Her kreie
WüSsäer Znreiger iinü lageölatt
mit Erzähler vom Schwarzwald.
ki«ch«lnt^ »n allen Werktagen. Abonnement
in Ser LtsSt vierteljädrl. M.I.20 mona». 40 ?t.
bei allen «iirtl. poetsnataltrn unS Loten im Orte- u. Nsch- daroNrverkekr Viertels. M.l. aurrerksid Serrelden M. I. hier» LestellgelS ZV ptg.
teleton Nr. 41.
Amtsblatt für die Stadt Wildbad.
Verkündigungsblatt
der Kgl. Forstämter wildbad, Meistern, Enzklösterle rc. mit
amtlicher Fremdenliste.
gerate nur S ptg Hurwsrrige 10 psg. Sie klein rpsltige ksrmonäreile.
Lekismen 15 ptg. Sir petilreile.
Lei lvieSerkolungen entrpr. Lsdatt. Zbonnementr nach llebercinkuntt
kelegramm-llSresre: ^Zchwsrrws! 'er Ailäback^
Ar. 259.
Der Aeichstag
In wenigen Wochen, am 28. November, wird der Reichstag seine Verhandlungen wieder anfnehmen. Er steht vor einer sehr wichtigen Session, deren Bedeutung auch darin einen äußeren Ausdruck finden wird, daß der Kaiser persönlich die Eröffnung vollziehen und wahrscheinlich eine bedeutungsvolle Thronrede halten wird.
Das Arbeitsprogramm des Reichsparlaments ist diesmal so umfangreich wie nur möglich. An der Spitze der angekündigten Reformen figuriert die Reichsfinanzreform, oder wie man wohl richtiger sagt, das neue Steuerbouquet, das die Regierung der Volksvertretung präsentiert. Welcher Art die Steuern sein sollen, ist ja bekannt geworden, aber über ihre Höhe und die voraussichtlichen Erträgnisse fehlt bisher noch jede nähere Andeutung. Da ohne neue Steuern das Reich aus seiner Finanzmisere nicht herauskommen kann, so werden die Volksvertreter wohl in den sauren Apfel beißen müssen, am leichtesten wird ihnen dies wohl bei der Reichserbschaftssteuer fallen, die wenigstens nicht in dem Maße die schwachen Schultern belasten würde wie eine Besteuerung des Biers und des Tabaks.
Für den Kolonialetat hat der Aufstand in Ost- asrika neue Geldforderungen im Gefolge. Eine Erhöhung der Zahl der Schutztruppen in Ostafrika wird als dringend notwendig bezeichnet. Dazu fördern die Kolonialenthusiasten immer neue Eisenbahnprojekte zu Tage. So wird die Kolonialpolitik weit über die bisherige Annahme immer kostspieliger, während ein Vorteil aus dem Besitz der Kolonien nicht entfernt in Aussicht steht. Was die Bekämpfung der Hereros und Hottentotten noch an weiteren Opfern verschlingt, ist noch gar nicht abzusehen.
Der Militäretat wird nach dem Ergebnis der letzten Session kaum noch größere Forderungen bringen, im Gegenteil bedeutet die angekündigte Zurückziehung der ostasiatischen Besatzungsbrigade eine Ersparnis von jähr- ' lich II 1/4 Millionen. Allerdings munkelt man jetzt in Berliner Kreisen von einer neuzubildenden Kolonialarmee, die aus den ostasiatischen Truppen formiert werden soll. .Ein solcher Plan würde aber im Reichstag auf heftigen Widerstand stoßen.
Sehr lebhafte Erörterungen werden sich voraussichtlich an den Marin eetat knüpfen. Sicher ist eine Erhöhung des Deplazements der Linienschiffe in Aussicht genommen. Unsere größten Schiffe haben eine Wasserverdrängung von 13 200 Tonnen, während im neuen englischen und französischen Flottenprogramm Kolosse bis zu 19000 Tonnen vorgesehen sind. Dieses Wettrennen in der Größe der Schiffe will nun die deutsche Marineverwaltung auch mitmachen, die Kosten dafür werden sehr erheblich sein. Auch die Auslandsschiffe sollen, wie ver-
Aer Falschmünzer.
Roman von Alexander Wilbrandt. 46
»Aber noch kann und darf ich nicht» sagen, so lange Bianka lebt, indessen habe ich Tom die feste Versicherung gegeben, wenn Laura jemals eine Gewalttat gegen sie ausüben sollte, daß dann jede Rücksicht schwinden wird." Der Alte schwieg bei diesen Wor- ten, er erbleichte und senkte den Blick. „Genug!" sagte er endlich, „der Tag geht zu Ende, Sie müssen jetzt zurückkehren.
O, wie beneide ich Sie. Sie werden meine Bianka sehen! Erzählen Sie dem Kinde alles, sagen Sie ihm, wie sehr ich Euch liebe und Euch beide segnen werde."
Albert verneigte sich, er ergriff die Hand de» Unglücklichen und drückte sie innig, darauf trat er aus der Tür. Es war in der Tat schon ziemlich spät, und er sah Wohl, wenn seine Abwesenheit nicht auffallen sollte, daß er sich beeilen mußte, die Gesellschaft so bald wie möglich zu erreichen.
Er hatte gehofft, Tom unterwegs zu begegnen, um mit ihm noch die wichtigsten Maßregeln zu besprechen. Allein Tom erschien nicht.
ES blieb ihm daher nicht» andere» übrig, al» seinem Vater von allem die genauesten Mitteilungen zu machen, was er soeben erfahren hatte. In Hinsicht Helenes schienen Fersen» Befürchtungen ihm nichtig oder wenigstens übertrieben zu sein; doch wollte er Johanna bitten, das arme Mädchen besonder» ju überwachen, bi» jede Gefahr verschwunden war.
Während er sich so in Gedanken vertieft dem Schlöffe nä- Porte, wurde er bald gewahr, daß dort eine ungewöhnliche Bewegung und Aufregung herrschte. E» begegnete ihm in größter Eile rin ängstlich aussehender Diener, der zu Pferde in vollem Trabe nach Merlac eilte.
„Wohin so rasch, Johann?" rief Albert verwundert.
. «Nach Merlac zum Arzte."
»Ist im Schlosse etwa» vorgefallen?"
„Leider ja, ein großes Unglück."
Bei diesen Worten verschwand der Diener.
« *
Wir haben schon mitgeteilt, in welch' fröhlicher Stimmung di» Jagdgesellschaft bei dem herrlichsten Wetter da« Schloß ver- »afstn hatte. Unter den verschiedenen Jagdwagen befand sich
Sams taff, den 4. Wovemöer
lautet, vermehrt werden. Wir sind ja jetzt schon so weit, daß die Flottenenthusiasten verlangen, die deutsche Flotte müsse der englischen gleichwertig sein trotz der viel beschränkteren Aufgaben, welche an die deutsche Wehrkraft zur See nach Maßgabe unserer geographischen Lage, der Beschaffenheit unserer Küsten und des geringfügigen Wertes unserer Kolonien gestellt werden können.
M kommen für die neue Session auch noch Gesetzentwürfe von volkswirtschaftlicher Bedeutung in Frage. Dahin sind zu zählen das Gesetz über den privaten Versicherungsvertrag, den Schutz der Werke der bildenden Künste und als Reste aus der früheren Session die Novellen zur Maß- und Gewichtsordnung, zum Börsengesetz und zum Börsen st euergesetz und anderes. Bei allen solchen Vorlagen sind die Kommissionsberatungen maßgebend. Bei dieser Zusammenstellung des Verhandlungsmaterials für den Reichstag sind noch Initiativanträge und I n- terpellationen aus dem Reichstag nicht in Rechnung gestellt. Wenn auch nur der Etat in Verbindung damit bis Ostern zur Feststellung gelangen soll, wird es sehr geschickter Dispositionen in der Geschäftsleitung bedürfen.
Schließlich sei noch eines Vorschlags gedacht, den ein Zentrumsorgan, die „Schlesische Volkszeitung", in allem Ernst aufstellt. Da der ewig wiederkehrenden Forderung nach Diäten oder Anwesenheitsgeldern angeblich ein „sic volo, sie subso" (so will ich, so befehle ich) entgegensteht, so sollte man den Willen der Mehrheit diesmal mit Nachdruck zur Geltung bringen. Der Vorschlag des Zentrumsblattes, sich auf keinerlei Verhandlungen über die Steuervorlagen einzulassen, bevor Diäten zugesichert sind, ist wohl diskutabel. Ein Mehrheitsbeschluß, jede vorherige Erwägung von Steuervorlagen auszusetzen, würde sofort durch Zusammenwirken der Linken mit dem Zentrum zustande kommen, wenn das letztere die Ausführungen der „Germania" und der „Schles. Volksztg." für die Gewährung von Diäten ernst nehmen wollte. Anderenfalls wird alsbald nach Neujahr die Beschlußunfähigkeit des Reichstags überall der Abwicklung seiner Geschäfte sich hinderlich erweisen.
Armdschau.
Die Wahlen für die badische erste Kammer.
Der Fr. Ztg. wird aus Baden geschrieben: Es scheint, daß im Kampfgetöse der jetzt beendeten Wahlen zur Zweiten Kammer die Tatsache nicht genügend Beachtung gefunden hat, daß dieser Tage infolge der Verfassungsänderung auch für die Erste Kammer Wahlen zu vollziehen sind. Den bisherigen entweder vom Großherzog oder von Geburt berufenen Vertretern dieses Teils der Landstände
auch ein Omnibus, in welchem Boursault Platz genommen
hatte; neben ihm saß Nivert und ein Gutsbesitzer aus der Umgegend. Die Gesellschaft war sehr zahlreich; man mußte sich in Hinsicht des Platzes so viel wie möglich zu behelfen suchen.
Nivert hatte sich eine herrliche Meerschaumpfeife angezündet und suchte die Gesellschaft durch Erzählung lustiger Anekdoten und Abenteuer zu unterhalten, die selbst den ernst und finster aussehenden Landedelmann zu ergötzen schienen. Dann und wann hielt der Wagen an, damit ein jeder der Gäste seinen von Boursault angewiesenen Posten einnehmen konnte.
Endlich blieb nur noch Nivert, der Edelmann und der spen- dibe Gastgeber. Der Raum war nun nicht mehr beschränkt, und in aller Bequemlichkeit konnten besagte drei Herren den letzten Posten erreichen.
„Endlich," sagte Nivert, indem er die Beine auSstreckte, „atmen wir freier. Obgleich ich nicht zu denen gehör«, die nur immer die Bequemlichkeit aufsuchen, so mag ich doch nicht gar zu sehr beengt sein. Apropos, mein lieber Herr Boursault, ich hoffe, Sie werden Ihrem Versprechen Nachkommen und mir einen guten Platz anweisen."
„Gewiß," sagte Boursault, „bald werden wir die wildeste Partie unserer Fahrt erreichen, sie bildet eine Schlucht. In dem Eingänge derselben kann sich dieser Herr postieren, und wir dringen, wenn e» Ihnen beliebt, mehr in da» Dickicht, da» Wild wird un» dort nicht so leicht entgehen können, ich werde hinter Ihnen bleiben; sollten Sie frhlschreßen, so wird mir die Beute noch in di« Hände fallen."
Nach einer Viertelstunde hielt endlich der Wagen zum letztenmal an. Die Herren stiegen au» und nach einigen Schritten hatten sie die besagte Schlucht erreicht, an deren Eingang Herr von Rocciaguzzo, der Landedelmann, seinen Posten fand.
„In der Tat," sagte Nivert zu seinem Wirte, indem sie weiter vordrangen, „ich habe selten etwa» Wildere» und Romantischere» gesehen als diese Waldpartie, ich bin Ihnen sehr dankbar, einen besseren Platz konnten Sie mir nicht anweisen. Wie nennt man diese Schlucht?"
„Die Wolf»schlucht!"
Diese Benennung entsprach de» Oertlichkrit vollkommen. Sie glich einem Erdball«, au» dem kolossale FelSmassen in wunderbaren Formen hervorragten, die wahrscheinlich durch
1905.
werden nun zum ersten Mal Kollegen zugesellt, die aus direkten Wahlen der Grundherrschaften, der Professoren der drei Hochschulen, der Berufskörperschasten (Handelskammern, Landwirtschaftskammer und Handwerker- kammersl) sowie der Städte- und Kreisvertretungen hervorgehen. Obgleich an der Legislative nicht unmittelbar beteiligt, ist es klar, daß diese Abgeordneten als weitere Vertrauensmänner der Regierung einen großen Einfluß auf deren Maßnahmen und Entschließungen auszuüben vermögen, und daß es daher nicht gleichgültig ist, welchen Standpunkt diese Männer in der für Baden so hochwichtigen Eisenbahnfrage einnehmen. Die Angelegenheit der Betriebsmittelgemeinschaft und der sehr zu Unrecht damit verquickten beabsichtigten Personentarifreform mit ihren für uns so schädlichen Folgen scheint zwar momentan von der Tagesordnung abgesetzt zu sein, wird aber ohne Zweifel früh genug wieder auftauchen. Es dürfte daher nützlich sein, wenn namentlich diejenigen Wahlkörper, die mit Handel und Gewerbe verknüpft sind, sich ihre Kandidaten vorher nach dieser Seite hin etwas anschauen und ihnen die wohl unterschiedslos vom ganzen Lande gewünschte Direktive mitgeben: „Keine Betriebsmittelgemeinschaft um den Preis der Verteuerung der Personentarife!" Die Zweite Kammer hat auf Eisenbahntariffragen keinen direkten Einfluß, weil das Eisenbahnbudget unabhängig vom Staatsbudget ist. Umsomehr ist es Pflicht der Ersten Kammer, darüber zu Wachen, daß die Errungenschaften, die wir auf diesem Gebiet vor anderen Staaten und namentlich vor Preußen voraushaben, nicht angetastet werden. Durch eine Betriebsmittelgemeinschaft, selbst ohne die von Preußen angestrebte Personentarifreform, begibt sich Baden des Rechts auf gewisse Entschließungen, da es sich in den einschlägigen Fragen wohl oder übel dem Stärkeren unterordnen muß. Es hätte dies nun nichts aus sich, wenn die preußische Eisenbahnpolitik nicht ebenso fiskalisch wäre, als die unsere volkswirtschaftlich ist, mit anderen Worten, wenn das Bestreben Preußens nicht in allen Stücken dahin ginge, eine möglichst hohe Verzinsung um jeden Preis herauszuschlagen, während die unserige, ohne Rücksicht auf hohes Erträgnis, in erster Linie den Bedürfnissen von Handel und Verkehr entgegenzukommen bemüht ist. Es wird daher eine erste Pflicht der neuen Abgeordneten sein, zu prüfen, ob die Vorteile der in Frage stehenden Betriebsmittelgemeinschaft auch ohne Personentarifreform derartige sind, daß sie die Aufgabe unserer bisherigen Selbständigkeit rechtfertigen.
Die Zuschrift enthält dieselben Bedenken, die auch von württembergischer Seite gegen einen allzu engen Anschluß an Preußen geltend gemacht wurden.
» ». *
eine vulkanische Eruption vor vielen tausend Jahren gebildet waren. Der Boden selbst zeigte noch Spuren hiervon; denn tiefe Spalten und Sümpfe, die mit Flechten, Farren und Schling- gewächsen überwachsen waren, zeigten sich fast bei jedem Schritte, kein Sonnenstrahl konnte hineindringen, Totenstille herrscht« überall.
„Bei Gott," rief Nivert, „diesen Weg hier möchte ich bet Nacht nicht gehen."
„Auch ich nicht," antwortete Boursault, „obwohl ich hier jeden Schritt und Tritt kenne. Der Jäger muß indessen di» Beute suchen, wo er sie am leichtesten zu finden hofft, folgen Sie mir wohlgemut; in einigen Minuten werden wir den geeignetsten Posten erreicht haben."
So weiter gehend, konnte Nivert sich indessen eine» Ge- danken» nicht erwehren, der im Augenblicke, al» er in ihm auftauchte, sein Blut fast erstarren ließ. Er wurde gewahr, daß er sich in dieser schrecklichen Einöde in den Händen eine» Menschen befand, der ihn auf der ganzen Fahrt mit fast un- natürlichen Aufmerksamkeiten überhäuft hatte. Er sagte sich, daß Boursault ihn vielleicht absichtlich hierhergeführt habe, um sich eines Gaste» zu entledigen, der, obgleich er noch keine überführende Beweise liefern konnte, ihm doch nach den der- schiedenen Begegmssen sehr gefährlich erscheinen mußte. Unwill- kürlich blieb er stehen, um sein Geivehr zu laden.
Boursault. der ihn beobachtete, sagte lächelnd: „Wie. Sie laden schon? Der Wolf wird sobald nicht erscheinen."
„Nun, wa» geschehen ist, ist geschehen, wir Pariser sind immer vorbereitet." So sprechend, fuhr er fort, da» Gewehr zu laden, er wurde erst ruhiger, als jeder Lauf mit einer Kugel versehen war.
Sie hatten nun ihr Ziel erreicht, von welchem sie die Schlucht größtenteils übersehen konnten. Die Umgegend war in der Tat großartig.
Boursault setzte sich neben Nivert, er knüpfte ein so der- trauliche» Gespräch an, daß in Nivert nach Verlauf einer halben Stunde jede Befürchtung verschwand; andererseits verscheuchte die Jagd jede Besorgnis. Da» Getümmel näherte sich mehr und mehr, da» Herbeispringen der berittenen Treiber, da» Knallen der Schüsse, da» Bellen der Hunde verkündeten ihnen, daß da» Wild ausgescheucht sein mußte. 1S6.SO