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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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telelon Nr. 4l.
Amtsblatt für die Atadt Mldbad.
Verkündigungsblatt
der Kgl. Forstämter wildbad, Meistern, Enzklösterle rc.
Zeitung für Politik, Unterhaltung und Anzeigen.
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Wildbad, Donnerstag den LS. April
«1.93
Passion.
Viele Unduldsame betrauern morgen wieder den Kreuzestod des Duldsamsten.
Nicht alle, aber manche von Teneu, die sich berufen Wen, die Führer und Wächter der Trauerkundgebung und der Passionsstimmung zu sein, sind durch ihren Eifer lliif die Irrwege Terer verleitet worden, die Jesus die Pharisäer und die Selbstgerechten genannt hat.
Tie Passionszeit zeigt den Widerspruch am lebhaftesten, der darin besteht, daß man den Namen Jesus laut im Munde führt, gleichzeitig aber unduldsam und Hoßend gegen Andere ist.
Es sind der Beispiele dafür viele; die Zeitungen müssen jahraus jahrein eine Unmasse von Unduldsamkeiten registrieren — nicht aus Freude an diesen Ver- Sssmtlichungen, sondern zwecks Bekämpfung solcher Erscheinungen. Und wieviele Fälle mögen den Weg in die Presse gar nicht finden?
Aber heute soll nicht von Einzelfällen geredet werden.; 6 sei nur der Pflicht genügt, auszusprechen, daß der weitverbreitete Geist, dem diese Unduldsamkeiten entspringen, dem Geiste Jesu zuwiderläuft.
Welcher Tag wäre geeigneter als der Karfreitag, m protestieren gegen den in der Welt vielfach getriebenen Mißbrauch des Namens Jesu?
Ter krasseste Mißbrauch in der Gegenwart wird im ^asiatischen Krieg getrieben, wo im Namen des Christentums, also wohl auch im Namen Jesu, Hunderttausende »on Familien unglücklich gemacht, das größte Leid und größte Elend über einen ganzen Weltteil gebracht wird. „Im Namen des Christentunis"! In Wirklichkeit im Namen der Raub- und Machtgier und des Barbarismus.
Machtgier und Eigensinn sind auch sonst häufig die Ursachen zu Mißbräuchen des christlichen Wortes.
Tie Passion erinnert daran, daß der Nazarener für Liebe und Duldsamkeit — für die Erlösung der Menschen aus Not und Pein sein Leben gelassen hat. Tie Trauer » dm Gekreuzigten verschärft sich durch das Bewußtsein, daß die Verbreitung von so viel Not und Pein häufig noch im Namen des Erlösers geschieht!
Der Eisenbahnerstreik in Italien.
Seit dem dreitägigen Generalstreik der italienischen Eisenbahner aus Anlaß der Niederschießung von strei- imdm Landarbeitern durch Karabinieri sind die italienischen Eisenbahner nicht wieder zur Ruhe gekommen. Tie Agitation wurde besonders lebhaft, als Ministerpräsident Giolitti der Kammer einen Gesetzentwurf vorlegen ließ, durch den mit der Verstaatlichung eines großen
Die Diamanten des Sultans.
Kriminalroman von Louis Tracy.
Nachdruck vrrdoli».
Fortsetzung.
Viertes Kapitel.
Hussein-ul-Mulk.
Pünktlich um halb zwölf Uhr stellte Gaultier sich M Grand Hotel ein. Er fand Brett, der sich durch einen ^rzm Schlaf und ein tüchtiges Frühstück gestärkt hatte, «reits seiner wartend.
„Nun," begann der Advokat, nachdem sie ihre Marren angezündet hatten, „Sie sagten mir heute früh, daß Sie diesen Hussein-ul-Mulk kennen."
„Gewiß," nickte Gaultier, „und noch mehr — ich ^ inzwischen seine Adresse ausfindig gemacht. Er W sie nämlich einem unserer Gesandtschaftsattaches, der M für die jungtürkische Partei, deren Führer Hussein A, lebhaft interessiert."
^ „Lautet diese Adresse vielleicht Rue Barbette " Mterbrach ihn der Advokat.
. Gaultier schaute überrascht auf. „Ja, wenn Sie ^» bereits wußten," sagte er fast ärgerlich, „brauchte H ße doch nicht erst zu ermitteln."
... "Es war ja nur eine Vermutung meinerseits", berechtigte ihn Brett, und dann erzählte er ihm sein -wenbuer mit dem Genossen ihres Reisegefährten.
; - E Kurier horchte hoch auf. „Sie halten wirk- ! ^ überall die Augen offen, Herr Brett," sagte er in
Teils der italienischen Eisenbahnen, die im freien Dienstverhältnis stehenden Eisenbahner in ein Staatsbeamtenverhältnis übergeführt und gleichzeitig des freien Koa- litions- und Streikrechts beraubt werden sollten. Es kam damals allerdings nicht zum direkten Streik, die Angestellten suchten durch das mildere Mittel der Obstruktion die Streichung der gegen ihre freie Organisation gerichteten Bestimmungen aus der Gesetzesvorlage herbeizuführen. Und es schien wirklich, als sollten sie Erfolg haben. Ministerpräsident Giolitti schied wegen einer Influenza, die ihn gerade in diesem kritischen politischen Augenblick befiel, Anfangs März aus dem Amte. Aber das italienische Ministerium gab auch nach Giolittis Rücktritt die Sache noch nicht verloren; es dauerte zwar ziemlich lange, bis es in dem gegenwärtigen Ministerpräsidenten Fortis ein neues Haupt fand, und die Krisis forderte noch einige andere Minister als Opfer, aber nach seiner Rekonstruktion nahm das neue Ministerium die alte Eisenbahnverstaatlichungs-Vorlage wieder auf. Tie Organisationen der Eisenbahner protestierten abermals und suchten mit dem Ministerium die Gegensätze zu beseitigen. Tie Minister verhielten sich aber ablehnend, und so wurde am Sonntag der Generalstreik proklamiert, der bereits am Montag früh 6 Uhr beginnen sollte.
Nach den vorliegenden Nachrichten ist allerdings an einen vollständigen Generalstreik nicht zu denken. Noch verkehren ziemlich viel Züge und die Regierung sucht durch Einstellung von Geniesoldaten und starkes Militär- aufgeibot zum Schutz der Arbeitswilligen und zur Bewachung der Züge und Bahnhöfe den Verkehr wenigstens notdürftig aufrecht zu erhalten. Wie weit das gelingen wird, kann man zur Zeit noch nicht sagen; das aber ist sicher, daß die italienische Fremden-Jndustrie, die sonst zur Osterzeit mit einem besonders starken Zustrom von Vergnügungsreisenden rechnet, diesmal einen starken Ausfall zu verzeichnen haben wird. Tie Eisenbahner haben sich zu ihrem Generalstreik eine sehr günstige Zeit gewählt, und wenn sie imstande sind, den Unmut der Bevölkerung von sich abzulenken und damit die Regierung zu belasten, so dürfte auch für das Ministerium Fortis der Eisenbahnerstreik recht unangenehm werden, trotz der Zustimmung, die dem Ministerpräsidenten von der Mehrheit der Kammer gezollt wurde, als er sehr energisch gegen die Streikenden Stellung nahm.
Politische Rundschau.
England. Einen Gesetzentwurf zur Beschränkung der Einwanderung hat die Regierung eingebracht. Er wurde in erster Lesung angenommen.
bewunderndem Ton. „Möchte nur wissen, weshalb der Mensch mir nachgegangen ist."
„O, das läßt sich leicht erklären," entgegnete Brett. „Ter Franzose fing wahrscheinlich den Namen Hussein- ul-Mulk auf und wollte auskundschaften, in welcher Beziehung Sie etwa zu dem Betreffenden ständen."
„Das ist möglich," gab Gaultier zu. „In welcher Weise kann ich Ihnen nun dienlich sein?"
„Indem Sie mich bei Hussein einführen."
„Sehr gern! Aber als was?"
Brett lachte. „Sagen Sie ihm, ich sei eine Art Parteigänger, jemcnrd, der sich für seine Bestrebungen! interessiere."
Gaultier schien dieser Vorschlag nicht recht zu behagen. Als Regierungsbeamter war es ihm keineswegs angenehm, sich in irgend eine Sache mit politischem Beigeschmack verwickelt zu sehen.
„Könnten Sie sich, nicht in einer anderen Eigenschaft vorstellen?" fragte er zögernd.
„O, mit Leichtigkeit," kam ihn: Brett entgegen. „Sagen Sie, ich sei einer Ihrer Freunde, der sich für türkische Zigaretten und Teppiche interessiere. Einmal ihm gegenüber, werde ich schon wissen, die mir nötigen Informationen zu erlangen."
Gaultier sah auf seine Uhr. „Ich denke, der Zeitpunkt ist günstig. Wir könnten jetzt in die Rue Barbette fahren."
Brett war damit einverstanden.
Als sie ihr Ziel erreicht und vom Concierge er-
1905
Frankreich. Gewisse Anspielungen, die im Senat bei den Budgetberatungen hinsichtlich neuer außerordentlicher Ausgaben im Betrag von einer Milliarde gemacht wurden, sollen sich auf neue Befestigungsarbeiten an der Ostgrenze beziehen.
H Baihinge« a. F., 18. April. In einer sozialdemokratischen Konferenz für den 1. Wahlkreis kam auch die Frage zur Sprache, ob der Abg. H i l- denbrand bei ^en nächsten Landtagswahlen außer in Stuttgart-Amt auch in Rottweil kandidieren dürfe. Es wurde ein Antrag angenommen, wonach gegen eine weitere Kandidatur Hildenbrands außer der im 1. Wahlkreis grundsätzlich nichts eingewendet wird.
-j- Paris, 18. April. Die Kammer beschäftigte sich heute mit den Vorgängen in Limoges. Es wurde eine Tagesordnung angenommen, die den Opfern der Unruhen und ihren Familien das Mitgefühl der Kammer ausspricht und dem Vertrauen Ausdruck gibt, daß di« Regierung den bedauerlichen und schmerzlichen Konflikt so schnell wie möglich beilegen und zur Lösung bringen werde.
Eifenbahuerausstand in Italien.
Rom, 17. April. Tie Teputiertenkammer begann heute mit der Beratung über das Projekt betr. den Betrieb der Eisenbahnen durch den Staat.
8 Rom, 18. April. Tie Expreßzüge und direkten Züge nach der Adria gingen regelmäßig ab.
Z Mailand, 18. April. Ter Personenzugverkehr wickelt sich regelmäßig ab, da die Hälfte des Personals seinen Dienst versieht. Tie Güteranhäufung auf dem Güterbahnhof ist ganz bedeutend, weil hier der Ausstand sich fast auf sämtliche Beamte erstreckt. Im Bahnhofe von Porta Sempione stehen 3000 Wagen.
8 Rom, 18. April. Tie Morgenblätter melden den vollständigen Mißerfolg der ausständigen Eisenbahner. Tie Zahl der Züge wird heute auf allen Linien eine Vermehrung erfahren.
8 Rom, 19. April. Tie Zahl der Arbeitswilligen hat gestern abend noch stark zugenommen. Von Ancona traf gestern eür Sonderzug mit Pilgern ein.
Marokko.
Paris, 18. April. Ter Berliner Korrespondent des „Echo de Paris" will erfahren hüben, daß ein Abkommen zwischen Frankreich und Deutschland unmittelbar vor dem Abschluß stehe, und zwar auf folgender Grundlage: Frankreich erkennt für Deutschland das Prinzip der offenen Tür an und erfahren hatten, daß der Türke zu Haufe war, begaben sie sich in das zweite Stockwerk. „Vergessen Sie nicht," warnte Gaultier seinen Gefährten, „daß ich es Ihnen überlasse, mit Hussein fertig zu werden. Er würde sofort mißtrauisch gegen mich fein, wenn er merkte, daß ich mich in Intrigen einlasse."
„Beruhigen Sie sich," lachte Brett, „ich denke, es wird mir schon gelingen, sein Interesse zu erregen."
Oben angelangt, klopfte Gaultier an eine Türe. Sie wurde vorsichtig geöffnet und ein alter Türke fragte halblaut nach ihrem Begehr. Ter Kurier gab seine Karte ab, die der Treuer st irrem Herrn brachte, nachdem er den Besuchern die Türe vor d.r Nase zugemacht hatte.
„Na, die sehen sich vor!" oemerüe Gaultier eise.
„Ganz recht," nickte Brett, „allein sie begehen damit einen großen Fehler, denn solch ängstliches Gebühren erweckt naturgemäß Verdacht."
Inzwischen kehrte der Türke zurück, um sie in ein großes, geräumiges Zimmer zu geleiten, wo sie von einem jungen Manne empfangen wurden. Eine hohe, imponierende Erscheinung, das Phlegma des Orientalen zur Schau tragend, obgleich es einem scharfen Beobachter nicht entgangen wäre, daß sich eine gewisse Unruhe in seinen Zügen spiegelte.
„Ah, mein lieber Gaultier," begrüßte er den Kurier in fließendem Französisch. „Freut mich. Sie zu sehen. Wußte gar nicht, wo Sie waren. Habmi Sie Zeit, eine Zigarette zu rauchen?" Und er hielt ihm sein offenes Zigaretten-Etui hin.