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telelon Nr. 41.

Amtsblatt für die Stadt Wildbad.

verkündigungsblatt

der Kgl. Horstämter wildbad, Meistern, Enzklösterle rc. mit

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Wr. 258.

Arektag- dm 3. Wovemöer

1905.

ßrste Kauptv rsaMmtung des WerSandes deutscher Inder;.

In Berlin fand am Dienstag unter überaus zahl­reicher Beteiligung von Vertretern jüdischer Gemeinden aus allen Teilen Deutschlands die Verhandlung der ersten Hauptversammlung des Verbandes deutscher Juden statt. Die Fr. Ztg. berichtet darüber: Der Verband, der im Mai 1904 begründet wurde, bezweckt die Vertretung aller den Juden im deutschen Reiche gemeinsamen Interessen. Die Erörterung von Fragen der Religion und des Kultus, sowie der inneren Verwaltung der Gemeinden ist nur insoweit statthaft, als es sich um die Abwehr von An­griffen handelt. Der Vorsitzende des Verbandes, Justiz­rat Dr. Lachmann (Berlin) eröffnete die Versamm­lung mit Worten der Begrüßung und der Mitteilung, daß weit über 400 Vertreter von jüdischen Gemeinden aus allen Teilen Deutschlands erschienen seien, die 163 Gemeinden vertreten. Alsdann beantragte der Vorsitzende Dr. Lachmann, folgendes Telegramm an den Kai­ser zu senden:Ew. Majestät bringen vierhundert Ab­gesandte deutscher jüdischer Gemeinden aus allen Teilen des Reiches, geeint im Verbände der deutschen Juden, der zur Zeit hier seine Hauptversammlung abhält, aller­untertänigste Huldigung und das Gelöbnis unwandelbarer Treue dar." (Stürmischer Beifall). Die Versammlung stimmte einstimmig diesem Vorschläge zu.

Nach einer Ansprache des Rabbiners Pros. Dr. May- baum (Berlin), die mit der Erteilung des Segens schloß, sprach Justizrat Dr. Eugen Fuchs (Berlin) über Ent­wicklung und Aufgaben des Verbands der deutschen Juden. Die Not der Zeit habe den Ver­band geschaffen. Es sei nicht nur notwendig, den An­tisemitismus abzuwehren, sondern auch eine Vertretung zu schaffen, die alle Rechte der Juden wahrnehme. Die Juden werden nicht bloß von allen öffentlichen Staats­ämtern ausgeschlossen, viel schlimmer sei der gewerbliche Boykott. Die Juden werden aus allen gewerblichen Or­ganisationen hinausgedrängt. Es gebe aber noch eine ganze Reihe anderer Dinge, wie das Volksschulgesetz, die Schächtfrage usw., bezüglich deren die Juden ihre Stimme erheben müssen. Der Vorwurf, daß Juden das Gefühl der Humanität abgehe, verletze ebenso die orthodoxen wie die liberalen Juden. Wir müssen zeigen, daß die jüdische Religion, die wir von unseren Vätern ererbt, noch ganz modern und ethisch ist. Der Umstand, daß die Vertreter der jüdischen Gemeinden so zahlreich hier erschienen sind, ist ein Beweis, daß es etwas für die Juden Gemeinsames giebt, das man zu wahren habe. (Beifall). Wir wollen uns nicht deshalb zurücksetzen lassen, weil wir als Juden geboren sind, und an der Religion festhalten, für die unsere Väter gestorben sind. Wir wollen mit der Fackel

Der Jakfchiiliinzer.

Noma» von Alexander Wilbrandt. 45

Ich ging nun in Lauras Zimmer, aber zu meinem nich* geringen Erstaunen fand ich sie nirgends. Darauf schritt ich in den Park, worauf ich alsbald eine Gestalt in den Gän­gen erblickte. Es war Laura, sie mochte meine Schritte gehört haben, denn sie blieb stehe» und rief mit gedämpfter Stimme: Bist Du es? Ich weiß nicht, welcher Gedanke mich ergriff; rasch trat ich in den Schatten eines Gebüsches. Boursault bist Du es? rief sie wieder, bitte, erschrecke mich nicht. Diese Worte sagten mir genug, eine Wolke verschleierte meinen Blick, ein eisiger Frost rüttelte meinen Körper, ich war vernichtet. Die nackte Wirklichkeit ließ mir indessen keine Ruhe, ich lauschte weiter. Ob sie wirklich von Furcht ergriffen war, oder sich verraten fühlte, weiß ich nicht; ich erinnere mich nur, wie sie sich entfernte und ich vorsichtig hinter ihr herschlich, damit sie nicht merken sollte, daß ich ihr folge. Sie ging nicht sehr weit; mitten im Parke befand sich ein Taubenhaus von ko­lossaler Dimension; vor der Tür des Hauses, das Boursault nachher hat abreißen lassen, blieb sie einen Augenblick ste­hen, dann klopfte sie an dieselbe. Es dauerte nicht lange, so öffnete sich die Tür, und Laura trat hinein. Nach einer Viertel­stunde, die mir unendlich lang erschien, traten zwei Perso­nen wieder heraus. Es waren Laura und Boursault.

Stütze Dich nur auf meinen Arm, sagte dieser, und fürchte Dich nicht. Ferse» schläft ruhig und hegt keinen Argwohn, übrigens ist er ja auch in unserer Macht! Wehe ihm wenn sr sich rächen wollte. Sie schritten dicht an mir vorbei; wäre V bewaffnet gewesen, so würde ich den Elenden getötet haben. Andererseits, fügte Boursault hinzu, ist unser Glück bald ge­macht; wenn ich in diesem verborgenen Orte, den wir soeben verlaßen haben, nur noch einige Zeit arbeite, werden wir lvMel haben, um bequem leben zu können. Die Stimme ver­hallte, weiter konnte ich nichts verstehen. Ich stand wie ver­steinert an meinem Platze. Was wollte er mit den Worten lagen: unser Glück ist bald gemacht? Womit konnte er sich m diesem Taubenhause beschäftigen? Ich wollte eS wissen, von brennender Neugier angespornt, kam mir der Gedanke, Tsio der Besitz dieses Geheimnisses mir Mittel zur Rache geben würde. Sobald ich also überzeugt war, daß sie in da- Schloß

der Wahrheit unsere Rechte verteidigen. Möge uns in diesem Kampfe der Beistand Gottes nicht fehlen. (Leb­hafter, lang anhaltender Beifall). Der Redner schlug fol­gende Erklärung vor:

Die Hauptversammlung des Verbandes deutscher Ju­den sieht in dem Verband die auf autonomer Grundlage geschaffene Vertretung der deutschen Juden. Zweck des Verbandes ist es, die geistigen Kräfte der deutschen Juden zu gemeinsamer planmäßiger Arbeit zusammenzuschließen, um das Judentum selbst zu kräftigen und die Gleichbe­rechtigung zur Wahrheit zu machen. Aufgabe des Ver­bandes ist es insbesondere: 1. alle Deutschen jüdischen Glaubens im Bewußtsein ihrer Zusammengehörigkeit zur Abwehr unbegründeter Angriffe und zur gemeinsamen Ver­teidigung der ihren staatsbürgerlichen Pflichten entspre­chenden staatsbürgerlichen Rechte zu vereinen; 2. als be­rufenes Organ an zuständiger Stelle die berechtigten Wün­sche und Beschwerden der Deutschen jüdischen Glaubens vorzutragen und zur Anerkennung zu bringen; 3. alle Angriffe gegen die religiöse Ehre des Judentums und gegen die Freiheit der Religionsübung abzuwenden, ins­besondere der Agitation gegen das rituelle Schlachtver­fahren entgegenzutreten und auf die Beseitigung der durch staatliche oder kommunale Anordnungen erlassenen Ver­bote hinzuarbeiten; 4. allen, welche die Bestrebungen des Verbandes zu fördern bereit sind, mit Nachweisungen dien­lich zu sein.

Den zweiten Vortrag, der das Judentum im Lichte moderner Kritik behandelte, hielt Rabbiner Dr. Werner- München: Wir machen nicht den Anspruch darauf, daß unsere Religion die alleinseligmachende ist, wir behaupten aber, daß unser Gott kein Nationalgott, sondern der ein­zige Gott, der Schöpfer des Weltalls ist. Wir wollen uns durch Schriften, wie die Harnackschen, nicht unsere Ehre antasten lassen. Man sagt: wir können nicht Deutsche sein, weil wir Juden sind. Als ob in Deutsch­land nicht auch Kelten, Slawen usw. wohnen und gute Deutsche sind. Haben nicht die deutschen Juden ihre Pflicht auf dem Schlachtfelde ebenso treu erfüllt, wie die Christen? Hat man danach gefragt, ob das auf dem Schlachtfelde vergossene Blut arisch oder jüdisch war? Ist denn Christentum und Deutschtum identisch? Die Haupt­sache ist doch, daß wir Deutsche sein und bleiben wollen, daß wir deutsches Empfinden haben. Man wendet ein, die Juden scheuen die Arbeit. Wir sind von Hause aus ein Ackerbau treibendes Volk. Man hat aber den Juden vom Ackerbau und allen Handwerken ausgeschlos­sen. Wenn man die Juden genau zählen wollte, dann würde man sehen, daß die Juden die ärmsten Leute sind. Die jüdische Relegion ist die erste Kultur und soziale Religion, von der aller soziale Segen, Freiheit und Recht

ausgeht. (Stürmischer Beifall). Der Redner schlug fol­gende Erklärung vor:

Die Hauptversammlung des Verbandes der deutschen Juden weist aus tiefster Ueberzeugung die gegen die Lauterkeit der jüdischen Religion gerichteten Angriffe zu­rück und wiederholt die längst bekannte Wahrheit, daß das Judentum, die Mutter der monotheistischen Religionen, auf der Grundlage eines reinen Gottesglaubens, die alle Menschen umfassende Nächstenliebe lehrt, volle Hingeb­ung an das Vaterland gebietet und die Betätigung so­zialer Pflichten als religiöses Ideal aufstellt.

Justizrat Breslauer-Berlin sprach hieraus über diestaatliche Lage der Juden in Deutschland. Der Redner wies darauf hin, daß die Juden von fast allen Staatsämtern ausgeschlossen seien. Der Jude könne noch so viel leisten, noch so viel zur Förder­ung der Wissenschaft tun, er erhalte dennoch keine ordent­liche Professur. Am Reichsgericht sei kein Jude; kein Jude sei Präsident oder Oberlandesgerichtsrat. Der ein­zige Ausnahmefall brauche in dieser Versammlung nicht weiter erörtert zu werden. Vorsitzender einer Strafkam­mer werde kein Jude. Man ernenne die jüdischen Rechts­anwälte zu Justizräten, weil es schön aussehe und nichts koste; vom Notariat suche man aber Juden auszuschließen. Ja, es gebe ganze deutsche Gebietsteile, in denen die Ju­den von dem Geschworenen- und Schöffenamt ausgeschlos­sen seien. Höchst bedauerlich sei, daß, wenn man einen Juden befördern wolle, ihm nahelege, sich taufen zu lassen. Sehe man denn nicht ein, daß der Staat sich auf Leute, die äußerer Vorteile wegen ihre Religion wechseln, nicht verlassen kann? Hat denn der katholische Teil der Be­völkerung vergessen, daß es eine Zeit gab, in der sie nicht Hammer, sondern 'Ambos war? Haben denn die Pro­testanten vergessen, daß ihre Glaubensgenossen in meh­reren Ländern Europas zurückgesetzt werden? Muß es nicht jeden anständigen deutschen Staatsbürger mit Scham erfüllen, daß auf die christliche Taufe eine Prämie ge­setzt werde? Der Redner wies weiter darauf hin, daß die Juden in der Armee zurückgesetzt und von der Reserve­offizier-Laufbahn vollständig ausgeschlossen werden, ob­wohl auf den Schlachtfeldern von 1813 der erste, der mit dem Eisernen Kreuz geschmückt wurde, ein Jude, namens Günsburg, war. Die Juden dürfen nicht aufhören zu kämpfen, bis ihnen ihr verfassungsmäßiges Recht werde. Wenn die Juden sich weder ihr Deutschtum noch ihren Glauben verkümmern lassen wollen, dann werde dies dem! Vaterlande und dem Judentum zum Segen gereichen. (Leb­hafter Beifall). Der Redner schlug folgende Erklärung« vor:

Verfassung und Gesetz gewährleisten die Gleichberech­tigung aller Deutschen ohne Unterschied des religiösen Be-

getreten waren, wandte ich mich nach dem alten Gebäude und versuchte die Tür zu öffnen; leider fand ich sie verschlossen. Allein dieses konnte mich nicht abschrecken, ich suchte mir unter den Gartengerätschaften ein Instrument, mittelst dessen es mir in kurzer Zeit gelang, die Tür einznbrechen. Ich zündete ein Licht an und begann meine Untersuchungen; anfangs entdeckte ich nichts aber schließlich entdeckte ich unter meinen Fußen eine Falltür, welche ich aufhob und unter welcher sich eine Treppe befand.

Ich stieg sofort hinunter und befand mich in einer Art Werkstatt, wo ich zu meiner höchsten Ueberraschung die Spuren entdeckte, daß Boursault ein gemeiner Falschmünzer war. Da lagen auf dem Arbeitstische alle nötigen Gerätschaften zu den gefälschten Banknoten, auch fehlte das Register nicht, in welcher er die Anfertigungen, sowie den Umsatz, oder besser gesagt, die genaue Bilanz der Fälschungen verzeichnet hatte."

Da war ja das Mittel der Rache in Ihren Händen I" rief der junge Mann.

Ja, so glaubte ich."

Machten Sie keine Anzeige?"

Sie werden hören, ob es mir möglich war. Meine erste Sorge war, die Beweise seines Verbrechens in meinen Händen zu haben, ich wollte nicht eher ruhen, bis ich ihn den Händen des Gerichts ausgeliefert hatte. Aber der Bösewicht war schon auf alles gefaßt, noch in derselben Nacht wollte er sich über die Befürchtungen, welche Laura ausgesprochen hatte, Gewiß­heit verschaffen Er war sofort in mein Zimmer getreten, und nachdem er es leer gefunden hatte, war er zu der Ueberzeu­gung gekommen, daß ich nur derjenige gewesen sein konnte, dem Laura im Parke begegnet war. Demzufolge hatte er so­fort energische und rasche Maßregeln getroffen."

Was tat er?"

Als ich ihm am folgenden Morgen die Entdeckungen mit­teilte, welche ich in der vorhergehenden Nacht gemacht hatte, und als ich hinzusügte, daß ich der Gerichtsbehörde davon An­zeige machen würde, schüttelte er plötzlich den Kopf und empfing meine Drohungen mit spöttischem Lachen. Tun Sie, was Ihnen beliebt, antwortete er, ich muß Sie indessen auf die Folgen aufmerksam machen, welche Ihre Handlungsweise Hervorrufen Würde. In diesem Augenblicke hat Laura das Schloß schon

verlassen, und wahrscheinlich wird sie nicht so leicht eiuzuholen sein. Ihr Kind führt Laura mit sich, und wenn Sie Laura so gut kennen würden wie ich, so würden Sie wissen, welchen Ge­fahren dasselbe ausgesetzt ist. Außerdem bitte ich, noch einen andern Umstand zu erwägen, der von nicht geringer Bedeu­tung ist. Wenn ich falsche Banknoten angefertigt habe, so ha­ben Sie mich dabei unterstützt, dieselben in Umlauf zu bringen. Ich? unterbrach ich ihn entrüstet. Sie halten mich vielleicht für einen Dnmmkopf! eutgegnete der Elende mit demselben sarkastischen Lächeln, wahrlich, Sie müssen eine geringe Mei­nung von mir haben, wenn Sie glauben können, daß ich für diesen jetzt eintretenden Fall nicht alle meine Maßregeln ge­troffen habe. Ich wiederhole Ihnen, Sie sind mein Mitschul­diger. Ich brauche nur die Bücher zu öffnen und Ihr Ver­mögen konstatieren zu lassen, um zu beweisen, daß Sie ohne andere Hilfsquellen ein so luxuriöses Leben mit einem launen­haften, verschwenderischen, koketten jungen Frauenzimmer nicht führen könnten. Sie sind hiermit gewarnt, schloß Boursault; wenn Sie mich verraten, so ist das Leben Ihrer Tochter be­droht, Sie selbst können der Unehre nicht entgehen! Ich war wie vernichtet; ich stieß einen herzzerreißenden Schrei auS und fiel wie leblos zur Erde. Lange Zeit lag ich krank da, als ich endlich wieder genas, erfuhr ich, daß Laura und Boursault mit meiner Tochter verschwunden waren. Was sollte ich tun, wie sollte ich gegen meine Feinde vorschreiten? Ich mußte mich in mein Schicksal ergeben. Jahre verstrichen, dann und wann besuchte mich Boursault, und wenn er von meiner armen Bianka sprach, die er Helene nannte, wenn er mir mitteilte, wie groß und schön sie geworden wäre, dann standen mir die Tränen in den Augen; o wie bitter war mein Geschick, von ihr getrennt zu sein!"

Weiter, weiter!" rief Albert ungeduldig.

Nun, ich habe Bianka wiedergesehen," antwortete Fersen traurig,allein, Schrecken und Angst haben mich ergriffen. Sie kennen diese bösen Menschen nicht, sie sind zu allem fähig."

ES ist unmöglich!"

So lange ich schweigen werde, habe ich nichts zu befurch- ten, aber sobald ich Anzeige mache, werde ich keine Tochter mehr haben, das haben sie mir geschworen. Es ist wahr, ich kann sie ruinieren," fügte er mit leiser Stimme hinzu, indem er seine Blicke im Zimmer uniherschweifen ließ." 126,20