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Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw,

95. Jahrgang,

Nr. 6

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Freitag, den 9. Januar 1229.

v«zn g«vr-isi In her ktadt mit Triistl-rlvbn Mk. ^.»0 vi-rlcliShrlich, Postbezugiprei« Mk. L.iu mir Lesteligeld und Zuschlag.

Me. ..MiskWi- i

Mit ß-deiiWell Ministern.

Stuttgart. 7. Jan. Gestern fand hier eine Besprechung deS ReichSwirtsü-aftsministcrS Schmitt mit den Ministem von Bayern, Württemberg. Baden und Hessen über Wftischastsfragen statt. Der Reichsminister gab dabei einen Ueberblick über di: g.'ur, e Wict- schaftslaoe. In der Ernährungsfrage wurde von den süddeutschen Regierungen vor ollem Auskunft über den Stand unserer Mehl- und Brotversorgung verlangt. Gegenüber den starken Befürchtun- gen. die von verschiedenen Seiten ausgcdrückt wurden, glaubt das Rc-chswirtschaftsministerium. daß zunächst die Wirkung der eben erst inkrastgetretenen Lieferprämien abgcwartet werden müsse, ehe ein endgültiges Urteil gefällt werden könne. Zu übertriebenen Befürch­tungen liege trotz des Ernstes der Lage kein Grund vor Zeche sich, was aber allen Erfahrungen widersprechen würde, daß di« Licser- prämicn nicht die erhoffte Wirkung hoben, so werde das Reichs- willschaftöministerü cbt-eitig die notwendigen Maßnahmen tref­fen, wobei In erster Linie die Herabsetzung der Natkvn und die Erhöhung des Ausmahlsatzes, daneben aber auch eine Steigerung der Einfuhr in Betracht kämen. Der Neichswirtschasisminister sicherte den süddeutschen Ländern volle Gleichberechiigiing m der Versorgung durch die Rcichsstcllen zu. erbat sich aber andererseits auch die rückhaltlose Mitwirkung der Negierungen der Länder bei der Erfassung der Vorräte.

Im zweiten Teil seiner Ausführungen kam der Reichswirt' schiftsminister auf die Hauptfragen der Wirtschaftspolitik zu spre chen. vor allem auf die Lage in der Textilindustrie, auf die Not­wendigkeit, der wilden Preistreiberei und dem Schleichhandel auf dem Eisenmarkte entgegen: utrcten, auf die bedauerlichen Verhält­nisse auf dem Häute- und Ledermarkt, die ein Eingreifen ersor- dcrten, wenn auch eine Rmrr.hr ,>,r eigentlichen Zwangswirtschaft nicht mehr für möglich gehalten werde. Die Forderung nach freier Einfuhr von Benzin und Benzol bezcichnete der ReichIwirifchaftS- minister als unerfüllbar, da damit eine ungeheure Preissteigerung aus den osw.ärkien -.i-bvnden «mH außerdem die Bewift

schnftung der inländischen Betriebsstoffe unmöglich wäre. In bei Kohlenfrage führte der NeichSwirtschastSiniuister an. daß die Klagen Südd-utschsands über Bmachtetligung in der Kohlenbelicsening nicht begründet seien Er schilderte die Ursachen der ungenügenden Ver sorgung und teilte mit, daß es bereits gelungen lei, 59 OM weitere Arbeiter in Baracken nnterznbrlngen E>ne großzügige Regelung der WohnungS- und UulerbrlngungSverhäilniffe der Be garbefte- werde daS BergmannSheimsiättengeseh bringen Endlich kam der NeichSwirtschaftsminister noch auf die schwebenden Fragen der Aus und Einfuhr. Insbesondere des Auskaufs von Deutschland, dem soweit da? Schlagwort begründet fei. durch Verschärfung der Au? fuhrkontrollc und Preisprüfung durch Seibbp-rwaftung?" p-r he gegnet werden solle und endlich kurz auf die Valutasprache zu sprechen.

Heute werden die Beratungen in Elnzelberakungen, getrennt nach Ernährungs- und Wirtschastsfragen. fortgesetzt. In der Er­nähr,cngssrage sagte der Vertreter des Reichswirtschaftsministeriums zu. dgß er sich sür möglichste Steigerung der Kali- und Stickstvss- produklion emschcn werde. Auf das Verlangen nach einer gerechten Verteilung der Kleie wurde erwidert, daß die Aufstellung des Schluß fcls zur Verteilung der K^ie vom Neichsrat vorgenoinmen werde. Wobei das NeichswirtschaftSministcrium sür die Erfüllung der Wünsche der süddeutschen Regierungen ciutretsn werde. Für die Hinaufsctzung des Preises für Hafer konnte sich das Reichswlrt- schastSministerium nicht erwärmen, doch wird die Frage einer er neuten Prüfung unterzogen werden. Der ReichswirtfchastSminiper erklärte sich auch bereit, bei Festsetzung des neuen Wirtfchafisplanes. der möglichst bald erfolgen soll. Vertreter der Länder zuzuziehen Bei Besprechung der hauptsächlichsten Wirtschastsfragen. der Koh lcnfrage. wurde eine weitgehend« Zuziehung der äandesLrennftofs- ömier. bezw. Landeskohkenstellen zu der Verteilung der Industrie- und Hausbrandk hlen verlangt. Auch eine Kontrolle der Wasser- scachten. die in einer ständig steigenden Höhe die süddeutsche Indu­strie in unerträglichem Umfange vorbelaste, wurde als notwendig bezeichnet. Da die Beförderungsfrage andauernd eine ganz beson­ders wichtige Nolle spielt, wurde die Frage einer Wiederholung der Sperre d S Pcrsoncnzugvcrkchrs auf 10 bis 14 Tage erörtert, die rechtzeitig angckündigt würde, und die Forderung erhoben, daß der Pcrsoncnzugverkehr an Sonntaaen im ganzen Reich wie in Süd­deutschland eingestellt wird. In Anwesenheit des Reichskommissars für Aus- und Einfuhrbewilligungen wurden sodann Ein- und Aus­

fuhrsragen (Ein- und Aiissuhrkontrolle. Außenhandelsstellen, Aus­fuhr, Insbesondere Holzausfuhr ln das besetzte Gebiet, Ausverkauf Deutschlands usw.) besprochen.

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Die Nnnestattung drr einzslstaatlichen Grsandtschajten im Neiche.

^ * B"rlin, 7. Jan. In Stuttgart sendet eine Konferenz süddeutscher Minister Ztatt, in der, wie verlautet, die Frage der Umgestaltung der bisherigen Gesandtschaften drr ein­zelstaatlichen Regierungen innerhalb des Reiches besprochen werden wird.

Zur Weren Lage.

Wieder ein Nein.

Berlin, 8 Jan. Wie das W T B. von zuständiger Stelle hört, ist unter dem 24. 10 von der deutschen Regierung eine Note an den Obersten Rat in Paris gesandt worden, in der dämm ersucht wurde, der interalliierten Grenzkommisston für die deutschvolnische Grenze erweiterte Vollmachten und eventuell die Möglichkeit zu geben, von der Im Friedensverirag vorgesehenen Grenzlinie abzuwcichen Herr v. Simson hat diese Angelegenheit in Paris noch einmal zur Sprache gebracht, daraus ist ihm in einer Note vom 6. dS- Mts mitgeteilt werden, daß den deutschen Vorschlägen, die den Friedensvertrag von Versailles in Frage stellen würden nichb Folge gcg den werden könne und daß die alliierten Mächte sich an die Bedingungen des Frie- dcnSverlrcgcs halten müßten

Die Pariser Verhandlungen.

- Paris, 8 Jan Die Bespiechungen der von General Lcrond präsidierten Kommission mit Herrn v. Simson über die in den von den Entcnketruppcn besetzten Gebieten einzuführsnde Gerichtsbarkeit dauerten gestern fort Es hat den Anschein, daß sich diese Vcr- händlunacn noch einige Tage hinziehen werden Infolgedessen dürste der,Austausch der Ratifikationsurkunden kaum vor Beginn der näch­sten Woche stattfiiidcn. Der Oberste Rat wird möglicherweise heule i argen keine Sitzung abhalten. da Sw Crowe unpäßftch ist

Paris, 7. Jan Wie der .Jntransigcant* mittcilt. kann der Austausch der Ratifikationsurkunden frühestens am Donnerstag, den l.5 Januar stattfinden.

Vevorsleherii o Zusammentreten des

Völkerbunds.

Parse-, 8. Jan. Aus London wird gemeldet: Die bevor­stehende Ratifizierung des Friedensverlrags macht die Ein­berufung des SMkerbundrates innerhalb 14 Tagen nach der Ratifizierung des Friedens notwendig. Nach Kabeltclegram men aus Washington hat deshalb Präsident Wilson be­schlossen, den Völkerbund nach Paris einzubernsen. Aus diesem Rat werd-en allerdings die Vereinigten Staaten von Amerika nicht vertreten sein. Folgende Staaten nel. en an der Konferenz teil: Frankreich, vertreten durch Leon Bour­geois; England, vertreten durch Lord Curzon; Italien, ver­treten durch Sciajola; Japan, vertreten durch Baron Phinda; GrM-enland, vertreten durch Benizelos; Belgien, vertreten durch Eamille Huysman; Spanien und Brasilien, vertreten durch ihre Pariser Botschafter. Als erstem Eegcus and wird sich t er Dölkcrbundsrat mit der Abgrenzung und Einrichtung der Verwaltung des Saargebiets befassen.

Dsr Saasstaat.

Saarbrücken, 8 Jan. Gegenüber einer Berliner Dläftermel- dung. wonach die Pr.klamierung des SaarstaateS für den 8 oder 9. Januar vorgesehen sei, stellt die .Saarbrückener Zeitung* fest, daß nach ihrer Information eine solche Proklamierung bisher überhaupt nicht festgesetzt sei.

Der Niug um Deutschland.

Basel, 8 Jan. DiePreß Information* meldet ans Paris: Clemenceau erklärte Pressevertretern gegenüber, daß Frankreich ein engeS militärisches Bündnis mit Polen, der Tschecho-Slowakei und Jugo-Slavien anstreben müsse, wodurch allein die Macht im Osten gesichert sei. Es bestätigt sich, daß sich gegenwärtig Vertreter Polens und Jügo-SlavicnS in Paris befinden zwecks Unterhandlung wegen «stner Militärkonvention mit Frankreich.

^ )ie Auslieferungsschmach.

Basel, 8. Jan. In einem Artikel »Auslieferung der Schul­digen* nimmt »die alliiertensreundliche »Basler Nationakzeitung* Stellung gegen die beschlossene Auslieferung der Deutschen an die

Alliierten und betont: Die Tatsache, daß der Ankläger zugleich der Richter ist, bedeutet die schwerste Herausforderung des NechtsgcsühlS und der natürlichen Empfindung. Die Verbrechen der Angcschul» digten mögen noch so scheußlich und noch so erwiesen sein, der Arg­wohn werde doch unausrottbar bleiben, daß hier Parteijustiz zu vor- bestlmmtcm Urteil komme und Rache sich das Gewand der Gerech­tigkeit borge. Das Blatt fordert, daß die angeblich Schuldigen vor einem neutralen Schiedsgericht erscheinen sollen, zum mindesten wäre aber wünschbar, daß in dem alliierten Gerichtshof neutrale Bei­sitzer sich befänden, die gegenüber allzustarken Urteilen ein Vetorecht besäßen. ^Selbstverständlich, meint die Zeitung, gehören auch alle sene alliierten Personen, die sich gegen das Menschen- und Völker­recht vergingen, ebenfalls vor Gericht, aber mit Schmerzen sagt man sich, daß es eine Illusion wäre, an eine solche Möglichkeit zu glauben. Schließlich erklärt die Nationalzeitnng. daß mit der Auslieferung der Kriegsverbrecher keine die Völker verbindende Sühne, sondern nur die Völker entzweiend« Feindschaft entstehe.

Italiens Adriapolitik von England gestützt.

* Nom, 8. Jan. Eine Londoner Depesche desMessa^ero", die vermutlich aus amtlicher Quelle stammt, berichtet, laß die öffentliche Meinung Englands in der Adriasrage Italien gegenüber neuerdings eine freundliche Haltung ein­nehme. Die Besprechungen Niltis mit Lloyd George hätten bereits zu einem greifbaren Ergebnis geführt, wie auch aus einem Kommentar derTimes" hervorgehe. In politischen Kreisen Roms stellt man dieses Entgegenkommen Englands mit Befriedigung fest, doch wird die Vermutung ausgespro­chen, daß England zu dieser Aendcrung seiner Haltung nur dadurch veranlaßt werde, weil es die Zustimmung Italiens zu seinen Plänen über Konstantinopel und Kleinasien nötig habe, wo England und Frankreich eine Lage schassen wollten, die mit den italienischen Interessen in Wider­spruch steht.

Die erfolggekrönte Ententepolitik.

Basel, 8. Jan. Wie die »Preß Information* aus Sofia meldet, ist in einzelnen Teilen Bulgariens der Bürgerkrieg regelrecht auS- gcbrochen. In Sofia und Philippopel werden die staatlichen LebcnSmittcldepots gestürmt und ousgeraubt Auch wurden zahl­reiche Lebensmittelgeschäfte geplündert und zerstört. Militär und Polizei waren machtlos Hungernde Banden aus den Städten ziehen aufs Land und überfallen die Bauerndörfer. Die Bauern leisten aber kräftige Gegenwehr. Sie haben sich meist organisiert und stark bewaftnet.

Basel, 8. Jan. Die »Pretz-Jnformation* meldet aus Paris: Die bulgarische Regierung hat den alliierten Mächten eine Note zu- koinmen lassen, in welcher ans die verzweifelte Lage des Landes und die drohenden Gefahren hingcwiefen wird, falls nicht unverzüglich reichliche Leb-ns'.nittelsendungen eintrcffen. Die bulgarische Regie­rung erklärt, sie könne unmöglich mehr sür weitere Ruhe und Ord­nung bürgen und müsse erwägen, die Verwaltung Bulgariens dem Alliiertenrat zu übertragen.

Amerika und der Friedensvertrag.

London, 7. Fan. (Wolfs.) Der Washingtoner Korrespondent der »Morning Post* meldet daß Dryan seinen Einfluß darauf verwenden wird, die Ratifikation des Friedensvcrtrages zu sichern. Wegen der Kraickheit WilsonS ist Dryan gegenwärtig die treibende Kraft kn der demokratischen Partei. DaS einzige Mittel, um auS der Sackgasse herauszükommen, ist, die Vermittlung Land ns in Anspruch zu nehmen. Wenn die britische Regierung mit Billigung der Alliierten zur Kenntnis brächte, welche Vorbehalte anzunchmcn sie bereit wäre und welche sie verwerfen müßte, so würde eine Brücke gefunden, um alle Gruppen des Senats befriedigen zu können.

Die Unzufriedenheit Indiens.

(WTB.) Amsterdam, 7. Jan. DieTimes" meldet aus Delhi: Auf dem indischen Nationalkongretz griffen ver­schiedene Redner den Vizekönig an. In den Reden trat die Unzufriedenheit mit der Negierung und unverminderter Rassen­haß zutage.

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Die französische Präsidentenwahl.

* Paris, 7. Jan. Kammer und Senat sind auf den 17. Januar zur Nationalversammlung nach Versailles «unberufen, um die Neuwahl des Präsidenten der französischen Republik für die kommenden 7 Jahre vorzunehmen.