stets kampfbereiten Araber ja nie nnd im vorigen Jahr hundert waren sie auch nur durch die Hilfe des Kheöive von Egypten imstande, das abgefallene Arabien wieder zu erobern, aber seit der Zeit hatten sie es doch verstanden, die Scheichs von Mekka, die ebenfalls direkt vom Propheten abstammen, in der nötigen Abhängigkeit von der türkischen Dynastie zu erhalten. Hat aber erst einmal Hamideddin Mekka erobert, dann wird der Sultan in Konstantinopel sein Prestige vor der ganzen islamitischen Welt einbüßen. Er setzt allerdings jetzt sein möglichstes ein, diesen äußersten Fall zu vermeiden und hat sogar europäische Truppen nach Arabien beordert, aber es fehlt ihm ämnötigsten, am Geld zum Kriegführen. So mußten jetzt zwei Truppentransportschiffe acht Tage vor dein Suezkanal liegen bleiben, weil dem einen das Geld fehlte, um Kohlen zu kaufen und dem andern, um die Passagegebühr zu bezahlen. Es bestehen also schlechte Aussichten für die Türkei in Arabien. Und die Engländer lächeln stillvergnügt dazu.
Politische Rundschau.
Württemberg. Tie Balinger Rede C. Hautz- manns findet in der politischen Presse lebhafte Aufmerksamkeit. Tie „Tagwach t" ist erschreckt zusammengefahren ob dem kräftigen Echo, das die sozialdemokratische Kriegserklärung an die Volkspartei gefunden hat. Tas Blatt entladet seine Erregung einstweilen in einer Bornotiz, die auf keine geringe Verwirrung schließen läßt. Es heißt da:
„Tie bülowoffiziöse „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" teilt mit, daß man sich in demokratischen Organisationen bereits auf den Verlust einiger Mandate gefaßt mache, was den Schmerz Haußmanns erklärlich macht."
Tas Organ des Reichskanzlers muß ja wissen, was die „demokratischen Organisationen" in Württemberg denken! Tenn der Reichskanzler oder seine Offiziösen sind ja die Vertrauten der demokratischenOrganisationen!? Wenigstens scheint das die „Tagwacht" zu vermuten! — Tamit sie abernicht länger im Tiunkeln tappt, sei ihr verraten, aus was man in „demokratischen Organisationen" sich „bereits gefaßt macht": Nämlich darauf, daß der Mißerfolg in erster Linie auf Seite der Sozialdemokratie sein wird, sobald die Volkspartei rücksichtslos die Konsequenzen aus den sozialdemokratischen Beschlüssen Zieht.
Taß diese Erkenntnis auch in sozialdemokratischen Kreisen vorhanden ist, zeigt ein Artikel der sozialdemokratischen „Münchner Post", der zu beschwichtigen sucht. Tie sozialdemokratische Taktik wolle nur die Fortsetzung des „Koalitionsverhältnisses" zwischen Nationalliberalen und Volkspartei verhindern. Im klebrigen sei die nicht völlig reife Krage durch die Annahme der gegen die Voltsparteei gerichteten Resolution keineswegs als entschieden anzusehen.
Zur Erreichung des angegebenen Zwecks ist die sozialdemokratische „Taktik" jedenfalls sehr wenig geeignet. Ta könnte schließlich die gegenteilige Wirkung her- auskommen! Sogar die „Neckarztg." bemerkt: „Man darf aus diesem Kommentar wohl schließen, daß auch in sozialdemokratischen Kreisen die Erkenntnis aufzudämmern "scheint, daß sie sich durch Befolgung ihrer genialen Parteitagsbeschlüsse^selbst gar zu sehr in die Nesseln setzen könnten."
— Die Beschlüsse der Volksschulkommission der Abgeordnetenkammer zu der Gehaltsaufbesserung der Volksfchullehrer werden in der Zeitschrift des Württ. Volksschullehrervereins, der „Volksschule", sehr scharf verurteilt. Es wird u. a. bestritten, daß die Vorlage, wie es auf Grund der offiziellen Kommissionsberichte hieß, um 125 000 Mk. verbessert werde. Ter dem Lehrerstand zugute kommende Mehraufwand betrage rund 65000 Mk.; die anderen 60000 Mk. würden den Ge-
los," sagte er in scharfem Tone, „sich unwissend stellen zu wollen. Sie verlieren damit kostbare Minuten, die Gold, ja vielleicht Diamanten wert sind. In wenigen Minuten wird die Polizei hier erscheinen und dann ist es zu spät. Helfen Sie mir und ich halte Ihnen die Beamten fern. Weigern Sie sich jedoch, so überlasse ich Sie und Ihre Freunde den Händen des Polizeikommissärs."
Ein gefährlicher Blitz zuckte bei dieser offenen Herausforderung in den dunklen Augen des Weibes auf.
„Sie sprechen in Rätseln, mein Herr," sagte sie achselzuckend. „Ties Haus ist ein Restaurant. Wir verstehen es, unsere Gäste zu bedienen, nicht aber Komödie zu spielen. Tie finden Sie da draußen in den Buden." Und sie deutete mit verächtlicher Geberde nach dem Boulevard hin.
Brett trat jetzt dicht auf sie zu. „Sie sind eine unvernünftige Frau," sagte er in eindringlichem Ton, „denn Sie bilden sich «ein, Ihren Freunden durch Ihr Benehmen zu dienen. Im Gegenteil — Sie bringen sie damit unter die Guillotine. Hören Sie mich also an. Wenn ich jetzt fortgehe, werden Sie mich nicht Wiedersehen, auch nichts von dem erfahren, was vorgeht, bis Sie im Gefängnis sitzen. Weder Sie noch Ihre Spießgesellen können entrinnen. Versprechen will ich nichts; vielleicht aber kann ich etwas für Sie tun, wenn Sie mir sagen, was ich wissen will. Soll ich gehen?" Und er wandte sich entschlossen zur Türe.
Einen Moment zögerte die Frau, dann sagte sie mit unterdrückter Stimme, aus der es aber doch wie eine leise Trohnng klang: „Wer ist Ihr Freund da?"
„Mein Begleiter? O, der geht Sie nichts an. Sie haben mit mir zu verhandeln, täten also besser, zu fragen, wer ich bin."
,Hch weiß es," lautete die lakonische Antwort. „Kommen Sie beide mit mir."
Fortsetzung folgt.
meinden gegeben, damit sie die im Entwurf vorgesehene Gehaltsaufbesserung für die unständigen Lehrer durchführen können. Tann heißt es weiter: „Tie Verbesserung, der Vorlage ist ganz geringfügig. Die mageren Anfangsgehalte bleiben gleich vom 26.-36. Lebensjahre. Tnrch Erhöhung des Endgehalts wird die Lage der wenigen Lehrer, welche in den Pensionsstand eintreten können, etwas erträglicher gestaltet. Ter Lehrerstand wird eine Reihe von Jahren hindurch auf 1200 Mk. bis
2400 Mk. Gehalt stShen bleiben_ Tie Kommission
hätte einen Plan ausarbeiten können, wornach in den Zähren 1907/08 die Gehalte der Lehrer von 1500 Mk. bis 2700 Mk., in den Jahren 1909/10 von 1600 Mk. oder 1700 Mk. bis 3000 Mk. oder 3100 Alk. zu steigen haben. Tie Summen für die Turchführung des Plans wären aufzübringen gewesen."
Der Landtag
hat gestern bei der Beratung des Etats des Innern die Frage der Do nau v er ficke run g zwischen Jmmen- dingen und Tuttlingen angeschnitten. Ter Minister des Innern erklärte, daß die Regierung dieser wichtigen Frage seit Jahren ihre volle Aufmerksamkeit schenke und daß sie sich in eingehender Weise mit dem kürzlich veröffentlichten Gutachten des Prof. Tr. Endriß. von der Technischen Hochschule in Stuttgart befaßt habe. Weitere Verhandlungen mit Baden werden erst nach der bis Mitte des Jahres zu erwartenden Zusammenstellung der Ergebnisse der seit einigen Jahren vorgenommenen regelmäßigen Wassermessungen möglich sein. Ter Minister erwähnte sodann noch ein von der Regierung erwogenes Projekt, das darin besteht, daß oberhalb der Versickerungsstelle größere Stauweiher angelegt werden, die in den wasserreichen Monaten gefüllt und von wo in der wasserarmen Zeit dann das Wasser in Röhren nach Tuttlingen geleitet würde, so daß ein vollständiges Verschwinden des Flusses bei Tuttlingen nicht mehl' möglich wäre. Ter Mg. v. Kiene versprach sich eine endgültige Beseitigung der Kalamität nur von einem Reichswassergesetz. Ter Abg. Haußmann -Balingen wandte sich gegen die Haltung Badens in dieser Angelegenheit, die er als illoyal bezeichnet«. Beim Etat für mildeZ wecke regte der Abg. Tr. Hieber eine schärfere Betonung des staatlichen Moments gegenüber der Zentralleitung des Wohltätigkeitsvereins an nnd empfahl gleichzeitig, daß sich die Zentralleitung mehr als bisher den neuerdings auftretenden Bestrebungen auf dem Gebiet der privaten Wohlfahrtspflege annehme. Ter Minister des Innern äußerte Bedenken Wegen eine weitergehende staatliche Zentralisierung und die Abgg. Gröber und HautzmaNN- Balingen traten ihm hierin bei. Bei dieser Gelegenheit Wies Haußmann auf ein verfassungsrechtliches Unikum hin, das insofern bestehe, als der Vorstand der Zentralleitung des Wohltätigkeitsvereins wohl vom König ernannt werde, daß seine Ernennung aber der Zustimmung der Königin bedürfe. Bei dem Etat des Departements der Finanzen kam es sodann snvch zu einer längeren Debatte über einen vom Zentrum ein gebrachten Antrag auf Vorlegung statistischer Nachweisungen über die Ar beits Verhältnisse der vom Staat beschäftigten Arbeiter. Nachdem der Abg. Gröber den Antrag noch dahin einschränkend interpretiert hatte, daß die Nachweisungen nur soweit gehen sollen, als die Regierung es mit ihren pflichtgemäßen Interessen und den Interessen des Staates vereinbar erachte, wurde der Antrag, für den auch die Abgg. C. Haußmanuj nnd Hildenbrand eintraten, mit großer Mehrheit angenommen.
Zum Kapitel Unfall-, Invaliden» und Altersversicherung
führte der Abg. Schumacher Spaichtngen in der Samstags Sitzung der Abgeordnetenkammer u. a. aus: lieber die fortwährende Steigerung der Beiträge zu den Berufsgenossenschaften werde lebhafte Klage geführt. Die Zahl der Prozesse bei den Schiedsgerichten nehme in einer ungesunden Weise überhand ; allein im Jahre 1904 seien in Remlingen 580 Prozesse angesallen, welche einen Kostenaufwand von gegen Mk. 30000 verursachten. Es sei ernstlich zu erwägen, wie diesem Uebermaß von Prozessen gesteuert werden kann, denn sämtliche Kosten seien von den Versteherungsträgern wieder aufzubcingen.
Die Lage t» Kreta.
Konstantinopel, 2. Mai. Tie Schutzmächte erteilten dem Oberkommissär Prinz Georg den dringenden Rat, mit den Insurgenten in Therisso eine Verständigung anzubahnen. Tie Bemühungen des Prinzen scheinen jedoch bisher erfolg kos geblieben zu sein. Ti« Insurgenten haben durch den Beitritt des Führers der' Sphakioten Verstärkung erhalten. Ta in Rethymno mit Bewilligung des russischen Obersten Ur- banizky die griechische Flagge gehißt wurde, wehen jetzt auf der ganzen Insel griechischeFahnen. In Konsularkreisen beginnt die Hoffnung auf Eindämmung der Unionsbewegung zu schwinden.
Die Lage am Balkan.
Sofia, 2. Mai. Eine 80 Mann starke bulgarische Bande überfiel das nächst Zagorizani gelegene griechische Städtchen KliSzorä und machte etwa 60 Griechen nieder.
Aus de« Kolonie».
Der Handel in den deutschen Südseekolonien.
Sydney, 2. Mai. Ter Tjampfer „Willehad" bestätigt, daß zwischen den Händlern von Neu-Pommern und dem NorddeutschenLloydein Abkommen Wegen Beförderung von Gütern getroffen worden ist. Nach der neuesten Version ist das Abkommen auf fünf Jahr« geschlossen und es umfaßt die Pflanzer aller Nationen, einschließlich der englischen von ganz.
Deutsch-Neuguinea. Ter ..Norddeutsche Lloyd übernimmt die Koprasammlung. Tie durch die Abmach. ung involvierte Lahmlegung der australischen Linien hat hier lt. „Frkf. Zig." wie ein Donner schlag gewirkt doch nennt der „Herald" das Abkommen ein legitimes meisterhaft ersonnenes Harrdelsgeschäft. '
Marokko.
Tie marokkanische Angelegeicheit hat unversehens ein schärferes Gepräge bekommen. Während die direk- ten Verhandlungen zwischen Paris und Berlin nicht vorwärtsschreiten wollen, schickt dieenglische Regieruna ihren Gesandten Lowther von Tanger nach Fez an den Hof des Sultans, angeblich um sein Beglaubigungsschreiben persönlich zu überreichen, in Wirklichkeit aber wohl, um die Bemühungen des französischen Gesandten Saint- Rene Taillandier zu unterstützen, der dem Sultan das französische Reformprogramm aufdrängen will. Ta auch eine deutsche Gesandtschaft unter Führung des Grafen Tattenbach sich nach. Fez begiebt, so wird sich dort unter den Gesandten bald ein Wettkampf entspinnen, an dem zunächst niemand mehr Freude haben wird als der Sultan. Tie Witzblätter werden reichen Stoff bekommen! Es wäre besser, wenn die Regierungen sich verständigten und den Austrag der Sache nicht ihren Gesandten an einem so entlegenen Platze, wie Fez es ist, überlassen würden. Tu Gesandten haben ja ihre Instruktionen, aber wenn diese, wie anzunehmen ist, gegensätzlicher Natur sind, werden die Gegensätze schließlich doch von den Regierungen selbst ausgeglichen werden müssen,
8 Tanger, 2. Mai. Raisuli hat den Tuar Rhamla, der zu deir Hauptpunkten auf der Route Tanger bis El Ksar gehört, nieder gebrannt.
8 T a n g er, 2. Mai. Tie Legung des im französisch» englischen Abkommen vorgesehenen Kabels von Cadiz nach Tanger ist beendet. Das Kabel ist Eigentum der französischen Regierung,
ze Tanger, 2 Mai. Der deutsche Gesandte Grai Tamm bach ist heute nach Fez abgereist, bcqletei von einer Mitnär- kommtsfion
Die Lage in Rußland.
Warschau, 2, Mai. Tie Nachricht von dem Blutbad verbreitete sich mit Blitzesschnelle durch die Stadt und rief ungeheure Erregung hervor. M der Soßnowagasse wurde aus der Menge ans eine Patrouille ein Schuß abgegeben, worauf diese ins Publikum feuerte. Zwanzig. Personen wurden verwundet oder getötet Abends gegen 9 Uhr wurde an der Ecke der Witkowskstraße auf eine vorüberziehende Patrouille eine Bombe geschlendert, wobei 3 Kosaken, 1 Schutzmann, 1 Kaufmann mit seinen 2 Kindern schwer verletzt und 2 Damen leicht verwundet wurden. Nach der Explosion feuerte ein Jnfanteriezug mehrere Salven in die Passanten hinein. Viele Personen wurden getroffen. Ter Bahnhof der Warschau-Wiener Eisenbahn wurde vom Militär umzingelt.
)( Warschau, 2. Mai. Bei dem gestrigen Zusammenstoß in der Jerusalemstraße gaben die Soldaten nicht nur Salven ab, sondern schlugen auch mit den Gewehrkolben und gebrauchten Bajonette und S ä b e l. Viele Krauen und halbwüchsige Personen wurden verletzt. Im HospitaL st arben 10 Personen. Bei einem Zusammenstoß an anderer Stelle töteten Husaren 4 Personen. Abends drang eine Volksmenge in eine Kornbranntweinniederlage in der Vorstadt Praga ein. Truppen gaben 2 Salven ab, wobei 4 Personen getötet wurden; 2 Soldaten wurden verwundet.
Warschau, 2. Man Heute morgen erschienen nur zwei Zeitungen. Auch morgen wird wahrscheinlich zum Zeichender Tr auer keine Zeitung erscheinen. Tie Ausgabe der Abendblätter wurde durch Studenten verhindert.
Lodz, 2. Mai. Auf den Polizeikommissär Niko- lajeff wurde ein Attentat verübt. Ein Unbekannter feuerte zwei Revolverschüsse ab, die jedoch den Kommissär verfehlten
)( Lodz, 2. Mai. Gestern wurde in der Alexanderstraße eine Bombe geworfen, die jedoch nicht viel Schaden anrichtete. Tie Twagoner gaben auf das Haus, worin sich der Bombenwerfer geflüchtet hatte, eine Salve ab, durch die 3 Personen getötet wurden. An einem anderen Punkte der Stadt wurde eine während der Unruhen aus dem Fenster blickende Frau getötet Tie Zahl der ausständigen Abbeiter beträgt 75000.
)( Minsk, 2. Mai. Ter Tag verlief im allgemeinen ruhig. Abends erfolgte beim Polizeiamt eine Explosion; von der Volksmenge wurde auf vorüberreitende Kosaken geschossen, jedoch wurde die Ruhe bald wieder hergesteM.
)( Kalisch, 2. Mai. Während einer Kirchen-- Prozession stürzte sich die Menge auf die Polizei und die Gendarmen und entwaffnet« und insultierte sie. Eine Tragonerpatrouille wurde mit Steinwürsen und Schüssen empfangen. Durch die Schüsse der Tiragoner wurde eine Frau getötet. Um die Menge zu zerstreuen, mußte eine ganze Schwadron aufgeboten werden.
T- Czenstochau,3. Mai. Hier kam es zu einem Zusammenstoß zwischen Arbeitern und Militär. 8 Arbeiter sind tot, 20 verwundet.
Krieg in Ostafte«.
Di« Bewegungen zur See.
London, 2. Mai. Es verlautet, Admiral Roschd* jestwenski bediene sich fortgesetzt indochinesischer Häfen behufs Erlangung von Kohlenzufuhren und zur Aufrechterhaltung der Verbindungen.
London, 2. Mai. Ti« Schanze Company meldet aus St. Petersburgs daß rege Vorbereitungen stattfmdev