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mit Erzähler vom Schwarzwald.
Lircheint ^ »n allen lverktsgen. Abonnement
In ckrr Llackt vierteljäkrl. M.I.20 nions». 40 ?I.
bei allen «iirlt. portrnrtrlten unck Koten im Ort». u. Usch- drkortrverkeds viertelj. M.I. »urreedaib ckerrelden M. I. hier» vertellgelLl 30 pkg.
celelon Nr. 41.
Amtsblatt für die Stadt N)ildbad.
Verkündigungsblatt
der Rgl. Forstämter wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. mit
amtlicher ^remdenliste.
Znrrrate nur r pkg. Aurwsrtige 10 p!g. ckir klein- rpsitige örrmsnäreile.
Kekismen 15 ?Ig. clie petitreile.
Sri lvieckerkolungen entrpr. Kobalt. Abonnement» nach llebereinkuntt
reiegramm-Aäre»;e: 5ä)«sr2«Si 'er Ailctbää. ^
Wr. 135. MittrvsK, 13. Juni
1W6.
klage wurde nieinals erhoben. Mit welchen Gründen die Staatsanwaltschaft Haussuchung und Anklage diesmal rechtfertigen will, vermögen wir auch heute nicht einzusehen."
* * *
lieber die Schlachtvieh und Fleischbeschau im
1. Quartal 1906 liegen fetzt die amtlichen Zahlen für das Reich vor. Danach wurden geschlachtet^:
I. Quartal
I Quartal
1906:
1905:
Pferde
43,421
35,899
Ochsen
152,246
142,214
Bullen
104,050
112,783
Kühe
429,161
413,756
Jungrinder
211,151
186 353
Kälber
1,052,261
1,122,865
Schweine
3,237 079
3 924 280
Schafe
485,878
452397
Ziegen
98,301
107,778
Hunde
2,151
1,785.
Danach haben die Schlachtungen von Pferden, Ochsen, Kühen und Jungrindern, auch von Hunden zugenommen, während Kälber und Schweine noch immer einen Rückgang aufweisen; bei 'Schweinen ist der Rückgang trotz der allmählich fallenden Preise noch recht bedeutend; normale Verhältnisse sind also noch immer nicht zurückgekehrt. Auch Schafe und Bullen zeigen einen Rückgang der Schlachtungen gegen das Vorfahr. -
V *
Die tuinultrrarische Demonstration der Wiener Christlich-Sozialen gegen Ungarn hat die österreichische Regierung genötigt sich zu entschuldigen. Sonntag Abend erschienen der Ministerpräsident Beck und der Minister des Innern Bienerth vet Wekerle, um ihr lebhaftes Bedauern über die nicht streng genug zu verurteilenden Demonstrationen cmszutnücken. Beck fügte gleichzeitig hinzu, dass eine Untersuchung einaelener wurde, um die Schuldigen zu bestrafen, und gab schließlich die Versicherung ab, daß alles ausgcboten werden würde, damit ähnliche Vorkommnisse sich nicht wieder ereignen.
Auch Kaiser Franz Joseph hat in Wien den ungarischen Ministerpräsidenten Dr. Wekerle in Audienz empfangen und seiner Entrüstung über die Demonstrationen g-'gen die ungarische Delegation Ausdruck gegeben. Der Kaiser sagte: „So etwas darf nicht Vorkommen *
* -i° *
Die auswärtige Politik Oesterreich-Ungarns.
In der Sitzung des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten der ungarischen Delegation hielt Gras Goln- chowski das Expose. Er sagte u. a.:
Die an den Tag getretenen Erscheinungen haben den politischen Horizont wiederholt verdüstert, manche
Beklemmung und manche Besorgnisse wach'gernfen, und wenn nichtsdestoweniger die Monarchie mit ruhiger Zuversicht in die Zukunft blicken durfte, so ist es einerseits der beständigen, emsigen Pflege freundschaftlicher Beziehungen zu allen auswärtigen Staaten, andererseits dem Vertrauen zuzuschreiben, das ihre offene, loyale, von aufrichtiger Friedensliebe getragene Politik überall einzuflößen vermochte.
Durch den engen Zusammenschluß mit unseren Verbündeten, gestützt auf das zu einer erfreulichen Intimität sich verdichtende Verhältnis zu Rußland, im vollen Genüsse der sympathischen Gesinnungen aller übrigen Mächte konnten wir unentwegt die Ziele unserer Politik verfolgen und die Wahrnehmung unserer Interessen mit jenen Garantien umgeben, die einen ungestörten Fortschritt aus dem betretenen Wege zu sichern geeignet sind.
Im Zeichen einer vertrauensvollen Uebereinstim- mung bewegen sich ebenso wie je zuvor unsere Beziehungen zum Deutschen Reich. Fest und unerschüttert, bilden sie den Angelpunkt jenes politischen Systems, das sich bereits seit mehr als einem Vierteljahrhundert bewährt, und dessen Fortbestand nicht allein in unserem gegenseitigen Interesse liegt, sondern auch für den ganzen europäisches Kontinent eine eminente Friedensbürgschaft öarstellt.
Nicht minder befriedigend ist das Verhältnis zu unserem italienischen Alliierten. Es gibt zwar unverantwortliche Kreise, welche durch künstlich h er v o r g er ns en e Dissonanzen dieses gute Einvernehmen stören möchten. Solche Versuche, Unfrieden zu stiften, scheitern indessen sowohl an den beiderseitigen redlichen Bemühungen, die ab und zu zum Vorschein kommenden Verstimmungen baldigst ans der Welt zu schaffen, als auch an der korrekten Haltung der königlich italienischen Regierung, die stets bestrebt ist, ihre bundestreuen Gesinnungen loyal zu betätigen.
Diesem festgefügten Unterbau gliedert sich wirkungsvoll die Verständigung mit Rußland über die Behandlung der nächsten den Orient betreffenden Fragen an, eine Verständigung, die bereits viele gute Früchte getragen hat, und die nach den gesammelten Erfahrungen auch in der Zukunft den allgemeinen Frie- densinteressen erhebliche Dienste zu leisten verspricht.
Die ans Grund dieses Uebereinkommens eingeleitete Reform aktion in der Türkei ist nun in vollem Zuge und läßt uns hoffen, daß wir sie einem greifbaren Erfolge zuführen werden.
Der Minister wandte sich dann in eingehenden Darlegungen unter einer ziemlich scharfen Kritik des Verhaltens der Pforte den Zuständen auf der Balkanhalbinsel
Der Kvloniätrcrrtier. Ter Meldung von der Pensionierung Jesko von Pnttkamers mit einem Ruhegehalt von 12 000 Mark weiß das Berliner Zentrnms- blatt „Germania" noch folgendes hinzuzufngen:
„Das Staunen, das diese Tatsache Hervorrufen muß, mindert sich jedoch, wenn man hört, mit welcher — sagen wir mal — Naivität die Untersuchung gegen den jetzt pensionierten Gouverneur im Kvlvuial- amt geführt worden ist. Daß die Untersuchung der gegen .Herrn von Puttkamer erhobenen Anschuldigungen keinen Anlaß zur Einleitung eines Disziplinarverfahrens gegen ihn ergeben habe, wurde schon in einzelnen Blättern berichtet — nicht aber die geradezu n n- gesteuerliche Tatsache, daß der Referent in der Angelegenheit die Unterlassung des Disziplinarverfahrens unter anderem auch damit befürwortet hat, daß — Herr Puttkamer selbst die Einleitung des Verfahrens als nicht angebracht bezeichnet habe!"
Wir wollen einstweilen annehmen, daß die Meldung der Germania auf einem Irrtum beruht. Wie der „Wests. Merkur" noch mitteilt, habe sich Anlaß zu disziplinarischem Einschreiten auch deshalb nicht ergeben, weil die Hauptbelastungszeugen in der (für Putt- Ärmer) glücklichen Pag,waren, sich „bei der laugen Zeit" auf nichts besinnenzu können. Frau vo n G e r- mar war zudem noch ausdrücklich darauf hingewiesen worden, daß sie von dem Rechte der Z e u g n i s v e r w e i- gerung Gebrauch machen könne. Der Erbprinz zu Hohenlohe soll durchaus fsir ein energisches Durchgreifen gewesen sein, aber er ist gegenüber höheren Einflüssen unterlegen.
* * *
NaLiorralliberale „MajestätsSeleiviger". Zn der gemeldeten Beschlagnahme der „Rhein.-Westf. Ztg." schreibt das nationalliberale Jndustrieblatt selbst: „Eine vom Staatsanwalt vcranlaßke Haussuchung fand in den Räumen unserer Redaktion und der Druckern statt. Beanstandet war der Leitartikel: „Der geflickte Dreibund". Der Aufsatz richtete sich im Verfolg unserer politischen Stellungnahme ausschließlich gegen Ungarn, besonders aber gegen Italien, dessen Zuverlässigkeit und Wert im Dreibund von uns nach den neuesten Ereignissen nicht mehr hoch angeschlagen wird. Es scheint aber, daß der Staatsanwalt aus dem Aufsatze eine Majestätsbeleidigung heranslesen will. Schon vor zwei Jahren begegnete uns genau dasselbe. Auch damals wurde eine Nummer beschlagnahmt und Haussuchung nach einem Manuskript gehalten, das angeblich Majestätsbeleidigungen enthalten sollte; damit hatte es sein Bewenden, eine An-
HefatzrvoCe Wege.
Noiuan von Ewald Aagnst König. 11
Waldemar war in Nachdenken versunken; es lag in dieser Ver- Mutung viel Wahrscheinliches, er konnte das nicht leugnen. „Nun, wenn Sie recht haben, daun wird Herr Arnold Wallendorf wohl auch die Tat nicht leugnen," sagte er.
„Ich glaube das Gegenteil," fuhr der Kassierer fort. „Wenn er die Tat eingesteht, mnsi er das Geld wieder heransgeben, denn es ist nicht sein Eigentum, sondern Eigentum der Gläubiger."
„Ich halte ihn trotz seines Leichtsinnes für einen ehrlichen Mann."
„Halten Sie von ihm, was Sie wollen, ich urteile anders über ihn; er ist der Sklave seiner Leidenschaften, sie beherrschen ihn ganz und gar. Berücksichtigen Sie ferner, daß er jetzt ein armer Mmm'ist, und daß er noch immer unter dem Einfluß seines Onkels steht, der ein sehr weites Gewissen hat. Finden Sie aber eine andere Erklärung für das Verschwinde» desGel- des, die mehr Wahrscheinlichkeit für sich hat, so Will ich meine Ansicht gern der Ihrigen nntervrduen."
Tie Unterredung wurde in diesem Augenblick durch Onkel Heinrich unterbrochen.
Ter alte Herr war hastig eingetreten, innere Erregnng sprach aus seinen Zügen. „Was habe» die Herren beschlossen ?" fragte er.
„Eüistwcile» nichts weiter, als daß die Zahlungen vorläufig eingestellt werden," antwortete Waldemar; „weitere Beschlüsse Müssen die Gläubiger fassen, die ich zusammenberufen habe."
„Das Volk steht auf der Straße und droht das Hans zu stürmen," sagte Onkel Heinrich in unverkennbarer Angst, „die Leute werden heute noch ihr Geld verlangen."
„Sv ichlimm, wieSiebesürchte», wird es nicht werden, er- widerte der Kassierer; „im Notfälle muß die Polizei uns vor Nohc'iten schützen." ,
Der alte Herr wandertc ans und nieder; von Zeit zu Zeit blieb er stehen, um ans den Lärm zu horchen, der von draußen hcreiudrang.
„Ich muß die nötigen Anordnungen Ahnen überlassen, wandte er sich zu Waldemar, der das Kassenbuch dnrchblätterke, ,,-ch habe meinem Neffen versprochen, ihn heute draußen zu besuchen. Haben Sie für das Defizit in der Kasse eine befriedigende Er- klärung gefunden?"
„Nein." »
„Aber das Geld muß doch irgendwo geblieben sein?"
„Sehr richtig; nur wissen wir leider nicht, wo es geblieben ist," sagte Waldemar, mit dem Kassierer einen bedeutungsvollen Blick wechselnd.
Onkel Heinrich war stehen geblieben, unter den finster zu- sammengezogene» buschigen Brauen blitzten die Augen drohend. „Es handelt sich nicht um einen Pappenstiel, sondern um zwölftausend Taler, Herr von Jachmann!" brauste er auf. „Sie haben sofort nach dem Tode meines Bruders die Kassenschlnssel an sich genommen und ihre Herausgabe mir verweigert. Sie sind nun auch für das Verschwinden des Geldes verantwortlich."
„Ich bin nur für den Betrag verantwortlich, den wir bei der Kasieiirevisivn vorfanden," erwiderte Waldemar, ohne vor dem drohenden Blick die Augen niederzuschlagen. „Nicht sofort nach dem Tode Ihres Herrn Bruders, sondern erst mehrere Stunden nachher sind mir die Schlüssel übergeben worden, was in der Zwischenzeit damit geschehen ist, kann ich nicht wissen."
„Oho! Wen wollenSiemit diesen Worten verdächtigen."
„Niemand, aber ich überlasse es Ihrem eigenen Nachdenken, die Person zu suchen, auf die ein Verdacht fallen könnte?"
Ter alte Herr stampfte zornig mit dem Fuß auf den Boden, er schikn den Sinn dieser Worte augenblicklich zu verstehen. „Herr von Jachmaun, ich warne Sie," sagte er, „und seine Stimme klang jetzt rauh und heiser, „hüten Sie sich, einen Verdacht auszusprechen, den Sie nicht beweisen können. Sie wälzen damit die Verantwortung nicht von sich ab. Kann das rätselhafte Verschwinden des Geldes nicht in völlig befriedigender Weise erklärt werden, so haben Sie und der Kassierer Ersatz dafür zu leisten. Sie hätten sich sofort mit den Schlüsseln ins Kassenzimmer verfügen und im Beisein meines Neffen den vorhandenen Betrag feststellen müssen, dann wären Sie auch nur für diesen Betrag verantwortlich; da dies nicht geschehen ist, so sind Sie auch für die fehlende Summe haftbar."
„So wollen wir abwarten, wie die Gläubiger darüber urteilen, denen ich den Fall der Wahrheit gemäß vortragen werde," entgcgnete Waldemar nun auch erregt. „Ich darf mich dabei geirost auf meine Ehre berufen, auf der bis dahin kein Makel ruht."
„Ich wiederhole meine Warnung!" sagte der alte Herr mit scharfer Betonung. „Ich werde der Gläubiger-Versammlung
ebenfalls beiwohnen und meine Ansichten ebenfalls aussprechen. Was ist das?"
Er hatte horchend das graue Haupt erhoben, sein Antlitz war bleich geworden, rauhe Stimmen wurden draußen laut; deutlichvernahm man die Verwünschungen der Menge, die den Hausflur füllte.
„Es sind die Leute, die ihr Geld verlangen!" erwiderte der Kassierer, der seine Ruhe bewahrte.
„Welche Dummheit!" fuhr Heinrich Wallendorf auf. „Der Dienerchätte sie nicht ins Haus lassen sollen."
„So hätten wir den Lärm draußen den ganzen Tag gehabt," sagte Waldemar, „die Leute werden sich eher beruhigen, wenn man ihnen reinen Wein einschenkt."
Der alte Herr hatte sich bereits bis zur Tür des Kabinett» zurückgezogen, unverkennbare Angst spiegelte sich in seinen Zit- gen. „Lassen Sie die Polizei benachrichtigen," warnte er, „was mich betrifft, so will ich mit diesen Menschen nichts zu schaffen haben." Er winkte grüßend mit der Hand und trat ins Kabinett, ungestüm zog er an der Glockenschnur.
„Holen Sie mir einen Wagen," befahl er dem eintretenden Diener; „wenn er da ist, sorgen Sie, daß ich ungehindert hinaus- komme." Er holte seine Glacechandschuhe aus der Tasche und zog sie an, dann nahm er aus dem Kästchen, das ans dem Schreib- tisch stand, eine Zigarre, die er mit sichtbarem Behagen anzündete. „Vor alle» Dingen kaltes Blut," murmelte er, „es wird nichts so heiß gegessen, wie es ans den Tisch kommt. Einstweilen ist Herr von Jachmcnm Prügeljuiige; später, wenn die Teilung beginnt, werde ich mir ineinen Anteil znsicheru wissen."
Er trat an die Tür des Kassenzimmcrs und horchte, scharfe Stimmen forderten in grobem Tone Geld, der Kassierer antwortete ruhig, auch Waldemar ermahnte zur Geduld: dazwischen wurden wieder Bitten und Klagen laut, dann und wann ließ sich auch ein derber Fluch vernehmen.
Onkel Heinrich atmete ans, als der Diener endlich ineldete, daß der Wagen vorgcsahren sei; er nahm seinen Hut und ver- ließ das Kabinett.
Die Menge füllte noch immer den Flur; angstvolle und zornige Mienen begegneten dem scheuen Blick des alten Herrn, der mit außerordentlich höflichen Worten die Leute bat, ihn durch- zulassen, da er in ihrem Interesse einen schweren Gang machen wolle. 125.20