bracht gegen die Amerikaner, die es nach seiner Behaupt­ung nach Venezuela gelüste.

Tages-KyrorriL.

Berlin, 26. Febr. Der Streik der Drosch­kenkutscher ist seit Mittag fast wie vollständig. Eine von etwa 5000 Lroschkenbesitzcrn und -Kutschern besuchte Versammlung hat heute Mittag beschlossen, die Fuhr­werke bis übermorgen früh 8 Uhr stehen zu lassen. Es handelt sich um einen Demonstrativnsstrcik gegen die neue Fahrordnung und vor allem gegen das Verbot des Fah­rens leerer Droschken auf dem Potsdamer Platz und ei­nigen Straßen. Am Mittwoch will man den Betrieb wieder aufnehmen.

Berlin, 27. Febr. >Die nachts abgehaltene stark be­suchte Versammlung der Schaffner und Führer der Gro­ße it B e r l i >r e r S t r a ß e n b a h n nahm eine Resolution gegen die Entlassung von 8 Straßeubahnangestellten an, gegen die der Transportarbeiterverband beim Aufsichts­rat der Straßenbahn vorstellig werden soll.

Berlin, 27. Febr. Tie näheren Bestimmungen über die diesjährigen Kaiser Manöver werden nun amtlich bekannt gegeben. Das 3. und 5. Korps wird gegen das 6. Korps operieren.

Bochum, 36. Febr. Bei den Knappschafts­alt e st e n w a h l e u in Bochum. Essen, Gladbeck und Apler­beck siegte der alte Verband über den christlichen Ge­werkverein. Nur in Veckhausen wurden die christlichen Kandidaten gewählt.

Essen a. R., 36. Febr. Frau Gehetmrat Krupp hat anläßlich der silbernen Hochzeit des Katserpaars eine mit einem Kapital von I Million Mark ausgestattete Stiftung zur Erweiterung des Augusta-Viktorta Erhol- ungshauses auf dem Altenhof bet Esten und zur Errichtung eines Erholungsheims für Frauen und Kinder geschaffen. Die Zinsen von 300 000 Mk. sollen zur Bezahlung der Ver­pflegung^ kosten dienen, der verfügbare Nest des Stiftungs­kapitals soll zur Vergrößerung des bestehenden Männer­erholungshauses bezw. zur Erweiterung des Altenhofs ver­wandt werden.

Wien. 36. Febr. In einer von mehreren tausend Arbeitern besuchten Versammlung sprach gestern der Sozia­listenführer und Abgeordnete Dr. Adler über die Wahl­reformvorlagen. Die Sozialdemokraten werden gegen die ganzjährige Seßhaftigkeit energisch Front machen. Manche Aenderung der Geschäftsordnung sei wünschenswert, allein der Zeitpunkt sei kein gut gewählter. Wir find jetzt Regierungspartei," sagte Adler, weil wir eine Regierung stützen, die zum erstenmal in Oesterreich den Völkern ihr Recht veschaffen will. Solange die Regierung dieser Aufgabe dient, kann sie auf uns rechnen!" (Stürmischer Beifall.)

Pest, 27. Febr. Der Minister des Innern verbot den Straßenverkauf von Zeitungen und erklärte, daß er sich eine Regelung des Einzelverkauses Vorbehalte.

Rom, 36. Febr. In Florenz tagt seit Samstag der Ausschuß aller katholischen Vereine behufs end­gültiger Regelung der katholischen Organisation nach dem Wunsche des Papstes. Obschon die Journalisten fernge- halten werden, ist es doch bekannt geworden, daß die Gründ­ung eines kaiholtschen Volksvereins tu einer Form beschlossen wurde, die einer Niederlage der christlichen Demokratie gleich kommt. Der Kongreß dauert fort.

London, 26. Febr. Nach den jetzigen Bestimmungen beabsichtigt der König, sich in den nächsten Tagen in Portsmouth nach dem Festland einzuschiffen. Er wird vor­aussichtlich am Mittwoch abend in Portsmouth eintreffen und es am Donnerstag morgen an Bord der K. JachtVik­toria und Albert" verlassen.

Washington, 26. Febr. Der amerikanische General­konsul in Schanghai telegraphiert: Die amerikanischen Missionen in Nachang und Kiense, 400 Meilen aufwärts des Uanytse, sind zerstört worden. Die Ur­sachen sind wahrscheinlich örtlicher Natur. 14 Missionare entkamen, während die Mitglieder einer aus zwei Erwachsenen und zwei Kindern bestehenden Familie gelötet wurden. Das amerikanische Kanonenboot Elcano m Nangklng wurde an­gewiesen, sofort nach der dortigen Gegend zu gehen. Es wird berichtet, daß auf den britischen Missionen alles wohl ist.

Arrs KieVs znr Kunst.

Roman vvn Viktor Rheinberg. 49

Er hatte geglaubt, die Existenz im elterlichen Hause unter den jetzige» Verhältnisse» nicht länger ertragen zu können. Au­genblicklich weilte er in Wien und sorgte dafür, daß die Kasse seines Vaters von Zeit zu Zeit erleichtert wurde.

Wie friedlich, wenn auch bescheiden, war dagegen das Heim, in welches Martha bei ihrer blinden Mutter einzog. Wie groß war deren Freude bei der Rückkehr der Tochter und wie reich entschädige fühlte diese sich für alles, was sie in der Welt anfgab, durch die Liebe und de» Dank der Mutter. Beide waren ein­ander zum Segen geworden.

» ^ »

Nvch einmal müsse» wir nnS nach Langenan begeben, wo trotz des schönen Maiabends ganze Scharen von Menschen dem Theater zustrvinten Schon um die Mittagszeit waren sämtliche Billets cmsverkanst gewesen und jetzt füllte eine dichtgedrängte Zuschanerineiige alle Räume des Schauspielhauses.

Man erwartete einen besonderen Genuß. Dem Theatern,- teudanten war es gelungen, die »ach so kurzer Zeit berühmt gewordene junge Sängerin Levnore Manzvni für zwei Gast- spickrolleu zu gewinnen. Gestern hatte dieselbe alsCarmen" ihre Zuhörer entzückt, heute sollte sie imFreischütz" die Rolle der Slgathe geben.

Der Musikdirektor Böhm hatte für sich und die Uhlinger Herrschaften, welche sämtlich nach Langenan gekommen waren, eine Loge genommen.

Da saß mm die gute Tante Brigitte, welche seit undenk- Elchen Zeiten sich nicht ans Uhlingeu heräusgewagt hatte, in ihrem besten schwarzseidenen Kleide, die Spitzenbarbe über dein grauen Haar, neben ihr der alte Freiherr i» einer merk- würdig feierlichen Haltung Han» und seine liebliche, junge Frau Ware» in lebhafter lluterbaltung mit dem heute etwa» aufge­regten Herr» Böhm begriffen, als die ersten Klänge der Herr- ltchen Ouvertüre ertöuten, woraus lautlvse Stille eintrat.

Dann rauschte der Vorhang in die Höhe, die Vorstellung »ahm ihren Anfang und fesselte wie immer durch ihre so bekannte» und doch stets gern gehörten Melodien. Als dann aber Agathe erschien in ihrer ganzen anmutvollen Schönheit, wurde sie mit solchem stürmische» Applaus empfangen, daß sie sich nur immer

In N e ckarelz stürzte beim Rangieren der verheircn- i tele Bahnarbeiter Nenninger so unglücklich vom Wagen, s daß er überfahren wurde und schwere Verletzungen davon­trug. Dem Verunglückten mußte der Arm abgenommen werden. Er erlag am Sonntag seinen Verletzungen.

Der Italiener Lnigi Goretti aus Scansano traf nachts von einem Besuche in seiner Heimat in Karls- r u h e wieder ein und wurde von seinen Angehörigen an! der Bahn abgeholt. In der Nähe seiner Wohnung be­lästigten mehrere Masken die Tochter und Nichte, des­selben. Es kam zu einer Schlägerei, wobei Goretti durch einen Messerstich in die linke Brustseite getötet wurde. Der Täter, der 33 Jahre alte verheiratete Maschinen­arbeiter Catoir, sowie sieben an der Schlägerei be­teiligte Personen wurden verhaftet.

Ein Soldat vom 25. Infanterie-Regiment in Ra­statt wurde in der Nähe des kleinen Exezierplatzes von einem Bahnwart mit abgefahrenem Kopf und ohne Seitengeivehr avsgefnnden. Es wird angenommen, daß der Soldat, der beurlaubt ivar, die Station überfahren hatte und als er dies bemerkte, ans dem Zuge ge­sprungen ist.

In Rheydt bei M.-Gladbach wurden vergangene Nacht einem Juwelier für 13 000 Mark Uhren und Schmucksachen gestohlen.

Bei einer Theateraufführung der höheren Töchterschule in Würz bürg kam eine der Darstellerin­nen der Gasflamme zu nahe; ihr Kostüm stand sofort inhellen Flamme n. 25 mitwirkende Kinder schweb­ten in größter Gefahr, konnten sich aber retten. Der Kreisschulinspektor Griebl rettete ein Kind, das schon schwere Brandwunden erlitten hatte.

Im Walde Groß Holz, Gde. Diepoldshofen, wurde am Samstag der ledige, 69jährige Holzhauer Franz Xa­ver Müller plötzlich von einer fallenden Tanne getrof­fen, wodurch der Tod alsbald eintrat.

In Darmstadt fand Sonntag Nacht zwischen 11 und 12 Uhr eine Schlägerei zwischen Dragonern des 23. und 24. Regiments statt. Hiebei wurde der Dragoner Massow aus Mainz vom 24. Dragonerregiment durch Säbelhiebe über den Kopf derart getroffen, daß er im Garnisonslazarett, wohin er alsbald verbracht wurde, ge­storben ist.

In Braun schweig, hat der dem Trunk ergebene Arbeiter Nie mann seinen beiden Knaben (im Alter vsn 4 und 5 Jahren), den Hals durchschnitten und sich dann erhängt.

Im Torf R unzern bei Ohlau (Schlesien) wurde nachts der Gntbesitzer Kunisch beim Betreten seines Gehöftes erschossen. Der Täter entkam unerkannt.

Tie seit Freitag in Altona vermißte Margarethe Garbers wurde iu der Abortanlage des Realgymna­siums ermordet aufgesunden, Es liegt Lustmord vor.

Von einem Neubau in Kiel stürzten infolge Lei­terbruchs ein Tachdeckermeister und sein Geselle ab. Der Meister starb, der Geselle ist schwer verletzt.

Nach einer Meldung desNewyork Herald" sind die Küstenstädte Kolumbiens neuerdings von einem E r d-. beben heimgesucht werden, dem 2000 Menschen zum Opfer gefallen sind.

Die sttöerrre Lochzeit des Kaiserpaars.

Berlin, 26. Febr. Die ganze Stadt ist beflaggt. Unter den Linden wogt eine festliche und dichte Menge. Der Kaiser unternahm um 10 Uhr eine Ansfahrt und besuchte den Reichskanzler Fürsten Bülow. Bald nach 11 Uhr rückte in den Schloßhof die zweite Kompagnie des 1. Garde-Regiments zu Fuß ein, die vor 25 Jahren unter dem damaligen Prinzen Wilhelm gedient hat, etwa 170 Mann, und nahm in drei Gliedern Aufstellung, die ehemaligen Unteroffiziere vor der Front. Der Kaiser schritt die Front ab, redete jeden einzelnen an und er­kundigte sich nach seinen Verhältnissen. Tie Kaiserin und die Prinzessin begleiteten ihn dabei. Kastellan Görns hielt hierauf eine Ansprache und wies auf die Adresse und die Stiftung für die 2. Kompagnie hin; Kanzleisekretär Hartmann überreichte die Adresse. Der Kaiser dankte in seiner Erwiderung besonders für

wieder verneigen und erst nach einige» Minuten durch ihre prachtvolle Stimme den weiten Raum ausfüllen konnte.

Ihre Augen suchte» und fanden bald die Loge, wo die lieben Menschen ans Uhlingeu saßen, dann zuckte sie plötzlich innerlich zusammen und mußte sich Gewalt antun, nicht aus der Rolle zu fallen, sie hatte Max Reckleben erkannt, welcher im Parkett saß und ganz in ihren Anblick verloren schien.

Bon dem Moment an kam eine solche Begeisterung über sie, daß sie sang »nd spielte wie noch nie. Wußte sie sich doch voll so vie­len mnr ingt und beobachtet, die ihrem Herzen nahe standen, sang und spielte sie doch auch für ihn, den sie nimmer vergessen hatte.

Als sie die große Arie:Wie nahte mir der Schlummer, bevor ich ihn gesehen," gesungen, und mit den jubelnden Wor- tten:Alle meine Pulse schlagen und das Herz wallt ungestüm, süß entzückt entgegen ihm!" beendet hatte, da wollte der Bei- iallssturm kein Ende nehmen. Blumen und Lorbeerkränze flogen der jungen Künstlerin entgegen und dankend neigte sie sich nach allen Seiten.

Tante Brigitte konnte ihr Taschentuch gar nicht aus der Hand legen, so oft mußte sie eS au die Augen führen, und Onkel Geb- hard mußte sich erst mehrere Male räuspern, ehe er dem Musik­direktor antworten konnte, welcher immer wieder fragte:Was sagen Sie mm? Habe ich übertrieben? Habe ich nicht vollkom­men recht gehabt?"

Am Ende der Vorstellung wurde Fräulein Mauzoni wieder­holt herausgernfen, dann hüllte sie sich in einen weiten Rad- mantel und fuhr mit dem Freiherr», Fräulein Brigitte und Melanie in der Uhlinger Equipage nach dem Hotel, wo auch sie Wohnung nonimen hatte.

Hans und der Musikdirektor waren voranSgeeilt, um a»zn- ordiien, das Souper könne serviert werden, da» Onkel Geb­hard für die kleine Gesellschaft bestellt hatte.

Lurchen wechselte rasch den Anzug, und nun saß man an einem runden Tische zu sechs Personen heiter plaudernd beisammen.

Der Kellner servierte mehrere Flaschen Sekt in EiS und di« drei Herren brachten verschiedenes hübsche Toaste au».

Es hatte bereits Mitternacht geschlagen, als man sich trennt«. Lärchen saß noch lange in ihrem Schlafgemach am Toi- lettentisch, ohne sich zu entkleiden. Da lagen auf Stühlen und Tischen all' die Buketts und Kränze, mit denen man ihr heute gehuldigt; zerstreut blickte sie darüber hinweg, dann öffnete

die Stiftung von 30 000 Mark. Er werde das seinige tun und dem Kapital eine weitere Summe hinzufügen. Er dankte ferner den Leuten, daß sie gekommen wären, um ihrem alten Kompagniechef Auge in Auge gegen- nberzustehen und an dem Feste in seinem Hause teil- zunehmen, und für ihre Anhänglichkeit an ihren König und sein Haus, an ihr altes Regiment und ihre alte Kompagnie. Zur Erinnerung an den heutigen Tag habe er ein Erinnerungszeichen gestiftet, welches der Kaiser jedem einzelnen überreichte.

Berlin, 26. Febr. Um 12.50 Uhr traf die Her­zogin Sophie Charlotte, die Braut des Prinzen Eitel Friedrich, ein und fuhr nach Schloß Bellevue.

Berlin, 26. Febr. Um 5 Uhr nachmittags hielt die Herzogin-Braut in Begleitung der Prinzes­sin Friedrich Karl vom Schlosse Bellevue aus ihren feierlichen Einzug in die Hauptstadt. Vor dem Brandenburger Tor empfingen der Gouverneur Ge­neralfeldmarschall v. Hahnke, der Kommandant von Berlin, Generalmajor Graf Moltke, und der Polizei­präsident v. Norries die Herzogin-Braut. Als die Braut um 51/4 Uhr in das Brandenburger Tor einfuhr, wurde im Lustgarten Salut gefeuert. Auf dem Pariser- Platz traten Oberbürgermeister Kirschner, Bürger­meister Reicke, Stadtoerordnetenvorsteher Langer- hans und die Mitglieder der Stadtverordnetenversamm­lung an den geöffneten Wagenschlag. Oberbürgermeister Kirschner hielt eine Ansprache, worin er die Herzogin- Braut namens der Stadt begrüßte. Eine der Ehren­jungfrauen überreichte der Braut einen prachtvollen Blu­menstrauß mit einer Schleife iu den oldeuburgischen Farben, wofür ihr die Herzogin dankend die Hand reichte. Dann dankte die Braut in herzlichen Worten für den ihr bereiteten schönen Empfang. Hieraus begab sich der ZNg durch die spalierbildenden Vereine und Verbände zum Schloß, wo im Hof Prinz Eitel Friedrich die Leib- kompagnie des 1. Garderegiments kommandierte. Hier­auf wurden im Schloß die Ehepakte vollzogen; worauf eine Familientafel stattfand.

München, 26. Febr. Aus Anlaß der silbernen .Hochzeit des Kaiserpaares erschienen heute dev Prinzrgent und kurz nach ihm auch Prinz Lud­wig persönlich in der preußischen Gesandtschaft und über­brachten ihre Glückwünsche. Der preußische Gesandte Graf Pourtales gab abends im Künstlerhause ein großes Ballfest.

Drontheim, 26. Febr. Mehr als tausend hie­sige Bürger haben dem deutschen Kaiserpaar zur sil­bernen Hochzeit eine künstlerisch ansgestattete Adresse gesandt. Ferner ist eine größere Summe für die Armen der Stadt zusammengebracht worden.

Berlin, 27. Febr. Die Morgenblätter taxieren die Gesamtsumme aller öffentlichen und privaten Stiftungen zur Silberhochzeit des Kaiserpaares auf 9 Millionen Mk.

Deutsche Iliedensgef.llschast.

In Frankfurt a. M. fand, wie bereits kurz ge­meldet, anr Sonntag die Hauptversammlung der deutschen Friedensgesellschaft unter dem Vorsitz von Dr. Adolf Richter-Pforzheim statt. Am Samstag ging eine öffen tliche Vers aMmlung im Polytechnischen Saal voraus, der auch viele Frauen beiwohnten.

Zuerst sprach Jnstizrat Dr. Heilberg aus Breslau über Flotten-und Militärfragen. Die Auffaff« ung der Diplomatie, daß der Krieg ein Uebel ist, daß die Völker aber, so lange sie vom Nachbar bedroht und in ihrer nationalen Existenz gefährdet sind, die Kriegs- rüstnng aufrechterhalten müssen, diese Auffassung ist zur Zeit die herrschende in großen Volkskreisen. Auch die Friedensbewegung kann diesen Standpunkt nicht vollstän­dig verleugnen. Wir Friedensfreunde denken gar nicht daran, die Forderung zu erheben, daß Heer und Marine mit einemmal ausgelöst und die Kasernen in Volkskasi­nos umgewandelt werden sollen. Die Abrüstung ist nicht der Anfang, sondern das Ende unserer Bewegung. Die Friedensbewegung soll nicht von einer einzigen Nation ausgehen, sie muß international sein; davon müssen wir ausgehen. Wir treiben keinen wohlfeilen Radikalis-

sie ein Handköfferche», entnahm demselben einen kleinen Ka­sten, der ein einfaches, blanseideneS Band und einige ver- trocknete Maiblumen enthielt. Lange blickte sie sinnend am diese stummen Zeugen einer für sie so glücklichen Zeit, bis langsam Träne um Träne sich ans ihre» Augen stahl.

Mein Los hätte sich ganz anders gestaltet, wenn ich e» ge­wollt," flüsterte sie.aber nein, ich will nicht bereuen und uich. klagen, die Liebe zu meiner Kunst soll und »inß mich für vieles entschädigen!"

Ihre alte Kammerfrau, die sie schon seit mehreren Jahren treu bediente, trat schüchtern ein mit den Worten:Fräu­lein sollten sich zur Ruhe begeben, es war Pence ein anstren­gender Tag."

Du hast recht, Sabine, komm, hilf mir das Haar lösen," am- wortete Lorchen mit einem Lächeln

* ^ »

Am nächste» Morgen verließ der alte Freiherr mit seiner Familie die Stadt, Lurchen hatte versprochen, tagS daran einen Besuch in Uhlinge» zu mache», und konnte kaum die Zeit der Abfahrt erwarten.

Borher aber innßte sie noch i» Langenau mehrere ihrer frühe­ren Lehrer, vor allein die Familie des Musikdirektors begrüßen, und überall kam ma» ihr mit großer Freundlichkeit entgegen.

Dann brach der Morgen des Tages au, an welchem sie ihre alte Heimat Wiedersehen sollte, ein FrühlingSmorgeu so schön, wie man ihn sich nur wünschen konnte.

Lurchen wollte die etwa zweistündige Fahrt im offenen Wagen zurücklegen Ihre Toilette bestand ans einem einsa- chen, aber elegant fitzende» Reiserleide von weichem Wollen- stosf. dazu ein kleiner, brauner Strohhnt, dessen Schleierendrn nnter den, Kinn lose geknüpft waren.

So fuhr sie dahin durch die lachende Landschaft. Grüne Wiese» und Saatfelder, freundliche Ortschaften, Gärten mit blühende» Obstbäume» zur Rechten und Linke» ihres Weges. Scho» konnte sie die Berge erkenn », ans denen Schloß Uh- lingen lag, «n» wurden auch der Kirchturm von Hallerbrück sichtbar und jetzt fuhr sie durch das alte Tor nnd die klei­nen Straßen mit dem schlechten Steinpflaster an ihrer frü­heren Wohnung vorbei »ach dem Wellerschrn Hause, über dessen Tür ein Schild befestigt war mit der Inschrift:Wetter und Rede». Möbelmagazin." 136.20