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mit Erzähler vom Ächwarzwald.

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Telefon Nr. 41.

Amtsblatt für die Stadt lVildbad.

verkündigungsblatt

der Agl. Korstämter Wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. mit

amtlicher .^remdenlists.

Znrerate nur r iNg Hur«»ktige 10 ptg. Sie kirin- rprltigr SrnnonSreile.

Leirismen 15 ptg. Sie prtitreile.

Lei StieSerholungen entrpr. lirdait. Nbonnementr nsch lledereinkuntt

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W. 161.

Die ZLerich*e der württembergijchen KrrverSeinspcLtore».

Die Berichte der württembergischen Gewerbeinspek­toren zeigen diesmal ein einheitlicheres Bild. Sie sind ! nicht mehr getrennt, sondern je nach den Gegenständen der Berichterstattung gruppiert worden. Ter Bericht hat , dadurch an Uebersichtlichkeit wesentlich gewonnen. Es ist der' letzte Bericht, der unter der alten Einteilung des Landes in drei Inspektionsbezirke zu erstatten war, da seit Beginn des lausenden Jahres ein vierter Bezirk ein­gerichtet wurde. Wichtig sür die Ausgestaltung der In­spektion war die Zuziehung einer ärztlichen Hilfs­kraft in der Person des Obermedizinalrats Dr. Zcheurlen, des gewerbehygienischen Referenten des Kgl. Medizinalkollegimns. Für den inzwischen verstorbenen Gewerbeinspektor des neu errichteten vierten Bezirkes wurde Dr. Ing. Braumiller berufen.

Die Zahl der Fabriken und diesen gleichgestell­ten Betriebe, die der Gewerbeinspektion unterstellt wä­ren, betrug im Berichtsjahr 9116 mit 195 230 Arbeitern (im Vorjahre 8313 Betriebe mit 185 201 Arbeitern). Da­runter waren 128 820 erwachsene männliche, 47 251 erwachsene weibliche, 18 216 jugendliche Arbeiter und 943 Kinder. Die größte Zunahme der Arbeiterzahl war bei der Industrie der Maschinen, Instrumente und Apparate und der Textilindustrie festzustellen. Von diesen Be­trieben wurden 6793 d. i. 74,5 v. H. mit 166 722 Ar­beitern, d. i. 85,3 v. H. in 7193 Revisionen besucht. Die Zahl der anderen revisionspflichtigen Betriebe be­trug 3821, von denen 2519 d. i. 65,9 v. H. mit 5610 Arbeitern in 2542 Revisionen untersucht wurden. ,Im ganzen wurden demnach 7l,9 v. H. sämtlicher Betriebe revidiert.

Das Material des Berichts ist wieder sehr um­fangreich. Es bietet eine Reihe interessanter Wahrnehm­ungen und gibt für Arbeitgeber und Arbeiter, wie über­haupt für alle an sozialpolitischen Fragen Interessier­ten, eine Fülle nützlicher Anregungen. Wir müssen uns mit Rücksicht auf den Raum auf eine knappe Auslese beschränken.

lieber das Verhältnis der Arbeitgeber zu den Arbeitern wird bei der Besprechung der Ar­beiterausschüsse, deren fortwährend wachsende Be­deutung sestgestellt wird, ausgeführt:Durch die wirt­schaftlichen Organisationen der Arbeiter geht der prak­tische Zug, das auf dem Boden der bestehenden Rechtsordnung Erreichbare zu erlangen und je­den Vorteil, den die Gesetzgebung bietet, auszunützen. Der Wert praktischer Kleinarbeit wird von den Arbeitern mehr und mehr erkannt. Aus der anderen Seite erken­nen namentlich viele jüngere, unter den neueren. An-

Hefayrvoäe Wege.

Roman von Ewald August König. L?

Du bist niit ihr befreundet?" fragte Arnold.

»Ich war ein Freund ihres Mannes, aber ich kenne auch sie." «Jung, schön und vermögend?"

«Jung und schön . . ja,vermögend . . nein!Sielvar in Eng­land Gouvernante ; was sie bewogen hat, Herrn von Weilen zu heiraten, weiß ich nicht; sie würde es vielleicht nicht getan ha­ben, wenn sie sich vorher nach ihni erkundigt hätte. Seide haben vir beiden in ihrer Ehe nicht gesponnen ; der Mann soll vor eini­ger Zeit in einem Duell gefallen sein, ob es wahr ist, weiß ich nicht. Nnn sucht sie wieder eine Stelle; sie sagte es niir, als sie vor kurzem mir begegnete, und ich habe ihr versprochen, daß ich mich für sie bemühen wolle. Wen» ich ihr die Stelle in Raven­berg verschaffe, so . . ."

»So könnte sie dort ihre eigenen Pläne verfolgen und Dich lm Stiche lassen," unterbrach Emmy ihn.Nus Deinen Worten 8fht hervor, daß diese junge Witwe eine Glücksritterin ist, muß ihr da nicht die Hoffnung nahe liegen, daß es ihr gelingen werde, den Baron für sich zn gewinnen? Durch das Kind stiehlt sie sich in das Herz des Vaters; sie macht sich unentbehrlich, drängt menien Mann, den Scheidungsprozeß zn beschleunigen, und macht ihn auf unsere Pläne aufmerksam, um sein volles Ver­trauen zu gewinnen. Das könnte ihr leichter gelingen, als Du ver­mutest, und wolltest Du dann eine Anklage gegen sie erheben, so würdest Du damit zu spät kommen."

Hab' keine Sorge!" spottete der alte Herr.

Mit allen ihren Verführnngskünsten wird sie bei Deinem Mann nichts erreichen; ich kenne ihn besser, er gehört nicht zu sAdenschaftlichen Naturen, die im Handumdrehen Feuer fangen, überdies trägt er auch ein anderes Bild im Herzen, das zu ver- A'^ngen Dir in de» acht Jahren Eurer Ehe nicht gelungen ist. Nach dieser Seite hin befürchte ich nichts; sollte aber Madanw den leisesten Versuch machen, mich zu betrügen, so reichen einige Worte hin, ihre sofortige Entlassung herbeizuführen. Ich e über dies alles mit ihr reden, sobald ich die Gewißheit ?"de, daß Baron Rüdiger eine Gouvernante sucht; sie soll unS oas Knid in die Hände spielen,und werweiß .. na, das andere wird sich ;a finden. Du bist also fest entschlossen, nicht nach Ra- vknbergznrückzukehren?"

Montag, den 2. Juki

schauungen groß gewordene Unternehmer die Vorteile, die sich aus einem geregelten Verkehr mit Vertretern, ihrer Arbeiterschaft für das Geschäft selbst ergeben. Zucht und Ordnung läßt sich unter einer größeren Ar­beiterschaft viel leichter aufrecht erhalten, wenn die Arbeiter selbst an der Regelung der Betriebsverhältnisse teilnehmen dürfen. Auch steigt das Interesse der Ar­beiter für den Betrieb, wenn sie durch ihre Vertreter in ständiger Fühlung mit dem Unternehmer stehen." In ähnlicher Weise wird über die freien Gewerkschaften, die natürlich auch in Württemberg den weitaus größten Teil der organisierten Arbeiterschaft umfassen, gesagt, daß sie als ihr zunächst erreichbares Ziel die Ver­besserung der wirtschaftlichen und sittlichen Verhältnisse der Arbeiterschaft betrachten. Gleichzeitig wird aller­dings hinzugefügt, daß die überwiegende Mehrheit der Gewerkschaften nur eine bedingte Interessengemeinschaft zwischen Kapital und Arbeit anerkenne und als End­ziel die Ablösung der kapitalistischen Produktionsweise durch die gesellschaftliche erstrebe.

Von der T a r if g e m eins ch aft zwischen Arbeit­gebern und Arbeitern wird gesagt, daß sie heute das absehbare Ziel aller gewerkschaftlichen Zentralverbände bilde. Um zu ihnen zu gelangen, war eine Aenderung der bisherigen Taktik der Gewerkschaftsführer und ein politisches, und soziales Umdenken sowohl der Arbeitge­ber, als der Arbeitnehmer erforderlich. Die inneren Widerstände, die hierbei innerhalb der marxistischen So­zialisten überwunden werden mußten, waren weit grö­ßer, als Pies nach außen hervorgetreten ist. Es wird weiter darauf hingewiesen, daß die Tarifgemeinschaften zuerst von den Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereinen an­gestrebt, aber nicht von diesen, sondern von den freien Gewerkschaften zuerst erreicht worden sind, die anfangs gegen sie eingenommen waren. Das Verlangen nach tarisarischen Abmachungen sei in der Arbeiterschaft im abgelaufenen Berichtsjahr stärker als je hervorgetre­ten und in einer ganzen Reihe von Lohnbewegungen zum Ausdruck gekommen. Hinderlich sei den Tarifverträgen in gewissem Sinne das Submissions wesen, inso­fern es zu grenzenlosen Unterbietungen führe, bei de­nen die Tariflöhne auf die Tauer nicht mehr bezahlt werden könnten.

Auch der Zusammenschluß der Arbeitge­ber hat im Berichtsjahre weitere Fortschritte gemacht. Arbeitgeberverbände sind mit eine Voraussetzung wirk­samer Tarifverträge. Die Unternehmerverbände sind, wie der Bericht fcststellt, mächtig durch Kapital und Ein­heit des Willens. Ihre Schwächen werden in kürzerer Zeit überwunden als bei den Arbeiterorganisationen. Gelingt es ihnen,, wie sie beabsichtigen, die Streikklausel innerhalb der Verbände durchzuführen, dann haben die

Diesen Entschluß kann nichts erschüttern," antwortete die Ba­ronin.

Na, dann richte Dich hierein, so gut es geht; einige Wochen werden wir wohl noch in diesem Hanse bleiben können, und was dann kommen wird, darüber wolle:, wir uns vorläufig keine Sorge machen. Ich gehe jetzt aus, wir treffen uns nachher im Klub, Arnold."

Er verließ das Zimmer niit hoch erhobenem Haupte, ein Mann, wie er, konnte nicht nutergehen, mochte auch das Schick­sal sich wider ihn verschworen haben, er fand immer noch einen Weg, derihnvordemvölligenSchiffbrnchsicherte.

* *

Der Abend dämmerte schon, als Heinrich Wallendorf auf die Straße hinaustrat, die Gaslaternen wurden eben angezündet.

Ueber seine Pläne nachdenkend, schlug er den Weg zu einem Cafe ein, in dem er jeden Nachmittag mit seinen Bekannten zu­sammenzutreffen pflegte. Es war heute etwas später als gewöhn­lich geworden, indessen hoffte er doch, noch einige Freunde dort zu finden, mit denen er noch eine Partie Karte oder Domino spielen konnte.

Er fühlte mehr denn je die Notwendigkeit, mit allen, die er kannte, auf einem befreundeten Fuße zu bleiben; er konnte nicht wissen, was die Zukunft ihm brachte, und es beunruhigte ihn, daß viele seiner Freunde seit dem Tode seines Bruders kühler und zurückhaltender gegen ihn geworden waren.

Fürchteten sie, daß er ihre Börsen in Anspruch nehmen werde ?

Er wollte durch seine Arglosigkeit ihnen beweisen, daß diese Furcht unbegründet war; ihm lag augenblicklich weniger am Gelbe, als an ihrer Achtung.

Die Warnung Emmys vor dem Verdacht, den der plötzliche Tod ihres Gatten zur Folge haben könne, hatte ihren Eindruck auf ihn nicht verfehlt; diesem Verdacht mutzte schon jetzt vor- ebeugt werden, und das glaubte der alte Herr am besten da- urch zu erreichen, daß er sich die allgemeine Achtung sicherte.

Er selbst sah, wenn er auch daS Gegenteil behauptete, mit großen Sorgen in die Zukunft. Scheiterten seine Pläne, so war die Familie Wallendorf am Bettelstab. Wenn aber Baron Rüdi­ger ohne Hinterlassung eines Testaments starb, bevor der Schei­dungsprozeß entschieden war, dann hatten die WallendorfS wie­der alle», waS ihr Herz begehrte. Onkel Heinrich war dann daS Haupt der Familie; er ließ sich zum Vormunde Veras ernennen

1906.

Streiks teilweise nicht mehr die von den Unternehmern gefürchteten schweren Schädigungen im Gefolge. Diese Tatsachen seien eine ernste Mahnung an die Führer der organisierten Arbeiterschaft, sich ihrer hohen Verant­wortung bewußt zn bleiben.

Von dem Verhältnis der Gewerbeinspekto­ren zu den beiden Parteien wird gesagt, daß es im An­fang schwierig gewesen sei, weil sowohl Arbeitgeber als Arbeiter versucht hätten, die Beamten sür sich in An­spruch zu nehmen. Diese haben sich jedoch eine unab­hängige Stellung zu wahren gewußt und sich auch stetig bemüht, beide Telle von der Notwendigkeit ihrer un­parteiischen Stellung zu überzeugen. Jetzt werden sie von beiden Teilen zu ihren Versammlungen eingeladen, und nehmen, soweit irgend möglich, daran teil.

Ueber die Verhältnisse der Arbeiter im allgemeinen wird mitgeteilt, daß diese günstig waren. So wurden weitere Verkürzungen der Arbeitszeit herbeigeführt, teils durch Lohnkämpfe, teils durch fried­liche Verständigung. Von besonderer Bedeutung war die Einführung der neunstündigen Arbeitszeit in den Eisenbahnwerkstätten. Es sei zn erwarten, daß an­dere Betriebe diesem Vorgänge folgen werden. Fest­gestellt wird, daß der den Arbeiterinnen gewährte freie Samstagnachmittag nicht die von Arbeitgebern und Ar­beiterinnen gefürchtete Wirkung eines Ausfalls an Ar­beit und Lohn gehabt hat. Vielmehr hat sich nach den übereinstimmenden Urteilen der Fabrikleitungen die Wahr­nehmung wiederholt, daß die Kürzung der Arbeitszeit die Leistungsfähigkeit der Arbeiter steigert und daß dem­gemäß sowohl der Unternehmer als auch der Arbeiter in ihren Interessen nur in geringfügigem Maße berührt werden. Tie Lohnverhältnisse haben großenteils eine Besserung erfahren. Und wenn auch eine Ver­teuerung wichtiger Lebensmittel cingetreten ist, so dürften doch die Lohne in zahlreichen Fällen so ge­stiegen sein, daß sie eine bessere Lebenshaltung als zu­vor ermöglichen und zwar nicht nur dem gut bezahlten qualifizierten Arbeiter, sondern auch dem ungelernten." Ebenso wird eine allmähliche Besserung der Woh ri­nn gsverhält nisse konstatiert, die auch das Fami­lienleben günstig beeinflusse. Günstig habe auf diese Besserung die Durchführung der Wohnungsaufsicht ein­gewirkt, ebenso die Tätigkeit von gemeinnützigen Ver­einen soivie die Wohnungsfürsorge der Arbeitgeber. Die von Arbeitgebern geschaffenen Wohlfahrtseinricht­ungen, z. B. Speiseanstaltcn, fanden nicht immer das erwartete Verständnis der Arbeiter, meistens infolge vor­handener Vorurteile und bestimmter Neigungen.

Die Durchführung des Kinder schutzgesetzes hat sich nicht ohne Schwierigkeiten vollzogen. Vielen Eltern, besonders solchen, die den Mitverdienst der Kin-

und übernahm selbst die Verwaltung der großen Besitzung, und Emmy, die dann gänzlich von ihm abhing, mußte alles gutheißen, was er anordnete. Dann sollte ein neues, herrliches Leben be­ginnen.

Aber Baron Rüdiger lebte noch, das verlockende Ziel lag noch in weiter Ferne.

Im Cafe war nur noch ein einziger Gast, als Heinrich Wallen­dorf eintrat, ein Fremder, der in einer Ecke auf dem Divan saß und anscheinend seine ganze Aufmerksamkeit einer Zeitung widmete.

Der alte Herr ließ sich in einer anderen Ecke nieder und forderte ein Glas Kognak.

Waren meine Freunde nicht hier?" fragte er, als der Kell­ner das Verlangte brachte.

Vor zehn Minuten ist der letzte von ihnen fortgegangen,* lautete die Antwort.

Hat niemand nach mir gefragt?"

Nein."

Onkel Heinrich zog ärgerlich die Brauen zusammen: früher war er stets vermißt worden, wenn er einmal fehlte. Er holte sein Lorgnon aus der Tasche und betrachtete den Fremden, der eben die Zeitung hinlegte. Es war ein ziemlich hagerer Herr im Alter von etwa vierzig Jahren, höchst elegant gekleidet, eine aristokratische Erscheinung.

Unter der scharf gebogenen Nase beschattete ein kohlschwar­zer Schnurrbart die Oberlippe; die Augen lagen unter buschigen Brauen tief in ihren Höhlen, die Glut verzehrender Leidenschaf­ten loderte in ihnen; ein scharf ausgeprägter, energischer Zug umspielte die Mundwinkel.

Die Blicke der beiden begegneten sich, und Onkel Heinrich konnte einen leisen Ausruf der Ueberraschung nicht unterdrücken; er erhob sich hastig und schritt ans den Fremden zu.Ist eS mög­lich? Herr von Weilen?" fragte er.

Der Fremde nickte verdrossen; ihm schien diese Begegnung keine Freude zu bereiten.

Onkel Heinrich nahm ihm gegenüber Platz und hielt den for­schenden Blick noch immer voll Erstaunen an ihn geheftet.Sie sind also nicht im Duell gefallen?" sagteer.

Wer hat das behauptet?" erwiderte Weilen hastig.

Ich hörte es vor kurzem."

Bon wem?"

Ja, das weiß ich nicht mehr.* 125,20