A«- Stadt und Umgeb«»g.

Sitzung der bürgerl. Kollegien v. 1«. Febr. LS««.

Der Kostenvoranschlag zur Verlängerung der Gasleitung in der Enztalstraße von der Bierbrouerei Beuerle bis zum Windhof mit einem Aufwand von 4189 Mk. wird einstimmig, zur Ausführung genehmigt; der Kostenvoranschlag zur Ver­längerung der Gasleitung in der Hohenlohestraße im Be­trage von 659 Mk. kommt nae längerer Debatte mit 7 gegen 3 Stimmen im Gemeinderai und 6 gegen 3 Stimmen im Bürgerausschuß ebenfalls zur Annahme.

Aus der Mitte der bürgerlichen Kollegien wird angeregt, ob anläßlich der Einlegung der Gasleitung in die Enztal- straße nicht zugleich die Wasserleitung bis zum Windhof eingelegt werden soll. Da die Wasserleitung aber bis jetzt nur bis zur Villa Monrepos geht, so wären die Kosten der Leitung bis zum Windhof ganz beträchtliche und da die meisten Häuser an der Enztalstraße schon eigene Wasserver­sorgung besitzen, kämen zunächst nur 2 Wasserabnehmer in Betracht, so daß dem großen Aufwand für die Leitung eine verschwindend kleine Wasserzinseinnahme gegenüberstehen würde. Die bürgerlichen Kollegien lehnen deshalb einmütig die Verlängerung der Wasserleitung bis zum Windhof ab.

Von einem Frankfurter Konsortium jist eine Automobil- omnibus-Verbindung zwischen Wildbad und Baden-Baden über Höfen, Dobel, Herrenalb geplant. Die bürgerlichen Kollegien beschließen, der Sache freundlich gegenüberzustehen, doch von einer der Stadtgemeinte nahegelegten Kapital- beteiligung an dem Unternehmen abzusehen.

Die seitens der Kgl. Forstdirektion an die Ueberlafsung der Quellen im Stürmlesloch an die Stadt zum Zwecke der Erbauung einer weiteren neuen Wasserleitung geknüpften Bedingungen erscheinen den bürgerl. Kollegien als durchaus unannehmbar und es wird beschlossen, Hiewegen eine erneute Eingabe an die Kgl. Staatsfinanzverwaltung einzureichen und den Stadtvorstand mit den weiteren Verhandlungen zu beauftragen.

* Liederkranz.Echerzkranz. Hochverehrte Leserin wertgeschätzter Leser! Eie werden im Ernste nicht verlan- gen von einem Berichterstatter, der in gewissenhafter Pflicht- erfüllung den Schluß des Fester mit abwartete es war Aschermittwoch, den 28. Februar, morgens 5 Uhr 3 Minuten daß er sich dann hinsetzt und einen meterlangen Fest- bericht schreibt. Die Teilnehmer am Feste wissen ja, daß es schön war, das sonstige Lesepublikum wird es morgen in

rührendsten Tönen geschildert erhalten, Für heute bitte ,ch um gütige Nacksicht ich habe eben zum Großmann-Honold ^ hinü'bergeschickt um einen Riesen-Lachshering! !

* Aschermittwoch. Brr, wir bleiben ledig auf der schönen Welt, haben wir gestern noch gesungen und heute - schöne Welt, na ich' danke. Karnevals Abschied; zum Abschiednehmen just das r'chte Wetter, grau wie der Himmel liegt vor mir die Welt. Ja, alles grau in grau, wie ein modernes Gemälde". Grau ist auch die Asche, die heute den Gläubigen in den katholischen Kirchen aufs Haupt ge- streut wird,' eine ernste Mahnung, in sich zu gehen und den Weltmenschen eine Zeitlang auszuziehen. In München ver- sammeln sich am Aschermittwoch Morgen die Redouten. schwärmer auf dem Marienplah beim Fischbrunnen, da werden die Geldbeutel gewaschen, weil sie merschtendeels gerade leer sind. Ja, der Karneval kostet halt Geld, be- sonders in München. Jetzt in der Fastenzeit werden tue während des Karnevals versetzten Betten, Möbel rc. wreder eingelöst, um vielleicht in der Salvatorsaison wieder ms Pfandhaus zu wandern. Das ist Großstadtluft. Da sind wir in Wildbad doch noch solider; brauchen aber auch nicht an den wochenlangen moralischen nnd physischen Katzenjammern zu laborieren.

Letzte Nachrichte«.

Stuttgart, 27. Febr. Die Kammer der Standesherrn erhob ohne Debatte die Anträge der Kommission zum Be- schluß, d. h man stimmte den 10jährigen Wahlperioden zu und verlangte nicht nur für die Neuwahl, sondern auch für die Wiederwahl von Ortsvorstehern daS freie Bestätigung-- recht der Regierung, und während die Zweite Kammer schon allen nach dem 1. Januar 1905 erfolgten OrtSvor- steherwahlen den periodischen Tharalter geden will, gestand man die LebenslSnglichkeit noch allen Ortsvorstehern zu, die vor dem Tage der Verkündigung der Gemeindeordnung ge­wählt worden sind ,

k München, 27. Febr. Der Mordprozeß Schellhaas wurde heute vormittag wieder ausgenommen, da die Ange­klagte Frau Schellhaas von den Folgen ihres Selbstmord. Versuches soweit wieder hergestellt ist, daß sie der Verhand­lung anwohnen konnte. Der Prozeß ging aber auch heute noch nicht zu Ende, sondern wurde abends gegen V'b Uhr abgebrochen und auf morgen vertagt.

Berlin, 27. Febr. Trotz des anhaltenden Regenwetters hatten heute nachmittag an 100,000 Zuschauer die Bürger- steige am Schloßplatz besetzt, um Zeugen der Auffahrt der

Hochzeitsgäste zu sein. Die silberne Hochzeit des Kmserpaareß wurde auch durch Feiern in den Schulen begangen. Eine großartige Illumination brachte die Feier zum Abschluß.

Reklameteil.

Zur Düngung des Hafers. Noch vielfach wird der Hafer als Stiefkind unter den Getreidearten behandelt; er hat in der Fruchtsolge dadurch, daß er gewöhnlich als zweite Halmsrucht gebaut wird, schon eine ungünstige Stellung, aber man glaubt auch von demselben erwarten zu müssen, daß er auf einem geringen Feld, auf dem sich der Anbau anderer Getreidearten nicht mehr lohnt, einen befriedigenden Ertrag gebe. Wenn man jedoch die schönen Preise, welche derselbe in den letzten Jahren erzielte und welche voraus- sichtlich immer besser werden, betrachtet, so sollte dem Hafer- bau doch mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden, als bis jetzt großenteils geschieht. Der Hafer ist nähmlich sehr dank- bar für eine Düngung und nutzt dieselbe sehr gut aus, jedoch sollte nicht blos mit Stickstoff gedüngt werden, sondern auch mit Phosphorsäure und besonders Kali. Durch zahlreiche Versuche wurde diese Tatsache festgestellt. Es möge hier ein solcher Versuch Platz finden. Herr Meyer z. Sonne, Essingen O. A. Aalen teilte ein Feld in 3 gleichgroße Teile, Einen Teil ließ er gänzlich ungedüngt, dem 2. Teil gab er pro württ. Morgen 3.75 Zentner Superphosphat und 98 Pfund Chilisalpeter und schließlich dem 3. Teil dieselbe Düngung wie dem 2., dazu noch 1,25 Zentner 40°/,igeS Kalisalz. Der ungedüngte Teil ergab pro württ. Morgen im Ertrag: 13.43 Zentner Korn und 11,85 Zentner Stroh, der zweite Teil mit Superphosphat und Chili 18,15 Ztr. Korn und 15,93 Zentner Stroh und der dritte auch mit Kali gedüngte Teil 22,78 Zentner Korn und 19,91 Zentner Zentner Stroh. Die Kalidüngung brachte also gegenüber dem zweiten Teil einen Mehrertrag von 4,67 Zentner Korn und 3,98 Zentner Stroh, was einem Geldwert von 38,38 Mark und nach Abzug der Düngungskosten von nur 6,25 Mark einem Reingewinn von 32,13 Mark pro württ Morgen entspricht. Daraus ist ersichtlich, wie sehr durch das Zu- führen des Kunstdüngers und insbesondere auch deS Kalis der Haferertrag gesteigert werden kann. Es ist daher den Landwirten zu raten, ihre Haferfelder in dieser Weise zu düngen Die Düngung mit Kali erfolgt ungefähr vier Wochen vor der Saat, indem man die Dünger breitwürfig auf den Acker streut.

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in Wildbad. Verantwortl. Redakteur: E. Reinhardt daselbst

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