M; Sladl ii»d Lluü.

E«lm, den -7, Januar 1920.

Bolk»sch»ldie«ftPrüfuu«.

',<>>) Grund der im Dezember ISIS abgehaltene» Prüfungen sind z:r unständige» Verwendung im Volkrschuldienst für befähigt erklärt werden: FaaS, Ott» von Liebenzell, Krauß. Richard von t ei'sheim, Waidelich, Georg von Oberkollwangeu.

Erledigte Obrramt»stratze«meisterst«ke in Cslrv.

Die neu errichtete Stelle soll auf 1. April 1920 mit einem Techniker besetzt werden. Anfangsgehalt 4200 steigend alle drei Jahre um 400 »ik. bi» zum HLchstbetrag von 7000 -F. Hiezu kom- i n noch Teuerung», und Kinderzulagen. Bewerbungen sind bis 10 Januar beim Obermut etnzureichen.

s rihnachtsfeier de» GeWerkschasts-KavteNs Cskrv.

Am vergangenen Sonntag hielt»» die Bereiniaten Freien Gewrrkschaste« tmBad. Hof" ihre erst« Weihnachtsfeier. Lange vor Beginn der Feier war der groß» und klein« Saal dicht besetzt, die Galerie mit Kindern überfüllt, so das; eine groß« Anzahl später Kommender umkehrrn »rußte. Vorstand F. Bischofs begrüßte die Anwesenden mit dem Hinweis, das; diese Feier die erste sei, die das Kartell veranstalten konnte. Das Völkermorden sei wohl beendet, aber noch seien dis Zeiten schwer, doch sei es mrch nicht zu verwerfen, wenn man sich ein­mal auch zu einer geselligen Veranstaltung zusammenfmde. Wenn möglich, werde seitens des Kartells auch ferner für ge- s llig« Zusammenkünfte gesorgt. Mehrers flott gespielte Lr'usi kstücke der Stadtkapelle wechselten mit Männer- ä ören. Der Gesangverein Konkordia unter Leitung I ines rührigen Dirigenten, Hauptlehrer Lehn er, hatte sich zur Mitwirkung bereit erklärt und brachte denFremden­legionär",Unser Lied" undElslein von Taub" zu Gehör, die zwei ersten schwierigen Chöre mit besonderer Bravour, das Quartett des Vereins sang seK ansprechendHeut ist heut". Zwei Theaterstücke,Die wilde Toni" undUfm Rat­baus z'Vierebach", wurden von den Darstellern flott gespielt und ernteten stürmischen Beifall. Eine Tabenverlosung brachte eine Anzahl schöner Gegenstände für die glücklichen Gewinner. Am Schluffe dankte der 2. Vorsitzende, May, berzlichst allen denen, die zum schönen Gelingen dieser Feier ' »getragen hätten und forderte die sangeslustiaen Gewerk­schaftsmitglieder zum Beitritt in dieKonkordia^ auf. Nach weiteren Ausführungen schloff Redner mit einem Appell an die Einigkeit der Arbeiterschaft in den kommenden schwere» Zeiten die gut verlausen« Feier. m.

Weihnachtsfeier des/MMtärversins.

Der nach lebhafter Erörterung infolge Ausschutzbefchlnsses nunmehrVeteranen- und Militörverein Calw" genannte Mili­tärverein hat am Montag abend im vollbesetzten Festsaale des Easthofes zumBadischen Hof" seine Weihnachtsfeier abgehalten. Der Vorstand, Herr Metzgermeister Schnaufer, begrüffte um 8 Uhr nach dem Verklingen der stimmungsvollen IntroduktionStille Nacht, heilige Nacht" die Erschienenen und '»dachte hierbei in wohlaesetzter Rede der deutschen Toten und r noch in Gefangenschaft schmachtenden Kameraden. Den asikaliscken Teil des Abends hatte Herr Musikdirektor Frank it seiner gut besetzten Kapelle übernommen und ausgezeichnet -rchgeführt. Sowohl in den klastischen wie in den modernen veile» zeigte sich die gute Schulung, die sie durch ihren Leiter erfahren, besten tonlickes und rhythmisches Gefühl sich so leicht den Mitwirkenden mitteilte. Ein Männerchor, der ebenfalls unter der Leitung des Herrn Frank stand, bot einen Strauß schöner vaterländischer Lieder, die gleich den Tonltücken großen Anklang fanden. Eine abgerundete, sehr schöne Leistung war insbesonders dasReiterlied", das mit tiefem Gefühl Herzlicker Innigkeit vorgetraqen wurde. Als Einleitung des zweiten reiles zeigte die Dortragsfolge die Festrede des Bezirrsobman- nes. Herr Dekan Zeller tat in gemütbewegenden Worten den Lauschenden dar, daß trotz Sorge und Not auch der Vete­ranen- »nd Militärverein, dem es nun auf weite Zeiten hinaus versagt fei, nationale Feste zu. begehen, Weihnachten feiere, daß Freude gerade in den betrübendsten Zeiten notwendig fei. Wo ein Christbaum glämt, weht Poesie, klingt heil'ge Poesie von Bethlehem, bestenEhre sei Gott" auch beute trotz des Verlierens des Weltkrieges in Deutschland erklingen müsse, irotz des traurigen Friedens, besten Gemisch: Schmach. Unter­drückung und Hobn znsammenzubrauen, der unerbittliche Feind über ein Jahr gebraucht habe. Auf, deutsches Volk, zur Arbeit, zu reger, fleißiger Arbeit, zum Neuaufbau des inneren Men­schen. der Ideale, des Mannesmutes, des Vaterlandes' Keine Selbstrerfleischung. weg mit den Wahnideen! Es wird eine Zeit kommen, da deutsches Mort und deutsche Tat wieder Gel­tung haben. Dann ermahnte der Redner eindringlichst, die Tap'eren, die in Heister Vaterlandsliebe ibr Herzblut her­gegeben, ferner die Witwen und Waisen nickt zu vergessen. Dank und Treue den Helden und ihren Führern, die unbesiegt vier lange, glorreiche Jahre hindurch die gewaltige Feindesschar in Schock gehalten baben. von denen ein ehrlicher Franzose sagte:Sie sind nicht geschlagen worden". Im Verlaufe seiner mitunter zur Wuchtigkeit sich steigernden Worte gab der Fest- rednerffeine Freude darüber kund, daß die deutsche Einheit ge­wahrt und den Schwaben das schwarz-rote Banner blieb. Er gedachte der vielen Brüder, die mm durch den Friedensschluß feindlichen Staatskörpern einverleibt würden. Den Anwesen­den legte er ans Herz, nickt auf die unsinniaen Worte zu hören, die Kriegervereine batten jetzt keine EMenzbereckti auna. keinen Zweck mehr. Gerade jetzt missten diese Körper­schaften es fick angelegen sein lasten, die Freude an der Heimat, die Liebe zum Vaterlands wieder zu wecken und zu pflegen. Das muß und wird unlere Lolnng sein:.Nie davon sprechen, stets daran denken!" Dielen Ausspruch der Franzosen wollen wir beherzigen, stets ein flammendes deutsches Nationalgefühl baben. in untere Kinderheimen beil'ge, glühende Liebe zum Vaterlands pflanzen. Zum Sckluste gab der Redner der Ha­uung Ausdruck, daß Deutschlands kritischste Stunde nunmehr überwunden sei und Gott uns dereinst wieder eine reckte W-ih- nacktsfreude sonder Corae und Kummer, eine deutsche Weih- nackt bescheren möge. Ank Aufforderung des Redners into­nierte di« Kapelle das Lied:Ich batt' einen Kameraden", das die Anwesenden znm ehrenden Gedächtnis an die Gefal­lenen sanaen. Reichen Beifall lösten die herrlichen, herzerfri­schenden Morte des Bezirksabmannes aus, denen die Erschie­nenen aufmerllamst mit hohem Herzen folgten. Der Bor- Zand dankte ihm im Namen der Anwesenden. Kamerad Ober- nmtsdiener Fischer gab daran? ein ansprechendes H»morist>- kum zum Besten. In seinem Schlußworte zollte der Vorstand allen Mitwirkcnden seine Anerkennung und stattete ihnen den Dank des Vereins abk.

Immer noch die NeujahrsnachMandale.

Aus Dobel (OA Neuenbürgs wird berichtet, daß in der Reujahrsnacht eine Horde unreifer Burschen mit Handgranaten und scharfer Munition sinn- und planlos zu schießen begann. Diele Häuser bebten, die Fensterscheiben klirrten. Kugeln be­schädigten die Dächer, auch die Tetegraphenleituug wurde zer-

Amtiichs BLLmmtmachungstt.

Obexamt Calw.

' Schlachtung von Ziegen.

Die Schlachtungen von Ziegen nehmen in letzter Zeit eine im Interesse der Milchversorgung bedenkliche Ausdehnung an. Es ist daher Veranlassung gegeben, darauf hinzuweisen, daß »Sittiche Ziegen grundsätzlich nicht geschlachtet werden dürfen und Ausnahmen von dem Schlachtverbot nur durch die Orts­vorsteher in besonderen Fällen durch Ausstellung eines Frei- gabejchem» beim Dorliegen eines dringenden wirtschaftlichen Bedürfnisses zugelasten werden dürfen. Ein solches Bedürfnis, kann im allgemeinen nur angenommM werden, wenn die Ziege sich in einem Zustand befindet, der ihre Erhaltung für Nutz­oder Znchtzweckr nicht als erwünscht erscheinen läßt.

Der Freigabrschein ist bei jedem Besitzwechsel gleichzeitig mit dem Tier zu übergeben, und vor der Schlachtung dem FleischLeschauer vorzulegrn. Bei Versendung der Tiere nach außerhalb, insbesondere mit der Post oder der Eisenbahn ist eine Mehrfertigung des Freigabescheins den Versandpapieren anzuschliehe».

Die Herren Ortsvorsteher werden ersucht, Vorstehendes als­bald ortsüblich bekanntzumachen und die Einhaltung der Vor­schrift durch die örtlichen Polizeiorgane überwache» zu lasten.

Die Landjäger werden beauftragt, der Sachs gleichfalls Augenmerk zu schenken und Zuwiderhandlungen alsbald zur Anzeige zu bringe».

Calw, den 31. Dez. 1919. Ob*v»«iL«»>m: Eös.

Ober amt Calw.

Entschädigung der FleischLeschauer bei Hattoschlachtung««.

Für die Mitwirkung bei HausMachtunge» konnte der FleischLeschauer vom HaussHllichtsr außer etwaigen Reisekosten seither eine Entschädigung von 1 bei Schweinen, Kälbern und Schafen und 3 -K bei Rindern erheben. Entsprechend dem Vorgang bei den Fleisckbeschaunebühren ist durch Anordnung der Flerschserjorgungssielle für Württemberg und Hohenzolleru eine Erhöhung dieser Entschädigung verfügt worden, und zwar bei Schweinen, Kälbern und Schafen 2 ^l, bei Rindern auf 0 ^L. Die Erhöhung tritt sofort in Kraft.

Den !>. Jcknuar 1920. Obesamtmamn: Eös.

Bekanntmachung der Gegenstände, die als lebenswichtig im Sinne der verschärfte» Strafbestimmungen für verbotene Ausfuhr anzusehen sind.

Vom 27. November 1910 (RGBl. S. 1919.).

^ In Ausführung des Artikels ll 8 3 der Verordnung über Sondergerichte wegen Schleichhandel und Preistreiberei (Wu- chsrgerichte) vom 27. November 1919 (RGBl. S. 1969) werden folgend« Gegenständ« als lebenswichtig im Sinne der verschärften Strafbestimmungen über verbotene Ausfuhr be­zeichnet:

1. Lebens- u. Futtermittel aller Art einschließlich Sämereien:

2. Pferde, Rindvieh, Schweine, Sckafe, Ziegen und Geflügel, auch soweit sie als Zucht- und Rutztiere nicht unter Nr. 1 fallen:

3. Tieriscke und pflanzliche öle und Fette, soweit sie nicht unter Nr. 1 fallen:

4. Künstliche Düngemittel, insbesondere stickstoff-, phosphor- und kalkhaltige Düngemittel:

5. Rohtabak, insbesondere inländischer Erzeugung:

6. Fischereinetze. Fischereifahrzeuge und Betriebsmaschinen für Fischereifahrzeuge:

7. Häute, Felle, Leder jeder Art:

8. Schuhwerk aus Leder, Treibriemen und Treibriemenbahnen

aus Leder: <

9. Knochen, Leim, Leimleder. Gelatine:

10. Eisenerze,. Manganerze, Ferromangan, Ferrosilizium:

11. Eisen, Roheisen. Edelstahl, Formeisen, Alteisen, Bruch, Eisen- und Stahlschrott, Gießereierzeugniste;

12. Eisenbahnschienen. Feldbahnschienen, Strahenbahnschienen, Träger, Grob- und Feinblech«, gewalzter und gezogener Draht, Stahl- und Malzrverhonge einschließlich Halbzeug:

13. Lokomotiven und Eisenbahnwagen für normalspurige Bah­nen, sowie deren Bestandteile und Zubehörteile:

14. Steinkohle, Braunkohle, Preßkohle, Koks:

15. Nutzholz (insbesondere Bauholz, Schneideholz, Gruben­holz. Schwellenholz, Papierholz- und Brennholz aller Art):

16. Druckpapier:

17. Kalk, Gips, Zement:

18. Soda, Pottasche, Ätzalkalien, Natriumsulfat:

19. Arzneimittel im Sinne der Bekanntmachung des Reichs­kanzlers vom 1. September 1915 (Reichsanzeiger Nr. 206).

Berlin, den 27. November 1919.

Der Reichswirtschaftsminister. I. V.: Or. Hirsch.

schossen. In Balgheim (OA. Spaichingen) wurde im Pfarrgarten eine mit Blei und Papierpfropfen verschlossene Bombe zur EMositm gebracht, die unter furchtbarem Knall zahlreiche Fensterscheiben zertrümmerte. In Gosheim erhielt eine Frau im Bett einen scharfen Schuß ins Gesicht.

Deutsch demokratischer Parteitag.

(SED.) .Stuttgart, 6. Jan. Wie in früheren Jahren vor dem Kriege, so hielt heute die Deutsch-demokratische Partei wieder eine Landesversammlung ab, die aus dem Lande zahlreich besucht war. Zur Vcrtreterversammlung, die tags zuvor abgehalten wurde, hatten sich 600 Parteifreunde eingefunden. Die öffentliche Landesversammlung am Drei­königstag wurde in drei Sälen abgehalten. Die Hauptver­anstaltung im Festsaal der Liederhalle wurde mit einem von Konrad Haußmann gedichteten Prolog eröffnet. Konrad Haußmann sprach sodann Begrüßungsworte, gedachte der Toten der Partei und zeigte die heutige Lage im Lichte demokratischer Gedanken. Der Vorsitzende der Partei im Reich. Senator und Aba. Or. Petersen (Hamburg), hielt hierauf einen klaren, packenden Vortrag über das Jahr 1919, indem er die Stel­lung der Demokratie zu allen politischen Fragen und zu den Parteien behandelte. Kultminister Or. v. H i eL er sprach über Die geistigen Kräfte". In feiner geistvoller Weise forderte er die Entfesselung und Neuorganifierung der gesamten geistigen Kraft des deutschen Volkes und nationale deutsche Kultur­politik. Die Grundschule sei heute politische und ethische Not­wendigkeit, die Umwandlung der Lehrerseminare in höhere deutsH Schulen werde tm Frühjahr eingeleitet, die Trennung von Staat und Kirche müsse in schonender Form und keines'alls in religionsfeindlichem Geiste vollzogen werden. Das neue Schulgesetz bringe den Lehrern Freiheit in der Erteilung des Religionsunterrichts und Ausübung des Organistendienstes. Als dritter Redner mahnte Or. Schmid (Ravensburg) die Jugend an ihre Pflichten. Im Konzertsaal der Liederhalle hatten gleichzeitig Or. Marie Baum (Karlsruhe) über die Mitwirkung der Frauen am Neuaufbau und der Vorsitzende der Demokratischen Partei Bayerns, Abg. Or. Hohmann (Mün­chen), über ein Volk in Not gesprochen. Den Schlutzvortrag hielt hier Vizekanzler a. D. Payer über die Politik der Ne­gierung und die Nationalversammlung. In klarer volkstüm­licher Weise beleuchtete er die heutigen Zustände vom demo­kratischen Standpunkt aus und wünschte der Regierung in innen- und außenpolitischen Fragen mehr Temperament. Der

demokratische Gedanke Hobe kn allen Puukieir gmegk. IM Stadtgartensaal sprachen Etaai:r.:t Aba. Or, Haas (Karls­ruhe) überDemokratie n d '-'ea-.ioim und Finanzminister Liesching über die Politik d-r murU. Regierung. Er bezwei­felt«, ob der jährliche Eesamrbedarf von 2-5 Millionen <.1L Steu­ern nicht zu niedrig berechnet sei. Der Prozeß der Bereinh 'ii- lichnng müsse :n einer ruhigen, langsamen Entwicklung vor sich gehen. Dire»: -r Bäuerle forderte in seinem Referat über die Erziehung tei Erwachsenen die Herstellung von Vertrauen zwischen Masten und Führern, hervorgehend aus der Wahr» Hastigkeit im politischen und im Parteileben, In allen drei Versammlungen wurde ein« gleichlautende Entschließung an­genommen, in der als Losung für die nächsten Wahlen die Sammlung aller Deutschen um den deutschen demokratischen Gedanken und die deutsche Kultur verlangt wird. Die Ent­schließung hat folgenden Wortlaut:

Die Deutsch-demokratische Partei erklärt:

1. Die außenpolitische Haltung des Reicks hat sich zu richten in erster Linie nach den. wirtschaftlichen Lebensbedürf­nissen Deutschlands, nach dem Maß feiner Wiedererstar­kung und nach der Haltung der anderen Staaten. Sie muß in entschlossener Wahrung der nationalen Würde offen und frei von Hindergedanken eine Revision der un­erfüllbaren Teile des Versailler Friedensvertrags durch einen unparteiisch zu gestaltenden Völkerbund anstreben.

2. Die innere Lage fordert eine einheitlich« Politik der ver­fassungstreuen Parteien und baldige Feststellung des Bolkswillens durch Neuwahlen nach vorheriger Berbesse, rung des Vsrhältniswahlgesetzes. Die Regterungspoli- tik ist auf die Hebung der Volkswirtschaft und der Wäh­rungsverhältnisse einzustellen.

Gegen die im Gefolge des Zusammenbruch, und der Niederlage sich entwickelnden Auswückss, auch innerhalb der Staatsverwaltung, insbesondere gegen die Korrum» pierungserfckcinungen ist sckonungslos oorzuschreiten.

Das Ueberwuchern der Behordenorganisationen und der Heerescmtverwaktnngs-Essellschaften erfordert durch­greifende Maßregeln.

3. Die Partei muß die Arlreit am Staat, an der Gesell­schaft und an der eigenen Gemeinschaft planmäßig und entschlossen leisten, ihre Kräfte durch Arbeitsteilung fruchtbar macken und die Wahlvorbereitung treffen.

4. Die Losung der näckften Wahlen wird sein: Wirtschaft­liche Entwicklung, sozialer Ausgleich, Verteidigung der Reichsverfassung und des Parlaments gegen rechts und links und die Sammlung aller Deutsche« um den deut­schen Gedanken und die deutsche Kultur."

.:. Althengstett, 5. Jan. (Demonstration d»e r L an ^ wirte.) Der Ortsvorsteher wurde heute früh f-69 Uhr durch den Besuch einer großen Anzahl Landwirte auf dem Rathaus überrascht. Der Rathaussaal füllte sich vollständig, um gegen den niederen Preis für Mahlfruckt zu demonstrieren, denn auf heute war Fruchtabnahme angesetzt. Allgemein kam zum .!us- druck, daß der Preis mit 16. -1t für 1 Ztr. Dinkel mel zu nieder und mit dem jetzigen Geldwert nicht in Einklang zu bringen sei Der Landwirt sei bei diesen Preisen nicht in der Lage, für die Familie die nötigen Kleider usw. beschaffen zu können. Schultheiß Braun gibt bekannt, daß die Natronal- oersammlung beschlossen habe, Lieferprämien auszuwersen, die bei Erfüllung von 70 Prozent des Liefern agsfolls ei tzen und sich bis zu 15. pro Zentner steigern. Die Praml-nsatze seien nech nickt genau bekannt, doch könne man bet Erfüllung der Lieferungspflicht also bei 100 Prozent - mit einem Zuschlag von ea. 10 -ll pro Zentner rechnen. Die Bezahlung dieser Prämien erfolge rückwirkend, so daß von der Prä­mienzahlung auck dieienigen betroffen werden, die bereits ge­liefert haben. Die Versammlung glaubte, die Nationalver­sammlung hätte besser getan, die Getreidepreise im all­gemeinen AU erhöben, als Vrärnivn aus^nrverfen. Schulibeiß Braun gab der Hoffnung Ausdruck, daß sich die Landwirtschaft für die Zukunft gescklossener und einiger zusammenfinden möge. Nur große Organisationen können heute ihr Ziel erreichen, nicht eins einzelne Gemeinde. Die Verweigerung der Ablieferung in Althenostett habe an, Ende für die Lieferungspflichtigen nur schlimme Folgen. Die Versammlung brachte sodann zum Aus­druck. daß die Lieferung voll und ganz so gut als möglich er­folgen soll, jedoch verlangen die Landwirte ihr Recht, vor allem höhere, dem jetzigen Geldwert angepaßie Preise. Der Ortsoorsteher wird gebeten, den Willen der heutigen Versamm­lung an maßgebender Stelle zum Ausdruck zu bringen. Die nachherige Getreideabnahme ging dann in Ordnung vor sich.

Teinach, 5, Jan. Am Sonntag, den 4, Januar hielt die Orts­gruppe Teinach des Reichsbnndes der Kriegsbeschädigten, Kriegs­teilnehmer und Kriegshinterbliebenen imFaß" in Teinach ihre Weihnachtsfeier ab. Hauptlehrer Schmidt- Emberg als Vorstand der Ortsgruppe, begrüßte die außerordentlich zahlreich erschienenen Anwesenden, insbesondere die zurückgekehrten Kriegsgefangenen. Eintracht, Genuß mehr an geistigen Dingen und Hoffnung auf einen wiedererwachcnden Frühling Deutschlands waren die Kern­punkte seiner Ansprache, Und wirklich, was Eintracht zu leisten ver­mag, zeigten uns Hauptlehrer Schmidt und seine 4 Kollegen, die Herren Rehm-Teinach, Bauschert-Würzbach, Stoh-Rötenbach und Schaible-Zavelstein, Sie vermittelten uns edle, reine Freude an den Werken unserer Meister der Musik (Wagner: Pilgcrchor, Einzug der Gäste auf der Wartburg, Händel: Largo, Heller: Tarantelle, Schulhoff: Walzer). Herr Bauschert zeigte sich in Horn, Piston, Violine und Gesang als ein sehr vielseitiger Künstler. Herr Stotz und Herr Hahn-Rötenbach setzten durch ein gelungenes humo­ristisches Stück die LachmuSkeln in Bewegung. Durch 2 herrliche Weihnachtslieder von Cornelius (Die Hirten zu Bethlehem und Simeon) stimmte Herr Stotz mit seinem angenehmen, metallischen Organ die Zuhörer andachtsvoll. Die Herren Rehm und Schmidt spieltm mit Bravour 2 vierhändige Klavierstücke. 2 Quartette, wirk­lich innig, stimmungsvoll und harmonisch von den Herren Bauschert, Stotz, Schaible und Schmidt vorgetragen, entfalteten großen Beifall. So zeigten unS die mttwirkenden Herren in wirklich vorbildlicher Weise, wie man sich in dieser Zeit des Weltschmerzes und Welt­leides wieder mehr an den Werken unserer großen deutschen Meister der Musik erfreuen und vergessen kann, Herr A, Fleck-Teinach sprach dem Reichsüund für den gelungenen Abend den Dank der Kriegs­gefangenen aus und der 2, Vorstand der Ortsgruppe, Kamerad Siegel, bedankte sich im Namen der anwesenden Kameraden für die harmonische Mitwirkung, der Kollegen des Kameraden Schmidt. Bezirksvorsitzender Bernhardt lenkte die Gedanken auf das Andenken an die Gefallenen, zu deren Ehre sich alle Anwesenden erhoben. Die Ortsgruppe Teinnach kann mit großer Befriedigung auf diesen Abend »urückblicka-

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