ische Delegierte in Algeciras auf Veranlassung seiner Regierung schon in der nächsten Sitzung ein Kom- vromtß in der Polizetfrage Vorschlägen, dessen Einzelheiten vorläufig noch vertraulich sind. Londoner Meldungen besagen, daß König Eduard in Parts zur Frtedf rtigkeit ermahnt habe.
Algeciras, 5. März. Der Botschafter v. Rado- w i tz sprach gleich nach Bacheracht; er erkannte die Notwendigkeit der Mitwirkung der Mächte zur Organisation der Polizei an. Hieraus gab Re voll in großen Zügen ein Programm der beabsichtigten Organisation; zweitausend Mann eingeborene Polizei sollen in acht Häfen verteilt werden unter sechzehn weißen Offizieren und zwei- lunddreißig weißen Unteroffizieren. Frankreich sei bereit, erklärte Revoil, die Organisation in die Hand zu nehmen. Den Ausführungen Bacherachts und Revoils traten der Reihe nach England, Portugal und Spanien hei. Das russische und das spanische Expose sollen verteilt werden.
SK Nlnrrr-err ta AtttzLand
Die zahlreichen Geheimagenten und Polizisteu, die überall auf den Straßen, in öffentlichen Lokalen, Kirchen und Theatern spionieren nnd deren Angeberei die jüngsten massenwetM Verhaftungen zuzuschreiben sind, haben in gewissen Kreisen eine Erregung hervorgcrufen, die sich in letzter Zeit in einer Reihe von Racheakten kundtat. Außerdem mehrere sich die Nachrichten über Raubmorde und Plünderungen in erschreckender Weise.
Infolge zahlreicher Streiks in R us.s i s ch - P o len herrscht in allen Gouvernements großer Notstand. In Warschau allein sind laut amtlicher Statistik 200,000 MensHen arbeitslos und dem Hunger preisgegeben.
Württ. Landtag.
Stuttgart, 6. März. Kammer der Wgeordneten. Präsident Payer eröffnet die Sitzung um 31/4 Uhr. Im Einlauf befinden sich verschiedene Noten der Kammer der Standesherren, ferner eine Bitte des allgemeinen Deutschen Zcntralvereins zur Bekämpfung des Alkoholis- prus um Gewährung eines jährlichen Staatsbeitrags. Diese Petition wird der Finanzkommission überwiesen.
Zur Beratung gelangt hierauf der einzige Gegenstand der Tagesordnung: Bericht der Volks wir t- Lchaftl. Kommission über den Entwurf eignes Gesetzes betr. die Beschaffung von Geldmitteln für außerordentliche Bedürfnisse her Staatseisenbahnverwaltung in der Fi- nanzperiode Id05—06.
Am Regierungstische: Finanzminister Dr. v. Zeyer, Staatsrat v. Balz, Präsident v. Fuchs, Direktor v. Leo, Ministerialrat Stierlin.
Berichterstatter Stockmayer referiert über Art. 1, worin zu Grunderwerbnngen und zu Vorarbeiten für den Umbau des Hauptbahnhofs Stuttgart als weitere Rate ,10 Mill. Mark verlangt werden. Die Regierung habe in dieser Frage ihren Standpunkt seit dem Jahr 1900 sehr geändert. Damals habe es geheißen, eine Erweiterung des Hauptbahnhofs durch Ankauf der Zuckerfabrik Und der Reiteikaserne wäre mit ganz ungewöhnlich hohen Kosten verknüpft. Abgesehen davon könne eine solche Erweiterung aus betriebstechnischen Gründen nicht empfohlen werden. In den Motiven des vorliegenden Gesetzentwurfs finde sich nun, daß gerade-diese beiden Anwesen zur Erweiterung des Güter- und Personenbahnhofs vorgesehen seien. In der Begründung des vorliegeirden Entwurfs werde gesagt, daß es an der Zeit sei, den Umbau des Hauptbahnhofs Stuttgart und die damit in Zusammenhang stehenden Bauten ohne längeren Verzug in die Wege zu leiten. Man könne sich ja sofort damit einverstanden erklären, daß ein Durchgangsbahnhof für Alt-Stuttgart nach der Lage der örtlichen Verhältnisse nicht Wohl ausführbar sei, daß er aber für den Betrieb manche Vorteile gegenüber der Kopfanlage habe, sei nicht zu bestreiten. Es sei auch nicht recht verständlich, wie in dem Gesetzentwurf gesagt werden könne, daß der Gesamtaufwand für beide Ent
würfe (Schloßstraßenprvjekt mrd Schillerstraßen-Projekt) abzüglich der Rückeinnahme derselbe sei. Das Schillerstraßenprojekt, trotzdem es billiger sei als das Schloßstraßenprojekt, umfasse 20 Hektar mehr Platz als dieses letztere, ein Vorzug der für die buntere Entwicklung des Verkehrs gar nicht hoch genug angeschlagen werden könne. Redner bespricht sodann verschiedene Einzelheiten«der beiden Entwürfe und ihre Begründung in dem Gesetzentwurf u. betont, daß er ein Anhänger des Cannstatter Projekts sei. Namens der volkswirtschaftlichen Kommission beantrage er, den Art. 1 wie folgt zu fassen: Zu Grunderwerbungen und Vorarbeiten für den Umbau des Hauptbahnhofs Stuttgart und die damit zusammenhängenden Neu- und Erweiterungsbauten werden als weitere Rate äußernden nach dem Stand voni 1. Nov. 1905 für diese Zwecke vorgeschlagenen rund 4 200000 Mark der Eisenbahnverwaltung weitere 3 000 000 Mk. als Dispositionsfonds, sonach insgesamt 7 200 000 Mk. zur Verfügung gestellt. Mit Verwilligung dieses Dispositionsfonds soll jedoch der Endentscheidung bezüglich der Anlage des zukünftigen Hauptbahnhofs nicht vorgegriffen
werden. . ,
Staatsrat v. Balz weist zunächst auf die schwierige Lage hin, in der die Eisenbahnverwaltung sich befinde, weil endgültige Projekte noch nicht vorliegen. Den vorliegenden beiden Projekten gegenüber habe sich die Eisenbahnverwaltung und das Staatsministerium für das Schillerstraßenprojekt entschieden. Es sei dann die bekannte Entscheidung des Königs gekommen. Die beiden Projekte seien nun im Januar auswärtigen Sachverständigen vvrgelegt worden, die sie als brauchbare Arbeiten bezeichnet und eine Reihe von Besserungsvorschlägen in: einzelnen gemacht haben. Bis ein endgültiges spruchreifes Projekt vorgelegt werden könne, werde immer ein längerer Zeitraum vergehen. Solange habe aber mit der Bereitstellung der Mittel nicht zugewartet werden könne,:. Man mache keine Ersparnisse, wenn man auch die geforderten 10 Mill. für die Grunderwerbungen heute nicht bewillige, denn die Grunderwerbungen müssen gemacht werden und belaufen sich auf insgesamt etwa 25 Mill. Mark. Seit der Kommissionsberatung seien bereits weitere Erwerbungsfälle, die dringend seien und über eine Million Mark erfordern, aufgetreten. Der Berichterstatter habe mit feinen heutigen Darlegungen nicht die Meinung der Kommission, sondern seine eigene Anschauung wiedergegeben. Wenn die Eisenbahnverwaltung in: Laufe der Jahre zu anderen Schlüssen gekommen sei, so folgere daraus nur, daß sie ihre Studien immer weiter geführt haben. Der Stuttgarter Bahnhofumbau wäre jetzt nicht so dringend, wenn die volkswirtschaftliche Kommission im Jahre 1900 dem Projekt der linksuftigcn Neckarbahn freundlicher gegenübergestanden wäre. Ueber die ihm gestellte Aufgabe sei der Berichterstatter weit hinaus gegangen. Die Einzelheften Aber die verschiedenen Projekte seien noch gar nicht spruchreif. Die Eisenbahnverwaltung könne auf die einzeln«: Projekte unmöglich eingehen. Das gelte auch für die Frage eines Zentralbahnhofs in Cannstatt.
Vizepräsident Dr. v. Kiene: Von dem Bericht-Er- statter seien soviele neue Gesichtspunkte vorgetragen wor« den, daß sich fast die Rückverweisung des Gesetzentwurfs an die Kommission empfehle. Redner erbittet sich Aufschlüsse darüber, inwieweit die jetzt geforderten Grunderwerbungen auch notlvendig werden, wenn der Zentralbahnhof nach Cannstatt komme. Wenn man, wie Staatsrat v. Balz ausgeführt habe, noch mindestens eine Million für iwtwendige und dringende Grunderwerbün- gen brauche, so tue man am besten, diese Million heute schon zu bewilligen, denn gehörig in den Staatsbeutel greifen müsse man auf alle Fälle. Daß der Stuttgarter Hauptbahuhof jetzt zu sehr überlastet sei, sei eine feststehende Tatsache. Etwas anderes aber sei die Frage der Abhilfe. Hier müsse in eine Frage darüber eingetreten werden, ob nicht eine teilweise Ablenkung des Verkehrs von Stuttgart in der Ueberleitung auf andere Bahnen und dadurch eine rentable Anlegung des großen notwendigen Kapitals auch zu Gunsten des Landes. Redner richtet schließlich an den Regierungsvertreter die Bitte um Aufklärung darüber, ob die erwähnte weitere
Million Mark nicht für Grunderwerbungcn an Krongut und Ersatzleistungen für die Reiterkaserne notwendig sei.
Berichterstatter Stock mayer bezeichnet es als eine Notwendigkeit, daß die Regierung einmal fertige Projekte vorlege mit dem Kostenaufwand, dann wolle man sich darüber entscheiden, ob der Hauptbahnhof nach Stuttgart kommen soll oder nach Cannstatt. Von der Million, die jetzt notwendig sein solle, habe Staatsrat v. Balz in der Kommission nichts gesagt.
Staatsrat v. Balz: Die Million, die er heute noch gewünscht habe, enthalte keinen Betrag für die Reiter- kaserne oder für Krongutareal.
Hennhng (Vp.): Die Verhältnisse auf dem Stuttgarter Hauptbahnhof feien unhaltbar. Der Personen- uud Schnellzugsverkehr erheische gebieterisch ein Verbleiben des Zentralbahnhofs in Stuttgart. Er werde zunächst für den Kommissionsantrag stimmen; wenn der Nachweis erbracht werde, daß die heute geforderte Million notwendig sei, werde er auch gegen diese Forderung eine Einwendung nicht erheben.
Hilde nbrand (Soz.): Der Stuttgarter Bahnhof sei für die Reisenden und für die Bediensteten geradezu lebensgefährlich. Diese Tatsache vertrage durchaus keine Verschiebung auf 10—12 Jahre, sondern sei ein Be- dafür, daß hier Eile not tue. Der Berichterstatter habe Recht gehabt, Einschränkungen an den von der Regierung geforderten Summen zu machen, weil die Eisenbahnverwaltung es unterlassen habe, genauere ausreichende Unterlagen zu geben. Es werde der Eindruck erweckt, als ob die Eisenbahnverwaltung es vermeide, die Forderung der Krongutsverwaltung den Ständen gegenüber in der Summe zu vertreten. (Sehr richtig!) Ein großer Bahnhof in Stuttgart würde durch die Verlegung des Zentralbahnhofs nach Cannstatt nicht überflüssig werden. Was die Forderung der Regierung in Höhe von 10 Mill. Mark anbelange, so schließe er sich mit seinen politischen Freunden dem Kommissiousantrag an, sei aber auch bereit, einen: weitergehenderen Antrag auf Verwilligung von Summen für bestimmte Areale zuzustimmen. Für weitere Forderungen solle die Eisenbahnverwaltung sodann genaue Unterlagen vorlegen. Bei dem Bahnhofumbau müsse auch darauf Bedacht genommen werden, daß der Vorortsverkehr von: Staat wie in anderen Großstädter: in die Hand genommen werde, sonst entstehe eine Vernachlässigung der Staatsinteressen.
Präsident v. Payer bittet, die heutige Beratung niM mit der Frage der Straßenbahnen zu belasten.
Finanzminister Dr. v. Zeyer: Unter den von der Kommission gestrichenen 2800000 Mark befinde sich ein Posten der Krongutsverwaltung. Die Verhandlungen mit der letzteren seien eingeleitet. Wenn der Regierung der von der Kommission gestrichene Betrag verwilligt werde, werde man nach Recht und Gewissen darüber verfügen.
Nach kurzer Bemerkung des Ber.-Erst. Stockmayer stellt Frhr. v. Wöllwarth den Antrag, der Regierung statt der vorgeschlagenen 3 Mill. Mark 4 Mill. zur Verfügung zu stellen.
Hier wird abgebrochen. Nächste Sitzung: Mittwoch vorm. 9 Uhr. Tagesordnung: Fortsetzung der heutigen Beratung; Schlußabstimmung über den Gesetzentwurf betr. die Bahneinheiten; Kirchengemeindegesetz. Schluß 8 Uhr.
Aus Württemberg.
Dienstnachrichtcu. Versetzt: Der Expedient Merk in Her- brechttngeu aus Ansuch-» nach Freudenstadt.
In den Ruhestand versetzt: Der evangelische Stadtpfarrer Schlenker in Ereglingen, Dekanats WeikerSheim.
Stuttgart, 6. März. Aus Anlaß seines 25jährtgen i Bestehens hat der Württembergische Obstbauveretn seinen Mitgliedern als Festgabe einWürtt. Ob st buch überreicht, ! das von seinem Uutzschnö KerauSosaeke« wo»h»tr ist und ! ein praktisches Handbuch für jeden Obstgartenbesitzer sein Will. ? Stuttgart, 6. März. Dem „Schwab. Merkur" zufolge begibt sich der Ministerpräsident Frhr. v. Breitling am Donnerstag zum Erholungsaufenthalt nach Freudenstadt.
Stuttgart, 6. März. Die Maschinenfabrik Eßlingen wird, wie ein Korresp. Bureau- aus sicherer Quelle erfährt, nun doch in Eßlingen verbleiben. Dev
Auf Irrwegen.
Rviua» von Klara Rheinau. ö
„Mein Kops schmerzt! O, wie er schmerzt!" klagte Meta als Nmmvrtz mit matte:: Schritten im Zimmer umherwaukeud.
„Lege Dich nieder, und ich will Dir Aufschläge machen," drängte Oitilie, eine Flasche Laveudelwasser vom Toilettentisch nehmend.
Nach kurzem Widerstrebe» willigte Meta ein und lag so ruhig ans ihrem Diva», daß Ottilie hoffte, sie sei eingeschlafen. Da setzte sie sich plötzlich auf und umschlang die Cousine mit beiden Armen.
„O, Ottilie, wie kann ich von Dir Weggehen!" jammerte sie. „Was soll ich ohne Dich ansaugen? Und mein Vater, muß ich . . darf ich ihn verlassen? Er ist schon alt und liebt mich so . . und ich! . . 0 , muß ich gehen?"
„Aber Du wirst ja nicht weit gehen, mein Liebling," antwortete Ottilie überrascht und etwas bestürzt; „nur in die nächste Grafschaft. ' Und Onkel und ich freuen nnS zu sehr über Deinen Gewinn, um an unseren Verlust zu denken."
„Mein Gewinn!" wiederholte Meta mit bleichen Lippen, ihr schönes Köpfchen aus die Brust sinken lassend.
„Dein großer Gewinn, natürlich," sagte Ottilie lebhaft, -«sorg ist so gut und treu und edel; er liebt Dich ja so leiden- schastlichl"
O, wie der Brief in Metas Tasche gleich einer glühenden Kohle zu breimen schien, wie jede» liebe Wort von Ottilie» Lippen sie ihre Schmach und Ehrlosigkeit noch tiefer empfinden ließ! Sie wußte, wie sehr ihr Vater diese Heirat wünscht«, die ihm in seinen alle» Tagen den Sohn schenken würde, den er sein ganze» Leben lang vermißte. Sie wußte, baß, wenn sie der Versuchung nachgab, die sie bestürmte und vor der ihre deffere Natur zurück,chrak, sie den makellosen, hochgeachteten Namen ihre« Vater» mit Schmach bedecken und ihm selbst da» Herz brechen würde. Sie schauderte bei dem Gedanken an den Skandal, de» ibre Sünde Hervorrufen, an die harten Worte, die man für sie haben würde. Konnte sie je vergeffen, welch' unsägliche» Weh sie über ihr Heim, über jene gebracht, di« ft« so innig liebten?
Nein, um jeden Prei» mußt« st« Georg Martyn ihr ge-
gebenes Wort halte», sie mußte die sündhafte Liebe aus ihrem Herzen reiße», jenen ander», der sie vom rechten Wege ablenken wollte, zu vergessen suchen! Konnte sie dies tun? Hatte sie die Kraft dazu?
„Vertrauen Sie mir und selbst in elfter Stunde will ich Sie und mich retten!"
In feurigen Buchstaben flammten die Worte vor ihren Augen auf. In elfter Stunde. Diese war e» jetzt, aber sie sah keine Hoffnung ans Rettung.
Ahnungslos, welch entsetzlicher Kampf in der Brust ihrer Cousine tobte, schrieb Ottilie deren Erregung hauptsächlich dein bevorstehenden Abschied aus den: Baterhause zu.
„Den meisten Mädchen wird eS in diesem Falle etwas schwer zu Mute sein," sagte sie sich, als sie Metas bleiches Gesicht und zitternde Bewegungen beobachtete, und da sie an der Cousine Liebe zu Georg nicht im geringsten zweifelte, fühlte sie keine besondere Besorgnis, sondern entschied, daß Meta nervös und hysterisch sei infolge des bestandenen Abenteuers und bei dem Gedanken an die nahe Trennung von ihrem Vater und das neue, unbekannte Leben, dem sie eutgegenging.
Sie wurde in diesen: Glauben noch bestärkt durch Meta selbst, welche, mit gewaltiger Anstrengung ihre Erregung bemeisternd, lebhaft über die Arrangement» des Tage» zu sprechen begann. Selbst als Ottilie weglief, um die Schachtel mit dem Hochzeitskleid zu holen, suchte Meta sich im Zimmer zu beschäftigen, dabei leise vor sich hinmurmelnd: „ES ist zu spät.. zu spät! Ich kann nicht mehr!"
Nach wenigen Minuten kehrt« Ottilie zurück, ein große» Paket auf den Armen tragend.
„Hier ist e»," sagte sie heiter, „nun setze Dich nieder und öffne weit die Augen, während ich au»packe."
Mit erzwungenem Lächeln sank Meta in ihren Sessel; sie war schwach und erschöpft, e» schien, al« ob alle» Gefühl in ihr erstorben wäre. Ohne Anstrengung konnte sie ihre Ruhe bewahren, während sie Ottilie beobachtete, die mit dem vollen Eifer eine» jungen Mädchen» und dem lebhaften Interesse einer Französin für eine hübsche Toilette eine Papierhülle nach der anderen entfernte und schließlich mit einem bewundernden Ausruf da» weiche, weiße Kleid entfaltete.
„O Meta, ist e» nicht reizend»" rief sie begeistert.
»Ich glaube, es gab nie eine lieblichere Braut, als Du morgen sein wirst."
„Du bist eine parteiische Kritikerin, Ottilie," sagte Meta lächelnd; „aber das Kleid ist wirklich Prächtig und macht Deinen: Geschmack alle Ehre, nicht weniger der Schneiderin, die e» nach Deiner Angabe anfertigte "
„O, Meta, wie freue ich mich, Dich darin zu sehen!"
„Törichtes Kind!" sagte die junge Braut. Sich erhebend und de» verlangenden Ausdruck in Ottilies braunen Augen richtig deutend, fragte sie: „Würde es Dir Freude machen, wenn ich es gleich einmal anprobiere?"
„O, wolltest Du dies?" rief Ottilie eifrig. „Ich weiß, D« b:jt nicht abergläubisch, sonst. . ." sie zögerte ein wenig und fuhr dann fort: „Du weißt, manche Leute behaupten, wenn eine Braut das Hochzeitskleid vor den: Hochzeitstag trüge, würde sich etwas ereignen, das die Trauung verhinderte."
Meta blickte sie einen Augenblick nachdenklich an. „Nein, ich bin gar nicht abergläubisch," antwortete sie ruhig, „ich will e» anprobieren."
Als sie sich abwandte, färbte eine plötzliche Röte ihre bleichen Wangen, und ihre Augen leuchteten sehnsüchtig auß aber dies dauerte nur eine Minute. Ehe sie den Toilettentisch erreicht, war beides verschwunden, und ihre Hände zitterten, al» sie sich bemühte, von Ottilie unbemerkt, den verhängnisvollen Brief in der Tasche ihre» Unterkleide» zu verbergen.
Während sie sich mechanisch den geschickten Fingern der Cousine überließ, welche daraus bestanden, da» goldene Haar frisch zu flechten, überdachte sie noch einmal das Geschehene und faßte die besten Vorsätze. Sie wollte der schweren Bersiuhung ausweichen, sagte sie sich, sie wollte Georg eine gute Fra» werden und in treuer Pflichterfüllung ihren Frieden wiederfinden, vielleicht würde sie mit der Zeit sogar sich glücklich fühlen können.
Von diesen Gedanken ganz eingenommen, ließ sie sich willenlos von Ottilie ankleiden, und diese hatte gerade die letzte Hand an die Toilette gelegt, als da» Rollen von Wagenrädern auf der Straße hörbar wurde. itzo so
„Das sind sie," rief Ottilie aiifgeregt, „Onkel und Georg! O, sie müssen einen Blick auf Dich werfen, e» wäre unrecht, ihnen diese» liebliche Bild vorzuenthalten. Warte nur zwei Minuten hier, und wenn sie im Hause sind, will ich Dich rufen *