klärt sich gegen jedes ausschließliche Monopol in Marokko. Deutschland erbietet sich seinerseits, das Reformwerk Fr a n k r e i ch s in bezug auf militärische und finanzielle Organisation nicht zu stören, jedoch in der Voraussetzung, daß die Neutralität des Sultans völlig gewahrt bleibe. Einige untergeordnete Punkte sollen in den allgemeinen Abmachungen noch Berücksichtigung finden. Tie Zustimmung Englands zu diesem Vertrag sei sicher.
London, 18. April. Ter „Standard" meldet aus Tanger: Es verlautet, daß der Sultan beabsichtigt, einen Prinzen als Gesandten nach Berlin zu schicken in Erwiderung des Besuchs des Kaisers. Ter Vertreter des Sultans werde wahrscheinlich auch andere Länder besuchen, um Teilnahme für die marokkanische Sache in der gegenwärtigen Krise zu erregen.
-s- Berlin, 19. April. Ter französische Botschafter soll seinen gestrigen gewöhnlichen Tienstagsbesuch im Auswärtigen Amt zu einem Gespräch über Marokko benützt haben, lieber das Gespräch verlautet noch nichts.
Der Kolonialkrieg in Lüdweftafrika
)?( Kapstadt, 18. April. Tas Verbot der Einfuhr von Ochsen und Schafen aus der Kap-Kolonie nach Tamaraland über Angra-Pequena ist aufgehoben worden. Tas Verbot wird auch für die Einfuhr über Swakop- mund in Wegfall kommen, ivenn bis zun, 27. April kein neuer Fall von Vieherkrankung vorkommt.
Die Laae in Kunland
X Moskau, 18. April. Ter Mörder des Großfürsten Sergius, namens Koliajew, ist zum Tode verurteilt worden. Bei der Verhandlung im Senat war die Oeffentlichkeit ausgeschlossen.
Berlin, 18. April. Ter neue Polizeimeister von Czenstochau wurde vergiftet.
Krieg in Ostasien.
Mir dem Schicksal der baltischen Flotte beschäftigen sich in England die „Sachverständigen" eifrig. Ein solcher „Sachverständiger", der seine Ansichten im „Tally Graphic" zum Besten gibt, meint: Wenn der russische Admiral die Schiffe, die in der bevorstehenden Schlacht nicht zu gebrauchen seien, auf einem Umwege nach Wladiwostok schicke, so würden Togos Schwierigkeiten dadurch gesteigert werden, weil die Schwäche der japanischer! Flotte ihm nicht erlauben würde, mit beiden Teilen Fühlung zu behalten. Er würde sich auf der Straße der Hauptkampfflotte der Russen konzentrieren, mit derselben unbeugsamen Entschlossenheit, mit der er die Kreuzer von Wladiwostok ignorierte, bis das Kriegsglück ihm zu deren Berücksichtigung die nötigen Schiffe freimachte. Admiral Togo könne nichts lieber sein, als ein Vorrücken der Russen in einer schrverfällig sich bewegenden Masse. Ties würde ihm gestatten, den Unterschied in der Stärke an Linienschiffen durch die taktische Verwendung seiner schnellen Schiffe auszugleichen. Wenn Togo mit seinen vier Linienschiffen den Kampf aufnehme, so setze er den ganzen Kriegserfolg und das Geschick seines Landes auf eine Karte. Ter englische „Sachverständige" ist daher der Ansicht, daß der russische Admiral nichts Besseres tun könne, als Togos, aus vier Linienschiffen und acht gepanzerten Kreuzern bestehende Panzerflotte anzugreifen, um so mehr, als die gepanzerten Kreuzer infolge der plötzlichen Wendung, die der Seekrieg genommen habe, nicht ihre volle Kampfstärke haben dürften. Ter russische Admiral könne außerdem im Gegensatz zu dem japanischen darauf hoffen, daß weitere Schiffe folgen tverden. Zu Togos Gunsten spreche, daß er etwa 70 Torpedoboote gegen die russische Flotte verwenden könne, ohne von den neun Zerstörern der Russen, die nach der langen Reise kaum Bedeutendes zu leisten imstande sein dürften, etwas befürchten zu müssen. Habe doch auch die russische Torpedoflotte von Port Arthur nichts geleistet, obgleich die japanische Schlachtschiffsflotte immer nahe genug war, unr beobachtet zu werden.
„Tanke!" erwiderte-Gaultier zulangend. „Ich erfuhr ganz zufällig von Ihrer Anwesenheit in Paris und erzählte es meinem Freunde hier, der sich außerordentlich für die armenischen Flüchtlinge in London interessiert. Er wünschte Ihre Bekanntschaft zu machen und so habe ich mir erlaubt, ihn mitzubringen. Es ist Herr Reginald Brett, ein englischer Mvokat, der sich viel mit den türkischen Reformbewegungen beschäftigt."
„Freut mich. Sie kennen zu lernen," wandte sich der geschmeidige Orientale-zu Brett. „Es ist mir stets angenehm, einflußreichen Männern zu begegnen, die ein richtiges Verständnis für unsere Verhältnisse besitzen und Teilnahme für ein Volk empfinden, das unter dein Joch einer beschränkten, despotischen Regierung leidet."
Er sprach mit der Gewandtheit eines geborenen Agitators, mochte sich im stillen aber wohl fragen, was der eigentliche Grund des Besuches war, den der englische Advokat ihm abstattete.
„Tas Vergnügen ist ganz auf meiner Seite," bemerkte Brett, der entschlossen war, den Türken bei der ersten Gelegenheit aus seiner scheinbaren Ruhe aufzustören. „Ihr Name ist in England wohl bekannt, ja an einigen Orten wird er sogar gefürchtet — in dieser Welt stets ein Zeichen des Erfolges."
Hussein-ul-Mulk stutzte, blieb aber äußerlich vollkommen gelassen. „Ich wußte nicht," erwiderte er glattzüngig, „daß meine englischen Freunde die geringen Tienste, die ich meinem Vaterlande zu leisten vermag, so hoch anschlagen würden."
„Ein Mann wie Sic," entgegnete Brett mit vielsagendem Lächeln, „bleibt nicht unbeachtet. Ich habe allen Grund, zu glaub n, daß Ihre jetzigen Bestrebungen in hohem Grade die Aufmerksamkeit des Auswärtigen Amtes erweckt haben." Forts folgt.
Japan und Frankreich.
Paris, 18. April. Bisher erhielt die Regierung keinen offiziellen Einspruch Japans gegen das Verweilen des russischen Geschwaders an der Mste Cochinchinas. Es hat den Anschein, daß der französische Admiral den Admiral Roschdjestwensti vollkommen korrekt über die Höchstdauer seines Aufenthalts unterrichtete, und man ist hier einigermaßen erstaunt, daß in drohendem Tone gegen Frankreich gehaltene Tepcschen in dieser Angelegenheit über London aus Tokio kommen.
)-( T o kä o, 18. April. Reuter. Tie öffentliche Meinung in Japan isterregt durch die Ga st freun d s ch aft die der russischen Flotte in den französischen Gewässern gewährt wird und fängt an, sich zu erhitzen. Tic Zeitungen fordern die Regierung auf, strengere Maßregeln als bloßen Protest zu ergreifen. Es sei jetzt notwendig, England förmlich zu benachrichtigen und seine Mitwirkung gemäß der Allianz Abmachung zu gewinnen. — Tas Blatt „Aschi" sagt, Frankreich habe die Anwesenheit der Russen wohlüberlegt geheim gehalten. Es hofft, daß die Regierung entschieden handeln werde.
Die Lage zur See.
Tokio, 18. April, lieber Gensan in Korea ist der Belage rungszu st and erklärt worden. T-iese Maßnahme ist bedingt durch die Annahme, daß dir Wladiwostok-Flotte bei der Annäherung der baltischen Flotte einen Ausfall gegen Gensan richten werde.
Singapore, 18. April. Ter Tampfer Prinz Heinrich berichtet: Als er russische Schiffe in der Kam- ranh-Bucht liegen sah, seien die Kreuzer Timitri, Donskoi und Rion als Spähschiffe vor der Bucht tätig gewesen. Ein Schlepper brachte Kohlen schiffe längsseits der Kriegsschiffe, die Kohlen nahmen; auch tvurden den Schiffen durch viele Boote Vorräte zugeführt.
Tokio, 18. April. Am Sonntag hieß es hier, Schiffe des baltischen Geschwaders lägen in der Nähe von Hongkong, auch lägen 5 Kohlcnschiffe bei einer 5 Meilen von Hongkong entfernten Insel vor Anker.
Tokio, 18. April. Die Pescadores-Jnseln sind unter Kriegs recht gestellt worden. Alle Schiffe müssen 7 Meilen vom Gestade entfernt bleiben. Schiffe von Neutralen müssen zur Anfahrt in den Hafen von Kelung die Erlaubnis der japanischen Behörden nachsuchen.
Hon gkong, 18. April. Ein Tampfer hat am Freitag auf der Höhe von Bombay-Reef eine starke Kreuzerflotte gesichtet, die südwärts fuhr und lebhaft nrit den Scheinwerfern arbeitete, doch konnte er nicht erkennen, ob es japanische oder russische Kreuzer waren.
)-( Saigon, 18. April. Agence Havas. Es bestätigt sich, daß in mehreren Handelshäusern bedeutende E inkäufe gemacht und einem Teile des russischen Geschwaders auf der Höhe der Küste von Jndochina übermittelt worden sind.
London, 18. April. Admiral Roschdjestwcnski hat, wie die „Times" aus bester Quelle erfährt, Mittel gefunden, um die russische Admiralität Über seine Beweg
ungen zu unterrichten. Ein russischer Kauffahrer sog d-u
K abe l bei Formosa durchschnitten haben
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In der Mandschurei.
)-( Tokio, 18. April. Reuter. Tie russische Streitmacht, die auf der Linie Tschantschun-Kirtn urch südlich dieser Linie konzentriert ist, wird auf 2 Ochogh M a n u geschätzt. Rach einer endgiltigen Aufstellung wur. den in Port Arthur 41,600 Mann gefangen genommen.
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Z London, 18. April. Japan beabsichtigt die Ausgabe einer- neuen inneren 6 prozentigen Anleihe von 100 Millionen Aen. 2ki der hiesigen Börse herrscht hierüber Verstimmung; die japanischen Werte sanken.
Gerichtssaal.
Ein Diener der Kirche als politischer Agitator.
Mainz, 16. itlprll. Bor der Strafkammer sollte die Verhandlung gegen den Chefredakteur der Mainzer „Volkszeitung", Landtagsabgeordneten und Stadtverord- 1 neten Adelung, und den Chefredakteur der Wormser „Volkszeitnng", Dr. Dämmert, wegen Beleidigung des kath. Pfarre. Wieland von Gundheim bei Worms statt- finden. Pfaec . Wieland hat den Strafantrag zurück- gezogen. Tie Geschichte des Prozesses ist folgende: Bei den letzten Gemeinderatswahlen in Gundheim, aber auch bei ben Reichs- und Landtagswahlen soll Pfarrer Wieland wiederholt von der Kanzel herab seinen Gemeinde- Mitgliedern als Pflicht auferlegt haben, nicht nur sitz die Zentr umstand idaten zu stimmen, sondern auch ihren ganzen Einfluß anfzübieten, damit die Zentrums- kandidaten alsSiege r aus der Wahl hervorgehen. Ten- jenigen, die dieser Pflicht nicht Nachkommen, soll mit dir Verweigerung des heiligen Abendmahls, der Sterbesakramente, der Absolution ustv gedroht worden sein. Einer totkranken Frau soll der Pfarrer die Spendung der Sakramente verweigert haben, tveil deren Mann für den liberalen Kandidaten gestimmt hatte. Einem Austräger der Wormser „Volkszeitung" soll der Pfarrer mit der Verweigerung der Absolution ustv. für sich und seine Angehörigen gedroht haben, wenn er weiter für die genannte Zeitung tätig sei. Am Tage der Gemeinderatswahl soll der Pfarrer mehrfach den Versuch geinacht haben, ihm genehme Wähler zur Wahlurne zu schleppen. Einen alten, kränklichen Mann, den seine Angehörigen zur eigenen Sicherheit ein- geschlossen hatten, soll er versucht haben, aus dem Fenster zu zerren. Es soll dadurch ein großer Auflauf entstanden sein. Tie Frau eines Gemeinderatsmitgliedes soll dabei dem Pfarrer zugernfen haben: Gehen Sie in die Kirche und predigen Sie Gotte sWort! Biele Wähler sollen zu dem Pfarrer gesagt haben: Gehen Sie doch in die Kirche, anstatt auf der Gasse her umzu laufen. Ter Pfarrer soll ferner in das Haus eines von der Gegenseite aufgestellten Gemeinderats- Kandidaten eingedrungen und ihn im Beisein seiner auf dem Sterbebette liegenden alten Mutter aufgefordert
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Ueberficht des Seekriegsschauplatzes in Ostafie».