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mit Erzähler vom Schwarzwald.

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triekon Nr. 41 .

Amtsblatt für die Stadt wildbad.

Verkündigungsblatt

der Kgl. Forstämter wildbad, Meistern, Enzklösterle rc. mit

amtlicher Fremdenliste.

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Wr. 49.

Zur Marokko-Amge.

II. Wenn man nach dem augenblicklichen Stand der Dinge urteilen will, so kann man kaum umhin, zu sa­gen, daß nicht die geringste Aussicht zu einer Lösung der Marokkofrage in absehbarer Zeit vorhanden ist. Sind schon in der Staatsbank-Frage die Schwierigkeiten, die einer Versöhnung der Gegensätze entgegenstehen, außer­ordentlich groß, so werden dieselben doch noch weit über­ragt durch diejenigen, welche die Polizeifrage betreffen. Frankreich, dem, ebenso wie Spanien, ein Einfluß auf die Polizei an der marokkanischen Grenze ihrer Besitz- l ungen zugestanden worden ist, verlangt aber noch mehr, und zwar die Unterstellung der Polizei der marokkani­schen Küstenstädte unter französische und spanische Kon­trolleure. Darauf antwortete Deutschland jedoch ab­lehnend, weil dadurch nicht nur die Souveränität des Sultans, der die Polizeioffiziere selbst wählen müsse, ver­letzt, sondern: auch die Gleichberechtigung der Nationen gefährdet würde. Deutschland findet in der Beteiligung Spaniens keine Gewähr gegen diese Gefährdung, weil ja die Regierungen von Paris und Madrid einen Sonder­vertrag mit einander abgeschlossen haben, den man ver­dächtiger Weise geheim hält. Der deutsche Gegenvorschlag geht dahin, daß der Sultan die Leiter oder Kontrol­leure der Polizeiorganisation aus geeigneten Personen von in dieser Angelegenheit neutralen Staaten zu wäh­len habe. Diese Proposition findet' nun Frankreich für unannehmbar, da es als in erster Linie an den Dingen in.. Marokko interessierte Macht sich nicht ans dieselbe Einflußstufe mit Holland, Belgien, Norwegen und an­deren Mittelstaaten stellen lassen könne. Frankreichs Ab­lehnung wurde mit derselben Entschiedenheit ausgespro­chen, wie diejenige Deutschlands, sodaß an ein Zurück- weichen den-einen oder anderen Seite kaum noch gedacht werden knnn. . Der Eventualität,, daß die Konferenz unverrichteter Sache auseinandergeht und der stubns gno und damit die Unsicherheit und Anarchie in Marokko erhalten bleiben, kann nur noch dadurch vorgebeugt wer­den, daß von Seiten einer dritten Großmacht ein von salomonischer Weisheit eingegebener Vorschlag gemacht wird, der beiden Antipoden als das kleinere Uebel er­scheint. Vielleicht läge ein solcher darin, die oberste Leitung der Polizei in den Küstenstädten nicht nur Frankreich und Spanien, sondern auch Deutschland an- zuvertr-auen, sodaß dieses eine ständige Kontrolle des Gebahrens der französischen und spanischen Agenten hätte Das ,,s' ^ suis, s' ^ r68ts^ (hier bin ich, hier bleibe ich) wäre für die deutsche Sache noch weniger von Vor­teil wie für diejenige Frankreichs. Denn wenn sich die Konferenz zerschlägt, so wird die Lösung der marokkani­schen Frage, die Erreichung der französischen Ziele auf

ganz anderen, und zwar nicht regelrechten und vonDeutsch- lanst nur schwer oder gar nicht kontrollierbarem Wege zweifellos versucht werden. Mehr als wahrscheinlich ist es, daß der Prätendent. Bu-Hamara, wenn nicht schon früher, so doch jetzt von Frankreich aus, natürlich nicht direkt durch die französische Regierung, mit Waffen und Munition versehen und wohl auch mit Geld sub­ventioniert wird. Längere Zeit waren diese Unterstütz­ungen eingestellt. Seitdem es sich aber zeigt, daß die Dinge in Algeciras schief gehen, hat man wieder zu Bu-Hamara seine Zuflucht genommen und ist man dabei, ihn und seine Streitkräfte von Neuem zum Kampfe aus­zustatten. Der Prätendent soll sich, als Entgelt, ver­bindlich gemacht haben, eine ziemlich allgemeine Erheb­ung der marokkanischen Stämme gegen den Sultan Ab­dul Asis zu stände zu bringen, diesen abzusetzen und sich selbst zum Sultan ausrufen zu lassen. ^Wenn Bu--- mara auf diese Weise, also mit Frankreichs Hilfe, an das Ziel seiner Wünsche gelangt, so wird er natürlich dankbar dafür sein und sich dem ihn schützenden Einfluß Frankreichs unterstellen. Da die deutsche Regierung selbst die Souveränität des jeweiligen Sultans von Marokko für vom Ausland unantastbar erklärt hat und auch das historisch Gewordene respektiert, so würde sic kaum etwas gegen diese ihr gegen den Strich gehende Entwicklung der Dinge eiuwenden können. Es läge wenigstens die I Möglichkeit dieser Gefahr vor, wenn sich die Kon- z ferenz in Algeciras zerschlüge, und es ließe sich kaum > Awas dagegen tun, weil man Frankreich nicht zu über­führen vermöchte, daß es dahinter stecke.

Man muß deshalb wünschen, Paß, wie gesagt, ein die gegensätzlichen Ansprüche ausgleicheuder Vorschlag von dritter Seite rechtzeitig komme und zur Annahme ge­lange, der beiden Gegnern, wenn auch nicht alles Ge­forderte, so doch mehr giebt, als sie sich jetzt zugestehen wollen. Frankreich beabsichtigt, inzwischen die Poli­zeifrage vor das Plenum der Konferenz zu bringen, um, wie die Pariser Offiziösen schrieben, der deutschen Regierung zu beweisen, daß die große Mehrheit der Mächte auf seiner Seite steht und somit keine Gefährdung ihrer Interessen darin erblickt, wenn diese Angelegenheit im französischen Sinn geregelt würde. Frankreich will wenigstens mit einem formalen Triumph- die gescheiterte Konferenz verlassen und glaubt vielleicht, sich dadurch eine Art von moralischem Mandat zu verschaffen, sein Ziel auf Hinter- und Schleichwegen zu erstreben.

Eine Kriegsgefahr liegt nicht vor, wenn die Kon­ferenz unverrichteter Sache auseinandergcht, Und das ist noch das Beste an der-ganzen Geschichte, für die sich weder das deutsche, noch das französische Volk erwärmen kann.

1906.

Mrmdscha«.

Der deutsche Reichstag wird seine durch die Fa­milienfeste im deutschen Kaiserhause unterbrochenen Ar­beiten am Mittwoch wieder aufnchmen; wann wird er­ste zu Ende führen? Daß der Etat in den vier März­wochen erledigt werden könnte, muß heute schon für defini­tiv ausgeschlossen angesehen werden. Das hohe Haus wird mit der Lösung dieser ersten und wichtigsten Aufgabe Heuer sogar ganz gehörig nachhinken. Wahrscheinlich er­folgt die Verabschiedung des Etats erst im schönen Mo­nat Mai, da der April wegen des in seine Mitte fallen­den Osterfestes und der sich um dieses gruppierenden Fe­rien nur eine äußerst bescheidene Zahl von Sitzungsta­gen aufweisen wird. Und dann, wenn die Erde sich schmückt mit neuen: Grün, wenn alles lacht Und liebt und singt, dann werden die deutschen Volksvertreter in dem inschriftlosen Wallotbau am Königsplatze in Berlin die maßgebende Beratung über die neuen Steueroorlagen be­ginnen, das Flottengesetz und die große Zahl der übrigen Gesetzentwürfe in Angriff nehmen. Wir wissen nicht, wie und wann das talles fertiggestellt werden soll. Nur das eine sehen wir voraus, daß die Bänke des stolzen Sitz­ungssaales Lücke an Lücke aufweisen. Vielleicht wird das nach Einführung des Tagegeldes anders, man hofft es wenigstens.

Zur Reichserbschaftsstener. Ueber die letzte Sitzung des bayerischen Landwirtschaftsrates wurde ein offiziöser Bericht ausgegeben, in dem es bezüglich der Stellung zu dem Entwurf eines Reichserbschafts­steuergesetzes heißt, daß der bayerische Landwirtschafts­rat sich dem ablehnenden Standpunkt des deutschen Landwirtschaftsrates anschließe; die Einführung einer Reichs­erbschaftssteuer müsse als eine bedenkliche Verletzung der verfassungsmäßigen Finanzhoheit der deutschen Bundesstaate» und des föderativen Prinzips der Reichsverfassung bezeichnet werden. Das Vorschieben des föderativen Prinzips ist in diesem Fall nur eine Ausrede, die Agrarier wollen eben bei der kommenden Steuerbelastung völlig ausgeschaltet werden. * * *

Präsident Castro von Venezuela tritt immer küh­ner und selbstbewußter auf. Nach einer Meldung aus Willemstad verkündet Castro jetzt, daß er Frank­reich demütigen und sich um die Monroedoktrin nicht kümmern werde. Zunächst wolle er die Franzosen aus dem Lande hinausjagen, dann würden die Amerikaner, die Engländer und die Deutschen an die Reihe kommen, die, wie erklärt wird, schlimmer als die Chinesen seien. Die besseren Klassen in Vene-uela erklären, daß die Lage im allgemeinen Interesse das Einschreiten der Verei­nigten Staaten erfordere. Castro sei am meisten aufge-

Wfttwoch, üev 28. JeSruar

Jus Kieöe zur Kunst.

Roman von Viktor Rheinberg. 48

Besinnst Du Dich, Consinchen," sagte Hans, auf eine Bank am Wege deutend,daß ich Dir gerade hier an dieser Stelle au jenem Pfingstmvrgeu zuerst vertraute, daß ich Melanie liebe?"

Du nanntest mir zwar damals ihren Namen nicht, ließest mich aber in Dein Herz blicken, und warst so unglücklich und hoffnungslos!"

Und DuMiarlha, versuchtest mich aufznrichten und mir Mut einznsprechen."

Und habe ich nicht recht gehabt? Sage selbst, Hans, hat Gott nicht alles wunderbar gut gefügt und geebnet?"

Ja, liebe Martha, ich bin unbeschreiblich glücklich! Aber nun sage auch Du mir, ob Du noch an Deinem damaligen Herzeuskummer, den Du zwar eigentlich nicht zugeben woll­test, zu tragen hast?"

Sehe ich etwa aus, als ob ich an unglücklicher Liebe litte?" sagte das junge Mädchen, ihn: ihr lachendes Antlitz zuwen­dend.

Nein, wahrhaftig nicht!" rief er, belustigt durch den un­widerstehlich kölnischen Ausdruck in ihren Zügen.Aber Du verstehst es auch, wie keine andere, Dich zu beherrschen, und was Du für Dich behalten willst, würde man Dir nie auf dem Gesichte ableseu können."

Nun denn, mein lieber Herr Großinquisitor, so laß DirS mit deutlichen Worten gesagt sein, daß ich mich glücklich, ja sehr glücklich fühle, seit ich weiß, wie unentbehrlich ich mei­ner Mutter bin, und wie diese mich liebt. Ja, auch mit mir hat eS der Herr wohl gemacht! Aber was rede» wir über­haupt so viel von mir an diesem Tage, wo Melanie und Du die Hauptpersonen sind? Komm, Hans, laß unS eilen,

ich habe versprochen, Deiner Braut zu helfen, sich zu schmücken!"

* *

Die Trauung war vorüber, das junge Paar war abge­reist, auch die wenigen Hochzeitsgäste, welche der Feier bei­wohnten, hatten Schloß Uhlingen wieder verlassen, nur Mar­tha weilte noch bei Onkel Gebhard und Tante Brigitte. Aber auch sie wollte morgen Abschied nehmen, sie wußte, daß Alices Urlaub zu Ende ging und daß sie dann zu Hause nötig sei.

Es wird mir so schwer, Euch Lieben allein zu lassen," sagte sie an: Morgen ihrer Abreise.

Wir behielten Dich auch so gern bei uns," meinte Tante Bri­gitte, Marthas Hand in der ihren haltend,aber Deine Mutter bedarf Deiner jetzt mehr, wie wir. Sorge Dich nicht um uns, es währt ja, so Gott will, nur vier Wochen, dann ziehen Hans und Melanie wieder ein in unser altes Schloß und mit ihnen neues, frisches Leben."

Und sollte etwa im nächsten Jahre," fügte der Oheim schmunzelnd hinzu,wieder ein Familienfest hier in Uhlin­gen gefeiert werden, was ja immerhin möglich ist, dann kommt unsere Martha dazu her, denn ohne sie können hier keine ' Hochzeiten und Kindtaufen stattfinden."

Mein Wort darauf, Oukelchen, ich komme, wenn ich ge-^ wünscht werde!"

Der Wagen fuhr vor, Martha nahm Abschied von den lie­ben, alten Verwandten und begab sich nach Langenau, wo sie einen Tag bei Sidonie zubringen wollte.

-I- *

Im Ambergerschen Hause herrschte eine bedrückte Stimmung. Mai: sprach im Flüsterton, geräuschlos eilte die Dienerschaft die breiten, teppichbelegten Treppen hinauf und hinunter. Je­der gesellige Verkehr hatte aufgehört, seit jenem Tage, wo man die junge Frau von Berka besinnungslos und blutüber­strömt den Eltern ins Haus brachte. Nur die Aerzte gingen aus und ein, und es währte geraume Zeit, bis sie den Aus­spruch tun konnten, daß die augenblickliche Lebensgefahr vor­über sei.

Seitdem aber war die Pflege der Kranken noch schwerer geworden. Sidonie quälte ihre Umgebung durch fortwährende Unzufriedenheit und Reizbarkeit, man konnte ihr nichts recht machen, die aufopfernde Liebe der Eltern, die sorgsame Pflege der Diakonissin entlockten ihr kein Wort des Dankes, oder auch nur ein Lächeln.

Seit sie zum erstenmal, vor zwei Tagen, einen Blick in den Spiegel geworfen und gesehen hatte, wie die große, rote Narbe sie entstellte und wie verändert sie überhaupt durch das schwere, wochenlange Krankenlager war, geriet sie in einen Zustand von Verzweiflung und Verbitterung.

Was soll ich noch auf der Welt mit einem solchen Ge­

sichte!" hatte sie ausgernfe»,wäre ich doch gleich tot gewe­sen!"'

Als man ihr sagte, Martha sei gekommen, sie zu besu­chen, war sie kaum zu bewegen, die Freundin anzunehmen.

Diese aber ließ sich nicht abweisen, sie drang ins Kranken­zimmer und mit dem Ausrufe:Meine liebe Sidonie!" schloß sie die Freundin in ihre Arme und drückte einen Kuß aus die verwundete Stirn.

Sidonie sagte spöttisch lachend:Sieh mich erst recht an, dann wirst Du mich nicht mehr lieb haben, eS muß sich ja jeder jetzt vor meinen: Anblick entsetzen!"

Aber Sidonie, glaubst Du denn, ich hätte Dich nur Deiner SchöiHeit wegen lieb gehabt?" antwortete Martha,und über­dies finde ich gar nicht, daß Du abschreckend ansstehst, die Narbe wird mit der Zeit mehr verwachsen und Heller wer- den, und wenn Deine Augen dann recht freundlich blicken, so wirst Dir immer noch unsere liebreizende Sidonie sein."

Gib Dir keine Mühe nur dergleichen einzureden. Ich mache mir keine Illusionen, der Unterschied zwischen dem, was ich einst war, uikd was ich jetzt bin, ist so groß, daß ich blind sein müßte, um mich darüber zu täuschen."

-Mim daun tröste Dich wenigstens darüber, man kann sich auch sehr zufrieden und glücklich fühlen, ohne gerade schön zu sein, ich bin der beste Beweis dafür!"

Ach Martha, Du bist ganz anders angelegt, wie ich! Du fühlst Dich glücklich bei einem Leben voller Entsagung und Pflicht­erfüllung, ich aber will bewundert, beneidet, umschwärmt sein! Das war bisher mein Element, nun ist das alles zerstört, ich möchte mein Antlitz hinter Klostermauern verbergen, oder noch lieber im Grabe ruhen! Das Leben hat keinen Wert, kei­nen Reiz mehr für mich!" So klagte und jammerte die unglück­liche Sidonie.

Es gelang Martha weder durch Scherz noch durch ernstes Zureden, sie in eine bessere Stimmung zu versetzen und recht bekümmert mußte sie am anderen Tage Abschied nehmen.

Welch trauriges Dasein führten der alte Kommerzienrat und seine Frau in dem großen, mit allem erdenklichen Luxus ausgestatteten Hause. Im halbdunklen Krankenzimmer saß die einzige, noch vor kurzem so blühend schöne Tochter an Seele und Leib gebrochen, voller Bitterkeit ihr Geschick beklagend, wäh­rend Herr Egon sich auf Reisen befand. 136,20