon in die außerwürtt. Presse gefunden hat, daß die Besetzung des VerkehrsmtnisteriumS durch Herrn von Weizsäcker nicht von langer Dauer sein werde, sondern nur bis zur Neukonstituirung des Ministe­riums bet dem in Bälde zu erwartenden Rücktritt des M

nisterpräsidenten gedacht sei. Es sei dann in Aussicht ge - nommen, Herrn von Weizsäcker das Ministerpräsidium die auswärtigen Angelegenheiten und das Ministerium des K. Hauses zu übertragen, während die Verkehr sverwaltmig als selbständiges M nisterium abgetrennt und an ihre Spitze Herr v. Balz gestellt werde. Wir geben dicses Gerücht, an des­sen Richtigkeit wir nicht glauben, mit allem Vorbehalt wieder Die neuen Frachtrrrkundenstempelmarken sind nunmehr zur Ausgabe gekommen. Ihre Zeichnung ist gefälliger, als die der württenrbergischeu Jubiläumsmar­ken, jedenfalls sind sie schöner, als der Zweck ist, dem sie dienen. Die Marken haben eineLänge von 38 und eine Breite von 20 Millimeter. Sämtliche Werturteil zeigen in einem von einem Perlenraude umgebenen Kreise einen, bei den Markwerten nach links, bei den Pfennig- werten nach rechts sehenden Merknrkops, dem man bezeich­nenderweise etwas Aehnlichkert mit dem deutschen Michel in der Schlafmütze nicht absprechen kann. Weiter zeigen die Stempel die AufschriftDeutsches Reich" undFra'cht- stempel" nird aus guillochiertem Grunde den Vordruck den" für den Eintrag des Berwendungstags. Die 10er sind rot, die 20er blau, die 25er orange, 30er braun, 40er schiefergrau, 50er violett und die 75er grün. Die Markwerte sind iu grünem Farbendruck hergestellt, zu 1 Mark grün und rot, zu 2 Mark blau und gelb, zu 5 Mark rot und orange, zu 10 Mark violett und grau. Die Stempel bis zu 1 Mark dienen für die Zwecke der Ei­senbahn, die höheren zur Versteuerung der Schiffsgüter. Stempelpslichtig sind 1. W agenladuugsgüter von mindestens 5000 Kg. 2. Fahrzeuge, wenn Wagenlad- ungssracht oder Kilometerfracht für die Achse oder den Wagen berechnet wird, 3. T i e r s end u n g en, wenn nach Maßgabe der Tarife die Ladungsfracht erhoben wird. Da­gegen sind stem'pelfrei die nach dem Militärtarif ab- gesertigten Militärgntsendungen, Güter, die ohne Fracht­berechnung befördert werden z. B. Ausstelluugs- und Dienstgüter usw. Auch Leichensendungeil bleiben,, recht pietätvoll, von dem Stempel befreit. Die Toten wird also diese herrliche Steuer nicht mehr drücken, die Leben­den aber um so mehr.

Die diesjährigen Gcrichtsferren nehmen am 15. Juli ihren Anfang und dauern bis 15. September. Nur in ürmgendcn Fällen werden während der Gerichtsferien in Zivtlprozessen Termine abgehaltcn und Entscheidungen gefällt. Solche Angelegenheiten werden als Feriensachen be­zeichnet und das Gerichlsoerfassunzsgesetz rechnet zu diesen: Arrestsachen, Meß- unv Marklsachen Hausmtetstretligkelten, Wechselsachen und Bausachen, wofern über die Fortsetzung eines anpesangenen Baues gestritten wird. Das Gericht kann indessen auf Antrag auch andere Sachen, soweit sie besonderer Beschleunigung bedürfen, als Feriensachen be­zeichnen. Ans das Mahnverfahren, das Zwangsvollsireck- ungs- und das Konkursverfahren sind die Gerichtsferien ohne Emfluß, ebenso auf die Strafprozesse.

Stuttgart, LO. Juni. Bei Beratung der Versassungs- revision in der ersten Kammer führte Fürst Quadr aus, daß die Zugeständnisse des anderen Harges nicht genüg­ten. Falls die zweite Kammer auf ihren nichigenügenden Vorschlägen beharre, lehne die Kammer der Sran- desherrendieVerantmortungsürdasSchei- tern der Vorlage ab.

Stuttgart, 29. Junt. Der Bund selbständiger Graveure, Ziseleure nnd verwandter Berusskollegien hält tn den Tagen vom 7.-9. Juli hier seinen zweiten Bundestag für ganz Deutschland.)

Unrertürkheim, 29. Juni. Die Daimler-Motorcn- abrik beabsichtig!, in kürzerer Zeit eine wesentliche Ver­größerung ihres Betriebs vorzunehmen.

Göppingen, 29. Juni. DerHohenstaufen" schreibt: Zur Lanoragswahl hat gestern die Deutsche Partei Stellung genommen, nachdem ihr von der Volkspalret auf ihre An­regung zu der bereits erledigten Kandidatur Mosthaf mit- geleül worden war, die Volkspartei habe schon früher eine Kandidatur Bühler (Fabrikant in Göppingen) ins Auge gefaßt und unterbreite nunmehr diesen Vorschlag der Deut­schen Partei zur Stellungnahme. Die Versammlung der Deutschen Partei war der Ansicht, daß eine Kandidatur Bühler keine Aussicht habe (Bühler har bis jetzt alle An­träge abgelehnt), daß vielmehr bloß eine deurschparteiliche Kandidatur in Frage kommen könne. Die Deutsche Partei beschloß demgemäß, an die Volkspartet das Ersuchen zu richten, die Frage einer gemeinschaftlichen Kandidatur erneut zu prüfen une zwar unter dem Gesichtspunkt der Ausstellung eines deutschparteilichen KomproMißkandidaten Der Name eines Kandidaten ist noch nicht genannt worden.

Tuttlingen, 29. Juni. Der Gcenz-Bote schreibt: Ein schlimmer Gast haust seit Anfang dieses Jahres in unserer Stadt, der Scharlach. Auffallend zahlreich sind in der heurigen schweren Scharlach-Epidemie die Fälle mit allgemeiner Blutvergiftung, sehr hohem Fieber, Entzündung der Hirnhaut und anderer wichtiger Organe, die tn wenigen Tagen rettungslos mit dem Tode endigen. Erschreckend groß ist deshalb auch die Zahl der Todesanzeigen von Kindern zwischen 3 und 8 Jahren tn diesem Halbjahr ge­wesen. Einzelne Familien haben zwei, ja drei Kinder am Scharlach verloren. Glücklicherweise scheint die Epidemie all­mählich ihren Höhepunkt überschritten zu haben und lang­sam vor den warmen Sonnenstrahlen zurückzuweichen, aber immerhin ist noch größte Vorsicht nötig.

In Böblingen vergnügten sich die beiden Kinder des Fabrikarbeiters Denzler am oberen See. Hiebet fiel das jüngere ins Wasser, das allere wollte es herausziehen und siel ebenfalls hinein. Glücklicherweise kam Totengräber Lutz gerade noch recht, um die beiden Kinder vor dem Tode des Ertrinkens zu retten.

In Breiteuberg OA. Calw wurde bei einem mit Hagelschlag verbundenen Gewitter, der ledige etwa 22 Jahre alte Jakob Rentschler vom Blitze getroffen und sofort getötet. Der Vater des Unglücklichen ist vor ei­nigen Jahren bei einem Hochwasser in der Teinach er­trunken.

Die Ludwigsburger Ztg. schreibt: Der 6 Jahre alte Sohn des Bäckermeisters Wyrich iu Asperg machte sich, während seine Mutter im Bäckerladen beschäftigt war, in der Küche am Herde zu schössen und goß Erdör aus einer Kanne in die von der Backstube herbeigeholteu und in den