Bsrrirteiltr französische Soldaten.

r«>wi<sh«fe», 3. Ja« Das Kriegsgericht der marokkanischen Division verhandelte gegen drei französische Soldaten, die am 11. Ok­tober ohne jede Veranlassung auf Zivilisten Schüsse abgegeben hatten i">.d dabei ei» 17jährigeS Mädchen tötete». Der Hauptangekkagte > >urde z» einer Gefängnisstrafe von fünf Jahren, ein weiterer An- r llazter »u 13 Monate» und ein dritter zu 6 Wochen Gefängnis 'verurteilt. Der Vorfall hatte seinerzeit zu einem Slstündtgen Pro­teststreik Veranlassung gegeben.

Hochwasser m A«er»»gen.

* Basel, 8. Jan. DieB. Nat.-Ztg." erfährt au» Ame- rongen, daß dar Schloß dort noch immer schwer von Ueber- schwemmung bedroht ist. Alle Anstrengungen werden ge- ' acht, um das Hochwasser zrufzuhalten, indem man die Dämme ' ngs um das Gut des Kaisers erhöht. Der Kaiser nimmt wie die gewöhnlichen Arbeiter an den Abwehr- arbeiten teil. Wenn das Wasser noch um einige Zentimeter steigt, so wird das Erdgeschoß des Schlosser völlig überflutet werde».

Verhandlungen mit der Landwirtschaft.

Berlin, 8. Jan. Die große Gefährdung unserer Volksernäh­rung und die dringenden Aiarmrufe des Magistrats von Berlin st'wie hervorragender Ernährungspsychologen, wie Exzellenz v. Baun und Eeheimrat Nuber, scheinen die Regierungsstellen zu schleunigem Handeln veranlaßt haben. Wie verlautet, sind von der Regierung die Vertreter der deutschen Landwirtschaft nach Berlin berufen worden, um über eine großzügige Aktion zu beraten. Die Verhandlungen werden im der nächsten Woche im Reichswirtschastsministerium beginnen. Welche Stellung die Ernährungsbehörden einnehmen oder ob sie sofort mit bestimmten Vorschlägen an die Landwirtschaft herantreten werden, läßt sich im Augenblick noch nicht sagen. Doch ist, wie ein hiesiges Abendblatt erfährt, damit'zu rech­nen, daß' die Regierung die Zwangswirtschaft Aufheben oder doch erheblich mildern wird.

Die Veranlagung zum Neichsnotopfer.

* Berlin, 8. Jan. Die Ausführungsanweisung zum Acichs- notopfer ist noch in Vorbereitung und bedarf nach ihrer Fer­tigstellung der Zustimmung des Reichsrats, so daß lautD. Allg. Ztg." mit ihrer Veröffentlichung vor März d. I. nicht zu rechnen ist und damit nicht vor April oder Mai mit der Abgabe der Steuererklärung. Der den Börsenvorständen un­längst aufgetragene Notopserkurszettel dürfte nicht vor Ende .ebruar zur vorläufigen Festsetzung d:r Kurse führen, die dann endgültig durch den Reichsrat bestätigt werden müssen, ähnlich wie bet den bisher angewandten Stenerkurszetteln.

Die Teuerungszulagen der ReichsbeamLeu.

Berlin, 8. Jan. Der Reichsrat h..lt am Donnerstag nach­mittag seine erste Sitzung im neuen Jahr ab Es wurde eine große Reihe von Vorlagen meist wirtschaftlicher Art an die in Be­tracht kommenden Kommissionen überwiesen, ferner wurde der von der Nationalversammlung gutgeheißenen Erhöhung der laufenden Teuerungszulagen der Reichsbeamten für die Zeit vom 1. Januar bis zum 31. März 1920 um 50 Prozent vom Reichsrat mit Aus­nahme der Vertreter Württembergs und Badens zugestimmt, nach­dem der Bericht Erzbergers darauf hingewiesen hatte, daß die Wünsche der deutschen Beamtenschaft weitergehend seien und daß am nächsten Samstag Verhandlungen mit den Vertretern der Be­amtenschaft im Reichswirtschastsministerium stattfinden werden.

Aufkauf von Kriegsanleihe.

Berlin, 7. Jan. Der Rcichsfinanzminister hat der National­versammlung eine Anleihcdenkschrist vorgelegt. Darnach werden !

Vas Wrack.

Sf Erzählung von Friedrich Ger stacker.

Da vorn ist Land." sagte der Kapitän.

Ja. ein paar kleine dürre, mit Büschen bewachsene Inseln, ohne einen Tropfen frisches Wasser; dort drüben hält sich kein Eingeborener auf. und wir könnten hier ein Jahr liegen, ohne daß sie ein Wort davon erführen. Wären die Burschen in der Nähe, dann durften Sie sich auch fest darauf verlassen. Kapitän Wilkie, daß sie das Wrack da drüben längst gefunden und geplündert hätten, denn d i e nackten Halunken können alles brauchen."

Gut denn. Mr. Brown." lächelte der Kapitän, dem der Eifer nicht entgehen konnte, mit dem sein Offizier auf die Revision des verlassenen Schiffes brannte,so nehmen Sie meinetwegen ein 'paar Mann und die Jolle und fahren Sie einmal hinüber."

Die Jolle. Kapitän? In die bringen wir aber nichts hinein."

Ist es der Mühe wert, so hängen Sie ein Licht aus, Sie können sich ja eine Laterne mitnehmen, und wir schicken dann die Launch hinüber. Ich glaube aber kaum, daß Eie. außer den Segeln, noch viel Wertvolles darauf linden. Sie werden sehen."

Und wenn wir nun die Ketten mitnähmen, Kapitän?"

Bah, das hält uns zu lange auf. Ich werde Loch hier nicht sollen einen ganzen Tag liegen i'oiben, um eine alte Wfferkette einzuladen, wegen der wir vielleicht ein paarmal fahren müssen, denn ich glaube nicht, daß Sie bis dorthin überall tief Wasser finden."

Wir sind doch hereingekommen."

zwecks Kursstützuag der Kriegsanleihe 2^5 Milliarden 5 ^ Kriegs­anleihe, 22,85 Millionen 5 A Reichsschatzanweisungen und 230,99 Millionen 4>6 H Schatzanweisungen am Markte aufgekaust. Der gesamte Anleihekredit betrug End« Dezember 164,96 Milliarden.

Die Briefe Kaiser Wilhelms.

Die Zeitungen veröffentlichen verschiedene Briese Kaiser 'Wilhelms, die darin», daß der ehemalige Kaiser augen­blicklichen Eingebungen folgend über Personen und Staats- zustönde im In- und Ausland Ausführungen machte, die von einem fortwährenden Schwanken in den Ansichten Kenntnis geben und zweifellos besser unterblieben wäre». Am pein­lichsten berührt das Urteil, das Kaiser Wilhelm über den Reichskanzler Bismarck fällte. Er schreibt dem Zaren: »Ich bin tiestranrig über Bismarcks schreckliches Benehmen, das obgleich es ein Coup ist, der sich lediglich gegen mich persönlich richtet nichtsdestoweniger einen Bruch der Loyalität gegen Deine Regierung darftellt. Die klaren Köpfe werden anfangen zu verstehen, daß ich Gründe hatte, diesen unbändigen Mann mit sei­nem niedrigen Charakter aus dem Amt zu schicke n."

Durch diesen Brief hat Kaiser Wilhelm in den meisten poli­tischen Kreisen Deutschlands die bisher noch vorhandenen Sympathien eingebüht.

AS EM M Lmd.

Calw, den 8. Januar 1920.

Vom Rathaus.

* Unter dem Vorsitz von Stadtschultheiß Eöhner wvM in der gestrigen Eemein-erotssitzung für die bevorstehende Wahl zur Landwirtschastskammcr GR. Pfromm er zum Wahlvorsteher und Landwirt Weiß zu dessen Stellvertreter be­stimmt. Architekt Mäckle legt zwei Entwürfe zu dem ge­stifteten Brunne« an der Stutfgarter Straße vor. Das Kol­legium nimmt davon Kenntnis. Ueber die Ausführung des Brunnens hat der Stifter die Entscheidung. Die beiden Ent­würfe gehen in den Ausführungskosten weit über den vor­gesehenen Betrag hinaus. Die Entwürfe machen einen sehr günstigen Eindruck. Genehmigt wurde ein Vertrag zwischen der Württ. Staatseisenbahnverwaltung und der Stadtgemeinde, vertreten durch das Städt. Elektrizitätswerk über die Liefe­rung von Elektrizität für Zwecke der, Eisenbähnoerwal- tung auf der Station Calw. Dem Vertrag wird noch ange­fügt: Im übrigen gelten die sonstigen Bedingungen für Stromabnehmer auch für diesen Betrag. Genehmigt wurde ferner ein Vertrag zwischen der Stadtgemeinde und dem Zoll­amt betr. Miete, Heizuixg und Reinigung der vom Zollamt im Rathause gemieteten Räume. Für die Miete werden 300 °st, für Heizmaterial 200 für Besorgung des Einhei- zens 60 -.tt und für Reinigung 100 -st, und zwar mit Rück­wirkung vom 1. April 1919 an bestimmt. Die Betröge sind etwas nieder gehalten, da die Stadtgemeinde ein Interesse da­ran hat, daß das Zollamt in der Stadt untergebracht ist.

In nächster Zeit wird wieder eine Holzverlosung stattfinden, und zwar wird die Holzmenge bis zum Buchstaben k der Emp­fänger reichen. KN. Maier wünscht, daß der neue Brunnen beim Rößls einen besonderen Namen erhalten soll. Das Kollegium schließt sich dieser Ansicht an und will später aus die Sache zurückkommen. (Auch aus dem Leserkreis des Calwer Tagblatt werden geeignete Vorschläge gerne entgegengenom­men.) ER. Maier bringt weiterhin die von der Schuh­macherinnung veröffentlichte Preisliste zur Sprache. Er führte aus, daß der Eemeinherat allerdings nichts in die Festsetzung der Preise dareinzv reden habe, daß er es aber für angczeigt halte, wenn auch im Gemeinderat darüber gesprochen werde. Er halte die angeictzten Arbeitspretse und den Gewinn bei Sohlen und Flecken für viel zu hoch; es seien Forderungen,

Wollen Eie denn außen herum fahren? Das ist zu gefährlich." .

Bei der See?" lachte der Steuermann:von innen kommen wir nicht dazu; ich habe mir das Terrain schon von oben aus genau mit dem Glas angesehen. Es liegen überall Klippenstriche im Weg. die uns stundenlang auf­hielten, um darüber oder dazwischen hin zu kommen."

Nun. machen Sie. was Eie wollen," sagte der Kapi­tän, sich abdrehend,wenn Sie meinem Rat folgen wollen, so versuchen Sie's aber erst einmal mit der Jolle Ich kann auch überdies kaum so viele Leute von Bord entbehren," und damib ging er in seine Kajüte hinunter, dem Mate vollkommen freies Spiel an Deck lassend.

Hm." brummte der Mate leise vor sich hin. als ihn sein Vorgesetzter allein ließwenn Sie meinem Rat folgen wollen die alte Geschichte. Nehm' ich die Jolle, so bring' ich nichts drin fort und kriege Grobheiten

nehm' ich die Launch und finde nichts Gescheites, so krieg' ich auch welche. Da nehm' ich doch lieber gleich die Launch und vier Mann. Die sieben, die mit dem Unter­steuermann an Bord bleiben, sind indes gerade genug, um die Nacht zusammen zu schlafen, denn weiter baben sie doch nichts zu tun. Also ans Werk wer weiß denn, was da noch in dem alten Kcff'rn liegt, und schon die Segel, die da noch an den Rahen sitzen, sind der Mühe wert aber mit zwei Mann kann ich ga. nichts da drüben ausrichten und vertändle die ganze Nacht."

Und ohne weiteres ging der Semann jetzt daran, die Launch in die See zu lassen, was mit Hilfe der ganzen Mannschaft auch in wenigen Minuten geschehen war. Der Steward mußte ihm indes ein Füßchen mit Wasser füllen, denn ein Matrose verläßt nicht leicht ein Schiff. ' ohne sich zu verproviantieren, da man nre« wissen kann, i

die weit über das zulässig« Maß hinäncgchsn, es sei unmög« lich, daß ein Arbeiter diese enormen Preise zahlen könne. Der Reinverdienst belaufe sich bei diesen Säßen bei, nur acht­stündiger Arbeitszeit mindestens auf 35 bis 40 -ü pro Tag, Rechne man dazu den wahrscheinlichen Gewinn am Leder und an der neuen Waren, so lasse sich leicht ermessen,, welch hoher Verdienst de» Schuhmachern nur au 1 Tage znsalle. Auch von anderer Seite wurden die neuen Preise fürv.r- riickt" erklärt. Aus der Mitte des Kollegiums wird so­dann noch gewünscht, daß die St«dt«hr im allgemeinen nach der Bahnuhr gerichtet werde. In letzter Zeit seien größere Zeitunterschiede und Schwankungen eingetreten. Frau GA. Conz fragte am Schluß der Sitzung an. wie weit die Vor­arbeiten zu dem Kriegerdenkmal vorgeschritten seien. Der Vorsitzende bemerkt hierzu, daß in nächster Zeit der Aus­schuß für die Kriegerehrung zusammentrcten und darüber be­raten werde. Nach einer kurzen Erörterung dieser Sache wur­den noch verschiedene Rechnungen, deren Betrag ungefähr 170 000 -si betrug, dekretiert.

Einbruch in Hirsau.

* Calw, 9. Jan. Wie wir soeben erfahren, wurde in ver­gangener Nacht in Hirsau in der gegenwärtig leerstehende» BillaHelizena" (frühere Besitzerin Frau Prof. Wehe) ein­gebrochen. Schon vor drei Wochen wurde daselbst ein Ein­bruch verübt und Gegenstände im Wert von etwa 1000 -st gestohlen. In dem Hause hat gegenwärtig ein Arbeiter, Buyer, zur Bewachung der Villa seine Schlafstätte. Als dieser ein verdächtiges Geräusch hörte, stieg er zum Fenster heraus und alarmierte die Nachbarschaft. Sofort wurde ein Land­jäger und der Polizeidiener hcrbeigernfen. Der Einbrecher hatte sich im Abort versteckt und leistete der Aufforderung zum Hervorkommen keine'Folge. Er schoß vielmehr gegen die Sicherheitsorgane, traf aber niemand. Nun machte der Land­jäger seinerseits von der Schußwaffe Gebrauch und schoß'durch die Türe gegen den Einbrecher. Dieser wurde am Fuß und an der Hüfte vorletzt und konnte nun gefaßt werden. Er gibt sich für einen Christian Haug aus Mössingen (OA. Rottenburg) aus. »Wegen seiner Verletzung wurde er in das Bezirks-' krankenhaus gebracht.

Weitere Preiserhöhungen.

(SCB.) Neue Preiserhöhungen haben eintreten lassen: Die Briefckrdnerkonvention von 30 auf 70 Prozent, die deut­schen Papierausstattungsfabrikaiite» um weitere 33 Prozent, die deutschen Luxuspapierwarenfabrikanten.

* Calw, 9. Jan. In einer von der Deutschdemokra- tischen Frauengruppe auf heute abend in die Restau­ration Weiß einberufencn Versammlung, zu der jedermann Zutritt hat und wobei auch Nichtmitglieder der Partei sehr willkommen sind, wird Frl. Thekla Kaufjmann. Mitglied d. L. und Fabrikpflcgerin in Stuttgart, einen Vortrag überJugendnot, Jugendfürsorge und Jugendamt" halten. Da in nächster Zeit in ganz Württemberg Jugendämter ein­gerichtet werden und die Frage über die Fürsorge für die Jugend dringend geworden ist, wird eine Aufklärung über diese überaus wichtigen Gegenstäne aus berufenem Munde gewiß sehr erwünscht sein.

* Calw, 9. Jan. Infolge Kohlenmangels kann unsere evan­gelische Stadtkirche nicht geheizt werden In anderen Kirchen des Landes hat sich aber die Heizung verwirklichen lassen. So sind z. B. sämtliche Kirchen in Stuttgart an den Sotin- und Festtagen geheizt. Es wird wohl eine zweckmäßige Aufgabe des Kirchengemeinderats sein, Heuer für geeignetes Brennmaterial Sorge zu tragen, damit unsere Strdt- kirche im nächsten Winter einen genügenden Kohlen- oder Holzvorrat besitzt.

was vorfällt; ein Korb Zwieback wurde ebenfalls an Bord geschafft, und alles, was von kaltem Fleisch vor­rätig war, damit die von Bord Gehenden ihre Abend­mahlzeit unterwegs verzehren konnten einen Taschen­kompaß steckte der Mate noch ein. und mir vier tüchtigen Leuten, die er sich ausgesucht, stieß das unbehilfliche Fahrzeug, dessen Segel man jetzt, gegen den Wind, nicht gebrauchen konnte, von Bord, und ruderte schwerfällig gegen die Strömung des Kanals an.

Der Kapitän kam gleich darauf an Deck und sah seinem Boot kopfschüttelnd nach: aber er' sagte kein Wort, wa.f nur einen Blick nach Osten und den sich dort bil­denden Nebelstreifen hinüber, einen andern nach seinem Takelwerk hinauf, und stieg dann wieder in seine Kajüte hinab, die Schiffsordnung vorderhand dem Untersteuer­mann überlassend.

Es war indessen später geworden, als der Mate ge­dacht, denn so rasch läßt sich ein so großes Boot doch nicht mit allem Nötigen verstau, und der Steward hatte auch so nichtswürdig lange K adelt, ehe er ein kleines Faß fand und mit Wasser füllte. Die Sonne war nicht einmal mehr anderthalb Stunden hoch, denn in der Nähe des Äquators geht sie. mit ikdr geringem Unterschied in den Jahreszeiten, regelmäßig um sechs Uhr auf und um sechs Uhr unter, und der Mond schien ebenfalls nicht heute nacht. Aber was tat's. Im schlimmsten Fall, und wenn es sich der Mühe wert zeigte, blieben sie die Nacht an Bord des Wracks oder besser noch auf der kleinen Insel dicht daneben, wo die Schiffbrüchigen ebenfalls geschlafen zurück konnten sie dann morgen früh mit Tagesanbruch segelw und das eigene Schiff recht gut in einer Stunde erreichen.

(Fortsetzung folgt.)