Die bisherige farbige Schutztruppe von 1500 Mann ko­stete 700000 Mark bei Löhnungssätzen von 244 bis 564 Mark für Gemeine und Gefreite.

Der deutsch-ainerrkartische Handelsvertrag.

In einem Interview, führte Reichskanzler Fürst Bülow gegenüber dem Berliner Vertreter derAsso­ciated Preß", Herrn Elmer Roberts, u. a. folgendes 'aus:

Wir machen ebenso wenig wie die Bereinigten Staa­ten nufere Handelspolitik nach starren Dogmen. Wir wollen die Interessen unseres Landes zur Geltung brin­gen und seinen wirtschaftlichen Bedürfnissen Rechnung tragen. Ter alte Zolltarif vom Jahre 1879 mit den da­ran im Laufe der Zeit vorgenommenen Aenderungen hat in Ansehung der Entwicklung des deutschen Wirtschafts­lebens unseren Interessen nicht mehr entsprochen und ins­besondere hat infolge der Verträge der 90er Jahre, die die Gewinnung der Auslandsmärkte in den Vordergrund stellten, die deuts ch e Landwirtschaft gelitten. Des­halb mußte auf die deutsche Landwirtschaft bei der Auf­stellung des neuen deutschen Zvlltarifes vom 25. Dezem­ber 1902 besonders Rücksicht genommen werden. Es be­steht für die kaiserliche Regierung die Notwendigkeit das fetzt bestehende Abkommen auf den 1. März 1906 zu kün­digen. Der kaiserliche Botschafter Freiherr Speck von Steruburg, der in den nächsten Tagen auf seinen Posten nach Washington zurückkehrt, wird der amerikani­schen Regierung entsprechende Vorschläge vorlegen. Un­sere Anträge werden sich aber in nach unserer Ansicht durchaus erfüllbarem Rahmen halten und wir werden sicherlich mit keiner Forderung an die amerikanische Re­gierung herantreteu, die ein Lebensinteresse des dortigen Wirtschaftsorganismus verletzt. M ir s ch eiut, d d ie Interessenten aus beiden Seiten bald ihre Wünsche zu hoch spannen, bald in ihren Befürcht­ungen zu weit gehen. Auch kennen und berücksichtigen sie die Verhältnisse auf der anderen ^-eite nicht durch­weg genügend. Tie beiden Regierungen sind eher in der Lage, das Mögliche und Erreichbare abzumessen. Wir glauben daher zuversichtlich, daß sich zwischen dem ame­rikanischen und dem deutschen Standpunkte durch Ent­gegenkommen von beiden Seiten ein gerechter und billiger Ausgleich finden lassen wird.

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Die internationalen Truppen in China.

DerLtandard" teilt mit, daß der Vorschlag Deutsch­land s, die i n t e r n a t i o n a l e n T r u p p e n aus Tschili zurückzuziehen, dem Auswärtigen Amte in London am letzten Dienstag mitgeteilt worden sei und sich nur auf die Eisenbahuwachen, nicht auf die Gesandtschaftswache (in Peking) beziehe. Es sei noch zweifelhaft, ob der deutsche Vorschlag in London oder Japan eineZusage erfahren werde. Die englische und die j a p a nis ch e Re g i ern n g wer­den, wie derStandard" weiter mitteilt, sich in eingehen­der Weise miteinander ins Einvernehmen setzen, bevor sie irgendwelche Schritte tun.

Das Wolffsche Burean meldet hierzu: Nach Erkundig­ungen an amtlicher Stelle teilte der japanische Mi­nister des Auswärtigen bereits unter dem 28. Oktober dem kaiserlichen Gesandten Grafen Arco schrift­lich mit, daß der Kaiser von Japan der Zurückziehung der Truppen der vereinigten Mächte aus Tschili mit Aus­nahme der Gesandtfchaftswachen gern zustimmt. Die ja­panische Regierung wurde beauftragt, die Fristen und son­stigen erforderlichen Maßnahmen mit Deutschland und den übrigen beteiligten Mächten zu vereinbaren.

In China scheint die Nachricht bei den dortigen Europäern Besorgnisse hervorzurufen. Ans Tientsin wird nämlich gedrahtet: Die Nachricht über die Anreg­ung des deutschen Kaisers behufs Zurückziehung der europäischen Truppen wirkt in Tientsin deprimierend, ge­rade jetzt, da man hier die Besatzung wegen Attentate Und der Erregung des Volkes für sehr nötig hält. Von überall kommen Gerüchte über Unruhen.

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Italien will kein Zentrum. Der Frkf. Ztg. wird aus Rom berichtet: Der Versuch, den deutschen Volks­verein und die Zentrums-Organisation in Ita­lien einzuführen, ist kläglich gescheitert. Der Or­ganisationsentwurf des vom Papst ernannten Triumvirates ist von den Lokalvereinen abgelehnt worden. Hauptsäch­lich mißfiel, wie vorauszusehen war, die allzustraffe Zen­tralisation. Man ist jetzt allgemein gespannt darauf, wie der Vatikan sich aus der Affäre ziehen wird. Die Oktroyierung einer Organisation ist undenkbar.

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Bor der Königswahl. In der Dienstag-Abend­sitzung des Storthings wurde der Antrag der zehn Stort- hingsmitglieder auf Volksabstimmung über die zukünf­tige Staatsform mit 86 gegen 30 Stimmen abge­lehnt; sodann wurde ein Antrag Foß, wonach eine Volks­abstimmung stattfinden sollte, ehe man sich an den Prin­zen Karl von Dänemark wende, mit 84 gegen 32 Stim­men abgelehnt; schließlich wurde mit 87 gegen 29 Stim­men der Regierungsvorschlag angenommen, nach welchem die Regierung ermächtigt wird, mit dein Prinzen Karl von Dänemark darüber zu verhandeln, daß er die Wahl als König von Norwegen unter der Voraussetzung annehme, daß das norwegische Volk durch eine Volks­abstimmung seine Zustimmung zu dem Beschluß des Stort- hings und der Regierung giebt.

Tages-ßyronik.

Berlin, 31. Okt. Der Vorstand des Deutschen tag es wurde heute mittag vom Reichskanzler Fürsten Bülow, in Sachen der Fleischnot empfangen.

Berlin, 31. Okt. Jeneral Trotha wird mit seinem Stab am 12. Dezember von Deutsch-Südwestafrika in Ham­burg zurückerwartet.

Berlin, 1 . Nov. Das B. T. erfährt über den gest­rigen Empfang des Vorstands des deutschen Städtetags beim Reichskanzler: Die einzelnen Mitglieder der Depu­tation legten die durch die Steigerung der Fleischpreife in ihren Ländern herbeigeführten Verhältnisse und die durch dieselben hervorgerufene Mißstimmung der Bevöl­

kerung dar. Der Reichskanzler betonte die Ueberein- stimmung aller Mitglieder der Deputation, erörterte de­ren Ausführungen eingehend und versprach, dieselben in ernste Erwägung zu ziehen.

Berlin, 1. Nov. Die Re i ch s s ch ul ko m mi s s io n wird Anfang November d. I. mehrere höhere Lehranstalten im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin einer Re­vision unterziehen. Die Veranlassung hierzu soll die be­kannte Schrödersche Schrift gegeben haben.

Berlin, 1. Nov. DasBerl. Tagebl." behauptet, Fregattenkapitän Hiutze, der deutsche Marineattachee bei der Botschaft iu Petersburg, habe Dienstag mittag nach Abmeldung beftn Kaiser die Reise nach Petersburg an- getreteu. Alan darf anuehmen, daß Hintze mit Sonder­aufträgen vom Kaiser zum Zareu gesandt worden ist.

Bochum, 31. Okt. Der alte Bergarbeiter­verband beruft zwanzig neue Belegschaftsversammlungen ein mit der Tagesordnung: Sperrsystem, Arbeitsordnung, Ausschußwahlen. Der das Sperrsystem behandelnde Auf­ruf bezeichnet als einziges gesetzliches Mittel zur Einschrän­kung des starken Belegschaftswechsels den Abschluß von Tarifverträgen. Der Aufruf ermahnt am Schluß die Bergleute, auf die Stimme der Führer zu hören und keine Torheiten zu begehen.

Karlsruhe, 31. Okt. Im Wahlbezirk Bretten siegte A ch m i d (konservativ) mit 2712 gegen 2687 Stim­men, die auf Harsch (uatl.) entfielen. Der Irrtum ent­stand durch die offizielle Mitzählung von drei nicht zum Bezirk gehörigen Orten.

Mannheim, 31. Okt. Bei der heutigen Stadt- ratswahl wurden 7 Nationalliberale, 3 Demokraten, 1 Ulkramontaner und 1 Freisinniger gewählt. Im ganzen setzt sich der Stadtrat nunmehr zusammen aus 8 National­liberalen, 5 Demokraten, 4 Freisinnigen, 4 Sozialdemokraten und 2 Ultramontanen.

Mannheim, 31. Okt. Der verstorbene Stadtrat Herrschet hat der Stadt ein Vermächtnis von 500,000 Mark zum Bau eines Schwimmbades hinterlassen.

Wien, 31. Okt. Paul Döroulöde äußerte, als er die Nachricht von dem Amnestiebeschluß erhielt.Welche Freude und welches Glück, Frankreich wieversehen und ihm dienen zu können! Die Haltung des deutschen Kaisers ist bezeichnend. Frankreich muß alle guten Franzosen ohne Unterschied der Partei um die französische Fahne sammeln." Dtzroulöde wird heute abend über die Schweiz nach Paris abretsen.

Parrs, 31. Okt. Der König von Portugal wird sich nach seinem Besuch in Paris, öer bereits Ende November stattsindet, direkt nach Berlin begeben, um den Besuch des deutschen Kaisers zu erwidern.

Bukarest, 3l. Okt. Der englisch-rumänische Handelsvertrag ist abgeschlossen.

Tokio, 31. Okt. Die Mitglieder des diploma­tischen Corps hatten beim Kaiser eine Audienz nachgesucht, um ihn zum Abschluß des Friedens zu beglück­wünschen. Der Kaiser empfing sie heute Vormittag und lud sie nachher mit den Prinzen, den Staatsministern, Baron Komura und. anderen zur Frühstückstafel ein. Dies ist das erste Mal, daß der Kaiser das diplomatische Corps bei einer Gelegenheit, die nicht japanische Staatsangelegenheit ist zur Frühsikckstasel geladen hat.

Am letzten Samstag ließ der Söldner Schretzen- maier in Mündelaltheim 3 Stück Vieh auf der Weide ohne Aufsicht sich Herumtreiben. Die Tiere kamen so auf das Bahngeleise urH wurden vom Münchener Schnellzug überfahren. 2 Stück waren sofort tot, das 3. mußte geschlachtet werden. Die Maschine trug eine Be­schädigung davon und mußte in Oeffingen ausrangiert werden, wodurch der Schnellzug eine sftstündige Verspät­ung erlitt.

Aus Pforzheim wird berichtet: Am Montag nach­mittag 4 Uhr fanden Vorübergehende auf einer Sitzbank an der Huchenfelderstraße sitzend einen 82 Jahre alten ziemlich gut gekleideten Herrn mit blutenden Wunden an der rechten Schläfe. Neben ihm lag ein neuer Revolver. Der Mann, der trotz seiner vier Schußwunden bei Be­wußtsein war, erklärte, daß er sich aus Lebensüberdruß töten wollte, und bedauerte, nicht zum Ziel gekommen zu sein, da er statt Kugelpatronen nur Schrotpatronen erhalten hatte. Er wurde nach dem Krankenhaus über­führt.

In MöSbach b. Achern find bei einem Zimmerbrande die 3 Kinder der Zimmermannseheleute Bohnert er­stickt. Die Eltern befanden sich auf einer Hochzeit nnd hatten die Kinder allein zurückgelassen, wobei eines die Petroleumlampe umwarf.

Bankier Kraeger in Dresden wurde auf der Jagd vermutlich infolge eigener Unvorsichtigkeit erschossen.

An einem Neubau in Witten stürzte eine Giebelwand ein, wobei eine Person getölet und vier Personen schwer verletzt wurden.

Der in der Schnurgasse in Köln wohnende Ver­putzer Kommer, ein als roher und gewalttätiger Mensch bekannter Trunkenbold, kam Sonntag Abend nach Hause und wollte im Säuferwahn auf seine in einem Bette lie­genden Kinder mit einem Messer eindringen. Das älteste Kind, ein 15jähriges Mädchen, flüchtete und sprang aus dem Fenster der zweiten Etage auf die Straße hin­unter, wo es tot liegen blieb. Die anderen Kinder brachte man alsbald in sichere Obhut und übergab den Vater der Polizei.

Der nachmittags kurz nach 4 Uhr die Station Gau- Algesheim durchfahrende Schnellzug Köln-Frankfurt mußte plötzlich stark gebremst werden. Der Lokomotiv­führer gab außerdem das Notsignal, weil zwei Fuhr­werke auf dem offengelassenen Uebergang sich befanden. Durch das starke Bremsen wurde ein Ueberfahren von Leuten, Pferden und Wagen verhütet; die Lokomotive streifte nur eines der Fuhrwerke, dann ging die Fahrt weiter.

Infolge von Unvorsichtigkeit fiel ein Reisender aus einem Wagenabteil des gegen llü/4 Uhr vormittags die Station Leutersdorf passierenden Schnellzugs Frank­furt-Köln und erlitt solche Verletzungen, daß er nicht lange nachher starb. Der Verunglückte hatte sich mit dem Rücken gegen die Tür des Abteils gelehnt, wodurch wohl die Klinke herabgedrückt und die Tür geöffnet worden ist.

Zu dem Eisenbahnunglück bei Langenhagen iw .Hannover ist noch mitzuteilen, daß von den vier Schwer­verletzten drei heute im Krankeuhause ihren Brand- w u u d e n erlegen sind, nämlich die Haushälterin Ahrens, der Arbeiter Heine und der Arbeiter Bostel. Somit hat die Katastrophe fünf Menschenleben gefordert. Die Hann. Presse fordert angesichts der Gefahren des Betriebs auf eingleisigen Bahnen energisch den Ausbrau der Strecke Haunover-Soltau als Bollbahn.

In der Wohnung eines Klempuermeisters in Mül­heim a. d. Ruhr wurde die gesamte Familie anscheinend infolge Einatmens von Gas bewußtlos aufge- fundcu, dazu die Schwiegermutter und Schwägerin des Ehepaares, die bei letzterem auf Besuch weilten. Sämt­liche Personen wurden ins Hospital gebracht. Die Schwie­germutter schwebt iu Lebensgefahr.

Der Lehrling eines Krefeld er Geschäfts ging mit einem Scheck von 7000 Mark durch. Ferner sind drei junge Leute flüchtig geworden, von denen einer der Jnn- uugsbank. bei der er tätig war, 1000 Mark mituahm.

Auf dem Wege von Pieschen nach Kajew (Po­sen) wurde die Leiche des 63jährigen Arbeiters Sadlowski ans Pleschen gefunden. Nach dein Sachbefund liegt Mord vor. Der Täter wird unter den Arbeitskollegen des Er­mordeten vermutet.

Das Helsingborger Dagblad meldet, daß der Ham­burger Dampfer Brietzig den Kapitän des schwedischen Dampfers Johann, sowie den Zimmermauu dieses Dampfers und den Zimmermann des Rigaer Schoners Antares au Land gesetzt hat. Diese beiden Schisse wa­ren am Freitag bei Blyth zu s a m m e n g est 0 ß e n. Der Dampfer Johann sank innerhalb 5 Minuten. 21 Män­ner und zwei Frauen sind dabei ertrunken. Der rus­sische Schoner ist mit 8 Mann seiner Besatzung wahr­scheinlich ebenfalls n n t e r g e g a n g e n. Der Zusammen­stoß fand bei klarem Wetter statt. Die Ursache ist nach Angabe des .Helsingborger Tagblads darin zu suchen, daß die'Backbordlaterne des russischen Schoners ausgelöscht war.

Die Anrrchcn in Archkand.

Der Eindruck des Manifestes.

Tie bis jetzt aus Rußland vorliegenden Nachrichten lassen noch kein sicheres Bild über die Aufnahme und Wirk­ung des Zarenmanisestes erkennen. Der erste Eindruck war jedenfalls überall ein günstiger, nachher kamen aber dann Bedenken und Zweifel, die von den Radikalen noch geschürt wurden. Auffällig ist vor allem, daß unter allen gewährten Freiheiten und Reformen die wichtigste, die Preßfreiheit, fehlt. In Petersburg war man zunächst sehr entzückt.

Die Petersburger Stadtduina beschloß nach Ver­lesung des Manifestes, dem Kaiser zu telegraphieren: Die Petersburger Stadtdnma bewillkommnet mit Entzückendie Airkündigung der erwähnten Freiheit, fest vertrauend Ruf die lichte und große Zukunft un­seres teuren Vaterlandes. Hurra dem Kaiser des freien Volkes!" Auf den Bahnlinien Moskau-Pe­tersburg, Moskau-Kasan nnd Moskau-Archangelsk ist der Ansstand beendigt.

Moütag Vormittag fand in Petersburg eine groß­artige Kundgebung vor der Kasanka-Kathedrale statt. Eine große Volksmenge zog mit roten Fahnen dort­hin, überall begrüßt von dem Publikum, welches die Mü­tzen schwenkte; die Schutzleute salutierten, aus den Fenstern und von den Balkons wurde mit Tüchern geweht. Ein Offizier hielt eine Rede und wurde zum Zeichen der Zustimmung in die Höhe gehoben. Hierauf zog die Menge weiter. Ein sozialdemokratisches Mani­fest fordert die Arbeiter auf, im Kampf für die Freiheit nicht nachzulassen.

In Odessa und Warschau herrschte große Be­geisterung. Das hielt aber die Beamten der Warschau- Wiener Bahn nicht ab, im Ausstand zu verharren und die radikale Agitation erklärt die gemachten Zugeständnisse für ungenügend.

Außer Telegrammen über einen günstigen Eindruck des Manifestes in der Provinz laufen auch Nachrichten über sin ruhen und Zusammenstöße mit den Truppen ein, die feuerten, so in Kasan, Kischinew und Pul- tawa. In Pultawa, wie auch in Bialystok versuchte die Menge in das Gefängnis einzudringen, wobei es Tote und Verwundete gab. Infolge der Odessaer Unruhen ist der Dampferverkehr zwischen Odessa und Sewastopol un­terbrochen. In Riga dauert der Ausstand fort.

Der Eindruck im Ausland.

Die Versprechungen des Z arenmanifests werden von mehreren Berl. Abendblättern ziemlich skep­tisch aufgefaßt. Die Nordd. Allg. Ztg. äußert sich mit keinem Wort über das Manifest.

König Viktor Emanuel sandte ein Telegramm an den Zaren, worin er ihn zu dem Erlaß des Mani­festes beglückwünscht.

Wittes Sieg über Pobjedonoszew.

Das Haupt der russischen Reaktion ist gestürzt. Der Oberprokurator des heiligen Synods, Pobjedonoszew, hat seine Entlassung eingereicht. Minister v. Witte empfing die Chefredakteure aller Petersburger Blätter bei sich und sprach die Bitte aus, auf die ö f- fentliche Meinung einzuwirken und ihn bei seinem schweren Werk zu unterstützen. Die Redakteure forderten darauf die Entlassung Trepows, die Entfernung des Militärs aus den Straßen und die Bildung einer Bürgermiliz. Witte antwortete, Trepow würde glücklich sein, von seinem Amte zurück­treten zu können. In der Hauptstadt und vielen Provinz­orten fanden begeisterte Kundgebungen aus Anlaß des Zarenmanifestes statt.

Ein Bericht Wittes.

Die Petersburger Telegraphenagentur veröffentlicht einen Bericht Wittes, auf den der Kaiser die Betnerkung gesetzt hat:Zur Richtschnur zu nehmen." Witte erörtert darin die Lage Rußlands und sagt, die Haupt­aufgabe der Regierung bestehe in der normalen und ge­setzlichen legislativen Ausarbeitung der Fragen, welche die Gleichheit aller Russen vor den Gesetzen ohne Unterschied der Religion und der Nationalität betreffen. Dann stellt