Zur Süßere» Luge.
Die letzte Instanz.
Basel, 3. Jan. Die „Information" erfährt aus Paris: Am 6 Januar wird hier eine große, von Clemenceau präsidierte Sitzung d r Ministerpräsidenten der alliierten Staaten abgehalten, der unter r deren Lloyd George und Nitti anwohnen werden. In dieser Sitzung wird der Tag der Friedensratisiziernng endgültig festgesetzt. Ferner werden Beschlüsse darüber gefaßt, welche einzelnen Bedingungen des Vertrags Deutschland zuerst zu erfüllen hat und in welcher Weise die Alliierten die Ueberwachung Deutschlands vornehmen.
Die Berliner Austastung
in der Ratifizierungsfrage.
Berlin, 3. Jan. Der Zeitpunkt der Schlußsitzung in Versailles ist noch immer nicht festgesetzt. Es steht noch nicht fest, ob die Ratifizierung schon am 6. Januar erfolgen wird oder später. Die deutsche Regierung glaubt nach wie vor, daß sie auf vage Versprechungen I in auf die Ablieferung der 192 000 Tonne» Hafenmaterial nicht eingehen kan» und diese Auffassung dürfte bei der Regierung so» lange weiterbestehen, bis genaue Angaben über den noch abzuliefern- ven Rest des HafcnmaterialS vorliegen. Erst wenn die Feststellungen der Ententekommission, die zurzeit die deutschen Hafenstädte besucht, i i Paris eingegangen sind, dürste der endgültige Termin der Ratifizierung festgelegt werden.
D!e Behandlung der Skapa Flow-Leule.
Berlin, 3. Jan. Nach Meldung der schweizerischen Regierung haben die Feststellungen an Ort und Stelle ergeben, daß die in der Presse der Alliierten verbreiteten Nachrichten über eins angebliche Meuterei und Verhängung von Hungerstrafen gegen die Skapa Flow-Leute unzutreffend waren. Der Sachverhalt war vielmehr folgender: Die Mannschaften richteten Ende November das dringende Ersuchen an den Lagerkommandanten, ihnen Auskunft zu geben, wann der Abtransport beginnen werde. Sie erhielten keine Auskunft. Darauf erfolgte eine teilweise Arbeitsniederlegung. Als die Besatzungen dann darüber aufgeklärt wurden, daß ihre Zurückhaltung nicht Schuld des Lagerkommandanten sei, daß dieser vielmehr wegen des Zeitpunkts ihrer Freilassung mehrfach in London angefragt habe, wurde die Arbeit nach 30 Stunden wieder ausgenommen. Während der Arbeitsweigerung sind die gewöhnlichen Vcrpflegungsrationen ausgegeben worden; nur die Arbcitsrationen sind in Fortfall gekommen. Auf sonstige der britischen Negierung übermittelte Beschwerden wegen der Behandlung der Besatzung steht die Antwort noch aus.
Das Schandurteil gegen die Brüder Röchling.
Berlin, 3. Jan. Gegen das Urteil, wonach die deutschen Großindustriellen im Saargebiet, Robert und Hermann Röchling, durch .in französisches Militärgericht in Amiens je zu 10 Jahren Zuchthaus, 15 Jahren Landesverweisung und 10 Mill. Fr. Buße verurteilt worden sind, ist Revision eingelegt worden. Der franz. Kassationshof in Paris, der über die Revision zu entscheiden haben wird, hat bisher das größte Aufsehen in Bezug auf seine Rechtssprechung genossen. Es ist zu erwarten, daß dieser Gerichtshof das Vertrauen in seine Unparteilichkeit rechtfertigen wird. Das Urteil kann nicht anders lauten als auf Aufhebung des erstinstanzlichen Urteils. Nach dem Waffenstillstandsabkommcn in Spa war ein französisches Gericht nicht in der Lage, einen Deutschen, auch wenn ihm eine Verletzung des Kriegsrechts vorzuwerfen war, vor Inkrafttreten des Friedensvertrags zu verurteilen. Ganz abgesehen hiervon wird der Kassationshof das vorinstanzliche Urteil auch deshalb auf- heben, weil den Gebrüdern Röchling weder eine gemeine Straftat, noch eine Verletzung der Gesetze und Gebräuche des Kriegs zur Last gelegt werden kann. Alle Requisitionen sind> auf Aufforderung und im Einvernehmen mit den zuständigen militärischen und amtlichen Stellen erfolgt und das Gericht in Amiens selbst hat anerkennen müssen, daß auch bei Ausführung der Requisitionen genau dem Völkerrecht entsprechend verfahren worden ist.
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Vas Wrack.
7) Erzählung von Friedrich Eerstäcker.
„ffall off g little," unterbrach der Kapitän seinen Offizier durch den hinabgerufenen Befehl.
„Off it is. 8ir," lautete die Eegenantwort.
„Zteaciy!"
„Lteadv it >8."
Die Brigg hatte den Bug ein klein wenig gezeigt, und sie konnten jetzt voll in den Kanal einsehen.
„Ich will Ibnen etwas sagen. Kapitän." nahm da der Steuermann seinen Wunsch wieder auf. „Sowie wir erst einmal drin sind können wir doch heut' abend nichts mehr macken, sondern müssen gleich vor Anker gehen."
„Ist aber gar nicht meine Absicht. Sir." erwiderte sein Vorgesetzter — „ich gedenke noch ein tüchtiges Stück hrneinzusegeln."
„Geht aber nicht an. Sir."
„Geht nicht an?"
„Nein. Sir — die Sonne steht sckon zu tief, und sowie wir hineinkommen, hilft uns der Komraß nichts mehr: wir mästen nur nach dem steuern, was wir sehen, und da unser Kurs gerade nach Westen liegt, so fallen uns die Strahlen der tiesstehenden Sonne gerade so aufs Wasser dass sich die Klivve oder Untiefe darin gar nicht mehr erkennen läßt. Alle Schiffe, die von hier nach Indien durch die Torresstraße gehen, müssen bei klarem Himmel spätestens um 4 Uhr abends ihren Ankergrund halten, ebenso wie die. welche von dort herüberkommen, vor morgens 10 Uhr nicht imstande sind, unterwegs zu gehen."
„Das hält uns aber schmählich auf."
Eine Denunziation.
Straßburg, 4. Jan. Nach dem Straßburger Blatt „Der Neue Französische Rhein" soll in Freiburg i. Br. ein deutsches Propaganda-Bureau bestehen, das angeblich von der deutschen Regierung reichlich unterstützt wird zu dem Zwecke, in der neutralen Presse über die französische Verwaltung in Elsaß-Lothringen und im besetzten Gebiet tendenziöse Nachrichten zu verbreiten. Das genannte Straßburger Blatt fragt, ob die französische Regierung gewillt ist, diesen Lügenseldzug und diese Erregung des Hasses weiter zu dulden.
Die Besetzung der Abstimmungsgebiete.
Basel, 3. Jan. Wie die „Preßinformation" aus Paris vernimmt, hat der Rat der Alliierten eine Sitzung abgehalten, zu der Macschall Foch zugezogen wurde. Es wurde dabet die Frage der Besetzung der Abstimmungsgebiete besprochen. Die Besetzung dieser Gebiete durch die alliierten Truppen soll in spätestens 3 Wochen nach der Ratifizierung durchgeführt sein. Die hierzu erforderlichen Truppen werden der Besatzuugsarmee am Rhein entnommen und diese somit entsprechend vermindert.
Ein weiterer Grund der Verzögerung.
Paris, 4. Jan. Bezüglich der Konferenz zwischen den'Deutschen und Polen vernimmt man, daß die Polen wünschen, auf eine Reihe von Konzessionen zurückzukommen, die sie etwas überstürzt in Berlin gewährt hätten. Die Deutschen ihrerseits protestieren dagegen und machen geltend, daß die polnische Regierung die in Berlin getroffenen Abmachungen sanktioniert habe. Die gestern aufgenommenen Verhandlungen werden daher noch einige Zeit dauern. Das Inkrafttreten des FriedensvertragcS wird sich aus diesem Grunde um einige Tage verzögern und die Unterzeichnung des Ratifikations- Protokolls wird wahrscheinlich nicht vor dem 10. oder 12 Januar stattsinden.
Italien meldet sich.
Basel, 4. Jan. Der „Temps" meldet: Italien hat als stärkste Macht des^ östlichen Mittelmeeres Ansprüche auf Berücksichtigung der italienischen Interessen bei der Neuordnung Kvnstanttnopels und der Dardanellen in offizieller Weise beim Alliierten-Rat erhoben.
Klei« »rlitis-e Nachrichten.
Budapest, 3. Jan. (Ungarisches Korr.-Bur.) Eine Abordnung der ungarischen Friedensdelegation reist am 5.-Januar unter der Führung des Präsidenten Grafen Albert Appenyi nach Paris, um die Friedensbedingungen vom Präsidium der Friedenskonferenz zu übernehme». Mit Rücksicht auf die schwierigen Unterkunstsverhältnisse in Paris, mif die durch die Balutavcrhältnisse verursachten umfangreichen Ausgaben und darauf, daß die Möglichkeit des telegraphischen Verkehrs mit Budapest stark beschränkt ist, beschloß die Regierung, daß die Delegierten unter Zurücklassung einer Vertretung zum Zwecke des Verbindungsdienstes alsbald nach Budapest zurück- kshren, wo der Entwurf der Antwort unter Hinzuziehung der politischen Parteien, von Fachleuten und aller inaßgebenden Kreise der Gesellschaft fertiggestellt wird.
Paris, 3. Jan. Uebcr die -Polkzeimaßnahmen Amerikas gegen die revolutionären Agitatoren meldet der „Temps", daß umfangreiche Verhaftungen in 33 Städten der Vereinigten Staaten ausgeführt worden seien. Mehr als 5000 Verhaftungsbefehle seien erlassen worden. Innerhalb weniger Stunden habe man in Newyork allein SM Extremisten verhaftet. Ueberall würden die Haussuchungen fortgesetzt.
DMsWlld.
Auswanderungsabsichten des Kaisers?
Basel, 4. Jan. „Agenzia americana" meldet aus Luna in Peru, daß ein Beauftragter Kaiser Wilhelms mit dem Präsidenten der Republik Peru verhandle, mit der Absicht, die Zustimmung des Präsidenten zu erlangen, daß der Kaiser sich in Peru niederlasse. Der Beauftragte unterhandelt bereits wegen des Ankaufs großer Land-
„Läßt sich aber nicht ändern, wenn Sie nicht Ihr Schiff riskieren wollen. Von vier Uhr nachmittags an blitzt der Spiegel der See und zeigt keinen grünen Fleck mehr. Wie wär's, Kapitän, wenn Sie dann mich und ein paar von den Leuten, sobald wir nachher vor Anker sind, hinüberließen? Das Wrack liegt kaum zwei englische Meilen von hier entfernt, und wir lausen in kaum einer Stunde hinüber, 's ist. Gott straf' mich, jammerschade. das liebe Gut dort drüben verfaulen zu lassen wenn man sich's so bequem holen kann, und die Leute selber kriegen guten Willen, wenn sie Aussicht auf Bergelohn haben."
„Wollen sehen. Mr. Brown — wollen sehen." gab der Kapitän zur Antwort, der jetzt keinen andern Gedanken hatte als sein Schiff — „vor allen Dingen müssen wir erst einmal drin sein, und wenn dann das Schiff sicher vor Anker liegt und noch Zeit und weiter nichts zu tun ist. so — Hab' ich gerade nichts dagegen — Lteaclv da unten — stescly!"
„8teacly it >8, 8st." —
Selbst der Steuermann vergaß aber in diesem Augenblick das Wrack, denn sie liefen unmittelbar auf die Einfahrt zu, die sich indessen hier viel weiter zeigte, als es von außen den Anschein gehabt. Der Kanal war doch wenigstens zweihundert Schritt breit, also Raum genug, um im schlimmsten Fall selber hineinkreuzen zu können, da man ja ungestraft bis dicht an die steilen Korallenbänke hinanfahren kann. Mit günstigem Wind war es natürlich um so viel leichter, die Mitte des Fahrwassers zu halten, und doch ist es für den Seemann ein unbehagliches Gefühl, wenn er rechts und links von sich und voraus Brandung und drohende Klippen entdeckt, und
stücke, da der Ex-Kaiser sich der Landwirtschaft zuzuwmden Leaü«> sichtige, (Die Meldung klingt denn doch etwas reichlich amerikanisch!)
Weitere Verschlimmerung der Kohleuverforgung.
München, 3. Jan. (Tel.) Nach Mitteilungen, die amtlich in München eingettoffru sind, wird nach Inkrafttreten des Friedensvertrags die Kohlenversorgung Deutschlands sich noch schwieriger gestalten. Am Tag nach Inkrafttreten des Friedensvertrags wird laut „Tägl. Rundschau" die Besetzung des oberschlesischen Gebiets erfolgen, so daß die Zufuhren von Kohlen von Oberschlesien nach Deutschland ins Stocken geraten werden. Ferner wird nach Inkrafttreten des Friedensvertrags die Tageslieferung aus dem Nuhrgebiet an die BerbandSmächte, die jetzt täglich 300 Wagen beträgt, auf daS Doppelte gesteigert werden müssen. Aus diesen zwei Folgerungen des Friedensvcrtrags geht hervor, daß etwa vom 10. Januar die Kohlenversorgung Deutschlands vor neue Schwierigkeiten gestellt sein wird.
Die Schraube ohne Ende.
Berlin, 3. Jan. (Tel.) Sämtliche der Berliner Gewerkschaft?- kommission angeschloffenen Gewerkschaften haben beschlösse,« zum Ausgleich der durch die landwirtschaftlichen Prämien hervorgcrufenen Verteuerung des Brots von den Arbeitgebern zu den geltenden tariflichen Wocheulöhnen einen allgemeinen Aufschlag von durchweg 25 zu fordern.
Wiederbeginn des drutschs« Handels.
Vom Juni bis Ende Oktober 1919 wurden aus London und Liverpool nach Deutschland 1726 Tonnen Rohgummi im Wert von L.St. 371553 verkauft. — Südamerika hat für 240 Millionen Pesos verschiedene Waren, Anilin, photographische und elektrische Apparate, Solinger Ware, Schreibpapiere, Glaswaren usw. bestellt.
Das amerikanische Hilfswerk.
Berlin, 4. Jan. Die Vertreter der schwedischen und amerikanischen Hilfswerke in Deutschland sind gestern vom Reichspräsidenten empfangen worden.
Ans SM «nd Land.
Calw, den 5. Januar 1920
Besetzung.
Vom Evangelischen Oberschulrat ist eine ständige Lehrstelle in MartinSmoos OA. Calw dem Seminarnnterlchrer Friedrich Walter in Heilbromr übertragen werden.
Aus dem Bezirksrat.
Calw, 19. Dez. Bei der heutigen Bezirksratssihung war unter anderem folgendes Gegenstand der Beratung: Die Gemeinden Alt- hengstett und Liebelsberg erhalten die üblichen Beiträge. zur Anschaffung von Gcmeindefarrcn. — Das Verwaltungsaktuariat in Neuhengstett ist schon seit einiger Zeit durch Rücktritt des Verwaltungsaktuars Pommert frei geworden. Nunmehr ist infolge Rücktritts des Verwaltungsaktuar Fechter auch Möttlingen zur Erledigung gekommen. In einer Eingabe an den Bezirksrat macht Verwaltungsaktuar Staudenmeyer darauf aufmerksam, daß sein z. Zt. 12 Gemeinden umfassender Verwaltungsbezirk durch das Ausscheiden der Gemeinde Nltburg eine Schmälerung erfahren werde. Das gleiche fürchtet er bezüglich der Gemeinde Hirsau. Er richtet daher an den Bezirksrat die Bitte, durch Zuweisung der Gemeinden Mött- lingeu und Neuhengstett seinen Verwaltungsbezirk lebensfähig zu erhalten. Es steht außer Zweifel, daß diese Orte rein geographisch genommen am beste» dem Verwaltungsbezirk des Verwaltungsaktuars Staudenmeher angegliedcrt werden. Ein wesentliches Interesse daran haben aber auch die Gemeinden des betr. Verwaltungsbezirks/da durch das Ausscheiden einzelner Orte ohne Zuteilung eines Ersatzes eine erhebliche Steigerung der Verwaltungskosten zu befürchten wäre. Vom Bezirksrat wird daher beschlossen, dem Antrag stattzugeben und bei der Regierung zu beantragen, mit Wirkung vom 1. 4. 20 ab die Gemeinden Möttlingen und Neuhengstett dem Verwaltungsbezirk des Vcrwaltungsaktuacs Stauden-
sich noch dazu in einem Fahrwasser weiß, von dem nicht allein keine ganz vollkommenen Karten existieren, sondern nicht einmal existieren konnten, da ja die Koralle fast in jedem Jahr den Boden des Meeres verändert, und bald von da. bald von dort heraufwächst und neue Klippen bildet.
Ja, draußen in offener See. mit hinlänglichem Seeraum in Lee. mag seinethalben auch einmal ein Sturm wehen, was kümmert's den an solche Dinge gewöhnten Matrosen! Mit einem guten Schiff unter sich weiß er sich selbst im schwersten Wetter sicher und der Sturm muß endlich doch voriibcrblasen, wie schon so mancher vorüber geblasen ist. Nur die Nahe von Land — von dem der Landbewohner gerade so oft denkt, daß es ihm größere Sicherheit gewähren müsse — kann sein Herz rascher schlafen machen, denn ko wacker sich ein gutes Schiss auch draußen in offener See halten mag. so ist es doch verloren. sobald sein Kiel nur den Grund berührt, denn zerberstet es nicht beim Ausstößen, so finden die furchtbaren Wogen jetzt einen Widerstand und brechen mit ihrem Gewicht alles zusammen, was sie erreichen.
Schon die Nähe des Landes ist ihm deshalb unbehaglich. und mehr noch, wenn er. mit dem gerade daraus zusetzenden Wind, die Stellen vor sich sieht, über denen die Wogen ihre weißen schimmernden Kämme brechen. Jeder Einzelne steht dann erwartungsvoll und aufmerksam auf seinem Posten, denn er weiß recht gut, daß die geringste Versäumnis, ja nur ein langsam ausgeführter Befehl das Perderben des Schisses und damit sein eigenes zur Folge haben kann.
(Fortsetzung folgt.)