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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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Lelekon Nr. 41.
Amtsblatt für die Stadt Wildbad.
Verkündigungsblatt
der Rgl. Forstämter Vildbad, Meistern, Lnzklösterle rc.
Zeitung für Politik, Unterhaltung und Anzeigen.
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Ir. 103
Wildbad, Donnerstag de« 4. Mai
1905
v. 6. Johann Zaeoby.
Zum hundertsten Geburtstag.
In diesen Tagen wird in Deutschland überall der hundertjährige Todestag Schillers geehrt. Um die Zeit, als dieser Große schied, wurde ein anderer geboren, der die Fahne freiheitlicher und humaner Ideale ebenfalls ein Stück Weges vorangetragen hat: Jo HannI a cob y, rin Wortführer, Vorkämpfer und Tatzeuge der Demokratie. Wohl war das Leben dieses Mannes, der am 1. Mai 1805 zur Welt kam, einseitiger gerichtet, es galt der Nächstliegenden staatlichen Weiterbildung und dem erweiterten Volksrecht seines Vaterlandes. Wer auch er ist deutsch und weltbür'gerlich zugleich wie Schiller, und der Politiker ist wie der Dichter in die Schube Kants gegangen.
Die jungen Mannesjahre des Königsberger Arztes fielen in die vormärzlichen Zeiten des vierten und fünften Jahrzehnts des vorigen Jahrhunderts. Er hatte keinen leichten Stand, als ihn seine Überzeugung drängte, sie freimütig zu bekennen. Aber mit einem Schlage wurde er zum Sprecher des Volkes, als er 1840 beim Thronwechsel in Preußen seine „Vier Fragen, beantwortet von einem Ostpreußen" erscheinen ließ. In schneidender Gedankenklarheit und mit der lebendigen sittlichen Kraft der scharf erkannten, sachlich begründeten und mutvoll ausgesprochenen Wahrheit bewies die Schrift Jacobys, daß der Absolitismus im damaligen Preußen unhaltbar geworden war und sich nur von Unrechtswegen zu behaupten suchte. Man stellte den kühnen Verfasser alsbald wegen „Majestätsbeleidigung" vor Gericht, und das Berliner Kammergericht verurteilte ihn zu zweieinhalb Jahren Festungshaft. Aber die höchste Justizbehörde des Landes, das Obertribunal, sprach ihn frei, dm: sich selber verteidigt hatte, und bei einer zweiten Schrift Jacoby's, di« sich gegenüber Friedrich Wilhelm IV. auf „das königliche Wort Friedrich Wilhelms III." berief, wiederholte sich der Vorgang. Zaeoby blieb bei diesem Erfolge besonnen und maßvoll. Als er im Jahre 1848 in das Frankfurter Vorparlament entsendet wurde, strebte er das Erreichbare an, die verfassungsmäßige Monarchie, obwohl er aus seiner Vorliebe für die Republik kein Hehl machte. Ebenso arbeitete er dann praktisch in der preußischen verfassunggebenden Ständeversammlung von 1848 mit, und als die Reaktion sie auflöste, nahm er wieder seinen Sitz in der Frankfurter Paulskirche ein und erlebte das Schicksal des „Rumpfp arlaments" bis zu dessen militärischer Unterdrückung in Stuttgart mit. Er ging nach der Schweiz in die Freistatt, über als dann die übliche „Hochverratsklage" gegen ihn angestrengt wurde, verschmähte er die sichere Zuflucht und stellte sich in
Die Diamanten des Sultans.
Kriminalroman von Louis Tracy.
Nachdruck orrdsr-u.
Fortsetzung
Sechstes Kapitel.
Das schwarze Cabaret.
. Das schwarze Cabaret war zweifellos ursprünglich mne armselige oder gar berüchtigte Schänke gewesen, hatte stch aber mit der Zeit cmporgeschwungen und schließlich w ein elegantes Restaurant mit prunkenden Mahagoni- Döbeln und blitzenden Spiegelscheiben verwandelt. Brett ^ar erstaunt, ein so prächtiges Gebäude zu finden; er hatte etwas Mnz anderes erwartet.
„So, da sind wir!" äußerte Fairholme, als sie dem Waben, der sie hingeführt hatte, entstiegen. „Wir wollen ka jetzt überraschen und die ganze Bude durchsuchen."
„Nein, nein!" hielt Brett den Ungeduldigen zurück. „"Vergessen Sie nicht, lieber Freund, wir sind hier in Pcwrs. Mit drastischen Mitteln läßt sich an diesem Orte Mchts erreichten. Hätte ich gewußt, welcher Art das ^Missement ist, ich wäre erst heute abend und zwar in Verkleidung hierhergekommen. Jetzt ist's über nicht mehr Landern, denn möglicherweise spürt man uns nach und M uns bereits gesehen. Also vorwärts!"
. Sie traten rasch ein und befanden sich in einem HEmr, luftigen Raum, von dem zwei Drittel mit kleinen tarnwrtischen und zierlichen Rohrstühklen gefüllt war.
Königsberg den Richtern. Er wurde wieder freigesprochen. Er, der dem Könige als Deputierter, Mann gegen Mann das freie Wort ins Gesicht gesagt hatte: „Das eben ist das Unglückder Könige, daßsiedieWahr- heit nicht hören wollen!"
Die trüben Zeiten, in denen sich nun in den 1850er Jahren der Rückschlag austobte, zwang auch diese freie Rede zum Verstummen. Erst nach der „neuen Aera" griff er wieder mit unverminderter Energie in den politischen Werdegang ein. Ter Verfassungskonflikt fand ihn auf dem oppositionellsten Platz im preußischen Landtag, eine Wahlrede trug ihm endlich die Gefängnisstrafe ein, die ihm die Machthaber schon so lange zugedacht hatten. Es kamen die kriegerischen Ereignisse von 1866 und 1870/71. Ihn vermochten sie nicht umzustimmen. Wo so viele zu Erfolganbetern wurden, blieb Jacoby treu im Dienst des Areiheits- und Rechtsgedankens. Er protestierte gegen die Annexionen, und dies freimütige Bekenntnis, mit dem er gegen den Strom schwamm, zog ihm wiederum eine Freiheitsberaubung zu: General Vogel! v. Falkenstein setzte 1870 den unbequemen Mahner auf der Festung Boyen bei Lötzen gefangen.
Es mögen diese Erfahrungen mit dazu beigetragen haben, daß sich Jacoby dann der Sozialdemokratie an- schloß. Tie Unterdrückung trug einen Zug von Starrheit und Verbitterung in sein Gemüt. Er lehnte sogar einen sozialdemokratischen Reichstagssitz, den ihm die Wähler in Leipzig-Land 1874 verliehen, voll Unmut ab und trat bis zu seinem Tode, am 6. März 1877, im politischen Leben nicht mehr so weithin wirksam hervor wie bisher.
Seine Gipfelzeit aber ist unvergessen, zumal in den Reihen der Deutschen Volkspartei, deren politisches Programm er im Jahre 1868 in den Grundzügen entworfen hat. Johann Jacoby bleibt eine Zierde der Demokratie für alle Zeit; ein Kämpfer, dem der Ruhmeskranz gebührt, auch wo er des Sieges nicht teilhaftig wurde; ein Volksmann, dem wir allezeit Tank wissen und zollen werden; eine Leuchte und ein Beispiel selbständigen Staatsbürgertums und höchster Freiheitsliebe.
Ein neuer Kalif.
Tie osmanischen Sultane haben bekanntlich das Kalifat, die Ausübung der weltlichen und geistlichen Leitung des Mohammedismus, nicht durch direkte Abstammung von Mohammed, sondern durch Aneignung erworben. Durch die Eroberung Egyptens im Anfang des 16. Jahrhunderts wurden sie die Rechtsnachfolger des Abbasiden und nahmen, gestützt auf den Besitz der heiligen Insignien des Kalifats und als Oberherren der heiligen Städte Medina und Mekka den Kalifentitel für sich in
Ter Schenktisch nahm eine Ecke des Saales ein. Hier lehnte ein etwas schläfrig aus sehender Zählkellner, der jedoch beim Anblick der unzweiselhaft englischen, Gäste sofort herbeistürzte und mit französischer Lebhaftigkeit die ausgezeichnete Küche und die vorzüglichen Weine seines Etablissements anpries.
„Ist dies das schwarze Cabaret?" fragte Brett.
„Jawohl, mein Herr!"
„Giebt es hier in der Gegend kein zweites dieses Namens?"
„Natürlich nicht, mein Herr," versicherte der Kellner.
„Vor einigen Minuten ist ein Freund von mir hier eingetreten," fuhr Brett fort. „Er war klein, mager, in dunkelblauem Rock und Lackstiefeln. Haben Sie ihn nicht-"
Seine Worte wurden durch das Erscheinen einer hübschen, dunkeläugigen Frau von etwa fünfundzwanzig Jahren, die durch eine schmale Türe hinter dem Schenktisch eintrat, unterbrochen. Sie war geschmackvoll gelleidet und bewegte sich, mit der Anmut, die den echten Pariserinnen eigen ist. Ihre nachtschwarzen Augen blitzten unter kräftig gezeichneten Brauen hervor.; sie hatte eine frische Gesichtsfarbe und reiches, dunkles Haar.
Nachdem sie einige Worte in Pariser Jargon mit dem Kellner gewechselt, wandte sie sich zu Brrett und seinem Begleiter, indem sie in ihrer Eigenschaft als Wirfin nach den Wünschen der Gäste fragte.
Wenn es einen weiblichen Typus gab, auf den Brett sich besonders gut verstand, so war es der Typus
Anspruch Diese usurpierte Würde blieb ihnen aber auch — abgesehen vom schulischen Islam, als dessen Kalif der Schah von Persien gilt — auch im sunnitischen Islam nicht unbestritten. Eine ganze Reihe kleinerer arabischer Dynasten nahmen immer wieder das Kalifat für sich in Anspruch, so auch der Sultan von Marokko.
Neuerdings ist nun im eigentlichen Arabien, der' Heimat des Mohammedanismus und des ersten Kalifen, eine Bewegung entstanden, die nichts anderes bezweckt als hem Sultan in Konstantinopel allen Ernstes da- Kalifat streitig zu machen. Schon seit längerer Zeit kam hie und da von der arabischen Halbinsel die Nachricht, daß es zwischen englischen und türkischen Truppen einerseits und arabischen Stämmen andererseits zu Zusammenstößen gekommen sei. Während über sonst die Engländer über alle derartigen Vorgänge sehr ausführliche MeÜmngen bringen, wurde diesen Ereignissen, die sich im arabischen Hinterlande der englischen Kolonie Wen abspielten, äußerlich sehr wenig Beachtung geschenkt. Man hörte auch nichts davon, daß von englischer Seite größere Truppenmassen aufgeboten worden wären, um die unruhigen Araberstämme niederzuwerfen. Und mit gutem Grund: die Bewegung richtete sich nicht gegen die Engländer, ja es ist sogar anzunehmen, daß diese in sehr regen Handelsbeziehungen zu den Arabern stehen und so aus der Lieferung von Kriegsmaterial ein gutes Geschäft machen. Ter Prätendent auf das Kalifat ist der unabhängige Sultan von Hadramaut, dessen Reich die Südküste Arabiens bildet. Ter Herrscher dieses Landes ist Scheich Hamideddin, ein direkter Nachkomme des Propheten Mohammed, der auch die arabische Geistlichkeit auf seiner Seite hat.
Die Bewegung zu gunsten des neuen Kalifen begann bereits anfangs dieses Jahrhunderts und breitete sich von Hadramaut erst im Stillen auf das Gebiet des türkischen Vilajets Armen aus, bis Hamideddin sich im Jahr 1903 stark genug fühlte, unter Umgehung der festen Plätze das flache Land zu besetzen. Nach und nach fiel aber auch ein fester Platz um den andern in seine Gewalt und jetzt wurde die Hauptstadt Sana von den Arabern genommen, obwohl der Sultan ziemliche Verstärkungen nach Armen gesandt hätte. Tie Garnison Sanas in Stärke von mindestens 5000 Mann mußte sich mit allen Kriegsvorräten dem Scheich. Hamideddin ergeben und es ist jetzt kaum mehr daran zu zweifeln, daß er seinen Siegeszug nach Mekka fortsetzt. Ist er aber erst einmal im Besitz der heiligsten Städte des Islam, dann wird das nicht nur eine starke moralische Stütze für den Prätendenten sein, es wäre das auch der stärkste Schlag, den die os- manische Dynastie seit langem erlitten hat. Sehr gefestigt war die Herrschaft der Türken über die wilden
der kecken, scharfsinnigen Abenteurerin. Daß er hier in der Frau, die ihn so ungeniert betrachtete, einen solchen vor sich hatte, schien ihm gewiß; nur wußte er nicht, ob sie in irgend einem Zusammenhang mit den Leuten stand, die Talbots Schicksal kannten. Jedenfalls wollte er ihr gegenüber eine bestimmte Haltung annehmen.
„Es freut mich, daß ich Sie treffe," sagte er näher auf sie zutretend.
Sie sah ihm keck in die Augen. „War es die Hoffnung, mich zu finden," fragte sie mit koketter Kopfbewegung, „die Sie hierher zog?"
„Das mag der Grund gewesen sein," gab er zurück, „aber das Vergnügen ist um so größer, als ich es nicht erwartet hätte."
„Es beliebt Ihnen zu scherzen," sagte sie in bedeutend kühlerem Ton. „Wollen Sie mir nicht Mitteilen, was Sie wünschen? Ich bin sehr beschäftigt."
„Gewiß sollen Sie es erfahren," erwiderte er, sie scharf fixierend. „Ich komme soeben von der Rue Barbette Nr. 11 her."
Dieser unerwartete Angriff blieb nicht ohne Wirkung. Ein mißtrauischer Ausdruck zeigte sich auf dem hübschen, kecken Gesicht der 'Französin und ihr theatralisches Auflachen klang ein wenig gezwungen, als sie erwiderte: „Wirklich? Wie interessant! Wo ist denn diese Rue Barbette, mein Herr? Und was geht mich die Nr. 11 an?"
Wenn sie geglaubt hatte, den Engländer düpieren zu können, so war sie im Irrtum. Brett wußte genau, wie mit dieser Frau umzugehen sei. „Es ist ganz nutz-