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mit Erzähler vom Hchwarzwald.

Srrchein« in ilien Werktag««. Kdonnement

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üeleion Nr. 41.

Amtsblatt für di« Stadt wildbad.

Verkündigungsblatt

der Kgl. Forst ämter Wildbad, Meistern, Enzklösterle rc. mit

amtlicher Fremdenliste.

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Yr. 56.

Aundschau.

Der Reichstag hatte am Dienstag wieder einmal eine Börsendebatte kleinen Stils. Es handelte sich um die erste Lesung des Gesetzentwurfs wegen Aenderung einiger Vorschriften des Reichsstempelgesetzes (sog.Klei­ne Börsenreform"). Staatssekretär v. Stengel leitet die Beratung ein und weift auf die Verhandlungen über den Börsenreformentwurf von 1904 hin und auf die Be­gründung, die der Vorlage beigegeben wurde. Die Re­gierung hoffH, daß die Vorlage auch eine Abkürzung der ohnehin schwierigen Verhandlungen in den Steuerkommis- konen herbeiführen werde. Die Debatte drehte sich hauptsächlich um die Frage, ob die Vorlage im Plenum beraten, oder an die Steuerkommission überwiesen werden solle. Schließlich wird die Vorlage der Kommission über­wiesen. Hierauf setzte man die Beratung des Postetats fort. Es wurden wie stets eine Anzahl von Einzelwün­schen und Anfragen vorgebracht, auf die Staatssekretär Krätke antwortete. Während der Debatte erschien auf kurze Zeit in der Hofloge der russische General Tro­tz off, der vorher das Reichstagsgebäude besichtigt hatte.

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6VV2 Millionen Einwohner. Bei der Volks­zählung vom 1. Dezember 1905 im Deutschen Reiche wurden vorläufig folgende Ziffern festgestellt: Ost­preußen 2,025,741, Westpreußen 1,641,936, Stadt Ber­lin 2,040,222, Brandenburg 3,529,839, Pommern 1,684,125, Posen 1,986,267, Schlesien 4,935,823, Sach­sen 2,978,679, Schleswig-Holstein 1,504,339, Hannover 2,759,699, Westfalen 3,618,198, Hessen-Nassau 2,000,076, Rheinland 6,435,778, Hohenzollern 68,098 Seelen. Das Königreich Preußen zählte also insgesamt 37,278,820 Bayern zählte 6,512,824, Sachsen 4,502,350, Württem­berg 2,300,330, Baden 2,009,320, Hessen 1,210,104, Mecklenburg-Schwerin 624,881, Sachsen-Weimar 387,892, Mecklenburg-Strelitz 103,251, Oldenburg 438,195, Braun­schweig 485,655, Sachsen-Meiningen 268,859, Sachsen- Altenburg 206,500, Sachsen-Koburg-Gotha 242,292, An­halt 328,007, Schwarzburg-Sondershausen 85,177, Schwarzburg-Rudolstadt 96,830, Waldeck 59,135, Reuß ältere Linie 70,590, Reuß jüngere Linie 144,570, Schaum- bUrg-LiPPe 44,992, Lippe 145,610, Lübeck 105,857, Bre­men 263,426, Hamburg 875,090, Elsaß-Lothringen 1,814,626 Seelen. Das gesamte Deutsche Reich zählte danach rund 60 1/2 Millionen Seelen.

Tages-KhroniL.

Berliy, 6. März. Das Diätengesetz wird dem Berl. Tagbl. zufolge dem Reichstag erst Anfang Mai zugehen. Wie verlautet, soll auch hier wieder das Zentrum

Donnerstag, den 8. März

1906.

die Hand im Spiele haben, um von der Ausgestaltung dieses Gesetzes seine spätere Gefügigkeit in verschiedenen Fragen ab­hängig zu machen, vielleicht auch in Sachen des Kolontal- a mts.

Berlin. 6. März. Die Steuerkommission des Reichs­tags beriet die Erbschaftssteuer und nahm die ZK 113 in der Fassung der Regierungsvorlage an. An den ZK 13 und 14 wurden Aenderungen vorgenommen, der Z 15, betr. die Steuerfreiheit der Landesfürsten und fürstlichen Familien wurde abgelehnt.

Berlin, 6. März. Die Budgetkommission des Reichstags nahm heute die Vergrößer­ung des Deplacements der Kriegsschiffe ge­gen die Stimmen der Sozialdemokraten und die No­velle zum Flott eugcsetz (Auslandskreuzer) gegen die Stimmen der Sozialdemokraten und der Freisinni­gen Volkspartei an, welch' letztere erklärte, für die Ver­mehrung der Flotte stimmen zu wollen, aber nicht für die gesetzliche Bindung.

Berlin, 6. März. Aus Detmold wird der Nat.- Ztg. gemeldet: Staatsmtnister Gevekot teilte im lippischen Landtage mit, daß die preußische Eisenbahnver­waltung es ablehne, die Kleinstaaten an den Eisenbahnüberschüssen Preußens teil­nehmen zu lassen. Diese Regierungserklärnrg rief lebhafte Ausfälle gegen Preußen hervor. (Was sagen die Gemeinschaflsfanatiker in Württemberg dazu? D. Red.)

Schwerin, 6. März. Herzog Paul Friedrich zu Mecklenburg und seine Gemahlin wurden auf eigenen Antrag vom Großherzog entmündigt. Der Herzog führte in den letzten Jahren ein unstetes Wanderleben.

Dresden, 6. März. Der König von Würt­temberg ist heute Vormittag zum Besuch des Königs Friedrich-August hier eingetroffen, und von dem König, dem Prinzen Johann Georg sowie den Spitzen der Mi­litär- und Zivilbehörden empfangen worden. Nachmit­tags fand Galatafel, abends Hofkonzert statt. Der Kö­nig von Württemberg verlieh eine Reihe Ordensäus- zeichnungen.

Baden-Baden, 6. März. Der frühere reichslän­dische Staatssekretär v. Putt kämm er, dessen Gesund­heitszustand schon seit längerer Zeit zu Bedenken An­laß gab, ist gestorben.

Dünkirchen, 6. März. Aus Hazebrouch werden schwere Ruhestörungen während der Jnventarauf- « a h m e in der Kirche gemeldet; eine Person soll getötet und ein Poltzeibeamter verwundet worden sein.

Rotterdam, 7. März. Eine Haager Zeitung meldet, daß die zweite Haager Friedens-Konferenz schon in diesem Sommer etnberufen werde.

Paris. 6. März. Der König von England begab sich heute Vormittag nach Biarritz. Unter den zur

Verabschiedung am Bahnhofe Erschienenen befand sich auch Ministerpräsident Rouvier.

Washington, 6. März. In der heutigen Sitzung des Repräsentantenhauses verlangte Lach dringend, daß Amerika den Handel mit England nicht opfert, um die deutschen Märkte durch Zollzugeständnisse zu geMnnen. Er wies nach, wie wenig Amerika an Deutschland ver­kaufe im Verhältnis zu dem, was England abnehme.

An einem Neubau in Witten (Ruhr), stürzte ein Arbeiter in die Tiefe und riß zwei andere mit sich. Ei­ner war sofort tot, der zweite ist hoffnungslos, der dritte leichter verletzt.

Ein Soldat des Fnßartillerie-Regiments Nr. 7 in Köln wird seit einigen Tagen vermißt. Am Rhein­ufer fand man das Seitengewehr, an dem ein Zettel be­festigt war, auf dem der Soldat seine Absicht, sich das Leben zu nehmen, mitgeteilt hatte. Wahrscheinlich hat der Lebensmüde seinen Tod im Rhein gesucht.

Der 23jährige Raubmörder Walther Stein aus Mogendorf bei Köln, der im Dezember vor. Jahres die 25jährige frühere Novize Katharina Holze ans Dink­lar bei Hildesheim ermordete und beraubte, hat, nach­dem er seine Barmittel erschöpft hatte, seinem Leben selbst ein Ende gemacht, indem er unterhalb Köln in den Rhein sprang und ertrank. Die Leiche wurde bei Stammheim gelandet.

In Moschin bei Posen wurde der Eigentümer Og-> rodowski verhaftet, der auf dem jüdischen Kirchhofe der Leiche des Rentiers Rosenberg den Kopsabgeschnit- ten hatte. Der Täter wird schon lange gesucht. Bei ihm wurden noch andere Leichenköpfe und Genitalien männlicher und weiblicher Leichen gefunden. Ogrodowski benutzte die Leichenteile aus Aberglaube,« er wollte das Vieh gesund erhalten".

Auf der Friedensgrube der Friedenshütte bei Kat- towitz verunglückten bei der Frühschicht 14 Berg­leute durch Hu scharfes Aufsetzen der Förderschale. Ge­tötet wurde niemand, aber 5 Bergleute wurden schwer verletzt.

Die Marokko - Konferenz.

Berlin, 6. März. Die anfängliche Anficht, daß Deutschland in der Sitzung vom Samstag eine diplomatische Niederlage erlitten habe, macht jetzt der Erkenninis Platz, daß die Abstimmung nur eine Folge der bereits vorher feststehenden Gruppierung der Mächte war. Die Lage wird, wie man dem Lok. Anz. aus Algeciras meldet, als nicht unerheblich günstiger bezeichnet, als vorige Woche, wo man allgemein pessimistisch gestimmt war. Wie der Standard aus Berlin meldet, wird der öst erreich isch-ungax-

Kampf, der sie bis ins Innerste erschüttert hatte; sie hörte

wieder das leidenschaftliche Flehen, die tollen Drohungen, die bitteren Vorwürfe.

Sie wußte, daß sie ein großes, schweres Unrecht tat, als sie die erbetene Zusammenkunft gewährte, daß ihre einzige Sicherheit im vollständigen Meiden des Verführers gelegen, und doch war sie gegangen und hatte am Vorabend ihres Hochzeitstages den Liebesschwüren eines andern gelauscht! O der Sünde und Schande!

In dem hübschen Zimmer, das seit dreiundzwanzig Jahren ihre Kindheit und Jugend geschützt, von dessen Mauern ihres BaterS ernstes, gütiges Antlitz, ihres Verlobten freundliche Augen auf sie herabblickte», fühlte sie sich fast erdrückt von der Schmach und Schuld, die sie auf sich geladen, und das Blut in ihren Adern schien zu Eis zu erstarren, trotzdem der warme Sonnenschein ungehindert zu dem geöffneten Fenster herein­strömte. Ihr war, als ob er ihrer Qualen spotte, dieser heiter«, klare Sonnenschein, der die grüne Ehrenpforte mit ihrem Ro­senwunsch so lieblich vergoldete, dem Wunsch für die Braut, deren sehnlichstes Verlangen war, daß der Hochzeitstag für sie niemals anbrechen möge."

Ein krampfhaftes Zittern erfaßte Meta, ihre Zähne klap­perten wie vor Kälte, aber selbst jetzt noch empfand sie ein Verlangen, daß die Cousine sie nicht so sehen, ihr Elend nicht erraten möge.

Ottilie die an der anderen Seite der Tische» mit der Zu­bereitung des Tee» beschäftigt war, bemerkte MetaS Zustand erst, als sie mit der Taffe in der Hand sich ihr zuwandte. Sie stieß einen leichten Schreckensschrei aus, aber Meta be­mühte sich von ihrem Stuhl aufzustehen und blickte sie mit einem Lächeln an, das fast geisterhaft zu nennen war, denn ihre Lippen waren vollständig farblos, und von den kleinen, weißen Zähnen zurückgezogen; sie schien sprechen zu wollen, konnte aber keinen Laut Hervorbringen.

O Meta, liebe Meta, Du bist krank," rief Ottilie mitlei­dig, ihren Arm um die bebende Gestalt legend, die unter ihrer Berührung momentan sich steif aufrichtete, dann aber plötzlich in sich zusammensank.

Ottilie brachte sie mit Mühe wieder in ihren Sessel zu­rück, wo sie dann wie ein Espenlaub zitternd in ihren Ar- men lag.

Ans Irrwege«.

Roman von Klara Rheinau. ö

So machte sie sich den» mit ihrem Teeservice zu schaffen, während die andere in die Kissen des Rohrsessels niedersank.

Esther hat einige von ihren köstlichen Rahmkuchen ge­macht," sagte Ottilie heiter,hauptsächlich Georg zu Ehren, da er znm Abendessen hier sein wird. Die gute Alte ist ihm ganz ergeben, und wenn auch seine Verehrung für Dich die erste An­ziehung war, so glaube ich, daß sie ihn nun um seiner selbst willen gern hat. Und kein Wunder," fügte sie mit einem sanften Lachen bei,er ist ein so guter, lieber Mensch! Fast unserer Meta würdig!"

Es müßte schlimm mit ihm stehen, wenn er nicht mehr als dies wäre," sagte Meta hastig.Ich bin es, die seiner un- wert ist l"

Ich wünschte, er könnte Dich hören," lachte Ottilie. Weißt Du nicht, Du törichtes Kind, daß Dir für ihn der Ausbund aller Tugenden bist?"

Wie eilt Kampf ging eS über MetaS schöne Züge, und e» schien ihr, al» ob der Brief in ihrer Tasche ein Bleigewicht wäre, das sie zu Boden ziehen müsse. Sie fühlte sich doppelt unglücklich, weil Ottilie von ihren Qualen nichts ahnte, und doch wäre sie lieber gestorben, ehe sie der unschuldigen, jun­gen Cousine die Wahrheit gestanden. Ihr war, als müsse sie er­sticken, als ob enger, immer enger eine Kette sich um sie schließe, der sie nicht entrinnen könne. Ehe vierundzwanzig Stunden vergangen, würde sie unauflöslich an den einen Mann gefesselt sein, während sie einen anderen liebte mit einer seltsamen, ab­sorbierenden Liebe, die sie in seiner Gegenwart völlig willen­los machte. Tagelang hatte sie gegen den Zauber angrkämpft, den kr Uber sie ausübte, tagelang war sie hin- und hergerissen worden von ihrer unseligen Leidenschaft, ihrer Treue gegen den Verlobten, ihrer Liebe zum Vater, aber immer war eS ihr gelungen, ihrer Umgebung zu verbergen, wie unsäglich sie litt. Heute aber schien es ihr, als ob ihre Kraft zu Ende wäre, al» ob ihr Unglück sie überwältigen müsse. Ringsum bemerkte sie Zeichen und Merkmale dev morgigen Ereignisse», und jede» derselben war ein Dolchstich in ihr Herz.

Während sie so ruhig hier saß, dachte sie noch einmal an di« Qualen zurück, die sie vor einer Stunde durchlebt, an den

Es war ein entsetzlicher Krampfanfall. Ottilie unußte all ihre Kraft aufbieten, um die Unglückliche zu stützen Endlich kam ihr die Natur zu Hilfe, Meta fing an, heftig zu schluchzen, dann kam ein sanfter, erleichternder Tränenstrom.

Aber selbst als der Strom vorüber war, klammerte sich Meta an die Cousine an, ließ ihr müde» Haupt an deren Schulter sinken und verbarg ihr verschämtes Gesicht vor dem zärtlichen Blick der lieben, braunen Augen. Sie war jetzt voll­ständig erschöpft und lehnte sich so schwer an Ottilie, daß diese befürchtete, sie sei ohnmächtig geworden. Doch als sie ver­suchte, die zarte Gestalt in die Kissen zurückzulegen, wider­strebte Meta.

Laß mich nicht allein, Ottilie," flüsterte sie matt,geh nicht weg von mir."

Ich bleibe bei Dir, liebe Meta," sagte Ottilie zärtlich, aber ich fürchte, Du fühlst Dich schwach und ..

Nein, nein, mir ist wieder besser. Das Weinen hat mir gut getan."

O Ottilie, Du weißt nicht, Du weißt nicht, welchen Schrecken ich heute hatte, wie viel ich durchgemacht Habel" Sie sank zurück und wandte ihr Gesicht dem Fenster zu.

Ich will frischen Tee besorgen," sagte Ottilie, aber die andere erfaßte ihr Kleid mit zitternden Fingern.

Ich brauche keinen Tee! Geh nicht weg, Ottilie." bat sie,ich kann es nicht ertragen, allein zu sein! ES ist töricht, aber, ich kann nicht anders."

ES ist nur natürliche Liebe," sagte Ottilie ruhig,ich werde bei Dir bleiben, aber Du mußt ein wenig von diesem Te« trinken. Er ist zwar kalt geworden, wie ich fürchte, aber er wird Dir gut tun."

Anfangs schien Meta außer stände, zu schlucken, aber dann trank sie durstig, ohne abzusetzen, die Tasse leer. Der Trank er­quickte sie, denn ein mehr natürlicher Ausdruck trat in ihre Züge.

So ist'S besser," rief Ottilie erfreut;aber noch immer siehst Du so bleich aus, so bleich, daß Georg erschrecken wird, wenn er dies weiße Gesichtchen sieht!"

Georg! Ach ja, er kommt heute, er kann jede Minute hier sein, nicht wahr?" sagt« Meta zitternd und errötend auf­springend. ' 1S0.20

O, nicht vor einer Stunde," versetzte Ottilie lächelnd.Bi» dahin wirst Du Dich wieder völlig erholt haben, mein Herz."