die Denkschrift die Richtlinien für die Tätigkeit der künf­tigen Regierung fest.

Die Lage der russischen Eisenbahner.

Wie diePetersb. Ztg." mitteilt, beläuft sich die Zahl der russischen Staats-Eisenbahnbeamten zurzeit auf gegen 400000, unter denen sich ca. 100 000 Wächter, 40 000 Weichensteller und 70 000 Kondukteure, Maschinisten und Heizer befinden. Das durchschnittliche Jahresgehalt der Wächter beträgt für Männer 208, für Frauen 172 Kübel, der Weichensteller 176, der Kondukteure 345 iurd der Maschinisten 715 Rubel (1 Rubel 2,10 Mk.). Die Schmierer und Rangierer erhalten im Durchschnitt 307, die Signalisten 245, die Stationschefs 568 und die Bahn- Mister 566 Rubel jährlich. Die Dauer des Dienstes ist sehr niedrig, sie beträgt im Durchschnitt nicht mehr als fünf Jahre. Der Rücktritt erfolgt in der Regel nicht frei­willig, sondern auf die Verfügung der Administration, besonders soll dieses auf die Moskau-Brester und Mos- kau-Jaroslawer Bahn zutreffen.

Die Post in Rußland.

Zur Vermeidung von Mißverständnissen wird in der Köln. Ztg." darauf aufmerksam gemacht, daß die in­folge der Unterbrechung der russischen Eisenbahnverbind­ungen auf dem Seeweg eingerichteten Briefbeför-. derungen nach den russischen Ostseehäfen von der deutschen Reichs-Postverwaltung geschaffen worden sind und daß der russischen Postverwaltung erst nach­träglich hiervon hat Kenntnis gegeben werden können. Sie hat die Annahme der Korrespondenz zwar zugesagt, ist aber nicht in der Lage, die Weiterbeförderung der Sendungen innerhalb Rußlands zu gewährleisten. .Der Briefverkehr nach Rußland (abgesehen von Finland, den Grenz- und Hafenorten, die unmittelbaren Austausch Mit Deutschland haben, und einem Teil der Ostseeprovin­zen) erscheint daher auf russischem Gebiete durchaus nicht sicher. Pakete nach Finland werden von den Postanstalten zur Beförderung auf dem direkten Seeweg über Lübeck oder Schweden wieder angenommen.

Senfationsgerüchte.

Bei der hochgespannten und noch lange nicht ge­klärten Lage tauchen natürlich allerlei Sensationsgerüchte puf, die hier und da auch Glauben finden. So herrsche z. B. am Montag in Kiel große Aufregung, als es hieß, her Kreuzer Lübeck sei plötzlich kriegsmäßig ausgerüstet nach Peterhof in Begleitung einer Torpedobootsdivisiou abgedampft, um die Zarenfamilie nach Deutschland zu ^ bringen. Der Kreuzer ging am Montag auch wirklich in See, lief aber abends wieder ein. Jetzt heißt es, das Schiff solle den deutschen Marineattachee, der wegen des Eisenbahnstreiks nicht nach Rußland hineinkonnte, nach Petersburg bringen und zugleich zum Schutz der deutschen Staatsangehörigen in der russischen Hauptstadt dienen. Das wird wohl der Wahrheit bedeutend näher kommen. Die Lübeck" ging denn auch noch' in der Nacht wirklich in See, mehrere Torpedoboote sollen folgen.

Aus WLrMWßem.

Dienstnachrichten. Versetzt: Der Oberami Seichter Hart- maon, dienstaufsichtführender Aui'snchter in Rüblingen, seinem An­suchen gemäß auf die Stelle des dienstauisicht führenden AmtSrichiers- in Schorndorf; die Postassistenten Bauknecht bei dem Postamt Nr. S in Stuttgart zum Bahnpostamt daselbst; Klein in Eßlingen nach Friedrichshofen; Wießner in Mergentheim zum Bahnpostamt Stuttgart und Teufel bei dem Postamt Heilbronn zum Postamt Nr. 9 in Stuttgart.

Uebertragen: Die II evangelische Stadtpfarrstelle au der Hospitalkirche in Stuttgart dem III. Stadtpsarrer Ganger an dieser Kirche; die III evangelische Stadpfarrstelle an der Hospital- liiche in Stuttgart dem Pfa rer ür Ströle in Botnang, Amts- dekanatS Stuttgart; die I. evangelische Pfarrstellc in Schwenningen, Dekanats Tuttlingen, dem Pfarrer Eitel in Talheim Dekanats Hcilbronn; die evangelische Pfarrei WaldmannShofen. Dekanats WeikeiSheim, dem Pfarrverweser Richard Börnicke! in Psedelbach, Dekanats Oehringen; die evangelische Pfarrei Leidringcn, Dekanats Eulz. dem Verweser der Stelle Herrman» Bazle».

Zur Ruhe gesetzt: Der Kanzleiassistent tit. Kanzleisekretär Steliner bei der Telegrapheninspektion Stuttgart.

Ne-er den Stand der Berfassungsrevision

bringt die Berliner WochenschriftDie Nation" einen orientierenden Aufsatz aus der Feder des Referenten der Perfassungskommission, Friedrich Haußmann. Un­sere Leser sind im wesentlichen über die geschichtliche Ent­wicklung und die Ergebnisse der Kommissionsberatung unterrichtet, und wir beschränken uns deshalb, die poli­tischen Ausblicke wiederzugeben, die sich am Schluß des reserviert gehaltenen Artikels finden:

Es fragt sich, nachdem die Nachwahlen durchaus entschlossene Anhänger der Verfassungsrevision in die Kammer gebracht haben, wie viele von den 13 Mit­gliedern der Rittersch aftmit dem Zentrum stim­men werden? Wenn mehr als 10 derselben in der Kchlnßabstimmung gegen das Verfassungs­gesetz stimmen, so ist es in der Zweiten Kam­mer gefallen.

Im andern Fall geht der Entwurf in die Kam­mer der Standesherren. Diejenigen Mitglieder derselben, welche für die Entschließung der Mehrheit maßgebend sind, find Mitglieder des Zentrums. Andererseits ist derWunsch der Ersten Kammer nach einer Vermehrung ihrer Ar­beitskräfte intensiv. Denjenigen Standesherren und Prinzen, welche Gegner des Verfassnngsentwurfes sind, wäre es, angesichts des Revisionswillens, der in der Thronrede des Königs, wie in allen Kundgebungen der öffentlichen Meinungen übereinstimmend hervortrat, ver­mutlich nicht unerwünscht, wenn ihnen das Odium der Ablehnung von den Rittern in der Zweiten Kammer ab­genommen würde. Nur wenige Standesherren vergegenwärtigen sich, welche Gesinnungen in der Bevölkerung des Landes die Regier­ung der nächsten Generation des Königs­hauses antreffen würde, wenn die Verfass- ungsermeuerung abermals von der Politik des Zentrums Hintertrieben wird.

Im November wird das Abgeordnetenhaus die Kom­missionsanträge beraten. Es liegt in der Natur der Sa­che, daß, da die Entscheidung von zwei oder drei Persön­lichkeiten abhängen wird, eine Vorhersage des Votums sich verbietet, selbst wenn man zu wissen glaubt, wie es «usfallen wird. Mit untrüglicher Sicherheit läßt sich

^ nur das Voraussagen, welche Wirkung in jedem der beiden : Fälle eintreten wird. Im Fall der Annahme der Ver­fassungsrevision werden ruhige parlamentarische Verhand­lungen vorwiegend über wirtschaftliche Fragen und ruhige Neuwahlen kommen, ohne daß Leblosigkeit oder Ver­drossenheit zu besorgen wäre. Im Fall des Scheiterns wird eine Bewegung durch das Land Württemberg gehen, wie sie diejenigen, die heute im politischen Leben stehen, noch nicht erlebt haben. Die Frage,wozu braucht der Adel Vorrechte im zwanzigsten Jahrhundert?" wird ein Kampfruf werden, der mit elementarer Gewalt durch die Städte und Dörfer geht. Das Verlangen eines Rück­griffs auf das Gesetz von 1840, mit dem die Fraktion der Volkspartei diesen Sommer allein stand, wird Tau­sende von Anhängern haben, sodaß ihm auch eine Mehrheit im Abgeordnetenhaus künftig nicht fehlen wird. Die De­mokratie und der fortgeschrittene Liberalismus würden nach dem abermaligen Mißlingen des Verfassungsver­suchs, zumal angesichts ihrer ehrlichen Mitarbeit, ein so erschlossenes Verständnis ihrer politischen Forderungen in der Wählerschaft finden, wie sie nur wünschen können, l Was das Parteiinteresse betrifft, werden sie also keinen s Grund haben, die Situation zu beklagen.

^ Die volkswirtschaftliche Kommission der Ab- ! geordnetenkammer beschloß in ihrer heutigen Sitzung, die ! Eingabe um eine Bahn von Rottweil nach Dunntngen der ! R°gter»ng zur Kenntnisnahme zu übergeben; den nämlichen l Beschluß faßte die Kommission hinsichtlich des Gesuchs um ! eine Bahn von Brötzingen nach Marxzell, während man sich bei dem Gesuch um eine Bahn von Gmünd nach Gschwend ! (Anschluß an die Kocher- und Murrtalbahn) auf Uebergang ! zur Tagesordnung entschied. Bezüglich der gewünschten Verbindungsbahn Rottweil-Balingen wurde ein Antrag des Berichterstatters Henning angenommen, der dahin geht, die Rottweiler Eingabe als erledigt zu betrachten, nachdem die Regierung den Bau der Teilstrecke von Balingen nach Schömberg als erstes Glied der künftigen Verbindungsbahn Rottweil-Balingen für die nächste Finanzperiode ins Auge gefaßt hat. Die nächste Sitzung der Kommission findet vor­aussichtlich Ende November statt.

^ Gegen die geistliche Schulaufsicht. Der demo- l krattsche Kandidat bet der Landtagsersatzwahl in Tuttlingen,

, S t o r z - Hetdenheim, forderte fachmännische Schul- ! aufs icht. Er fand in einem Orte für diese Forderung ! die Unterstützung des evangelischen Pfarrers. Dieser be- ^ dauerte in einer kurzen Rede, daß nicht alle Bürger des ^ Ortes anwesend seien, um zu hören, was er sage, nämlich: die geistliche Schulaufsicht gehört abgeschafft!" Und zwar um der Kirche und des Pfarrers, um der Schüler und des Lehrers willen. Er begründete seinen Standpunkt und er­zählte, daß er in einem Erkrankungsfall des Lehrers einmal einige Zeit Schule gehalten habe. Er sei ihm recht schwer angekommen, weil er das Schulhalten nicht gelernt habe. Da sei er dann zu dem alten Lehrer gegangen und hätte sich von diesem Anleitung geben lassen. Damals sei er immer mehr zu der Einsicht gekommen, daß man doch nicht etwas beaufsichtigen könne, was man so wenig verstehe, und wie könne man vollends, was doch zur Aufsicht gehöre, Winke geben, damit Mangelndes besser werde, wenn man's selbst nicht besser könne._Beob."

Stuttgart, 30. Okt. Im Gartensaal des Hotels Textor hielt letzte Woche der Bund für Vogelschutz seine jährliche Generalversammlung, in der nach Begrüß­ung durch die Vorsitzende, Frau Kommerzienrat Hähnle, zunächst durch Forstamtmann Dr. H ähnle der Jahresbe­richt zur Kenntnis gebracht wurde. Demselben ist zu ent­nehmen, daß der innere Ausbau des Bundes nun für eine Reihe von Jahren als abgeschlossen betrachtet werden kann. Der Bund umfaßt zurzeit 8160 Mitglieder, wovon rund 700 im letzten Jahr neu hinzugekommen sind. Er­freulich sei die Wahrnehmung, daß die Bestrebungen des Bundes in immer weiteren Kreisen Verständnis finden. Vollendet wurde im verg. Jahr die Vogelschutzanlage in Riedlingen, die verspricht, eine Zierde der Gegend und ein Vogelparadies zu werden. Aus der Tätigkeit des Bundes ist weiter zu erwähnen die Durchführung der Agitation gegen den Vogelmassenmord in Italien, die Eingabe des Bundes beim Reichstag um Verbot des Krammetsvogel- fangs und die freundnachbarliche Fühlungnahme mit dem österreich. Reichsbund für Vogelschutz. Der Bund setzte im verfl. Jahr 2131 Nistkästen und 587 Futterhäuschen ab. Aus dem hierauf von Herrn Herm. Hähnle vor­getragenen Kassenbericht war ersichtlich, daß der Bund für seine Schützlinge auch im verfl. Jahre erhebliche Aufwendungen gemacht hat; so wurden allein für Schaff­ung von Nistgelegenheit 1000 Mark, für Verbreitung der Vogelkunde 1800 Mark, für Vertilgung von Raubzeug 300 Mark usw. ausgegeben. Insgesamt belaufen sich die Ausgaben auf rund 0000 Mark, denen einschließlich einer Stiftung von 5000 Mark, 3600 Mark Mitgliedsbeiträgen und 600 Mark an Geschenken, 12 700 Mark Einnahmen entgegenstehen. Das Bundesvermögen ist damit auf 8000 Mark gestiegen. Rechenschafts- und Kassenbericht wurden genehmigt. Bei den Wahlen wurde wiederum Frau Kommerzienrat Hähnle zur 1. Vorsitzenden, Prof. Dr. Müller zum stellv. Vorsitzenden, Mittelschullehrer Baß zum Schriftführer und Frau Oberfinanzrat Schüler zur Kassierin gewählt. Nach Erledigung des geschäftlichen Teils hielt Mittelschullehrer Baß noch einen beifällig auf­genommenen Vortrag überMerkwürdige Bäume in Württemberg und deren Erhaltung". Der Redner wies dabei darauf hin, wie die Erhaltung solcher Naturdenk­mäler, die meist entweder von der Sage lieblich umwoben, oder über deren Kronen ein ereignisreiches Stück fried­licher oder kriegerischer Geschichte unseres Volkes dahinge­rauscht ist, eine erste Pflicht der Bestrebungen zur Pflege des Heimatschutzes sein soll. Eine ganze Reihe von Bei­spielen solcher Denkmäler führte der Vortragende nament­lich an, darunter auch unsere Geißeiche. Eine reiche Sammlung Zeichnungen und Photographien führten zahl­reiche solcher merkwürdigen Bäume im Bilde vor. All' das reiche Material, das der Redner über die merkwür­digen Bäume Württembergs aus Stadt und Land schon zusammengetragen, gedenkt er in einem württembergischen i Baumbuch für alt und jung festzuhalten, damit auch auf diesem Gebiet die Gefühlswerte, die trotz unseres ma­

teriellen Zeitalters im Volksherzen verborgen sind, er­halten werden. An den Vortrag schloß sich noch eine gemütliche Unterhaltung an, in der es nicht an Dankes­worten gegen den Vortragenden fehlte, die dieser dann durch Vorlesung einiger hübscher Proben aus seinem Baumbuchmaterial vergalt.

Stuttgart, 1. Nov. In Abgeordnetenkreisen ver­lautet, daß der Wiederzusammentritt des Landtags un­gefähr zusammenfallen werde mit der Einberufung des Reichstags, die bekanntlich aus den 28. November fest­gesetzt ist. Der von Direktor v. Kern erstattete Bericht über die Gemeinde- und Bezirksordnung liegt jetzt im Druck vor und ist den Kommissionsmitgliedern der 1. Kam­mer zugestellt worden.

Auf dem Güterbahnhof in Stuttgart hängten sich ein Ankuppler und ein Hilfswärter an eine Rangierma­schine. Beim Ueberfahren einer Stellweiche wurden beide vom Weichenhebel erfaßt und abgeworfen. Der eine er­litt einen Rippenbruch und wurde ins Katharinenhospital verbracht. Der andere, der eine Bauchquetschung erlitt, wurde in seine Wohnung überführt.

Das Kind des Bäckers Rieth in Reutlingen ist an den Folgen der Rauchvergiftung gestorben. Die Wärterin hatte ein Bettstück zu nahe am Ofen aufgehängt. Dasselbe geriet in Brand, und als es bemerkt wurde, war das Zimmer bereits ganz von Rauch gefüllt.

Auf einem Hof bei Leonberg stahl der Knecht Schmitt einem Kollegen über 200 Mk. und wollte da­mit nach Amerika flüchten; in Hamburg erfolgte jedoch seine Festnahme.

Aus Laudenbach wird berichtet: Die Sektion bei dem wieder ausgegrabenen Kind, welches infolge Miß­handlung gestorben sein sollte, ergab, daß der Schädel am Hinterkopf gänzlich zertrümmert war. Der Mann, der Stiefvater des Kindes, wurde verhaftet.

KeeichissaaL

Stuttgart, 31. Okt. Wegen Vergehens gegen das Nahrnngsmittelgesetz wurde heute vor dem hies. Schöf­fengericht der Wirt G. Burkhardt von Gablenberg zu 50 Mark und seine Ehefrau zu 30 Mark Geldstrafe ver­urteilt. Sie waren angeklagt, in den Jahren 1004 bis 1005 das von dem Hahnen der Bierfässer abgetropfte Bier in Gläsern gesammelt und zum Ausschank an Gäste ge­bracht zu haben. Der Wirt hat außerdem verschiedent­lich Weinflaschen mit Most nachgefüllt. Von der Ver­fügung der Veröffentlichung des Urteils nahm das Ge­richt Abstand, da es das erstemal ist, daß die Betreffenden bestraft werden.

Freudenstavt, 1. Nov. Wie derGrenzer" hört, wird in dem Prozeß Nestle-Hartranft Berufung beim Oberlandesgericht gegen das Urteil vopi 30. Okt. eingelegt werden.

AerMischLcs.

Der Alkohol -ei Krankenbehandlung, lieber die vielumstrittene Frage der Verwendung des. Alkohols bei der Krankenbehandlung, eine Frage, die besonders für die Krankenkassen von großer Bedeutung ist, liegt von Prof. Dr. Romberg-Tübingen folgendes Gutachten vor: Es scheint dem Verfasser zunächst nicht zweckmäßig, die Verordnung alkoholischer Getränke (Wein, Champagner, Kognak) völlig zu verbieten. Ihre Anwendung solle in den Fällen gestattet sein, bei denen sie nach Art eines Medikaments wirken. Dagegen empfiehlt es sich, ihre Anwendung auf Rechnung der Kasse zu untersagen, wenn sie nur als Genuß- oder Kräftigungsmittel verwendet werden. Man mag prinzipiell in der Alkoholfrage, heißt es in dem Gutachten, den Standpunkt der Abstinenten oder der Temperenzler einnehmen, oder der Antialkohol­bewegung neutral gegenüberstehen, so kann doch praktisch eine Verpflichtung der Kasse, ihren Kranken ein Genuß­mittel zu liefern, nicht anerkannt werden. Die Annehm­lichkeit, welche der Genuß zahlreichen Kranken bietet, kann keinen Grund dafür bilden, die Mittel der Kasse so be­deutend in Anspruch zu nehmen, so sehr das subjektive Gefühl der Anregung und Kräftigung vom humanen Standpunkte den Kranken zu gönnen ist. Aber die al­koholischen Getränke unterscheiden sich darin nicht von anderen Genußmitteln, z. B. Tabak, deren Verordnung auf Kosten der Kasse überhaupt nicht diskutiert werden kann. Ebensowenig sei der Gebrauch der Alkoholika als Kräftigungsmittel z. B. bei chronischer Unterernährung, bei Blutarmut, bei nervösen Erschöpfungszuständen auf Rechnung der Kasse berechtigt. Die Kranken werden in allen derartigen Fällen durch Anordnung einer entspre­chenden Ernährung, die neben den genügenden Mengen Eiweiß reichliche Kohlenhydrate und wenn möglich Fett enthält, durch Anordnung entsprechender Ruhe rascher gefördert, als durch die Verabfolgung alkoholischer Ge­tränke. Nicht entbehrlich seien dagegen die alkoholischen. Getränke in einer gewissen, allerdings ziemlich keinen Zahl von Krankheitsfällen, in der sie als Medikament wirken, speziell bei schweren Störungen der Herztätigkeit.

Der englische Henker.

Ans London wird gemeldet: Billington, der englische Henker, starb am Samstag, nachdem er erst zwei Jahre lang das Amt des Oberhenkers bekleidet hatte. Er war Barbier von Beruf und folgte seinem Vater in dem Henkergeschäft. Er pflegt oft zu versichern, daß ihm sein Henkerberuf ganz angenehm sei und daß ihm das Hän­gen eines Menschen nicht das geringste unangenehme Ge­fühl verursache.

» * >»

Anwaserdenkt. Onkel:Ich hoffe, daß du Entsprechend meinen Anweisungen leben wirst!" Neffe: (Student):Du meinst doch entsprechend deinen Postan­weisungen?!"

Kaudel und AslLswirlschaft.

Hetlbro««, >1. Okt. Obst- und Kartoffelmarkt an derWollhalle. Kartoffeln, gelbe S.»0-, - Mk., Wurstkartoffel» g qchz kO Mk. wnnuuw dovum 2.00-2 80 Mk. MostobH vom Odenwald 7.00 Mk., Tafelobst 12 bis 28 Mk. pro Zentner.