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mit Erzähler vom Hchwarzwald.
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celeton Nr. 41.
Amtsblatt für die ^tadt Wildbad.
verkündigungsblatt
der Kgl. Forstämter wildbad, Meistern, Enzklösterle rc. mit
amtlicher Fremdenliste.
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Yr. 129.
Mittwoch, de« 6. Auni
1906.
Per deutjche LeHrertag
In den Pfingsttagen tagte in München eine große nationale Versammlung der deutschen Lehrerschaft. Üeber 5000 Lehrer und Lehrerinnen aus allen Gauen des Reichs und Gäste aus Oesterreich und der Schweiz haben sich in der bayerischen Hauptstadt zusammengefuuden. Ter Deutsche Lehrerverein zählt zurzeit in 2982 Verbänden 110 312 Mitglieder. Das Statistische Jahrbuch für das Deutsche Reich (1905) gibt die Zahl der deutschen Volksschullehrer auf 124 027 au. Danach kann sich jeder selbst ausrechnen, ob der Deutsche Lehrervereiu als die Vertretung der überwiegenden Mehrzahl der deutschen Volks sch ullehr er gelten kann oder nicht. Von den preußischen Volksschullehrern gehören ihm 62 069, das heißt 85 bis 90 Prozent der Gesamtheit au. Daß auch viele katholische Lehrer zu seinen Mitgliedern zählen - eine Koufessionsstatistik führt der Verein nicht — geht daraus hervor, daß Bayern mit 11816, Baden mit 4000, Posen mit 3759, West- preußen mit 2799 und das Rheinland mit 4324 Mitgliedern versehen sind.
Die Deutschen Lehrervereine sind aus der eigensten Initiative des Lebrerstaudes hervorge- gangeu. Behördliche Förderung und Anerkennung haben sie selten erfahren, aber es ist bezeichnend, daß diejenigen Minister und Schulbeamten, die ein lebhaftes Interesse für die Entwicklung der Volksschule zeigten, auch zu den Lehrervereiuen die freundlichsten Beziehungen unterhalten haben. Der Preußische Lehrerverein hat Tr. Falk in Hamm ein Denkmal gesetzt und Bosse und Kügler in ähnlicher Weise geehrt. Daß dagegen der gegenwärtige preußische Kultusminister so oft über geringe Dantbarkeit und -geringes Vertrauen der Lehrer klagt, ist nach dem, was geschehen ist, jedenfalls erklärlich. —
Die Tagung wurde am Sonntag Vormittag durch die feierliche Eröffnung von vier Münchner Schulau s st ellu n g eu eingeleitet, die in den städt. Schulgebäuden au der Flur-, Liebherr-, Prankh- und Elisabethstraße untergebracht sind und die ein übersichtliches Bild der achtstufigen Münchner Volksschule, der weibl. Fortbildungsschulen, sowie des gewerblichen Foribildungsschul- wesens der bayerischen Landeshauptstadt geben. Der Eröffnung wohnten die Regierungsvertreter und ein zahlreiches Lehrerpublikum bei. Stadtschulrat Dr. Kersch e n st e i n e r, der bekannte Leiter des Münchner Volksschulwesens, hielt die Eröffnungsansprache, an die sich ein Rundgang durch die zahlreichen Ausstellungssäle anschloß.
Die Ausstellung führt in ihrem ersten Teile eine Lehrmittel- und Einrichtungsausstellung vor, wie sie die
Münchner Schulbehörde für ein gut ausgestattetes Münchner Volksschulhaus nötig hält und zwar im Rahmen dieses Schulhauses und seiner Amexe au Kindergärten, Hilfsschulen, Suppenanstalten, Knaben- und Mädchenhorten, Handfertigkeitsklassen usw. Eine kleine retrospektive Abteilung ergänzt das Bild der großen, für die heutigen Verhältnisse geltenden Abteilung nach der entwickelungsgeschichtlichen Seite hin. Zu ihr kommt noch ein zweiter Teil, der sich auf die Ausstattung und Einrichtung des Münchener Fortbildungsschulwesens für Knaben bezieht, das in München ebenso wie das weibliche Fortbildungsschulwesen als ein integrierender Bestandteil der Volksschulerziehung betrachtet wird. Bekanntlich vertritt speziell Münchens Schulverweser die noch vielfach bekämpfte, aber immer mehr Boden gewinnende Ansicht, daß unser Volksschulbildungswesen nur bann b ^ne sichere und ausreichende Grundlage erhält, wenn es, abweichend von der bisherigen Hebung, sobald die ersten allgemeinen Bildungselemente berücksichtigt sind, vor allem die berufliche Ausbildung ins Auge faßt und erst aus dieser realen Grundlage heraus die allgemeine Bildung wachsen läßt, soweit die Geistesbeschaffenheit des Einzelnen nach dieser Richtung entwickelbar ist. Das Fortbildungsschulwesen der Stadt München ist im Sinne der praktisch beruflichen Bildung organisiert, und dieser Organisation entspricht die Form der zweiten Abteilung der Lehrmittelausstellung. Jede Gewerbegruppe, welche die nötige Anzahl von Lehrlingen aufweist, um auch nur eine Klasse bilden zu ton-' nen, hat ihre fachliche Forbildungsschule, in welcher die berufliche Ausbildung die Grundlage bildet für die allgemeine staatsbürgerliche Erziehung, dem Endziel, dem alle Erziehung zustreben soll. Da in unseren Großstädten die praktische Bildung der Lehrlinge eine sehr mangelhafte ist, so sind mit allen fachlichen Fortbildungsschulen Werkstätten und Laboratorien für entsprechenden praktischen Unterricht verbunden. Die Ausstattung dieser Werkstätten mit Werkzeugen, Maschinen, Rohmaterialien, Halb- und Ganzsabrikaten, Modellen und Zeichnungen bildet den Kern dieser Lehrmittelausstellung. Außerdem findet man noch Arbeitsprodukte der Schüler, Zeichnungen, Malereien, und Treibarbeiten, Gyps- und Thonmodelle, Erzeugnisse der verschiedenartigsten Gewerbe mit den verschiedenartigsten Hilfsmitteln. Es wäre jedoch Unrecht, bei dieser Gelegenheit nicht auch auf die großartigsten Schulbauten hinzuweisen, in denen die Ausstellungen untergebracht sind und die besonders die aus dem deutschen Osten hcr- beigeeilten Lehrer geradezu verblüffen." In den Schulbauten kann sich bis jetzt keine Stadt Deutschlands mit München messen! " Mit diesem Ausspruch des bekannten Malers Paul Schultze-Naumburg werden diese Schulpaläste am besten gewürdigt. Irr hygienischer wie künstlerischer Ausstattung sind sie wohl kaum noch zu über-
treffeu. Eine Fülle von Licht flutet durch die mit Blumen übersäten Fenster in die Klassenzimmer, deren Wände künstlerische Steinzeichnungen, Humoristika, Märchenbilder und allerlei Zierrat im Biedermeierstyl schmückt. Namentlich den Kleinsten hat man ganz allerliebste Räume geschaffen, um ihnen den Uebergang aus dem Spiel- in das Schulzimmer so angenehm als nur möglich zu machen. Die Turnsäle, Brausebäder, Schulküchen, Schülerwerkstätten usw. ordnen sich dem klebrigen nach Zweck, Bedeutung und Ausstattung trefflich ein, — der Gegensatz zu Trakehner und pommerschen Schulpalästen ist geradezu überwältigend. Man gewinnt den Eindruck, daß die Münchener Schulbehörde bemüht ist, jene soliden Grundlagen zu schaffen, die für einen gesunden Schulbetrieb notwendig sind und daß die Kollegien der Stadtgemeinde München in liberalster Weise bereit sind, das Schulwesen zu heben und zu pflegen. — —
Der zweite Tag der deutschen Lehrerversammlung brachte eine Reihe von Einzeltagungen. Tie wichtigste davon waren die nichtöffentlichen Sitzungen des preußischen Lehrervereins unter dem Vorsitz des Rektors Reiß- mann-Magdeburg. Wie wir erfahren, handelte es sich in dieser Versammlung in der Hauptsache um die veränderte Stellungnahme gegenüber dem in diesen Tagen vom preußischen Abgeordnetenhaus angenommenen preußischen Schulgesetz, gegen das im Dezember v. I. der dritte Preußische Lehrertag in Berlin eingewenüet hatte, daß es nicht geeignet sei, die bestehenden Unzuträglichkeiten auf dem Gebiete der Schulunterhaltung zu beseitigen und andererseits die von der Mchrhllt der deutschen Lehrerschaft bekämpfte Konfessionsschule zur Regel, die Simultanschule zur Ausnahme mache, überhaupt zwei grundverschiedene Tinge: die Schulunterhaltungspflicht und die Konfessionalität mit einander verquicke.
Im Anschluß an diese Neben-, Sonder- und Verire- terversammlungen begann dann Montag um 8 Uhr Abends im großen Saal des Münchener Kindl-Kellers der Be- grüßungskommers für den deutschen Lehrertag, dem über 6000 Personen beiwohnten und der einen sehr animierten Verlauf nahm. Auf der Tagesordnung der Hauptversammlung am Dienstag steht zunächst der Festvortrag des Straßburger Universitätsprofessors Tr. Theobald Ziegler über: Tie deutsche Volksschule am Anfang des 20. Jahrhundert s." Im Laufe der weiteren Beratungen werden dann die Lehrerinnenfrage und die Frage der Simultanschule erörtert werden.
Aundschau.
Wen» zwei Dasselbe Inn. Vci der Debatte über die Rufscnausweisungm im Reichstag hielt Bebel eine flammende Anklagerede, in der eine Paß an gel ege n-
Hefatzrvolle Wege.
Nomau von Ewald August König. k
„lind doch wäre es gerade jetzt unklug das Haus zu verlassen und alles fremden Leuten preiszugeben," erwiderte Onkel Heinrich mit bedenklichem Kopfschütteln, während sein Blick über die wertvollen Oelgemälde schweifte, die in breiten Goldrahmen an den Wanden hingen. „Jemand muß im Hanse bleibe» der jeden Augenblick bereit ist, die Trümmer aus dem Schiffbruch zu retten; ich wist das übernehmen, wenn Du mich bevollmächtigst, in Deinem Namen nach besten Gntdünkeln zu handeln. Viele wertvolle Sachen sind in diesen Räumen, die vor der Pfändung geborgen werden können. Man kann ja nicht wissen, wie die Dinge sich gestalten, und Vorsicht ist immer besser, wie Nachsicht. Ich würde meine Wohnung hier aufschlagen und die Leute da unten scharf beobachten, so könnte ich den richtigen Augenblick stets benutzen, um Dein Interesse energisch zu wahren."
„Auch damit bin ich einverstanden," sagte Arnold; „begleite mich ins Kabinett, ich werde dort die Vollmacht ansfertigen. Willst Du den Toten noch einmal sehen?"
„Nein, ich danke, es ist nun einmal eine Schwäche von nrir, daß ich alles vermeide, was mich ans Ende erinnern kann."
Sie hatten das Zimmer verlassen; Arnold nahm im Kor- rtdor seinen Hut und stieg mit dem alten Herrn die Treppe hin- unter.
Die Stille und die Dunkelheit unten im Hanse erinnerten sie daran, daß sie sich in einem Trauerhause befanden; ihre Stimmen wurden leiser, geräuschlos traten sie in das Kabinett, in dem Waldemar sich mit deni alten Kassierer de- Hauses unterhielt. ^
Arnold Wallendorf ließ sich am Schreibtisch seines Vaters nieder und ergriff eine Feder. „Ist das Geschäft-personal voll- zählig versammelt?" fragte derselbe. .
„Seit einer halben Stunde," antwortete Waldemar. „Ewige der Herren wußten das Vorgefallene bereits ehe sie das Hau- betraten; das Gesinde muß die Kunde hinan- getragen haben, die sich nun gleich einem Lauffeuer verbreiten wird. Aus den ersten Sturm müsse» wir un» schon morgen früh gefaßt mache».
Arnold hatte die Vollmacht bald anSgefertigr, er überreichte sie seinen! Onkel. „Ich werde morgen schon draußen anf dein Tute meines Schwager- sein," sagte er in gleichgültigem Ton«.
„Herr Heinrich Wallendorf ist bevollmächtigt, mich hier zu vertreten und meine Interesse» zu wahren, ich billige schon jetzt aste Anordnungen, die er rresfen wird."
Onkel Heinrich richtete sich hoch anf; nachlässig mit seiner schweren, goldenen Uhrkette spielend, heftete er den Blick mit einem ernsten, befehlenden Ausdruck aus den Buchhalter. „Somit bin ich nun Chef des Hauses," versetzte er; „die Verwaltung der Kasse werde ich selbst übernehmen, ich ersuche Sie, mir die Schlüssel ansznhändigen."
„Ich bedauere, diesem Gesuch keine Folge geben zn können," erwiderte Waldemar in einem Tone, der keinen Widerspruch dulden zu wollen schien. „DerverstorbeneChef hat mir die Leitung des Geschäfts übertragen und die Ehre des Hauses meiner Obhut anvertrant; die schwierige Aufgabe kann ich nur dann lösen, wenn mir von asten Seiten volles Vertrauen entgegengebracht wird."
„ES ist kein Mißtrauen, was meiner Aufforderung zu Grunde liegt."
„Mag sein. Herr Wallendorf, gleichwohl muß ich den Gehorsam verweigern. Wen» ich den Versuch mache, mit den Gläubigern ein Arrangement zu treffen, durch das wenigstens deS Hauses Ehre gerettet wird, so muß ich den Herren auch beweise», daß ich Herr der Situation bin und freie Verfügung über die Geschäftsfonds habe. Ich muß mit meiner eigenen Ehre für die Lösung meiner Aufgabe eintreten und zeigen, daß ich die Summe, die ich verspreche auch besitze."
„Glauben Sie dadurch den Bankerott verhüten zn können?" fragte der alte Herr spöttisch, und ohne den Aergerzu verhehlen, der au- seinen stechenden Augen blitzte.
„Ich hoffe es," erwiderte Waldemar ruhig, „die Pflichten, die ich übernommen habe, werde ich gewissenhaft erfüllen."
„Sie vergessen aber, daß das Haus durch den Tod meines Bruders eine» anderen Chef erhalten hat!"
„Sinn wohl, wenn dieser Chef mir nicht sein volles Vertraue» schenken will, dann mag er einem anderen die schwierige Aufgabe übertragen oder selbst sie übernehmen."
„Aber weshalb dringen Sie so sehr darauf, auch die Kaffe zu führen?" fragte Arnold, dem Blick des OheimS ausweichend. „Sie werden ohnedies Arbeit genug haben, und wenn Zahlungen zu machen sind, so kann Onkel Heinrich ja das Geld heran»- geben."
„Verzeihen Sie, die Geschäfte werden meine Zeit nicht in Anspruch nehmen, denn ich überlasse sie unserem Kassierer, dessen Zuverlässigkeitund Pflichttreue über allenZweifel erhaben sind," entgegnete Waldemar, der seine Ruhe noch immer bewahrte. „Wird uns beiden, dem Kassierer und mir, die Verfügung über die Kasse entzogen, so ist es nutzlos, den Gläubigern Vorschläge zu machen; ich kann Ihnen dann nur noch den Rat geben, das HauS unverzüglich falliert erklären zu lassen."
„Unter diesen Verhältnissen werden wir uns dem Willen de» Herrn Geschäftsführers wohlfügen müssen,"wandte Arnold sich zu seinem Onkel, der mit nervöser Unruhe an den Spitzen seines Bartes drehte, „rettet er die Ehre unseres Namens, so ist das eines Opfers wert."
Onkel Heinrich mochte einlehen, daß es nutzlos war, weitere Worte zu verschwenden, wenn er nicht einen Bruch herbeiführea wollte, der nicht im Interesse des Hauses lag.
„Ich halte nicht viel vonden Versprechungen, die Herr von Jachmann Dir macht," erwiderte er mit einem geringschätzenden Achselzucken. „durchdie Uebernahme der Kasse wollte ich ihn nur in seinen Bemühungen unterstützen. Sie wollen diese Unterstützung nicht, nun gut, so muß ich abwarten, welchen Erfolg die Vorschläge haben werden, die Sie den Gläubigern zu machen gedenken. Sie werden sich natürlich der schweren Verantwortung bewußt sein, die nun auf Ihnen ruht?"
Waldemar hatte noch keine Antwort gegeben, als die Tür geöffnet wurde »nd der Hausdiener eintrat.
„Ein Herr Hellniut Klausen bittet um eine kurze Unterredung,"-sagte der Diener; «er will sich nicht abweisen kaffen, nur eine Frage wünscht er anHerrn von Jachmann zu richten."
„Der Bildhauer Klausen?" fragte Onkel Heinrich. „Kennen Sie ihn persönlich?"
„Jawohl, und ich errate schon, weshalb er kommt," nickte Waldemar ; „ich muß ihn vorlassen, um sein leidenschaftliches Temperament zu beruhigen."
Gleich darauf , trat der Bildhauer ein; in dem offenen, ehrlichen Gesicht, da» ein langer, brauner Bollbart umrahmte, spiegelte sich ernste Besorgnis.
„Die Herren werden entschnldige», wenn ich ihre Beratung störe," sag» er mit sonorer Stimme; „die Sorge um «lein kleine- Vermögen ist ja sehr berechtigt." 125,30