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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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teleion Nr. 41.
Amtsblatt für die Ltadt wildbad.
verkündigungsblatt
der Ugl. Forstämter wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. mit
amtlicher Fremdenliste.
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Woutafl, den 6. Wovemöer
1906.
durch Ernennung, sondern durch Wahl sollten diese Mitglieder berufen werden. Die Erste Kammer müsse einen festeren Bestand haben, und deshalb dürfe die Gesamtzahl, abgesehen von den königlichen Prinzen, nicht unter 50 herabsinken. Wenn eine standesherrliche Stimme erlösche, sollen je auf die Dauer einer Wahlperiode Ersatzmitglieder gewählt werden.
Frhr. v. Seckendorfs begründete den Antrag, die lebenslängliche Ernennung der vom König aus den würdigsten Staatsbürgern zu berufenden Mitglieder in eine periodische zu verwandeln, und im Regierungsentwurf das Wort „höchstens" zu streichen, hauptsächlich auch damit, daß dieses Wort der Regierung ermöglichen würde, ev. auch weniger als 6 Mitglieder zu ernennen. Der Abg. Graf v. Uxkull fügte bei, die periodische Ernennung ermögliche bei höherem Alter eine Erneuerung. Dieser Antrag wurde aber aus dem Grunde abgelehnt, daß der Regierung nicht das Recht eingeräumt werden solle, die ernannten Mitglieder, wenn diese nicht willfährig stimmten, nach einer Wahlperiode durch andere zu ersetzen. Für den Antrag stimmten nur Graf v. Uxkull und Frhr. v. Seckendorfs; dev Stimme enthielt sich Keil; die übrigen 13 Kommissionsmitglieder stimmten dagegen.
Der Antrag v. Seckendorfs u. Gen., die Zahl der ritterschaftlichenMitglieder in der Ersten Kammer auf 8 statt auf 6 festzusetzen, fand auf keiner Seite Unterstützung. Dagegen waren verschiedene Abgeordnete bereit, einer Vermehrung auf 7 zuzustimmen, aber nur unter der Voraussetzung und dem ausdrücklichen Vorbehalt, daß die Zweite Kammer in ihrem Bestand erhalten werde. Der Antrag v. Seckendorfs wurde denn auch mit 12 gegen 4 Stimmen (v. Sandberger, Graf v. Uxkull, v. Seckendorfs, Kraut) abgelehnt; ein Antrag Haußmann- Gerabronn, in die Erste Kammer 7 Mitglieder des ritter- schaftlichen Adels zu verpflanzen, wurde mit 9 gegen 7 Stimmen angenommen. Dafür stimmten: die beiden Hauß- mann, Käß, v. Sandberger, Frhr. v. Seckendorfs, Kraut, Hieber, Schnekenburger, Liesching, dagegen Graf v. Uxkull, Reihling, Keil, v. Kiene, Gröber, Domkapitular v. Berg, Rembold-Gmünd. Interessant an dieser Abstimmung ist besonders, daß die beiden ritterschaftlichen Vertreter entgegengesetzt stimmten.
Der Antrag v. Uxkull-Seckendorff, die Stadtvorstände der Städte Stuttgart, Ulm und Heilbronn in die Erste Kammer zu nehmen, wurde von den Antragstellern dahin begründet, daß der Ersten Kammer dadurch tüchtige, im Gemeindedienst erprobte Kräfte zugeführt würden, und sich die Berufung durch Gesetz gegenüber einem Wahlverfahren, wie solches in Baden bestehe, durch größere Einfachheit auszeichne. Dieser Antrag wurde mit 13 gegen 3 Stimmen (Gras v. Uxkull, Frhr. v. Seckendorfs,
Prälat v. Sandberger) abgelehnt, weil keine Veranlassung bestehe, noch mehr zur Stärkung der Ersten Kammer beizutragen, als die Regierung beantrage.
r Der Antrag, in die Erste Kammer weiter hineinzu- ^ nehmen drei Vertreter des Handels und der Industrie, zwei Vertreter der Landwirtschaft und einen Vertreter des Handwerks, wurde von Graf v. Uxkull mit der Bedeutung dieser Stände und dem Hinweis darauf begründet, daß zugleich die Erwählung statt der Ernennung beantragt werde. Dieser Antrag wurde mit 10 gegen 6 Stimmen (Käß, v. Sandberger, v. Uxkull, v. Seckendorfs, Hieber, Schnekenburger) abgelehnt und ein Antrag Liesching (zwei Vertreter des Handels und der Industrie, zwei Vertreter der Landwirtschaft und ein Vertreter des Handwerks) mit 9 Stimmen (beide Haußmann, Käß, Reihling, v. Sandberger, Kraut, Hieber, Schnekenburger, Liesching) gegen 7 Stimmen (v. Uxkull, v. Seckendorfs, Keil, v. Kiene, Domkap. Berg, Gröber, Rembold-Gmünd) angenommen. Der weitere Antrag Gras v. Uxkull und Frhr. v. Seckendorfs, daß die Erste Kammer aus so vielen weiteren, je auf die Dauer einer Wahlperiode zu berufenden Mitgliedern bestehen solle, als die Ergänzung der Ersten Kammer, abgesehen von den königlichen Prinzen, auf die Gesamtzahl von 50 zur Ausübung der Mitgliedschaft gesetzlich befähigten Mitgliedern jeweils erfordert, wurde mit 13 gegen die 2 Stimmen der Antragsteller abgelehnt, nachdem verschiedene Redner, u. a. der Staatsminister des ! Innern, gegen die Stabilisierung eines eisernen Bestands z und die in dem Antrag liegende Zahlenverschiebung sich erklärt hatten.
In Art. 3 wurde einem Wunsche der Ritterschaft dahin Rechnung getragen, daß die Wahl der sieben ritter- schaftlichen Mitglieder der Ersten Kammer durch das ganze Land, statt wie bisher nach Kreisen, vollzogen wird. Bezüglich des Wahlmodus sür die Vertreter des Handels, der Industrie, der Landwirtschaft und des Handwerks wurde ein vom Kammerpräsidenten Payer vorgeschlagener und von Liesching gestellter Kompromißantrag angenommen, dem auch Graf v. Uxkull zustimmte. Frhr. v. Seckendorfs, der einen anderen Antrag in Gemeinschaft mit Graf v. Uxkull eingebracht hatte, war bei der Abstimmung nicht anwesend.
Bezüglich der Zusammensetzung der Zweiten Kammer lassen sich die im Laufe der Debatte gestellten Anträge folgendermaßen gruppieren:
1) Abänderungen an den Grundlagen der Landstandschaftsrechte der Bezirke und Städte.
2) Abänderungen bezügl. der Landstandschaftsrechte der Städte.
3) Verminderung der Zahl der Zweiten Kammer.
Mr. 860.
Me Wünsche der Aitter zur Aerfussungsreviston
8. L. In wenigen Wochen werden die Entwürfe eines Verfassungsgesetzes und eines Landtagswahlgesetzes das Plenum der Kammer der Abgeordneten beschäftigen. Das Schicksal der beiden für unser Land hochwichtigen Vorlagen hängt an einem Haar; auf wenige Stimmen der Ritterbank kommt es an, ob Württemberg seine Verfassungsrevision erhält oder wiederum auf Jahre, vielleicht auf Jahrzehnte hinaus um sie gebracht wird. In diesem bedeutungsvollen Augenblick ist es von besonderem Interesse, sich zu vergegenwärtigen, welche Stellung die Vertreter der Ritterschaft in der Verfassungskommission, Frhr. v. Seckendorfs und Graf v. Uxkull, eingenommen haben. Denn diese Haltung läßt wenigstens einigermaßen einen Schluß auf die voraussichtliche Haltung der Mehrheit der Ritterbank im Plenum zu.
Die ritterschaftlichen Abgeordneten wissen, daß es auf ihre Stimmen ankommt. Ihre Anträge gewinnen schon dadurch, mehr aber noch durch die Art ihres Vorbringens und ihrer Begründung den Charakter von Bedingungen, die dem württ. Volke diktiert werden.
Gleich zu Art. 1 brachten die ritterschaftlichen Abgeordneten schwerwiegende Abänderungsanträge. Frhr. v. Seckendorfs führte aus, die Erste Kammer solle zu einer lebenskräftigen, angesehenen und einflußreichen Vertretung derjenigen allgemeinen Landesinteressen umgestaltet werden, die von einer vorwiegend oder gar ausschließlich aus dem allgemeinen Stimmrecht hervorgegangenen Zweiten Kammer ohne ein solches Gegengewicht verkürzt werden könnten. Die Zusammensetzung der Ersten Kammer nach dem Regieruugsentwurfe entspreche nicht diesem Ideale. Während der Entwurf, statt bisheriger 83 Mitglieder der Zweiten und 29 Mitglieder der Ersten Kammer, die Mitgliederzahl der Zweiten auf 75, diejenige der Ersten Kammer auf 47 festsetzen wolle, gehe der Antrag der Ritter dazu über, noch in etwas diese Zahl der Ersten Kammer zu vergrößern, um dieser eine größere Bedeutung zu geben. Durch Ernennung der bisher auf Lebenszeit ernannten Mitglieder auf die Dauer einer Wahlperiode würde eine größere Garantie gegeben, daß diese Mitglieder auch arbeitsfähig seien. Es werde beantragt, die Zahl der ritterschaftlichen Mitglieder auf 8 zu erhöhen. Die Zuziehung der Bürgermeister von Stuttgart, Ulm und Heilbronn erscheine wünschenswert, um die Zusammensetzung der Ersten Kammer vielseitiger zu gestalten und den vielfach ausgesprochenen Wünschen um Vertretung der großen Städte in der Ersten Kammer entgegenzukommen. Die Aufnahme von 3 Vertretern von Handel und Industrie, 2 Vertretern der Landwirtschaft und 1 Vertreter des Handwerks erscheine der Bedeutung von Handel und Gewerbe wie des Handwerks entsprechend. Nicht
Der Aakschmrmzer.
Roman von Alexander Wilbraudt. 47
„Jetzt ist der Augenblick gekommen," sagte Boursault plötzlich, der seine Aufmerksamkeit auf alles gerichtet zu haben schic», „hier zu unserem Posten; bewegen wir uns nicht mehr . ." Bei diesen Worten schritt er den steilen Abhang hinab, über dem sie gelagert hatten. „Hier," sagte er zu seinem Gefährten, indem er ans einen Baum zeigte, „hier bleiben Sie stehen und warten Sie, bis das Wild etwa hundert Schritt von Ihnen entfernt ist."
Nivert fand den Posten ganz vorzüglich gewählt, er lebnte sich gegen den Baum und, das Gewehr zwischen den Beinen haltend, lud er Boursault ein, dasselbe zu tun.
„Nein," antwortete dieser, „so würden wir zu nahe stehen, und der eine würde dem anderen die Beute entreißen; ich habe dort gegenüber einen Platz gewählt. Kümmern Sie sich nicht um mich; nach dem Treiben werden wir uns bald Wiedersehen."
Langsam stieg er den Abgrund wieder hinauf und stellte sich dem Detektiv fast gerade gegenüber.
Nivert erschrak. Von der Stelle, welche Boursault einnahm, beherrschte er ihn ganz und gar, und wenn es den Anschein hatte, als wollte er ans den Wolf schießen, so konnte er ihm doch leicht eine Kugel in den Rücken jagen. Sein wohlbegründeter Argwohn kehrte wieder. Ab'.r ivas sollte er in dieser bedenklichen Lage tun? Uebrigens blieb ihm auch kaum Zeit zum Nachdenken, die lange erwartete Bestie brach plötzlich aus dem Dickicht hervor.
«Jetzt giltS," rief Boursault, indem er zu seinem Gewehre griff.
Nivert nahm so gut wie es ging eine schützende Stellung unter dem Baume ein und legte an.
Es sollte nicht lauge dauern, als zwei Büchsenschüsse und zwei gellende Schreie die Luft durchdrangen. Der Wolf war wcht getroffen. Aber der unglückliche Nivert War niedergestürzt und schwamm in seinem eigenen Blut.
Sofort stürzte Boursault zu ihm, um sich von der Schwere der Verwundung zu überzeugen. Er war äußerst bleich, tief erregt und stieß »»zusammenhängende Worte aus, welche den lebhaftesten Schmerz verkünden sollten. „O wie schrecklich, wie furchtbar!" rief er au». „Die Kugel wird zurückgeprallt sein
. . ich hätte es voraussehen können, in meinem Leben werde ich keine Jagd wieder veranstalten."
In diesem Augenblick öffnete der Verwundete die Augen, und als er sich in Boursaults Armen sah, empfand er ein Gefühl von Schrecken und Zorn. „Elender Mörder!" stam- melte er, indem er ihn mit drohenden Blicken ansah. „Du sollst den Lohn Deiner Verbrechen nicht lange genießen! Morgen, ja morgen schon ..." Er konnte nicht weiter sprechen; ein Röcheln schnürte ihm die Kehle zusammen, ohnmächtig fiel er ans den Boden zurück.
Boursault hatte sich vor ihm niedergekniet, und den Rock abstreifend, fing er an, die Wunde genauer zu prüfen. Darauf zog er aus der Tasche ein Jagdmesser; schon stand er im Begriff, dem Verwundeten noch einen letzten Stoß zu geben, als er plötzlich ein Geräusch vernahm und sich erschrocken erhob. Es waren drei bis vier Treiber, die aus da» gellende Geschrei nach der Unglücksstätte eilten.
Boursault war natürlich an der gänzlichen Ausführung seines Vorhabens verhindert; übrigens war er nach der eben angestellten Prüfung wohl überzeugt, daß der Verwundete nicht wieder genesen werde.
Tiefes Entsetzen und großen Schrecken heuchelnd, verkündete er den Hinzutretenden, was vorgefallen war. Es war unmöglich, dem Unglücklichen hier an diesem Orte die erste nötige Hilfe zu leisten, man verfertigte daher, so rasch es gehen wollte, aus Baumzweigen eine Tragbahre, um ihn so nach dem Schlosse zu tragen. Boursault hatte dabei die größte Sorgfalt bewiesen, so daß die Treiber durch die Beweise feines Schmerzes fast gerührt waren.
Während des ganzen WegeS sprach er nur von dem trau- rigen Vorfälle, der die Freude eines so schönen Tages gestört hätte. Der Transport des Verwundeten ging sehr lang- sam von statten, erst gegen Abend gelangte man nach dem Schlosse. Wie wir schon erwähnt haben, wurde sofort ein Diener zum Arzte in Merlac geschickt.
*
Kaum hatte Albert die Kunde von dem Unglück empfan- en, al» er so rasch wie möglich dem Schlosse zueilte, schon efürchtete er, daß Helene selbst das Opfer der unverständlich verkündeten Katastrophe sei. Erst als er NivertS Un- fall hörte, beruhigte er sich einigermaßen, obgleich er sich
nicht verhehlen konnte, daß in dieser Tatsache wohl die Bestätigung der Befürchtung liegen mochte, welche Fersen gegen ihn geäußert hatte.
Auch Herr Villeneuve konnte den Zweifel und den Argwohn nicht unterdrücken, denn während des vorhergehenden Abends hatte Nivert ihm die Mitteilung gemacht, daß Boursault der Unbekannte sei, dessen Schritte er in Paris an dem bewußten Tage, wo die falschen Banknoten in Umlauf gebracht waren, bewacht hatte.
Indessen beharrte Villeneuve noch in dem Glauben, daß in allen diesem wohl ein unglückliches Zusammentreffen von Umständen bestände, von welchem die Kriminalprozeffe die überraschendsten Beispiele liefern; erst nachdem er den genauen Bericht von dein Vorgefallenen erfuhr und nun hörte, daß Boursault sich mit Nivert ganz allein in der öden wilden Schlucht befunden habe, da war natürlich ein neue» Be- denken erwacht. Indessen war es sehr schwierig, dem Verbrechen auf die Spur zu kommen.
Er hatte Boursault in seiner Jugend als einen guten, braven Menschen gekannt, es lag ihn, daher fern, ihn jetzt für einen Falschmünzer und Mörder zu halten.
Nivert, der die triftigsten Beweise liefern konnte, lag ohne Besinnung im Bette. Der Arzt war bald erschienen und die nötigsten Verordnungen waren getroffen.
Villeneuve hatte den Kranken nicht verlassen, weil er hoffte, daß bei dem ersten Wiederkehren des Bewußtseins er eine Art Geständnis machen könne. Er hatte jedem verboten, daS Zimmer zu betreten, nur der Arzt hatte freien Zutritt.
Boursault hatte sich in seine Gemächer zurückgezogen und die Koniödie fortgespielt. Er hatte sich weinend in Johannas und Helenes Arme geworfen, indem er sich in betreff dieses Unglücks die bittersten Vorwürfe machte, darauf hatte er sich eingeschlossen und sich jeden Besuch verbeten. O» eS war für die Anwesenden ein herzzerreißender Anblick!
Aber kaum befand er sich allein, als er sofort eine Tür öffnete, die nach Lauras Zimmer führte.
Dieses Frauenzimmer erwartete ihn. Sie empfing ihn mit düsterem Blick und bleichem Antlitze. „Endlich," sagte sie mit dumpfer Stimme, „endlich bist Du hier? Ich komme vor Schreck und Ungeduld um. Wie steht eS mit Nivert?"
„Sehr schlecht." 12S.20